Ein Blick hinter das Eis von abgemeldet (oder wie Joey nicht nur den Eisprinzen bezwang, sondern auch die letzte Schlacht überlebte...) ================================================================================ Kapitel 62: Komik ----------------- "Woher wusste ich nur, dass es auf so etwas hinauslaufen würde." Kaiba schüttelt den Kopf und ich muss grinsen. Wie immer, wenn er solche Fragen stellt. Sein Gesichtsausdruck ist aber auch wirklich herrlich. Er schwankt zwischen genervt sein und Resignation und naja, in Anbetracht der Situation reißt er sich zusammen. Dem höheren Ziel sei Dank, sonst würde er langsam aber sicher ausrasten. So gesehen ist es echt bewunderswert, dass er sich so unter Kontrolle hat. Sogar bei seiner obligatorischen Selbstbeherrschung wird ihm zur Zeit eine Menge abverlangt. Er hat sich nicht nur seine Gefühle für seinen Erzfeind, mich, eingestehen müssen, nein, sein Haus wird inzwischen auch belagert, vom gesamten Kindergarten, der ägyptischen Delegation des Pharaos und seinem Widersacher, Pegasus ist nämlich immer noch hier, er wurde mehr oder weniger dazu gezwungen, seine Vergangenheit als ägyptischer Priester anzuerkennen, musste sich mit Bakura, einem besessenen Duke und einer Riesenspinne rumschlagen, von dem Assiduss ganz zu schweigen, war gezwungen einen Einbruch zu begehen und nun, nun hat der Pharao verkündet, dass wir in die Hölle hinabsteigen müssen. Naja, nicht wirklich in die Hölle, in so was ähnliches. Das Totenreich. So hat er es ausgedrückt, auch wenn das nicht unbedingt besser klingt. Ja, es wundert mich echt, dass er nicht ausrastet. Jetzt wäre zumindest der richtige Moment dafür. Wieder haben wir uns im Wohnzimmer versammelt, wo immer noch alles mehr oder weniger Kopf steht. Scheinbar wurde in unserer Abwesenheit auch eine Fressorgie veranstaltet, denn überall liegen die Spuren einer solchen herum. Ich schätze, dass ist Tristan und Mokuba zu verdanken. Würde zumindest erklären, warum die beiden so einen seligen Eindruck machen. Da fällt mir ein, ich könnte auch ne Kleinigkeit vertragen, aber momentan wird wohl meine Anwesenheit benötigt. Ich bin ja schließlich eine wichtige Persönlichkeit in der ganzen Sache. Hehe... Im Gegensatz zu Tristan spiele ich endlich mal eine Hauptrolle. Naja, vielleicht sollte ich mich jetzt nicht so sehr darüber freuen, immerhin hat es mir bislang auch eine Menge Ärger eingebracht, aber hey, ich bin jetzt auch der mächtige Ba, der Herrscher über das Feuer, der Mann, der den Kerberos befehligt. Das hat doch was! Und zudem bin ich wohl der Einzige neben Mokuba, der Kaiba im Zaum halten kann. "Ich gehe davon aus, dass du auch weißt, wie wir das anstellen müssen und lass mich raten, das wird sicher wieder eine vollkommen widersinnige Expedition!" Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, dass ihn die Sache langsam amüsiert. Aber kann das sein? Der Pharao nickt. "Ja, das weiß ich und ja, es wird eine Art Expediton, aber ich erwarte keine großen Schwierigkeiten. Das einzige Problem dürfte darin bestehen, dass Bakura und Apophis uns auflauern, denn die Beiden wissen ebenso gut wie ich, was nun zu tun ist." "Und was heißt das genau?" will Tea wissen. "Das heißt, dass wir demjenigen einen Besuch abstatten müssen, der diese Macht für uns aktivieren wird." erwidert Yami und deutet auf das Kästchen. Tristan runzelt die Stirn. "Das verstehe ich nicht. Wer soll das denn sein? Kann Pegasus das denn nicht machen, der ist doch der Schöpfer von DuelMonsters." Kaiba verdreht die Augen und ich wette, irgendwann muss ich ihn davon abhalten Tristan den Hals umzudrehen. Ich sehe die Szene schon fast vor mir. Hoffentlich schaffe ich es dann den Eisprinzen in Zaum zu halten. "Nein, das übersteigt Pegasus Fähigkeiten. Diese Macht ist größer als die der Götterkarten, auch wenn sie ihnen ähnlich ist. Daher wurde sie auch auf diese Weise versiegelt - bis zu dem Moment in dem sie wieder gebraucht wird und nur derjenige, der sie geschaffen hat, vermag sie zu aktivieren." erklärt Yami geduldig. "Und wer ist das?" will ich