Ein Blick hinter das Eis von abgemeldet (oder wie Joey nicht nur den Eisprinzen bezwang, sondern auch die letzte Schlacht überlebte...) ================================================================================ Kapitel 60: Etappensieg ----------------------- "Was zögerst du oder kostet es dich solche Überwindung? Ist es nicht ein geringer Preis, den ich verlange? Nun, wahrscheinlich ist es ein geringer Preis, wenn man es realistisch betrachtet, aber es ist Bakura, der mir dieses Angebot macht und naja, es schmeckt mir nicht. Die Überwindung wäre das geringste Problem, obwohl ich auch nicht wirklich scharf darauf bin, ihn zu küssen. "Dein Setolein muss es auch nie erfahren..." Setolein würde sicher ausrasten, wenn er wüsste, dass Bakura ihn so nennt. Und was das nie erfahren anbelangt... Ok, da mag ja was dran sein, Kaiba würde es nie erfahren, wenn weder Bakura noch ich etwas sagen, aber ich würde es doch wissen, oder? Und auf Bakuras Wort würde mich auch nicht verlassen. Aber hey, was denke ich denn da? Ich kann doch nicht ernsthaft darüber nachdenken ob ich Bakura küssen soll. Das ist doch schließlich verrückt. Fuck, wenn ich nur wüsste, was er damit bezweckt! Ich meine, er kann dieses Angebot doch nicht wirklich ernst meinen, oder? Das passt doch gar nicht! Unwillkürlich fallen mir Ryou´s Wort ein: "Du musst aufpassen, Joey. Bakura ist hier in zu allem fähig und er wird alles daran setzen, dass du dich hier verlierst." Er hat mich gewarnt und ich bin sicher, dass er Recht hat. Bakura ist zu allem fähig und ich bin ja auch in seiner Gedankenwelt, auch wenn ich nach wie vor nicht genau weiß, was Ryou mit "mich verlieren" gemeint hat. Und wenn ich doch nur wüsst, wie ich Bakura ablenken könnte. Hier raus zukommen erscheint mir augenblicklich mein geringstes Problem, immerhin hat Yami gesagt, dass ich nur intensiv an ihn denken müsse, dann würde er mich rausholen. Sofern ich noch in der Lage bin das zu tun. Plötzlich habe ich das Gefühl, dass der Groschen bei mir fällt. Wenn ich Ryou´s Worte richtig deute ebenso wie Bakuras absonderliches Verhalten, dann kann dieses Angebot, nur einem Ziel dienen. Das heißt, wenn ich Bakura küsse, dann werde ich mich höchst wahrscheinlich hier verlieren. Ja, so muss es sein. Deshalb drängt er auch so darauf und deshalb erscheint er mir auch so... so verstörend anders. Er will, dass ich es tue, denn dieser Kuss wird die gegenteilige Wirkung haben. Tja, aber das bringt mich nur unwesentlich weiter. Ich meine, ich wollte ihn ohnehin nicht küssen. Bleibt nach wie vor die Frage, wie ich ihn ablenken soll. Bakura sieht mich weiterhin scheinbar geduldig wartend an. Er hat in der Tat eine verstörende Ausstrahlung so wie er mir hier erscheint. Dieser exotische Flair umgibt ihn noch immer und diese Augen... Ich muss mich wirklich zusammen reißen, um nicht darin zu versinken. Denn genau das will er ja. Er versucht mich mit einem Netz aus Sanftheit und trügerischer Nachsicht zu fangen. Denk nach, Joey. Denk nach. Was soll ich nur machen? "Also?" fragt mein Gegenüber nach. Ich zögere noch immer, hoffentlich weiß er nicht, dass ich seinen Plan durchschaut habe. Zumindest ist er augenblicklich ganz auf mich konzentriert, das verschafft wenigstens Ryou Zeit sein Vorhaben in die Tag umzusetzen. Ich atme tief durch und nicke schließlich. Bakuras Lächeln wird breiter. "Freut mich, dass du so einsichtig bist, mein lieber Joey." höre ich ihn sagen. "Schließlich wünsche ich dir auch nichts böses und ich wäre wirklich betrübt, wenn dir etwas zustoßen würde." Ich nicke nur und bemühe mich dabei seinem Blick so gut es geht auszuweichen. Keine Ahnung ob das was ich jetzt vorhabe funktionieren wird, wahrscheinlich habe ich nur diesen einen Versuch. Ryou ist frei und wenn ich ihm einen Moment verschaffe, in dem er die Kontrolle übernehmen kann, dann ist meine Mission hier abgeschlossen. Ich