Unschuld auf Leben & Tod von BexChan (*~ Seikatsu mujitsu to shi ~*) ================================================================================ Kapitel 2: Ein netter Abend --------------------------- Das Hochhaus war in sanftes Sonnenlicht gehüllt. Die Straße dorthin war mit grauen Asphalt gepflastert und das Hochhaus selber, in dem Kinsho und Akio lebten, wirkte zwar wie ein eher alter Plattenbau doch wurde er gerade neu restauriert. Das sah man da an der südlichen Außenwand ein Gerüst aus Bambusstangen aufgebaut war, worauf die Bauarbeiter hin- und hergehen konnten. In Japan war es üblich dass dort Gerüste für Bauarbeiten aus Bambus bestanden. Kinsho und Akio lebten im fünften Stock von sechs. Ihre Wohnung war nicht die größte, doch so wie sie war, so waren die beiden zufrieden. Es bestand aus ziemlich dünnen Wänden, die aus Stroh geflochten waren. Der Gang des kurzen Flures bis ins Wohnzimmer war so dünn dass A.J., wenn er zu Besuch kam mit Saru, seitlich gehen musste um hindurch zu kommen. Zur rechten war ein kleines Badezimmer mit einer kleinen Badewanne und die Küche war direkt rechts vom Wohnzimmer. Da sie insgesamt zu wenig Platz hatten, hatte Kinsho Akio sein Zimmer vor einigen Jahren überlassen und während Kinsho im Wohnzimmer auf seiner Futonmatte schlief, lag Akio meist in dem viel zu kleinen Zimmer, wo gerade mal eine Bettdecke und ein kleines Nachtschränkchen reinpasste. Über Akio waren ein paar ausziehbare Schränke, wo Kleidung und Bettwäsche drin lag und die einzigen elektronischen Geräte in der viel zu engen und kleinen Wohnung war Kinshos Laptop, ein alter Fernsehr und die Gerätschaften in der Küche. Und obwohl die Wohnung nicht viel bat, liebten die Brüder diese Wohnung. Im Sommer schien die Sonne nur zu gerne in das einzige Fenster im Wohnzimmer und bat den beiden eine sehr angenehme und gemütliche Atmosphäre. Häufig war es so wenn A.J. und Saru sogar Nachts zu Besuch kamen, ließ Kinsho den beiden die Feuerleiter runter, denn genau am Wohnzimmerfenster war eine Feuerleiter, die schließlich den Weg zu einer Treppe freigab und sie somit in Kinshos Wohnung eintreten konnten. Das war sehr hilfreich da selbst das kleinste Geräusch im Hausflur widerhallte, selbst wenn es ein Flüstern gewesen wäre. Als sie die Wohnung betraten, schmiss Akio als auch Kinsho einfach ihre Schulsachen in eine Ecke und während Akio die Küche stürmte um Kinsho die Utensilien zum Kochen bereitzustellen, ging Kinsho gähnend ins Bad, schmiss sich kaltes Wasser ins Gesicht und betrachtete wie er es so oft tat seine Augen im Spiegel. Dann zog er sich die hohen Chucks aus, streckte sich einen Moment und öffnete das Fenster im Wohnzimmer. Er lehnte sich etwas raus, sah runter auf die Straße und musste lächeln als er die blühenden Kirschblütenbäume auf den Straßenseiten sah. Sie hielten dieses Jahr sehr lange durch und es war immer wieder ein herrlicher Anblick. Auf einer Wiese hinter dem gegenüberliegenden Haus spielten Kinder und auf der Straße gingen verliebte Paare oder Eltern mit ihren Schützlingen. Kinsho atmete die kühle Luft ein, die in die Wohnung glitt. Zu dieser Jahreszeit war eine kühle Brise immer gerne gesehen und man hatte es auch dringend nötig. Schließlich wandte er sich seinem Laptop zu, der auf einem kleinen Schreibtisch stand und während Akio in der Küche das Radio eingeschalten