Dreaming Out Loud von Selenay (Oneshots zum Thema Fußball) ================================================================================ Kapitel 4: Unerwartete Reaktion - Clemens Fritz/René Adler ---------------------------------------------------------- #025. Trouble Lurking Clemens Fritz/René Adler Klirrend fiel die Vase zu Boden und zerbrach in ihre Einzelteile. Schwer atmend stand Clemens daneben und starrte auf die Bruchstücke, strich sich fahrig die Haare aus dem Gesicht und seufzte. Das Geräusch hatte ihn zusammenzucken lassen und machte ihm bewusst wie sehr er eigentlich ausgetickt war. Bücher und CDs lagen über den Boden verteilt, daneben ein umgeworfenes Regal und Sofakissenhaufen die irgendwo lagen, nur nicht da wo sie sein sollten. Zum Glück war außer der Vase nichts zu Bruch gegangen, was schon irgendwie ein kleines Wunder war, so stinkwütend wie Clemens momentan war. Er verhielt sich vollkommen lächerlich, was er auch wusste, aber irgendwie hatte es raus gemusst und das war die Schnelle die einzige Möglichkeit gewesen. Wahrscheinlich hatte einfach alles zulange in sich hinein gefressen, denn er hatte ja auch niemanden mit dem er über seine Probleme sprechen konnte. Zumindest nicht diese. Erschöpft lehnte Clemens sich gegen die Wand hinter sich und rutschte langsam daran hinab, bis er auf dem Boden saß, schlang die Arme um seine Knie und legte den Kopf darauf ab. Verdammte Scheiße. Clemens wusste nicht wie lange er dort so gesessen hatte, als es plötzlich an der Tür klingelte. Eigentlich wollte er nicht aufmachen, aber vielleicht war es wichtig und er hatte nicht mal ne Ahnung wer das überhaupt sein könnte. Schwerfällig rappelte er sich also hoch und schlurfte zur Tür, betätigte den Summer und hörte wie sich unten die Tür öffnete. Er starrte auf die Treppe, wartete darauf, dass sein Besuch sie hinauf kam. Wahrscheinlich sah er total scheiße aus, aber das interessierte Clemens grad so gar nicht. Die Wut war zwar etwas verraucht, seine Laune war jedoch immer noch auf einem extremen Tiefpunkt. Die Schritte kamen näher und als René in sein Blickfeld trat hätte Clemens sich am liebsten umgedreht und die Tür wieder hinter sich zugeworfen. Er konnte sich niemanden vorstellen, den er jetzt weniger sehen wollte als den Torhüter aus Leverkusen, denn immerhin war dieser der Grund für seinen Ausraster. René selbst konnte da verdammt wenig für, auch wenn er an Clemens' verfluchtem Gefühlschaos schuld war. „Was machst du hier?“ Clemens hatte den Satz wütend gezischt und er hasste sich dafür, dass er sich so wenig unter Kontrolle hatte. René sah ihn perplex an und blieb ein paar Schritte entfernt stehen. „Per hat mich angerufen.“ Als würde das irgendwas erklären. Warum zur Hölle sollte Per René anrufen um diesem zu sagen, dass er zu Clemens fahren sollte? Irgendwas passte da ganz und gar nicht, auch wenn Clemens nicht die geringste Ahnung hatte, was es war. Schnaubend trat er schließlich einen Schritt zur Seite und ließ den verdutzten Torwart in seine Wohnung. Nachdem dieser eingetreten war flog die Tür laut ins Schloss und Clemens lehnte sich dagegen. Das Ganze im Flur zu besprechen wäre eine denkbar schlechte Idee gewesen, denn seine Nachbarn hatten scheinbar überall Augen und Ohren. Da sie nun jedoch vor äußeren Einflüssen geschützt in seiner Wohnung waren, stand dem nichts mehr im Wege. „Und weshalb hat er das getan?“ Seine Stimme klang nun ein bisschen ruhiger, obwohl Clemens innerlich immer noch genauso aufgewühlt war. Die Wut war zwar etwas verschwunden, aber René machte ihn einfach verdammt nervös. Und man fuhr nicht einfach mal eben so hunderte von Kilometern, nur weil jemand einem das am Telefon sagte. René hatte derweil seine Schuhe ausgezogen und zuckte mit den Schultern. „Er meinte es geht dir nicht gut und dass ich mit dir reden soll. Genaueres wollte er nicht sagen. Okay, er hat nicht gesagt, dass ich herfahren soll, sondern dich anrufen, zufrieden? Ich hab Morgen trainingsfrei, da dachte ich es wäre nicht so verkehrt dich einfach mal zu besuchen.