Black Widow Circus von BexChan ("Herzlich Willkommen im Zirkus der schwarzen Witwe") ================================================================================ Kapitel 37: Nachricht von Valo ------------------------------ Schwarz. Alles um mich herum war schwarz. Ich sah nichts, ich hörte nichts. Ich ging blind durch einen endlosen Raum und wusste nicht, wo ich war. Kein Laut war zu hören, ich nahm noch nicht mal meine Schritte war und selbst mein eigener Atem ließ keinen Ton von sich. Wo war ich nur? Was war das für ein Ort? Ich bewegte mich langsam durch die tiefe Dunkelheit. Ich hörte mein Herz nicht schlagen und aus dem inneren dieses unendlich weiten Raumes drang eine furchtbar negative Enerige. Ich schritt immer weiter voran und fragte mich, wohin mich die Dunkelheit führen würde. Es gab noch nicht mal irgendeinen Hinweis oder ein Anzeichen, wo ich mich befand. Die Finsternis war mein einziger Begleiter auf diesem dunklen Pfad ins Nichts. Plötzlich...ein Geräusch. Ich blieb instinktiv stehen und trotz der Dunkelheit versuchte ich auszumachen, wo die Geräusche herkamen. Es waren Schritte. Sie mussten ziemlich laut sein wenn sie in diesem Raum trotz der lautlosen Kulisse so deutlich zu hören waren. Ich fing an zu laufen. Ohne zu wissen, was vor mir lag, folgte ich den Schritten, die sich immer mehr von mir zu entfernen schienen. Ich wurde schneller. Ich hatte etwas Angst, da ich nicht wusste, wo ich war und vorallem wohin ich trat. Vielleicht war jeden Moment ein tiefer Abgrund unter mir, in den ich stürzte und aus dem ich vielleicht nie wieder rauskommen würde. Trotzdem bahnte ich mir meinen Weg durch die unheimliche Schwärze und tatsächlich, in ziemlich weiter Entfernung vor mir, erblickte ich ein Licht, dass wohl zu einem Durchgang gehörte. Ich stürmte darauf zu und hatte das Gefühl Augen, die mich von allen Seiten beobachteten, im Rücken zu haben. Je näher ich dem Durchgang kam, desto lauter wurden meine Schritte und ohne darauf zu achten, was sich hinter dem Gang befand, rannte ich hindurch und sofort schloß sich der durchgang hinter mir und verschwand im Nichts. Das Licht war wieder wie verschollen. Der Raum, in dem ich mich befand, war zwar immer noch dunkel, dennoch zierrten matte Lichter von Petrolliumlampen den dunklen Gang und an den Wänden zogen sich gewellte lilafarbene Striche. Langsam schritt ich weiter voran. Wo auch immer ich mich befand, es war einfach nur merkwürdig. Links und rechst von mir befanden sich bunte Kisten in allen möglichen Farben, die von Fragezeichen oder grinsenden Gesichtern verzierrt waren. Auch lagen dort einige Bälle und auf den Kisten befanden sich Puppen. Es waren aber nicht irgendwelche Puppen, es waren Marionetten und ihre Fäden reichten bis zur Decke, bis sie sich in der Schwärze verloren. Ihre Augen leuchteten bedrohlich, ihre Finger bestanden aus kleinen Nadeln und ihre Münder waren wie zugenäht. Es wirkte, als ob sie kein Wort sprechen durften. Da waren wieder die Schritte. Ich blickte um die Ecke und sah nur die Umrisse eines kleinen Jungen, der hinter der nächsten Ecke verschwand. Vielleicht täuschte ich mich, doch es sah so aus, als hätte er orangefarbene Haare gehabt. Könnte es sein, dass...? Ich folgte der Gestalt, bis es nicht mehr weiter ging und da saß sie. Die Gestalt war der eines kleinen Jungen. Er saß zusammengekauert in der Mitte des Raumes und weinte. Seine Haare waren Orange. Er drehte sich ruckartig zu mir um als ich ihm näher kam und blickte mich mit verheulten Augen an. In der Hand hielt er eine kleine Puppe. „Nein! Bitte, komm nicht näher! Ich habe doch niemandem was getan! Warum? Warum musste sie sterben? Warum hast du meine Mutter getötet? Ich will nicht alleine sein! Ich habe Angst!“ Der kleine Junge kauerte sich immer mehr zusammen. Zu meiner Verwunderung konnte ich nicht sprechen und wusste auch nicht, was er meinte. Plötzlich riss er die Augen auf. Verängstigt drückte er sich ganz an die Wand hinter ihm und und zitterte am ganzen Leib. „Lass mich! Bitte komm nicht näher! Bitte nicht! Bitte tu mir nichts! Nein!“ Ich drehte mich reflexartig um und starrte in das bösartige Grinsen eines Clowns. Er hielt ein Messer in der Hand. Er schritt auf mich zu und ich wollte gerade ausweichen, als ich merkte, dass er durch mich hindurch ging. Erschrocken wandte ich mich zu dem kleinen Valo und sah, wie der Clown ihm immer näher kam und das Messer auf ihn richtete. Zu meinem Entsetzten merkte ich, dass ich nicht mehr gehen konnte. Meine Beine bewegten sich kein Stück und ich konnte meine Augen nicht schließen. Nein, das konnte und wollte ich nicht sehen! „Nein! Bitte lass mich gehen! Bitte! Ich will nicht sterben! Neeeeeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiin!