Red Moon von HiYasha (Bellas Leben nimmt eine völlig ungeahnte Wende: sie wird zum Werwolf) ================================================================================ Kapitel 19: Tsunami ------------------- Weihnachten, das fest der Liebe steht vor der Türe. Und damit euch das Warten ein bisschen versüßt wird, kommt hier was von unserem Süßen. Ich lass euch in sein Herz sehen und in seine verwirrten Gedanken, denn das ist es doch, was mich so viele meiner Leser gefragt haben. Dann schaut mal rein... Liebe Weinhachtsgrüße Eure Hi Tsunami Mein Herz hämmerte, und ich rannte weiter, als ob ich vor einem entsetzlichen Feind fliehen müsste. Nichts konnte mich aufhalten, und meine gewaltigen Pfoten brachten Meter um Meter zwischen sie und mich. Ich rannte, als ob der Teufel hinter mir her wäre, und ich horchte, ob ich sie hören konnte, ihre Tritte hinter mir hörte, aber da war nichts. Nur das Ächzen der riesigen Bäume im Wind. Auch ihre Gedanken waren nicht mehr zu spüren, da war nur noch ein dunkler Abgrund, und ich glaubte, dass der lediglich meinem Hirn entsprang und nicht ihrem. Ich rannte weiter, so schnell mich die Beine tragen konnten, weg, auf und davon. Ein gewaltiger Dämon war hinter mir her in Gestalt eines zarten, schmalgliedrigen Mädchens und einem Herzen, das überlief. Dieser Dämon konnte mich in die finstersten Tiefen der Hölle schicken, und mir graute davor, dort zu landen, denn ich war schon zu oft da gewesen. Denn es war die Hölle, von ihr verlassen zu werden. Mit jedem Feind würde ich es locker aufnehmen, würde mich zehn neugeborenen Vampiren auf einmal stellen, ohne Furcht zu zeigen, aber vor diesem Mädchen hatte ich Angst, denn sie war mächtiger als alle Feinde zusammen. Sie konnte mich vernichten mit einem Wimpernschlag ihrer rehbraunen Augen. Es starb eh schon jedes Mal ein Teil von mir, wenn ich mit ansehen musste, wie sie einen anderen liebte. Und das musste ich all zu oft. Er weidete sich an meinem Anblick, genoss meine Niederlage, und sie merkte es nicht einmal, wie er sie extra an sich zog, wenn er mitbekam, dass ich zusah. Sie freute sich nur, so fest in den Arm genommen und so intensiv geküsst zu werden. Aber ich sah den Hauch von Triumph und auch Gehässigkeit in seinem Grinsen, wenn er mir kurz zuvor diesen Blick zuwarf, diesen Blick des Siegers. Dieser miese, kleine Drecksack. Seit ich sie liebte war ich nur Zuschauer, aber nie Gegenstand ihrer Liebe gewesen. Und nun, wo es schien, dass sich das Blatt endgültig gewendet hätte, da floh ich vor ihr, als ob der Teufel hinter mir her wäre. Was war nur mit mir los? War ich denn verrückt geworden? All meine Träume hatten sich erfüllt, all mein Flehen war erhört worden. Sie hat sich von ihm getrennt, hatte ihn tatsächlich verlassen, ihn stehen lassen. Nie hätte ich das erwartet. Dass er sie wieder verlässt, ja, damit hatte ich gerechnet. Er wollte es tun, das hatte ich deutlich mitbekommen, als er sich noch mit seiner kleinen Schwester beraten hatte, bevor er zu ihr gegangen war. Er hatte genauso Angst vor ihr wie ich, der kleine Schisser, und sich kaum getraut, zu ihr in ihr Zimmer zu gehen, um ihr zu sagen, dass er nicht mehr konnte, dass er den Schwanz einzog, weil sie das geworden war, was sie nun war. Ich hatte nicht mitbekommen, was er dann wirklich gesagt hatte, ich hatte nicht gelauscht, ich wollte nicht hören, wie er sie verletzte, ihr den Todesstoß versetzte und wie sie betteln würde