Black Widow Circus von BexChan ("Herzlich Willkommen im Zirkus der schwarzen Witwe") ================================================================================ Kapitel 17: Neuer Mut --------------------- Als ich wieder zu mir kam, saß Valo neben mir am Bettrand und hielt meine Hand. Erst sah ich alles verschwommen. Ich war wohl immer noch etwas benommen und konnte noch nicht klar denken. Endlich öffnete ich die Augen und betrachtete ihn. Seine Augen waren von Tränen überfüllt. Er weinte. Um mich. „Was ist nur passiert, Ari? Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht. Du hattest Schmerzen, oder? Bitte, sag es mir!“ Ich wusste nicht, ob ich überhaupt was sagen sollte und doch eher wollte. Ich sah nur, wie ihm diese glitzernen Tränen die Wangen runterliefen und den schönen gelben Stern auf seiner Wange verwischten. Vorsichtig richtete ich mich auf und strich Valo die Tränen von den Wangen. Ich konnte es selbst nicht glauben, dennoch setzte ich ein Lächeln auf und das auch nur weil Valo sich um mich sorgte. „Dass du dir Sorgen um mich gemacht hast, Valo, freut mich mehr als alles andere. Ich bin so froh, dass ich dich habe. Danke, du bist wirklich ein guter Freund.“ Ohne Vorwarnung schlung er seine Arme um mich. Ich konnte den Schmerz spüren, der von ihm ausging und er hatte Mitleid mit mir. „Er hat es getan, nicht wahr? Er...hat mit dir geschlafen. Er hat dich...mit Gewalt genommen! Ach Ari, es tut mir so schrecklich leid dass ich nicht für dich da war. Bitte, verzeih mir aber ich konnte dir nicht helfen! Bitte, es tut mir so schrecklich leid!“ Aus seiner Stimme hörte ich diese Schuldgefühle raus. Seine Stimme wurde von Flüstern bis hin zu Schreien und er zitterte am ganzen Leib. Allein die Tatsache, dass er mich so liebevoll in den Arm nahm, machte mich sehr glücklich. Ich lächelte schwach und legte auch meine Arme um ihn. Ich konnte Valo nicht böse sein. Die Frage, warum er mir nicht helfen konnte oder besser gesagt, nicht durfte, konnte ich mir schon selber beantworten. Er war schließlich Darios Stellvertreter und so hinterlistig, wie Dario war, hatte er Valo sicher befohlen sich nicht in der Nähe seines Zimmers aufzuhalten, geschweige denn trotz meiner schmerzerfüllten Schreie, die wohl kaum zu überhören waren, hineinzuplatzen. In dem Moment tat Valo mir mehr leid als ich mir selber. Der Schmerz, der meinen Körper durchströmt hatte, war durch Valos Nähe schon fast wieder verflogen und das einzige, was ich gerade wollte, war von ihm einfach nur im Arm gehalten zu werden. Ich legte ihm sanft einen Finger auf die Lippen und lächelte. „Es ist schon gut. Bitte, Valo, halt mich einfach nur fest. Halt mich in deinen Armen und lass mich nicht los. Lass mich jetzt nicht allein.“ Er nichte zustimmend. Vorsichtig legte er seine Arme um mich und hielt sich ganz eng an mich gedrückt. Ich konnte sein aufregenes Herzpochen fühlen und kuschelte mich an seine Schulter. Ich nahm den Geruch von Opium an seiner Kleidung war. Stimmt, er benutzte ja Parfüm, dass nach Opium roch. Ich atmete tief ein und genoß den Geruch von Valos Haut. Die Ruhe, die uns plötzlich umgab, war so entspannend. Ich nahm nichts anderes wahr als ihn und mich. Es dauerte ein Weile bis ich mich vorsichtig von ihm löste und lächelte. „Danke dir, Valo. Das habe ich jetzt gebraucht. Aber bitte, ich will nicht, dass du dich dafür verantwortlich machst. Ich kenne Dario jetzt wohl gut genug um seine Hinterhältigkeit zu durchschauen. Ich bin froh, dass du an meiner Seite stehst aber...bitte, lass mich diese Sache alleine in die Hand nehmen. Ich werde mich nicht fürchten. Vetrau mir. Ich...habe keine Angst vor Dario.