Geliebter Pirat von xXSasukeUchihaXx (Jack x ?) ================================================================================ Kapitel 13: Drei merkwürdige Seemänner -------------------------------------- "Miss Jessica, habt Ihr starke Schmerzen?" wollte Melissa in Erfahrung bringen und betrachtete den leeren Blick ihrer Herrin. Erst vor wenigen Minuten war sie erwacht, hatte noch kein klagendes Wort über die Lippen gebracht und ihre Augen gen Zimmerdecke gerichtet. Das Dienstmädchen hatte vor Schreck, als sie das Zimmer betreten hatte, dass Tablett fallen lassen und war sofort zu Jessica geeilt, deren Rücken mit blutigen Striemen übersäht war. Nur vage konnte sich Melissa vorstellen, wer für diese Verletzungen verantwortlich war und allmählich war auch die Blonde der Ansicht, dass ihre Herrin bei diesem Jack weitaus besser aufgehoben war. "Ich habe vor einer Stunde mit Captain Norrington gesprochen, Miss. Er wartet in einer Kutsche, einige Meter vom Anwesen entfernt. Keine Sorge, ich habe ihm eine glaubwürdige Geschichte erzählt und nichts über Euren Retter gesagt" lächelte Melissa und betrachtete den Verband, den sie ihrer Herrin notdürftig angelegt hatte. Ob Miss Jessica mit diesen schweren Verletzungen überhaupt eine Reise bewältigen konnte? Sicher war sich die Blonde nicht, aber sie würde alles in ihrer Macht stehende tun, um der jungen Dame zu helfen, welche sich nun keuchend erhob und die Schublade des Nachttisches öffnete. "André wird wissen, dass du mir geholfen hast. Er wusste von meinen Plänen und... Nimm dieses Dokument an dich. Mein Siegel und meine Unterschrift befinden sich darauf" erklärte Jessica und überreichte den Umschlag, ehe sie unter höllischen Schmerzen aus dem Bett stieg und mit langsamen Schritten zum Bad lief, um ihren Geldbeutel zu holen. Melissa sah der jungen Dame noch hinterher, wendete sich jedoch nun neugierig dem Briefumschlag zu und zog den Brief heraus. Ihre Augen weiteten sich, ehe sie nochmals Zeile für Zeile las und schließlich ihre Aufmerksamkeit wieder auf Jessica lenkte, welche aus dem Bad kam und zurück zum Bett lief. "Miss Jessica... Ich...". "Ich vermache dir mein Erbe, Melissa. Du warst in den letzten Jahren immer für mich da gewesen und deswegen steht dir mein Vermögen zu. Mein feiner Verlobter wird keine einzige Münze bekommen, weil...". Jessica verstummte, keuchte vor Schmerz und stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab. Es war wohl keine gute Idee gewesen in die Hocke zu gehen, um ihre Habseligkeiten unter dem Bett hervor zu holen. "Setzt Euch, Miss. Ich erweise Euch dankbar meinen letzten Dienst" lächelte Melissa und ließ den Umschlag in ihrer Schürze verschwinden, bevor sie die Bekleidung unter dem Bett hervor holte und damit begann, ihre Herrin einzukleiden. Zur gleichen Zeit lag Jack weniger bekleidet in einem kuscheligen Bett, den linken Arm um Scarlett gelegt und die Zimmerdecke musternd. Unter anderen Umständen hätte er sich über einen kostenlosen Liebesdienst gefreut, hätte ihr gemeinsames Schäferstündchen vermutlich sogar mehr als genossen, aber mit seinen Gedanken war er erneut bei Ocean. Dieses ungute Gefühl in seiner Magengegend beunruhigte ihn und er glaubte, etwas Wichtiges vergessen zu haben. Wieso fiel ihm nicht der Grund ein? Er hatte die Kleine abgesichert, zumindest für die erste Zeit in England, aber wie hatte bloß ihr Verlobter