Dreaming Out Loud von Selenay (Oneshots zum Thema Fußball) ================================================================================ Kapitel 1: Erdrückende Stille - Patrick Helmes/Stefan Kießling -------------------------------------------------------------- #078. The Fool Patrick Helmes/Stefan Kießling Du kannst die Wahrheit einfach nicht vertragen, lebst in einer Lüge. Lässt dich von mir ficken um dann wieder so zu tun als wärst du glücklich mit deiner Frau, heile Welt und alles was dazugehört. Meine Gefühle sind dir scheißegal, interessiert dich keinen Pfifferling wie weh du mir mit deinem Verhalten tust. Rufst nur an wenn du Sex willst und dazwischen ignorierst du mich, tust so als würde ich gar nicht existieren. Die anderen machen sich auch schon so ihre Gedanken, denn schließlich waren wir früher unzertrennlich, die besten Freunde. Manchmal wünsche ich mir, dass ich genauso grausam sein könnte wie du, das alles hier nur als einen guten Fick zwischendurch zu betrachten. Ohne Gefühle, ohne Konsequenzen, alles totschweigen. Aber scheiße, dumm wie ich bin musste ich mich in dich verlieben, dachte anfangs aus uns könnte tatsächlich mehr werden und hab mir eingebildet du würdest mich vielleicht auch lieben. Obwohl du mich nur benutzt kann ich einfach nicht nein sagen wenn du anrufst und mich um ein Treffen bittest. Anonym in irgendeinem billigen Hotel in irgendeiner Kleinstadt in der Nähe. Weit genug weg, damit uns niemand erkennt, niemand dahinter kommt was wir im Schutz der Nacht treiben. Jedes Mal aufs Neue schwöre ich mir, dass es das letzte Mal ist, dass ich mich nicht mehr von dir benutzen lasse und schaffe es doch nicht einen Schlussstrich zu ziehen. Sitze wieder auf einem quietschenden Bett in einem Motel und warte darauf, dass du kommst. Das Zimmer ist weiß, unpersönlich und außer dem großen Doppelbett gibt es fast keine Möbel. Schließlich trittst du durch die Tür, schaust mich mit demselben gleichgültigen Blick an wie immer. Machst ein paar Schritte auf mich zu, bleibst dann direkt vor mir stehen und ich verfluche meinen Körper dafür, dass er immer wieder auf deine Nähe reagiert. Kann dein Aftershave riechen und für einen Augenblick schließe ich die Augen, nehme deinen Geruch in mich auf, ehe ich mich vom Bett erhebe. Du schaust mich fragend an und auch wenn ich das eigentlich nicht will, beuge ich mich zu dir und verschließe deine Lippen mit meinen. Du keuchst in den Kuss, vertiefst ihn, drängst dich mir entgegen und deine Hände wandern über meinen Körper. Es dauert nicht lange bis wir beide nackt sind und du dich noch näher an mich drängst. Ich kann spüren wie erregt du bereits bist, als du dich wimmernd an meinem Oberschenkel reibst. Gemeinsam fallen wir auf das Bett und ich schalte einfach meine Gedanken aus, gebe mich der Illusion hin, das dies etwas bedeutet, für beide von uns, auch wenn ich weiß, dass es eine Lüge ist. Deine Augen sind geschlossen als ich dich nehme, nie siehst du mich dabei an und es versetzt mir einen Stich ins Herz. Der Ablauf ist immer der gleiche, doch ich genieße es jedes Mal so mit dir zusammen zu sein, dich heiß und eng um mich zu fühlen und versuche das Ende hinauszuzögern. Streichle dich sanft und doch fest mit meiner Hand und sehe Sterne als sich alles in dir zusammenzieht und du mich mitreißt, betrachte atemlos dein schönes Gesicht unter mir, die verschwitzten Locken die dir in der Stirn kleben. Und jedes verdammte Mal denke ich mir, dass ich noch nie etwas Schöneres gesehen habe. Dann öffnest du die Augen und die Illusion zerplatzt wie eine Seifenblase, holt mich zurück in die harte Realität, die so verdammt weh tut und ich ziehe mich aus dir zurück, da ich genau weiß, dass du mich sonst von dir wegdrückst. Ich falle neben dir aufs Bett und keiner von uns sagt auch nur ein Wort. Geredet haben wir schon lange nicht mehr. Ich könnte dir sagen wie sehr du mich verletzt, wie sehr ich dich liebe und dennoch tue ich es nicht, weil ich weiß, dass es nichts ändern würde. Fast sofort danach stehst du auf und ziehst dich wieder an, schaust nicht ein einziges Mal zu mir als du zur Tür gehst und verschwindest. Kaum bist du weg schlage ich mit den Fäusten auf das Kissen ein und heiße Tränen laufen mir über die Wangen. Ich will nicht heulen, doch ich kann einfach nicht anders, komme nicht mit der Situation klar. Ich bin so ein verdammter Dummkopf, dass ich es nicht schaffe von dir loszukommen und diese Scharade zu beenden, obwohl ich mich damit nur selbst verletze. Der Geruch von Sex liegt noch immer in der Luft und ich muss mich beinahe übergeben, schaffe es dennoch nicht aufzustehen und mich anzuziehen. Habe das Gefühl in der Stille des Raums, die mir so laut vorkommt zu ersticken. Kapitel 2: Die Welt steht still - Benedikt Höwedes/Mats Hummels --------------------------------------------------------------- #005. Seeking Solace – Trost suchen Benedikt Höwedes/Mats Hummels „Verfluchte Scheiße ey!“ Wütend trat Bene gegen seinen Spind und ließ sich dann auf die Bank fallen, versteckte das Gesicht in den Händen. Sie hatten mies gespielt, so verdammt mies und konnten sich somit die EM Quali und Olympia abschminken. Dabei waren sie vor dem Spiel noch so zuversichtlich gewesen das schon irgendwie zu reißen. Mats und er hatten sich wirklich bemüht, aber im Angriff hatte sich einfach nichts getan. Chance um Chance wurde vertan und am Ende waren sie dann als Verlierer vom Platz geschlichen. Und nun saß er hier, war wütend und bemitleidete sich selbst, obwohl ihn eigentlich keine wirkliche Schuld an ihrer Niederlage traf. Die Isländer waren einfach übermächtig gewesen, hatten viel konzentrierter gespielt, mehr Tormöglichkeiten gehabt und diese auch genutzt. Schnaubend riss Bene sich die Schuhe von den Füßen und pfefferte diese in irgendeine Ecke. War ihm grad einfach nur scheißegal. Die anderen waren schon lange fertig, doch er hatte sich nach dem Spiel verzogen, wollte allein sein. Erst als er sich sicher sein konnte, auch in der Kabine allein zu sein, war Bene hierher gekommen. Den Schuhen folgte nun sein verschwitztes Trikot, ehe er wieder aufstand um Handtuch und Duschgel aus seiner Tasche hervor zu kramen. Mit einer Hand hielt er sich am Spind fest und entledigte sich dem Rest seiner Sachen, ehe er den Weg zur Dusche einschlug. Gerade als Bene das Wasser anstellen wollte, nahm er eine Bewegung hinter sich wahr und drehte sich überrascht um. In der hintersten Ecke des Duschraums saß Mats auf dem Boden, hatte die Arme um die Knie geschlungen und schaute nun zu ihm auf. Sein Freund sah genauso scheiße aus wie Bene sich fühlte und ein bisschen von seiner Wut verrauchte als er den traurigen Blick sah. Mats war ihr Kapitän gewesen und Bene kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er sich selbst für ihre Niederlage verantwortlich machte. Seufzend näherte er sich Mats, ging vor diesem in die Knie und legte ihm die Hände auf die Schultern. Kurz sah dieser ihn an, lehnte sich dann nach vorne und vergrub sein Gesicht an Benes Hals, schlang die Arme um seinen Rücken. Dieser erwiderte die Umarmung und sie klammerten sich aneinander wie zwei Ertrinkende. Keiner wollte den anderen loslassen und so blieben sie einfach sitzen, spendeten sich gegenseitig Trost. Schließlich löste sich Bene jedoch von Mats und zog diesen mit sich auf die Beine als er aufstand. Sanft schob er seinen Freund unter eine der Duschen und stellte das Wasser an. Warm prasselte es auf sie hinab und Bene schloss seufzend die Augen. Seite an Seite standen sie unter dem Wasserstrahl und keiner der beiden machte Anstalten Abstand zwischen sie zu bringen, da sowohl Mats als auch Bene diese Nähe einfach brauchten. Er griff nach dem Duschgel