“ Valos Augen weiteten sich. Obwohl ich noch etwas schwach war, hatte ich diese Worte sehr zielsicher hervorgebracht, denn ich glaubte langsam zu wissen, auf was Dario abziehlte. Schließlich erwiderte Valo mit einem sanften Lächeln. Er wischte sich die letzten Tränen ab und fand seine Worte wieder. „Ich verstehe dich, Ari. Ich finde es bemerkenswert, dass du nach so einer...Folter noch so denken kannst. Es war schon immer so, dass Dario, wenn er etwas haben wollte, es sich zum größten Teil mit Gewalt geholt hat. Aber ich merke, dass du in all deiner Menschlichkeit und Güte noch die Macht besitzt dich gegen ihn zur Wehr zu setzten. Ich verspreche dir, dass ich dir bald alles erzählen werde aber bitte versprich auch du mir, was auch immer kommen mag, lass dich niemals von Dario in Besitz nehmen! Wenn das passiert, kannst du ihm nie wieder entkommen.“ Ich nickte zuversichtlich und schenkte Valo ein liebevolles Lächeln. Dann stand ich auf. Meine Beine waren zwar noch etwas wackelig, doch ich merkte, dass es mich nach einem Bad verlangte. „Verzeih, Valo, ich möchte mich ein wenig frisch machen. Entschuldige mich, ich gehe ein Bad nehmen.“ Schließlich ging ich in den Stall. Dort war eine hölzerne Wanne aufgestellt, in der ich Sura bat warmes Wasser einzufüllen. Schließlich entkleidete ich mich und setzte mich in das warme Wasser, wobei ich merkte, dass die Wunden an meinem Körper brannten. Das war mir aber im Moment vollkommen egal. In Gedanken versunken versuchte ich mir einen Plan auszudenken, wie ich hinter die Geheimnisse dieses Zirkus kommen würde. Ich wusste, dass wenn ich jetzt aufgeben würde, würde ich mein Ziel nie erreichen. Langsam hatte ich das Gefühl, dass es an mir lag diese ganzen Dinge aufzudenken. Zu viele Teile fehlten noch im Puzzle und ich musste sie zusammensetzten. Jeder hier hatte dazu noch ein Geheimnis, was es galt rauszufinden. Ich wollte sie alle retten. Cecilia, Sura, Silvo, Amaris und Valo. Sie alle warem meine Freunde und ich wollte sie nicht enntäuschen. Ich fasste einen Entschluß. Es gab für mich wohl keine andere Möglichkeit. Um hinter die Geheimnisse dieses Zirkus zu gelangen, musste ich mich diesem Zirkus anpassen, Darios Vetrauen gewinnen und mein alltägliches und sonst so normales Leben aufgeben und mit diesem Leben auch meine Freiheit. Ich fasste mir ein Herz. Ich musste all dem mutig entgegen blicken und durfte keine Furcht haben. Alles hing von mir ab. Ich hatte ein Ziel und wollte es erreichen. Ich wusste, um dieses Ziel zu erreichen, würden die Narben an meinem Körper wohl noch lange nicht verschwinden aber ich musste es wohl über mich ergehen lassen. Alles andere hatte keine Bedeutung mehr. Zielsicher stand ich nun da, meine Augen auf das eine Ziel gerichtet. Leb wohl mein Leben. Leb wohl, meine Freunde. Alles andere war Vergangenheit. Ich blickte in eine weite Zukunft, die sowohl schwer als auch leicht sein würde. Ich hatte mich entschieden. Meine Zeit war gekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)