nun wissen. "Osiris." erwidert der Pharao. "Der Gott des Jenseits, der Wiedergeburt und Herr über die Toten." Ah ja. Klingt nach ner netten Type. Und der wird das einfach so machen? Kaiba blickt den Pharao genauso skeptisch an wie ich. Yami lächelt. "Es ist seine Aufgabe es zu tun. Gleich wer ihm dieses Kästchen bringt, er muss die Macht frei setzen." Tea sieht ihn fragend an. "Dann würde er das auch für Bakura und Duke machen?" Yami nickt und ich starre ihn an. Er lächelt nur. "Osiris steht auf keiner Seite. Er ist nicht zu vergleichen mit Ra und Seth. Er gehört... nun, sagen wir, er verkörpert eine andere Seite der Dinge. Aus seiner Perspektive, wenn man so will, ist es gleichgültig wer diese Schacht gewinnt. Wer auch immer ihm das Kästchen bringt, der wird die Macht bekommen, die darin gefangen ist." "Und dieser Osiris tut das einfach so?" will Tristan wissen. Auch er ist skeptisch. "Ja und nein." entgegnet der Pharao. "Er wird einen Tribut fordern und diesen werden wir entrichten." Tribut. Hm. Gefällt mir nicht unbedingt. Tribut hat immer was mit Opfern zu tun und das ist nicht gut, aber Yami wirkt dermaßen entspannt, dass es mich nicht kalt lässt. "Wo finden wir diesen Osiris?" fragt Kaiba und wendet sich damit wieder dem Wesentlichen zu. "Wo ist der Eingang zu diesem Totenreich?" Der Pharao bedenkt ihn mit einem süffisanten Grinsen. "Das Totenreich ist im Grunde überall. Es ist kein fester Ort, es ist vielmehr als eine Parallelwelt zu verstehen. Aber es gibt in der Tat verschiedene Eingänge, manche mehr verborgen, andere weniger. In der alten Zeit war es ein leichtes, dorthin zu gelangen, wenn man es musste, aber die Zeiten haben sich geändert und daher werden wir uns einem Eingang bedienen, den Shadi und ich als den leichtesten ansehen." Kaiba hat spöttisch eine Augenbrauche hochgezogen. "Da bin ich mal gespannt..." murmelt er. Und ich erst. Fuck, ich komme echt rum in der letzten Zeit. Ägypten, Kaibas Gedankewelt, Bakuras Gedankenwelt und nun reise ich auch noch ins Totenreich... Blöd nur, dass mir das nie jemand anderes glauben wird. Klingt aber auch ziemlich abstrus, oder? Selbst für unsere Verhältnisse. Obwohl... nein, mittlerweile überrascht mich nichts mehr. "In den Anden. Peru." höre ich Shadi in ruhigem, sachlichen Ton sagen und mache nur: "Hä?" Kaiba wirft mir angesichts dieser Äußerung einen missbilligenden Blick zu, dann sagt er in genau dem sachlich-nüchternen Tonfall wie der Ägpyter. "Machu Piccu." Fast will ich wieder "Hä?" machen, aber ich verkneife es mir. Keine Ahnung, was er da gesagt hat. Klingt nach irgendeiner mexikanischen Beleidigung. Aber der Pharao nickt. "Gut, immerhin müssen wir nirgendwo einbrechen. Und auf Schwierigkeiten dürften wir auch nicht stoßen. Abgesehen von Bakura und dieser Devlin-Kopie." Für einen perfiden Moment starre ich ihn an und fasse es nicht, wie er das so gelassen sagen kann. Der Kerl ist echt... also, manchmal macht er einem Angst. Wahrscheinlich geht er im Kopf schon die Flugroute nach Peru durch. Wie kann er in so einer Situation nur so pragmatisch sein? Das ist echt unheimlich. Aber auch Kaiba Junior ist auf Zack. "Das ist doch diese Inkastadt!" höre ich ihn sagen. Kaiba nickt. Mann, was der Kleine alles weiß. Aber zum Glück bin ich nicht der einzig Unwissende. Tea und Tristan wirken genauso verwirrt. "Machu Piccu war eine Hauptstadt im alten Inkareich, sie befindet sich auf einem Bergrücken zwischen den Gipfeln des Huayna Piccu und einem Berg der genauso heißt, Maccu Piccu, in den Anden in einer peruanischen Region namens Cusco." erklärt Kaiba seelenruhig. "Genau genommen befinden sich dort zur Zeit nur noch die Ruinen. In etwa 2.360 Metern Höhe und um weiteren Fragen vorzubeugen, nein, wir werden nicht ganz bis zur Spitze fliegen können. Das würde für zu viel Aufsehen sorgen, denn der Berg wird von Touristen nur so überrannt. Das heißt wir müssen den Rest des Weges mit dem Zug zurücklegen oder auf authentischem Weg. Zu Fuß, aber da die Zeit ja drängt..." Er grinst und ich weiß nicht, ob mir sein Wissen gerade Angst