und drückte ein wenig davon in seine Hand, begann Mats' Rücken einzuseifen. Dieser seufzte leise auf, tat aber sonst nichts und Bene erwartete das auch nicht. Auch wenn er eigentlich allein hatte trauern wollen, war er froh, dass Mats noch dagewesen war. Schnell seifte er auch sich selbst ein und zog seinen Freund dann wieder in die Arme, näher unter den Wasserstrahl, um sie beide abzuspülen. Mats machte einen Schritt zurück und lehnte sich gegen die Wand, zog Bene mit sich. Dicht standen sie voreinander und sahen sich in die Augen. Bene konnte den Atem des anderen auf seiner Wange spüren, schaffte es nicht sich Mats' intensivem Blick zu entziehen. Sie umarmten sich oft und spendeten einander Trost, doch irgendetwas war dieses Mal anders. Bene konnte nicht genau sagen was es war und genauso wenig, was ihn dazu bewog sich noch näher zu Mats zu beugen. Als er plötzlich weiche Lippen auf seinen spürte, schlossen sich seine Augen wie von selbst und jegliches Denken setzte aus. Alles was er tun konnte war fühlen. Die fremden Lippen auf seinen, Mats' Haare die in leicht an den Wangen kitzelten, Hände die ihre Kreise auf seinem Rücken zogen und sich dabei so unglaublich gut anfühlten, Trost spendeten. Kurz kam Bene dann doch der Gedanken dass das, was sie hier taten falsch war – doch wie konnte sich etwas Falsches so verdammt richtig anfühlen? Zaghaft erwiderte er den Kuss, presste sich näher an den warmen Körper vor sich. Ihm war hundertprozentig bewusst, dass dies Mats war, sein guter Freund, ein Kerl und dennoch störte es ihn irgendwie nicht. Es fühlte sich irgendwie natürlich an ihn zu küssen, als würden sie das ständig tun und nicht zum allerersten Mal. Er legte seine Hände auf Mats' Wangen, streichelte darüber, fühlte dessen kratzige Bartstoppeln an seinen Handflächen und er musste leicht in den Kuss lächeln. So anders und doch schön. All diese Gedanken kamen nur in Bruchstücken und waren schnell wieder verflogen, machten anderen, neuen Platz. Atemlos lösten sie sich voneinander, suchten wieder den Blickkontakt und hielten diesen. Der Kuss war ihnen nicht peinlich und die Situation war auch nicht komisch. Bene sah den fragenden Blick in Mats' Augen, nickte nur leicht und dieses Mal war er es, der die Lücke zwischen ihnen überwand und seine Lippen abermals auf die seines Freundes legte. Dieser nächste Kuss war nicht mehr so vorsichtig und sanft wie ihr erster, denn beide schienen zu testen wie weit sie gehen konnten und keiner wollte dem anderen die Oberhand lassen. Bene zitterte leicht als er Mats' Zunge an seiner Unterlippe spürte, wie sie langsam darüber glitt und ein leichtes Kribbeln hinterließ. Experimentell öffnete er seine Lippen einen Spalt und kam der fremden Zunge mit seiner entgegen, stupste diese vorsichtig an. Ein Schauer lief über seinen Rücken und er wünschte sich, dass sie niemals damit aufhören würden. Zärtlich neckten ihre Zungen einander, liebkosten sich sanft und noch etwas zurückhaltend. Bene hätte nicht sagen können, wie lange sie schon dort standen, hatte jegliches Zeitgefühl verloren und auch an das Spiel verschwendete er keinen einzigen Gedanken mehr. Alles was er sah und fühlte war Mats. Anfangs hatten sie Trost beieinander gesucht, doch dies war mehr, etwas völlig anderes und nicht rational zu erklären. Bene fühlte sich warm und geborgen in Mats' Armen, genoss seine Nähe und stellte sich einfach nicht die Frage warum sie taten was sie taten. Irgendwann würden sie schon darüber sprechen, doch dieser Zeitpunkt war einfach noch nicht gekommen. Mit einem tiefen Seufzer lehnte er seinen Kopf an Mats' Schulter, der ihm leicht mit den Fingern durch die nassen Haare fuhr und mit der anderen Hand zärtlich über seinen Rücken streichelte. Nein, er würde diesen Augenblick nicht durch dumme Fragerei zerstören, dafür fühlte Bene sich viel zu gut und zufrieden. Die Welt war völlig in den Hintergrund gerückt, schien völlig still zu stehen, denn hier und jetzt gab es nur sie, Bene und Mats – zwei Freunde, oder irgendwas anderes, von dem sie selbst noch nichts wussten – niemanden sonst. Kapitel 3: Kein Mann großer Worte - Bastian Schweinsteiger/Lukas Podolski ------------------------------------------------------------------------- Für Linny #102. Act your age Bastian Schweinsteiger/Lukas Podolski Ihr erster gemeinsamer Abend in Südafrika. Die komplette Mannschaft hatte beschlossen gemeinsam in eine Bar zu gehen und ein bisschen zu feiern, da sie den nächsten Tag komplett frei hatten. Er und Lukas waren natürlich sofort Feuer und Flamme für diese Idee gewesen, was natürlich niemanden überrascht hatte, da man es einfach nicht anders von ihnen kannte. Es war schon eine Weile her gewesen, dass Bastian seinen besten Freund gesehen hatte. Seit dieser wieder zurück nach Köln gegangen war, sahen sie sich nur sehr selten und so waren Augenblicke wie dieser, die sie gemeinsam bei der Nationalmannschaft verbrachten etwas Kostbares für ihn. Nebeneinander saßen sie an der Bar und Lukas hatte bereits Bier für sie bestellt. Grinsend prosteten sie sich zu und tranken. Es dauerte nie lange bis sie wieder mit den üblichen Blödeleien anfingen und ihre Kollegen zu Opfern für ihre Späße machten. Die meisten waren daran gewöhnt und nahmen es mit Humor, nur Philipp regte sich immer wieder darüber auf, besonders wenn man Witze auf Kosten seiner Größe machte. „Meine Güte, könnt ihr euch nicht mal eurem Alter entsprechend benehmen?“ Bastian hatte nur mit den Schultern gezuckt und kurz darauf war Philipp schnaubend mit Holger und Thomas an einen Tisch im hinteren Teil der Bar verschwunden. Lukas hatte nur gegrinst und den Kopf geschüttelt. Nein, wahrscheinlich würden sie das niemals tun, zumindest nicht wenn sie zusammen waren. Das Leben war doch sowieso schon ernst genug und Bastian fühlte sich einfach gut, wenn er sich manchmal kindisch benehmen konnte. Der Alkohol floss in Strömen und irgendwann kam Lukas auf die glorreiche Idee, zu tanzen. Unter normalen Umständen hätte Bastian abgelehnt, doch auch seine Hemmschwelle war mittlerweile wohl niedrig genug um sich komplett zum Affen zu machen. Lukas nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her auf die Tanzfläche, mitten hinein in die Menschenmenge. Ausgelassen fingen die beiden gemeinsam an zu tanzen und sangen dabei lauthals mit, womit sie sich einige seltsame Blicke einfingen. Ihre Kollegen grinsten nur, denn schließlich waren sie dieses Verhalten mehr als gewohnt. Manche Dinge änderten sich eben nie. Lukas hatte sich gerade umgedreht und wackelte nun mit seinem Hintern durch die Gegend; er stieß dabei immer wieder an Bastian, der seine Bewegungen kurzerhand imitierte. „Sex Bomb, Sex Bomb, you're my Sex Bomb!“ Lallend sang Lukas und Bastian konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, hielt aber dann lieber die Klappe, da Philipp, der unweit von ihnen ebenfalls tanzte, ihm einen strafenden Blick zugeworfen hatte. Irgendwann war das Lied dann zu Ende und sie standen unschlüssig auf der Tanzfläche. Lukas beugte sich rüber und legte einen Arm um seine Schulter, zeigte auf eine Tür am anderen Ende des Raums. Bastian nickte nur kurz und folgte ihm dann. Ein bisschen frische Luft würde ihnen vielleicht gut tun und helfen, dass sie wieder etwas runterkamen, denn er hatte echt keine Lust auf Stress mit ihrem Kapitän. Eigentlich sollte er als ja Vize auch ein Vorbild sein, aber da schiss er heute Abend so was von drauf. Ein Schwall kalter Luft kam ihnen entgegen und ließ Bastian nach der warmen, stickigen Luft in der Bar leicht frösteln. Arm in Arm schlenderten sie die Gasse, welche sich vor ihnen aufgetan hatte ein Stück entlang und blieben schließlich an die Wand gelehnt stehen. Es war still hier draußen und Bastian konnte Lukas neben sich atmen hören. Träge drehte er den Kopf zur Seite und schaute seinen besten Freund grinsend an, sah jedoch kaum etwas von dessen Gesicht, da es ziemlich dunkel war. Auf einmal spürte er feuchte, heiße Lippen an seinen. Natürlich Lukas' Lippen. Es fühlte sich ungewohnt an und doch irgendwie gut, seltsam vertraut, als würden sie das hier öfter tun. Ein eigenartiges Kribbeln breitete sich in Bastian aus, als hätte ihm vorhin jemand Brausepulver ins Bier gekippt. Sacht bewegten sich die fremden Lippen und nach der ersten Schrecksekunde erwiderte Bastian den Kuss. Kurz darauf war es schon wieder vorbei und Lukas lehnte sich schwer gegen ihn, veranlasste Bastian dazu einen Arm um ihn zu schlingen. Heißer Atem an seinem Hals jagte ihm einen Schauer über den Rücken. „Basti...