Kaiba´sche Beziehungstheorien von abgemeldet (oder "Wie führe/überlebe ich eine Beziehung mit Joey Wheeler?") ================================================================================ Kapitel 2: Spaß nach Wheeler Art Teil 1 --------------------------------------- Heute bekomme ich eine Kostprobe dessen, was sich der Köter unter Spaß vorstellt. Wie ich bereits im Voraus wusste, ist es keineswegs etwas, dass mir Spaß bereitet und würde es auch nur eine geringe Möglichkeit geben, mich aus der Sache wieder heraus zu winden, nun, ich würde sie ergreifen. Bedauerlicherweise gibt es die nicht. Zum einen, weil ich mir dann wieder einen endlosen Vortrag über Beziehungen und die damit verbundenen Rechte und Pflichten anhören müsste und zum anderen, weil Mokuba von der Idee begeistert ist und uns daher auch begleiten möchte. Wir sprechen hier von einem Jahrmarkt. Rummel, wie Wheeler es bezeichnet und es soll der Größte sein, der in Domino je statt gefunden hat. Mokuba war auf Anhieb Feuer und Flamme für dieses Vorhaben. Leider konnte ich nicht verhindern, dass der Kleine anwesend war als Wheeler mit diesen infantilen Vorschlag, nein, eigentlich war es ja schon beschlossene Sache, unterbreitet hat. Man sollte jetzt sicher annehmen, dass mein kleiner Bruder Fragen gestellt hätte bezüglich meiner neuerlichen Verbundenheit mit dem Köter, die ihm natürlich nicht entgangen ist, schließlich hängt besagtes Exemplar in den letzten Tagen permanent bei uns zu Hause herum, der irrt sich. Mokuba schien das Ganze nicht näher zu analysieren und falls doch, dann ließ er mich an seinem Schluss nicht teilhaben. Ich habe allerdings das absonderliche Gefühl, dass der Knirps weitaus mehr den Durchblick hat, als man denken könnte. Doch solange er das Thema nicht anspricht, werde ich es auch nicht tun. Jedenfalls heißt das jetzt, dass wir auf diesem Jahrmarkt unterwegs sind, dem Quell der Freunde, der Hochburg des Spaßes... zumindest wenn es nach Wheeler geht. Ich habe berechtigte Zweifel. Doch ich wurde überstimmt. "Wir müssen unbedingt Riesenrad fahren, Seto." Mokuba strahlt mich an und Wheeler nickt eifrig. Er ist gerade dabei eine undefinierbare rosane Masse in sich hineinzustopfen. Zuckerwatte. Allein der Anblick ist widerlich. Solches Zeug würde ich nie und nimmer auch nur mit der Kneifzange anfassen. Chemie pur. Ich bin nur froh, dass Mokuba nicht auch so etwas wollte. Wenigstens scheint der Köter augenblicklich zufrieden und sieht daher davon ab mir auf die Nerven zu gehen. "Auf jeden Fall. Das ist so toll." Ich verdrehe die Augen. War ja klar, dass der Streuner beipflichten würde. Mein Blick wandert über die verschiedenen kleinen Buden, die grellen Lichter strahlen mir in einer Obszönität entgegen, dass ich fast das Gefühl habe in einem Rotlichtviertel gelandet zu sein und die Menschen... unzählige Menschen. Schrilles Lachen und dann auch noch Kinder. In solchen Momenten kann ich verstehen, dass es Leute gibt, die durchdrehen und Amok laufen. Nicht, dass ich so etwas gut heißen würde, aber ich kann zumindest einen Funken Verständnis dafür aufbringen. Ich wusste, dass es keine gute Idee sein würde, her zu kommen und die nächsten Worte von Wheeler bestätigen es mir erneut. "Yugi, Tea und Tris wollten auch her kommen, vielleicht sehen wir sie. Und wir müssen unbedingt in die Geisterbahn. Die soll toll sein. Duke meinte..." Ich höre ihm nicht mehr zu. Der Gedanke, dem Kindergarten hier zu begegnen, ist mehr als ich verkraften kann. Aber es wundert mich nicht, dass diese Dumpfbacken