Children of the Prophecy von Kendrix (Die Kinder der Prophezeihung) ================================================================================ 22: [Hässlichkeit] ------------------ 22:[Hässlichkeit]   I wanna be a bottle blonde I don’t know why, but I feel conned I want to e an idle teen                                                                             I wish I hadn’t been so clean           I want to stay inside all day I want the world to go away I want blood, guts and chocolate cake I want to be a real fake   I wish I’d been, I wish I’d been a teen-teen idle I wish I’d been a prom queen fighting fort he title Instead of being sixteen I’m burning up a bible Feeling super-super-super- suicidal The wasted years, the wasted youth The pretty lies, the ugly truth The day has come where I have died Only to find I’ve come alive   I wanna be a virgin pure  A 21st century whore I want back my virginity So I can feel infinity I wanna drink untill I ache I wanna make a big mistake I want blood, guts and angel cake I’m gonna puke it anyway   […]   I wish I wasn’t such a narcicisst I wish I didn’t really kiss The mirror when I’m all alone Oh god, I’m gonna die alone Adolescence didn’t make sense A little loss of innocence The ugly years of being a fool Ain’t youth meant to e beautiful   -Marina and the Diamonds, ‚Teen Idle‘.     ---   Da die Sonne sich noch nicht all zu weit über den Horizont hinausgewagt hatte, beteiligten sich die langen Schatten der Hochhäuser gemeinsam mit der trägen, viskosen Schwärze, die wie aus längschläfriger Faulheit noch im Norden herumlungerte an dem Mantel aus Dunkelheit, der den dunklen, gepanzerten Wagen einhüllte, welcher trotz der frühen Uhrzeit bereits die in der Peripherie der Stadt noch recht leeren Straßen durchfuhr wie eine helfende Tarnkappe, in die das Automobil sich einpassen konnte wie ein Tiger in das Bambusgestrüpp eines asiatischen Djungels. Nicht nur der Wagen selbst, sondern auch seine Ledersitze und Amaturen gingen gließend in die nur langsam schwindende Finsternis ein, auch die Bekleidung der Fahrerin des Wagens, ihre Sonnenbrille und sogar ihr langes, streng zusammengebundenes Haar waren unuterscheidbar von den Schatten, wie Konturenlinien um schwarze Füllfarbe herum, wodurch die Gestallt auf der hinterten Rückbank des geräumigen, aber nicht betont luxuriösen Gefährts nur um so mehr hervorstach; Auch ohne weitere Besonderheiten wäre das Wesen, welches mit einem dünnen Lächeln auf den vollen, aber doch schlangenhaft-länglichen Lippen aufmerksam die Geschehnisse jenseits des Fensters beobachtete, ohne den Blick zur Fahrerin zu wenden, wohl wissend, dass sie auch keinen Blick erwarten würde, und solche Vorspielungen von Menschlichkeit an ihr verschwendet wären, so viel Mühe er sich dabei auch geben mochte, schon allein dadurch aufgefallen wie seine helle Form auch ohne göttlichen Glanz schon durch die simple, rein klassisch-physikalische Steuung des Lichts aufgefallen, durch seine statuenhafte Alabaster-Haut und sein verspielt-leichtes Mondlicht-Haar, die sein magnolienblütenweißes Uniformhemd im Vergleich dazu dunkel wirken ließen. Wohl keiner hätte in dieser Umgebung seinen Blick von ihm gelöst, um ihn zu seiner namenlosen Hanhaberin zu wenden, die nur all zu einfach – und all zu gern – mit den Schatten verschmolz, als sei es für sie das natürlichste. „Entschuldigen Sie, aber Sie sind sich schon bewusst, dass Direktor Kuze und Haruhi noch nicht liquidiert sind?“ erklang ein querflötenheller Tenor, der die Dunkelheit genau so durchschnitt wie sein Urheber, mit einer scheinbar unantastbaren Leichtigkeit, die nicht zu dem ersten Sujet seiner Äußerung passen wollte – Einem Menschen wäre es nicht möglich gewesen, so naiv zu sein, allerhöchsten den Opfern gewisser geistige Behinderungen, alternative, nicht zukunftsfäge Varianten, welche seltene Gendefekte zu Tage förderten, oder vielleicht war er einfach nicht fähig zu begreifen. „Nur, weil dass noch nicht vorgesehen ist. Glaub mir, wenn wir nicht noch ein paar Aufgaben für sie hätten, hätten wir sie bereits gemeinsam mit diesem warenhaus in die Luft gesprengt. Der Eden-Stützpunkt könnte noch in einigen Versionen des Szenarios eine Rolle spielen… Mach nicht den Fehler, anzunehmen, dass wir ihre Terminierung nicht bereits vorbereitet und eingeplant hätten… Man sollte empfindliche Informationn nicht auf mehr Datenträgern halten als unbedingt nötig. Menschliche Gehirne sind keine Außnahme. Wir reden hier von simpler Abfall-Verwaltung.“ „Finden Sie das nicht grausam…“ sagte er, mehr beiläufig und kein wenig angetastet, als irgendwie anklagend, als sei es mehr eine intellektuelle Betätigung als etwas anderes, etwas aus den Sphären menschlicher Spähren, dass seinesgleichen nicht kannte. „Grausam?“ wiederholte ‚Asahina‘ ähnlich distanziert, als sei auch sie etwas, dass vom Leben und Leiden der Menschen in der wiedererrichteten Großstadt abgetrennt war. Sie lehnte sich zurück, betont, als hätte sie ihre Augen geschlossen, wenn sie nicht auf die Straße hätte sehen müssen, und zitierte gekonnt und ohne zögern oder überlegen Verse in einer fremden Sprache, klare, trockene Klänge, an denen zu wenig japanischer Akzent hing, als dass ‚Asahina‘ ihr fremd sein könnte: „Unser Schuldbuch sei vernichtet! Ausgesöhnt die ganze Welt! Brüder, überm Sternenzelt Richtet Gott, wie wir gerichtet…“ Der  silberne Junge hatte wenig Mühe, die uralten Worte in noch überrangender Leichtigkeit und Perfektion fortzusetzten: „Freude sprudelt in Pokalen, In der Traube goldnem Blut Trinken Sanftmut Kannibalen, Die Verzweiflung Heldenmut-- Brüder, fliegt von euren Sitzen, Wenn der volle Römer kreist, Laßt den Schaum zum Himmel    spritzen: Dieses Glas dem guten Geist…   Den der Sterne Wirbel loben,      Den des Seraphs Hymne preist,      Dieses Glas dem guten Geist Ueberm Sternenzelt dort oben!  