“ Lukas' Stimme klang auf einmal fest – ganz normal – und es war wohl Zeit, gewissen Tatsachen ins Auge zu blicken. Zum Beispiel der, dass sie nicht betrunken genug waren, um keinen Einfluss mehr auf ihr Handeln zu haben. Dieser Kuss war ganz bewusst zustande gekommen. Lukas hatte ihn bewusst geküsst und Bastian hatte seinen Freund bewusst nicht von sich geschoben, sondern sich daran beteiligt. Weil er Lukas wollte und dieser ihn wohl auch. Aus einem Impuls heraus drückte Bastian dem anderen einen Kuss auf die Stirn, spürte, wie sich dessen Lippen an seinem Hals zu einem Grinsen verzogen, die Geste an eben jener Stelle erwiderten. Alles schien wie immer zu sein und doch war da auf einmal mehr. Reden würden sie darüber wohl nicht, zumindest nicht jetzt und er war – genau wie Lukas – eh kein Mann großer Worte. Zumindest wenn es um Gefühlsduseleien ging. Kapitel 4: Unerwartete Reaktion - Clemens Fritz/René Adler ---------------------------------------------------------- #025. Trouble Lurking Clemens Fritz/René Adler Klirrend fiel die Vase zu Boden und zerbrach in ihre Einzelteile. Schwer atmend stand Clemens daneben und starrte auf die Bruchstücke, strich sich fahrig die Haare aus dem Gesicht und seufzte. Das Geräusch hatte ihn zusammenzucken lassen und machte ihm bewusst wie sehr er eigentlich ausgetickt war. Bücher und CDs lagen über den Boden verteilt, daneben ein umgeworfenes Regal und Sofakissenhaufen die irgendwo lagen, nur nicht da wo sie sein sollten. Zum Glück war außer der Vase nichts zu Bruch gegangen, was schon irgendwie ein kleines Wunder war, so stinkwütend wie Clemens momentan war. Er verhielt sich vollkommen lächerlich, was er auch wusste, aber irgendwie hatte es raus gemusst und das war die Schnelle die einzige Möglichkeit gewesen. Wahrscheinlich hatte einfach alles zulange in sich hinein gefressen, denn er hatte ja auch niemanden mit dem er über seine Probleme sprechen konnte. Zumindest nicht diese. Erschöpft lehnte Clemens sich gegen die Wand hinter sich und rutschte langsam daran hinab, bis er auf dem Boden saß, schlang die Arme um seine Knie und legte den Kopf darauf ab. Verdammte Scheiße. Clemens wusste nicht wie lange er dort so gesessen hatte, als es plötzlich an der Tür klingelte. Eigentlich wollte er nicht aufmachen, aber vielleicht war es wichtig und er hatte nicht mal ne Ahnung wer das überhaupt sein könnte. Schwerfällig rappelte er sich also hoch und schlurfte zur Tür, betätigte den Summer und hörte wie sich unten die Tür öffnete. Er starrte auf die Treppe, wartete darauf, dass sein Besuch sie hinauf kam. Wahrscheinlich sah er total scheiße aus, aber das interessierte Clemens grad so gar nicht. Die Wut war zwar etwas verraucht, seine Laune war jedoch immer noch auf einem extremen Tiefpunkt. Die Schritte kamen näher und als René in sein Blickfeld trat hätte Clemens sich am liebsten umgedreht und die Tür wieder hinter sich zugeworfen. Er konnte sich niemanden vorstellen, den er jetzt weniger sehen wollte als den Torhüter aus Leverkusen, denn immerhin war dieser der Grund für seinen Ausraster. René selbst konnte da verdammt wenig für, auch wenn er an Clemens' verfluchtem Gefühlschaos schuld war. „Was machst du hier?“ Clemens hatte den Satz wütend gezischt und er hasste sich dafür, dass er sich so wenig unter Kontrolle hatte. René sah ihn perplex an und blieb ein paar Schritte entfernt stehen. „Per hat mich angerufen.“ Als würde das irgendwas erklären. Warum zur Hölle sollte Per René anrufen um diesem zu sagen, dass er zu Clemens fahren sollte? Irgendwas passte da ganz und gar nicht, auch wenn Clemens nicht die geringste Ahnung hatte, was es war. Schnaubend trat er schließlich einen Schritt zur Seite und ließ den verdutzten Torwart in seine Wohnung. Nachdem dieser eingetreten war flog die Tür laut ins Schloss und Clemens lehnte sich dagegen. Das Ganze im Flur zu besprechen wäre eine denkbar schlechte Idee gewesen, denn seine Nachbarn hatten scheinbar überall Augen und Ohren. Da sie nun jedoch vor äußeren Einflüssen geschützt in seiner Wohnung waren, stand dem nichts mehr im Wege. „Und weshalb hat er das getan?“ Seine Stimme klang nun ein bisschen ruhiger, obwohl Clemens innerlich immer noch genauso aufgewühlt war. Die Wut war zwar etwas verschwunden, aber René machte ihn einfach verdammt nervös. Und man fuhr nicht einfach mal eben so hunderte von Kilometern, nur weil jemand einem das am Telefon sagte. René hatte derweil seine Schuhe ausgezogen und zuckte mit den Schultern. „Er meinte es geht dir nicht gut und dass ich mit dir reden soll. Genaueres wollte er nicht sagen. Okay, er hat nicht gesagt, dass ich herfahren soll, sondern dich anrufen, zufrieden? Ich hab Morgen trainingsfrei, da dachte ich es wäre nicht so verkehrt dich einfach mal zu besuchen.“ Na das hatte Per ja fein gemacht. Natürlich freute er sich, wenn er René mal sah, doch gerade heute war der Zeitpunkt mehr als schlecht. Nach dem Streit mit Per und seinem Ausraster konnte er hier einfach niemanden gebrauchen, auch wenn dieser jemand René hieß. Trotzdem konnte er den Leverkusener nicht einfach wieder raus werden, denn immerhin hatte dieser für ihn den weiten Weg auf sich genommen. Ohne ein Wort ging er weiter ins Wohnzimmer und begann – noch immer schweigend – das Chaos zu beseitigen. René war ihm gefolgt und Clemens hatte das Gefühl, seine Blicke würden ihm Löcher in den Rücken brennen. Nachdem er soweit fertig war schmiss er sich seufzend aufs Sofa und es dauerte nicht lang bis René neben ihm saß. „Was ist passiert?“ Eigentlich eine sehr simple Frage, jedoch war die Antwort darauf alles andere als einfach. Er hatte sich mit Per gestritten. Okay, das konnte er erzählen, wobei René es wahrscheinlich sowieso schon wusste. Nur was hatte Per ihm noch erzählt? Eigentlich hätte er nicht gedacht, dass sein bester Freund ihn so hintergehen würde und jetzt wo er darüber nachdachte, verrauchte die Wut gänzlich und machte einer Mischung aus Schock und Enttäuschung Platz. „Wie viel hat er dir erzählt?“ Innerlich verfluchte Clemens sich dafür, dass seine Stimme nun so ängstlich und gekränkt klang. Als René einen Arm um seine Schulter legte, zuckte er ohne es zu wollen kurz zusammen, doch sein Freund schien sich davon nicht abschrecken zu lassen. Seufzend lehnte er sich schließlich etwas gegen René und dieser streichelte sanft seine Schulter. Clemens wusste genau, dass er dies nicht tun sollte, aber es fühlte sich einfach so verdammt gut an René so nah zu sein. „Nicht viel, nur, dass es dir in letzter Zeit wohl ziemlich schlecht geht. Und dass er sich Sorgen um dich macht, er klang richtig verzweifelt. Na ja, er hat auch gesagt, dass ihr euch gestritten habt und er einfach nicht an dich ran kommt. Was genau los ist hat er mir nicht gesagt, aber ich hoffe du wirst das nun tun... Du kannst mir vertrauen Clemens, das weißt du doch hoffentlich?