und flehen. Nein, das hätte ich nicht ertragen – vielleicht hätte ich ihn dafür umgebracht… Erst hatte ich es ihr nicht geglaubt, dass sie es war, die ihn in die Wüste geschickt hatte. Aber dann, in dieser geballten Ladung an Erinnerungen, die ich gerade gesehen habe, da drehte sich alle um mich. Mich! Nicht um Cullen, nichts, kein Hauch von ihm, und sie überrollte mich mit dieser gewaltigen Flut, schwemmte mich davon, riss mir den Boden unter den Füßen weg wie ein Tsunami. Aber genau davor habe ich Angst, dass die Flut wieder abzieht, dass sie verschwinden würde, als sei sie nie da gewesen und nur zerstörtes Land zurück lässt, Tod und Verwüstung, eine Landschaft, die Jahrzehnte brauchen würde, um wieder aufgebaut zu werden. Ich liege schon längst brach, und noch mal so eine Katastrophe würde ich nicht mehr packen. Und doch hatte sie keinen Augenblick an ihn gedacht. Das war eine Tatsache, ich bildete mir das nicht nur ein, weil ich es so haben wollte. Ich war so erschrocken, als sie sich öffnete, als ich sie auf einmal so intensiv spürte. Dieser Schwall an Bildern hatte mich beinahe umgehauen. So viel hatte ich bis dahin nie von ihr mitbekommen, und ich riss mich noch zusammen, versuchte an nichts zu denken, nicht zu sagen, damit ich sie ja nicht erschreckte, aber ich konnte nicht verhindern, dass ich an dieselben Momente dachte wie sie. Hatte sie mir diese Flut extra geschickt? Weil ich Idiot ja nicht stehen bleiben wollte, um sie erklären zu lassen? Konnte sie das steuern? Oder brach es einfach aus ihr heraus? Immerhin konnte ich erkennen, dass sie das gleiche gefühlt hatte wie ich. Und genauso heftig. Wie hatte sie es dann nur fertig gebracht, zu gehen, wo sie mich damals schon so liebte? Dann muss sie diesen kleinen Blutsauger mehr geliebt haben, als ich mir je vorstellen konnte. Aber ich habe auch den Schmerz gesehen, den ihr das bereitete. Und der war nicht geringer gewesen als meiner. Sie hatte gelitten wie ein Tier, dafür, dass sie mich stehen ließ. Und ich hätte mir nie träumen lassen, dass sie tatsächlich eine gemeinsame Zukunft für uns beide gesehen hatte… dabei hatte sie mir das doch erzählt. Und diese beiden kleinen Kinder... Mensch Alter, die Frau sieht dich sogar als Vater ihrer Sprösslinge. Wenn das nicht ernst gemeint ist... Ich sollte ihr wirklich glauben, was sie sagt. Sie hat mich noch nie angelogen… Nur so manches verschwiegen… Vieles… Verdammt vieles… Aber diesmal konnte sie gar nichts verschweigen. Sie kannte sie ja bisher nicht, diese geistige Verbindung innerhalb unseres Rudels, und es konnte erschrecken sein und verwirrend, mit ihren Augen zu sehen, so viel Stimmen zu hören und dazu noch all ihre Gedanken zu belauschen. Aus irgendeinem seltsamen Grund konnte sie sich davor verschließen, konnte sie ihren Kopf für sich behalten, und ich hatte sie schon darum beneidet. Aber die Barriere bröckelte, wenn auch sehr langsam. Wie eine Mauer bekam sie winzige Risse, und manchmal konnte ich durch einen Spalt sehen, wie ein neugieriger Beobachter, aber zu Anfang sah ich keine Bild, erkannte auch keine Worte. Es waren nur Schemen, nur Andeutungen. Warum nur ich es konnte, verstand ich auch nicht, aber Quil und Embry versicherten mir, dass sie für sie nur Schweigen war. Und nun schickte sie mir diese Flut. Und ihre Gedanken kreisten nur um mich, als sie hinter mir her lief, um mich einzuholen. Ich war ihr Ziel, mich wollte sie haben. Unvorstellbar. Das