Friedrich Schiller.“   „Ich sehe, du bist mit den Worten vertraut… anders hätte ich es nicht erwartet…. Unser Szenario folgt ledeglich dem Willen Gottes. Wie könnten wir also grausam sein? Das ist für Menschen… genauso wie Freundlichkeit. Um das Projekt zu vollenden, lässt es sich nicht vermeiden, Menschen wie Kuze oder Miyazawa einen Blick auf seine Gesamtheit werfen zu lassen, aber je länger man sie mit Teilen des Ganzen füttert, um so unvermeidbarer wird es, dass sich die verstreuten Splitter in ihnen zu etwas Größeren zusammensetzen – Das ist einfach der Fluss der Dinge. Das, und der Tod. Es gab bis jetzt noch keinen Menschen, der nicht gestorben wäre. Ob jetzt oder später macht keinen Unterschied; Der Tod führt ihre Seelen letzlich nur dorthin zurück, wo sie hingehören, in das große Ganze, in das wir schließlich alle eingehen werden… Für dich muss es lachhaft wirken, dass wir uns an solche Krücken wie Individualität zu klammern, statt unseren blendenden Stolz abzuwerfen, und uns ganz auszuleeren, damit der Wille Gottes uns ausfüllen kann…“ „Vielleicht ist das wahr. Aber dennoch, es ist schade darum. Das Innere einers Menschen ist nichts, dass man so leichtfertig wegwerfen sollte. Menschen mögen klein sein, doch ihr Inneres ist meist so viel, viel größer… und wenn du den Vogel erschlägst, bleibt nichts als ein leerer Käfig von dir übrig… Dennoch bin ich erleichtert, dass der Zeitpunkt für Haruhi und Direktor Kuze noch nicht gekommen ist…“ „Aber, aber!“ tadelte Asahina. „Man muss nicht päpstlicher sein als der Papst… oder menschlicher als die Menschen. Du hast doch wirst doch nicht etwa diese Art von Illusionen haben…“ Tabris, sofort von ihren Lippen ablesend was sie meinte, lächelte amüsiert in sich hinein. „Natürlich nicht.“ Bestätigte er kopfschüttelnd. „Aber der bloße Gedanke gefällt mir, die Möglichkeit, vielleicht auch, weil es ein fremdes Konzept für mich ist… Die verstorbene Direktorin als Mutter, Haruhi als eine Art ältere Schwester, und Direktor Kuze als Vater… Es ist eine interessante Idee, aber nicht mehr… weder für Tabris, den Engel, noch für das ‚Fifth Child‘…“ „Dein Vater? Dieses Erdmännchen? Keiner könnte unwürdiger sein…“ kommentierte Asahina, nun selbst etwas untypisch-belustigt angesichts der blasphemischen Lächerlichkeit dieser Idee. „Was würde bloß dein wirklicher Vater dazu sagen…“ „Welch eine Ironie…“ meinte Tabris seinerseits, das Fenster aufkurbelnd, um die Frische des Morgens zu genießen. Er sprach weniger von Kuze, als von dem Kontrast zwischen ihm selbst und der Frau in Schwarz, ein Mensch, der des Menschseins leid war, und ein Nicht-Mensch, den diese Art von Dasein endlos faszinierte. Doch der äußere Lufthauch wurde von ihnen abgeschnitten, als Asahina in eine Ausfahrt einbog, welche in einen Tunnel führte. Eine durchgezogene Schlüsselkarte später schlossen zwei Schotts den Wagen ein, und ein Aufzug beförderte das Gefährt schneller und schneller in das Erdreich hinein, ohne es der unkontrollierten Hand der Scherkraft jemals ganz zu überlassen. Und dann war die Sicht aufeinmal klar, und sie waren umarmt von orangenem Licht, fleischhafte, warme Farbtöne, wie durch die Bauchdecke einer Schwangeren durchgefiltertes Tageslicht, wie es das Innerste nur dann erreichen konnte, wenn sie das Behältnis ihrer Leibesfrucht direkt in den Weg des Zentralgestirns hielt. „Als ausgewählte Stellvertreterin der Lillim ist es an mir, dich hier hochachtungsvoll willkommen zu heißen, hier, wo du niemals hättest Fuß fassen sollen… Sei willkommen, hier, auf einer von Noahs anderen Archen… Sei wilkommen im verheißenen Land… Sei wilkommen im schwarzen Mond…“   ---   Dann hatte sich der Armleuchter halt an die dämliche Eis-Sorte erinnert. Und wenn schon. Seid Asuka Langley denken konnte, wusste sie, dass es auf dieser Welt nur drei universelle Regeln gibt: Zunächst einmal das Recht des Stärkeren. Große Fische fressen kleine Fische. Dann Regel Nummer zwei: Alles auf dieser Welt existiert einzig und allein zu dem Zweck, dich in die Ecke zu treiben. Und Regel Nummer drei: Egal, was es ist, es ist immer noch zu früh, um daran zu glauben. Wenn Captain Asuka-Langley-Shikinami morgens aus dem Bett stieg, dann betrachtete sie das als eine Vorbereitung auf einen alltäglichen Krieg, die nächste große Schlacht: Der heutige Synchrontest. Aber auch der Schulweg und diese sogenannte Bildungseinrichtung selbst waren nicht zu unterschätzen – Perfektion oder Vollkommenheit zeichnete sich gerade dadurch aus, dass sie eben vollkommen war, ganz, komplett, ohne Ausnahme, oder eben gar nicht. Ohne Ausnahme, oder gar nicht. Sei gut, sei perfekt, oder sei nicht. In den Winkeln eines beliebigen Dreiecks war nur platz für 180 Grad. Für den Winkel, der sich um ein Grad weiter aufspannte, mussten alle anderen Winkel in der Summe eines verlieren. Auf jeder beliebigen Liste war Platz für genau eine Nummer eins. Nur Eintrag konnte ganz oben stehen, egal, wie sehr irgendwelcher Paratext darunter stehende Einträge zu scheinbar gleichen, oder gar größerem Wert aufzuhübschen versuchte. Deshalb lebten ihre erklärten Todfeinde in der Wildniss jenseits jenem lächerlichen, hellhörigen Pappbogen, der gemeinsam mit ein paar „Draußen Bleiben!