Dreaming Out Loud von Selenay (Oneshots zum Thema Fußball) ================================================================================ Kapitel 6: Drei Wünsche - Mats Hummels/Benedikt Höwedes ------------------------------------------------------- #062. Djinn Mats Hummels/Benedikt Höwedes Manchmal ertappte sich Mats dabei, wie er unbewusst an der kleinen, orientalischen Lampe rieb, die er mal aus dem Urlaub mitgebracht hatte. Meistens tat er das, wenn er in seinem Lieblingssessel saß und dort über alles Mögliche und Unmögliche sinnierte. Wenn er dann bemerkte, dass er schon wieder die Lampe in den Händen hielt, stellte er sich vor, wie es wäre, wenn darin ein Djinn leben würde, der ihm drei Wünsche erfüllen könnte. Was sollte man sich wünschen, wenn man solch eine Chance bekam? Weltfrieden? Keine Hungersnöte mehr? Das alle Menschen freundlich miteinander umgingen? Wie viele würden sich tatsächlich solche Dinge wünschen und nicht zuerst an sich selbst denken? Auch wenn er sich dabei ein kleines bisschen schlecht fühlte, wusste Mats, dass er wohl zu den selbstsüchtigen Menschen gehörte, die ihre Wünsche für Dinge nutzen würden die hauptsächlich sie selbst betrafen. Immer und immer wieder dachte er über die Frage nach, was er sich wünschen würde und dabei gingen ihm eine Menge Sachen durch den Kopf. Der beste Fußballer der Welt werden? Nein, eigentlich wollte er das nicht werden. Natürlich wäre es toll ganz oben mit zu spielen und er wollte sich im Laufe seiner Karriere auf jeden Fall noch verbessern, aber eigentlich war er momentan beim BVB ganz zufrieden. Nicht zuletzt, weil es von Dortmund nicht so weit bis nach Gelsenkirchen war. Viel Geld musste er sich auch nicht wünschen, denn als Fußballer verdiente man schließlich ganz ordentlich und er konnte sich auch alles leisten, was er haben wollte, da seine Ansprüche sowieso nicht so abgehoben waren. Zehn Ferienvillen überall auf der Welt verteilt – so etwas brauchte Mats nicht. Vielleicht eine Zweitwohnung in – Gott bewahre – Gelsenkirchen, aber die brauchte er ja eigentlich auch nicht. Hoffentlich würde niemals jemand erfahren, dass er auch nur eine Sekunde lang darüber nachgedacht hatte. Gewisse Leute würden ihn ja bis in alle Ewigkeit mit aufziehen. Die große Liebe brauchte er sich auch nicht wünschen, zumal er diese ebenfalls bereits gefunden hatte und sehr zuversichtlich war, was das 'Für Immer' anging. Es war überraschend gewesen und anfangs hatten sie beide Probleme gehabt die Gefühle füreinander einzusortieren und danach diese auch zu akzeptieren. Kam schließlich nicht jeden Tag vor, dass man sich als Hetero-Mann auf einmal in einen Kerl verliebte, der so ganz nebenbei auch noch der beste Freund war. Zuerst hatten sie versucht sich einzureden, dass sie eben nur eine ganz besonders enge Freundschaft hatten, doch Mats war damals schnell klar geworden, dass er nicht einfach mit Cathy zusammen bleiben konnte und dann so tun, als gäbe es diese Gefühle nicht, als hätte sich nichts verändert. Irgendwann hatte er ihr reinen Wein eingeschenkt und natürlich war sie verletzt gewesen, aber doch verständnisvoller als Mats es erwartet hatte. Danach hatte er Bene schließlich seine Gefühle gestanden und sich zum ersten Mal wirklich damit auseinander gesetzt, was es bedeuten würde nun schwul oder bisexuell zu sein. Wobei er sich selbst so gar nicht sah, da ihn andere Kerle nicht die Bohne interessierten, sondern nur Bene, immer nur Bene mit seinem atemberaubenden Lachen. Einfach diese ganze Art, die der andere hatte, zog Mats wie magisch an und faszinierte ihn wie nichts anderes. Bene hatte zuerst erschrocken auf sein Geständnis reagiert und ihm später gesagt, dass es in diesem Moment für ihn das erste Mal zur Realität wurde und er nicht damit umzugehen wusste. Eine Weile hatte Funkstille zwischen ihnen geherrscht und es war Mats dabei mehr als schlecht gegangen, doch eines Abend hatte Bene dann plötzlich bei ihm vor der Tür gestanden. Ungestüm hatte er Mats in die Wohnung geschoben, die Tür hinter ihnen zu getreten und ihn einfach geküsst. Die Gefühle waren in dem Moment wie eine Lawine über sie herein gebrochen und es fühlte sich so verdammt richtig an Bene im Arm zu