erschreckte mich noch mehr, trieb mich in die Flucht, und ich rannte umso schneller vor ihr davon. Ich riesengroßer Trottel. Ja, sie hatte nicht gewusst, dass ich manchmal ein wenig von ihr sah, wenn wir Wölfe waren. Es kam langsam, aber es wurde immer deutlicher und ich bekam mit, dass sie mich ab und zu hörte. Wenn sie unachtsam gewesen war und ich sie warnte, dann blickte sie mich manchmal so seltsam an und ich vermutete, dass sie meine gedachten Worte vernahm. Ich erkannte nicht viel, aber ich bekam Fetzen ihrer Sicht mit, wie sie ihre Umgebung sah, und was sie fühlte. Ihre Neugierde, ihre Freude am Training und wie sie lernte. Sie hatte Spaß, und schon damals dachte sie selten an Cullen. Sie war zu sehr beschäftigt mit sich und ihrem Körper. Aber sie sah auch mich, und ich spürte, wie sie sich angezogen fühlte, wie ihre Blicke an mir hingen. Aber trotzdem würde sie gehen, ohne mit der Wimper zu zucken. Das hatte sie schon mehrmals getan. Und ich wusste, sie würde es wieder tun. Aber wegen mir hatte sie sich auch so strenge Regeln auferlegt, um mich nicht zu quälen und zu verletzen. Aber ich war schon immer blöd und hätte mir lieber ein wenig gestohlene Nähe gewünscht als streng auf Abstand zu bleiben. Ich hätte als so gerne ihre Hand genommen, oder ihr mit Vergnügen mal wieder einen Kuss geraubt, auch wenn ich dafür Prügel bezogen hätte… man, was red ich denn da für einen Scheiß… ich hatte mich doch selbst auf Abstand gehalten, hab versucht, sie links liegen zu lassen, einen auf barsch zu machen, damit ich es nach den Tagen allein im Wald überhaupt an ihrer Seite aushielt. Ich wusste selbst nicht mehr, was ich wirklich wollte. Ich war so fürchterlich zerrissen… Es hatte eh alles keinen Zweck, denn sie war felsenfest der Meinung, dass sie mit ihrem Vampirdrecksack wieder zusammen kommen würde. Nur hatte sie da die Rechnung ohne das Arschloch gemacht. Der hatte glatt gekniffen. Ich könnte brüllen vor Lachen. Er war davon gerannt, als wenn das ganze Rudel hinter ihm her gewesen wäre. Und egal wie das nun gekommen ist, ob er die Flucht ergriffen oder sie ihn in die Wüste geschickt hat, auf alle Fälle hat sie nun geschnallt, was da in ihr ist, nachdem der ganze Müll beiseite gekehrt ist, diese Verliebtheit in den Eisblock. Gut, ich sollte nicht so abfällig reden. Es sind ihre Gefühle, und die waren verdammt groß. Mann, hatte ich den Mistkerl beneidet, dass er so von ihr geliebt wurde. Wie sehr hatte ich mir gewünscht, einmal im Leben so geliebt zu werden wie er von ihr. Ich hätte alles dafür gegeben… Alles! Und jetzt tut sie es tatsächlich…. Und was tue ich? Ich renne weg… Vor Angst, dass es wahr ist… Vor Schiss, dass ich es nicht überlebe, wenn es sich wieder ändern würde. Ich renne davon, weil es so groß ist… Und es ist groß, so gewaltig… ich habe es gesehen, dass sie nur mich will, dass sie erfüllt war von Gedanken nur an mich, von ihrer Liebe, die nur noch so aus ihr heraus triefte, die überlief, die mir entgegen schwappte in einem Übermaß, dass sie mich fast umhaute. Ich kenne dieses Gefühl, das Überquellen, das völlige Erfülltsein von nur einem Gedanken, einem Willen, einer Sehnsucht, die nach dem anderen… ich selbst fühle so für sie. Aber sie nun auch für mich? Das war zu viel… Und wie reagierte ich? Mit totaler Panik… Ich brüllte sie an, ich hielt sie mir vom Leib wie eine Hexe, die mich zu verzaubern drohte. Und noch ihn an ihr zu riechen war nicht der eigentliche