Unschuld auf Leben & Tod von BexChan (*~ Seikatsu mujitsu to shi ~*) ================================================================================ Kapitel 10: Auf dem Dach ------------------------ Es war mitten in der Nacht, der Vollmond stand hoch am Himmel und die Grillen zirpten leise ihre Melodien. Es war sehr warm gewesen und Kinsho konnte im Gegensatz zu den anderen nicht schlafen. Wie er es schon häufig bei seiner alten Wohnung gemacht hatte, hatte er sich auch diese Nacht auf das Dach des riesigen Hauses gesetzt und betrachtete die Sterne als auch die Stadt, die in der Ferne lag. Sein Kopf kreiste um so viele Dinge, die er immer noch nicht verstand. Schließlich wurde er doch aus seinen Gedanken gerissen als Louis plötzlich auftauchte und sich neben ihn setzte. "Wunderschöne Nacht, nicht wahr? Was machst du alleine hier draußen?" Kinsho zog die Beine an seinen Körper und umschlang sie mit seinen Armen. "Ach, ich...musste über so vieles nachdenken. Ich habe so viele Fragen und hoffe, dass du mir Antworten geben könntest. Ich weiß nicht, wie ich mit all dem umgehen soll." Kinsho blickte Louis fragend an, dieser hatte einen sehr ausdruckslosen Gesichtsausdruck aufgesetzt und starrte schließlich in Richtung Stadt. "Du fragst dich, wieso dir das gerade alles passiert. Warum deine Freunde das sind, was sie sind und warum gerade du das bist, was du verkörperst. Das Leben in all seinen Farben und Formen, das, was diese ganze Welt ausmacht." Kinsho nickte. "Das, Kinsho, das haben sich die vorherigen Leben auch gefragt. Alle, die den Namen Seimei trugen, all jene, die das gleiche Schicksal ereilte so wie du. Sie alle wussten damit nichts anzufangen bis sie Antworten auf all ihre Fragen bekommen hatten." Kinsho hörte aufmerksam zu. "Und kannst du mir mehr erzählen?" Der Blonde sah wieder auf die Stadt. "Seit Anbeginn der Zeit musste ein Gleichgewicht auf der Erde bestehen. Das Gleichgewicht wirkte sich zwischen Leben und Tod aus. Das eine stand für alles Gute und Schöne, das andere für alles Böse und Schlechte. Und seit es die Welt gab, wurden zwei Menschen geboren, die das Schicksal von Leben und Tod teilten. Sie waren die Geschöpfe, die über das Leben als auch über den Tod herrschten. Zu Anfang waren sie genauso unwissend wie du, haben sich mit dieser Aufgabe und der daraus wachsenden Verantwortung überfordert gefühlt, doch letztendlich traten sie ihrem Schicksal mutig entgegen. Sie entfachten ihre Kräfte und schafften das Gleichgewicht zwischen Himmel und Erde." Kinsho blickte sich auf die Hände. "Ich verstehe. Aber...wie kommst du darauf dass ich das Leben sein soll und...warum ist dieser Dämon hinter mir her?" Louis starrte Kinsho einen Moment an bevor er weiter berichtete. "Auf das erste kann ich dir keine genaue Antwort geben. Das Leben wird geboren wenn sein Vorgänger stirbt oder ein Kind geboren hatte und wie es scheint, hat das Schicksal dich auserwählt. Und um zu deiner zweiten Frage zu kommen, genau das ist es, wofür der Tod sorgen musste und das jedes Mal wenn beide neu geboren wurden. Der Tod musste das Leben beschützen aber nicht nur wegen seienr bloßen Existenz, sondern wegen des Lebens Unschuld. Es mag jetzt merkwürdig klingen aber die Unschuld ist genau das, was das Leben ausmacht. Es ist so, Kinsho. Das Leben ist unschuldig und unbefleckt, es ist das reinste Wesen, dass auf diesem Planeten existiert. So lange es noch seine Unschuld besitzt, kann es seine wahren Kräfte nicht entfalten. Der Dämon, der deinen Bruder angegriffen hatte, ist schon seid Anbeginn der Zeit hinter der Unschuld des Lebens her. Wird er sie dir nehmen, bedeutet das das Ende der ganzen Welt. Aus diesem Grund bin ich hierher gekommen um dich zu beschützen." Kinshos Blick hatte sich zu einer verängstigten Miene mit aufgerissenen Augen verwandelt und sein Körper zitterte leicht. Louis griff sanft nach dessen Hand und Kinsho schaute ihn fragend an. "Bitte verzeih, dass ich dich täuschen musste, Kinsho. Aber als ich dich gefunden hatte, wusste ich mir keinen Rat wie ich mich dir am besten annähern sollte. Deswegen habe ich mich als Louisa ausgegeben um dir näher zu kommen. Auch wenn ich damit riskiert habe dass du mich letzten Endes für meine Täuschung hassen und mir nicht zuhören würdest. Ich konnte deinen Groll gut verstehen." Schließlich schüttelte Kinsho ehrgeizig den Kopf und versuchte zu lächeln. "Nein, das ist mittlerweile vollkommen für mich in Ordnung. Aber du hast Recht, ich war sehr überrumpelt von all dem und wusste nichts damit anzufangen. Weißt du, ich wollte mich endlich richtig verlieben. An meiner Schule dachten immer alle, dass ich auf Männer stehen würde weil ich so weiblich aussehe und mich auch sehr wie ein Mädchen