“ Na das hatte Per ja fein gemacht. Natürlich freute er sich, wenn er René mal sah, doch gerade heute war der Zeitpunkt mehr als schlecht. Nach dem Streit mit Per und seinem Ausraster konnte er hier einfach niemanden gebrauchen, auch wenn dieser jemand René hieß. Trotzdem konnte er den Leverkusener nicht einfach wieder raus werden, denn immerhin hatte dieser für ihn den weiten Weg auf sich genommen. Ohne ein Wort ging er weiter ins Wohnzimmer und begann – noch immer schweigend – das Chaos zu beseitigen. René war ihm gefolgt und Clemens hatte das Gefühl, seine Blicke würden ihm Löcher in den Rücken brennen. Nachdem er soweit fertig war schmiss er sich seufzend aufs Sofa und es dauerte nicht lang bis René neben ihm saß. „Was ist passiert?“ Eigentlich eine sehr simple Frage, jedoch war die Antwort darauf alles andere als einfach. Er hatte sich mit Per gestritten. Okay, das konnte er erzählen, wobei René es wahrscheinlich sowieso schon wusste. Nur was hatte Per ihm noch erzählt? Eigentlich hätte er nicht gedacht, dass sein bester Freund ihn so hintergehen würde und jetzt wo er darüber nachdachte, verrauchte die Wut gänzlich und machte einer Mischung aus Schock und Enttäuschung Platz. „Wie viel hat er dir erzählt?“ Innerlich verfluchte Clemens sich dafür, dass seine Stimme nun so ängstlich und gekränkt klang. Als René einen Arm um seine Schulter legte, zuckte er ohne es zu wollen kurz zusammen, doch sein Freund schien sich davon nicht abschrecken zu lassen. Seufzend lehnte er sich schließlich etwas gegen René und dieser streichelte sanft seine Schulter. Clemens wusste genau, dass er dies nicht tun sollte, aber es fühlte sich einfach so verdammt gut an René so nah zu sein. „Nicht viel, nur, dass es dir in letzter Zeit wohl ziemlich schlecht geht. Und dass er sich Sorgen um dich macht, er klang richtig verzweifelt. Na ja, er hat auch gesagt, dass ihr euch gestritten habt und er einfach nicht an dich ran kommt. Was genau los ist hat er mir nicht gesagt, aber ich hoffe du wirst das nun tun... Du kannst mir vertrauen Clemens, das weißt du doch hoffentlich?“ Natürlich wusste er das und es tat ihm auch irgendwie weh, wie sehr es René zu enttäuschen schien, dass er von Per angerufen wurde um Dinge über ihn zu erfahren. Clemens hatte es einfach nicht fertiggebracht sich in den letzten Wochen bei René zu melden, weil er dachte es würde wieder alles in Ordnung kommen, wenn er sich nur lange genug vom Leverkusener Torwart fernhielt. Doch nun wo er ihn neben sich hatte, wurde ihm bewusst, dass dieser Plan niemals aufgehen würde. Gab also nur zwei Möglichkeiten: Erstens, er würde sich René anvertrauen und hoffen, dass dieser trotzdem weiterhin mit ihm befreundet sein wollte, oder Zweitens: René sagen, dass er nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Als wenn er das könnte! Beides eigentlich. Nur kam Möglichkeit zwei noch weniger in Betracht als Möglichkeit eins. Die Chance René zu verlieren stand quasi fünfzig-fünfzig wenn er sich dafür entschied ihm die Wahrheit zu sagen. „Natürlich weiß ich das, René. Aber manchmal gibt es eben Dinge über die kann man nicht einfach so sprechen...“ Nervös fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare und rutschte ein bisschen auf dem Sofa hin und her. René ließ ihn dennoch nicht los, schien ihn eher noch näher zu sich zu ziehen. Diese Nähe machte ihn verrückt und ließ kaum einen klaren Gedanken zu! Wie von der Tarantel gestochen sprang Clemens plötzlich wieder auf und fing an im Zimmer auf und ab zu laufen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und aus seinen Augen sprach die pure Verzweiflung. „Scheiße René, ich kann das nicht!“ Mit zwei Schritten stand der andere vor ihm und Hände legten sich schwer auf Clemens Schultern, packten diese und schüttelten ihn leicht. Mit großen Augen starrte er in Renés Gesicht und sah darin eine Mischung aus Ungeduld und aufkeimender Wut. „Was Clemens? Was kannst du nicht? Nun rede verdammt nochmal endlich mit mir! Ist ja nicht auszuhalten!