Tabu von Schneefeuer1117 (One Shots für Harry Potter RPGs) ================================================================================ Kapitel 33: Noori III - Der Urlaub ---------------------------------- Wie oft hatte er solche Momente schon auf der Leinwand oder im hauseigenen Cinéma gesehen? Und wie sehr hatte er sich immer fremdgeschämt, wenn der Junge, kaum älter als er selbst, sich zum Mädchen heruntergebeugt und ihm Plattitüden wie du bist so schön entgegen gesäuselt hatte. Und wie sehr hatte er sich innerlich vor die Stirn dafür geschlagen, dass das Mädchen errötete und sich über einen derart simplen Kommentar zu freuen schien. Und doch … schien nichts anderes jetzt zu passieren. Nicht auf einer Leinwand. Nicht in einem Drehbuch mit vielen Kameras. Auch nicht zwischen einem fremden Jungen und einem fremden Mädchen. Überhaupt nicht zwischen einem Jungen und einem Mädchen. Frischer Tau in dunklen Augen blitzte ihm lebendig entgegen, als Koya sich zu ihm drehte; die dunkle Schürze wies Spuren von Mehl und Zucker auf und ein wenig davon hatte sich auch in den Haaren des Japaners verfangen. Im umbrabraunen Haar hatte sich sogar eine Flocke des Dekozuckers verfangen und zwinkerte ihm schelmisch hellblau zu. Noori war für einen kurzen Moment derart verzaubert, dass er kaum zu atmen wagte. Der spitz zulaufende Eckzahn zwischen ansonsten perfekten weißen Zähnen trennten die Lippen Koyas, als sie auf der Unterlippe zu knabbern anfingen. „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“ Koyas Stimme verlor sich beinahe in der lauten Musik und dem geselligen Treiben der Familienküche. Nooris Herzschlag rauschte in den eigenen Ohren laut wieder und vielleicht begünstigte das den Irrsinn der Situation nur noch. „Ich bin lächerlich.“ Koya lachte verhalten – „ein bisschen vielleicht“ – und bezog diese Worte offensichtlich auf Nooris Versuch, Kekse auszustechen. Liebevolle Finger griffen nach seinen – ihre Hände schmiegten sich ineinander, versteckt hinter der Theke und Nooris Herz setzte aus. Seine Lider flatterten. Mehl und Butter klebten noch vereinzelt an den geschäftigen Fingern des Japaners, bröselten sachte gegen die eigene Haut und als Koya das bemerkte, musste er abermals lachen und wollte seine Hand zurückziehen. „Nicht.“ Beinahe erschrocken über die Intensität des kleinen Wortes blinzelte Koya zu Noori auf und wieder teilten sich die Lippen und wieder war Noori gefangen. Sollte er es wirklich sagen? Er schämte sich. Es kostete ihn Überwindung, weil es ihm so viel vorkam – zu viel – weil es ihm unangenehm war, derart aus den Vollen zu schöpfen – und weil es gleichzeitig so offensichtlich war. Koya war schön. Er war niedlich. Und er war clever, einfühlsam, umsichtig und so, so anziehend. Das wusste er doch, oder? Musste Noori ihm das wirklich sagen? Sein Herzschlag wummerte. Der innerliche Drang endlich Worte für dieses wahnwitzige Hämmern zu finden wurde immer stärker. Er öffnete den Mund – schloss ihn wieder – lächelte befangen und strich mit dem Daumen über den Handrücken Koyas. „Schon okay.“ Koya blinzelte irritiert, wollte sicherlich nachfragen ob wirklich alles okay war, doch ehe er das verbalisieren konnte – falls er das denn wirklich wollte – lächelte Noori ein weiteres Mal zuversichtlich, ehe er seine Hand losließ. Das blauweiße Zuckersternchen im Haar des Japaners schien ihn auszulachen und er unterdrückte ein frustriertes Brummen. Er hätte etwas sagen sollen. Und wenn es nur dieses lächerliche „du bist so schön“ gewesen wäre…! Und wenn Koya das schon wusste und er nur Tatsachen bestärkte, na und?! Sollte sein eigenes Schamgefühl über dem Wertschätzen ihrer Beziehung stehen?! Opa Kyun-hee kam geeilt, in seinen schlappenden Schlappen und mit dem gutmütigen Lächeln, und tätschelte zuerst Noori die Wange, um seine Keks-Versuche zu bemitleiden, ehe er fröhlich Koyas hervorragenden Knetkünste lobte. Nooris Mund