Stupidity of the Dead von Fujouri ([Saya x Kōta]) ================================================================================ Act2: Lost among the Dead ------------------------- Act2: Lost among the Dead 【V.】 - Fünfter Tag der Apokalypse - »Ist dir eigentlich klar, wie tief wir in der Scheiße stecken? Hä, ist dir das auch nur ansatzweise klar, Fettkloß?! Oder passt das nicht in dein gerade mal mikroskopisch auffindbares Hirn rein?« Saya und Kōta standen - um es so treffend wie nur möglich zu formulieren - mitten in der Pampa. Eine tauüberzogene Wiese erstreckte sich von ihren Füßen aus bis zum Horizont und das Einzige, was die beiden wussten, war, dass sie praktisch verloren waren. Durch einen Angriff der Untoten waren sie von Komuro und dem Rest der Gruppe getrennt worden. In einer verheerenden Situation war Hirano aus dem Jeep gesprungen und hatte sie, Takagi, einfach am Handgelenk gepackt und sich zusammen mit ihr geradewegs ins Verderben gestürzt. Hätte er ihr damit zumindest das Leben gerettet, wäre alles in bester Ordnung gewesen. Aber natürlich war nicht einmal das der Fall - diese halsbrecherische Heldenrettungsaktion blieb völlig unbegründet. Während die beiden von der Böschung gestürzt waren, hatten sie noch beobachten können, wie ihre Freunde den Wagen wieder unter ihre Kontrolle gebracht und die steile Kurve am Abhang gerade so überwunden hatten. Saya und Kōta hatten von Glück reden können, dass das Gras, auf dem sie aufgekommen waren, mehrere Zentimeter hoch und dicht bewachsen war; ansonsten hätten sie einen Sturz aus dieser Höhe niemals unbeschadet überstanden. Und jetzt waren sie hier - sie, Takagi Saya, das sagenumwobene Genie des elften Jahrgangs, und er, Hirano Kōta, der übergewichtige, um nicht zu sagen, fette Stubenhocker alias Bilderbuchwaffenfreak, aus dessen Hirnsubstanz man weniger als aus der einer Fliege herausholen konnte. Sayas Nerven lagen blank, als sie sich ihre Situation vergegenwärtigte. »Aber Ta-Takagi-san, ich bin mir sicher, dass wir die anderen schon wiederfinden werden… oder dass sie uns wiederfinden werden. Busujima-san und der Rest werden uns ganz sicher nicht im Stich lassen…«, sagte Hirano kleinlaut, und Saya konnte nicht überhören, dass er seinen eigenen Worten kaum Glauben schenkte. »Natürlich werden sie uns nicht im Stich lassen. Komuro ist nicht so einer.« Saya holte tief Luft. »Aber die Frage ist, ob es ihnen überhaupt gelingt, uns zu finden, bevor wir einer von… von denen werden.« Saya wagte nicht, das Wort zu benutzen, das ihnen Filme und Computerspiele zugeschrieben hatten. Was hier geschah, war alles real. Und sich das bewusst zu machen, gelang nur denjenigen, die über einen klaren Kopf verfügten. »TAKAGI-SAN!« Die Brille rutschte ihr von der Nase, als Saya um sich fuhr. Das erste und Einzige, das sie in diesem Moment realisieren konnte, war der Schuss eines Gewehres, dessen Kugel haarscharf an ihrem Ohr vorbeizog und einen kühlen Luftzug folgen ließ. Gleich darauf sank sie, mit den Knien voran, zu Boden und starrte perplex in Kōtas Gesicht, das von Konzentration und Wahnsinn zugleich geprägt war. »Takagi-san, ist alles in Ordnung?