Black Widow Circus von BexChan ("Herzlich Willkommen im Zirkus der schwarzen Witwe") ================================================================================ Kapitel 25: Stadtrundgang mit Emilian ------------------------------------- Die Zeit verstrich wie im Fluge und dennoch wurden die Tage länger und die Nächte ebenso. Ich konnte oft Nachts nicht schlafen, da ich immer und immer wieder an den Zirkus denken musste. Dario und all die anderen, ob sie an mich dachten? Am meisten vermisste ich sogar Valo und das obwohl ich so niedergemacht hatte. Ich gab es auch ungerne zu aber nach Dario hatte ich auch ein wenig Sehnsucht und damit meinte ich nicht seinen Körper. In der Stadt wollten die Tage nicht vergehen. Meistens saß ich schweigend auf der Terasse und beobachete den Himmel und die Wolken, die vorbeizogen. Auch die Stadtbesichtigung mit Emilian musste ich verschieben, da er an dem Tag, wo er mir die Stadt zeigen wollte, für Levo einige Einkäufe erledigen musste und sogar er war traurig darüber. Levo wurde mir in der Zeit immer unsympathischer. Er suchte andauernd einen Grund um den armen Emilian niederzumachen und zu demütigen, doch meistens ging ich dazwischen und verteidigte ihn. Auch mir gegenüber ließ Levo seine spitzen Bemerkungen nicht aus. Für ihn war ich wie eine Maitresse, mit der er am liebsten seine Triebe ausleben wollte und egal, wie nett oder auch höflich er zu mir war, er machte es sich nicht besser bei mir. Wenn ich mit Gegenargumenten kam, hatte er mal wieder etwas sehr weit seinen Mund aufgerissen, strafte er mich mit zerstörerischen Blicken und ich war einfach nur froh ihm die Leviten gelesen zu haben. Emilian war jedesmal froh wenn ich mich für ihn einsetzte und wurde merkwürdiger Weise immer rot wenn er mich sah. Zudem schien er die gemeinsame Zeit mit mir zu genießen. Ich verbrachte mehr Zeit mit Emilian, als mit irgendjemand anderem in dem Anwesen, Levo inbegriffen und den konnte ich ja am wenigsten ausstehen. Schließlich kam Emilian eines Tages freudestrahlend zu mir und fragte mich, ob ich Lust hätte mit ihm in die Stadt zu fahren und ob er mir die Sehenwürdigkeiten zeigen könnte. Natürlich sagte ich da nicht nein. Es war mir lieber als mit Levo in die Stadt zu fahren. Ich zog mir schnellstens meinen besten Anzug an und spazierte zusammen mit Emilian durch die Stadt. Es war ein herrlicher Tag. Die Sonne stand am höchsten Punkt am Himmel und es war angenehm warm, trotzdem trug ich wie immer meinen schwarzen Mantel und Emilian tobte vergnückt an diversen Brunnen und am Fluss rum. Er zeigte mir die herrlichsten Bauwerke der Stadt, fuhr sogar einmal kurz mit mir auf die Weiden und beobachteten zusammen den Sonnenuntergang. In der Stadt kamen wir an einem Süßigkeitengeschäft vorbei, wo ich nicht widerstehen konnte hinein zu gehen. Dabei warf ich einen liebevollen Blick zu Emilian, der vergnügt die Tauben am Brunnen fütterte. Er wirke auf mich wie ein verlorenes Kind, dass keine Freiheiten hatte und sich vor aller Welt verschloß. Ich wollte ihm etwas gutes tun. In dem Laden gab es die köstlichsten Pralinen, die ich je gesehen hatte aber auch die teuersten. Der ganze Laden roch süß nach Schokolade und anderen Köstlichkleiten und ich ließ es mir nicht nehmen für Emilian auch eine kleine Schachtel mit Pralinen zu kaufen. Ich kam mit einem breiten grinsen aus dem Geschäft und Emilian sah mich verwirrt an. „Ari, was hast du denn da?