auf die gelogene Vermählung reagiert? "Du hast also Ocean nach England gebracht, Jack?" murmelte Scarlett und blickte zu ihm auf. Er war seltsam still, schien mit seinen Gedanken nicht bei ihr zu sein und hatte wohlmöglich nicht einmal ihre Frage registriert. "Jack, wieso beehrst du mich nicht mit deinen Sprüchen? Du sagst doch sonst immer 'Ich bin der beste Liebhaber, den du unter den Piraten finden kannst', oder nicht?" fügte Scarlett schmunzelnd hinzu und endlich erhaschte sie seine Aufmerksamkeit. Ein wissendes Grinsen erschien auf seinen Lippen, ehe er ihr in die Augen blickte und zur Antwort ansetzte. "Aye, ich bin der beste Liebhaber, Liebes. Stellst du etwa meine Fähigkeiten in Frage?". Jack war von sich selbst überzeugt und auch wenn Scarlett nur ihre Pflichten erfüllte, hatte sie jede Nacht mit ihm genossen. "Nun ja... Du warst nicht ganz bei der Sache, mein Lieber" erwiderte die rothaarige Frau und setzte sich auf, während sie die Bettdecke um ihren entblößten Körper legte. Der Captain seufzte, verschränkte nun seine Arme hinter seinen Kopf und ließ seine Augenlider für einige Sekunden sinken. Wohl wahr, stimmte er ihr insgeheim zu. Bei der Sache war er wirklich nicht gewesen und zudem hatten sich ihre zierlichen Hände auf seinem Körper so seltsam falsch angefühlt. Jack hatte sich sogar dabei ertappt, wie er sich Ocean für einen kurzen Moment vorgestellt hatte und genau diese Tatsache war eigentlich nicht seine Art. Er war sonst immer bei der Frau, die er sich für eine einmalige Nacht ausgesucht hatte. "Dein Verhalten macht mir Angst. Was bedrückt dich?" murmelte Scarlett schließlich, denn sie konnte diese Verschwiegenheit und auch diese Stille nicht länger ertragen. Ihr machte die momentane Situation wirklich ein wenig Angst, weil sich Jack so merkwürdig verhielt und nicht wie sonst irgendwelche Sprüche von sich gab. "Du wirst mich ohrfeigen, wenn ich dir die Wahrheit erzähle" erwiderte der Captain und setzte sich nun ebenfalls auf, schwang seine Beine aus dem Bett und begann sich anzuziehen. "Vielen Dank für deine Mühe, aber... Die wenigen Stunden haben mir gezeigt, dass ich mir etwas Bestimmtes ersehne" fügte er erheblich leiser hinzu, schlüpfte nun in seine Stiefel und legte seine Waffen an. "Es geht um Ocean, oder?" wollte Scarlett in Erfahrung bringen und nur für einen kurzen Moment stoppte er in seiner Tätigkeit, aber seine Reaktion war Antwort genug für die Rothaarige. Jack setzte sich seinen Hut auf, drehte sich nun wieder zu Scarlett um und beugte sich zu ihr hinab. "Verzeih mir, Liebes. Ich weiß, dass ich deine Gefühle für mich verletze, aber..." wisperte er ihr zu, fuhr mit seiner linken Hand über ihre Wange und legte seine Lippen auf die ihre. "Vergiss mich, Scarlett" endete Jack, richtete sich wieder auf und verließ ohne ein weiteres Wort des Abschiedes ihr Zimmer. Im Moment war er einfach nur verwirrt über sich selbst, aber sein Herz wollte diesen Weg gehen und er vertraute auf sein momentanes Gefühl. Kaum hatte er die Treppe überwunden, kam ihm Gibbs entgegen und berichtete ihm, dass er drei freiwillige Seemänner hatte finden können, die ihr Vorhaben unterstützen würden. Drei verrückte Seemänner, dachte sich Jack. Nun, besser als nichts, auch wenn er mit mindestens sechs Männer gerechnet, zumindest gehofft, hatte. "Und wo sind diese Seemänner, Master Gibbs?" fragte Jack, denn der