Kuss mit Verwesung von nanami-haruka ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1 Ich trug die Taschen in der einen Hand und versuchte mit der anderen meinen Schlüssel zu finden. So ging das immer. Das Schloss war verschleißt und alt, die Tür ging nur sehr schlecht auf. Die Taschen mit den Einkäufen war schwer. Im Treppenhaus konnte man den Geruch von Urin wahrnehmen. Außerdem roch es hier immer ein bisschen nach Verwesung. In der Nachbarschaft wohnte einer, der seine tote Katze im Müll entsorgt hat. Ich musste immer etwas aufstoßen, als ich die Mülltonne öffnete um meinen eigenen Müll zu entsorgen. Der Nachbar schien nicht besonders traurig über seinen Verlust der Katze zu sein. Er war ein komischer Typ. Aber im eigentliches war die ganze Nachbarschaft komisch. Ich bin etwa vor einem Monat hierher gezogen. Als ich mit meiner Ausbildung als Floristin fertig war nahm ich mir fest vor von zu Hause auszuziehen. Ich bekam den Job auch und das Geld reichte, wenn auch nur für eine kleine Wohnung in den Reihenhäusern. Ich bin jetzt 20 Jahre alt und somit die jüngste Bewohnerin in diesen Blocks. Ich schloss meine Wohnungstür auf und mir stieg der Geruch von Parfüm meiner besten Freundin in die Nase. Sie sprühte gerne damit herum um meine Meinung zu dem Geruch zu hören. Sowieso war sie verrückt. Sie hing viel bei ihren Punkerfreunden rum, war aber selber keiner. Mit mir hing sie nur rum, weil sie meine tolpatschige Art mochte. Ich konnte gut über mich selbst lachen und das gefiel ihr. Die Küche war unaufgeräumt und chaotisch. Wie oft meinte meine Mutter zu mir: „Caroline, jetzt räume endlich auf.“ Ich hasste es wenn sie mich so nannte. Alle nannten mich nur Caro. Ich hasste auch ihre Sprüche. Was du heute kannst besorgen schiebe nicht auf morgen! Diesen Satz hörte ich beinahe täglich. Ich räumte meine Einkäufe ein und machte danach den Abwasch. Dabei schaute ich verträumt aus dem Fenster. Ich schaute auf die Balkons der anderen Leute. Nachdem mein Vater meine Mutter und mich verlassen hatte beschloss meine Mutter aufs Land zu ziehen. Dort hatte man überall den Blick auf Weiden. Das fand ich immer total öde aber jetzt wusste ich was noch schlimmer war. Gegenüber auf dem Balkon rauchte eine schmierige Frau. Ich fragte mich manchmal ob die keine Dusche hatten. Ihr Mann sah genauso schmierig aus. Ihr Kind, ein kleiner Junge, quängelte immer rum und schlug um sich. Ich schlug die Zeitung auf. 3 VERMISSTE IN EINER WOCHE! Innerhalb einer Woche wurden der Polizei 3 Vermisstenmeldungen eingereicht. Bisher gibt es noch keine Angaben wo sich die Vermissten aufhalten können und es deutet nichts auf eine Entführung hin. Die Polizei versucht weiterhin eine Spur zu finden. Die Kriminalität hier war schlimm. Auch der Drogenmarkt nahm hier in aller Ruhe seinen Lauf. Die Polizei arbeitete zu langsam und kommt irgendwann nicht mehr hinterher und lässt schließlich den Fall unaufgeklärt. So lief das hier. Die Gassen sind dreckig und vermüllt. Um in den schöneren Gegenden zu wohnen musste man schon fast reich sein. Die Menschen hier fühlten sich unterdrückt. Ich schreckte hoch als das Telefon klingelte. „Caro hier.“ „Caro hier ist Miriam. Kann ich zu dir kommen?“ Miriam ist meine beste Freundin. „Ja klar mach das!“ „Gut bin gleich da.“ Sie wohnt nur zwei Blocks weiter und ist sehr oft bei mir. Meistens schlief sie dann bei mir und ging erst nach drei Tagen wieder, wenn sie merkte, dass sie ihren Hamster füttern musste. Sie war sehr anhänglich. Außerdem war sie sehr hübsch. Ihre Haare waren hellblond und ihre Lippen färbte sie mit knallrotem Lippenstift ein. Ihre Augen waren hellblau. Sie war sehr klein und zierlich. Es klingelte und ich machte die Tür auf. Und dort stand sie auch schon mit dem dicken Rucksack in der Hand, gleich schon mit eingeplant sich hier mehrere Tage einzunisten. „Hi,“ sagte sie und ging an mir vorbei. Ich schloss die Tür und setzte einen Tee auf. Miriam packte eine Packung Kekse aus und stellte sie auf den kleinen Tisch in der Küche. Sie konnte so viel Essen wie sie wollte und sie war trotzdem sehr dünn. Die Küche war direkt neben dem Wohnzimmer. Da ich nur eine Einzimmerwohung hatte war es auch gleichzeitig mit mein Schlafzimmer. Miriam und ich schliefen immer gemeinsam auf dem breiten ausziehbarem Sofa. Es war nicht grade die Wunschwohnung, aber ich fühlte mich trotzdem wohl. „Ach Caro... Wie läuft´s bei dir denn so? Bist du immer noch nicht deiner großen Liebe begegnet?