macht, dass nahezu unerschöpflich zu sein scheint, oder die Tatsache, dass er augenblicklich echt den Eindruck macht, als würde ihm der Gedanke an diese Unternehmung Spaß bereiten. Yami nickt. "Aufsehen sollten wir nicht erregen, solange es sich vermeiden lässt und ein Luftschiff der Kaiba Corp. würde definitiv auffallen. Wir werden den Zug nehmen und -" Er blickt in die Runde. "Wir können nicht alle gehen." Kaiba nickt und zum ersten Mal habe ich den Eindruck, dass eine gewisse Anerkennung Yami gegenüber in seinem Blick liegt. So frei nach dem Motto "Endlich hast du begriffen, dass wir den ganzen Kindergarten nicht immer mitschleppen können." "Joey, Marik, Shadi, du und ich genügen vollkommen." erklärt Kaiba und hat dabei nicht mit Mokubas Protest gerechnet. "Aber Seto, ich will auch ins Totenreich." Ach ja, die Jugend heutzutage. Kaibas Miene drückt aber eindeutig aus, dass er in dieser Angelegenheit stur bleiben wird. Nicht einmal Mokubas riesige Kulleraugen können an dem Entschluss rütteln, denn er ist längst beschlossene Sache. "Mokuba, wenn du mitkommst, wer soll dann auf diesen Haufen hier aufpassen?" Es ist einer der ältesten Tricks der Welt und Mokuba durchschaut ihn auch sofort. "Roland?" Der Kleine grinst und der Assistent räuspert sich. "Ich habe ein besseres Gefühl, wenn du derjenige bist, der hier die Aufsicht hat, nichts für ungut, Roland!" Der Assistent räuspert sich erneut. "Natürlich, Sir." "Und es wäre auch gut möglich, dass Bakura irgendetwas anderes vorhat als in den Anden rumzuhängen. Immerhin könnte er versuchen, einen von euch als Geisel in seine Hände zu bekommen. Daher wäre ich froh, wenn du hier die Augen offen hältst. Kannst du das für mich tun?" Seine Argumente sind gut und seine Mutmaßungen könnten durchaus wahr werden. Bakura ist schließlich alles zu zu trauen, wie ich inzwischen am eigenen Leib erfahren durfte. Aber das ist es nicht, was Mokuba schließlich überzeugt. Es ist diese eine kleine Bitte, die gar keine Bitte ist und doch... Naja, für Kaibas Verhältnisse ist sie das wohl doch. Sie reicht jedenfalls aus, um den Kleinen zu überzeugen und ihn auch zum strahlen zu bringen. "Klar, Seto." sagt er und seine Augen fügen hinzu: "Für dich tue ich alles, großer Bruder." Kaiba nickt zufrieden und wendet sich an Yami. Auch dieser nickt. "Bereiten sie das Luftschiff vor. Wir werden umgehend starten." Roland hat sich schon in Bewegung gesetzt bevor der Befehl kam. "Sehr wohl, Sir." "Und du rechnest tatsächlich mit keinen größeren Schwierigkeiten?" will Kaiba vom Pharao wissen. Yami nickt. "Osiris wird uns keine Probleme machen. Aber was Bakura anbelangt..." "Schon klar. Davon gehe ich auch aus. Aber mit diesem Psychopathen habe ich ohnehin noch ein Hühnchen zu rupfen, wie man so schön sagt." fällt Kaiba ihm ins Wort. Und ich bin nicht sicher ob der Grund dafür allein Mokubas Entführung und der tätliche Angriff auf seine Person ist. Ich grinse. "Na, dann bin ich mal gespannt was das wird." Kaiba bedenkt mich mit einem amüsierten Blick. "Du wirst sicher deinen Spaß haben, Wheeler. Und falls es gefährlich wird - " Seine Augen funkeln wieder so wie vorhin im Schlafzimmer. "Dann kannst du ja dein Hündchen rufen." Ich seufze. "Ich wusste, dass du mich damit aufziehen würdest." "Da fällt mir ein, du schuldest mir noch etwas, Yami!" meint Kaiba plötzlich. Zum ersten Mal seit ich die Zwei kenne, sehen sie sich an und grinsen. Ja, die Zwei grinsen sich an. *** Keine Sorge, mir geht im letzten Drittel keineswegs die Puste aus. Diese Geschichte ist so was wie mein Baby, daher bedarf sie besonderer Aufmerksamkeit. Hoffe ihr habt nach wie vor Spaß an meinen wirren Fantasyimpulsen. Ich finde die Story sehr vergnüglich. Hätte nur nie gedacht, dass sie so lang wird. Naja, irgendwie hat sie eine Eigendynamik bekommen, die nicht absehbar war. Was mich interessieren würde, würdet ihr ein weiteres Pairing wünschen? So als kleines Bonmont? Bin für Vorschläge offen, auch wenn ich da schon eine Idee habe. Viel Spaß weiterhin. 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