Red Moon von HiYasha (Bellas Leben nimmt eine völlig ungeahnte Wende: sie wird zum Werwolf) ================================================================================ Kapitel 3: Unbändige Wut ------------------------ Bella ist sauer, stinksauer, und sie rast zu Edward, um ihm ein paar Fragen um die Ohren zuhauen... oder mehr? Lest selbst, was da passiert. Unbändige Wut Sonst jammerte ich schon herum, wenn Edward auch nur etwas zu schnell fuhr. Aber heute schlingerte ich mit meinem alten, klapprigen Transporter die kleine Straße entlang, dass der altersschwache Motor nur noch röhrte. Oft war ich nur noch wenige Zentimeter vom Straßenrand entfernt und dem Graben gefährlich nahe, aber ich konnte mich einfach nicht beherrschen. Mir war heiß, ich war wütend, ich wollte Edward unbedingt zur Rede stellen. Schon brauste ich den schmalen Weg zu dem hell erleuchteten Haus hinauf, sprang aus der Fahrerkabine und knallte die Türe zu. Bevor ich die Haustüre erreicht hatte, wurde sie schon geöffnet und Alice schaute mich besorgt an. „Er kommt gleich.“ Wusste sie schon Bescheid? Da erschien auch schon Edward im Türrahmen. Ich hatte ihn einige Tage nicht gesehen, und eigentlich wollte ich mich in seine Arme stürzen. Aber meine miese Laune ließ das nicht zu und ich knurrte ihn nur an. „Ich will mit dir reden – alleine.“ Er schwieg, sagte kein Wort sondern zog die Türe hinter sich zu und begleitete mich mit eleganten Schritten auf dem Weg zum Wald, den ich bereits eingeschlagen hatte. Ich wollte weg von dem großen Haus, in dem alle Ohren wie Luchse hatten, wollte mit ihm unter vier Augen reden. Zornig stapfte ich den mit Gras bewachsenen Pfad entlang, die Hände wieder zu Fäusten geballt. Die Jacke, die ich mir übergeworfen hatte, war nur hinderlich, ich schwitze. In der zunehmenden Dämmerung wurde der Weg immer undeutlicher, aber ich folgte ihm grimmig, bis ich der Meinung war, weit genug von dem Haus mit den vielen Ohren entfernt zu sein. „Was sollte das?“ Meine Stimme war vollkommen heiser. Edward sagte nichts, er verlangsamte nur seinen Schritt und schaute zu mir herab. „Die Einladung.“, half ich nach. „Du meinst Jacobs Einladung?“ Seine Stimme klang sanft und weich, und ich merkte, wie ich auf sie reagierte. Aber heute wollte ich mich nicht beschwichtigen lassen. „Ja, genau, Jakobs Einladung – die er nie erhalten sollte. Das war meine einzige Bitte an euch, und nun musste ich feststellen, dass du die einfach ignoriert hast und ihm auf eigene Faust eine geschickt hast.“ Wieder Schweigen, und ich stapfte zornig weiter, wobei ich aufpassen musste, dass ich nicht über die hohen Grasbüschel stolperte. Ihm bereitete die schlechte Sicht natürlich keine Probleme, sein Gang war vollkommen anmutig, wie immer. Aber heute hatte ich keinen Blick dafür. Vorsichtig schaute er mich aus seinen goldfarbenen Augen an. „Ich fand, er sollte selbst entscheiden können, ob er kommen will oder nicht.“ Seine Erklärung klang auf den ersten Eindruck durchaus vernünftig, aber das wollte ich diesmal nicht gelten lassen. „So ein Quatsch. Was soll er sich denn noch alles antun müssen? Wir haben ihn genug geplagt, warum musstest du ihn da nochmals quälen?“ „Ich wollte ihn nicht quälen, ich wollte nur nicht, dass ausgerechnet er keine Einladung erhält. Er sollte selbst seine Wahl treffen können, ob er ...