Schwarze Herzen von Ryoko-chan ================================================================================ Kapitel 3: Verschwunden ----------------------- 3. Kapitel ~ Verschwunden „Und Ai ist jetzt alleine zu Hause?“ Etwas überrascht sah Ran auf, als die Teller vom Tisch räumte. Conan nickte. „Aber doch nicht lange! Und sie kann schon ganz toll auf sich selbst aufpassen, sonst hätte Professor Agasa sie nicht alleine gelassen!“, erwiderte der Junge optimistisch. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Ran so entsetzt darüber reagieren würde. Doch so kannte der Detektiv sie, immer fürsorglich und freundlich. Ran verzog das Gesicht, sie schien zu überlegen. „Ich finde das nicht gut. Ai sollte nicht so lange in diesem großen Haus allein sein. Sicher fühlt sie sich einsam!“ Conan nickte, allerdings aus anderen Bedenken um das Mädchen. Seit Agasa ihn auf Ais seltsam – ruhige Art aufmerksam gemacht hatte, ging ihm die Sache nicht aus dem Kopf. Bisher war er sich sicher gewesen, es sei mit dem Mädchen alles in Ordnung ... doch was, wenn er sich irrte? „Weißt du was?“ Conan sah auf. „Warum läufst du nicht schnell zu ihr rüber und fragst Ai, ob sie bei uns übernachten möchte, solange sich der Professor in Nagoya aufhält!? Platz haben wir ja genug!“ „Oh ja!“ Conan sprang auf, strahlte übers ganze Gesicht. „Das ist eine tolle Idee, ich geh’ sie gleich fragen!“ Kinder freuten sich eben, wenn Freunde bei ihnen übernachten durften. Schnell zog er die Jacke über und schlüpfte in seine Power Boots. Draußen war es schon lange dunkel, doch die vielen Anzeigetafeln der Cafés und Geschäfte erleuchteten die Straße. Der Schnee knirschte leise unter den Schuhsohlen des Jungen. Ihm war schon länger bewusst, dass er sich um die Gefühlswelt des Mädchens viel zu wenige Gedanken machte. Natürlich wusste der Detektiv, dass Ai nicht so tough war, wie sie immer auftrat. Ihre sarkastische Art war oft nur Fassade, eine Art Schutz. Und dahinter verbarg sich eine sensible, junge Frau. Er kannte nicht viele Details aus ihrer Zeit als Mitglied der Organisation. Doch diese Bruchteile reichten aus, um zu erahnen, welche Erfahrungen das Mädchen gemacht haben musste. Die damit verbundenen Erinnerungen, Gefühle und Gedanken waren ihm bisher jedoch verwehrt geblieben. Nur selten öffnete sich das Mädchen. Dann brach die bröckelige Fassade auf und Ais ganze Verzweiflung, Angst und Todessehnsucht kamen zu Vorschein. Einmal hätte Conan sie dadurch fast verloren, damals bei der Busentführung. Dabei brauchte er Ai, jedoch nicht nur als Entwicklerin des Gegengifts für APTX 4869. Schon lange betrachtete er sie als gute Freundin und nicht nur mehr als Leidensgenossin. Umso schlechter fühlte sich der Junge, dass sie sich für die Forschungen – für ihn – so verausgabte und er sich eigentlich noch nie für ihre Hilfe bedankt hatte. Irgendwie musste er das wieder gut machen … er musste Ai zeigen, dass sie ihm etwas bedeutete … nur wie? Doch zunächst musste Conan sie davon überzeugen, bei den Moris zu übernachten. So konnte er Ai beobachten und vielleicht einen Grund für ihr Veralten finden. Er bog um die Straßenecke und blieb verwundert stehen. Im gesamten Haus brannte kein einziges Licht. Der Junge blickte auf die Uhr. 21.13 Uhr. Schlief sie etwa schon? Vielleicht hatte sich die Wissenschaftlerin aber auch nur im Labor verschanzt, dessen Fenster von der Straße aus nicht zu sehen war. Er öffnete das schwere Tor und schloss es leise hinter sich. Sofort sprang die Außenlampe an. Skeptisch betrachtete er den Fußweg bis zur Haustür. Die Fußspuren der Kinder und des Professors waren kaum