Das schwarze Einhorn von Ryon ================================================================================ Kapitel 5: Part 5 ----------------- Part 5 Ein hämisches Grinsen zeichnete sich auf Iyos Gesicht ab. Plötzlich scheuten die Pferde der Soldaten und sie brauchten alle Kraft, um im Sattel zu bleiben. Schnell ritt Iyo näher an Oka heran und zog ihn auf Tanreis Rücken. Oka brauchte einen Moment um zu begreifen was gerade passierte. Er registrierte, dass er wider hinter Bifu im Sattel saß. Er blickte kurz fragend in Iyos Richtung, doch dieser sagte nur gelassen: "Wir sollten uns beeilen und von hier weg kommen!" Oka nickte und preschte mit Tanrei los. Iyo zögerte noch einen Moment und genau in diesem gelang es den Soldaten wieder, die Oberhand zu gewinnen. Allerdings weigerten sich die Pferde Oka nachzureiten sondern stürmten in die entgegengesetzte Richtung davon. Iyo lächelte ihnen kurz hinterher, doch dann wurde er wieder ernst und folgte Oka. Wie lange Oka ritt, wusste er nicht mehr, aber er hielt erst an, als sie eine schutzbietende Baumgruppe erreicht hatten. Oka sprang zuerst aus dem Sattel und half dann Bifu. Iyo hatte sie schon nach wenigen hundert Metern eingeholt und stieg nun ebenfalls aus dem Sattel. Erschöpft setzte sich Oka auf einen Stein und auch Iyo und Bifu ließen sich am Boden nieder. "Wer waren diese Männer? Haben sie nach dir gesucht, Oka?" Bifu schaute Oka fragend an. "Es waren Soldaten aus Rakuen und ja, sie haben nach mir gesucht." Stille. "Na, jetzt erzähl schon, warum sie nach dir gesucht haben! Du lässt dir doch sonst auch nicht alles aus der Nase heraus ziehen!" Bifu war neugierig und deswegen ungeduldig. Über diese Tatsache musste Oka grinsen, denn das war wieder eine ihrer kindlichen, zu ihrem Alter passenden, Seiten. "Was gibt es da zu grinsen? Rück schon raus mit der Sprache." Oka seufzte. "Ich habe euch ja erzählt, dass ich einen Auftrag habe. Diesen habe ich vom Prinzen Rakuens, Kitsune Shihaisha erhalten. Aber sein Vater will verhindern, dass ich diesen Auftrag ausführe. Ich weiß zwar nicht wie er dahinter gekommen ist, aber ich weiß, dass er alles daran setzen wird, mich zu stoppen." "Dann müssen wir eine andere Route einschlagen, eine, die uns vor unerwünschten Blicken schützt." Oka und Bifu schauten Iyo mit großen Augen an. Oka, weil er schon fast vergessen hatte, dass Iyo hier war und Bifu, weil sich Iyo anscheinend an den Gedanken gewöhnt hatte, Oka zu begleiten. "Ich schlage vor, wir ruhen uns jetzt etwas aus. Auf Essbares müssen wir heute verzichten, und auch für ein Feuer ist diese Baumgruppe zu klein. Der Morgen graut schon und wir sollten den Tag über schlafen. Die Pferde müssen wir gut verstecken und auch wir müssen uns in der Nähe von Büschen niederlegen." Oka nickte langsam. Er war etwas verwundert und lächelte innerlich, denn Iyo hatte noch nie soviel geredet wie eben. Die Gruppe machte sich an die Arbeit und legte sich schließlich mit leeren Mägen schlafen. Erst spät war Kitsu eingeschlafen und der Morgen kam für ihn viel zu plötzlich. Mit starken Kopfschmerzen, von den Tränen der letzten Nacht, stand er auf und zog sich an. Das Frühstück war schon im Nebenzimmer, aber Kitsu aß nur ein Brot mit Schinken. Krampfhaft versuchte Kitsu sich zu erinnern. Irgendetwas war ihm kurz vor dem Einschlafen eingefallen. >Aber was?< Plötzlich viel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit. Mist. Die Wache war keinen Zentimeter von der Stelle gewichen. Vorsichtig und leise schloss er die Tür wieder. >Wie kann ich die Wache ablenken? Es muss doch einen Weg geben ...