solch einen Ort aufsuchen. Passt zu ihnen und ihrer schreienden Fröhlichkeit. Ich sehe Muto schon vor mir, mit diesen abscheulichen riesigen Augen und dem naiven Lächeln. Ein Wort über Schicksal und das Ende der Welt und ich werde Amok laufen. Das schwöre ich feierlich. Ich spüre wie man mich am Arm packt und versucht in eine bestimmte Richtung zu ziehen. Es ist der Köter und er zerrt an mir als wäre ich ein alter Kauknochen. Ich stöhne genervt auf und dann packt auch Mokuba meine Hand. Eine Minute später stehe ich vor einer erbärmlichen kleinen Bude. Luftballons zieren die Rückwand und irgendwelche obskure Figuren laufen auf einem Band vorbei. Enten. Ja, Enten. Ich verstehe den Sinn nicht. "Eine Schießbude. Das wollt ich immer schon mal probieren." Und ich wollte schon immer einmal wissen wie die Hölle aussieht. Danke, die Erfahrung mache ich gerade. Der Köter ist wieder vollkommen euphorisch. Seine Augen leuchten fast noch mehr als die von Mokuba und der ist ein Kind, ihm darf ein solcher Ort noch gefallen. Wheeler zerrt weiter an meinem Arm und deutet auf ein paar merkwürdige Stofftiere. Dabei erklärt er mir, dass er vorhabe eins davon für mich zu schießen. Ich sehe ihn einen Moment lang irritiert an. Denkt der Kerl ernsthaft, dass ich eines von diesen knallbunten Dingern haben möchte? Was bitte soll ich mit einem Plüschdrachen? Aber der Kläffer ist Feuer und Flamme und schickt sich schon an Geld auf den Tresen zu legen und mit einem "Halt mal." wird mir diese widerliche rosa Masse in die Handgedrückt. Ich verziehe unwillkürlich das Gesicht und Mokuba lacht. Aber er hat Erbarmen und nimmt mir das merkwürdige Gebilde ab. Der Kläffer hat derweil ein Gewehr bekommen und bezieht Position. Nun verstehe ich auch den Sinn der Übung. Man muss also diese Enten abschießen und bekommt dafür einen bescheuerten Preis. Eindeutig ein Spiel, dass wie für Wheeler gemacht ist. Sinnlos und geschmacklos zugleich. Aber er scheint es leider nicht zu beherrschen. Dabei würde eine alte Frau diese lahmen Enten abknallen können. Doch der Köter hat bislang gerade einmal zwei getroffen. Zwei mit zehn Schüssen. Merkwürdigerweise schmälert dies weder seine Motivation, noch seine Freude. Im Gegenteil. Erneut packt er Münzen auf den Tisch und versucht sein Glück abermals. Die mickrige Ausbeute des zweiten Versuches legt der Mann hinter dem Tresen ihm umgehend vor. Zwei Plastikrosen. Zwei sehr, sehr schäbig Plastikrosen. Eigentlich kann man nur mit Phantasie erkennen, dass es tatsächlich Rosen sein sollen. Doch der Köter gibt nicht auf. Ein dritter Versuch und ich schüttele den Kopf. Es ist wirklich erstaunlich, dass er nicht bereit ist aufzugeben. Ich wette, dass er gerade mehr Geld ausgibt als er ausgeben wollte, dieses Spiel ist keineswegs so günstig wie es sein sollte. Er scheint vom Ehrgeiz gepackt. Ob es sein eigener Antrieb ist oder der Wunsch es mir zu beweisen, ich habe keine Ahnung, jedenfalls ist er nicht bereit aufzugeben und ja, so kenne ich ihn. Seine Augen funkeln entschlossen und er verzieht den Mund leicht. Fast kann ich ihn sagen hören: Joey Wheeler gibt nie auf. Und dieser Gedanke bringt mich zum schmunzeln. Ich weiß nicht wie oft er mir diese Phrase an den Kopf geworfen hat. Vor jedem Duell gegen mich, nach jedem Duell, zwischendurch auch ein paar Mal. Und auch wenn ich ihn dafür immer belächelt habe, eines musste ich ihm doch stehts lassen. Er hat wirklich nie aufgegeben. Gleichgültig wie ernüchternd ich ihn besiegt habe, er war nicht gewillt aufzugeben. Selbst am