“ Miriam hatte ständig einen Freund. Sie behauptete sie hätte alle total geliebt. Ich seufzte. „Nein, aber ist es denn wirklich nötig, dass ich danach suche und sie finden muss?“ „Aber natürlich ist es das!“ Miriam schaute mich enttäuscht an. „Mit so einer Einstellung bekommst du nie einen Jungen.“ Sie war immer noch der Meinung, dass ich viel zu oft alleine war und unbedingt einen Freund brauchte. Ich war anderer Meinung. Ich war nicht so gerne mit vielen Leuten befreundet. Auf irgendeine Art sagte sie einen immer was man tun soll ihrer Meinung nach. Ich wollte einfach nur mein eigenes Leben leben. Der Tee war fertig und ich schenkte ihn in zwei Tassen ein. Er dampfte. Ich stellte ihn vor Miriam. Sie kam mir in letzter Zeit sehr komisch vor. Sie war sonst nie so ruhig gewesen. Manchmal musste ich sie stoppen wenn ich nicht mehr mit kam, da sie sonst sehr schnell und viel redete. Aber vielleicht wusste sie auch einfach nicht was man erzählen sollte. Es war mitten im Sommer. Man konnte den Teer von den Straßen riechen. Die letzten Blumen die es hier noch gab waren ausgetrocknet. Es gab einfach nicht viel zu erzählen. Früher habe ich einen Monat vor Beginn der Sommerferien jeden Tag mit Miriam einen Urlaub geplant. Doch jetzt war einfach nicht das Geld dafür da. Es gab keine Schule mehr für uns. Der Tag lief fast jeden Tag gleich ab. So etwas wie Abwechslung kannten wir nicht mehr. Das einzige was hier jeden Tag anders wurde waren die Nachbarn. Sie wurden immer unfreundlicher und sie verloren mit jedem Tag mehr Lebenslust. Miriam stand auf und ging rüber zum Fernseher. Sie schaltete ihn an und ließ irgendeinen Western laufen. Keiner wusste so recht was er sagen sollte. Sie dachte nie besonders über die wichtigen Dinge im Leben nach. Sie arbeitete nur als eine Verkäuferin in einem Supermarkt. Das reichte ihr. Ihre Eltern gaben ihr Unterstützung aber interessieren taten sich ihre Eltern nicht wirklich. Ihre Eltern waren Alkoholiker aber hatten trotzdem noch einen Job und verdienten so viel Geld, dass sie ihre Tochter damit noch unterstützen konnten. „Hast du Lust am nächsten Wochenende mit mir ins Kino zu kommen? Es läuft ein guter Film“ sagte sie. Ich schaute sie kurz an und drehte mich dann wieder zu meinem Tee. „Ja ich denke ich komme mit.“ „Mhm...“ Sie schaltete um und drehte den Fernseher lauter. Es lief ein Liebesfilm. Das Pärchen küsste sich grade. Miriam seufzte. „Wenn er mich nur so küssen würde.“ Ich schaute sie wieder an. „Ich dachte du hättest keinen Freund.“ „Habe ich ja auch nicht aber ich finde ihn sehr toll.“ Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Sie fand ständig irgendwelche Jungs toll. Aber sie hatte es noch nie in so einem Tonfall gesagt. Sie schaute trübseelig zum Fernseher. „Ich will doch nur eine kleine Berührung... eine Umarmung vielleicht.“ „Mhmmm...“ Ich ging zu ihr rüber und nahm sie in den Arm. „Ich kann dir eine geben. Ob er es kann musst du herausfinden!"“ Sie fing an zu weinen. Das hatte sie noch nie getan. Sie hatte immer gelacht und mir alles über den Jungen erzählt und diesmal hatte sie sich mir gegenüber verschlossen. Ich wusste einfach nicht wie ich damit umgehen sollte. Wer konnte ihr so den Kopf verdrehen, dass sie seelisch so nieder ist? „Ich gehe dann mal nach Hause zu meinem Hamster...“ Sie stand auf und ging zur Tür. Sie drehte sich noch mal um und sagte: „Danke das du versuchst mir zu helfen!