“ Natürlich wusste er das und es tat ihm auch irgendwie weh, wie sehr es René zu enttäuschen schien, dass er von Per angerufen wurde um Dinge über ihn zu erfahren. Clemens hatte es einfach nicht fertiggebracht sich in den letzten Wochen bei René zu melden, weil er dachte es würde wieder alles in Ordnung kommen, wenn er sich nur lange genug vom Leverkusener Torwart fernhielt. Doch nun wo er ihn neben sich hatte, wurde ihm bewusst, dass dieser Plan niemals aufgehen würde. Gab also nur zwei Möglichkeiten: Erstens, er würde sich René anvertrauen und hoffen, dass dieser trotzdem weiterhin mit ihm befreundet sein wollte, oder Zweitens: René sagen, dass er nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Als wenn er das könnte! Beides eigentlich. Nur kam Möglichkeit zwei noch weniger in Betracht als Möglichkeit eins. Die Chance René zu verlieren stand quasi fünfzig-fünfzig wenn er sich dafür entschied ihm die Wahrheit zu sagen. „Natürlich weiß ich das, René. Aber manchmal gibt es eben Dinge über die kann man nicht einfach so sprechen...“ Nervös fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare und rutschte ein bisschen auf dem Sofa hin und her. René ließ ihn dennoch nicht los, schien ihn eher noch näher zu sich zu ziehen. Diese Nähe machte ihn verrückt und ließ kaum einen klaren Gedanken zu! Wie von der Tarantel gestochen sprang Clemens plötzlich wieder auf und fing an im Zimmer auf und ab zu laufen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und aus seinen Augen sprach die pure Verzweiflung. „Scheiße René, ich kann das nicht!“ Mit zwei Schritten stand der andere vor ihm und Hände legten sich schwer auf Clemens Schultern, packten diese und schüttelten ihn leicht. Mit großen Augen starrte er in Renés Gesicht und sah darin eine Mischung aus Ungeduld und aufkeimender Wut. „Was Clemens? Was kannst du nicht? Nun rede verdammt nochmal endlich mit mir! Ist ja nicht auszuhalten!“ In diesem Moment setzte Clemens Gehirn völlig aus. Grob packte er René im Nacken und küsste ihn, drückte seine Lippen fest auf die des anderen und zog sich nach einem Augenblick wieder zurück. Die Hände in seinen Schultern hatten sich verkrampft und Clemens wagte es nicht den anderen anzusehen. Plötzlich wurde er nach hinten und gegen die Wand gedrückt. Eine von Renés Händen hatte von ihm abgelassen und Clemens rechnete mit einem Schlag ins Gesicht. Fest kniff er die Augen zusammen, doch alles was er fühlte waren Renés Finger an seinem Kinn, die sein Gesicht sanft so drehten, dass er den anderen ansehen musste. „Sieh mich an, Clemens. Mach die Augen auf.“ Ganz langsam tat er wie ihm geheißen und schaute René verängstigt an. In dessen Augen konnte er jedoch nicht das Geringste lesen. Einen Moment starrten sie sich einfach an, dann spürte er plötzlich den Körper des anderen an seinem, der ihn gegen die Wand presste und Renés Lippen auf seinen. Erschrocken keuchte er auf, was der andere dazu nutzte seine Zunge vorwitzig in Clemens' Mundhöhle vordringen zu lassen, seine eigene leicht anzustupsen. Irgendwie kam ihm das Ganze völlig surreal vor, denn René – René! – küsste ihn, als würde es kein Morgen geben. Bewusst zwang er seine Gedanken ins hier und jetzt, erwiderte endlich den Kuss. Immerhin war es das wovon er schon eine ganze Weile geträumt hatte. Der Grund weshalb er sich mit Per gestritten hatte, weshalb es ihm in den letzten Wochen verdammt scheiße gegangen war und er vergeudetet seine Zeit damit nachzudenken. Sanft strich er mit seiner Zunge an Renés entlang und das leise Stöhnen des anderen war wie Musik in seinen Ohren. Zwar wusste er immer noch nicht genau woran er nun war, aber für den Moment war das total egal. Wie von selbst schlangen sich Clemens' Arme um Renés Hals und zogen diesen noch näher an sich, insofern das überhaupt noch möglich war. Der andere hatte ihn mittlerweile losgelassen und seine Hände strichen fahrig über Clemens' Seiten, suchten ihren Weg unter sein Shirt. Eine Gänsehaut bildete sich auf dessen Rücken und er wünschte René würde niemals wieder aufhören ihn so zu berühren, ihn auf ewig weiter küssen, damit er glücklich sterben konnte. Sein Wunsch wurde jedoch nicht erhört, denn kurz darauf unterbrach dieser den Kuss schwer atmend. Wieder sahen sie sich nur an und Clemens hatte das Gefühl in Renés blauen Augen zu ertrinken. Vieles schwirrte ihm im Kopf herum, doch er brachte es nicht fertig auch nur ein einziges Wort zu sagen. Ein Lächeln umspielte die Mundwinkel des anderen und Clemens' Blick blieb wie von selbst an den geröteten Lippen hängen, welche ihn bis vor kurzem noch leidenschaftlich geküsst hatten. „René...“ Heiser flüsterte Clemens den Namen des anderen, konnte seinen Blick immer noch nicht abwenden und wollte dies eigentlich auch gar nicht. Wie schaffte es dieser Typ nur dieses Chaos in ihm auszulösen und ihn dazu zu bringen, dass er sich aufführte wie ein pubertäres Mädchen? „War das jetzt so schlimm?“ René schien weniger Probleme mit dem Sprechen zu haben und Clemens schüttelte vehement den Kopf als Antwort auf dessen Frage. Grinsend drückte René ihm einen sanften, aber kurzen Kuss auf die Lippen, der Clemens noch viel mehr verwirrte. „René, was...?“ Amüsiert wurde er betrachtet und Clemens verfluchte sich wieder einmal für seine absolute Unfähigkeit auch nur einen kompletten Satz zustande zu bringen. Wenn er ehrlich war, wusste er nicht einmal genau was er eigentlich fragen wollte. „Was war das? Ein Kuss. Was ist das mit uns? Gegenfrage: Was möchtest du, dass es ist?“ Mit großen Augen starrte er den Torwart an, der so locker vor ihm stand wie sonst auch. Als wäre das hier eine ganz normale Alltagssituation und sie hätten sich gerade nicht aus heiterem Himmel geküsst. Clemens' Nerven lagen blank, aber er versuchte sich zusammenzureißen und endlich normal mit René zu sprechen. „War mir schon klar, dass es ein Kuss war. Immerhin hab ich damit angefangen.“ Nun musste er ebenfalls grinsen, die Situation war einfach zu absurd. René lachte leise und streichelte ihm über die Wange. Clemens lehnte sich in die Berührung, konnte einfach nicht anders. „Hast auch lange genug dafür gebraucht. Ich bin weder blind noch blöd, Clemens. Vielleicht denkst du das manchmal, aber es ist definitiv nicht so.“ Ein Rotschimmer legte sich auf Clemens' Wangen, als er realisierte, was genau René ihm da zu verstehen gab. Er hatte es gewusst, oder zumindest geahnt. „War ich so offensichtlich? Und...“ Wieder legte sich ein Finger auf seine Lippen, wurde kurz darauf von einem Paar Lippen ersetzt und brachte Clemens effektiv zum Schweigen. „Ein kleines bisschen vielleicht, aber vergiss nicht, dass ich dich ziemlich gut kenne. Und ich hab nichts gesagt, weil ich mir zuerst mal selbst drüber klarwerden musste, wie ich dazu stehe. Das wolltest du doch wissen?“ Clemens nickte nur und wurde sich bewusst wie recht René mit seiner Aussage hatte. Sie kannten sich schon so lange und der andere konnte scheinbar in ihm lesen, wie in einem offenen Buch. Ob das so gut war, darüber ließe sich streiten, aber im Moment konnte er sich nicht wirklich darüber beschweren. „Und... wie stehst du dazu?“ Grinsend schüttelte René den Kopf und schaute ihn ein bisschen empört an. Sanft nahm er Clemens in die Arme und zog ihn mit sich zum Sofa, wo er sich einfach fallen ließ. Clemens landete halb auf und halb neben ihm, wurde aber festgehalten, weshalb er in dieser Position verweilen musste. Eng schmiegte er sich an René und es fühlte sich so verdammt gut an. „Muss ich dir die Frage wirklich beantworten? Am Anfang war es irgendwie komisch, doch je mehr ich mich an den Gedanken gewöhnt hatte, desto weniger hat es mich gestört. Irgendwann hab ich dann angefangen mir vorzustellen, wie es wohl wäre tatsächlich eine Beziehung mit dir zu führen... und musste feststellen, dass mir die Vorstellung gefallen hat.