Ältere stand allein vor ihm und genehmigte sich ein Glas Rum. Ohne um Erlaubnis zu bitten, er musste auch nicht fragen, nahm er Gibbs das Glas aus der Hand und leerte es. "Beim Pier, Jack. Ich habe mein Möglichstes getan" erwiderte Gibbs nervös und deutete zur offen stehenden Tür. Gut, würde sich Jack nun sein eigenes Bild machen. Während sich der Captain und sein erster Maat auf dem Weg zum Pier machten, stand Jessica beim geöffneten Fenster und betrachtete ihre Fluchtmöglichkeit. Melissa hatte ihr vorhin erklärt, dass André die Eingangstür verriegelt hatte und den Schlüssel in seinem Zimmer aufbewahrte. "Wollt Ihr wirklich aus dem Fenster steigen, Miss Jessica? Denkt nur an Eure Verletzungen und die Belastbarkeit Eures Körpers" erklärte Melissa und betrachtete nun ebenfalls die Fluchtmöglichkeit. Ihre Herrin hatte einige hochwertige Laken aneinander gebunden und der Stoff würde halten, aber die vornehme Dame hatte noch immer furchtbare Schmerzen, obwohl die Blonde ihr ein Schmerz dämmendes Mittel verabreicht hatte. Diese Belastung würde ihr angeschlagener Körper nicht aushalten, dessen war sich Melissa sicher. "Ich muss es versuchen, Melissa. Du solltest dich auch in Sicherheit bringen, sonst wirst du auch noch von André bestraft" erwiderte Jessica, hängte den Geldbeutel an ihren Gurt und testete noch einmal die Festigkeit des Stoffes aus, bevor sie auf die Fensterbank kletterte und Melissa ein letztes Lächeln schenkte. "Seid vorsichtig auf Eurer Reise" rief die Blonde und sicherte das gebastelte Seil ein wenig mit ihren Händen. Unter Schmerzen seilte sich die Schwarzhaarige ab, biss ihre Zähne aufeinander und versuchte einen gequälten Laut zu unterdrücken. Nur noch einige Meter, dachte sie sich. Das letzte Stück, einen knappen Meter über den Rasen bedeckten Boden, hielt Jessica diese Schmerzen nicht mehr aus und ließ den Stoff los. Keuchend landete sie auf ihren Füßen, sackte jedoch auf ihre Knie und stöhnte vor Schmerz. "Miss Jessica" hörte sie die besorgte Stimme von Melissa, weswegen sie sich erhob und mit ihrer Hand andeutete, dass mit ihr alles in bester Ordnung war. "Das Tor ist verschlossen, Miss Jessica" erwähnte das Dienstmädchen erleichtert und deutete mit ihrer Hand zum Tor. Dessen war sich die vornehme Dame durchaus bewusst, aber auch dieses Hindernis ließ sich mit Leichtigkeit umgehen. "Bring dich endlich in Sicherheit, Melissa. Das ist mein letzter Befehl" ertönte die Stimme der jungen Frau, ehe sie auf die großen Hecken zulief und den versteckten Durchgang suchte, den sie in ihrer Kindheit oft genug benutzt hatte, um ihre Umgebung zu erkunden. Nach einigen Minuten erhellte sich ihr Gesicht und unter enormer Anstrengung zwängte sich Jessica durch den kleinen Spalt. Seufzend sah sich die Schwarzhaarige um, erblickte schließlich die immer noch wartende Kutsche und auch James, welcher ihr entgegen kam. "Miss Jessica, Melissa erzählte mir, dass Ihr Eure leiblichen Eltern suchen wollt. Ich werde Euch sicher zum Hafen begleiten" erklärte Norrington und besah sich ihr Gesicht. Ihr liefen einige Schweißperlen an den Schläfen hinab und auch eine ungewöhnliche Blässe machte sich bei ihr bemerkbar. Als ihre Beine plötzlich einknickten, ergriff er ihren rechten Arm und stützte die fast schon kraftlose junge Dame. "Vielen Dank, ich... André... Diese Peitschenhiebe... Ich muss England verlassen, James. Helft