“ Sie zog die Tür hinter sich zu. „Bitte...“ hauchte ich noch. Ich war verwirrt. So war sie noch nie gewesen. Ich ging wieder in die Küche und versuchte erst mal einen klaren Kopf zu bekommen, ich wusste nur noch nicht wie. Ich konnte ihr inmoment einfach nicht helfen. Und genau das machte mich ja so fertig. Ich trank meinen Tee und legte mich aufs Sofa. Das war zu viel für mich. Das Telefon klingelte. Ich öffnete langsam meine Augen. Ich bin auf dem Sofa eingeschlafen. „Ja hallo?“ „Du klingst verschlafen, habe ich dich geweckt?,“ ertönte eine heitere Stimme. „Nein Mama schon okay. Was möchtest du denn?“ „Ich war am überlegen ob ich nicht zu dir kommen kann und Kuchen mitbringe, was hälst du davon?“ „Klar mach das ich setzt schon mal Kaffee auf. Bis gleich dann“ „Bye“ Und dann erklang das Geräusch vom Tuten, was mich dann endgültig aus den Schlaf riss. Meine Mutter war immer gut gelaunt. Zumindest gab sie es vor. Sie wollte niemanden damit belasten falls es ihr mal nicht so gut ging. Ich stand auf und richtete meine Haare. Sie fielen mir platt ins Gesicht. Ich schaute in den Spiegel. Meine blasse Haut störte mich. Ich hatte schon mal überlegt, ob ich nicht ins Solarium gehen sollte. Es klingelte an der Tür. Ich öffnete und meine Mutter kam reingestürtzt. „Ich habe uns Mandelkuchen geholt, den magst du doch oder nicht?“ „Klar“ Meine Mutter fragte mich das immer wieder. Sie wollte meine Begeisterung sehen. Doch die kam schon lange nicht mehr. Sie kam ungefähr jede Woche vorbei und brachte Kuchen mit. Inzwischen müsste sie alle Sorten durchhaben. Ich rieb mir die Stirn. Die Stimme meiner Mutter brannte sich in meinen Kopf ein. Der Kaffee tat gut. Sie sah mich lächelnd an, auffordernt ihr was zu erzählen. Ich ignorierte dies. „Und was ist passiert in den letzen Tagen?“ Und wenn man dies tat fragte sie gleich nach. Ich hasste es, dass man nicht einfach einmal mit ihr schweigen konnte. „Nichts neues, der normale Alltag,“ antwortete ich kurz und bündig. „Och Schätzchen, wieso unternimmst du nicht mal was? Schnapp dir Freunde und habe ein bisschen Spaß.“ Ich bin nicht so ein Gemeinschaftsmensch wie meine Mutter. Ich bin gerne alleine Zuhause und genieße die Ruhe. Das verstand meine Mutter nicht, sie war der Meinung, dass man ständig was erleben musste. Eigentlich war die das komplette Gegenteil von mir. Es ist schon sonderbar, dass wir verwand sind. Doch wir halten immer zusammen. Ich schlürfte weiter an meinem Kaffee und überlegte mir wie ich es bald schaffen würde meine Mutter wieder los zu werden. Sie blieb gerne mal für mehrere Stunden und manchmal fragte sie mich, ob sie über Nacht bleiben dürfte. Sie benahm sich nie wie meine Mutter sondern immer wie eine Freundin. „Und wie läuft es so in der Liebe? Hast du endlich mal jemanden gefunden?“ „Och Mum! Ich bitte dich. Stell mir nicht solche Fragen!" Ich hatte keine Lust mit ihr über irgendwas zu reden. „Nun also ich habe noch ein bisschen was zu tun ich muss noch bisschen aufräumen und so und nun ja vielleicht wäre es ganz gut wenn du gleich wieder gehst.“ Ich schaute mich um. Ich hatte nicht gelogen denn es sah wirklich nicht sehr ordentlich im Wohnzimmer aus. Meine Mutter räusperte sich kurz und stand auf. Ich hatte sie gekränkt. Sie dachte wir würden heute wieder mal ein paar Stunden sitzen und uns unterhalten. „Na dann Caroline...Mach dir noch einen schönen Tag.“ Sie nahm mich kurz in den Arm und ging zur Tür. Sie hielt dort an um sich noch einmal umzudrehen bevor sie ging. Es war nicht so höfflich zu sagen, dass man noch was zu tun hat, wenn man es danach gar nicht tut. Aber nun ja ich hatte einfach keine Lust mit meiner Mutter hier stundenlang zu sitzen. Es klingelte und ich machte die Tür auf. Mein Nachbar stand vor der Tür und ein Schwall von Verwesungsgeruch trat in meine Wohnung... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)