Tabu von Schneefeuer1117 (One Shots für Harry Potter RPGs) ================================================================================ Kapitel 37: Dani I - Die erste Rolle ------------------------------------ „Und? Gehst du über die Ferien nach Hause?“ Dani blinzelte einige Male, von der Frage überrumpelt, ehe er den Blick niederschlug. „Nach … Hause?“ Ein nachdenkliches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Äh, ja. Stimmt etwas nicht?“ - „Nein, nein, alles in Ordnung.“ - „Dani … du weißt, dass du mit mir reden kannst?“ - „Natürlich! Ich rede doch jetzt auch mit dir, oder?“, lachte Dani fröhlich, das wie Gift auf den eigenen Lippen schmeckte und wie Magie auf seinen Freund wirkte. Dani sah, wie sich Erleichterung in dunklen Augen zeigte – gleich neben der Zuneigung, die Dani in ihm auszulösen schien. Was ihn hätte beflügeln sollen, machte ihn nur noch trauriger. Er hatte so hart dafür gearbeitet, dass sein Freund ihn mochte, doch er wurde das Gefühl nicht los, dass sie an einem Scheideweg waren. Nichts, was sein Freund heute tat oder sagte, ließ darauf schließen, doch Dani hatte diese Situation schon so oft erlebt, dass er einen sechsten Sinn dafür entwickelt hatte. Viele Leute in seinem Leben verschwanden aus selbigem und selten konnte er etwas dagegen tun, so sehr er es auch versuchte. „Hmhm, du hast mir noch nie von deiner Familie erzählt…“ - „Stimmt. Wir haben noch nicht darüber oder gesprochen, oder?“- „Wie ist es so? Hast du Geschwister?“ Danis Lächeln flackerte und abermals warf er den Blick nieder, spielte mit seinen Fingerspitzen. „Nein. Ich bin Einzelkind“, antwortet er schließlich ruhig und sein Freund lachte. „Ah. Sei froh. Ich bin der Jüngste von fünf Geschwistern. Das ist die Hölle sage ich dir.“ Aufregung brachte Danis Herz zum Flattern als er aufschaute. „Wirklich? Ich hätte gerne Geschwister gehabt.“ - „Hmn. Glaub mir, ohne sie bist du besser dran.“ Obwohl sein Freund ihm versuchte, das Einzelkindleben schmackhaft zu machen, konnte man die Liebe für seine Geschwister in den Worten raushören und Eifersucht durchzuckte Dani, ehe er etwas dagegen hätte tun können. Er verlor sein Lächeln und schluckte hart, fokussierte den Blick auf die heiße Schokolade vor sich. Es war nicht fair seinen Unmut an seinem Freund auszulassen und er wollte ihn nicht an dem Tumult teilhaben lassen, der in ihm losbrach. „… Eine Schwester wäre schön gewesen …“, wisperte er dann doch, die großen Hände um die Tasse geschlungen. Dani klammerte sich an das Porzellan, als hinge sein Leben davon ab und fühlte, wie die altbekannte Watte sich um seine Gefühle legte – wie alles egal zu werden schien – und selbst die Anwesenheit seines Freundes wurde seltsam nichtig. Langsam schaute er zu seinem Freund, als dieser Worte formte und nach dem Job seiner Eltern fragte und wie es ihnen ginge. Dani lächelte – mechanisch, entrückt – und dennoch schöpfte sein Freund kein bisschen Verdacht. Er befeuchtete sich die Lippen – gefangen in einem Zwist aus Wahrheit und Lüge, aus Fiktion und Realität, aus Wunschvorstellung und Trauma. „Sie sind nicht so anders als deine, denke ich“, fing Dani schließlich leise an und beobachtete, wie der sanfte Schaum auf seiner Schokolade immer weniger wurde. „Sie sind fürsorglich…“ „Papa – schau, schau, das habe ich nur für dich gemalt!“ – „… Wie war die Arbeit?“ – „…Papa?“ – „Gut, Liebling. Meine neue Kollegin…“ „..warmherzig…“ „Zieh das gefälligst an!“ – „..A-aber … Mama …“ – „Ich sage es nicht noch einmal!“ „… sie warten mit Essen auf mich wenn ich sie besuchen komme …“ „… und jetzt erwartest du auch noch, dass ich für dich koche?! Du undankbare Göre! Ich habe für deine Schönheit gearbeitet und habe siebzig Stunden in den Wehen für dich gelegen und du dankst es mir damit, dass du essen willst, wenn du abnehmen musst?!“ „… sie unterstützen mich darin herauszufinden, wer ich sein möchte …“ „… was soll das heißen ‚du willst das Kleid nicht tragen‘?“ – „Ich bin dreizehn, Mama. Und ein Junge. Ich … ich will einfach nicht …“ – „DU BIST MEINE TOCHTER! EUN-YOUNG! Respektiere deine Mutter gefälligst und gib mir keine Wiederworte!“ „… und helfen mir, wenn ich vom Weg abkomme …“ „… du trägst also Mädchenklamotten?“ – „…Pa…Papa…“ – „Und Schminke?!“ – „…Es…es…tut mir…“ – „Und du heulst wie ein verfluchtes Mädchen?! Ich wusste von Anfang an, dass du eine Transe bist!“ „…manches Mal habe ich auch Streit mit ihnen, natürlich …“ „Komm mir nicht wieder unter die Augen!“ – „Liebling, das war ein wenig viel.“ – „Glaubst du ich weiß nicht, dass es DEINE Schuld ist, dass unser Sohn ein Komplettversager ist?!“ – „Liebling!“ – „Du bist es doch, die ihn-“ – „Mama ist nicht schuld! Es war meine Idee! Alles meine Idee! Es tut mir leid, Papa, es tut mir leid! Ich bin schuld!