Uncontrollable von CrazyGirly (Wenn aus Freunden Feinde werden.) ================================================================================ Kapitel 5: Ein unmoralisches Angebot - Simon -------------------------------------------- Schon der erste Abend hätte uns warnen müssen. Hier lief bereits einiges anders als eigentlich gewollt. Erste Auseinandersetzungen kristallisierten sich heraus. Mike schlug gelegentlich über die Strenge, doch daran gewöhnte man sich schnell. Ich zumindest hatte es getan. Im Grunde war er gar kein schlechter Mensch. Er war nur selbstbewusst und verfolgte seine Ziele. Und genau dafür bewunderte ich ihn. Andy hatte sich irgendwann sein Handy zurück erkämpft und war damit verschwunden. Wenn er Mom und Dad anrufen würde, war er erledigt! Dieser Gedanke fesselte mich den Rest der Zeit, in der er verschollen blieb. Mike war bereits ziemlich neben der Spur und versuchte vergebens Shelby für sich zu gewinnen. Doch was anfangs so einladend begonnen hatte, hatte sich nun völlig geändert. Sie suchte bei Adam Schutz vor ihm. Natürlich gewährte Adam ihr diesen. Wann hatte er jemals jemanden hängen lassen? Als einen Moment alle beschäftigt schienen, stand ich auf.Ich musste nach Andy sehen. In die Küche gelaufen, vernahm ich bereits sein leises Flüstern. „Das ist die absolute Hölle hier.“, beschwerte er sich seufzend. Er saß auf der Küchentheke und hatte mich weder gehört noch gesehen. Er petzte also wirklich! „Ich muss hier weg. Dabei sollte man meinen, ein großer Bruder setzt sich für einen ein...“ Ich weiß nicht, ob es am Alkohol lag oder ob ich auch ohne ihn so gehandelt hätte. Mich bemerkbar gemacht, schritt ich auf ihn zu und zog ihm das Handy aus dem Griff. „Was fällt dir ein?“, schimpfte ich ihn verärgert. „Wieso sollte ich zu dir halten, wenn du auch nicht zu mir hälst, du kleine Petze?“ Meine Stimme war lauter geworden, doch mir selbst fiel es nicht auf. „Hey, beruhige dich mal! Du bist angetrunken... Gib mir mein Telefon zurück!“ Vor mir hatte Andy bei weitem nicht so viel Respekt, wie vor Mike. Zu schade. „Vergiss es, das bleibt bei mir.“, als er die Hand ausstreckte, schlug ich diese zurück. Den Arm leicht hinter gebeugt, um sein Handy einzustecken, vernahm ich sogleich einen sachten Griff um mein Handgelenk. Erschrocken drehte ich mich um. Leider etwas zu schwungvoll... ich verlor für eine Sekunde das Gleichgewicht und holte nahezu automatisch mit dem Ellenbogen aus, der sich in Mirandas Seite bohrte. Sie verzog kurz das Gesicht und wich zurück. Ich tat es ihr gleich, als ich sie erkannte. Verdammt! Was schlich sie sich auch einfach so von hinten an mich heran? „Oh... das tut mir leid! Ich hab dich ni-“, setzte ich zögernd an, sie unterbrach mich jedoch. „Seit wann bist du eigentlich so ein Arsch? Du wirst immer schlimmer.“ Mir Andy‘s Handy abgenommen, warf sie mir einen wütenden Blick zu. Ja, das traf mich. Ich war immerhin auch nur ein Mann. Und auch wir Männer hatten Gefühle... wir zeigten sie nur seltener. „Du verhälst dich unmöglich.“, meckerte sie weiterhin. Andy nahm sein Handy entgegen und ging so gleich wieder ran, das Telefonat war jedoch schnell beendet. „Aber weißt du was? So zeigst du mir immerhin, dass die Trennung die richtige Entscheidung war.“, autsch. Noch ein Schlag unter die Gürtellinie. Hätte der Alkohol meine Emotionen nicht beschlagnahmt, währe ich ruhig geblieben. Ich wäre schweigend an ihr vorbei gegangen. Doch leider war es nicht so. Stattdessen steckte mich ihre Wut an. Ich sah sie mit einem ebenfalls verärgerten Blick an. „Glaub mir, dich loszuwerden war das beste, was mir passieren konnte!“, brüllte ich nahezu. Jetzt erst bewegten sich meine Beine in Richtung Tür. Andy war der Mund aufgeklappt. Miranda sah auf den Boden, ihre Haare versperrten mir die Sicht in ihr Gesicht. Wahrscheinlich war das aber besser so. Als ich die Tür erreicht hatte, war bereits Tracy zur Stelle, die besorgt in den Raum schaute. Ich würdigte sie keines Blickes. Auch die anderen hatten den Streit wohl mitbekommen, da sie alle aufgesehen hatten und schwiegen. Jegliche Frage hätte mich nun bloß noch weiter aus dem Ruder geworfen, also entschied ich mich für etwas frische Luft und lief nach draußen in die Dunkelheit. Die Luft war kühl und fuhr angenehm über meine warme Haut. Hier draußen kam mir die Wirkung des Alkohols jedoch plötzlich stärker vor, sodass ich kurz innehielt und mir alle Mühe gab das Schwindelgefühl zu unterdrücken. Mir mit den Händen durchs Haar gefahren, lief ich ein Stück durch den dunklen Wald. Hier sah man die eigene Hand vor Augen kaum, also beließ ich es bei dem kurzen Spaziergang und setzte mich auf einen umgekippten Baumstamm in der Nähe der Hütte. Ich saß so lange alleine draußen bis ich anfing zu frieren, doch ich wollte nicht wieder rein gehen. Nicht jetzt. Wie sollte ich nun 2 weitere Tage aushalten?