und die Dinge zum Kochen rausgesucht hatte, schaltete Kinsho aufgeregt dien Laptop an. Er fragte sich, ob das Mädchen wieder online sei und ob sie sich auch schon so auf Sonntag freuen würde. Bei dem Gedanken wurde Kinsho richtig warm ums Herz und setzte sich hin. Der Desktop leuchte einige Sekunden später auf und MSN öffnete sich. Und da war sie. Seine Louisa, auf die sich Kinsho jeden Abend freute mit zu schreiben. Ihrem Bild zufolge hatte sie wunderschöne blonde Haare und strahlende blaue Augen. Kinsho errötete leicht und war entzückt vor Glück als sie ihm eine Nachricht schrieb. „Hallo, Kinsho. Ich habe die ganze Zeit auf die gewartet. Und wie war dein Tag? Du hast ja geschrieben dass du ab heute Sommerferien hast. Das freut mich für dich. Ich hab mich eher den ganzen Tag gelangweilt.“ Eine ganze Weile schrieb Kinsho angeregt mit Louisa und hatte gar nicht darauf geachtet dass Akio schon ungeduldig hinter ihm stand und darauf wartete dass Kinsho das Essen zubereitete. Schließlich schaute er seinem Bruder interessiert und neugierig über die Schulter und fing an zu grinsen. „Na, schreibst du wieder mit deiner Freundin? Der süßen Louisa?“ Kinsho erschrak in seinem Stuhl, drehte sich dann aber leicht gereizt zu Akio rum, der ihn breit angrinste. „Sie ist nicht meine Freundin! Ihr nehmt das alle auf die zu harte Schulter, ich muss sie doch erst mal kennenlernen, du kleines Nüsschen!“ Damit tätschelte Kinsho seinem Bruder den Kopf, verabschiedete sich von Louisa und ging in die Küche um das Essen zu zubereiten. „Also ich würde mich freuen wenn das was werden würde. Du bist schon so lange alleine, Bruder. Langsam wird es auch mal Zeit. Ich will ehrlich sein, es würde mir sogar nichts ausmachen wenn es ein Junge wäre. Wäre auch irgendwie niedlich.“ Während Akio sich eins ins Fäustchen grinste, sah Kinsho ihn leicht verstört an und bemerkte gar nicht wie ihm die Shrimps zu Boden fielen, er sie jedoch sofort wieder aufhob. „Ach, hör bloß auf, Akio! Ich bin zwar Bi aber ich würde es schon gerne mal mit einem Mädchen versuchen. Viele in der Schule ziehen mich ja schon damit auf, nur weil ich so weiblich aussehe auch einen Freund haben sollte. Lass mal gut sein.“ Akio musterte seinen Bruder nachdenklich. „Aber süß wäre es schon, Kinsho.“ Dieser lächelte und tippte Akio auf die Nase. „Sag das lieber A.J., du bist doch so vernarrt in ihn.“ Knallrot sah Akio weg und schmollte vor sich hin. „Pöh, lass mich doch. Ich gebe jedenfalls zu dass ich in ihn verliebt bin.“ Beim Essen blieben sie beide sehr ruhig und Kinsho blickte die ganze Zeit aus dem Fenster bis es dunkel draußen war. Später als Akio müde ins Bett gegangen war, und wenn er schlief, dann wie ein Stein, saß Kinsho noch am offenen Fenster und blickte in den sternenklaren Nachthimmel als er plötzlich spürte, wie jemand an der Feuerleiter rüttelte. Er hörte ein leises „Psst“ und erblickte A.J und Saru, die unten standen und ihm zuwinkten. Sofort ließ Kinsho leise die Leiter runter und als beide ins Wohnzimmer gestiegen kamen, musste Kinsho lächeln. „Dass ihr mich zu dieser späten Stunde noch besuchen kommt finde ich wirklich schön, nur was habt ihr euch dabei gedacht?