gebe. Ich wollte mich in ein Mädchen verlieben um den anderen zu zeigen, dass ich nicht so bin wie sie dachten aber das war falsch, oder?" Louis seufzte. "Du lebst doch nicht um so zu sein wie andere dich gerne hätten. Aber in einer Sache muss ich den anderen Schülern Recht geben, du bist wirklich sehr weiblich aber ich kann dir auch sagen, wieso. Weil nämlich alle Leben zuvor Frauen waren bis auf das letzte Leben. Dieses war nämlich auch ein Mann." Kinsho riss die Augen auf. Er war erstaunt über diese Antwort. "Wirklich? Also bin ich nicht das einzige Leben, dass als Mann wiedergeboren wurde?" Kopfschüttelnd blickte Louis ihn an. "Nein, das letzte Leben war das erste, dass als Mann wiedergeboren wurde. Auch er fand den Tod, nur weißt du was hier die Ironie war? Zum ersten Mal waren Leben und Tod beides Männer. Sie verliebten sich sogar ineinander, doch um die Blutlinie aufrecht zu erhalten, schliefen beide mit einer Frau, die sie nicht liebten um ihre Nachfahren zu zeugen." Nun musste Kinsho lachen. "Oh mein Gott, das hätte ich jetzt nicht gedacht. Irgendwie schon merkwürdig was das Schicksal für uns bereit hält, nicht wahr?" Louis sah Kinsho nun zum ersten Mal aus vollem Herzen lächeln und freute sich innerlich sehr darüber. "Kinsho, mich würde aber mal interessieren, was du so magst." Darauf blickte Kinsho Louis erstaunt an, doch schon begann er zu erzählen. "Nun ich liebe es lange zu schlafen, wenn man mich nicht ausschalfen lässt, kann ich unaustehlich sein, also eine richtige Kratzbürste. Ich liebe meinen kleinen Bruder und meine Freunde über alles, ich würde sogar mein Leben für sie geben. Ich liebe hohe Chucks, ich kann da besser drauf gehen als auf flachen Absätzen und kleide mich im Sommer gerne sehr freizügig. Ansonsten gehe ich gerne einkaufen, Shoppen finde ich klasse und ich liebe es mit Akio im Supermarkt einkaufen zu gehen. Aber mein größtes Hobby ist kochen und backen. Ja, backen sogar noch mehr. Akio sagt immer, dass ich die besten Törtchen und Kuchen backen könnte, besser als jede Konditorei." An Louis Blick machte Kinsho feste dass er gerade sehr überrumpelt war und er musste lachen. "Das war jetzt wohl etwas zu viel, oder? Was hast du denn für Hobbies?" Darauf wusste Louis kaum was zu sagen. "Ich...ich weiß nicht, ich...habe gar keine Hobbies." Das kam für Kinsho jetzt sehr überraschend aber irgendwie hatte er das Gefühl dass Louis kein angenehmens Leben geführt haben muss. "Dann...werden wir das bald ändern, Louis." Er lächelte den Blondhaarigen an, der schließlich wieder auf die Stadt sah. Für eine Weile saßen sie einfach nur ruhig da, bis Kinsho ganz plötzlich und unerwartet sich an Louis anlehnte. Dieser wirkte etwas überrascht. "Du bist so angenehm warm. Ich...möchte dir vertrauen, Louis. Bitte...ich...habe Angst." Der Blondhaarige sagte nichts, doch legte er ganz sanft seinen Arm um den Jungen, drückte ihn so sanft wie er konnte gegen sich und streichelte ihn mit einer Hand durch das schöne Gesicht. Kinsho spürte eine angenehme Wärme und schloß verträumt die Augen. Sein Herz pochte leise und er hörte Louis Flüstern an seinem Ohr. "Ich werde dich für immer beschützen, Kinsho. Egal, was kommt." Damit berührten seine sanften Lippen zärtlich Kinshos Stirn, dieser wurde rot. Eine ganze Weile verharrten sie so auf dem Dach, genoßen die frische Nachtluft und lauschten den Klängen der Natur. "Wir sollten reingehen. Es ist spät." Louis nickte zustimmend. Er ließ Kinsho sanft aus seinem Arm gleiten doch bevor dieser durch das Fenster wieder einsteigen konnte, hob er den ahnunglosen Jungen hoch. "Was tust du?" Der Blonde grinste. "Halt dich feste!" Mit einem gewagten Satz sprangen sie zusammen zu Boden, wo sie leicht wie eine Feder aufkamen, Kinsho festgekrallt in Louis Kleidern. Langsam ließ er den Schwarzhaarigen runter, der sich vor Schreck kaum auf den Beinen halten konnte. "Da wären wir." Zitternd und mit aufgerissenen Augen musterte Kinsho den Blonden. "Mach...das...nicht...noch einmal. Gott, hab ich mich erschrocken." Louis strich ihm sanft die gelbe Strähne aus dem Gesicht. Sein Lächeln dabei war so warm und zart, dass Kinsho auf einmal nur das Pochen seines Herzens wahrnahm. "Ich mag dich, Kinsho." Seine Hand glitt sanft über die Wange des Schwarzhaarigen und zog sie anschließend wieder zurück. "Ich...mag dich auch, Louis. Gute Nacht." Langsam schritt Kinsho die Stufen zu seinem Zimmer hoch, Louis blickte ihm verträumt hinterher. "Du...bist ganz anders als die vorherigen Leben. Ich möchte mehr über dich erfahren, Kinsho. Du...bist außergewöhnlich und...was ganz besonderes für mich. Aber...das sollst du noch nicht erfahren. Gute Nacht." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)