“ –Schildern ihr einziges Schutzschild gegen sie darstellten, ein mehr optionales Hindernis, dessen Effektivität im wesentlichen vom gutem Willen ihrer Feinde abhing – Sie war sowieso fest überzeugt, das mindestens Misato da hin und wieder da drin herumschnüffelte, und sie hatte ihre wichtigen Besitztümer demerntsprechend sorgsam versteckt – Was würde sie doch geben für eine richtige Tür, mit einem richtigen Schloss und einem richtigen Schloss, dass sie trennte von der schlabbrigen Substanz dieser beiden Menschen und ihres Zusammenlebens, und ihrer Angst, dass sie von ihnen infiziert werden könnte, kontaminiert und unterscheidbar hineingezogen in diesen Sumpf von Unperfektion, für den sich diese beiden nichteinmal zu schämen schienen. Wenn sie nichts hatte, womit sie die anderes aussperren konnte, wenn sie keine Wand hatte, um diese wabernd-verschmierte Daseinsspähre abzuschütteln, würde alles, was sie an ihnen hasste, noch in sie hinein fließen, und sie würde sich in ihnen verlieren, gleich zwei zusammenwachsenden Schleimpilzen. Sie war anders als diese Einfaltspinsel. Es sollte ihnen nicht einmal einfallen, dass sie in irgendeiner Form gleich sein könnten. Sie hatte das Production-Model und den höchsten Synchronwert, sie hatte das Kampftraining und die einzige wirkliche Berechtigung hierher zu gehören.   ---   Misato und dieser kleiner Spinner mochten zwar denken, dass sie ihren Augen entgangen waren, aber sie hielten sie insgesamt für wesentlich dümmer, als sie wirklich war – Keiner von diesen Idioten wusste ihre Fähigkeiten wirklich zu schätzen. Denen würde sie es zeigen, denen würde sie es noch früh genug zeigen, bis sie angekrochen kamen, um sie um ihre unersetzlichen Fähigkeiten zu bitten… Es war doch klar, dass es zwischen ihnen einen Unterschied gab, wie Tag und nach. Misato und dieser kleine Spinner mochten zwar denken, dass sie ihren Augen entgangen waren, doch sie waren vom Komfort ihres eigenen Heims einlullen lassen, und hatten ihre Wachsamkeit auf der Couch liegen lassen, sodass sie sie nicht bemerkt hatten – Captain Shikinami selbst würde das freilich niemals geschehen; Für sie war dieses Haus nie etwas anderes gewesen als ein Schlachtfeld, und niemals würde ein trainierter Millitär seine Aufmerksamkeit auf einem Schlachtfeld vernachlässigen. Sie sahen sie nicht, aber Asuka sah sie, auch, wenn sie alles andere als erpicht darauf gewesen war: Misato, wie sie einen Arm um das Third Child legte, und ihn zu seinen Zimmer geleitete; Das Third Child, ein grässlicher, blasser Anblick, offensichtlich noch bebend von einer Art Gefühlsausbruch, das war so eindeutig, wie man einer warmen Pistole anmerkte dass sie abgefeuert worden war, so unfähig war er, seinen Mann zu stehen, und seine Schwäche zu verstellen. Doch die größte Beleidigung war, wie er sich trotz anfänglichen Zögern letzlich überhaupt nicht genierte, sich von Misato stützen zu lassen, deren Stimme und Gesten in ein deutliches, universal-menschliches Muster fielen, dass selbst dann vollkommen unmissverständlich gewesen wäre, wenn die zwei irgendeine fremde Sprache gesprochen hätten statt klares Japanisch. „Shin-chan? Was machst du hier? Ist alles in Ordnung?“ Das fürsorgliche zuwenden ihres Gesichts, diese unauslüschbare Spur von Barmherzigkeit in ihrer Stimme… „M-Misato-san! Ich… ich hab nur diese Schüsseln abgespült, weil-“ „Komm.“ …diese Festigkeit, und diese dreckige Illusion von Sicherheit, die diese mit sich führte… Die unverwechselbare Wärme in ihren Augen, die trotz aller irrungen und Fehler den trügerischen Anschein vermittelte, dass sie nie etwas anderes wollen könnte, als das Beste für diesen Jungen… „Es ist schon spät, und du hast Morgen nicht nur Schule, sondern auch einen Synchrontest….“ („Asuka? Warum hast du das gemacht? Das war ein Geschenk von deiner neuen Mama. Hat es dir etwa nicht gefallen?“ Wäre das dämliche Third Child in dieser Situation gewesen, hätte er sich zweifellos an dieses dumme Stofftier geklammert, wie er sich jetzt an Misato klammerte, in all seiner hilflosen Erbärmlichkeit. Sie kannte diesen verdamten Gesichtsausdruck, den diese schlampe da trug, sie sah ihn bei weiten nicht zum ersten mal- („Bitte, hör nicht aus meine Mama zu sein! Ich werde auch brav  sein! Bitte, bitte-“) -dieses selbe Lächeln, mütterliche Fürsorge, oder was auch immer es darstellen sollte, verdreht zu einer widernatürlichen Perversion dessen, was es einst sein sollte, gerichtet an eine kalte Puppe, die ihr Grinsen reflektierte, ganz, wie dieser dumme kleine Junge sich auf Misato einließ- („Meine geliebte Asuka-chan…“) -dasselbe, widerliche Gegrinns, oder zumindest eine halbherzige, leidenschaftslose Immitation davon, aufgesetzt, während sie ihr diesen dämlichen Stoffaffen überreichte, und auf eiinmal sah sie aus wie diese andere Frau, mit ihrer anderen Puppe, und sie konnte fast schon die selben Worte aus ihrem Gesicht quellen hören- („…komm mit mir…“) -sie hatte es von Anfang an gewagt, diese arrogante, herrablassende Ziege, sie so anzugrienen, wie sie schon viele angegrient hatten, sich anzumaßen, dass sie für sie mal eben das Mütterchen spielen konnte, dass sie sowas brauchen würde, diese hohle, falsche, aufgesetzte, altbekannte Fratze, diesesmal verpackt in eine NERV-Uniform, und nicht anders als diese andere, falsche Frau vor ihr hatte sie sich nie die Mühe gemacht, sie richtig kennenzulernen, war nichts, als ein weiteres paar Lippen, und das selbe Verderben- („…in den Himmel…!