wurde trocken und er spürte, wie die Scham ihm auf den Wangen brannte. Koyas Hände konnten gut zupacken und bei allen Göttern, warum musste er jetzt ausgerechnet an letzte Nacht denken? Unbeholfen und mit seinen schmutzigen Gedanken allein, schob Noori sich ein wenig abseits des familiären Treibens, als auch A-ri und dessen Mutter zu ihnen stießen und es plötzlich sehr voll in der Küche wurde. Irritiert über seine Gefühlsumschwünge beobachtete Noori, wie Koya verlegen unter dem Lob des Opas wurde und wie er kurz einen Blick mit A-ri tauschte … … der Noori so gar nicht gefiel. Es überraschte ihn selbst wie stechend die Eifersucht durch ihn zuckte. Vielleicht, weil die beiden ein Geheimnis hatten. Vielleicht, weil sie sich trotz der wenigen Tage Kontakt bereits so gut verstanden. Vielleicht aber auch einfach nur, weil er gerade noch daran gedacht hatte, wie Koya ihn letzte Nacht … … Oh, nicht daran denken … … besonders nicht, weil A-ris Hand plötzlich auf der Schulter des Japaners landete und ein breites Lächeln auf dem, selbst Noori musste das zugeben, hübschen Gesicht sich ausbreitete. „Finger.weg.“, skandierte sein Kopf, aber er sprach es nicht aus. Stattdessen rutschte er an Koyas Seite und es war unbedacht und kindisch und unreif, aber er musste das jetzt tun. Sein Arm schlang sich um Koyas schlanke Taille. Die langen Finger platzierten sich besitzergreifend nur wenig oberhalb des Hüftknochens und dunkle Augen kamen in A-ris zum Liegen. Er schaute wortwörtlich auf ihn herab – kein Lächeln, kein Funkeln, keine Höflichkeit. A-ris Gesicht wurde kühl und er nickte knapp, schaute zur Hand, dann zu Noori herauf und Noori hätte schwören können, dass er begann die Augen zu verdrehen, aber er wandte sich um und rief nach seinem Opa, um die nächste Ladung Keksteig anzufordern. „Noori…?“ Das Flüstern neben ihm riss ihn aus seinem inneren Kampf und Noori atmete durch. Ah. Er hatte die Luft angehalten? „Du … hast mich umarmt. Hier. Vor der Familie.“ Verlegen lockerten sich lange Finger und beinahe scheu schaute Noori zum Japaner herab, ein zögerliches Lächeln auf den Lippen und ein „mhm“ zur Bestätigung ausstoßend. Belustigung funkelte ihm entgegen und Koya öffnete die Lippen, aber Noori beeilte sich mit eigenen Worten. Er wollte nicht die Plattitüde hören, ob er eifersüchtig gewesen sei oder ob das bedeutete, er dürfe ihn jetzt öffentlich küssen – abermals empfand er das eigene Gedankengut und die eigene Gefühlswelt als seltsam peinlich, entrückt von der Realität, unpassend zum Ereignis um sie herum. „Hat ja nur A-ri gesehen.“ Koyas Lippen schlossen sich nur langsam und Noori konnte die Zahnräder beinahe quietschen hören, wie sie auf Hochtouren alle möglichen Gesprächsrichtungen abzuwägen versuchten … aber schlussendlich tanzten geschickte Finger in die Hosentasche Nooris und zwickten dort empfindliches Fleisch. Ein keckes Lächeln auf lockenden Lippen – taufrische Augen funkelten herausfordernd – und dann musste Koya Lachen, lauter als zuvor, aber geboren aus der gleichen Scham, die Noori gefangen hielt. „Koya…“ „Schon okay. Ich weiß ja auch, dass es komisch ist, dass wir hier Kekse backen“, murmelte Koya und zog seine Hand und sich selbst von ihm zurück und endlich fiel der blauweiße Zuckerstern aus seinen Haaren – aber der Zauber des Japaners endete nicht. Er … fand all das also genauso komisch? Verstand Noori das richtig? Unsicher fuhr er sich in den Nacken, verteilte Mehl- und Butterreste auch dort und brummte abermals nur eine halb verbale Zustimmung. Ah. Was halfen einem die ganzen Kommunikationskurse, wenn sie einen auf so etwas nicht vorbereiteten? Darauf, die wahren Gefühle zu präsentieren, einfach auf dem Gefühl zu reiten wie auf einem Besen und sich wie beim Quidditchspiel nichts daraus zu machen, wer genau zuschaute und wer vor einem diesen Move schon einmal präsentiert hatte. Zählte nicht einfach nur, dass seine Worte – nein, seine Gefühle – bei Koya ankamen? Noori fühlte sich dämlich – verlegen – peinlich berührt. Doch die sanfte Rötung auf den Wangen Koyas verriet ihm, dass es ihm ähnlich gehen musste. Noori schaute sich verstohlen um. Sie waren allein und aus dem Esszimmer nebenan hörte er dumpfe Stimmen. Keine offensichtliche Nähe – zu gefährlich – aber Noori lehnte sich zu Koya herab, seine Lippen nahe am empfindlichen Ohr und flüsterte mit flammenden Wangen und sacht schwankender Stimme: „Ich will dir seit Stunden sagen, dass du unheimlich hübsch aussiehst, aber ich traue mich einfach nicht.“ Kurze Stille. Wahnsinniges Herzrasen. Das Trommeln des eigenen Pulses im Ohr. Ein Gefühl, als stürze er Meter um Meter in die Tiefe; überschlagener Magen. „Und dass ich dich, mit Mehl und Zucker und Teig bekleckert, noch viel mehr liebe.“ Plattitüden. Scham. Verlegenheit. Filmmusik sollte jetzt einsetzen – and they lived happily ever after – von irgendwoher wurden Blumen gestreut – lächerliches Gelächter von Eltern, Geschwistern, Freunden – Applaus, Applaus. Und die Kameras gingen aus. Aber natürlich blieb all das aus. Stattdessen hörte er nur ein verlegenes Räuspern knapp neben sich – Stille, weiterhin – keiner wagte es sich zu rühren, in der Wärme des jeweils anderen gefangen. Der Blick auf die Esszimmertür bedeutete Anspannung wie Countdown: wenn jemand reinkam … sofortiger Rückzug. Doch diese Gnade wurde ihm nicht zuteil – stattdessen das Aushalten der Verlegenheit, der Stille, der Peinlichkeit der eigenen Gefühle. Ein Schlucken. So laut, dass Noori es deutlich hörte und sich bildlich vorstellen konnte, wie Koyas Adamsapfel sich dabei bewegt hatte. Koya unterdrückte schnaubend ein Lachen aufgrund der eigenen lauten Geräusche und Noori tat es ihm gleich, biss sich auf die Unterlippe, fühlte sich aber noch immer fehl am Platze. Seltsam gefangen im Rausch der Peinlichkeit. „Ah.“ Endlich beinahe so etwas wie ein Wort und Nooris Schultern lockerten sich – Atmen, das war lebensnotwendig – also entfernte sich etwas, blickte herab in glitzernden Tau und wurde mitgerissen vom Sog an Emotionen. Da funkelte noch etwas anderes in dunklen Augen und unbeholfen, vielleicht auch unsicher fingerte Koya an seinem Kragen herum – wie in Zeitlupe beobachtete Noori wie die Hand auf ihn zuflog, wie sich sanfte Fingerkuppen an seinen Ausschnitt legten und weich über die zaghaft entblößte Haut fuhren. Anspannung – Gänsehaut – von Peinlichkeit keine Spur mehr – Hände, die zupacken konnten – und schließlich ein warmes Lächeln. Verlegenheit? „Und ich dachte, dass es nur mir so geht, dass ich nicht so recht die Worte finde…“, fing Koya an und wusste den Satz scheinbar nicht wirklich zu beenden, doch Noori verstand auch so sofort und mit großen Augen starrte er herab in den Morgentau, herab auf die Mehlspur auf der Wange, herab auf den Zucker im Haar und herab auf seinen umwerfenden Freund. Er wollte ihm die Peinlichkeit ersparen, wollte sein Gesicht in seine Hände nehmen, seine Lippen in Beschlag und ihn für Stunden nicht wieder loslassen – und seinetwegen sollte die gesamte Kim-Byun-Sippe an ihrem Schauspiel doch teilhaben! In diesem kurzfristigen Moment des Glücks war Noori bereit, einfach alles wegzuwerfen. Beinahe schüchtern schaute Koya auf, um endlich den Satz zu beenden, den er angefangen hatte. „…lass uns auf unser Zimmer.“ Noori grinste. „Wenigstens einer von uns scheint mitzudenken“, wisperte er atemlos und unterdrückte ein Lachen, weil Koya nicht wissen konnte, dass er Herzschläge zuvor darüber nachgedacht hatte, ihn einfach hier in der Küche zu küssen und vielleicht auch andere Dinge mit ihm anzustellen … … oder konnte er das doch wissen? Denn Koyas Lippen formten ebenfalls ein Grinsen, als er mit belegter Stimme hauchte: „Allerdings eher mit südlichen Regionen. Und jetzt beeil dich, bevor ich im Boden versinke!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)