Das schwarze Einhorn von Ryon ================================================================================ Kapitel 3: Acquaintances ------------------------ Lange war Oka nun schon unterwegs. Er war durchgeritten, bis er schließlich vor Müdigkeit vom Pferd zu fallen drohte und sich endlich eine Pause gönnte. Wie lange genau er schon unterwegs war wusste er nicht. Unzählige Nächte in denen er geritten war und genauso viele Tage die er verschlafen hatte, waren vor rüber. Es war Nacht und er konnte nicht gut sehen. Doch er wusste, dass auf Tanrei verlass war. Sie würde ihn sicher durch die Dunkelheit geleiten. >Nanu? Was ist das? Auf der gegenüberliegenden Bergkuppe scheint es zu brennen? Feuer? Kann es sein, dass ich Kasai schon näher bin als ich vermute?< Schnell gab er Tanrei ein Zeichen und diese preschte auf die brennende Bergkuppe zu. Ein viel zu warmer Gegenwind schlug Oka ins Gesicht. Als er näher kam, erkannte er, dass ein Dorf in Flammen stand. Menschen rannten wild durcheinander und versuchten zu retten, was zu retten war. Automatisch verlangsamte Tanrei ihr Tempo und schließlich stieg Oka ab, um Tanrei am Zügel zu führen. "He du!" Oka fuhr blitzschnell herum. Hinter ihm stand ein Mann, den er um die 50 schätzte. "Schau das du fort kommst, Kleiner. Dies ist kein sicherer Ort mehr!" "Bin ich hier in Kasai?" Ein verwirrter Gesichtsausdruck zeichnete sich auf dem Gesicht des Mannes ab. "Du bist anscheinend nicht von hier. Nein, du bist nicht in Kasai, denn Kasai ist die einzige Stadt, die diese Feuerdämonen bislang verschont haben. Aber wer weiß, wie lange noch... Reite einfach weiter in diese Richtung!" Der Mann streckte die Hand aus, um Oka zu zeigen, welche Richtung er meinte. "Danke." "Nichts zu danken. Aber nun sieh zu, dass du auf dein Pferd kommst und diesen verfluchten Ort so schnell wie möglich verlässt, Junge!" Oka nickte dem Mann zu, stieg auf Tanreis Rücken und trabte in angegebene Richtung fort. Immer deutlicher konnte Oka die Hitze spüren und er war froh, das Dorf bald verlassen zu können. Keine Menschen waren mehr auf den Straßen, alle hatten das Dorf verlassen, bis auf... >Was ist das?< Vor Oka zeichnete sich die Gestalt eines kleinen Mädchens ab. Es hatte dunkelblonde, hüftlange Haare, die bald vom Feuer versengt werden würden. Oka beschloss, das weinende, verloren wirkende Mädchen anzusprechen. "Wo sind deine Eltern, Kleine? Du musst weg hier!" Er bekam keine Antwort. Nur das stetige prasseln des Feuers und entfernte, aufgeregte Rufe von den Dorfbewohnern waren zu hören. Das Feuer begann langsam immer mehr die Oberhand zu gewinnen, also beugte er sich zu ihr und hob sie zu sich auf Tanreis Rücken. Das Mädchen schien verwundert über diese Aktion, doch Oka kümmerte sich nicht darum, sondern gab Tanrei die Sporen und galoppierte aus dem Dorf hinaus. Als er fand, weit genug entfernt zu sein, verlangsamte er das Tempo und blickte auf das Mädchen, welches vor ihm im Sattel saß, herab. Es war tatsächlich eingeschlafen. Oka beschloss noch etwas weiterzureiten und sich ein passendes Lager für die restliche Nacht zu suchen. Oka öffnete die Augen, schloss sie aber im selben Moment wieder. Die Sonne stand hoch am Himmel, und es war lang her, dass er sie gesehen hatte. Er startete einen zweiten Versuch und als er die Augen