“ Ich ließ ihn gar nicht ausreden. „Pah, ob er nicht auch noch kommen will, um zuzusehen, wie seine große Liebe einen anderen heiratet? Toll, wirklich.“ Wütend stampfte ich auf den Boden. „Das glaubst du doch selbst nicht.“ Ich war überrascht, wie böse meine Stimme klang. Aber ich konnte mich einfach nicht mehr beherrschen. „Meinst du nicht, dass es einfach Rache dafür war, dass ich ihn ... geküßt habe? Dass du ihm noch eine reinwürgen musstest, so zum Abschluss?“ Ich war selbst entsetzt, welche Gedankengänge ich hatte und ihm vorwarf. Normalerweise versuchte ich auch im Streit fair zu sein. Heute gelang mir gar nichts. Ich war einfach nur zutiefst empört. „Bella, ich wollte ihm nur die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden. Das hat er bis jetzt immer ganz gut gekonnt.“ „Ach ja!“, konterte ich giftig, „bis jetzt. Nur ist er jetzt von zuhause weggelaufen, und keiner weiß, wo er ist. Und das genau, seit er diese Einladung erhalten hat. War wohl ein bisschen zu viel für ihn, den kleinen Heizlüfter, damit auch noch klar zu kommen.“ Streitlust blitzte in meinen Augen, und ich war sicher, dass er sie sehen konnte, als er wieder stehen blieb und mich anschaute. „Bella, was ist los mit dir?“ Er streckte seinen Arm aus und versuchte mich zu berühren, aber ich bog mich weg und stapfte grollend weiter. Heute war ich zu keinerlei Versöhnung bereit. „Es ist dir doch vollkommen egal, wie es ihm geht und wie er reagiert hat. Hauptsache, du hast gewonnen. Was ist das nur für ein Scheiß-Spielchen? So ein Macho-Ding, wo so lange ausgeteilt wird, wie es nur geht?“ Meine Stimme überschlug sich, und ich fing vor Wut an zu zittern. Irgendwie steigerte ich mich immer mehr in diese Stimmung hinein. „Er muss halt einsehen, dass du mich gewählt hast. So ist es nun mal.“ „Ha ...“ Seine Antwort machte mich nur noch wütender. Heute konnte er nichts sagen, was meine Gnade gefunden hätte. „Seine Gefühle zählen ja auch nicht wie deine. Dabei dachte ich, du könntest es dir gut genug vorstellen, wie es ist, eine Liebe aufgeben zu müssen. Aber da habe ich mich wohl geirrt.“ Meine Stimme klang drohend und tief. Ich hatte mich so in meinen Groll hinein gesteigert, dass ich langsam schon rot sah. Meine Kopfhaut juckte, und mir wurde schlecht. Warum regte ich mich nur so furchtbar auf? Aber ich konnte nicht mehr anders. Den Gedanken an Jacob, der irgendwo alleine herum irrte, ertrug ich einfach nicht. „Als er für uns gekämpft hat, das war er gut genug. Aber kaum hat er sich ein wenig von den Verletzungen erholt, die er dabei einstecken hat müssen, da musst du noch einen drauf setzen und ihm diese dämliche Einladung schicken. Hab ich denn nicht deutlich genug gesagt, dass ich das nicht will?“ Ich schrie schon, meine Stimme überschlug sich und hallte von den weit entfernten Felswänden wider. „Ach Bella, das war ein Spielchen unter Männern. Jeder schaute, wie er punkten konnte bei dir. Er hat dich doch auch ganz gut dran gekriegt mit seiner Masche, er würde sich im Kampf opfern. Und du bist ja auch voll auf ihn herein gefallen und hast ihm den Kuss gegeben, den er haben wollte.