“ Ich hielt ihm die Schachtel direkt unter die Nase und ich sah, wie sich seine Augen vor Freude und Erstaunen weiteten. Er schien sich sichtlich zu freuen und auch ich war glücklich. „Ein kleines Geschenk für dich, du hast es dir verdient.“ Über das ganze Gesicht strahlend sah er mich an und nahm mich in den Arm. „Danke, Ari, vielen Dank! Aber das hab ich doch gar nicht verdient.“ Mir war es egal, was Levo davon hielt. Solange Emilian glücklich war, war ich es auch und sein glückliches Gesicht zu sehen gab mir in der Zeit mehr Kraft als ich dachte und überhäufte mich mit jeglicher Art von Freude. Zusammen saßen wir später noch am Fluss und sahen zusammen auf das fließende Wasser hinab, dass in der Sonne glänzte. Emilian aß vergnügt seine Pralinen vor sich her, während ich einfach nur die Sonne beobachtete und zusah, wie sie langsam hinter dem Horizont verschwand. Ich musste wieder an den Zirkus denken, doch versuchte mir nichts anmerken zu lassen. „Ein schöner Tag, nicht wahr, Emilian?“ Er lächelte mich an. „Ja, es war wirklich ein schöner Tag. Aber Ari? Ich habe das Gefühl, dass etwas mit dir nicht stimmt. Schon die ganze Zeit nicht seid du hierher zu uns gekommen bist. Hast du Kummer?“ Ich nickte leicht. „Du kannst anscheinend Gedanken lesen. Ja, ich...habe Sehnsucht nach Zuhause. Nach meinem Zuhause. Ich muss die ganze Zeit schon an meine Freunde denken. Sie sind mir in den zwei Jahren, in denen ich bei ihnen war, sehr ans Herz gewachsen und wie eine Familie für mich gewesen. Ich wünschte, ich wäre wieder bei ihnen.“ Plötzlich sank Emilians Blick. Er wirkte traurig und starrte auf seine Knie. „Du hast es gut, Ari. Du hast wenigstens eine Familie. Ich...bin einfach nur Herr Octavians Hausdiener und mehr nicht. Ich werde niemals frei sein können.“ Ich nahm ihn plötzlich in den Arm. Ich wusste, wovon er sprach. So hatte ich mich am Anfang auch gefühlt als ich die ersten Tage im Zirkus verbracht hatte. Plötzlich kam mir einer ganz verrückte Idee aber vielleicht war das der einzige Weg Emilian und mich zu befreien. „Unsinn, sag doch sowas nicht! Hör zu, Emilian! Lass uns zusammen flüchten! Morgen Nacht am besten! Wir gehen von hier weg! Ich nehme dich mit zum Black Widow Circus. Da kannst du glücklich werden! Komm, ich nehme dich mit!“ Verwunderung und blanktes Erstaunen machte sich auf Emilians Blick breit. Doch er wirkte erleichtert. „Das...klingt verrückt aber ich möchte wirklich hier weg. Ari, ich möchte mit dir kommen! Bitte lass mich bei dir bleiben!“ Ich nickte zustimmend und lächelte. Es war ein schönes Gefühl so zu tun, als ob man etwas Gutes tun würde. Ich blickte wieder zum Horizont und sah nur noch wie die letzten Sonnenstrahlen hinter den Wäldern versanken. Vielleicht wäre ich morgen Nacht schon wieder im Zirkus. Ich konnte die morgige Nacht kaum noch erwarten. „Dann bleib bei mir, Emilian.“ Später gingen wir zusammen nach Hause und während wir so zusammen gingen, fühlte ich wahrlich eine Erleichterung in mir. Ich würde all das hier hinter mir lassen und mit Emilian fliehen. Ich hoffte, dass alles so klappen würde, wie ich es mir gedacht hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)