Grund, warum ich so ausgerastet bin. Gut, es war mit ein Grund: es machte mich sauer, dass immer noch er und sein verdammter, aasiger Geruch an ihr klebte, selbst wo sie sich jetzt für mich entschieden hatte. Aber was ich genau wusste, war, dass ich ihr für immer erliegen würde, wenn ich es jetzt zuließ, wenn ich auf sie einging, wenn ich es wahr werden ließe. Ich würde nie mehr von ihr los kommen. Nie mehr. Soweit konnte ich gar nicht rennen, dass ich sie dann jemals wieder vergessen könnte, da reichte weder dieser Staat aus, noch der Kontinent, noch die ganze Welt, Ich würde ihr nie mehr entfliehen können, wenn ich nur einmal zuließ, dass wir uns liebten. Und meine Gedanken sind nun mal mehr darauf gerichtet, ohne sie leben zu müssen als mit ihr. Macht der Gewohnheit… Und drum rannte ich weg, obwohl genau das passiert war, was ich schon immer wollte. Es war soweit, und ich jagte davon. War ich denn blöd? Ein vollkommener Trottel? Was war denn in mich gefahren? Was hab ich mir immer all die Jahre den Kopf zerbrochen, was ich machen könnte. Wie konnte ich gegen den reichen Stinker anstinken? Ha, guter Witz…Von dem könnte sie alles kriegen, aber sie hatte nie was gewollt. Er durfte ihr nicht mal was schenken, dabei hatten die Kohle wie Heu. Allein die Karren, die in deren Garage standen, waren mehr wert, als ich wohl in meinem ganzen Leben jemals verdienen würde. Sie hätte von dem reichen Sack bestimmt alles haben können, aber sie wollte nichts. Und mir hatte sie sie ihr Collegegeld gegeben, damit ich die Maschinen richten konnte. Ihre… und meine. Man, sie gab ihr Geld aus, dass ihr die Zukunft eröffnen sollte, und ich machte auch noch mit, das Geld zu verprassen. Ich hatte damals gespürt, dass sie das Motorrad unbedingt brauchte, und sie meinte, mich bestechen zu müssen mit der Maschine für mich. Damals hatte ich schon angefangen zu sparen, hatte das Geld, dass ich für Reparaturen bekam, beiseitegelegt, um ihr jeden Cent wieder zurück zahlen zu können. Sie sollte nicht ihre Ausbildung deswegen sausen lassen müssen, weil sie einmal eine Dummheit begangen hatte. Aber ich war beeindruckt, scheißbeeindruckt von ihrer Großzügigkeit. Man, ich hätte nicht mit so Begeisterung gebastelt, wenn ich damals gewusst hätte, wie sehr sie sich verletzen würde. Und wozu sie die Maschine wirklich gewollt hatte. Aber immerhin hatten wir auch jede Menge Spaß damit gehabt. Für ein Lächeln von ihr würde ich alles für sie tun, das ist mir mehr wert als alles andere… Ich würde ihr jeden Wunsch erfüllen, egal, welchen Grund sie dazu hat. Auch wenn er mir nicht gefiel. Und sie war so geduldig, so beharrlich, saß stundenlang in meiner Werkstatt. Sie war geschickt, lernte die Bezeichnungen für das ganze Werkzeug in Windeseile und war eine gute Assistentin. Sie packte mit an und war sich nicht zu schade, sich die Finger dreckig zu machen. Keine Klagen über abgebrochene Fingernägel oder sonstiges Weibergezicke. Sie war natürlich und konnte zupacken, und trotzdem hatte sie etwas sehr Weibliches an sich, was mir den Atem raubte. Und sie war eine so unglaublich gute Gesprächspartnerin. Sie hörte zu, auch wenn ich am Anfang den Eindruck hatte, dass sie kaum in der Lage war, etwas wirklich mitzubekommen. Damals war es ihr am liebsten, wenn ich einfach erzählte. Sie lachte mich nie wegen irgendwas aus, und langsam erzählte ich ihr alles, was ich einem anderen nie anvertraut hätte. Sie wurde meine