Ich hatte Miranda verletzt. Als wäre es nicht schlimm genug, dass ich meinem Mädchen solche Dinge vorgehalten hatte, nein, ich hatte mir ebenfalls gekonnt Feinde gemacht. „Hier bist du also!“, ertönte Mikes Stimme und ließ mich zusammenfahren. „Mike? Was gibt‘s?“, und da war es wieder...Dieses böse Engelchen, das mir in Mikes Nähe unmögliche Dinge ins Ohr flüsterte. „Heult Miranda sich drin die Augen aus? Wird nach einer Entschuldigung verlangt?“ Es beherrschte die Absicht selbstsicher und geachtet zu werden... welcher Kerl träumte nicht heimlich davon, Leute mit nur einem Blick einschüchtern und auf seine Seite ziehen zu können? Mike hatte mir oft genug erzählt, wie gut er es hatte. Und das ich auch so leben konnte. Das versuchte ich nun. Als Miranda mich verlassen hatte, hatte ich wohl einfach Angst gehabt völlig an Gesellschaft zu verlieren. Mit Mike war ich nicht alleine, er gab mir das Gefühl gefragt zu sein und mir beizustehen - wie jetzt auch. Doch das nächste Angebot hätte ich ausschlagen sollen. Einen Moment saßen wir nebeneinander und schwiegen. Mike schien die frische Luft gut zu tun, dennoch wirkte er nicht ganz zurechnungsfähig. Als er das Wort ergriff klang seine Stimme etwas fester als vorhin. „Hör mal. Du weißt, dass ich hier bin um etwas Spaß zu haben. Ich habe absolut keine Lust auf Beziehungsgetue und Heulerei.“ Ich sah zu ihm rüber und nickte. Er hatte mehrmals betont, dass sein Leben eine reine Party war, daher glaubte ich ihm diese Aussage aufs Wort. „Das Ganze hier hat echt beschissen angefangen...“, wo er Recht hatte, hatte er Recht. „Du und ich... wir sollten uns dazu verpflichtet fühlen, etwas Schwung in diesen kleinen Ausflug zu bringen. Ich meine, schau uns an. Wer sollte das sonst hinbekommen?“ Er ging davon aus, dass Leute sich nach mir richten würden? Welch ein Kompliment... „Ich habe Shelby für gewissen Stunden. Und nach dem Wochenende bin ich dennoch frei von jeglichen Verpflichtungen. Du hast Miranda...“ Jetzt wurde ich hellhörig. Was genau hatte er vor?
„...die Kleine ist nicht besonders zäh. Du solltest ihr zeigen, wer von euch beiden das Sagen hat. Um ehrlich zu sein...sie hat dich darin ziemlich blamiert. Welcher Mann lässt das schon auf sich sitzen? Zahl ihr das Heim. Ich würde es tun. Und wenn du es auch tust, dann würde ich sogar zu dir aufsehen. Sieh es als kleine Übung. Stärkung des Selbstbewusstseins. Immerhin weißt du wie sie tickt, nutz das geschickt aus.“ Seine kleine Ansprache verwunderte mich. Noch immer verstand ich nicht genau was er meinte, doch seine Worte ergaben Sinn. Wenn ich mich weiterhin von ihr und meinen Gefühlen unterdrücken lassen würde, würde sich irgendwann niemand mehr um mich scheren. Wer verbrachte seine Zeit schon mit unbeliebten Losern, die sich von Mädchen zurechtweisen ließen? Das war alles andere als männlich. „Dreh den Spieß um. Spiel so mit ihr, wie sie es mit dir getan hat. Hat sie damals doch, oder? Immerhin wusste sie, wie du bist. Sie hat sich auf dich eingelassen und dich weggeschmissen, als du ihr verfallen warst. Überleg dir gut, ob du sie damit davon kommen lassen kannst oder nicht.“ Er klopfte mir auf die Schultern, richtete sich mühsam auf und verschwand in Richtung Hütte. Ich dachte lange über seine Worte nach. Ob mich dank ihr alle für schwach hielten? Na wunderbar. Mike hatte Recht! Ich musste durchgreifen. Vielleicht würde sie dann ja sogar selbst irgendwann einmal wieder zu mir aufsehen... Wenn ich stark und selbstbewusst geworden war. Und sollte sie es nicht tun, dann war sie nicht die Richtige! Neuen Mut geschöpft, richtete ich mich auf und lief mit langsamen aber entschlossenen Schritten zurück. Wenn Mike das konnte, konnte ich das auch. Außerdem hielt er zu mir - ich war also nicht auf mich allein gestellt. Eine positive Auswirkung von Alkohol? Man vergaß über gewissen Folgen nachzudenken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)