mir, bitte" keuchte Jessica und ließ sich von dem Captain stützen. Diese Geschichte hatte Melissa also erzählt und aus diesem Grund bot er seine Hilfe an, obwohl die Wahrheit ihn davon abhalten würde. Dennoch war sie ihm dankbar, denn ohne seine Hilfe würde sie es wohl kaum bis zum Hafen schaffen. James öffnete die Kutschentür, half der jungen Dame beim Einstieg und setzte sich ihr gegenüber, nachdem er dem Kutscher das Zeichen zur Abfahrt gegeben hatte. "Melissa sagte, dass Euer Verlobter nur an Eurem Erbe interessiert wäre. In meinen Augen ist das ein Grund, um Eure Vermählung mit ihm zu verhindern. Geht es Euch gut? Kann ich sonst noch etwas für Euch tun, Miss Jessica?". Sorge schwang in seiner Stimme mit, denn ihr Gesicht glich bereits einer weißen Wand und die Schweißperlen liefen ihr im Strömen an ihren Wangen hinab, während die junge Frau immer wieder genügend Sauerstoff in ihre Lungen pumpte. "Es geht schon. Vielen Dank, James. Ich..." nuschelte Jessica und schüttelte leicht ihren Kopf, um das plötzlich aufgetauchte Schwindelgefühl zu vertreiben, doch ihre Sicht verschwamm nur noch mehr. Der Captain erhob sich von der gepolsterten Bank, setzte sich zu ihr und legte zögerlich seinen Arm um ihre Schultern. Unsicher sahen die blauen Augen auf, ehe sie ihre Stirn gegen seine Schulter lehnte und ihre Augenlider sinken ließ. Nur für einen kurzen Moment, um wieder zu Kräften zu kommen. "Jack..." hauchte Jessica und legte ein kaum merkliches Lächeln auf. Zur gleichen Zeit betrachtete Jack die drei Seemänner, welche ihn ebenso neugierig musterten und auf die ersten Fragen von ihm warteten. Argwohn und Skepsis spiegelten die dunkelbraunen Augen wieder, während Gibbs den Schritten seines Captain ununterbrochen folgte. Vor einem Jungen, vielleicht gerade einmal das 20. Lebensjahr erreicht, welcher ein Banjo auf dem Rücken trug, blieb er stehen und ließ seine Augen über dessen schmächtige Gestalt wandern. Der Junge hatte kurzes, braunes und zudem sehr fettiges Haar, aber Körperhygiene war bei Piraten ohnehin eine Seltenheit. Selbst er wusch sich selten und hielt nicht viel von Körperhygiene, aber seinen muffeligen Geruch schien der Kleinen nichts ausgemacht zu haben. Innerlich seufzend, denn er dachte schon wieder an die Adelstochter, nahm er die verschmutzte Kleidung des Jungen in Augenschein. Nun, wenigstens trug der Kleine ein Schwert an seiner Seite, also war er durchaus brauchbar. "Wie lautet dein Name, mein Sohn?" fragte er schließlich und brach somit die Stille. "Joe, Sir. Ich war Musiker auf einigen Handelsschiffen, aber... Die Musik scheint den meisten Seemännern unwichtig geworden zu sein. Ich bin in vielen Bereichen einsetzbar und ich werde mich Euren Befehlen beugen" sprach der Junge einfach drauf los. Jack grinste amüsiert, denn mit solch einem Redeschwall hatte er nun nicht gerechnet, aber die letzten Worte waren genau das, was er hatte hören wollen. Loyalität. "Du bist angeheuert, mein Freund. Bei Gelegenheit darfst du ein langsames Lied anstimmen, also halte dich bereit, klar soweit?" lächelte Jack und stellte sich eine romantische Szene mit Ocean vor. Vielleicht sah er nicht so aus, aber er besaß durchaus einen ausgeprägten Sinn für Romantik und es wäre ihm eine Ehre, die Kleine in einer klaren Sternennacht an Deck um einen Tanz zu bitten. Ja, erst ein Tanz, um die passende Stimmung zu erzeugen und