Then we make Adventskalender von Niekas (Adventskalender 2010) ================================================================================ Kapitel 11: Frieden ------------------- Elftes Türchen: Frieden Toris hatte erwartet, dass dies ein Tag wie jeder andere werden würde: Er würde versuchen, sich von Gilbert fernzuhalten, und das auch schaffen, wenn Gilbert nicht gerade in einer seiner aggressiven Phasen war. Nein, halt – Gilbert kannte nur aggressive Phasen. Aber an schlechten Tagen sprang er mit dem blanken Schwert auf Toris los, sobald er ihn sah. An guten Tagen bewarf er ihn lediglich mit Katzendreck. Man musste sich mit wenig zufrieden geben, dachte Toris mit Galgenhumor. Das war das Geheimnis seines Glücks. Er stapfte durch den Schnee, den Bogen über die Schulter geworfen. Heute hatte er bei der Jagd nichts erlegt, sein Magen knurrte. Noch mehr wunderte es ihn allerdings, dass er Gilbert nicht getroffen hatte, obwohl er versehentlich recht nah an dessen Haus heran gekommen war. Etwas war heute nicht wie sonst, dachte er. Der verschneite Wald, der Himmel über seinem Kopf – etwas war anders. Er konnte nur nicht in Worte fassen, was es war. „Hey, du!“ Die Stimme schreckte ihn auf und ließ ihn instinktiv nach dem Messer an seinem Gürtel greifen. Vor ihm trat ein Junge hinter einem Baum hervor, etwas kleiner als er, blond und zierlich. Eine Pelzmütze saß schief auf seinem Kopf. „Wer bist du?“, fragte Toris, bevor er das hölzerne Kreuz erkannte, das aus dem Kragen des Jungen baumelte. Er schluckte. Von diesem Kreuz hielt er sich fern, wann immer es ging. Der Junge antwortete nicht und legte den Kopf schief. Die kleine Pelzmütze auf seinem Kopf rutschte noch weiter zur Seite. „Nichts gefangen?“ Toris schwieg. „Hast du Hunger?“ Die Frage verwirrte ihn. „N...nein“, antwortete er und nickte gleichzeitig zaghaft. Der Junge vor ihm blies die Backen auf. „Du bist ja mal total verwirrend.“ „Bin ich gar nicht.“ „Egal“, sagte der Junge und winkte ab. „Komm mit.“ „Wa...? Wieso denn?“ „Es gibt heute gutes Essen bei mir. Es wird dir schmecken.“ „Aber...“, begann Toris hilflos. „Aber ich bin...“ „Was?“ „...Heide.“ Der Junge runzelte die Stirn. „Mir doch egal“, sagte er entschieden. „Du bist ein verlorenes Schäfchen, das ist alles.“ „Ein was?“ „Jetzt komm schon mit!“, schnaufte der Junge und zog ihn an der Hand hinter sich her. „Heute ist Weihnachten, da kann ich doch nicht zusehen, dass du Hunger hast!“ Vollauf verwirrt folgte Toris ihm. „Dieses Weihnachten muss etwas besonderes sein.“ „Aber total.“ „Alles ist heute anders“, murmelte Toris und ließ den Blick durch den Wald wandern, der sie umgab. Der Schnee glitzerte wunderschön auf den Zweigen. „So... still.“ „Klar. Zu Weihnachten ist immer ein bisschen Frieden.“ „Frieden? Was ist das?“ Der Junge schnaufte erneut. „Jetzt sag nicht, du weißt nicht einmal, was das ist.“ „Doch, doch“, sagte Toris schnell, da er nicht allzu dumm wirken wollte. In Wahrheit hatte er keine Ahnung, was Frieden bedeutete. Aber, dachte er, während er hinter dem Jungen hergezogen wurde – aber es klang, als sei es etwas Gutes. (Kennt ihr die Szene aus dem dritten Manga, in der Klein-Gilbert Klein-Toris umtackelt und etwas wie „Konvertier endlich, Heide!“ schreit? Wenn doch alle Kreuzritter so drollig wären...) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)