muss also alles auf eine Karte setzen. Ich habe doch ohnehin keine andere Wahl, also? Als Bakura einen Schritt auf mich zu macht, muss ich tatsächlich an mir halten, um nicht automatisch zurück zu weichen. "Ich habe mich schon immer gefragt, wie es wohl wäre dich zu küssen..." höre ich ihn flüstern und schlucke nervös. Ich erwidere nichts. Ob er die Wahrheit sagt oder das Teil des Spiels ist? Hm. Ich weiß es nicht, ich will es auch nicht wissen. Ich weiß nur, dass ich ihn auf keinen Fall küssen darf, egal wie sehr er versucht mich dahin gehend zu beeinflussen und ich spüre, dass er das wieder tut. Seine Augen haben wieder diesen seltsamen Ausdruck angenommen und Scheiße, ich fühle mich schon wieder das Kaninchen vor der Schlange. Ich muss mich einfach auf was anders konzentrieren. Ja, das ist gut. Denk an Seto, Joey. Das hat schon einmal funktioniert. Also versuche ich meine Gedanken zu ihm zu lenken, Kaiba zu fokusieren. Es gelingt mir, wenn auch nicht so, dass mich Bakuras Gegenwart nicht mehr irritieren würde. Sein Gesicht ist meinem jetzt wieder so erschreckend nahe, ich fühle seinen warmen Atem und wenn ich jetzt die Augen schließen würde... Zu meiner Überraschung schlingt er seine Arme um meinen Nacken und lächelt mich zuckersüß an. "Willst du nicht deine Augen schließen, Joey?" fragt er mich mit amüsiertem Blick. Ich schüttele kaum merklich den Kopf und er legt den Kopf leicht schief. "Wie du willst..." haucht er. Für einen Moment liegt mir auf der Zunge, ihn zu fragen, ob er sie nicht schließen möchte, aber ich spreche die Worte nicht aus. Einen Atemzug noch. Ich mache mich bereit. Herr, bitte mach, dass meine Idee funktioniert. Ich schicke ein Stoßgebet gen Himmel und sehe wie sein Mund langsam auf meinen zukommt. Meine Hand gleitet zu seinem Arm. Noch funkeln Bakuras Augen mich vergnügt an, doch im Nächsten Moment sehe ich wie sie sich weiten und ich weiß, dass meine Rechnung aufgegangen ist. Ich nehme wahr, dass er sein Gesicht verzieht und sich schlagartig von mir löst. Ich höre ihn aufheulen und mir einen entsetzten Blick zu werfen. Nein, nicht entsetzt. Maßlos wütend und überrascht. Ich lächele automatisch, lasse ihn aber noch nicht los. Meine Hand umklammert immer noch seinen Arm. Vor mir krümmt sich der Weißhaarige unter meinem Griff. Wenn ich eben noch unsicher gewesen bin ob meine Fähigkeiten ausreichen, so weiß ich jetzt, dass sie es tut. Feuer ist scheinbar nicht sein Element. Und hey, dafür, dass ich eben erst entdeckt habe, dass ich damit umgehen kann, bin ich verdammt gut. Ein Naturtalent! Wenn Kaiba das hört! Ich spüre wie mein Grinsen breiter wird. "Du verfluchter kleiner..." schreit Bakura neben mir auf. Er windet sich wie eine Schlange und gibt sich alle Mühe sich auf meiner Umklammerung zu befreien, aber mein Griff ist eisern. Ich hoffe dieser kleine Angriff reicht Ryou, um die Kontrolle zu übernehmen. Keine Ahnung wie lange ich das noch kann. Ich habe jetzt schon das Gefühl, dass die Wirkung auf Bakura nachlässt. Die Überraschung ist aus seinen undefinierbaren Augen gewichen und sein Blick schleudert mir nun förmlich Blitze entgegen. Ich bereite mich innerlich darauf vor, jeden Moment in Gedanken Yami rufen zu müssen, aber noch versuche ich mich zu konzentrieren. Je mehr Zeit ich Ryou verschaffen kann, umso besser. "Das wirst du mir büßen!" höre ich Bakura rufen und das glaube ich ihm auf´s Wort. Ich erwidere nichts, ich muss mich ohnehin konzentrieren. Ich hoffe nur, dass Yami mich direkt empfängt und mich hier heraus bringt. Meine Gedanken wandern von Feuer zu dem Pharao und schlagartig spüre ich wie Bakura unter meinem Griff wieder seine Fassung zurück erlangt. Einen Moment spüre ich wie Panik in mir aufsteigt als er sich aus meiner Umklammerung befreien kann, doch dann vernehme ich Ryou´s ruhige Stimme. Ich verstehe nicht was er sagt, aber er scheint auch