dann erneut aufschlug, blickte er in zwei sturmgraue Augen. Erschrocken fuhr Oka hoch, und konnte einen Aufschrei gerade noch unterdrücken. Langsam wurde ihm wieder Bewusst, was gestern Nacht geschehen war. Er lächelte das Mädchen an und sie strahlte zurück. "Danke!" War das erste Wort, das er aus ihrer Kehle vernahm. Ihr Tonfall war seltsam. Er klang viel zu erwachsen für so ein kleines Mädchen. Oka beschloß, die Fragen vom Vortag zu wiederholen. "Sag, wie heißt du, Kleine?" "Sag nicht Kleine zu mir! Mein Name ist Bifu!" Leicht beleidigt zog Bifu einen Schmollmund. "Entschuldige." Oka musste grinsen. Auch er mochte es nicht sonderlich gerne, wenn man "Kleiner" zu ihm sagte. "Wo sind denn deine Eltern?" Bifu schluckte. Mit so einer Frage hatte sie nicht gerechnet. Es war zwar klar, dass sie irgendwann kommen musste, aber sie hatte gehofft, es noch etwas hinauszögern zu können. Sie senkte den Kopf und nuschelte: "Ich habe keine Eltern. Sie sind vor Jahren bei einem ähnlichen Feuer umgekommen. Ich lebe bei den Dorfbewohnern, einmal hier und einmal dort." Oka staunte. Es war ihm etwas unangenehm, das Mädchen darauf angesprochen zu haben, aber dann lächelte er Bifu aufmunternd zu. "Nimm es nicht so schwer, Bifu. Ich kenne meine Eltern auch nicht und habe bei meinem Großvater gelebt. Auch er ist gestorben." Plötzlich erschrak Bifu. "Schnell, wir müssen Iyo finden!" "Wer ist Iyo?" "Er hat im letzten Jahr immer auf mich aufgepasst. Das Feuer gestern hat uns getrennt! Wir müssen ihn finden!" Oka nickte. "Gut. Ich sattle schnell Tanrei und dann reiten wir zurück zum Dorf." Oka sprang auf und sattelte Tanrei. Er saß auf und zog Bifu vor sich in den Sattel. Nach ein paar Minuten waren sie im Dorf angelangt, das nur noch aus ein paar verkohlten Holzbalken, die ehemals Häuser waren, bestand. Die Asche am Boden war noch warm. "Da! Da vorne ist Taiko!" "Wer ist Taiko?" Noch bevor Oka die Frage ganz ausgesprochen hatte, folgte er Bifus Blick und sah einen weiß-gescheckten Hengst auf sich zureiten. Nach einigen Metern wechselte Taiko die Richtung und Tanrei folgte ihm. "Taiko ist nervös." Oka nickte. Bifu hatte recht. Dann sah Oka den Grund für Taikos Nervosität, denn er führte sie zu einem Jungen. Oka schätze ihn nicht viel älter ein, als er selbst war. Er hatte silbernes, langes Haar, das allerdings fast komplett verkohlt war. Schnell sprang Oka aus dem Sattel und ließ sich neben dem jungen Mann nieder. "Iyooooooooooo!" Bifu hatte zu weinen begonnen, und es war das erste mal, dass Oka tatsächlich glaubte ein Kind vor sich zu haben. Oka fühlte den Puls und atmete erleichtert aus. "Beruhige dich. Iyo lebt!" Bifu hörte auf zu weinen, schniefte nur noch leicht.. Soweit Oka feststellen konnte, sah Iyo schlimmer aus, als es war. Seine Haare waren bis zu den Schultern hinauf versengt und er hatte Brandwunden am ganzen Körper. Oka wieß Bifu an, ihm zu helfen, Iyo aufs Pferd zu heben. Sie mussten sich nicht sonderlich bemühen, denn Iyo war zwar um einen halben Kopf größer als Oka, aber dafür sehr schlank, um nicht zu sagen schlaksig. Nach ein paar Minuten saß Iyo auch schon auf Taikos Rücken, und Oka half Bifu auf Tanreis. "Ich werde die beiden Pferde am Zügel führen. Du musst sofort schreien wenn etwas ist ja?" So verließen die Beiden zum zweiten Mal dieses