“ Das war jetzt eindeutig zu viel. Jetzt kam er wieder mit dieser angeblichen Masche. Ja, Jake hatte den Kuss bekommen, und wenn ich daran zurück dachte, dann wurde mir immer noch ganz schwummrig. Aber er hatte ihn nicht gestohlen, und schon gar nicht erschlichen. Ich war mir sehr sicher, dass er das damals ernst gemeint hatte, dass er wirklich mit dem Gedanken gespielt hatte, sich umbringen zu lassen. Leider. Und auch wenn es super peinlich für mich war, dass ich ihn geküßt hatte - denn immerhin war ich ja damals schon mit einem Anderen verlobt – aber ich hatte es getan. Freiwillig. So war das nun mal. Auch wenn Edward das nicht passte. Er war es, der mir einzureden versuchte, dass das alles eine abgekartete Sache gewesen sein sollte, dass Jake mich nur gelinkt habe. Ich hatte lange darüber nachgegrübelt. Jacob war einfach nicht der Typ, der subtile Pläne schmiedete. Er tat, was ihm gerade durch den Kopf ging, auch wenn das ab und zu nicht gerade angebracht war. Er kannte keinerlei Hemmungen, aber er akzeptierte auch entsprechende Reaktionen – wie Faustschläge ins Gesicht. Ich ballte die Hände in der Erinnerung daran, wie ich dem aufdringlichen Wolf schon mal eine verpasst hatte. Auch wenn der Gedanke nicht schön war, aber Edward war derjenige, der raffinierte Pläne schmiedete, der mich mit wohl überlegten Aussagen versuchte zu manipulieren. Das hatte er schon so oft gemacht, und ich wußte nicht, warum mir das erst jetzt so richtig klar wurde. Diesmal konnte er mir nichts einreden. „Spielchen? Es waren deine Spielchen, mein Lieber. Man spielt nicht mit der Liebe, und ein wenig mehr Respekt vor den Gefühlen anderer Leute würde dir auch ganz gut tun, Edward Cullen.“ Ich zischte die Worte regelrecht. „Du hattest doch schon längst gewonnen. Er ist besiegt, geschlagen... ich habe ihn vernichtet und ihm keinen Funken Hoffnung mehr gelassen. Ich habe ihn zerstört... für dich, für uns. Was brauchtest du denn noch mehr?“ Ich bebte vor Zorn und Entrüstung und musste meinen Blick abwenden, weil es mir schien, als würde ich ihn sonst mit meinem blanken Hass verbrennen. Ich zitterte am ganzen Körper, schloss die Hände zu Fäusten und hätte ihn damit geschlagen, wenn er nur in meiner Reichweite gewesen wäre. Ich war so empört, dass ich nur noch schreien wollte. Dann passierte es. Ich stolperte über ein hohes Grasbüschel und drohte zu fallen. Edward schoss nach vorne, um mich aufzufangen, aber das letzte, was ich wollte, war, dass ausgerechnet er mir auf die Beine helfen musste. Ich kochte vor Wut über die Blamage. Ich wieder mit meinen zwei linken Beinen. Ich riss mich hoch, streckte mich und fühlte dabei ein seltsames Ziehen in meinem Rücken. Es blitzte vor meinen Augen, Funken stoben, ein seltsamer, roter Schleier schob sich ins Bild und machte alles unscharf, aber ich sah noch genug, dass ich den helfenden Händen geschickt ausweichen konnte, die auf mich zukamen. Ich wollte nicht angefaßt werden. Mit einem weiten Schritt vorwärts versuchte ich, meinen Sturz zu bremsen und warf gleichzeitig den Arm zur Seite, um das Gleichgewicht zu halten. Das laute Reißen, das ich dann hörte, konnte ich nicht einordnen. Ich hielt den Atem an, ein durchdringender Schmerz durchfuhr mich, brannte in jeder Faser meines Körpers. Mein Haut schien zu explodieren, der Ruck riss mich wider von den Beinen. Ich verlor den Halt unter den Füßen und strauchelte nach vorne, meine Sicht verschwand vollends hinter dem roten Dunst. Dann war da nur noch Schmerz, der meinen Körper durchzuckte. Ich