“ Leicht zuckte er mit den Schultern und kraulte Clemens im Nacken. Der konnte kaum fassen, was René ihm soeben gesagt hatte. Mit jeder möglichen Reaktion hatte er gerechnet – Ekel, Abscheu, Verstehen oder Akzeptanz, im Glücksfall – aber nicht damit, dass René sich so viele Gedanken darum gemacht hatte und sich tatsächlich vorstellen konnte mit ihm zusammen zu sein. „Heißt das...?“ „...dass wir jetzt ein Paar sind? Wenn du das möchtest, ja. Ich denke ich habe meinen Standpunkt in der Sache klar zum Ausdruck gebracht.“ Jetzt klang René doch ein wenig unsicher und Clemens nahm seine Hand, verflocht ihre Finger ineinander, lächelte ihn glücklich an. „Natürlich möchte ich! Wäre ich ja schön blöd wenn nicht...“ Lachend hob René ihre Hände und drückte einen Kuss auf Clemens Handrücken, was ein Kribbeln in diesem auslöste. „Na ja, ich wusste ja nicht, ob du eine Beziehung mit mir möchtest, oder mich nur ins Bett kriegen wolltest...“ Natürlich entging Clemens der neckende Unterton nicht und er konnte sich nicht dagegen wehren, dass ihm die Röte ins Gesicht stieg. Am liebsten hätte er sein Gesicht an Renés Halsbeuge versteckt, doch er war schließlich ein Mann und kein Mädchen! „Das eine schließt doch das andere nicht aus...“ Er hatte den Satz mehr genuschelt als gesprochen, doch René hatte ihn scheinbar ganz genau verstanden, da dieser nun anfing zu lachen. Natürlich fand es Clemens nicht wirklich witzig, dass über ihn gelacht wurde, doch er konnte es René in dieser Situation einfach nicht übel nehmen. „Da hast du natürlich völlig Recht.“ Ehe er es sich versah, hatte René Clemens auf seine Arme gehoben und dieser schlang perplex die Arme um den Hals seines – ja, seines Freundes. Festen Freundes. Ein Grinsen schlich sich auf Clemens' Gesicht, als ihm der Gedanke kam. René hatte sich mittlerweile in Richtung Schlafzimmer in Bewegung gesetzt und Clemens konnte sich ziemlich genau vorstellen, was der Grund dafür war. Sein letzter Gedanke, bevor die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel galt Per. Er sollte später dringend anrufen und sich bei seinem besten Freund entschuldigen. Und vielleicht, ganz vielleicht sollte er sich auch bedanken. Kapitel 5: Go on without me - Marko Marin/Mesut Özil ---------------------------------------------------- Aus gegebenem Anlass ein bisschen Trauerbewältigung. Die Lyrics sind aus dem Song 'Execute me' von Medina. #066. Suicide Marko Marin/Mesut Özil It feels like you killed me Schwarz auf Weiß steht es da in der Zeitung. So endgültig. Özil geht von Werder zu Real. Eigentlich sollte ich mich für dich freuen, denn ich weiß ja ganz genau, dass es das ist was du immer wolltest. Im Ausland spielen, bei einem großen Club wie Madrid und nun hat sich dein Traum wirklich erfüllt. Mir wurde der Boden unter den Füßen weggezogen und es fühlt sich an wie ein innerer Tod. Du hast es nicht einmal für nötig befunden mir selbst davon zu erzählen, hab es erst mitbekommen als du nicht beim Training warst und Schaaf ein paar Worte zu dem Thema gesagt hat. Ich bin kreidebleich geworden und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen, doch diese habe ich erst nach dem Training vergossen und mit ihnen hat mich jeglicher Lebenswille verlassen. I don't need you to tell me That it's over now Du hast schließlich doch noch angerufen, doch ich bin nicht ans Telefon gegangen und hab dich immer wieder weggedrückt, will die Worte nicht hören. Ich weiß, dass es nun vorbei ist zwischen uns, brauche die Bestätigung dafür nicht von dir. Mir war von Anfang an klar, dass es irgendwann so kommen würde wenn du wechseln solltest, aber ich hab den Gedanken immer von mir geschoben und gehofft, dass es nie dazu kommen würde. Natürlich war das mehr als naiv, aber ich wollte einfach nicht darüber nachdenken und war irgendwann auch viel zu beschäftigt damit unsere gemeinsame Zeit zu genießen. Ich will dich nicht loslassen, doch ich muss es tun, und wenn ich selbst dabei draufgehe. Yes I feel the pain I know it might suprise you That I feel this way Can you see it in my eyes too Wahrscheinlich würde es dich überraschen wenn du wüsstest wie sehr ich an dir und dem, was wir hatten, hänge. Unsere Beziehung war immer unkompliziert und locker, haben einfach Tag für Tag alles auf uns zukommen lassen und uns einfach geliebt. Zumindest habe ich dich geliebt – tue es noch immer – auch wenn ich es dir nie gesagt habe, genauso wenig wie du mir deine Liebe in Worten ausgedrückt hast. Wir haben nie große Worte gebraucht, wussten auch so was der andere denkt, oder zumindest dachte ich das. Könntest du in meinen Augen sehen, wie es mir nun geht? Würde es dir überhaupt auffallen? Fragen, die wohl immer ungelöst bleiben, denn du bist bereits in Madrid und ich werde dich so schnell nicht wiedersehen. Ich war schon immer ein guter Schauspieler, nach außen hin der quirlige, freche Zwerg der jeden zum Lachen bringt, doch eigentlich sieht es ganz anders in mir aus. Nur du hast das erkannt, warst mein einziger Vertrauter und nun steh ich wieder ganz allein da. Zwar habe ich auch dir nicht alles gezeigt, doch es war nah dran. I'm six feet under I dream of sunny skies But rain and thunder Keep messing with my mind Immer wieder suchen mich die schönen Erinnerungen heim, die wir miteinander geteilt haben und obwohl ich mich gerne daran erinnere, tut es einfach nur verdammt weh. Die gemeinsame Zeit bei Werder und auch bei der Nationalmannschaft war einfach atemberaubend. Es gab kaum Tage, an denen wir uns nicht gesehen haben und es ist schmerzvoll zu wissen, dass du nun unerreichbar fern bist. Ich in Bremen und du weit weg in Spanien. Selbst wenn wir zusammenbleiben würden, wäre unsere Beziehung zum scheitern verurteilt, weil wir uns so gut wie nie sehen könnten. Jeder würde mir sagen, dass ich dem Ganzen doch trotzdem eine Chance geben soll, doch ich kann einfach nicht. Ich brauch dich in meiner Nähe, kann einfach nicht ohne dich und es würde mich langsam aber sicher umbringen. Dann lieber ein radikaler Schlussstrich, ein innerer Suizid, ein endgültiges Ende ohne lange Schmerzen und Leid. Ein Abschied. Yes I feel the pain Cause I can't survive you And it's so insane How my heart has memorised you Der Schmerz sitzt so tief und ich werde mich wohl nie davon erholen, schaffe es nicht ohne dich weiterzuleben. Es ist so einfach zu sagen 'Das Leben geht weiter', aber für mich tut es das nicht und ich will auch gar nicht wissen, wie ein Leben ohne dich auf lange Sicht aussieht. Wahrscheinlich ist es bescheuert so etwas zu sagen, aber die Erinnerung an dich wird bis in alle Ewigkeit in mein Herz gebrannt sein und ich will sie auch für immer dort behalten und an ihr festhalten. Allein die Vorstellung, dass du jemals mit jemand anderem so zusammen sein wirst, wie wir es waren, löst Übelkeit in mir aus. Das will ich niemals erleben müssen, was noch ein Grund dafür ist, warum ich einfach nicht mehr weiterleben will. Warum musste es nur so enden? Let me be Let my senses bleed There's nothing left in me Noch immer versuchst du ständig anzurufen und ich verstehe nicht, warum du nicht endlich aufgibst und mich in Ruhe lässt. Mach es mir doch nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist! Ich würde so gern deine Stimme hören, nur ein letztes Mal und mich von dir verabschieden, doch ich bringe es einfach nicht fertig. In meiner Verzweiflung schalte ich schließlich mein Handy aus und besiegle das Ende damit unwiderruflich. Kein wir mehr, nur noch du und ich. In mir ist nur noch diese große Leere, alle Gefühle und Empfindungen abgetötet und es ist Zeit zu gehen, aufzugeben. Ich fühle nichts als ich die Klinge über meinen Arm ziehe, betrachte fasziniert wie ein rotes Rinnsal aus Blut aus der Wunde quillt. Mit jedem neuen Tropfen, der an meinem Arm hinab läuft, weicht auch das Leben aus mir und ich schließe müde die Augen. Meine letzten Gedanken gelten dir, ich sehe dein lachendes Gesicht vor mir und gaukle mir vor, dass du auch da sein wirst, wo ich nun hingehe, auch wenn ich weiß, dass es eine Lüge ist. So go on Leb ohne mich weiter und werde glücklich. Du wirst sie nie hören, diese besonderen Worte und doch will ich sie wenigstens ein einziges Mal aussprechen. „Ich liebe dich Mesut...