< Da kam ihm eine Idee. Warum versuchte er nicht aus dem Fenster zu entkommen? Er ging zum Fenster und öffnete es. Ober ihm war das Schlafzimmer, das einst seine Eltern verwendet hatten. Nach dem Tod Kitsus Mutter war sein Vater so betrübt gewesen, dass er in einen anderen Teil des Schlosses umgezogen war. Kitsu musste es nur irgendwie schaffen, von seinem Fenster zum Balkon über ihm zu gelangen. Das Schloss war aus großen grauen Steinen gemauert. Er war zwar nicht besonders sportlich, aber er musste versuchen in den Ritzen zwischen den Steinen Halt zu finden. Kitsu trat vom Fenster zurück und entledigte sich seiner Schuhe und allem anderen, dass ihm beim klettern behindern könnte. Dann steckte er noch schnell einen Bogen Papier und einen Stift ein und schritt zum Fenster. Mit klopfendem Herzen startete er das waghalsige Unternehmen. Fast wäre er abgerutscht und 12 Meter in die Tiefe gestürzt, doch er schaffte es gerade noch sich festzuklammern. Nach einer kurzen Pause, in der er sein Herz zu beruhigen versuchte, kletterte er weiter. Erschöpft kam er schließlich am Balkon an und musste sich erst mal setzen, denn seine Knie waren weich von der ungewohnten Anstrengung. Er sah sich um und hatte Glück. Die Balkontür war zwar geschlossen, doch das Fenster unmittelbar daneben war gekippt. Er stand auf und streckte seine Hand in die schmale Öffnung. Nach einigen Versuchen schaffte er es, den Hebel der Tür in eine waagrechte Position zu stellen. Langsam glitt seine Hand wieder aus dem gekippten Fenster und mit einem nicht sehr kraftraubenden Stoß, öffnete er die Balkontür. Er trat ins Zimmer seiner Mutter. Er wusste, dass dieser Teil des Schlosses nur ein Mal am Tag von einem Dienstmädchen aufgesucht wurde, die den Auftrag hatte, den Raum hier sauber zu halten. Jedes andere Eindringen hier, würde von seinem Vater streng bestraft werden. Bewusst sah Kitsu nicht nach links oder rechts, sondern ging geradewegs auf die Tür zu, denn womöglich würde er sonst zu lange hier bleiben. Seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben und mehr als nur einmal hatte Kitsu sich gewünscht, sie kennen gelernt zu haben. Er öffnete die Tür und hatte recht. Auf dem schier endlosen Gang befand sich keine Menschenseele, also machte sich Kitsu auf dem Weg zum westlichen Turm des Schlosses. Wie oft er nach links oder rechts abbog und wie viele, fast identische Korridore er Entlangschritt, wusste Kitsu nicht. Er kannte den Bauplan des Schlosses in und auswendig, und so war es unmöglich, dass er sich verlief. Endlich war er im Turm angekommen. Die hölzerne, mit eisen beschlagene Tür war schwer zu öffnen, aber Kitsus Gewicht reichte zum Glück aus um sie zu öffnen. Er trat in den kleinen Raum. Ein kühler Wind wehte ihm entgegen. Der Turm hatte zwei Fenster, allerdings ohne eine Glasscheibe. Am Boden des Raumes befanden sich Sägespäne und aus dem Boden dazwischen, ragten hölzerne Stangen, die eine T-Form bildeten. Auf ihnen saßen unzählige Tauben. Brieftauben um genau zu sein. Kitsu packte den Bogen Papier und den Stift aus. Er schrieb: Lieber Oka-chan! Ich hoffe du erhältst diesen Brief. Mein Vater ist dir auf den Fersen, was du sicher schon bemerkt hast! Bitte, gib acht, dass er dich nicht erwischt. Vergiss den Auftrag und verstecke dich in einem Dorf, dort, wo er dich nicht finden kann. Ich bitte dich! Dein, dich vermissender, Freund Kitsu Schnell rollte er das Papier zu einer Rolle zusammen und band einen Faden, den er aus seiner Kleidung zog darum, und verknotete ihn. Das übrige Stück vom Band befestigte er an einer der Tauben. Er hatte zwar keine Ahnung, wie Oka diese Nachricht erhalten sollte, da die Taube ja genauso wenig wie er wusste, wo Oka war, aber er vertraute einfach auf sein Glück. Nun hatte er wenigstens nicht mehr das Gefühl, gar nichts für seinen Freund getan zu haben. Er lies die Taube frei und sah zu, wie sie aufstiegt und schließlich aus seinem Blickfeld verschwand. Nach einer Weile schlich sich Kitsu wieder zurück auf sein Zimmer. Mitten in der Nacht stand Bifu auf und schlich sich vom Lager weg. Erst als sie außer Seh- und Hörweite war, blieb sie stehen, drehte sich um, und blickte in Iyos Gesicht. "Ich wusste, dass du mir folgen würdest" Bifu lächelte. "Wo