Seelenverwandte, auch wenn ich ein Thema nie ansprechen durfte. Diese tiefe Wunde in ihr, sie blutete endlos, und man durfte sie in keiner Weise berühren. Sie zuckte schon zusammen, wenn im Radio nur mal ein Lied lief, das sie wohl mit ihm zusammen gehört hatte. Also stellte sie es ab und wir saßen im Stillen in der Werkstatt. Aber mit ihr machte mir das nicht mal was aus. Sie war meine Musik, und wenn sie mal was erzählte, von ihrer Mam, von Phoenix oder der Schule und ihren komischen Freunden dort, dann war das Musik in meinen Ohren. Ich war vom ersten Augenblick an so hoffnungslos in sie verliebt. Dabei sah sie damals aus wie eine lebendige Leiche. Ihr Gesichtsausdruck war eine einzige Qual, die Ringe unter den Augen waren so dunkel, ihr Köper ausgezehrt und mager… Klar hatte ich damals schon mit ihr angegeben, dass sie meine Freundin sei, und Quil und Embry mussten das natürlich prompt vor ihr ausplaudern. Aber sie hatte nicht gelacht oder mich sonst irgendwie damit aufgezogen. Sie lachte nie über die Gefühle anderer. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sie welche für mich hätte. Damals noch nicht… das kam erst später… Als sie vom Motorrad stürzte und ich mir das Shirt auszog, weil ich nichts anderes hatte, um ihr das ganze Blut abzuwischen, das schaute sie mich mit großen Augen an. Da hatte sie mich zum ersten Mal halb nackt gesehen, und irgendwie kam es mir vor, als ob ihr auf einmal bewusst geworden war, dass ihr bester Kumpel tatsächlich ein Kerl war. Und ihr spontaner Kommentar war der Hammer gewesen: zu bist schön – irgendwie. Ich! Mich hatte es fast umgehauen, und ich sah, wie sie mich anstarrte, und ich hatte so ein dumpfes Gefühl, dass ich ihr tatsächlich gefiel. Aber so recht glauben konnte ich es nicht. Danach hatte sie mich immer öfter mal so verklärt angeguckt. Und auch als der kleine Drecksack Cullen wieder kam und sie zurück gepfiffen hatte, blieb das so. Auch wenn sie an dem klebte, sie schaute mich immer wieder mal so seltsam an, als ob sie was für mich übrig hätte. Aber was gemacht hatte sie nie. Daher hatte ich ja versucht, es ihr zu zeigen, dass sie mich wollte und sich das nur nicht eingestehen wollte. Und als ich mich dann verwandelt hatte, da konnte ich es sehen, hören und riechen. Ihr Herz, das schneller schlug, wenn sie mich sah, ihre erweiterten Pupillen, wenn ich sie lange ansah, und wie sie roch. Du meine Güte, wenn sie nur eine Ahnung gehabt hätte, welch eine Verführung sie für mich war. Ich Geruch veränderte sich, wenn sie nahe bei mir war, wenn ich sie in meinen Armen hielt. Ich spürte ihren raschen Atem, das Pochen ihres Herzens, vernahm das Zittern ihrer Hände, und doch fing ich mir nur Schläge ein, als ich sie küsste. Sie war eine Meisterin darin, ihre Gefühle für mich zu unterdrücken, aber ich ließ nicht locker. Wenn ich das alles nicht gespürt hätte, ja, dann hätte ich sie gehen lassen. Dann hätte ich mich nicht ständig zum Affen gemacht und sie Mal um Mal bedrängt, wäre ihr nicht auf die Pelle gerückt und hätte ihr nicht immer wieder meine Liebe gestanden. Ich hätte sie gehen lassen, zu ihrem Oberlackaffen Cullen. Und sie hätte von mir aus glücklich mit ihm werden können. Aber ich habe es gespürt… und jetzt habe ich es gesehen. Was habe ich mir nicht alles gewünscht und vorgestellt. Wie oft war ihr Mund meinem schon so nahe gewesen. Und ich dachte: jetzt, jetzt küsst du sie! So oft waren wir kurz davor, und so oft