“ Sein Schrei hallte an den Wänden wider bevor das Messer des Clowns auf ihn niedersauste und schließlich seine Stimme verstummte. Ich wollte schreien, weinen. Ich konnte nicht. Ich wusste auch nicht, ob der Clown ihn nun umgebracht hatte oder nicht, der Raum war wieder schwarz und vor mir lagen Blutflecken, die ins Nichts führten. Ich wollte ihnen folgen und ich bemerkte, dass ich meine Beine wieder bewegen konnte. Sofort rannte ich los. Je weiter ich rannte, desto mehr Blut glitt über den Boden, bis ich schließlich einen Punkt erreicht hatte, an dem der Boden vollkommen mit Blut durchtränkt war und das Lachen von Kindern hallte im Raum wider. Da war nichts, nur das Blut am Boden. Ich ging weiter, spürte, wie ich langsam in den Boden sank und mir das Blut bis zu den Knien stieg. Dann konnte ich nicht weiter. Meine Beine waren wie mit dem Blut verwachsen und ich spürte nur die dickflüssige Masse an meinen Beinen. Das Lachen wurde immer lauter. In der Ferne sah ich plötzlich etwas...oder besser gesagt jemanden und wollte vor Angst schreien als ich sah, dass es Valo war. Er kniete nackt in dem Meer aus Blut und seine Augen waren komplett schwarz. Seine Pupillen schimmerten rötlich und an seinen Wangen flossen schwarze Tränen, die wie Tinte aussahen, herunter. Mit verzweifelten Blick sah er mich an. „Warum musste mir das passieren? Ich habe meine Mutter verloren! Ich bin ganz alleine! Man hat mir alles genommen! Wieso lässt man mich so leiden! Ich habe doch niemandem was getan! Ich kann nicht mehr! Ich halte das nicht mehr aus! Ich möchte einfach nur sterben!“ Ich sah, wie das Blut ihn einkreiste. Als er aufstand, konnte ich endlich erkennen, woher das ganze Blut kam und ich fing an zu würgen. In Valos Bauch war eine riesige Fleischwunde, aus der immer mehr Blut floss. Da war auch wieder dieses Lachen von Kindern, doch es wurde immer verzerrter und plötzlich sah ich Gesichter. Irre Gesichter von Clowns in allen Farben, aus dessen Mündern und Augen noch mehr Blut floss. Plötzlich war da ein Schatten hinter Valo. Er packte den Jungen an seinen Gliedern und hielt ihm den Mund zu. Er versuchte zu schreien und zu wehren, doch er schaffte es nicht. Wo die Schatten ihn festhielten, rissen sie tiefe Wunden in seine Haut und verschlangen ihn schließlich in der Dunkelheit, bis er nicht mehr zu sehen war. Ich wollte hier weg! Ich hatte Panik! Es war wie ein fleischgewordener Albtraum und ich konnte nicht fliehen! Was wollte dieser Traum mir nur sagen? Es musste was mit Valo zu tun haben! War es vielleicht seine Vergangenheit? Ich wollte mich umdrehen und weglaufen, doch plötzlich spürte ich etwas schneidenes an meinen Gliedern. Es waren Fäden wie der einer Marionette und sie hoben mich hoch. Ich wollte schreien, die scharfen Fäden schnitten mir ins Fleisch un waren kurz davor mir Arme und Beine abzutrennen. Plötzlich war zwischen den vielen Gesichtern der Clowns eine Gestalt. Es war Valo! Er war nackt und schritt von hellem Licht umgeben auf mich zu. „Ari, fürchte dich nicht! Das ist alles nur ein böser Traum, eine Illusion, mit der dich Lucian verwirren will! Bitte hör mich an! Ich bin gefangen! Lucian hat mich entführt und ich bin nun in seiner Gewalt! Bitte, du musst kommen und mir helfen! Er wird schlimme Dinge mit mir tun! Du bist der einzige, der ihn aufhalten kann! Bitte, hilf mir! Ari, hilf mir!“ Eine unbekannte Macht zog Valo in die Schatten zurück und das letzte, was ich hörte, war ein schmerzerfüllter Schrei von ihm, der aus der Dunkelheit widerhallte. Die Fäden spannten sich. Alles um mich herum wurde dunkel. Ich spürte etwas reißen. Ich hatte das Gefühl, dass alles an meinem Körper zerissen worde und widerrum doch nicht. Ich fiel in die Tiefe. Wusste nicht, wohin. Die Finsternis hüllte mich ein und... ich wachte auf. Schweißgebadet lag ich auf meinem Bett, Dario lag neben mir und war tief und fest eingeschlafen. Er hielt mich im Arm und ich kam wieder zu Atem. Ich fasste mich wieder und dachte über den Traum nach. Alles hing mit Valos Vergangenheit zusammen. Seine Ängste und alles, was ich mit ihm verband. Ich war mir sicher, dass es eine Nachricht an mich sein sollte. Da er gefangen war, hatte er keine Möglichkeit mehr zu mir durchzudringen und versuchte durch diese Illusion von Lucian mir das alles zu sagen. Mir war alles klar. Valo brauchte meine Hilfe und ich würde ihm helfen! Wenn es sein musste, ging ich bis in die Hölle um ihn zu retten und wenn es sein musste, stellte ich mich sogar gegen jeden Dämon, der sich mir in den Weg stellen würde. Ich wollte nicht noch einen Freund verlieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)