nicht mit mir zu reden. Bakura, der sich gerade noch auf mich stürzen wollte wirbelt herum und nun sehe ich meinen Freund. Er wirft mir einen kurzen Blick zu und nickt. Dann wendet er sich Bakura zu und bevor ich etwas tun kann, umgibt mich gleisendes Licht. "Joey?" höre ich schließlich von weitem eine Stimme und öffne die Augen. Yami steht neben mir und blickt auf mich herunter. Ich blinzele und er reicht mir seine Hand. Ein Ruck und ich stehe wieder auf den Beinen. "Hat es funktioniert?" will ich atemlos wissen. Er lächelt und nickt. "Gute Arbeit!" Ich atme erleichtert durch und will gerade fragen was genau geschehen ist, als ich mich eines besseren besinne und mich stattdessen umsehe. Es scheint alles noch genauso wie zuvor. Bakura und Apophis sind nach wie vor erstarrt und auch der Kerberos steht unbeweglich da. Doch Kaiba und Mokuba liegen nicht länger am Boden. Ich werfe Yami einen fragenden Blick zu. Er deutet mit dem Kopf zum Flugschiff. "Odion und Marik haben die Beiden reingebracht und Roland und Tea versorgen Kaiba." erklärt er mir. Ich nicke erleichtert. "Wir müssen schleunigst hier weg." fährt der Pharao fort. Wieder nicke ich noch leicht benommen von dem gerade geschehenen. Einzig die Tatsache, dass Kaiba und Mokuba in Sicherheit sind, hat meinen Verstand wirklich erreicht. "Wir müssen zum Flugschiff." fährt Yami schon fort. "Sobald wir gestartet haben, werde ich die Zeit wieder normal weiterlaufen lassen und du musst den Kerberos zurückrufen, verstanden?" Ich nicke und folge ihm als er sich in Bewegung setzt. Odion und Shadi erwarten uns bereits. "Sie können starten, Roland." ruft Yami Kaibas Assistenten zu als wir die Rampe hochsteigen. Der Mann nickt und einiges Sekunden später höre ich auch schon den Motor anlaufen. "Bereit?" fragt mich Yami. Ich nicke, auch wenn ich es keineswegs bin. Ich meine, wie soll ich das Ding denn zurück rufen? Aber Yami schickt sich bereits an mit Shadi diese Zeitstarre aufzulösen. Sekunden später sehe ich wie Apophis den Arm senkt und höre Bakura fluchen. "Jetzt, Joey!" Etwas hilflos blicke ich zu dem Höllenhund. "Ähm... klar." erwidere ich und hebe die Hand. Dann höre ich mich selbst etwas rufen, ohne dass ich genau weiß was ich da sage, denn der Motor übertönt meine Stimme, aber der Kerberos reagiert tatsächlich. Mit einem Satz verschwindet er wieder in dem Spalt aus dem er aufgetaucht ist und einzige eine dunkle Schwefelwolke bleibt zurück, die uns die Sicht auf unsere Gegner versperrt. Dann sind wir auch schon in der Luft und die Rampe wird eingezogen. Ich blicke noch weiter nach unten als Marik mich am Arm packt und ins Innere zieht. Ich nicke ihm kurz dankend zu, dann sehe ich mich suchend nach Kaiba um. Und als ich ihn sehe, muss ich unwillkürlich lachen. Tea hat seine Kopf auf ihrem Schoß gebettet und ein feuchtes Tuch liegt um seinen Hals. Als ich zu ihm rüber sehe, ist er gerade dabei sich aufzurichten, was Tea mit sanftem Druck zu verhindern versucht. "Bleib liegen, Kaiba, du solltest noch ein paar Minuten..." höre ich sie sagen, aber er hört nicht auf sie. Mit einem Ruck sitzt er aufrecht und starrt sie kalt an. Wieder sehe ich wie Tea´s Wangen sich röten und für einen Moment glaube ich, dass es auch bei Kaiba so ist. "Mir geht es gut." sagt er ohne den Blick von ihr zu lösen. "Danke." Dann streift sein Blick durch den Raum. Als er Mokuba sieht, entspannt er sich sofort sichtbar und der Kleine stürzt sich in seine Arme. Einen Augenblick lang drückt er seinen Bruder mit geschlossenen Augen und ich habe das Gefühl, dass er dabei durchatmet oder aufatmet?! Als er die Augen wieder öffnet, trifft mich sein Blick. Ich nicke ihm zu und seine Züge entspannen sich vollenst. "Was ist passiert?" Die Frage muss natürlich kommen. Typisch Kaiba. Doch das zeigt nur, dass es ihm wieder besser geht. Ich bin erleichtert. Es ist Yami, der ihm das Geschehene