“ Kapitel 6: Drei Wünsche - Mats Hummels/Benedikt Höwedes ------------------------------------------------------- #062. Djinn Mats Hummels/Benedikt Höwedes Manchmal ertappte sich Mats dabei, wie er unbewusst an der kleinen, orientalischen Lampe rieb, die er mal aus dem Urlaub mitgebracht hatte. Meistens tat er das, wenn er in seinem Lieblingssessel saß und dort über alles Mögliche und Unmögliche sinnierte. Wenn er dann bemerkte, dass er schon wieder die Lampe in den Händen hielt, stellte er sich vor, wie es wäre, wenn darin ein Djinn leben würde, der ihm drei Wünsche erfüllen könnte. Was sollte man sich wünschen, wenn man solch eine Chance bekam? Weltfrieden? Keine Hungersnöte mehr? Das alle Menschen freundlich miteinander umgingen? Wie viele würden sich tatsächlich solche Dinge wünschen und nicht zuerst an sich selbst denken? Auch wenn er sich dabei ein kleines bisschen schlecht fühlte, wusste Mats, dass er wohl zu den selbstsüchtigen Menschen gehörte, die ihre Wünsche für Dinge nutzen würden die hauptsächlich sie selbst betrafen. Immer und immer wieder dachte er über die Frage nach, was er sich wünschen würde und dabei gingen ihm eine Menge Sachen durch den Kopf. Der beste Fußballer der Welt werden? Nein, eigentlich wollte er das nicht werden. Natürlich wäre es toll ganz oben mit zu spielen und er wollte sich im Laufe seiner Karriere auf jeden Fall noch verbessern, aber eigentlich war er momentan beim BVB ganz zufrieden. Nicht zuletzt, weil es von Dortmund nicht so weit bis nach Gelsenkirchen war. Viel Geld musste er sich auch nicht wünschen, denn als Fußballer verdiente man schließlich ganz ordentlich und er konnte sich auch alles leisten, was er haben wollte, da seine Ansprüche sowieso nicht so abgehoben waren. Zehn Ferienvillen überall auf der Welt verteilt – so etwas brauchte Mats nicht. Vielleicht eine Zweitwohnung in – Gott bewahre – Gelsenkirchen, aber die brauchte er ja eigentlich auch nicht. Hoffentlich würde niemals jemand erfahren, dass er auch nur eine Sekunde lang darüber nachgedacht hatte. Gewisse Leute würden ihn ja bis in alle Ewigkeit mit aufziehen. Die große Liebe brauchte er sich auch nicht wünschen, zumal er diese ebenfalls bereits gefunden hatte und sehr zuversichtlich war, was das 'Für Immer' anging. Es war überraschend gewesen und anfangs hatten sie beide Probleme gehabt die Gefühle füreinander einzusortieren und danach diese auch zu akzeptieren. Kam schließlich nicht jeden Tag vor, dass man sich als Hetero-Mann auf einmal in einen Kerl verliebte, der so ganz nebenbei auch noch der beste Freund war. Zuerst hatten sie versucht sich einzureden, dass sie eben nur eine ganz besonders enge Freundschaft hatten, doch Mats war damals schnell klar geworden, dass er nicht einfach mit Cathy zusammen bleiben konnte und dann so tun, als gäbe es diese Gefühle nicht, als hätte sich nichts verändert. Irgendwann hatte er ihr reinen Wein eingeschenkt und natürlich war sie verletzt gewesen, aber doch verständnisvoller als Mats es erwartet hatte. Danach hatte er Bene schließlich seine Gefühle gestanden und sich zum ersten Mal wirklich damit auseinander gesetzt, was es bedeuten würde nun schwul oder bisexuell zu sein. Wobei er sich selbst so gar nicht sah, da ihn andere Kerle nicht die Bohne interessierten, sondern nur Bene, immer nur Bene mit seinem atemberaubenden Lachen. Einfach diese ganze Art, die der andere hatte, zog Mats wie magisch an und faszinierte ihn wie nichts anderes. Bene hatte zuerst erschrocken auf sein Geständnis reagiert und ihm später gesagt, dass es in diesem Moment für ihn das erste Mal zur Realität wurde und er nicht damit umzugehen wusste. Eine Weile hatte Funkstille zwischen ihnen geherrscht und es war Mats dabei mehr als schlecht gegangen, doch eines Abend hatte Bene dann plötzlich bei ihm vor der Tür gestanden. Ungestüm hatte er Mats in die Wohnung geschoben, die Tür hinter ihnen zu getreten und ihn einfach geküsst. Die Gefühle waren in dem Moment wie eine Lawine über sie herein gebrochen und es fühlte sich so verdammt richtig an Bene im Arm zu halten und ihm auf diese Art nah zu sein. Ein Mal hatte er Bene danach gefragt, was dieser sich von einem Djinn wünschen würde, doch sein Freund hatte ihn nur verständnislos angeschaut und gesagt, dass er mit diesem ganzen 'Was wäre wenn' Kram nichts anfangen konnte. Irgendwo hatte er recht, das musste Mats schon zugeben, aber dennoch wollte ihn diese Frage einfach nicht loslassen. Wann immer er Zeit hatte, dachte er darüber nach und er war sich sicher, dass er erst damit abschließen konnte, wenn er eine Antwort auf die Frage gefunden hatte. Einen Wunsch hatte er mittlerweile gefunden, der eigentlich wirklich mehr als nahe liegend gewesen war. Gesundheit. Er wünschte sich, dass Bene und er ihren Traum vom Fußball bis zuletzt leben konnten, ohne sich ernsthaft zu verletzen und deshalb aufhören zu müssen. Eigentlich hätte er daran zuerst denken sollen, doch dass er dies nicht getan hatte, zeigte Mats, dass sich seine Prioritäten in letzter Zeit doch um einiges verschoben hatten. Der Fußball war nahm immer noch einen sehr hohen Stellenwert in seinem Leben ein, jedoch stand er nicht mehr an erster Stelle. Dort war nun Bene. Sein zweiter Wunsch kam ihm in den Sinn, als er aus Langeweile im Netz gesurft hatte und irgendwie auf der Seite der Bild gelandet war. Die Schwulencombo bei der Nationalelf. Nur sehr wenige Menschen wussten von Bene und ihm, weshalb sich Mats keine Sorgen machte, dass irgendwer sie öffentlich outen würde, aber die Anfeindungen gingen ihm doch nahe. Was würde passieren, wenn sich tatsächlich schwule Fußballer in der Öffentlichkeit zu ihrer Sexualität bekennen würden? Die Gesellschaft sprach immer wieder über Toleranz, doch eigentlich war es damit noch immer nicht weit her und Mats war sich ziemlich sicher, dass es noch sehr lange dauern würde, bis Homosexuelle offen und ohne Anfeindungen leben konnten. Deshalb würde er sich als zweites Toleranz wünschen. Akzeptanz von dem, was nicht der Norm entsprach und über das sich manche noch immer zu vehement aufregten, nicht nur was Homosexualität anging, sondern auch Rassismus und anderes. Es beruhigte Mats, dass wenigstens einer seiner Wünsche nicht vollkommen selbstsüchtig wäre, denn immerhin würde das einer Menge Menschen auf der Welt zugute kommen und nicht nur ihm selbst. Der dritte Wunsch war der schwerste für ihn, da ihm ein paar Dinge einfielen und ihm jedes davon doch irgendwie banal vor kam. Er könnte sich den Meistertitel für Dortmund wünschen, oder einen Sieg im Derby gegen Schalke, aber diese Erfolge wären einfach nur halb so schön, wenn man sie nicht selbst erarbeitet hatte. Am Ende hatte sich Mats dann doch für den selbstsüchtigsten aller Wünsche entschieden. Wieder einmal hatte er wach neben Bene im Bett gelegen und nachgedacht, diesem dabei sanft durch die Haare gestreichelt und ihn betrachtet. Manchmal konnte er sein Glück kaum fassen und noch immer spürte er dieses wahnsinnige Kribbeln im Bauch, wenn Bene nur in seiner Nähe war. Mats