wollt Ihr hin?" "Ich wurde gerufen." "Was? Ihr wollte einfach gehen und mich alleine zurück lassen?" "Es geht nicht anders, Taihéiyo. Du weißt, dass ich einem Ruf umgehend Folge leisten muss." Betreten schwieg Iyo. "Ach, lieber Taihéiyo. Du weißt, dass ich nicht nur einen Beschützer sondern auch einen Freund in dir sehe. Aber ich möchte nicht, dass Oka alleine zurück bleibt. Ich habe entschieden, dass wir ihn begleiten werden und nun, wo ich dem nicht mehr nachkommen kann, musst wenigstens du hier bleiben. Er wird es ohne deine Hilfe nicht schaffen. Außerdem musst du auch sein Geheimnis lösen. Du hast sein Amulett gesehen und auch welche Macht in ihm wohnt. Es hat einfach so mir nichts dir nichts deine alte Macht wieder geweckt." "Ihr habt recht. Dieses Amulett ist mächtig. Eine meiner Fähigkeiten, die welche mir ermöglicht mit Tieren Kontakt aufzunehmen, ist wieder gekommen. Und diese Fähigkeit ist auch nachdem das Licht des Amulettes erloschen ist, nicht wieder verschwunden." "Was? Aber wie ist das möglich? Wie kann der Zauber eines Gegenstandes, der noch dazu in den Händen eines Nicht-Magiers liegt, so lange andauern?" "Tja, es tut mir leid. Aber das übersteigt mein Wissen. Auch ich, der ich sehr belesen bin, kann Euch diese Frage nicht beantworten." Bifu seufzte. "Schade. Aber nichts desto trotz muss ich jetzt aufbrechen. Pass gut auf den kleinen Oka auf." "Eine Frage habe ich noch." "Was gibt es Taihéiyo?" "Verzeiht die Dreistigkeit meiner Frage, aber ... ich hoffe doch, Ihr habt Euch nicht in diesen Jungen verliebt?" Bifu lächelte milde. "Selbst wenn ich mich in ihn verliebt haben sollte, ich weiß, dass es da jemanden gibt, der mindestens genauso viel für ihn empfindet wie ich." Noch immer lächelnd umhüllte Bifu ein grelles, weißes Licht. Als das Licht verschwand, war auch Bifu nicht mehr da. Iyo blieb noch lange stehen, schaute auf den Fleck, an dem bis eben noch Bifu gestanden hatte und dachte nach. Als Oka aufwachte, war das erste was er fühlte, der große Hunger der ihn quälte. Als er sich umsah, bemerkte er, dass Iyo und Bifu nicht mehr an ihren Plätzen waren. Langsam stand er auf und packte seine Sachen. Als er damit fertig war, blickte er sich um. Da erkannte er einen silbernen Schimmer in der Dunkelheit. Er ging darauf zu und sah, dass Iyo auf einem Baumstamm saß. In seinen Händen hielt er die Okarina, welche er nachdenklich anblickte. "Warum spielst du nicht?" Langsam hob Iyo den Kopf und blickte Oka an. "Schon vergessen, dass wir verfolgt werden?" "Ach ja. Stimmt. Für einen Moment habe ich es wirklich vergessen." Oka seufzte. Ein unangenehmes Schweigen entstand zwischen den beiden. Verzweifelt suchte Oka nach etwas, dass das Schweigen brechen könnte. "Wo ist Bifu?" Iyo hatte die ganze Zeit schon überlegt, was er Oka darauf antworten sollte. "Sie ist fort." "Was heißt hier fort? Wo sollte sie denn hingehen? Und warum sind dann beide Pferde noch da? Sie kann doch nicht zu Fuß gehen!" Iyo lächelte. Oka war so hitzköpfig wie immer. "Nun sie musste gehen. Mehr kann ich dir nicht sagen." "Aber warum nicht?" "Weil Bifu wollte, dass ich es dir nicht sage." "Aber es ist viel zu gefährlich für ein kleines Mädchen alleine unterwegs zu sein!" "Keine Sorge. Ihr wird nichts passieren. Vertraue ihr einfach, ja?" Oka war mit diesem Vorschlag nicht ganz einverstanden. Bifu konnte sich doch nicht verteidigen. Was wenn die Soldaten nun auch hinter ihr her waren? Aber letztendlich musst sich Oka geschlagen geben. Er konnte es nicht ändern und er musste weiterhin seinen Auftrag verfolgen. "Gut. Ich werde keine Fragen mehr stellen." "Danke." Iyo wusste, wie seltsam das alles auf Oka wirken musste, aber er konnte es nun mal nicht ändern. Bei allem Respekt, aber Bifu hätte ihm wirklich sagen können, was er Oka sagen sollte. Da fiel Iyo etwas ein. "Hier. Ich habe ein paar Beeren gefunden. Es ist zwar nicht viel, aber immerhin etwas. Wir werden den Waldweg nach Kasai. Wenn wir uns beeilen müssten wir vor Sonnenaufgang dort ankommen." Oka nahm die Beeren aus Iyos Hand und nickte dann. Schnell aß er alle auf. >Iyo hat recht. Sehr ergiebig sind die nicht gerade.