hatte es nicht geklappt: sie hatte sich steif gemacht, den Kopf weg gedreht damals in ihrem Transporter, nachdem ich sie aus dem Meer gefischt hatte, oder der dämliche Cullen rief an. Bis ich es dann mit Gewalt durchsetzen wollte. Und ich Blödmann hatte triumphiert, dabei war sie so sauer gewesen, dass sie mir eine geschossen hatte. Ich hatte sie gezwungen, und ich fand das auch noch gut. Meine Güte, ich gehörte echt erschossen. Wie konnte ich nur… Und dann, auf dem Berg, vor der Schlacht, als ich so lang rumgejammert und sie so unter Druck gesetzt hatte… dabei war das gar nicht so gedacht gewesen. Immer wenn ich etwas bekommen hatte, was mich bestärkte, dass sie mich liebte, dann drehte Drecksack-Cullen wieder an der Schraube und setzte einen drauf. Und als ich hörte, dass er jetzt sogar mit der Ehe daher kam und sie auch noch mitmachte… dass er mit allen Mitteln versuchte, sie an sich zu binden, um sie mir wegzunehmen für immer – gut, da wollte ich wirklich nicht mehr. Und es war mir egal gewesen, dass sie mich schreien hörten. Es hatte mich zerrissen, ich brüllte vor Schmerz, und dann wollte er, ausgerechnet er, der miese Stinker, dass ich zu ihr ging. So eine verdammte Show, nur um bei ihr Eindruck zu schinden. Was der ihr vormachte, das ging auf keine Kuhhaut. Ständig spielte er Theater, ständig bastelte er an seiner Rolle, der Rolle des selbstlosen, dramatischen Helden, des heroischen Kriegers, der die holde Maid begehrte. Und Bella fiel voll auf diesen Blender herein. Sie nahm ihm das Schauspiel ab und meinte, den echten Cullen zu sehen, den wahren, selbstlosen Liebhaber, dabei spielte er nur eine beschissene Rolle in dem beschissenen Stück, dass er sein Leben nannte, wo es nur darum ging, die größtmögliche Wirkung bei ihr zu erzielen. Er hatte ja Jahrzehnte lang proben können, und Bella war nun sein Publikum. Jung und unerfahren, den ersten Freund anhimmelnd… ja, ja, nicht besser als ich. Da musste sie ausgerechnet an so einen aufgeblasenen, alten Arsch geraten. Klar hatte ich gegen dem sein ausgetüfteltes Ränkespiel kaum eine Chance. Trotzdem habe ich es versucht… und fühlte mich wie Dreck, als ich merkte, wie sehr sie darauf reagierte, dass ich mich in den Tod stürzen wollte. Es war nur eine überdrehte Reaktion gewesen, ich hätte mich wieder eingekriegt und niemand hätte mich in Gefahr bringen können – außer der blöden Leah mit ihrem Größenwahn. Aber Bella fuhr voll darauf ab, und ich hab mich hinreißen lassen – nur ein paar Sekunden – und hab das so stehen lassen, mich geweidet an ihrer Angst um mich, es ausgenutzt und sie in die Ecke gedrängt – diesmal nicht körperlich, sondern mit einer Erpressung. Scheiße, wie konnte ich mich nur auf so absolut unterstes Niveau sinken lassen – nur weil er das ständig machte? Ich hasse mich heute noch dafür, auch wenn sie mich dafür geküsst hatte, dass es mir das Hirn weggeblasen hatte. Ich war fast in den Boden versunken, damals, als sie mich so küsste. Und sie hat es ebenfalls nie vergessen, das haben mir ihre Bilder gezeigt, es hatte sie genauso durcheinander gewirbelt wie mich… Und nun hat sie es wieder getan. Freiwillig. Von sich aus. Ohne Zwang oder Druck. Weil sie es wollte. Weil sie mich will. Scheiße, sie hat mich geküsst. Ich fasse es nicht. Und ich? Hab so was von Schiss, dass es sein wird wie damals, halt wie immer, dass sie mich küsst und wieder stehen lässt, dass sie wieder gehen wird, als sei nichts gewesen. Wo