Wenn der letzte Krieger geht von Rubinfuchs88 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Bist du zufrieden?“, flüsterte er mir sanft ins Ohr. Seine kräftigen Hände legten sich auf meine Schultern nieder und wärmten meine starren Muskeln. Langsam strichen sie mir um den Hals herum, zogen die Linien meines Schlüsselbeines nach, fuhren zwischen meiner Brust hinunter, um auf meinem Bauch wieder zur Ruhe zu kommen. Seine Berührungen waren wie ein flüchtiger Sommerwind, der über meine Haut strich und noch ehe ich ihn spürte wieder von dannen war. „Natürlich.“, hauchte ich und schloss für einen Moment meine müden Augen. Die Ruhe genießend hörte ich ganz sacht seinen Atem, roch seinen süßlich herben Duft, spürte das gleichmäßige Schlagen seines Herzens auf meiner kalten Haut. Vorsichtig strich er mir meine langen silbrigen Strähnen aus dem Gesicht, legte sie fein säuberlich auf meinen Rücken nieder, als sollte ich sie nicht spüren. In Zeitlupe senkte er seinen Kopf zu mir hinab und berührte mit seinen warmen vollen Lippen meinen Hals. Ein Schauer fuhr mir die Wirbelsäule hinunter. Unweigerlich legte ich den Kopf auf meine andere Schulter, wollte ihm Platz schenken, ihm symbolisieren, dass ich mich ihm hingab. Ich gehörte ihm. Seid jeher gehörte ich allein ihm. Millimeter für Millimeter wanderten seine Lippen meine zitternden Muskeln hinauf und strichen über mein Ohr. Leise hörte ich das ruhige und tiefe Atmen seinerseits. Warm und weich strich seine Zunge über mein Ohrläppchen und zwang mich tiefer Luft zu holen. Eine hauchdünne Grenze trennte den ruhigen Genuss, von der fordernden Leidenschaft. Manchmal überschritt er sie schnell und unnachgiebig, manchmal schleichend und kaum fühlbar. „Wann gehen wir endlich?“, hauchte er. Ich seufzte etwas. Da war es wieder. Das leidige Thema, was ihm so am Herzen lag und momentan drohte jegliche Lust in mir bis in die letzte Faser aussterben zu lassen. Meine Schultern hängend lassend hob ich den schweren Kopf wieder an und starrte aus dem fast zugefrorenen Fenster hinaus in den Schneesturm. „Das ist nicht so einfach. Ich habe Verpflichtungen. Mein Vater vertraut mir und erwartet von mir, dass ich seinen Platz einnehmen werde.“ Langsam schob er sich dichter an mich heran, ergriff energisch meine Hüfte und drückte sie gegen sich. Es schoss mir heiß und kalt durch den Körper. Ich hatte nie begreifen können, wie er das schaffte. Eine einzige vehement fordernde Geste und mein Verlangen brannte wieder lichterloh. „Er wird noch lange leben. Lange genug um uns ziehen zu lassen.“ Die hölzerne schwere Eingangstür zu der kleinen Hütte polterte laut unter dem garstigen Wind der ruckartig gegen sie peitschte. Es dämmerte langsam. Dicke Schneeflocken wirbelten durch die Luft und begruben alles unter einer weitläufigen weißen Schicht. Schemenhaft konnte ich vor dem Fenster noch den Waldrand erkennen. Aus dem Kamin hinter uns knisterte es geheimnisvoll und das Feuer legte einen orangenen Schleier über alles. Vorsichtig zog er mich zurück und legte mich behutsam auf das große warme Fell vor dem Feuer nieder. Borstig und schroff kratze es auf meiner Haut und bot einen harten Kontrast zu seinen zarten Berührungen, die kräftige Hand, wie sie über meine Flanke strich und mein Gesicht ergriff. „Lass uns gehen. Ich will dich nicht anflehen müssen aber wenn du es verlangst so würde ich auch das tun.“ Seine tiefen bernsteinfarbenen Augen blickten mich fest und fordernd an, während sein markantes Gesicht von dem silbrig hellen Haaren eingerahmt wurde. „Belios. Bitte sei nicht so zu mir. Du redest mit mir als würde ich nicht wollen. Ich will ja aber“, ich versuchte nach passenden Worten zu suchen. „Schon gut.“, lächelte er sanftmütig und berührte mit seinen Lippen zart die meinen. Meine Begierde war zu groß geworden, als das ich es noch in Ruhe hätte genießen können. Energisch ergriff ich seinen Kopf und drückte meine Lippen so fest auf seine, dass es fast weh tat. Er begriff nur zu schnell. Unser Liebesspiel war hart und wild. Ich brannte geradezu vor Leidenschaft und wollte ihn spüren, ihn, seine Hände, seine Lippen, seine Männlichkeit, wie sie sich über mich erhob und mir zeigte, dass ich zeitgleich schwach und stark war. Dann geschah alles ganz schnell. Die Holztür wurde aufgeschmissen. Kalter Wind peitschte in die kleine Hütte und trug die dicken Schneeflocken hinein. „Belios! Meine Herrin! Verzeiht… aber das Schloss! Das Schloss wird angegriffen! Wir brauchen euch Belios!“, der Krieger war gehetzt. Blut war auf seiner silbrigen schweren Rüstung verteilt, das Schwert rot getränkt und das filigrane Schild mit tiefen Kerben übersät. Ruckartig sprang er auf, mein Freund, mein Geliebter, mein Krieger, warf sich hastig seine Rüstung um, ließ das funkelnde Schwert in der Scheide verschwinden, band sich rasch die langen Haare zusammen und riss das große Schild vom Boden in die Höhe. Benommen hatte ich mir das Fell vor meinen entblößten Körper gezogen und blickte den Krieger in der Tür ratlos an. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken und ich wusste nicht, was ich zuerst sagen sollte. Alles spielte sich in Sekunden ab und noch bevor ich wirklich begriff was geschah, stand Belios neben dem Krieger in der Tür und blickte mich aus seinen gutmütigen Augen an. „Bleib hier. Ich werde dich holen kommen wenn alles vorüber ist.“, lächelte er sanft und wollte sich zum gehen abwenden. „Belios!“ Er blieb stehen und schaute mich an. „Gehe nicht. Bitte!“, flehte ich und spürte in mir den tiefen Wunsch das er bleiben sollte. „Ich komme zu dir zurück. In diesem oder im nächsten Leben.“ Ich sprang auf als die beiden gingen. Schnell wickelte ich mich in das borstige Fell und rannte zur Tür. Der Wind schlug mir ins Gesicht und der kalte Schnee auf meiner Haut ließ mich zittern. Die beiden Gestalten hasteten in die Nacht hinaus und wurden nach und nach vom Schnee verschluckt, bis ich auch das Funkeln der Rüstungen nicht mehr sehen konnte. In weiter Ferne glühte etwas in der Dunkelheit, wie ein böses Ungeheuer das alles verschlingen würde, was sich ihm näherte. Dann begann ich zu begreifen. Es war das Schloss meines Vaters, unseres Volkes. Meine Heimat. Sie brannte. Ich wollte schreien, wollte den beiden hinter her laufen und sie aufhalten. Ich konnte nichts tun. Mein Körper rührte sich nicht. Mein Herz spürte bereits die tief greifende Vorahnung, die mein Verstand erst nach Tagen oder gar Wochen akzeptierte. Belios war fort. Alle waren fort. Ich würde sie nie wieder sehen. *** So stand ich in der Dunkelheit. Ich, Xeres, die letzte Frostelfe königlichen Geblüts. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)