< Oka seufzte. Iyo, der nur zu gut wusste, was sich Oka jetzt gerade gedacht hatte grinste. "Wie gesagt. Spätestens Morgen gibt's mehr zwischen die Zähne." Oka schaute Iyo erstaunt an. >Also kann er auch lachen.< Oka grinste zurück. Dann machten sich die Beiden reisefertig und ritten los. Als das Morgengrauen nicht mehr weit war, sah Oka in der Ferne Soldaten. Doch kaum waren sie in Sichtweite, so scheuten ihre Pferde erneut. Oka kam es langsam seltsam vor, doch warum sollte er sich darüber beschweren? Immerhin waren sie dadurch sicherer. Endlich erreichten sie den Wald, gerade recht, als der Morgen graute. Sie ritten noch etwas tiefer hinein und fanden endlich einen Fluss an dem sie Rast machen konnten. Fluss war aber übertrieben, denn das "Flussbeet" war zwar breit, aber es gab nur wenig Wasser. "Kasai ist nicht mehr weit weg richtig?" Iyo bejahte. "Wir müssen hier viel Wasser mitnehmen. Zwar werden wir Kasai nach meinen Schätzungen in zwei Tagen erreichen, aber wie du siehst ist das Wasser hier schon sehr knapp. In Kasai selbst steht vielleicht schon alles in Flammen. Wer weiß ..." "Aber das geht doch nicht! Ich meine wenn Kasai wirklich in Flammen steht, wie soll ich denn dann den Sensèi finden?" "War doch nur eine Vermutung, Kleiner." Oka runzelte die Stirn. "Warum sagst du Kleiner zu mir?" "Vielleicht weil du tatsächlich kleiner und jünger bist als ich?" Oka konnte den hauch von Spott in Iyos Worten nicht überhören. "Ach, wie alt bist du denn? Ich wette so viel älter als ich bist du gar nicht." Iyo brauchte etwas um zu antworten. "Ich bin so um die 17. Dich schätze ich auf 15. Zwar ist das wirklich kein sehr großer Unterschied, aber trotzdem." "Warum so um die 17? Bist du nun 17 oder nicht?" "Wie gesagt das weiß ich nicht. Ich bin als Waise aufgewachsen und daher hat keiner mitgezählt, wie alt ich bin." Oka schluckte. Kleinlaut antwortete er: "Ach so. Ich bin zwar auch Waise, aber ich hatte meinen Großvater." Wiedereinmal schwiegen sich die beiden an. Diesmal war es Iyo, der die Stille brach. "Ich gehe jagen. Bereite du das Lager vor, aber mach bloß kein Feuer! Der Boden hier ist dürr und ein Feuer könnte leicht einen Waldbrand mit sich ziehen." Oka nickte. Später saßen die Beiden nun doch vor einem kleinen Feuer, um das Essen zu braten. Sobald sie fertig gegessen hatten, löschte Iyo das Feuer gewissenhaft. Dann legten sich beide schlafen. Plötzlich wachte Oka auf. Als er die Augen aufschlug erkannte er Iyo der über ihn gebeugt war und gerade dabei war, ihn sanft zu küssen. Okas Gedanken überschlugen sich, doch er konnte keinen davon wirklich fassen. Er schloss seine Augen. In seiner Welt war nun kein Platz mehr für auch nur einen Gedanken. Er spürte nur noch Iyos weiche Lippen auf seinen. Nach einer Ewigkeit, wie es Oka schien, löste sich Iyo von ihm. Oka traute sich nicht die Augen zu öffnen, denn was würde Iyo wohl dazu sagen, wenn er wüsste das Oka wach war? Langsam entfernten sich Iyos Schritte wieder. Verwirrt lag Oka da und starrte in die grelle Sonne. Es dauerte lange, bis er endlich wieder in einen traumlosen Schlaf glitt. Part 5 Ende Joa das war's. Beim letzen Teil hatte ich so einen Stress beim Hochladen, dass ich ganz vergessen habe mich bei Kuroi-Neko fürs Beta-lesen zu bedanken -_-" Aber dafür jetzt: DANKE ^.^ Würde mich freuen wenn zumindest ein Kommentar kommen würde, aber man kann ja schließlich nicht alles haben ^_- Glück Auf! Ryon ^_- ~~~~ Edit: Da ich schon öfter darauf angesprochen wurde: Das mit den Fenstern passt schon so ^^ Die Story spielt nämlich in einer mittelalterlichen Zukunft, aber lest weiter, dann wisst ihr bescheid XD~" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)