Keine Liebe ohne Freundschaft von Saki-hime ================================================================================ Kapitel 5: 5: Wenn sich dann doch etwas ändert ---------------------------------------------- Das war nicht fair. Wieso war sein sowieso schon ansteckendes Lachen für mich plötzlich so schön, dass ich es die ganze Zeit hören wollte? Und wieso erschlug es mich fast, als der andere nach einer knappen Woche kurz vor Ende der Probe bei uns hineinspähte und ein Gesicht machte, als sei die Welt untergegangen? Wieso hatte ich mich in ihn verliebt? Ich wusste nur, dass ich ihm helfen wollte, was auch immer ihn gerade belastete. Lieber schob ich diese bescheuerten Gefühle erstmal bei Seite. Kurz darauf hatte ich schon Hiroto meine Gitarre in die Hand gedrückt und den Raum mit einem „Entschuldigt mich“ verlassen. „Tut mir leid, dass ich eure Probe gestört habe!“, meinte Ko-ki zunächst. Ich schüttelte den Kopf. „Das geht schon!“, versicherte ich. Außerdem sah er nicht danach aus, als hätte er keinen guten Grund. „Können wir … etwas spazieren gehen?“ Als wir nach einer Weile durch eine ruhige Allee gingen, fing er zögernd zu erzählen an. Er erzählte, dass er aus der Probe geflohen war, nachdem er schon unzählige Male den Takt versemmelt hatte. Wie es aussah, hatte der Kleinere wohl ein Tief, denn wie er berichtete, konnte er seit Tagen kaum ein Lied fehlerfrei spielen, was nicht nur die Bandproben beeinträchtigte sondern auch ihn selbst regelrecht fertig machte. Zudem er sich auch nicht erklären konnte, woran das nun lag. Nur versicherte er mir immer wieder, dass er sich immer so viel Mühe gab und dann nur noch mehr verzweifelte, wenn es ihm trotzdem misslang. Einen Moment lang sagte keiner etwas. Ich bemerkte, dass er mich still ansah, während ich überlegte. „Vielleicht … machst du dir zu viel Stress. Geh’ es entspannt an, dann klappt es auch. Lass dich nicht von Rückschlägen aus der Bahn werfen, so was passiert halt ab und an. Aber wenn du nur krampfhaft versuchst dagegen zu kämpfen, dann verstärkt sich diese Blockade nur“, vermutete ich, „Wie wäre es zum Beispiel mit Urlaub?“ Eine Weile lang passierte nichts, wir gingen nur immer weiter geradeaus und ich fing schon an zu bezweifeln, dass er mir zugehört hatte, doch dann wurde ich von einer Umarmung zum stehen bleiben gezwungen. Blinzelnd schaute ich zu dem Kleineren, der sich an mich drückte, herunter. „Ich glaube, du hast Recht, Tora. Danke“, nuschelte er. Ich lächelte vor mich hin, während ich mit klopfendem Herzen und kribbelndem Körper die Umarmung erwiderte. Er würde wieder aus seinem Tief herauskommen, aber für mich war es zu spät. Ich war rettungslos in das verrückte Etwas hier verliebt … oder so. Das Wochenende über hatten wir keine Proben und ich war somit auf ausschlafen eingestellt, allerdings machte mir die Klingel da einen Strich durch die Rechnung. Mit einem Blick auf die Uhr grummelte ich in die Kissen. Das war nicht fair. Wieso musste ich an einem freien Tag um acht Uhr aufstehen? Beim nächsten Klingeln, riss ich mich jedoch zusammen und pellte mich aus dem Bett. An der Türe begrüßte mich dann ein putzmunterer Hiroto, der mir gut gelaunt um den Hals fiel. Das war irgendwie klar gewesen. So ein verdammter Frühaufsteher … „Wollen wir nicht schwimmen gehen? Das Wetter soll heute so klasse bleiben!“, plapperte er auch sogleich los. „Wow. Immer langsam mit den jungen Pferden“, versuchte ich ihn etwas zu bremsen. Ich war noch lange nicht wach und bevor ich das nicht war, konnte Hiroto erstmal alles vergessen. Ja … ich war ein Morgenmuffel. Ein großer Kaffee würde dem jetzt jedoch Abhilfe schaffen und ein Frühstück. Deshalb befreite ich mich erstmal von dem Bündel um meinen Hals und steuerte die Küche an, um mir das benötigte Frühstück zu machen. Hiroto setzte sich in der Zeit nur auf einen der Küchenstühle und beobachtete mich. Die ganze Zeit über sagte niemand etwas, bis ich fertig war. Als ich mich dem auf dem Stuhl wippenden Hiroto gegenüber setzte, fiel mir dann doch auf, was ich wegen meiner Müdigkeit zuvor nicht aufgefallen, aber merkwürdig vorgekommen war. „Hat Nao eigentlich keine Zeit oder warum bist du hier?