«, konnte sie ihn fragen hören, doch bevor sie reagierte, tastete sie unbeholfen nach ihrer Brille. Als sie sie fand, wischte sie den Tau von den Gläsern und setzte sie zügig auf. Sie drehte sich um und erblickte einen halbverwesten, jetzt toten Menschen mit sauberem Kopfschuss, direkt durch die faltige Stirn. Nur wenig Blut sickerte aus der schrecklichen Wunde. Saya wandte sich wieder Hirano zu. »Tze, warum sollte ich auch nicht in Ordnung sein? Das Vieh hat mich nicht einmal berührt. Dein hysterisches Gekreische hättest du dir sparen können. Und außerdem:« Sie stolzierte eine Runde um Kōta herum und musterte ihn abschätzend. »Durch dein Brüllen hast du sicher eine ganze Horde von denen angelockt. Und mit dem Bisschen Munition, das du bei dir hast, werden wir sie nie stoppen können. De facto bedeutet das, wegen dir werden wir beide sterben.« Takagi sprach die Tatsachen so sachlich wie möglich aus, aber auch sie konnte die Angst nicht vor sich selbst verleugnen. Hirano rückte seine Brille zurecht. Der Zeigefinger, mit dem er das tat, zitterte. Er sah Saya ernsten Blickes in die Augen. »Ich hab‘ auch noch die Nagelpistole bei mir. Zwar hat sie nicht mehr viel Munition, aber wenn du sie nimmst, kannst du dich auch selbst verteidigen. Es ist besser, wenn wir beide eine Waffe tragen.« Takagi zog die Augenbraue hoch. Hatte sie sich verhört? Sie sollte sich auf solch ein niederes Niveau herablassen und mit Waffen, die im Alltag nicht mal als Waffe verwendet wurden, wie in einem hirnverbrannten Ego-Shooter herumballern? Ihren Tod so lange hinauszögern, bis die Munition alle war, und dann als fleischiges Dessert hinhalten? »Niemals!«, fauchte sie Kōta an. »Ich werde ganz bestimmt nicht mit Nägeln auf wiederauferstandene Tote schießen! Das ist und bleibt die Drecksarbeit des Idioten, der die Ideen des Genies umsetzt!« Hirano entspannte sich wieder etwas. Er schien an etwas ziemlich Absurdes zu denken - alles andere würde sein schelmisches Grinsen nicht erklären. »Wenn wir dein Bein amputieren, könnten wir das Gewehr dran befestigen. Wäre zwar kein Maschinengewehr, aber-«* »Was zum Teufel faselst du da?!« Die Selbstverständlichkeit, die in Kōtas Stimme gelegen hatte, machte Saya nicht nur wütend, sondern beunruhigte sie hinzukommend. Blanke Ironie sprach aus ihr, als sie vorschlug: »Wir können uns natürlich auch das nächstbeste Einkaufszentrum suchen, weil es dort drin ganz sicher keine dieser Bestien geben wird, uns dort einnisten, ein hübsches Restleben genießen, du könntest dir Chips und Süßigkeiten bis zum Umfallen reinpfeifen, noch fetter und unnützer werden, bis auch dort unsere Vorräte ausgehen, wir auf ewig darin gefangen bleiben, weil sich inzwischen Tausende von denen um das Gebäude gescharrt haben - und dann werden wir entweder jämmerlich verhungern oder beim Fluchtversuch draufgehen. Such dir was aus, Hirano!«* Kōtas Augen strahlten auf einmal wie die eines kleinen Kindes an Heiligabend. Breit lächelnd fragte er: »Hast du etwa Dawn of the Dead geguckt?« »Bitte was?!« Saya stemmte die Hände in die Hüfte. »Pff, natürlich nicht! Ich bin ein Genie, ich weiß alles. So ist das nun mal.« Takagi würde niemals zugeben, dass sie sich besagten Film über 30 Minuten lang* zu Gemüte geführt und anschließend die Beschreibung in der Fernsehzeitung gelesen hatte. »Und überhaupt: Hast du eigentlich nichts Besseres zu tun, als twenty four seven Ego-Shooter-Spiele zu zocken und dir dummen Splatter-Trash reinzuziehen? Such dir anständige Hobbys, verdammt! Sport wäre ja mal ‘ne Alternative, wenn ich mir dich so ansehe…« »…ich geh‘ manchmal Paintball spielen, falls du das mit ›Sport‹ meinst.