wünschte sich einfach jeden Morgen neben seiner großen Liebe aufwachen zu können, jeden neuen Tag mit Bene zu verbringen, bis sie irgendwann alt und grau waren. Etwas schöneres konnte er sich einfach nicht vorstellen, weshalb es irgendwie logisch wäre seinen dritten Wunsch dafür zu nutzen. Lächelnd hatte er sich an seinen Freund gekuschelt und war irgendwann selig und mit freiem Kopf wieder eingeschlafen. Manchmal dachte Mats noch an die drei Wünsche, doch die Frage füllte ihn nicht einmal mehr annähernd so sehr aus, wie sie es mal getan hatte. Da es keine Djinns in Lampen gab, musste er sich seine Wünsche selbst erfüllen, soweit das möglich war und die ewigen Gedanken an 'Was wäre wenn' halfen ihm dabei nicht. Bene hatte das von Anfang an erkannt und Mats wünschte sich manchmal auch so sorglos wie sein Freund zu sein und weniger über Gott und die Welt nachzudenken. Wenn er mit Bene zusammen war, fiel ihm das leicht, denn in dessen Armen konnte er sich einfach fallen lassen und seine Präsenz füllte jede Faser seines Körpers vollkommen aus. Wenn Bene ihn küsste, war sein Kopf frei und Mats fühlte nur noch, ließ seine Wünsche Wünsche sein, dachte nicht mehr nach. Kapitel 7: In Liebe, Mesut - Mesut Özil/Marko Marin --------------------------------------------------- #002. Love Mesut Özil/Marko Marin Geschafft drückte Marko die Haustür hinter sich ins Schloss und schaute noch eben in seinem Briefkasten nach Post, ehe er hinauf in seine Wohnung ging. Ein paar Briefe waren gekommen, doch er sah sich diese nicht näher an, wollte endlich ins Warme und sich bequemere Sachen anziehen. In den letzten Tagen war es ganz schön kalt geworden, dabei war offiziell eigentlich noch immer Sommer und trotzdem waren die Temperaturen eher wie im Spätherbst. Nicht nur äußerlich spürte er die Kälte, auch innerlich, denn er vermisste Mesut wahnsinnig. Es war komisch seinen Freund nicht mehr jeden Tag sehen zu können und dadurch, dass dieser momentan soviel Stress in Madrid hatte, waren sie nicht einmal dazu gekommen miteinander zu telefonieren. Seufzend warf er seine Trainingstasche in eine Ecke des Flurs und streifte Jacke und Schuhe ab, ehe er auf Socken ins Wohnzimmer lief, dort die Post auf dem Tisch ablegte und weiter ins Schlafzimmer ging. Aus dem Schrank kramte er eine Jogginghose und ein Shirt von Mesut, das der andere einmal bei ihm vergessen hatte und welches er ihm absichtlich nicht zurückgegeben hatte. Ein leichtes Lächeln umspielte Markos Lippen, als er die Nase in den Stoff drückte und an seine letzte Nacht mit Mesut dachte, bevor dieser frühmorgens nach Madrid geflogen war. Schien schon eine Ewigkeit her zu sein, obwohl es eigentlich nur ein paar Tage waren. In der Küche kochte er sich heißen Kakao, den brauchte er jetzt einfach, trank ihn immer, wenn es ihm nicht so gut ging. Natürlich freute er sich für Mesut, immerhin war für diesen nun ein Traum in Erfüllung gegangen und doch wünschte er sich, dass sein Freund in Bremen geblieben wäre. Aber das war eben ihr Job, Veränderungen waren da an der Tagesordnung. Die noch immer leicht kalten Finger an seiner Tasse wärmend ging er zurück ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. Vorsichtig pustete er und trank einen Schluck des heißen Getränks, ehe er die Tasse auf dem Tisch abstellte und nach dem Stapel Briefe griff. Ein paar Rechnungen und – er stockte – ein Brief aus Spanien. Geradezu aufgeregt riss er den Umschlag auf und wie erwartet, war der Brief tatsächlich von Mesut. Er fragte sich, warum dieser ihm schrieb anstatt anzurufen und trotzdem freute er sich wie wahnsinnig, etwas von seinem Freund zu hören. Gemütlich lehnte er sich nun auf der Couch zurück, legte die Beine hoch und begann zu lesen. Lieber Marko! Ich weiß du wirst dich wundern, warum ich dir auf diese Art und Weise schreibe und eigentlich sind Briefe auch nicht so mein Ding, hab noch nie gerne welche geschrieben. Aber ich hielt es irgendwie für angebracht dieses Mal, denn es gibt Dinge die kann man besser auf dem Papier ausdrücken, als sie jemandem ins Gesicht zu sagen. Vor meiner Abreise haben wir kaum miteinander sprechen können, weil einfach alles so schnell gegangen ist. Ich bin froh hier zu sein, das Training macht Spaß, auch wenn es so anders ist als in Bremen. Es ist komisch allein in einem Hotelzimmer zu sitzen, nicht einfach zu dir fahren zu können, um ein paar gemeinsame Stunden zu verbringen und am nächsten Morgen zusammen zum Training zu gehen. Es sind nur zwei Tage, aber ich vermisse das jetzt schon und ich vermisse dich noch viel mehr. Zeitweise zweifel ich daran, dass es die richtige Entscheidung war zu gehen, doch dann sage ich mir, dass es ja nicht für immer ist und du nicht aus der Welt bist, wir uns immer noch sehen können. Nicht oft, aber wir können, wenn wir es denn wollen – und ich will. Die Frage, ob ein Wechsel das Ende unserer Beziehung ist, kam für mich nie auf und wenn mich jemand fragen würde, wäre die Antwort ein klares 'Nein.' Denn ich liebe dich Marko, mehr als ich es je mit Worten beschreiben könnte. Das klingt so verdammt kitschig, wie in einem dieser Schnulzromane, die Clemens immer liest, aber es ist einfach nur die Wahrheit. Du bist das Beste, was mir je passiert ist und ich bin dankbar für jede Stunde, Minute und Sekunde die ich mit dir verbringen durfte und noch darf. Ich hoffe, dass wir uns bald endlich wieder sehen können und ich in meinem Terminkalender Zeit finde, um nach Deutschland zu kommen. Natürlich würde ich dir auch gern Madrid zeigen, ein bisschen hab ich schon von der Stadt gesehen und ich denke es würde dir hier gefallen. Sechs Jahre sind eine verdammt lange Zeit, aber ich bin zuversichtlich, dass wir das irgendwie schaffen – gemeinsam. Irgendwie ist es frustrierend, dass ich es trotz aller Bemühungen nicht so richtig schaffe dir zu sagen, was ich eigentlich sagen will. Aber ich hab durch Zufall ein Zitat gefunden, das in wenigen Worten mehr ausdrückt, als ich es wahrscheinlich in diesem ganzen Brief getan habe: "Where we love is home, home that our feet may leave, but not our hearts." Oliver Wendell Homes Ich liebe dich Marko und das wird sich nie ändern. In Liebe, Mesut Langsam ließ Marko den Brief sinken und er konnte die Tränen, die sich ihren Weg aus seinen Augen bahnten einfach nicht unterdrücken. Alle Gefühle, die sich in den letzten Tagen in ihm angestaut hatten, die Trauer, die Wut, die Ungewissheit, brachen nun aus seinem Inneren und zurück blieb nur die grenzenlose Liebe, die er für Mesut empfand. Ja, es war kitschig, doch es tat so gut das alles zu lesen, zu wissen, dass Mesut ständig an ihn dachte und ihn nicht komplett verließ. Fahrig wischte Marko sich mit einer Hand über die Augen. Er sollte lachen und nicht weinen, denn es kam schließlich nicht alle Tage vor, dass man so eine wahnsinnig tolle Liebeserklärung von seinem Freund bekam. Mesut war eigentlich gar nicht der Typ, der überhaupt über solche Dinge sprach, weshalb Marko verstehen konnte, dass dieser sich für einen Brief entschieden hatte, anstatt ihm irgendwas am Telefon zu erzählen. Er würde den Brief immer bei sich tragen und ihn lesen, wenn die Sehnsucht zu groß wurde. Gerade als Marko angefangen hatte sich auszumalen, wie er mit Mesut gemeinsam in Madrid spazieren gehen würde, klingelte sein Handy. Schnell fischte er aus aus der Hosentasche und als er den Namen auf dem Display las, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Mesut. Kapitel 8: Wet Dream - Sebastian Kehl/Mats Hummels -------------------------------------------------- Mats konnte einfach nicht anders. Jedes Mal nach dem Training sagte er sich, dass er dieses Mal nicht schauen würde und kurz darauf hatte er seinen Vorsatz über