in kurzen Zügen berichtet. Das Tuch ist ihm vom Hals gerutscht und ich sehe deutlich bläuliche Abdrücke an seinem Hals. Er nickt. "Dein Ba hat dir jedenfalls alle Ehre erwiesen." sagt Yami mit einem Grinsen und ich ahne was jetzt kommt. Ich kann nicht verhindern aufzustöhnen. Kaiba hat fragend eine Braue hoch gezogen und ich wünschte, wir könnten den Teil überspringen, aber irgendwie habe ich so eine Ahnung, dass der Pharao nicht daran denkt, sich den Spaß nehmen zu lassen und natürlich muss Kaiba auch die entscheidende Frage stellen. Warum kann dieser Kelch nicht an mir vorüber ziehen? Hab ich heute nicht schon genug durchgemacht? "Und, Wheeler, was hast du nun für mich beschworen?" Die schönen Augen blitzen mich amüsiert an. Ich verziehe schmollend den Mund und es ist Yami, der antwortet. "Du hast die Wette gewonnen." erklärt er Kaiba. "Dein Ba hat den mächtigen Höllenhund selbst beschworen." Ich sehe wie Kaibas angedeutetes Lächeln zu einem Grinsen wird und auch Marik und Tristan grinsen. Ich senke den Blick und habe das Gefühl, dass ich rot werde. "So?" höre ich Kaiba fragen. "Ich wusste doch, dass mein Hündchen es drauf hat." Er lacht und ich kann nicht anders, ich muss einstimmen. Augenblicklich fällt die Anspannung von mir ab. Auch Yami lacht. "Das hat er. Und du wirst erfreut sein zu hören, dass wir den Fluch von Joey nehmen konnten." Ich sehe wie Kaibas Augen sich ungläubig weiten. Yami nickt und fasst in kurzen Sätzen den Plan zusammen, den er und ich zusammen aufgestellt hatten. Einen Augenblick habe ich das Gefühl, dass sich Kaibas Miene verfinstert, dann mustert er mich. "Aber am Besten erzählt Joey uns, was genau er in Bakuras Gedankenwelt er lebt hat." meint Yami und alle sehen mich erwartungsvoll an. Ich seufze und frage mich ob ich den Teil mit dem Kuss erwähnen soll. Ich meine, ich habe mir ja nichts vorzuwerfen. Im Gegenteil. Letztlich entscheide ich mich dafür alles genauso zu erzählen wie ich es erlebt habe und zu meiner Befriedigung stelle ich fest, dass alle gebannt an meinen Lippen hängen. Kaiba nickt ein paar Mal nachdenklich während meiner Erzählung und Yami ebenso und jeder in der Runde, besonders Tea und Mokuba seufzen traurig auf, als ich auf Ryou zu sprechen bekomme. "Wir müssen ihm unbedingt helfen." meint Tea und Mokuba nickt eifrig. "Das werden wir auch." versichtert der Pharao. "Und wie geht es nun weiter?" will Tristan wissen. Kaiba blickt erwartungsvoll zu Yami. "Wie wär´s, wenn du uns erst einmal darüber aufklärst, was in diesem Kästchen ist." fordert er den Pharao auf. Es ist Ishizu, die besagte Schatulle in der Hand hält und das mit einer Feierlichkeit als wäre sie nicht aus Zedernholz sondern aus purem Gold. "Die Schatulle enthält den Schlüssel zu unserem Sieg." erwidert der Pharao mit sanftem Lächeln. "Dabei handelt es sich um eine Macht, welche die Götterkarten noch übersteigt. Sie muss nur noch aktiviert werden." "Wow." höre ich Mokuba anerkennend von sich geben und Tristan pfeift. Kaibas Blick dagegen bleibt skeptisch. "Lass mich raten, die Aktivierung wird unser nächstes unterhaltsames Projekt." sagt mein Eisprinz und auch wenn er spöttisch klingt, so wirkt er zugleich auch gelassen. Vielleicht gewöhnt er sich langsam an das Chaos, dass ihn umgibt? Vielleicht gefällt es ihm auch allmählich? Wer weiß. Yami nickt. "Und dafür haben wir noch vier Tage." meint der Pharao und klingt mehr als zuversichtlich dabei. Kaiba zuckt mit den Schultern. "Nun gut, dann klär uns auf." Der Pharao lächelt. "Das werde ich tun sobald wir zurück sind. Jetzt sollten wir alle erst einmal durchatmen. Immerhin haben wir schon eine kleine Schlacht gewonnen." meint er fröhlich und auch wenn ich darauf brennen, zu erfahren was es mit dem Kästchen auf sich hat, etwas durchatmen klingt nicht schlecht. Außerdem habe ich Hunger. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)