schließlich würde er Ocean zu sich in die Kajüte führen, um ihr Verhältnis zueinander zu vertiefen. "Aye, Sir. Wann auch immer Ihr wollt" lächelte Joe und riss somit den Captain aus seinen Träumereien. Irritier blinzelte Jack, ehe seine Fassung zurückkehrte und er den nächsten Mann begutachtete. Der Kerl schien in seinem Alter zu sein, besaß ebenso braunes Haar wie Joe und lächelte ihn zaghaft an. Seine Kleidung war auch verschmutzt, aber Jack konnte bei seinem Gegenüber keine Waffe entdecken, weswegen er dem Mann nun wieder in die Augen blickte. "Wo ist deine Waffe?" wollte er in Erfahrung bringen und nun trat Gibbs heran, um dem Captain bei der Befragung zu unterstützen. "Mad, Captain. Er kann weder hören, noch sprechen, aber er scheint die Kunst des Lippenlesens zu beherrschen" erklärte der erste Maat, weswegen Jack nun doch etwas verblüfft war. Erst sah er Gibbs verwundert an, ehe er Mad erneut musterte. Im nächsten Moment ließ der Kerl vor ihm zwei Dolche aus seinen Ärmeln gleiten und präsentierte seine Schnelligkeit. "Ah... Guter Mann, aber die Verständigung stellt ein Problem dar. Welche Fähigkeiten besitzt er noch, Master Gibbs?". Jack war wirklich überrascht über die Schnelligkeit des Mannes, aber die Kunst des Kämpfens reichte in seinen Augen nicht aus. "Er kann kochen und kennt sich in den Gewässern aus. Über Jahre ist er von Insel zu Insel gesegelt und er scheint auch schon einiges gesehen zu haben" erklärte Gibbs und überlegte einen Moment. "Er kann Euch seine Antworten aufschreiben, wenn es ein Verständigungsproblem geben sollte" fügte er schließlich hinzu und bemerkte sehr wohl den abwesenden Blick von Jack. "Jack?" fragte Gibbs und holte den Captain aus seine Gedanken, welche sich erneut um Ocean gedreht hatten. Räuspernd nickte er den Worten zu, auch wenn er nicht wirklich zugehört hatte. "Du bist auch angeheuert, Mad. Du darfst die Crew bekochen und uns mit deiner Schweigsamkeit beehren" sprach er deutlich, damit Mad seine Worte von den Lippen ablesen konnte. Zaghaft nickte Mad, legte erneut ein kleines Lächeln auf und erhob seine rechte Hand, die er salutierend an seine Stirn hielt. Jack bemerkte zwar die Bewegung seines Gegenüber, aber erneut schweiften seine Gedanken zu einer wunderschönen Frau ab, welche ihn auch bekocht hatte. "Master Gibbs... Ocean war eine hervorragende Köchin, nicht? Sie wird bestimmt eine tolle Ehefrau und Mutter" murmelte Jack noch immer abwesend und erntete nun nicht nur einen verwunderten Blick von Gibbs, sondern auch von Mad, welcher die Worte hatte von den Lippen ablesen können. "Ihr bringt mich noch ins Seemannsgrab, Jack. Vergesst die Kleine endlich und kommt Eurer eigentlichen Aufgabe nach". So hart die Worte von Gibbs auch klingen mochten, Jack wusste sehr wohl, dass er sich nun am Riemen reißen musste. Seufzend ging er einen Schritt weiter und blieb vor einem blonden Mann stehen, dessen Ausstrahlung ihn irgendwie beunruhigte. Er war um einiges gepflegter und schien auch gar kein Seemann zu sein, da seine Kleidung zu sauber wirkte. "Dein Name?" sprach Jack und wich einen Schritt zurück, als ihm der Fremde die Hand entgegen streckte. "Nur nicht so schüchtern, verehrter Captain. Ich beiße auch nicht" ertönte eine ungewöhnlich klingende Stimme und nun war sich Jack sicher. Mit dem Kerl stimmte etwas nicht. Das sagte sein männlicher Instinkt. Aus reiner Höflichkeit