Bord geworfen und starrte ihn doch wieder an. Sebastian Kehl, seinen Mannschaftskapitän. Dass er schwul war, wusste Mats schon seit der Pubertät, doch bisher hatte er noch nie eine derartige Faszination für einen Menschen. Verstohlen sah er sich um, doch Neven und Nuri, die außer ihm und Sebastian noch in der Dusche standen, waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie irgendwas bemerken könnten. Mit geschlossenen Augen stand Sebastian da, hatte den Kopf ein bisschen nach hinten geneigt und schien das heiße Wasser zu genießen. Mats beobachtete, wie die Wassertropfen sich ihre Wege über seinen Körper suchen, dieselben die er gern mit seinen Fingern entdecken würde. Die muskulösen Arme entlang, über den flachen Bauch, bis hinunter zwischen Sebastians Beine. Dort blieb Mats' Blick immer am längsten hängen, da ihn der Anblick einfach überwältigte. Er war groß und Mats musste sich auf die Lippe beißen, damit ihm kein Stöhnen entwich, als er sich vorstellte, wie sich Sebastian in ihm anfühlen würde. Groß, hart, unbeschreiblich. Mats erschrak, als er seinen Blick wieder nach oben wandern ließ und sah, dass Sebastian ihn genauso unverhohlen musterte wie er diesen. Ein Schauer lief über seinen Rücken, als er das herausfordernde Funkeln in den Augen des anderen sah und er fühlte sich auf einmal seltsam nackt. Er blickte als erstes zur Seite und stellte dabei fest, dass sie mittlerweile allein in der Dusche waren und irgendwie machte ihm das Angst. Kurz darauf hörte er Schritte auf sich zukommen, blickte Sebastian wieder an und machte unwillkürlich einen Schritt zurück, stand nun mit dem Rücken zur Wand. Erst kurz vor ihm blieb Sebastian stehen, nur etwa eine Hand breit Platz war zwischen ihnen geblieben und Mats konnte die Körperwärme des anderen ganz deutlich spüren. Sebastians Gesicht kam seinem immer näher, sein heißer Atem streifte Mats' Ohr, als er sich ganz zu ihm beugte und hinein flüsterte. „Und, gefällt dir was du siehst, Mats?“ Scharf zog er die Luft ein, keuchte leise auf und konnte nur nicken, unfähig auch nur ein einziges Wort über die Lippen zu bringen. Sebastian grinste ihn an, streichelte mit der Hand ganz sanft über Mats' Wange, was diesen dazu veranlasste die Augen für einen Augenblick zu schließen. All dies fühlte sich so unwirklich an und doch passierte es. Leises Lachen drang an seine Ohren und bescherte ihm eine Gänsehaut. Die ganze Präsenz des anderen Mannes vor ihm, schüchterte Mats ein und er verfluchte sich selbst für diese Schwäche. „Du bist also gar nicht so lieb und unschuldig wie du andere immer denken lässt, was? Stellst dir wahrscheinlich vor, wie ich dich gegen die Fliesen hier drücke und einfach nehme, hm?“ Wieder hatte er die Worte nur in Mats' Ohr geflüstert und dieser musste schwer schlucken. Ohne dass er es hätte verhindern können, schien sämtliches Blut in seinem Körper in südliche Regionen gewandert zu sein und sammelte sich dort zwischen seinen Beinen. Ohne auch nur richtig berührt worden zu sein, war er bereits hart und alles in ihm schrie Ja, ja, nimm mich! als Antwort auf Sebastians Frage. Doch das wollte ebenfalls nicht über seine Lippen kommen, aber es schien jedoch sowieso nur eine rhetorische Frage von seinem Mannschaftskapitän gewesen zu sein. Die Hand an seiner Wange fing an tiefer zu wandern, strich über seinen Hals, sein Schlüsselbein entlang, immer tiefer und stoppte schließlich an seiner linken Brustwarze. Sanft strich Sebastian mit dem Finger um diese, nahm sie dann zwischen Daumen und Zeigefinger und drehte sie dazwischen. Die Berührung ließ Mats aufstöhnen, zumal er gerade dort verdammt empfindlich war und Gott, das waren Sebastians Hände auf seinem Körper. Wie von selbst hoben sich seine Hände ebenfalls, wollten den anderen berühren, wurden kurz darauf jedoch von Sebastian gepackt und gegen die kalten Fliesen hinter sich gedrückt. Durchdringend sah dieser ihn nun an, senkte Sekunden später seine Lippen auf Mats' und küsste ihn verlangend. Die letzten Zentimeter zwischen ihnen überwindend, presste sich Sebastian an ihn und Mats stöhnte in den Kuss, als er die heiße, pulsierende Erektion des anderen an seinem Oberschenkel fühlte. Der Drang Sebastian zu berühren wurde immer übermächtiger, doch dieser hielt ihn weiterhin fest, ließ es nicht zu. Schließlich löste er den Kuss und sah Mats wieder an, machte plötzlich zwei Schritte zurück. Beinahe ohne sein Zutun wanderte Mats' Blick wieder am Körper seines Kapitäns hinab und eine Welle der Erregung ergriff Besitz von ihm, als er Sebastians harten Schwanz anstarrte. Er war noch größer als Mats gedacht hatte. Wieder lachte sein Gegenüber leise, doch Mats schaffte es einfach nicht diesem ins Gesicht zu sehen. Langsam schloss sich Sebastians Hand um sein eigenes Glied und er begann es leicht zu massieren. Kurze, nicht allzu feste Bewegungen der langen Finger, die auch ihm nun ein kehliges Stöhnen entlockten. Wie gebannt betrachtete Mats das Schauspiel vor sich und war wie festgewachsen. Es erregte ihn über die Maßen zu sehen, wie Sebastian sich selbst streichelte, sich allein Befriedigung verschaffte. Doch kurz darauf nahm der andere seine Hand wieder weg. „Komm her.“ Ohne zu zögern folgte Mats dieser Aufforderung und machte einen Schritt auf Sebastian zu, der ihn die Hände auf die Schultern legte und ihn dann nach unten drückte. Mats wusste, was er nun wollte und nur zu gern war er bereit es ihm zu geben. Langsam ging er in die Knie und leckte über die Spitze von Sebastians Glied, der seine Hände stöhnend in Mats' Locken krallte und ihn ein bisschen weiter zu sich zog. Mit den Lippen umschloss er das heiße, pulsierende Organ, versuchte so viel wie möglich davon in seinem Mund aufzunehmen und schaffte doch nicht einmal die Hälfte, weil er einfach zu viel war, zu groß. Mit den Händen stützte Mats sich an Sebastians Hüfte ab, ehe er langsam begann seinen Kopf vor und zurück zu bewegen und spürte wie sich die Finger stärker in seine Haare krallten. „Gott Mats...“ Das Sebastian seinen Namen stöhnte, trieb Mats noch mehr an und so intensivierte er seine Bemühungen, spürte wie der andere zitterte. Das Stöhnen war wie Musik in seinen Ohren, doch er wollte mehr, viel mehr und hielt schließlich in seinen Bewegungen inne, drückte Sebastian leicht von sich weg. Der schien zu verstehen und ließ ihn los, zog Mats wieder zu sich hoch und küsste ihn erneut. Als sie sich wieder voneinander lösten, versuchte Mats Sebastians Blick stand zu halten, doch seine Stimme klang mehr als brüchig, als er endlich aussprach, was er wollte. „Fick mich, Sebastian...“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, drehte dieser ihn um, so dass er nun mit dem Blick zur Wand stand. Mit den Händen stützte sich Mats daran ab, spürte bereits Finger, die sanft durch seine Spalte streichelten, schließlich langsam in ihn eindrangen und ihn für das vorbereiteten, von dem er schon solange fantasiert hatte. Er spürte Sebastians Erektion an seinem Hintern, als dieser sich nach vorne beugte und einen Kuss in seinen Nacken hauchte. Dann zogen sich die Finger zurück und Mats drängte sein Becken etwas nach hinten, wollte Sebastian endlich in sich spüren. Dieser positionierte sich nun hinter ihm und... Schweißgebadet und fluchend wachte Mats aus seinem Traum auf, fühlte sich mehr als nur frustriert. Mit Schwung schlug er den verdammten Wecker von Nachttisch, damit dieser endlich aufhörte zu piepsen. Es war einfach ungerecht, dass er es nie schaffte seinen Traum zu Ende zu träumen. Jede Nacht war es derselbe und wenn er schon niemals wahr werden würde, wollte Mats wenigstens im Traum endlich das haben, was er sich wünschte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)