sie doch schon so oft gegangen ist. Wo sie mich doch schon die ganze Zeit links liegen hat lassen, nur um ihren Edward treu zu sein. Wo sie abgehauen ist, zurück zu Charlie, nachdem ich geglaubt hatte, sie würde sich wohl fühlen bei mir. Und sie hatte sich wohl gefühlt, ganz wie zuhause, Billy hatte es mir bestätigt – ich hatte es mir nicht bloß eingebildet. Im Nachhinein bin ich auch froh, dass ich mich an ihre Grenzen und Regeln gehalten hatte, denn als sie dann wirklich wieder davon lief, da machte es mich nicht gar so fertig. Trotzdem könnte ich Leah erschlagen für diesen dämlichen Spruch, den sie gebracht hatte. Seth hatte es mir ja erzählt, gleich nachdem Billy mir gesteckt hatte, dass Bella gepackt hatte und abgehauen war. Ich hatte mir schon so was gedacht. Dabei waren wir so gut miteinander ausgekommen. Sie hatte uns alle verzaubert, sogar Billy war ständig gut drauf. Er mochte sie, und wie. Und dann war sie weg. Zack! Einfach verschwunden. So war sie nun mal. Wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hatte, wenn sie eine Entscheidung gefällt hatte, dann konnte keiner sie aufhalten, dann zog sie das durch. Und ich wusste das. Ich wusste, dass sie einfach aufstehen und gehen konnte – egal was vorher gewesen war. Wenn ihr mal wieder ein paar komische Dinge durch den Kopf gingen, wenn sie meinte, was tun zu müssen, dass ließ sie mich stehen. Einfach so. Und ich hab dermaßen Angst, dass sie mich wieder stehen lässt. Trotzdem hätte ich sie nicht so anbrüllen dürfen. Verdammt Ich Idiot! Ich kann es nicht glauben. Ich hab von ihr DEN Kuss gekriegt, sie gesteht mir ihre Liebe… und ich brülle sie an und renne weg. Ich Trottel! Bin ich denn noch zu retten? Was mach ich jetzt? Soll ich zurückgehen? Ihr nachrennen? Ich könnte sie bestimmt einholen… Soll ich sie suchen? Oder sollte ich nicht lieber etwas warten? Mich erst einmal beruhigen, damit ich nicht wieder wegen jedem Mist ausflippe. Ja, es wäre besser, wenn ich einfach noch eine Weile laufe. Das tut mir gut. Dann komm ich wieder runter. Bekomme wieder eine klare Sicht. Ich sollte warten… und sehen, ob sie in ein paar Tagen immer noch was für mich empfindet. Ob es real ist, wirklich existiert, was sie fühlt, oder ob es nur eine Art Kater ist, nachdem sie Cullen-Arschloch in die Wüste geschickt hat. Vielleicht will sie ja nur nicht alleine bleiben. Oh Mann, ich bete, dass es bleibt. Ich flehe auf Knien, dass das was übrig bleibt, dass wenigstens ein winziger Teil ihres Herzens weiter für mich schlägt. Sonst werde ich mich für ewig hassen, dass ich weggerannt bin in der Stunde, wo sie mich mal wollte. Warum bin ich nicht geblieben? Ich musste ja den Beleidigten spielen und abhauen. Dabei hätten wir eine ganze Nacht miteinander gehabt. Mann, ich Idiot. Morgen, morgen geh ich zu ihr. Gleich nach der Schule. Morgen hat sie Geburtstag, und ich bring ihr den kleinen Wolf, den ich ihr geschnitzt habe. Den Bella-Wolf mit dem zotteligen Fell. Dann lade ich sie vielleicht zum Essen ein oder ins Kino. Und wir hätten ein richtiges Date. Und dann kann ich sehen, was passiert. ooOOoo Ich hab mich an die Bitte einer meiner Reviewerinnen gehalten und diesmal keine abgehackten Sätze verwendet... dafür flucht er viel *g* Das nächste Kapi flutscht auch hervorragend, und wenn ihr brav seid, dann bekommt ihr es noch an den Feiertagen... na, werden sie zusammen kommen????? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)