“) Und sie konnte sich nur zu gut vorstellen, dass dieses rückgradlose Papasöhnchen und dieses robotische mechanische Aufziehpüppchen ohne mit der Wimper zu zucken ja sagen würden, nur, um sich die Illusion zu verschaffen, dass sich irgendwer einen feuchten Dreck um sie scherte… auch wenn sie nicht grinste, war dieses First Child auch so etwas, sie spürte es tief in der Seele, hatte es schon das erste Mal erkannt, dieser kurze, utilitarostische Haarschnitt, diese sklavische Hingabe zu ihrer Arbeit, sie war nicht anders, kein bisschen anders als diese Frau- als die neue Flamme ihres Vaters – nicht anders als Misato, und das schlimmste war, was immer sie mit dem Papakind gemacht hatte, hatte sie auch mit Asuka selbst vorgehabt-) Gegen Ende des letzten  Satzes unternahm sie bereits bewusste Anstrengungen, nicht mehr hinzuhören. Hätte es nicht die noch so winzige Möglichkeit gegeben, dass die zwei sie bemerken könnten, hättet sie sich schlichtweg die Ohren zugehalten. Sie wollte das nicht sehen müssen, all diese Schwäche, dieses Häufchen Mensch, dieser laufende Kadaver, der mehr schlecht als recht durch die Existenz stolperte-  Es widerte sie an! Warum musste sie das sehen? Schämte er sich denn nicht? Warum musste sie das sehen? Schämte er sich denn nicht? Warum musste sie das sehen? Schämte er sich denn nicht? WARUM MUSSTE SIE DAS SEHEN?! SCHÄMTE ER SICH DEN NICHT?! Sie hielt es nicht aus. Der bloße Gedanke ließ sie beben, schlug auf ihren Kopf wie auf einen Gong und ließ ihren Magen beinahe wieder die Eiscreme abstoßen, über die sie sich eben fast noch gefreut hatte – Es gab Momente, da konnte sie diese beiden wie Flöhe abtun, ohne sich ihretwegen sorgen machen zu müssen, es gab Momente, in denen sie sich um diese Beiden herum fast schon entspannen konnte (aber nur fast) und an ihrer Gesellshaft tatsächlich hie und da etwas gutes finden konnte, es gab Momente, da freute sie sich selbst über diesen dämlichen Pinguin, aber wenn sie sich dazu herrabließ, folgte unweigerlich früher oder später eine Welle von Ekel, purer Ekel, eine Emotion, die der Vermeidung der Kontaminierung des Individuums diente, die letzlich in der Urangst begründet lag, zusammen mit anderen ‚kontaminierten‘ ausgelöscht zu werden. Warum musste sie ihn sehen? Schämte er sich denn nicht? Hatte er kein Fünkchen Selberhaltungstrieb in sich, dieser gutgläubige Lemming, dieses unterordnende Schaaf… Dieser abhängige Symbiont, dieser wuchernde Parasit… Schämte er sich denn nicht? Schämte er sich nicht…? Und diesem Schwächling, diesem eingebüchsten Stück Seele verdankte sie seid fast zwei Wochen ihr Leben, in jeder wachen Sekunde, jedem Augenblick, in den sie seine Schwäche erdulden musste, in der er sie daran erinnerte, wie bitter die Smaach war, die sie hatte erdulden müssen… Denn so schwach er auch sein mochte, sie war in der Nachrungskette noch weit unter ihm, sie war der Symbiont des Symbionts, der Virus eines Virus, die Existenz die nur lebte, weil er sie aus dem Vulkan gefischt hatte. Es war nicht auszuhalten! Nein, nein, das konnte nicht sein, sie weigerte sich, dass zu akzeptieren, die Fakten der Realität ließen dass einfach nicht zu – Er war der durch Vetternwirtschaft eingeschleuste Eindringling, sie war die einzigartige Elitesoldatin… Das ganze musste ein blöder, wirrer Zufall sein, eine dieser verrückten Dinge, die in dieser ungeordneten, unbalancierten Welt manchmal eben geschahen, zweifellos eine einmalige Sache, ein mieser Zustand, den sie mit ihren eigenen Händen korrigieren könnte, und auch korrigieren würde, sobald sie die Chance bekam, sobald man sie nur ließ. Kein Grund, sich davon so treffen zu lassen. Was sollte das überhaupt? Verständnislos zwang sie ihre Atmung in den Normalzustand. Die Antwort war vielleicht der Kalender, das Datum, oder vielmehr das Datum 26 Tage zuvor, und der unerfreuliche biologische Prozess, der sich damals das letzte mal ereignet hatte. Es gab für das alles eine logische Erklärung, es war nicht so, als ob dies ein anzeichen von Schwäche wäre, zumindest keine, die sie nicht vermeiden könnte. Oh, wie sie das hasste! Kaum zu glauben, dass sie ihre Menarche zu irgendeinem Zeitpunkt einmal herbeigesehnt hatte, sie dachte sich, wenn sie erst mal eine „richtige Frau“ wäre, wäre endlich eine Linie erreicht, an der sie in die Sphäre der Erwachsenen aufgenommen sein würde, sie hoffte, dass die funktionstüchtigen Eierstöcke die Entwicklungen gewisser Rundungen und andere Wundersame Veränderungen mit sich bringen würde, dass die paar Unnannehmlichkeiten es Wert sein würden, endlich so behandelt zu werden, wie sie es sich immer gewünscht hatte, aber nichts davon war eingetreten – Statt dessen musste sie jetzt diese schrecklichen Zustände aushalten, ohne irgendwas gutes dafür zu bekommen, musste Haare rasieren, sich mit Deodorant einsprühen, Pickel versorgen und sich von der Hoffnung verabschieden, einestages Körbchengröße D zu tragen, und es machte überhaupt nichts mehr Sinn, statt attraktiv und erwachsen fühlte sie sich schmutzig und verwirrt, und statt ihre Avancen endlich ernst zu nehmen, hatte Kaji sie derzeit wegen unschöner Krämpfe, allgemeiner Abgeschlagenheit und als Spitze der Entwürdigung einem aufgeblähten Gefühl mit Medizin und Wärmflaschen versorgen müssen, und ohne die männertypische Abneigung für dieses Thema ganz verbergen zu können versichert, dass er sein „großes Mädchen“ schon noch wieder hin kriegen würde, wie einer dieser hilflosen Seifenopernväter. Asuka konnte nur ahnen, wie erbärmlich sie ausgesehen haben musste – Das Schlimmste war, als er dann begonnen hatte darüber zu sinnieren, wie viel besser es sein würde, an seiner Stelle eine Frau hier zu haben, wie ihre Stiefmutter (Asuka konnte ihn glücklicherweise davon abhalten, sie anzurufen, und von selbst tauchte sie auch nicht auf, fragte nicht nach, bekam wohl nichteinmal mit, dass die einzige Pilotin der dritten Außenstelle „physiologisch bedingt“ außer Gefecht war, und betrog sie so um diese wichtige Erfahrung, die nur eine Mutter und eine Tochter zusammen haben konnten), oder ‚Asukas vorherige Zuständige‘, von der sie damals noch nicht gewusst hatte, das Kaji sie persönlich kannte, und sie musste daran zurückdenken, wie sich Misato Monate zuvor, als das Second Child begonnen hatte, eindeutige Anzeichen der beginnenden Reife zu zeigen, in den Kopf gesetzt hatte, mit ihr über Bienchen und Blümchen zu reden (Als ob Asuka nicht schon lange gewusst hätte, wozu alle Löcher gut waren), und vorbereitungsweise eine Ladung Tampons gekauft hatte, die später auch zum Einsatz gekommen waren, weil sie sich zum entsprechenden Zeitpunkt zu grässlich gefühlt hatte, um sich darum zu kümmern, wo sie hergekommen waren. „Mach dir keine Sorgen.