« »Nein, meine ich nicht«, erklärte Saya mit spitzem Unterton und setzte sich in Bewegung. Kōta trottete ihr hinterher. »Du, Takagi-san?« Inzwischen hatten die beiden einen Weg auf die Straße, auf der sie die anderen verloren hatten, gefunden. »Was sind eigentlich deine Pläne, wenn die… die…« Hirano sah grüblerisch gen Himmel, bis ihm das Fremdwort wieder einfiel, »…Pandemie zu Ende ist? Wenn der ganze Spuk hier vorbei ist?« »Von was für Plänen sprichst du?« »Naja, sowas wie…« Kōta schob den Daumen unter die Oberlippe, »Zukunftspläne zum Beispiel. Oder etwas, das du schon immer mal tun wolltest, aber nie die Zeit oder den Mut dazu hattest. Ich würde zum Beispiel gerne Bungee-Jumping ausprobieren. Aber weil ich immer so seltsame Vorstellungen habe, dass das Seil reißt oder sowas, ist es immer nur eine Fantasie geblieben. Und wenn ich mit der Schule fertig bin, möchte ich Polizist werden. Ich kann gut mit Waffen umgehen und ich will Menschen bestrafen, die Unrechtes tun und-« »Dummkopf. Hör dich mal reden.« Saya blieb abrupt stehen und ballte die Fäuste. »Es gibt keine Pläne für die Zukunft. Weil es keine Zukunft gibt. Schau dich doch mal um. Der ganze Planet ist vom Virus betroffen. Bald schon wird es keine Menschen mehr geben. Was du hier siehst, das ist Gegenwart und Zukunft. Und wir wenigen Überlebenden werden niemals etwas daran ändern können. Das hier ist kein Film, sondern die Realität.« Sie presste die Fingernägel in die Handfläche. Es tat weh. Sie biss die Zähne zusammen. »Pläne sind zwecklos. Mehr als zu überleben ist nicht drin.«* »Du… du hast gerade…« Wieder leuchteten Hiranos Augen. Takagi meinte zu glauben, dass er das, was sie ihm gerade zu erklären versucht hatte, überhaupt nicht verstanden hatte. »Du hast 28 Days Later zitiert, gib’s zu! Kein Mensch würde von allein auf so einen endgeilen Satz kommen!« Saya wusste nicht, von was der Trottel überhaupt redete. Fest stand jedenfalls, dass er ihr nicht mal richtig zugehört hatte. Den Ernst der Lage weiterhin nicht erfassen konnte. Immer noch zu glauben schien, das Ganze sei ein Videospiel mit Reallife-Grafik im Echtzeit-Modus. Saya griff sich an die Schläfe. »Erstens: Es waren zwei Sätze, nicht einer - kannst du nicht zählen?! Und zweitens: Ich habe gehofft, dass zumindest die Apokalypse etwas an der Mentalität dummer Menschen ändern würde. Aber ich hab‘ mich getäuscht. Seit den fünf Tagen, in denen dieses Chaos herrscht, bist du exakt derselbe fette, hirnlose, realitätsverleugnende Dummkopf geblieben!« Sie lief die Straße weiter entlang und machte dabei erstaunlich große Schritte. »Ich hasse Dummköpfe. Vor allem die, die sich nicht mal bewusst sind, Dummköpfe zu sein. Und was schließen wir daraus?« Ohne auf eine Entgegnung seitens Kōta zu warten, lieferte sie diesem sogleich die Antwort: »Ich hasse dich, Hirano! ‘Ne andere Wahl lässt du mir ja nicht!« »Aber Takagi…-san…« »Wenn ich an den Tag zurückdenke, an dem alles endete, frage ich mich, ob das, was ich zu Hirano gesagt habe, der Wahrheit entsprochen hat.« -:-:-:-:- 【Act2: DEAD】 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)