zitterte, war wie gelähmt vor Angst. Ich dachte zu fallen, zu stürzen, doch auf einmal hatte ich wieder Halt unter den Füßen. Ich richtete mich auf und schaute auf den Vampir herab, der vor mir im Gras stand. Er stank widerlich süß, nach verwesendem Fleisch, ekelhaft und durchdringend. Meine Nase brannte von diesem intensiven Geruch. Angewidert zog ich sie hoch. Ein Schnauben war zu hören, tief und brummend. Unheimlich. Es schien aus meiner Kehle zu kommen. Er nahm automatisch eine Verteidigungsstellung ein, schlich leicht gebückt um mich herum. Doch seine Augen blickten überrascht. Er hatte nicht mit mir gerechnet. Ich riss den Kopf hoch und brüllte. Alles in mir war in Bereitschaft, ihn, den uralten Feind, anzugreifen. Der Ton war schauerlich, der aus meinem Mund kam. Ich fletschte die Zähne, knurrte ihn an und umrundete geduckt seinen Körper. Er war deutlich zu sehen im schwachen Mondlicht, seine glatte Haut schimmerte matt, und eine Erinnerung stieg in mir hoch, dass sie kalt war, eisig und steinhart. Und dass sie schillern konnte wie ein Diamant. Sein Gestank nahm mir den Atem. Ich hielt ihn beinahe nicht mehr aus. Wütend knurrte ich ihn an, fletschte die Zähne. Ich spürte nur noch Wut, uralte Wut und Hass auf dieses Wesen. Als er die Hand hob, biss ich zu. Ich sprang vorwärts, nur noch Trieb und reiner Instinkt, doch er wich geschickt aus. Er drehte sich schneller, als ich sehen konnte, doch ich wand meinen Körper, der sehnig war und hart, riss ihn herum und sprang ihn von hinten an. Noch war er überrascht, und ich packte ihn an der Stelle, von der ich vermutete, dass er da empfindlich war. Ich schlug meine Zähne seitlich in seinen Hals. Die Haut war hart, aber meine Zähne waren es ebenfalls, und ich biss zu mit aller Kraft, die ich hatte. Ich hörte und spürte, wie die Haut riss unter meinen Eckzähnen. Ich ließ von ihm ab, wobei ich mir nicht erklären konnte, warum ich das tat. Vielleicht weil der Kontakt mit seiner über riechenden Haut so unerträglich war? Ich wußte, dass es ein Fehler war, denn er hatte bereits ausgeholt und verpasste mir einen Schlag mit seinem eisenharten Arm. Ich hatte den Eindruck, dass er nicht mit seiner ganzen Kraft zugeschlagen hatte, aber die Wucht reichte aus, um mich über den ganzen Weg zu schleudern, bis ich in gut hundert Meter Entfernung in einen Baum krachte. Ich jaulte auf, Schmerz durchfuhr mich, aber er konnte mich nicht aufhalten. Nun war ich erst recht in Angriffsstimmung. Ich setzte mich auf, erblickte riesige, dunkelbraune Pfoten, die mich trugen und sofort wieder zu ihm brachten. Ich riss meinen furchtbaren Rachen auf und fletschte die Zähne, der Kopf vorgestreckt, die Ohren angelegt, die Stirn in Falten gezogen. Ich bestand nur noch aus Aggression. Reine aufgestaute Wut. Langsam schritt ich auf ihn zu, gebückt, die Nackenhaare aufgestellt, und ich knurrte wütend. Noch einmal schossen meine Kiefer vor, erwischten seinen Arm, und ein metallisches Reißen bestätigte mir, dass ich ihn erwischt hatte. Da versetzte er mir einen solchen Tritt, dass ich in einem hohen Bogen weit in den hinter uns liegenden Wald flog. Ich rutschte zwischen mächtigen Bäumen zu Boden und blieb dort auf dem weichen Waldboden regungslos liegen. Meine geschärften Sinne schwanden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)