“ Hatte sie gesagt, „…es ist ganz normal, dass du die Veränderungen an deinem Körper etwas verunsichernd finden könntest, dass ging allen einmal so.“ und natürlich hatte sie diese Vorstellung energisch verneint, hatte sie die Pubertät damals noch als einen völlig kosmetischen Wechsel gesehen, der ihre äußere Form dem angleichen würde, was sie im Inneren schon lange zu sein glaubte: Eine Erwachsene. Sie brauchte diesen Körper, den Körper einer Frau, den Körper, der endlich diesen frustrierenden Zustand enden lassen würde, dass keiner sie als das sah, was sie wirklich war… Also wieso fürchtete sie sich dann tatsächlich davor? Wieso hatte sie jedes bisschen von dem gehasst, was mit ihr passiert war, was dass mit ihr machte, Neigungen, die aus irgendwelchen urtümlichen Tiefen kamen, und allem widersprachen, was Asuka über sich zu wissen glaubte – Wenn das so weiterging, könnte sie noch anfangen, das Third Child zu begehren, dass sie eigentlich verabscheuen sollte, mit dem sie nichts zu tun haben wollte, ihn aber trotzdem brauchte… um sie aus Vulkanen zu ziehen, um an ihrer Seite zu kämpfen, um ihr Eiscremekugeln zu reichen, um diese ganze blöde Wohnung in Schuss zu halten, und um die Einsamkeit kurzfristig zu lindern, wenn ihr danach sein sollte. Und sowohl er als auch ihre Kurven waren nicht das einzige, zu dem sie solch eine endlos paradoxe Beziehung hatte… in ihrem Zimmer lag diese verachtenswerte Puppe, an die sie sich des nachts klammerte, all ihre spezielle, elitäre, ausgewählte Ausbildung, auf die sie so stolz war, gab ihr beizeiten das Gefühl, etwas artifizielles, ‚hergestelltes‘ zu sein, ganz wie das Püppi des Commanders, dass sie so verabscheute, ja, selbst der Evangelion, auf den sie all ihre Hoffnungen gründete, war eine dieser Puppen, die es ihr kalt über den Rücken laufen ließen. Oh, wie sie das alles hasste! Sie hielt es nicht aus! Es war alles einfach nur widerlich… Aber es half alles nichts, so sehr Ekel und Ablehnung sich auch in ihr aufwölbten. Augen zu und durch. „Ikuhayo, Asuka!“ Sie begab sich ins Badezimmer, um dort den unliebsamen Prozess fertig zu bringen, damit sie es hinter sich hatte – als sie wider erwarten keinen roten Fleck im Höschen antraf, hoffte sie zunächst, dass sie vielleicht doch noch ein Weilchen verschont bleiben würde, doch nachdem sie die Geschäfte verrichtet hatte, die man vorm Schlafengehen eben zu verrichtet hatte, traf sie am Klopapier klebend dieses hellrote Zeug, dass dem richtigen, dunklen Blut bisweilen einen halben Tag vorrausging, zusammen mit ein paar dieser widerlichen Gewebefetzten oder was auch immer das immer darstellen sollte, und am liebtsten hätte sie in ihrer Hilflosigkeit geschrien, getreten und mit den Fäusten um sich geschlagen, nichtschonwieder, nichtschonwieder, warumwarumwarum, und es stank, und es juckte, weil sie sich mal wieder rasieren müsste, und es war alles so schrecklich und wiederlich, und sie konnte nicht glauben, dass das jetzt ihr Leben sein sollte bis sie alt und runzlig und sowieso schon alles vorbei war, undsiehattesovielhassinsichdernichthinauskonnteundfastschonphysischwehtatundsievoninnenaufzufressendrohteweilsieeinfachnichtdiestärkehatteeslängerallesinsichreinzufressen und sie hielt das alles einfach nicht mehr aus, was für eine wandelnde, faulige Leiche sie war, was für ein absurder Primat, was für ein rotarschiger Pavian und sie wollte nur noch, das alles endlich aufhörte… In diesem wirren, rasenden Chaos, das von ihrem Körper und ihrer Psyche besitzergriffen hatte, trieb dann aber letzlich ein kohärenter Gedanke an die Oberfläche: Der Dreh- und Angelpunkt dieser widersprüchlichen Gefühle, der Hauptunterschied zwischen ihrem idealen Szenario aus ihrer Kindheit und dem, was tatsächlich passiert war, war die Anwesenheit eines einzigen Jungen: Das Third Child. Genau, dass machte Sinn. Das lag alles an ihm. Das hier, dieses ganze Wirrwar von Gedanken und Gefühlen, die sich weigerten, Sinn zu machen, war nichts als eine vorrübergehende Verwirrung, die davon herrührte, dass sie in seiner Schuld stand. Es war nicht überraschend, dass eine Kämpferin wie sie einen sportlichen Sinn für Ehre haben würde – Ja, so machte es Sinn, so passte alles zusammen. Wenn sie sich jetzt beruhigte, diesen blöden Tampon reinstopfte, und ihm ihre Schuld zurückzahlte, würde alles wieder gut werden, alles wieder Sinn machen, dass war ein Ziel, auf das sie hinarbeiten konnte. Außen hatte sich die Sonne bereits gesenkt – Und Asuka schwor, bevor sie das wieder tat, würde sie ihre Schuld beglichen haben, losgelöst sein von diesem dummen Jungen, und dann konnte sie sich endlich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig war – Ihre grandiose Karriere als Retterin der Welt – Noch war nichts entschieden, dieser Krieg hatte geraderst begonnen. Sie würde sich revanchieren, so sicher, wie die Flüsse das Meer erreichen.   ---   Nach dem Second Impact hatte es in Japan nur noch höchst selten so etwas wie einen angenehm kühlen Tag gegeben, aber in den letzten Tagen wurde Tokyo-3 von einer besonders heftigen Hitzewelle heimgesucht, die die Einwohnern der Festungstadt erbarmungslos an ihren Schmelzpunkt brachte – Das Dr. Akagis kleine Pillen-Magie ihre Arbeit getan hatte, und er das erste mal seid langer Zeit eine traumlose Nacht ohne die Heimsuchungen der Zukunft verbracht hatte, blieb für Shinji beinahe schon komplett unbemerkt und ungefeiert – Er war trotzdem mit Schweiß bedeckt, als er erwachte, und es war immer noch nicht sein Wecker, der ihn tatsächlich ins Bewusstsein zurück holte. Er musste sie nicht direkt vor sich sehen, um das Gewicht der Wahrheit zu spüren, und jeglicher Unterschied, der dennoch bestanden haben könnte, wurde von der gnadenlos niederbrennenden, erdrückenden Hitze mehr als nur kompensiert, die Shinji wohl auch ohne den Einfluss einer drohenden Apokalypsde hätte daran zweifeln lassen, inwiefern es sich überhaupt lohnte, sich an so einem Tag zu zwingen – es war die Art von Hitze, die die die ferne verflimmern ließ, und lederlei schmelzanfällige Lebensmittel – und selbst solche, denen man keine direkte Schmelzfähigkeit zugetraut hätte – zu brei verarbeitet hatte, bevor man sie überhaupt ausgepackt hatte, ja, sie selbst in den dunklen Vorratsschränken schon schmelzen ließ, und jene unglücksselige Bewohner der Stadt, die nicht gerade neben einem Ventilator saßen, in ein Limbo zwischen dem Schlaf, den diese unangenehme Hitze praktisch unmöglich machte, und der antriebslosen Ermattung, mit der das menschliche Hirn bisweilen auf solche Wetterverhältnisse reagierte, wenn es nicht direkt zu einer Pfütze schmolz, und einem zu den Ohren heraustropfte. Für Shinji Ikari, der schon bei normaler Betriebstemperatur nicht gerade eine gespannte Feder voll mit Tadendrang und Energie war, war das nur die Fortsetzung einer Reihe von grässlichen, ziellosen Tagen, die er mehr als alles andere wie ein Zombie durchwatet hatte. Auch, wenn es ihm unwahrscheinlich vorkam, dass das jetzt bis zum wortwörtlichen Einbruch der Apokalypse weitergehen sollte, aber wie es zu einem Abbruch dieser Verzweiflungs-Strähne  kommen sollte, das konnte sich Shinji nicht vorstellen, wie konnte er weiter vorranschreiten und ganz normal sein alltägliches Dasein fristen, wenn er wusste, dass alles und jederum ihn herum verdammt war, und das er darin eine zentrale Rolle spielte. Aber was sollte er sonst tun? Es war nicht, als ob er alledem irgendwie entfliehen könnte – Das das keinen Sinn hatte, hatte er mittlerweile begriffen. Alsdo zwang er sich aller Hitze zum Trotz aus seinem Bett, und schleppte sich aus dem Wohnzimmer, nach dem er sich aus seinen verschwitzten Klamotten geschält und eine am gestrigen Tage bereitgelegte, saubere Uniform eingepackt hatte, die er am liebsten eigentlich gleich wieder abgeworfen hätte. Auch, wenn er gestern erst das letzte Mal unter dem kühlen Nass war, und ihn spätestens vor dem Synchrontest heute Mittag die nächste gründliche Waschpartie erwartete, reichten die Hitze allein und dieses matte, un-präsentable Gefühl, mit dem ihm eine ganze Nacht davon zurückließ, um ihn ernsthaft darüber nachdenken zu lassen, ob das verlagern seiner täglichen Dusche auf den frühen Morgen sich nicht doch lohnen würde, ganz gleich, zu welchen grauenvollen Zeiten er dazu aufstehen müsste – sicher, wenn er sich beeilte, würde er es vermutlich noch vor Asuka ins Badezimmer schaffen, aber damit würde er sich nur ihren Zorn und ihr ungeduldiges Klopfen an der Tür einhandeln, (Sie betrachtete den Raum als ihr persönliches Eigentum, besonders zu dieser Tageszeit) und er spürte schon bei der Möglichkeit einer solchen Hetze seinen Flucht-Reflex klingeln – Letzlich reichte die Macht der Peniblen-Reinlichkeits-Neurose nicht im Entferntesten an die der Zorn-des-Second-Child-Vermeidungs-Neurose heran, deren langer Schatten ausreichte, um selbst beim kurzen Morgen-Ritual aus kaltem Wasser, Zahnbürste, Mundwasser, Deo und kurzer Bearbeitung mit einem Kamm für maximale Zügigkeit zu garantieren – Erstere Komponente sorgte zumindest für eine tempörare Abkühlung, legte dann aber auch eine weitere ernüchternde Wahrheit offen, die Shinjis pessimistische Einschätzung des bisherigen Tages in das Niveau fast schon lächerlicherTragikomik herabgleiten ließen – spätestens beim letzten prüfenden Blick in den Spiegel konnte er nicht mehr leugnen, dass das da auf seiner Stirn kein verirrtes Fitzelchen Zahnpaste oder sonst irgendwas war, sondern ein vollentwickeltes Prachtexemplar eines Pickels war. Die paar Zentimeter mehr forderten wohl endlich ihren eitrigen Preis. Er schob ein paar Haarsträhnen zur Seite, um sich der  Unreinheit etwas näher zu besehen, und bereute es augenblicklich. Wiedermal durchlief er den vertrauten Gedankengang, dass er sein Gesicht einfach nicht sehen wollte, und noch weniger wollte, dass sonst irgendjemand es zu sehen bekam, woran ihn der derzeitige hormonverseuchte Anblick seiner Visage mehr erinnerte, als das er die Situation noch merklich schlimmer machen können hätte. Zugegebenermaßen hatte der bisherige Verlauf seiner Pubertät zumindest seine Gesichtshaut relativ intakt gelassen, aber da er gerade in der heißesten Phase ebendieser steckte, war das eine oder andere bisschen Akne wohl unvermeidbar gewesen – dennoch, wenn sich die Tendenz der letzten Tage so fortsetzen sollte, würde er ernsthaft darüber nachdenken müssen, das Haus nur noch mit einer Papiertüte über dem Kopf zu verlassen. Doch da diese Option nicht wirklich zur Verfügung stand, entschied er sich dafür, seine Haare so zu arrangieren, dass sie das Ungetüm so weit wie möglich verbergen würden, ohne selbst zu sehr aufzufallen, was bei diesem regelrechten Visagen-Vesuv nicht gerade einfach war, wobei er nicht umhinn kam, sich zu fragen, was dieses ganze alberne Spektakel überhaupt noch sollte. Vielleicht hatte er es einfach mit der Tatsache zu tun, dass die meisten Aktivitäten absurd und bedeutungslos wirkten, wenn man sie statt X in dem Satz „Die Apokalypse steht vor der Tür, und ich stehe hier und mache X.