ergriff er die Hand, behielt den Blonden jedoch auch weiterhin im Auge. "Ich heiße Roy und ich möchte mich Euch anschließen. Ich kann zwar nicht mit Erfahrung dienen, aber ich bin durchaus lernfähig und...". Dem Captain entwich ein leiser Laut der Erschrockenheit, als er näher an Roy gezogen wurde und er dessen warmen Atem nun in seinem Gesicht spüren konnte. "Solltet Ihr Wünsche haben, scheut nicht davor zurück, mich in Eure Kajüte zu bitten. Ich kann mir vorstellen, wie lange und unbefriedigend eine Reise auf hoher See sein kann" wisperte Roy verführerisch und legte seine Hand auf die Wange des Captain. Ohne ein Wort zu verlieren, denn ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken, trat er einige Schritte zurück und ergriff den Kragen von Gibbs. Nach weiteren Schritten blieb er mit seinen ersten Maat stehen und warf einen prüfenden Blick über seine Schulter zu Roy. "Mr. Gibbs, hat mir der Junge wirklich ein unsittliches Angebot gemacht?" wollte Jack wissen und schüttelte sich kaum merklich. Er hatte nichts gegen Männer, welche dem anderen Ufer zugeneigt waren, aber er gehörte definitiv nicht dazu. Allein der Gedanke, Roy würde bei Nacht seine Kajüte betreten, ließ in ihm ein Gefühl von Ekel aufsteigen. "Ich denke schon, Jack. Als er sich freiwillig meldete, schwärmte er von Euch, aber ich dachte keine einzige Sekunde daran, dass sein Interesse an Euch so...". "Vielleicht ist er ein Eunuch? Hast du überprüft, ob er... Ob er noch all die Dinge besitzt, die ein Mann besitzen sollte?" unterbrach Jack den Älteren und im Moment war es ihm egal, ob diese Diskussion lächerlich war oder nicht. Der Blick seines ersten Maat war deutlich, weswegen Jack mit einem mulmigen Gefühl kehrte und auf Roy zulief. "Roy, du bist ebenso angeheuert, aber du wirst meine Kajüte niemals betreten, klar soweit? Du hältst einen Sicherheitsabstand von... Sagen wir... Fünf Meter ein, sonst...". Jack zog sein Schwert und betrachtete die Klinge lächelnd, ehe er wieder Roy anblickte. "Sonst nagel ich dich an den Mast und glaube mir, ich beliebe nicht zu Scherzen". Der Blonde schluckte trocken, nickte dem hübschen Captain aufrichtig zu und würde diese Regeln befolgen, auch wenn er doch ein wenig enttäuscht war. Er schob diese Abneigung auf diese Frau, von welcher eben noch die Rede gewesen war. Ocean, wenn er sich recht entsann. Vielleicht begegnete er ihr und konnte die Dame in Augenschein nehmen. Ja, Roy würde erstmal abwarten und diese Regeln befolgen, denn er hang an seinem Leben. "Besorgt einen ordentlichen Vorrat an Rum und Trinkwasser. Morgen Früh legen wir ab. Na los, ihr lahmen Hunde" rief Jack und endlich setzte sich die Meute in Bewegung. Neben sich hörte er Gibbs fragen, wohin ihre Reise führte, denn noch immer hatten sie keinen klaren Kurs. "Wir werden eine alte Freundin von mir besuchen, Master Gibbs" erwiderte Jack und lief zum Pub zurück. Morgen Früh würde er seine Reise mit der neuen und auch merkwürdigen Crew fortsetzen und er hoffte inständig, dass er Ocean von ihrem Vorhaben abhalten konnte, wenn auch mit etwas charmanter Überzeugungskraft. Im gleichen Moment hielt die Kutsche in Port Royal, doch James blieb weiterhin neben der jungen Adelstochter sitzen und betrachtete ihren entspannten Gesichtsausdruck. Auf dem Weg zum Hafen war sie tatsächlich an seiner Seite eingeschlafen und immer wieder hatte sie einen Namen