“ A.J. pflanzte sich sofort mit Saru auf die Futonmatte und während A.J. anfing zu sprechen, zückte Kinsho eine gute Flasche Sake aus einem Holzschrank, die er aufbewahrt hatte und schenkte den beiden ein. „Wir dachten, du bist doch hier so alleine und bräuchtest ein bisschen Gesellschaft. Und so wie wir Akio kennen, ist der sicher wieder sehr früh schlafen gegangen.“ Alle drei mussten lachen bis Saru das Wort an Kinsho richtete. „Hör mal, wir dachten, wir sollten am Sonntag besser mitkommen. Was ist wenn es vielleicht doch irgendein Perverser ist oder ein Stalker? Du solltest lieber auf Nummer sicher gehen. Wir könnten dir ja heimlich folgen so dass keiner es bemerkt.“ Kinsho musste lachen, doch Saru schien es ersnt zu meinen. „Das ist echt lieb von euch aber ich denke, das wird nicht nötig sein. Was sollte denn schon großartig passieren? Ich bin stark, ich kann auf mich aufpassen.“ A.J. stellte das Glas ab und fuhr sich durch die endlos langen Haare. „Sei dir da mal nicht so sicher, da kann alles passieren. Und du bist kein Junge, eher ein starkes Mädchen!“ Kinsho verdrehte die Augen und knuffte A.J. in die Seite, während dieser lachend die Hände vor das Gesicht hielt. „Nein ernsthaft, Saru hat Recht. Lass uns besser mitkommen, du weißt nicht, wie solche Leute ticken. Zur Not können wir dir helfen.“ Kinsho lächelte und nahm noch einen Schluck aus seinem Glas. „Wirklich, das weiß ich zu schätzen aber seid mir bitte nicht böse. Ich möchte das gerne alleine machen, das ist mein erstes Date und wenn ihr dabei seid werde ich mich wohl immer und überall beobachtet fühlen.“ A.J. und Saru tauschten schweigend kühle Blicke aus bis Saru wieder das Wort fand. „Naja, wenn du meinst. Ich denke, dass dein Bruder dieselbe Meinung wie wir vertreten würde. Aber mal was anderes, freust du dich denn schon auf dein Date? Deine Louisa muss ja was ganz besonderes sein!“ Saru lachte und A.J. stimmte mit ein. „Hey, vielleicht ist es ja gar keine Frau, sondern ein gutaussehender Mann! Ich meine, sieh dir Kinsho an, Saru! Er ist die perfekte Frau!“ Beide lachten, doch Kinsho gefiel das gar nicht. „Jaja, macht euch nur über mich lustig! So sehr wie ihr euch darüber lustig macht, ich finde es nicht immer schön dass mich alle mit meinem Aussehen so aufziehen! Das ist nämlich genau das, was ich so hasse! Was glaubt ihr denn warum ich eine Freundin möchte? Genau deswegen!“ Saru legte einen Arm um Kinshos Schulter und lächelte sanft. „Tut uns leid, wirklich. Aber denkbar wäre es. Es wäre sicher auch voll niedlich wenn du einen lieben Freund hättest, der nicht nut toll aussehen würde, sondern auch noch lieb ist und dich beschützen könnte.“ A.J. stimmte nickend zu und Kinsho zuckte verträumt mit den Schultern. „Ja, möglich wäre es.“ Als die beiden später irgendwann mitten in der Nacht wieder gegangen waren, saß Kinsho vollkommen in sich gekehrt und in Gedanken versunken am Fenster und fragte sich, was das Schicksal so für ihn bereit hielt. Bis jetzt hatte er immer ein glückliches und zufriedenes Leben geführt, doch was wäre wenn sich das von einem auf den anderen Tag ändern würde? Er verdrängte den Gedanken und schob Louisa dazwischen. Kinsho freute sich zu sehr auf das Treffen am kommenden Sonntag und wollte sich nicht von derartigen Gedanken aus der Bahn bringen lassen. Mit klopfenden Herzen schwang er sich unter seine Bettdecke und sah noch einen Moment raus auf die Sterne bis er entgültig von der Müdigkeit erfasst wurde und einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)