noch zu erkennen, über diese hatte sich frischer Schnee gelegt. Nur eine Spur war deutlich zu sehen, sie war neu. Dank seiner Erfahrung erkannte er, dass es sich bei diesen Spuren um die Fußabdrücke einer erwachsenen Frau handeln musste. Er ließ den Blick schweifen. Dann erstarrte der Detektiv und stierte ungläubig auf den zertrampelten Schnee. Ein Schauer erfasste ihn. Die Spuren dieser Frau führten von der Haustür bis zum Tor. Umgekehrt gab es keine sichtbaren Spuren. Das ließ nur einen Schluss zu! Er rannte zur Tür, sie war natürlich verschlossen. Für Conan stellte dies kein Problem da, er kannte Agasas Versteck für die Ersatzschlüssel. Lange brauchte er nicht zu suchen. Er griff in das Innere des falschen Steins und zog den Schlüssel hervor. Rasch schloss er die Haustür auf. Ai musste das Gegenmittel genommen haben, anders konnte er sich die Fußspuren im Schnee nicht erklären. Doch welchen Grund gab es dafür und warum hatte sie niemanden von ihrem Vorhaben erzählt? War also Ais Verhalten darauf zurück zu führen? Conan erhoffte sich, im Haus einige Hinweise zu finden. Dort war es dunkel und er schaltete zunächst das Licht an. Er sah sich an ihrem Schlafplatz um. Dort deutete nichts auf ihre Abwesenheit hin. Er öffnete die Schubladen des kleinen Nachtschranks. Außer einem Buch, einigen Zeitschriften und einer Packung Schmerztabletten fand er nichts. Aber im Labor … da musste etwas zu finden sein, dachte der Junge. Auf dem Weg dorthin machte er einen Abstecher ins Badezimmer. Der Spiegel war beschlagen, die Luft noch warm und feucht. Auf einem Hocker fand Conan Ais zerrissene Kinderkleidung. Nach der Wandlung hatte das Mädchen geduscht. Es schien noch nicht lange her zu sein, dass sie das Haus verlassen hatte. Der Junge beschloss, nicht länger zu warten, sondern den Professor sofort zu kontaktieren. Sie mussten Ai finden, unbedingt. Sein Blick fiel aufs Telefon. Agasa besaß kein Mobiltelefon. Also musste er erst die Kontaktdaten dieses Freundes heraussuchen. Im Internet ließen sich diese Informationen sicherlich herausfinden. Er wollte bereits ins Labor stürmen, als Conan etwas auffiel. Er drehte sich noch mal herum. Am Telefon lag ein Zettel, sorgfältig gefaltet. Hastig griff er danach. Die geschwungene, sehr ordentliche Schrift war kein Vergleich zu Ais gefälschter Grundschulkrakelei. Bitte sucht nicht nach mir! Ich danke Ihnen für Alles, Professor. Dir auch, Shinichi! Shiho Sie würde nicht zurückkehren, soviel verriet der Brief. Doch in dieser knappen Nachricht deutete auch nichts darauf hin, weshalb oder wohin Ai gegangen war. Conan fuhr sich nervös durch die Haare. Sein Blick fiel auf eine kleine, schwarze Box. Vorsichtig öffnete er diese. Eine Kapsel lag in ihr, in Schaumstoff eingebettet. Das Gegengift!? War Ai deshalb fort gegangen, weil sie ihre Forschungen an dem Mittel beendetet hatte und dem Professor nicht weiter zur Last fallen wollte? Verdammt! Er schloss die Box, packte sie in die Hosentasche und lief die Treppen zum Labor hinunter. Er musste unbedingt den Professor erreichen. Dann mussten sie Ai suchen und finden. Egal, welche Gründe ihr Verschwinden hatte … er konnte sie nicht einfach gehen lassen. Er stürmte ins Labor und bemerkte verblüfft, dass der Computer noch nicht ausgeschalten war. Wahrscheinlich hatte Ai es einfach vergessen. Conan berührte die Maus und der Bildschirmschoner verschwand schlagartig. Ais E – Mail Account? Er klickte sich in den Eingang und sein Herz setzte für einen Moment aus. Der Absender der letzten, empfangenen Mail war niemand geringeres als Gin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)