Boden liegend, war er schon bei der nächsten Partie und voller Enthusiasmus, dass er dann siegen würde. So unsinnig diese Eigenschaft auch sein mag und sie ist unsinnig, sie amüsiert mich. Ein wenig fasziniert sie mich auch. Inzwischen hat er den dritten Versuch in den Sand gesetzt. Wieder hat er nur ein paar dieser lächerlichen Rosen gewonnen. Doch scheinbar ist er nun gewillt, aufzugeben. Er legt das Gewehr nieder, blickt unschlüssig zu mir rüber und reicht mir dann eine der Rosen mit einem schiefen Grinsen. "Tja, für den Drachen reichts wohl nicht..." "Ich will ohnehin kein solch lächerliches Plüschexemplar eines Drachen." "Schon klar, Kaiba. Gegen deinen weißen Drachen stinken die Dinger ab, aber ich wollte einen und ach, Scheiß drauf." Seine Wangen sind gerötet und er gestikuliert wieder wild. Keine Ahnung was ich davon halten soll. Manchmal verstehe ich ihn wirklich nicht. Manchmal? Plötzlich wirkt er wieder wie ein kleiner Welpe und ich seufze. Scheinbar ist ihm diese alberne Angelegenheit wichtig, auch wenn ich den Sinn und Zweck nicht verstehe. Und so unschlüssig wie er wirkt, habe ich das Gefühl, dass er es gerne weiter versuchen würde. Wahrscheinlich fehlt ihm aber das Geld dazu. Eigentlich sollte ihm das eine Lehre sein. Man gibt sein Geld nicht für solch einen Unsinn aus. Dieses ganze Zeug ist Zeitverschwendung und ich wette, man könnte so einen dämlichen Drachen im nächsten Kaufhaus für den halben Preis erstehen. Ich verstehe mich selbst nicht als ich in meine Manteltasche greife, ein paar Scheine hervor ziehe und sie auf den Tresen lege. Wheeler sieht mich ungläubig an. Wortlos nehme ich das Gewehr entgegen, dass der dicke Mann mir reicht und schiebe den Köter zur Seite. Dass ich einmal an so einem Unsinn teilnehme... Aber es ist wohl besser, wenn ich die Angelegenheit erledige als mir noch länger das traurige Gesicht des Kläffers ansehen zu müssen. Ich hasse es, wenn er wie ein getretener Hund aussieht. Das passt einfach nicht zu ihm. Das Gewehr hat einen leichten Zug nach links, kein Wunder, dass man damit nichts trifft. Wahrscheinlich sind die Dinger so ausgelegt, dass man überhaupt nichts treffen soll. Was mich allerdings keineswegs daran hindert zu treffen. Vier, fünf Enten sind im Handumdrehen erledigt. Komischerweise gefällt es mir die albernen Figuren umfallen zu sehen. Sechs, sieben Enten. Ich halte kurz inne und blicke fragend zu Wheeler. "Fünfzehn für den Drachen." Ich nicke und lege wieder an und erledige die restlichen Enten. Eigentlich erledige ich alle. Irgendwann zähle ich nicht mehr mit. Der dicke Mann wirft mir einen missbilligenden Blick zu, den ich mit einem eiskalten quittiere und schließlich reicht er mir wortlos einen abstrakten hellblauen Drachen. Einen Moment halte ich das Objekt in der Hand und mustere es. Dann reiche ich es dem Kläffer, der mich anstrahlt als habe ich ihm gerade einen Goldbarren in die Hände gelegt. Den Kerl soll mal jemand verstehen. "Und jetzt fahren wir Geisterbahn!" "Nein, erst Riesenrad!" Ich werde wieder unsanft hin und her gerzerrt. "Du musst unbedingt die gebrannten Mandeln probieren, Kaiba. Die sind vielleicht toll. Aber das machen wir später... sonst können wir nicht Achterbahn fahren. Bist du schon mal Achterbahn gefahren? Tris und ich sind mal..." Ich seufze. Nein, diese Nummer hier wird nicht schnell vorbei sein. Wheeler ist in seinem Element und Mokuba ein getreuer Helfershelfer. Wenn ich an den Haufen Akten denke, der auf mich wartet... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)