“ In diesem Moment setzte Clemens Gehirn völlig aus. Grob packte er René im Nacken und küsste ihn, drückte seine Lippen fest auf die des anderen und zog sich nach einem Augenblick wieder zurück. Die Hände in seinen Schultern hatten sich verkrampft und Clemens wagte es nicht den anderen anzusehen. Plötzlich wurde er nach hinten und gegen die Wand gedrückt. Eine von Renés Händen hatte von ihm abgelassen und Clemens rechnete mit einem Schlag ins Gesicht. Fest kniff er die Augen zusammen, doch alles was er fühlte waren Renés Finger an seinem Kinn, die sein Gesicht sanft so drehten, dass er den anderen ansehen musste. „Sieh mich an, Clemens. Mach die Augen auf.“ Ganz langsam tat er wie ihm geheißen und schaute René verängstigt an. In dessen Augen konnte er jedoch nicht das Geringste lesen. Einen Moment starrten sie sich einfach an, dann spürte er plötzlich den Körper des anderen an seinem, der ihn gegen die Wand presste und Renés Lippen auf seinen. Erschrocken keuchte er auf, was der andere dazu nutzte seine Zunge vorwitzig in Clemens' Mundhöhle vordringen zu lassen, seine eigene leicht anzustupsen. Irgendwie kam ihm das Ganze völlig surreal vor, denn René – René! – küsste ihn, als würde es kein Morgen geben. Bewusst zwang er seine Gedanken ins hier und jetzt, erwiderte endlich den Kuss. Immerhin war es das wovon er schon eine ganze Weile geträumt hatte. Der Grund weshalb er sich mit Per gestritten hatte, weshalb es ihm in den letzten Wochen verdammt scheiße gegangen war und er vergeudetet seine Zeit damit nachzudenken. Sanft strich er mit seiner Zunge an Renés entlang und das leise Stöhnen des anderen war wie Musik in seinen Ohren. Zwar wusste er immer noch nicht genau woran er nun war, aber für den Moment war das total egal. Wie von selbst schlangen sich Clemens' Arme um Renés Hals und zogen diesen noch näher an sich, insofern das überhaupt noch möglich war. Der andere hatte ihn mittlerweile losgelassen und seine Hände strichen fahrig über Clemens' Seiten, suchten ihren Weg unter sein Shirt. Eine Gänsehaut bildete sich auf dessen Rücken und er wünschte René würde niemals wieder aufhören ihn so zu berühren, ihn auf ewig weiter küssen, damit er glücklich sterben konnte. Sein Wunsch wurde jedoch nicht erhört, denn kurz darauf unterbrach dieser den Kuss schwer atmend. Wieder sahen sie sich nur an und Clemens hatte das Gefühl in Renés blauen Augen zu ertrinken. Vieles schwirrte ihm im Kopf herum, doch er brachte es nicht fertig auch nur ein einziges Wort zu sagen. Ein Lächeln umspielte die Mundwinkel des anderen und Clemens' Blick blieb wie von selbst an den geröteten Lippen hängen, welche ihn bis vor kurzem noch leidenschaftlich geküsst hatten. „René...“ Heiser flüsterte Clemens den Namen des anderen, konnte seinen Blick immer noch nicht abwenden und wollte dies eigentlich auch gar nicht. Wie schaffte es dieser Typ nur dieses Chaos in ihm auszulösen und ihn dazu zu bringen, dass er sich aufführte wie ein pubertäres Mädchen? „War das jetzt so schlimm?“ René schien weniger Probleme mit dem Sprechen zu haben und Clemens schüttelte vehement den Kopf als Antwort auf dessen Frage. Grinsend drückte René ihm einen sanften, aber kurzen Kuss auf die Lippen, der Clemens noch viel mehr verwirrte. „René, was...?“ Amüsiert wurde er betrachtet und Clemens verfluchte sich wieder einmal für seine absolute Unfähigkeit auch nur einen kompletten Satz zustande zu bringen. Wenn er ehrlich war, wusste er nicht einmal genau was er eigentlich fragen wollte. „Was war das? Ein Kuss. Was ist das mit uns? Gegenfrage: Was möchtest du, dass es ist?“ Mit großen Augen starrte er den Torwart an, der so locker vor ihm stand wie sonst auch. Als wäre das hier eine ganz normale Alltagssituation und sie hätten sich gerade nicht aus heiterem Himmel geküsst. Clemens' Nerven lagen blank, aber er versuchte sich zusammenzureißen und endlich normal mit René zu sprechen. „War mir schon klar, dass es ein Kuss war. Immerhin hab ich damit angefangen.