vor sich her gemurmelt, jedoch so leise, dass es zu unverständlich für seine Ohren gewesen war, während sich ihre Finger in seinem Jackett verkrallt hatten. "Miss Jessica, ich wecke Euch ungern, aber wir haben den Hafen erreicht". Blinzelnd öffneten sich die blauen Augen, ehe die junge Frau ihren Kopf hob und ihm verstehend zunickte. "Ich bereite Euch Umstände. Verzeiht mir, James" nuschelte Jessica vor sich her und erhob sich, ließ sich von Norrington aus der Kutsche helfen und lief mit ihm zum Pier. Neugierig nahm die vornehme Frau das Segelboot in Augenschein, betrachtete den Beutel mit dem Proviant und lächelte leicht, als sie eine warme, aus einem braunen Fell gemachte, Decke entdecken konnte. "Ihr macht mir keine Umstände und...". James wurde unterbrochen, da er die Hufen von Pferden hören konnte, während auch das Geräusch von rollenden Rädern immer lauter wurde. "Steigt ins Segelboot und setzt die Segel. Ich werde Euren Verlobten so lange wie nur möglich aufhalten" erklärte der Captain und half der jungen Frau ins Boot. Rasch machte er das Seil los, stieß das Segelboot mit seinem Fuß an und brachte genügend Abstand zwischen ihnen. "Haltet sie auf, Captain Norrington" hörte er die erboste Stimme von André, doch James folgte dem Befehl nicht, sondern verneigte sich vor der Lady und schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln. "Was habt Ihr getan? Ihr unterstützt es, dass meine Verlobte ihrem Retter, einem Piraten, hinterher segelt?" knurrte André und ergriff mit seinen Händen den Kragen des Captain. James wirkte irritiert, blickte nun wieder zum Segelboot, welches sich immer mehr entfernte und riss sich los. "Miss Jessica, sagt Euer Verlobter die Wahrheit? Ihr wollt einen Piraten suchen?" rief er, konnte immer noch nicht glauben, dass ihm eine Lüge erzählt worden war und wartete auf ihre Antwort. "Verzeiht mir, James" hauchte Jessica und senkte ihren Kopf. Der Captain registrierte ihre Geste, konnte seine Dummheit immer noch nicht fassen und wendete sich nun André zu. "Verzeiht mein Handeln, Sir André. Ich war der Annahme, dass Miss Jessica ihre leiblichen Eltern suchen will. Ich veranlasse sofort ein Schiff bereit für die Verfolgung zu machen. Gebt mir Zeit bis morgen Früh" erklärte James sachlich und machte auf den Absatz kehrt. André erwiderte nichts, hielt seine Augen auf seine Verlobte gerichtet und erhob ein letztes Mal seine Stimme. "Ich werde diesen Bastard finden und ihn hängen lassen. Das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen, Jessica". Jessica zuckte bei seinen Worten zusammen, sackte auf ihre Knie und dachte über ihre jetzige Lage nach. Jack sofort zu suchen wäre sein sicherer Tod, aber es war auch nie ihr Vorhaben gewesen, ihn sofort zu verfolgen. Nein, sie wollte mehr über Jack erfahren, weswegen sie den Kompass in ihre Hand nahm und einen Blick auf die Anzeige warf. "In östlicher Richtung, wenn ich mich nicht irre. Dort werde ich Antworten finden" dachte sie sich insgeheim, kuschelte sich nun in die Decke und lächelte, als sie einen Rettungsring erblickte. Melissa hatte wirklich an all ihre Schwächen gedacht. Seufzend ließ Jessica ihre Augenlider sinken, versuchte sich zu entspannen und glitt erneut in einen erholsamen Schlaf. Ihr letzter Gedanke galt Jack, dessen Wärme die junge Frau nun am meisten vermisste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)