“ „… aber das ist doch normal, oder?“, schloss Dani betont ruhig, die Übelkeit unterdrückend. Er schluckte schwer, traute sich kaum aufzuschauen und als er es tat, bemerkte er, dass Sorge in den dunklen Augen seines Freundes schimmerte. Hektisch schüttelte er den Kopf und lachte verhalten und noch ehe sein Freund etwas hätte sagen können, fügte er an: „Ich hatte vor kurzem Streit mit ihnen wegen der neuen Rolle im Drama. Sie machen sich nur Sorgen, dass mein Leben davon negativ beeinflusst werden könnte. Immerhin ist es mein erster wirklicher Auftritt und ich stelle mich der Öffentlichkeit das erste Mal richtig vor. Natürlich machen sie sich Gedanken, dass ich danach keine anderen Rollen mehr spielen kann, außer eben in dem Genre.“ Sein Freund nickte besorgt und schien damit die angeblichen Sorgen der Eltern unterstreichen zu wollen. „Im Ernst … bist du dir sicher, dass du die Rolle wirklich annehmen willst?“, horchte sein Freund nach. Danis Lächeln verlor nicht an Kraft, als er nickte. Er w a r sich sicher und wollte die Rolle spielen. Das erste Mal, dass er etwas von sich aus getan und durchgezogen hatte, sollte zu einem guten Ende kommen. „Ja. Es ist eine gute Chance und es ist nicht so, dass das Drehbuch Unmögliches verlangt. Die Szenen sind alle recht FSK 12 … außer die eine, aber es ist noch nicht klar, ob die es wirklich ins Drama schafft. Immerhin müssen mein Partner und ich eine gute Chemie hinbekommen dafür und das ist etwas, was wir noch austesten müssen.“ Sein Freund schien nicht zu wissen, wie er mit dieser Information umgehen sollte und war um Worte verlegen, deswegen wechselte Dani schnell das Thema und sie unterhielten sich stattdessen eine Weile über das Studium seines Freundes. Es wurde Sehnsucht im aufblühenden Schauspieler wach, als er seinem Freund zuhörte, aber das schale Gefühl im Magen überwog. Sein Freund schaute ihn nicht mehr direkt an und wich seinem Blickkontakt aus. Konnte es sein, dass seine Rollenauswahl ihm vor den Kopf gestoßen hatte? War es tatsächlich so, wie sein Bauchgefühl zu Beginn ihres Treffens ihn nicht getäuscht hatte? War das hier kein Wiedersehen, sondern ein Abschied? Als sie sich voneinander verabschiedeten, umarmte ihn sein Freund nur halbherzig und es zog in Danis Brust. Er spürte, dass sich sein Freund bereits emotional von ihm distanzierte und konnte nicht den Finger darauflegen, warum – hatte er ihn überfordert? War er ihm auf den Schlips getreten? Aber er konnte nicht nachfragen. Seine psychische Stärke hatte er für heute aufgebraucht. Stattdessen beschloss er, dass es an der Zeit war, sich einer anderen Ablenkung zuzuwenden. Früher oder später würde sein Freund sowieso verschwinden und entgegen seinen Versprechungen handeln. So, wie alle es bisher getan hatten. Bisher hatte er niemanden daran hindern können, zu gehen. „Moonshine? Hast du Zeit?“, sprach Dani tonlos in den Hörer und sein Blick glitt über den ruhig daliegenden Hangang. Kurze Stille, doch schließlich brummte monotone Zustimmung in seinem Ohr und fegte die Watte hinfort. Wohlige Wärme durchflutete seinen Bauch, brandete durch seine Brust und gipfelte in einem breiten Lächeln, das nur vermuten ließ, wie viel die Zeit Dal-aes ihm bedeutete. „Ich bin am üblichen Ort und warte auf dich. Wir müssen ein bisschen was besprechen. Ich … habe die Rolle angenommen und ziehe in die Agentur.“ Abermals herrschte kurze Stille und tausende Zweifel nagten an Lächeln und Wärme. Unsicherheit wollte den Einundzwanzigjährigen lähmen und ihm jede Energie, jede Hoffnung rauben, doch Dal-aes Stimme, ruhig und tief, glättete die Wogen in seinem Inneren. Er freute sich für ihn – aufrichtig. Nicht aufgesetzt oder gelogen. Die Ehrlichkeit und Geradlinigkeit des Jüngeren war Balsam für die Seele des unsicheren Schauspielers. Die zuvor so unüberwindbar wirkenden Zweifel schienen nichtig und Dani setzte sich in Bewegung. „Schaffst du es vor deinem Termin? Hm, verstehe. … Nein. … Nein, ich habe heute nichts mehr vor, keine Sorge, du musst dich nicht beeilen. … Hm. … Ach was, Moonshine, ich genieße die Zeit, in der mich noch niemand erkennt und ich mich noch nicht vor Paparazzi und Fans verstecken muss. … Hehe. Du bist doch schon beliebt. … Ach, ich könnte dir auf Anhieb fünf Nummern beschaffen, wenn du nu- in Ordnung, in Ordnung, ich höre auf. Wann kannst du hier sein? … Zwei Stunden? Hm, klar. Bis dahin halte ich es schon aus. Bringst du etwas zu essen mit? … Ah. Willst du deinem Hyung nicht etwas zum bestandenen Casting schenken? Dann schenk mir Bindaetteok von unserem Stand, okay? … Nein, ich will nichts anderes. Nur die Bindaetteok. Naja. Und deine Gesellschaft. … Hmhmhmhm. Ich meine es ernst. … In Ordnung. Bis in zwei Stunden. Ich werde warten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)