Dorf, jetzt allerdings in Begleitung. Nach einem anstrengenden, langen Fußmarsch fand Oka endlich das, was er gesucht hatte. Einen kleinen Wald, in dem sie ihr Lager aufschlagen konnten, denn der Verletzte, Iyo, musste versorgt werden und Okas Magen knurrte schon. Er drehte sich zu Bifu und sagte ihr, dass sie bald rasten würden. Trotzdem, dass sie gerade erst aufgestanden waren, nickte Bifu müde, denn sie hatte eine kurze und anstrengende Nacht hinter sich. >Die Pause muss wirklich sein. Bifu sieht sehr erschöpft aus.< Er führte die Pferde in den Wald hinein und nach einer Gehzeit von etwa einer viertel Stunde, waren sie an einem Fluss angekommen. >Der Weg hat zwar etwas länger gedauert, aber der Wald und das Wasser hier sind wichtig. Wir sind jetzt so tief im Wald, dass man ein Lagerfeuer außerhalb des Waldes nicht mehr erkennen kann.< Er blieb stehen und half Bifu vom Pferd. "Hilf mir schnell, Iyo vom Pferd zu schaffen und seine Wunden zu versorgen. Und dann leg dich am besten schlafen!" "Ist gut." Sie legten Iyo auf ein Lager aus Decken und dann fing Oka mit Bifus Hilfe an, den Verletzten zu verarzten, so gut es ging. >Zumindest müssen wir seine Wunden reinigen.< "Was sollen wir mit Iyos Haaren machen? Fragend blickte Bifu zu Oka auf. "Hm... gute Frage... die angesengten Haare müssen auf alle Fälle weg.", meinte er. Kurzerhand und bevor Bifu noch etwas erwidern konnte, zog Oka seinen Dolch und stutzte Iyos Haare auf Schulterlänge. Die Teils verbrannten und Teils noch silbernen Haare glitten langsam zu Boden. Bifu kreischte: "Nein! Seine schönen Haare!" "Sie waren verbrannt Bifu. Was hätte ich den sonst tun sollen?" "Ja... aber... Iyo waren seine Haare heilig!" Oka zuckte mit den Schultern. "Geschehen ist geschehen. Hilf mir bitte ihm Verbände anzulegen, ja?" Bifu schaute noch etwas skeptisch, doch dann ging sie eifrig ans Werk und mobilisierte noch einmal ihre letzte Kraft um Oka zu helfen. Als sie fertig waren und Iyo endlich gut zugedeckt, friedlich schlief, sank Bifu erschöpft zu Boden. Schnell und geschickt bereitete Oka ein zweites Lager, hob die überraschte Bifu vom Boden auf und legte sie darauf. "Vorsicht. Sonst verliebe ich mich noch in dich." Bifu gluckste. Oka staunte über Bifus Worte, doch dann lächelte er milde. Antwort gab er ihr keine, denn was sollte er schon darauf sagen? Er war 15 und sie höchstens acht! Bifu wusste, dass er ihr nicht antworten würde, also schloss sie die Augen, um endlich zu schlafen. Oka stand auf und sammelte schnell ein paar Zweige, welche rund um ihr Lager verstreut lagen, auf. Dann machte er ein kleines Feuer und verschwand erneut im Wald. Diesmal um zu jagen, denn er hatte seinen Proviant schon aufgebraucht, und wenn Bifu und Iyo aufwachen würden, würden sie Hunger haben. Er legte die gefangene Beute zum Feuer und begann nun die Pferde zu versorgen. Er band sie an einen Baum und sattelte sie ab. Iyos Habseligkeiten, die alle auf Taikos Rücken verstaut waren, legte er neben den etwa 17-jährigen Jungen. Erschöpft legte er sich dann selbst hin und glitt in einen tiefen, erholsamen Schlaf. ~Fortsetzung folgt~ Tja das war's auch schon... Hoffe diesmal sind nicht so viele Beistrichfehler dabei! Würde mich wieder über Feedback freuen ^-^ Lg Ryon ^_- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)