“ einsetzt – so ein prophezeiter Weltuntergang ließ sich nicht so leicht beeindrucken, erst recht nicht von einem blind durch die Welt stolpernden Herranwachsenden. Wiedereinmal fragte er sich, ob dass nicht alles ein einziger bizarrer Witz des Universums war, der niemanden übrig lassen würde, der darüber lachen können würde. Und wiedereinmal zwang er sich weiter seinen weg entlang. Nicht weglaufen. Gewinnen. Gegenwart. Manchmal war es wirklich nur eine schlale Liste mit Stichpunkten, und nichts mehr.   Als er aber den Weg zurück in den Ess- und Kochbereich des Katsuragi-Appartments antrat, stellte er fest, das er dort nicht der erste war – er wurde erwartet von einer Gestalt, die er zunächst mangels Licht (bis dahin war ihm nicht bewusst gewesen, dass er sich hier mitlerweile zumindest für kurze Wechsel zwischen den Räumen auch zurecht fand, ohne jedesmal das Licht einschalten zu müssen) und großen Geräuschen übersehen hatte, und sie erst bemerkte, als er die Lampen einschaltete, um mit seinen morgentlichen Haushaltspflichten zu beginnen, und als Antwort ein paar undefinierte, aber merklich müde Laute bekam. Sie hing, noch in einer sehr …blick-un-dichten Kombination aus einer minimalen kurzen hose uns einem nicht besonders zuverlässig sitzenden Unterhemd, mehr über dem Tisch, als sie daran saß, und hielt sich die kühle, mit Perlen aus Kondenswasser bedeckte Oberfläche einer halbleeren Bierdose an die Stirn, während ein paar weitere davon um sie herum lagen, offensichtlich schon vor langem ausgeleert, weil sie wenn noch irgendwas in ihnen verblieben wäre, vermutlich ausgelaufen wären und die Tischplatte mit einer klebrigen Schicht überzogen hätten, von denen Shinji schon die eine oder andere davon hatte herunterschrubben müssen, all das garniert mit den langen, umgekämmten dunklen Haaren der verantwortlichen Person, die ihren Kopf mittlerweile leicht angehoben hatte, um das Third Child diffus anzusehen. Er wollte nicht in dieser Situation sein oder sie so sehen müssen, und die Art, wie ihre nicht gerade kompakten Brüste bei dieser ganzen Veranstaltung unweigerlich an die Tischplatte gedrückt worden waren, trieb ihm die Schamesröte ins Gesicht, aber ob wohl er sich nicht sicher war, wie weit sich ihr offensichtlicher Rauschzustand auf ihre derzeitigen kognitiven Fähigkeiten ausgewirkt hatte, entschied sich Shinji, sich zunächst einmal an den Pfad der Höflichkeit zu halten. „Uhm… Guten Morgen, Misato-san… Du bist heute… ungewöhnlich früh auf…“ „Heiiiß….“ Bot diese nur als Erklärung an und fächelte sich mit der freien Hand etwas Luft zu, während sie einen großzügigen Schluck aus ihrer Bierdose nahm, vielleicht, um anzudeuten, dass sie diese stattliche Menge an Gestensaft zum Zwecke der Abkühlung konsumiert hatte. Es gab eine ganze Menge Dinge, die an diesem Anblick nicht richtig waren, doch der anfängliche Schock fiel schon kurz nach dem er sie „entdeckt“ hatte dem Gewöhnungseffekt zum Opfer, so dass er bis zu diesem Zeitpunkt tatsächlich so etwas wie ein entferntes Lächeln fertig brachte, vielleicht der erste Lichtblick heute, zweifelhaft, wie er sein mochte – wenigstens war er nicht der einzige, dem die Hitze zu schaffen machte. Und siehe da, ungeachtet der kosmischen Sauna da draußen machte Misato dann doch einen halbherzigen Versuch, etwas präsentabler zu wirken und sich gerader hinzusetzen, auch, wenn das den jugendgefährenden Anblick, den sie ihrem minderjährigen Schutzbefohlenen da zur Schau stellte, angesichts der Position ihrer knapp bekleideten Schenkel nicht wirklich abmilderte. Der primäre Zweck dieser Geste war  ohnehin vermutlich der umgekehrte, nämlich der Besitzerin des Appartments einen besseren Blickwinkel auf den merklich unbeholfen wirkenden EVA-Piloten zu bekommen. „Guten Morgen, Shin-chan!“ gab sie dann von sich, nach dem sie sich ungeachtet der Auswirkungen auf den Sitz ihrer minimalen Bekleidung gepflegt durchgesteckt und herzhaft gegähnt hatte, was allein wohl gereicht hatte, um einen Großteil der hitzebedingten Schlappheit zumindest kurzfristig zu überwinden. Dann aber schien sich ihre bis jetzt recht…verstreute Aufmerksamkeit unglücklicherweise genau dort zu konzentrieren, wo Shinji sie am allerwenigsten haben wollte. „Uhm, sag mal, Shin-chan, nichts für ungut, aber ist dir aufgefallen, dass du da einen gigantischen Pickel auf der Stirn hast?“ Autsch. Das Adjektiv wäre nun wirklich nicht nötig gewesen. Dennoch war Shinji schon bald darauf gezwungen, sich einzugestehen, dass er Misatos Reaktion an dieser Stelle doch deutlich verkannt hatte – statt ihn weiter damit aufzuziehen, stand sie erstaunlich bestimmt und zielgerichtet auf und rief in übertriebenem English, bei dessen Ausprache sie sich nicht einmal Mühe zu geben schien, so etwas wie „Supah-Vormund to ze reskyuu!“, was wieder eines dieser kleinen, unscheinbaren Dinge waren, die irgendetwas in diesem großen, sich erstreckendem Gewölbe aus Gedanken und unerkenntlichen Halb-Erinnerungen in dieser undefinierten Ecke seines Hinterkopf, in der all das noch nicht sein sollte, in Bewegung versetzte wie ein Windhauch, der mit einem Laubhaufen spielte. („Yuu are numba wan!