“, fragte ich also direkt. Immerhin war Hiroto unermüdlich, wenn es darum ging, Naos Herz für sich zu gewinnen. Allerdings sah er mich nur bedrückt an, bevor er antwortete. „Weiß ich nicht, ist auch egal. DU bist doch mein bester Freund! Tut mir Leid, Tora, ich habe dich echt vernachlässigt und sag jetzt bloß nicht, dass das schon in Ordnung so war. Das war es nämlich nicht!“ Überrascht blinzelte ich ihn an. Auch wenn ich es nicht wollte, musste ich doch zugeben, dass er nicht Unrecht hatte. Nur würde ich ihm nie dafür böse sein, schon gar nicht, nachdem er sich wie jetzt entschuldigt hatte. Ich hoffte, das Lächeln, das ich ihm jetzt schenkte, verriet ihm das auch. „Dann lass uns nach dem Frühstück Schwimmen gehen.“ Die Freudenträne, die ihm über das Gesicht lief, bemerkte ich schon nicht mehr, da ich mich schnell wieder dem Essen zu wand. Es war zu erwarten gewesen, aber ich war doch überrascht, wie viel Spaß wir hatten, während wir ausgelassen im Wasser tobten, uns gegenseitig unter Wasser zogen und was nicht alles machten. Schließlich lagen wir erschöpft nebeneinander im Gras, das zur Außenanlage des Schwimmbades gehörte. „Tora?“, begann der Kleinere. „Hm?“ Es war einer der wenigen Momente, in denen ich nicht direkt wusste, was Hiroto sagen wollte. Lag aber vermutlich auch an dem fehlenden Augenkontakt. Wir sahen beide in den Himmel. „Wieso sagst du es mir nicht?“ Irgendwie konnte ich ihm nicht folgen. Schwerfällig setzte ich mich auf, um ihn richtig ansehen zu können. „Was meinst du?“ Jetzt setzte er sich ebenfalls auf, sah mir in die Augen und ich bekam eine Ahnung, worum es ihm eigentlich ging. „Ich meine, dass du verliebt bist.“ Schmunzelnd ließ ich mich zurückfallen. Genau deswegen liebte ich ihn auf diese freundschaftliche Art. „Wie hast du es bemerkt?“, erkundigte ich mich. Diese Frage war lächerlich, was mir Hiroto auch gleich mit einem Lachen bestätigte. „Ich bitte dich, Tora. Die Frage war ja jetzt wohl nicht ernst gemeint, oder?“ Er grinste mich an. Nein, natürlich nicht. Er konnte in mir genauso lesen, wie ich ihn ihm. Ich grinste zurück, bevor ich wieder in den Himmel sah, seinen Blick noch immer auf mir spürend. Eine Weile schwiegen wir wieder. „Es kam nicht wirklich plötzlich, das ist mir nun klar, aber es hat sich so angefühlt, so unerwartet.“ „Ich glaube, so ist es oft“, vermutete Hiroto. „Vielleicht“, stimmte ich zu. „Du solltest es Ko-ki einfach sagen, meinst du nicht?“, schlug er vor. Ich sah ihn wieder an. „So, wie du es Nao einfach sagen solltest? … Nein, das wäre falsch, es passt nicht in unsere … Freundschaft“, erklärte ich vage. „So ähnlich.“ Er lächelte. „Aber weißt du, Tora, es passt nur solange nicht, wie es auf beiden Seiten auch lediglich Freundschaft ist. Tu etwas! Vielleicht bist du ja nicht so erbärmlich wie ich dabei?“ „Hm … wer weiß.“ Jetzt brauchte ich eindeutig Zeit zum Überlegen. Nein. Ich schaffte es einfach nicht. Ich konnte Ko-ki nicht einfach direkt sagen, wie ich für ihn empfand. Eigentlich konnte ich fast gar nichts tun. Ich konnte nur weiterhin ein guter Freund sein. Aber was machte das schon? Ich bezweifelte sowieso, dass meine Gefühle erwidert werden könnten. Einzig ein kaum bemerkbares Bisschen mehr Körperkontakt, war die Folge meiner Gefühle. Hin und wieder einmal mehr durch seine zwar vom Färben kaputten aber trotzdem schönen Haare wuscheln, eine um eine Sekunde längere Umarmung bei Begrüßungen und Verabschiedungen und vielleicht diese weichen Hände berühren, wenn ich ihm etwas aus der Hand nahm. Doch es war ja schon fast lächerlich, wie Hiroto und ich diese lange Zeit jeweils um Nao und Ko-ki herumschlichen, obwohl Hiroto es fast geschafft zu haben schien. Ich wusste nicht, ob er es merkte, aber die Blicke, die er von Nao bekam, hatten sich verändert, waren zärtlicher geworden und es war eindeutig, dass der Kleine bald glücklich sein konnte. Das war doch zu beneiden … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)