halten und ihm auf diese Art nah zu sein. Ein Mal hatte er Bene danach gefragt, was dieser sich von einem Djinn wünschen würde, doch sein Freund hatte ihn nur verständnislos angeschaut und gesagt, dass er mit diesem ganzen 'Was wäre wenn' Kram nichts anfangen konnte. Irgendwo hatte er recht, das musste Mats schon zugeben, aber dennoch wollte ihn diese Frage einfach nicht loslassen. Wann immer er Zeit hatte, dachte er darüber nach und er war sich sicher, dass er erst damit abschließen konnte, wenn er eine Antwort auf die Frage gefunden hatte. Einen Wunsch hatte er mittlerweile gefunden, der eigentlich wirklich mehr als nahe liegend gewesen war. Gesundheit. Er wünschte sich, dass Bene und er ihren Traum vom Fußball bis zuletzt leben konnten, ohne sich ernsthaft zu verletzen und deshalb aufhören zu müssen. Eigentlich hätte er daran zuerst denken sollen, doch dass er dies nicht getan hatte, zeigte Mats, dass sich seine Prioritäten in letzter Zeit doch um einiges verschoben hatten. Der Fußball war nahm immer noch einen sehr hohen Stellenwert in seinem Leben ein, jedoch stand er nicht mehr an erster Stelle. Dort war nun Bene. Sein zweiter Wunsch kam ihm in den Sinn, als er aus Langeweile im Netz gesurft hatte und irgendwie auf der Seite der Bild gelandet war. Die Schwulencombo bei der Nationalelf. Nur sehr wenige Menschen wussten von Bene und ihm, weshalb sich Mats keine Sorgen machte, dass irgendwer sie öffentlich outen würde, aber die Anfeindungen gingen ihm doch nahe. Was würde passieren, wenn sich tatsächlich schwule Fußballer in der Öffentlichkeit zu ihrer Sexualität bekennen würden? Die Gesellschaft sprach immer wieder über Toleranz, doch eigentlich war es damit noch immer nicht weit her und Mats war sich ziemlich sicher, dass es noch sehr lange dauern würde, bis Homosexuelle offen und ohne Anfeindungen leben konnten. Deshalb würde er sich als zweites Toleranz wünschen. Akzeptanz von dem, was nicht der Norm entsprach und über das sich manche noch immer zu vehement aufregten, nicht nur was Homosexualität anging, sondern auch Rassismus und anderes. Es beruhigte Mats, dass wenigstens einer seiner Wünsche nicht vollkommen selbstsüchtig wäre, denn immerhin würde das einer Menge Menschen auf der Welt zugute kommen und nicht nur ihm selbst. Der dritte Wunsch war der schwerste für ihn, da ihm ein paar Dinge einfielen und ihm jedes davon doch irgendwie banal vor kam. Er könnte sich den Meistertitel für Dortmund wünschen, oder einen Sieg im Derby gegen Schalke, aber diese Erfolge wären einfach nur halb so schön, wenn man sie nicht selbst erarbeitet hatte. Am Ende hatte sich Mats dann doch für den selbstsüchtigsten aller Wünsche entschieden. Wieder einmal hatte er wach neben Bene im Bett gelegen und nachgedacht, diesem dabei sanft durch die Haare gestreichelt und ihn betrachtet. Manchmal konnte er sein Glück kaum fassen und noch immer spürte er dieses wahnsinnige Kribbeln im Bauch, wenn Bene nur in seiner Nähe war. Mats wünschte sich einfach jeden Morgen neben seiner großen Liebe aufwachen zu können, jeden neuen Tag mit Bene zu verbringen, bis sie irgendwann alt und grau waren. Etwas schöneres konnte er sich einfach nicht vorstellen, weshalb es irgendwie logisch wäre seinen dritten Wunsch dafür zu nutzen. Lächelnd hatte er sich an seinen Freund gekuschelt und war irgendwann selig und mit freiem Kopf wieder eingeschlafen. Manchmal dachte Mats noch an die drei Wünsche, doch die Frage füllte ihn nicht einmal mehr annähernd so sehr aus, wie sie es mal getan hatte. Da es keine Djinns in Lampen gab, musste er sich seine Wünsche selbst erfüllen, soweit das möglich war und die ewigen Gedanken an 'Was wäre wenn' halfen ihm dabei nicht. Bene hatte das von Anfang an erkannt und Mats wünschte sich manchmal auch so sorglos wie sein Freund zu sein und weniger über Gott und die Welt nachzudenken. Wenn er mit Bene zusammen war, fiel ihm das leicht, denn in dessen Armen konnte er sich einfach fallen lassen und seine Präsenz füllte jede Faser seines Körpers vollkommen aus. Wenn Bene ihn küsste, war sein Kopf frei und Mats fühlte nur noch, ließ seine Wünsche Wünsche sein, dachte nicht mehr nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)