“ Nun musste er ebenfalls grinsen, die Situation war einfach zu absurd. René lachte leise und streichelte ihm über die Wange. Clemens lehnte sich in die Berührung, konnte einfach nicht anders. „Hast auch lange genug dafür gebraucht. Ich bin weder blind noch blöd, Clemens. Vielleicht denkst du das manchmal, aber es ist definitiv nicht so.“ Ein Rotschimmer legte sich auf Clemens' Wangen, als er realisierte, was genau René ihm da zu verstehen gab. Er hatte es gewusst, oder zumindest geahnt. „War ich so offensichtlich? Und...“ Wieder legte sich ein Finger auf seine Lippen, wurde kurz darauf von einem Paar Lippen ersetzt und brachte Clemens effektiv zum Schweigen. „Ein kleines bisschen vielleicht, aber vergiss nicht, dass ich dich ziemlich gut kenne. Und ich hab nichts gesagt, weil ich mir zuerst mal selbst drüber klarwerden musste, wie ich dazu stehe. Das wolltest du doch wissen?“ Clemens nickte nur und wurde sich bewusst wie recht René mit seiner Aussage hatte. Sie kannten sich schon so lange und der andere konnte scheinbar in ihm lesen, wie in einem offenen Buch. Ob das so gut war, darüber ließe sich streiten, aber im Moment konnte er sich nicht wirklich darüber beschweren. „Und... wie stehst du dazu?“ Grinsend schüttelte René den Kopf und schaute ihn ein bisschen empört an. Sanft nahm er Clemens in die Arme und zog ihn mit sich zum Sofa, wo er sich einfach fallen ließ. Clemens landete halb auf und halb neben ihm, wurde aber festgehalten, weshalb er in dieser Position verweilen musste. Eng schmiegte er sich an René und es fühlte sich so verdammt gut an. „Muss ich dir die Frage wirklich beantworten? Am Anfang war es irgendwie komisch, doch je mehr ich mich an den Gedanken gewöhnt hatte, desto weniger hat es mich gestört. Irgendwann hab ich dann angefangen mir vorzustellen, wie es wohl wäre tatsächlich eine Beziehung mit dir zu führen... und musste feststellen, dass mir die Vorstellung gefallen hat.“ Leicht zuckte er mit den Schultern und kraulte Clemens im Nacken. Der konnte kaum fassen, was René ihm soeben gesagt hatte. Mit jeder möglichen Reaktion hatte er gerechnet – Ekel, Abscheu, Verstehen oder Akzeptanz, im Glücksfall – aber nicht damit, dass René sich so viele Gedanken darum gemacht hatte und sich tatsächlich vorstellen konnte mit ihm zusammen zu sein. „Heißt das...?“ „...dass wir jetzt ein Paar sind? Wenn du das möchtest, ja. Ich denke ich habe meinen Standpunkt in der Sache klar zum Ausdruck gebracht.“ Jetzt klang René doch ein wenig unsicher und Clemens nahm seine Hand, verflocht ihre Finger ineinander, lächelte ihn glücklich an. „Natürlich möchte ich! Wäre ich ja schön blöd wenn nicht...“ Lachend hob René ihre Hände und drückte einen Kuss auf Clemens Handrücken, was ein Kribbeln in diesem auslöste. „Na ja, ich wusste ja nicht, ob du eine Beziehung mit mir möchtest, oder mich nur ins Bett kriegen wolltest...“ Natürlich entging Clemens der neckende Unterton nicht und er konnte sich nicht dagegen wehren, dass ihm die Röte ins Gesicht stieg. Am liebsten hätte er sein Gesicht an Renés Halsbeuge versteckt, doch er war schließlich ein Mann und kein Mädchen! „Das eine schließt doch das andere nicht aus...“ Er hatte den Satz mehr genuschelt als gesprochen, doch René hatte ihn scheinbar ganz genau verstanden, da dieser nun anfing zu lachen. Natürlich fand es Clemens nicht wirklich witzig, dass über ihn gelacht wurde, doch er konnte es René in dieser Situation einfach nicht übel nehmen. „Da hast du natürlich völlig Recht.“ Ehe er es sich versah, hatte René Clemens auf seine Arme gehoben und dieser schlang perplex die Arme um den Hals seines – ja, seines Freundes. Festen Freundes. Ein Grinsen schlich sich auf Clemens' Gesicht, als ihm der Gedanke kam. René hatte sich mittlerweile in Richtung Schlafzimmer in Bewegung gesetzt und Clemens konnte sich ziemlich genau vorstellen, was der Grund dafür war. Sein letzter Gedanke, bevor die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel galt Per. Er sollte später dringend anrufen und sich bei seinem besten Freund entschuldigen. Und vielleicht, ganz vielleicht sollte er sich auch bedanken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)