“) Das lenkte ihn etwa so lange ab, wie Misato brauchte, um sich davonzumachen, andernfalls hätte er wohl versucht sie davon abzuhalten, in dieser Verfassung wahllos durch die Gegend zu laufen, aber ihre ausgelassene Persönlichkeit ließ ihre Alkoholtoleranz wohl etwas niedriger wirken, als sie wirklich war – So oder so fand sie den Weg zumKühlschrank erstaunlich schnell, was sie dort aber gesucht hatte (wider erwarten doch kein neues Bier), erschloss sich ihm erst, als sie – nach recht kurzer Zeit – wieder hervorkam und ihrem Schützling, bei dem sich eine Art instinktive Fluchtreaktion einstellte, schnurstracks hinterherstürzte. Er untertnahm ein Ausweichmanöver, das wohl so manchen Engel erfolgreich abgewimmelt hatte, nicht aber gewisse sturzbesoffene, leicht bekleidete NERV-Mitarbeiterinnen, von deren starken Armen er sich ohne den physik-verhöhnenden Leistungsoutput eines Evangelions so schnell nicht mehr los reißen konnte, sobald sie ihn erst einmal gepackt hatte – Der Gedanke, dass die meisten Frauen, mit denen er regelmäßig zu tun hatte, militärtische Ausbildungen durchlaufen hatten war ihm (aus zugegebenermaßen Freud-tastischen Gründen) bis zum heutigen Tage nicht so ganz geheuer – und seine unmittelbare, recht heftige Reaktion auf die Nähe ihrer Arme machte es auch nicht besser, vermochte aber ihren trunkenen Starrsinn nicht zu beeindrucken, so dass das bizarre Rodeo erst zu einem Ende kam, als das Third Child etwas angenehm kühles auf seiner Stirn spürte, was ihn mehr aus Überraschung als aus Verständnis inne halten ließ – Das wiederum verstand Misato so, dass sie bekommen hatte, was sie wollte, und als Erklärung für das ganze Spektakel präsentierte sie ihm schließlich grinsend eine Art medizinisch aussehende Creme-Tube. „Ist so ne Zinksalbe aus der Apotheke.“ Erklärte sie knapp, mit dem Finger vor ihm her fuchtelnd, mit der sie fragliche Substanz auf sein Gesicht aufgetragen hatte. „Das sieht zwar aus, als hättest du Zahnpasta im Gesicht, aber glaub‘ mir, es hilft!“ Aber ganz so schnell beendete Captain Katsuragi ihren Angriff auch wieder nicht – Nein, der hatte gerade erst angefangen. Ungeachtet der noch in ihrer Hand befindlichen Chremetube schlang sie ihre Arme fester um den überrumpelten Jungen, wobei sie ihren Körper von hinten an den seinen schmiegete, ja, sich dazu hinreißen ließ, ihren Kopf mitsamt der daran befestigten Wellen aus langem, dunklem Haar auf seine Schulter zu legen – Zu diesem Zeitpunkt war er zu überwältigt, um noch weiter physischen Widerstand zu leisten, auch wenn diese spontane Lähmung zumindest seine Stimme nicht komplett erfasst hatte – Nicht, dass deren Widerstand besonders energisch gewesen wäre, erstickt wäre eine zu übertriebene Beschreibung gewesen, aber kräftig war sein Protest mit Sicherheit nicht: „M-Misato-san… Was machst du denn da… Lass das, du… du bist betrunken…“                Doch sie ließ sich davon nicht aufhalten und nahm ihren jungen Schützling nur enger in ihre Mangel, wobei sie ihre Hände und Arme auf den Stoff seines Uniformhemds hinunterschweifen ließ – Das ganze war eine unsagbar missliche, unelegante Angelegenheit, dominiert von Misatos einseitiger Überschwänglichkeit und dem Kontrast zwischen ihrer Körperwärme, ihren deutlich spürbaren weiblichen Rundungen und ihrer offensichtlichen Alkoholfahne, und Shinji brauchte jedes bisschen Willenskraft, um gegen seine sich anbahnende Abwehrhaltung durchzusetzten, hatte sich mit seinen Fingern im Stoff seiner Hose festgekrallt, statt sie zu irgend einer Form von Erwiderung zu gebrauchen, sein ganzer Körper war bis zum Anschlag angespannt, seine Haltung etwa so steif wie eine Leiche in den Krallen der Totenstarre – Misatos Berührungen waren viel mehr etwas, von dem er sich mit zusammengebissenen Zähnen und wallungen von Blut und Hitze in seinem Gesicht bewusst zwingen musste, es zu ertragen, als etwas, worauf er sich wirklich aufnahmebereit einlassen würde, und in seiner Scham darüber wendete er sein Gesicht von ihr ab. Trotzdem schaffte en die frühesten Strahlen des Morgens, diesem Moment diese Qualität zu verleihen, die es in den Köpfen der Betrachter einfrieren ließ, als etwas, dass sie für immer behalten und mit sich tragen konnten. „Aber, aber…“ schimpfe Misato halb-spielerisch und unverändert in ihrer Überschwänglichkeit in die Morgenröte hinein, während sie ihn beinahe schon aus Protest etwas fester drückte.  „Darf man seine Mitbewohner heutzutage nicht mehr mit einer freundschaftlichen Umarmung überraschen?“ …Umarmung? Bei diesem ganzen wilden Gehampel so früh am Morgen hatte er es nicht einmal eine einzige Sekunde lang in Betracht gezogen, dass das das Wort sein könnte, mit dem man ihre aktuelle Beschäftigung am treffendsten bezeichnen könnte, doch jetzt, wo sie es ausgesprochen hatte, wie eine Beschwörungsformel eines Dämons, die schon allein durch ihre abstrakte Bedeutung ihren Zweck erfüllte, wurde er sich der Wärme ihres Körpers und der halben Umhüllung, die ihre Arme auf der einen und ihr Oberkörper auf der anderen Seite bildeten um so mehr bewusst – wenn überhaupt bestanden jegliche Änderungen in seiner Reaktion darin, noch stärker rot anzulaufen, und sich aller Strarre zum Trotz doch noch ein Stückchen zusammenzuziehen – Das bloße Konzept einer „Umarmung“ war ihm fremd, eine bloße Aneinanderreihung von Silben, deren Bedeutung er sich intellektuell abtrahierend klarmachen, aber nicht wirklich vorstellen konnte, so, wie man einen Tesserakt mathematisch beschreiben konnte, ein abstraktes Konzept, das er in Einführungszeichen packen oder in Katakanas schreiben müsste, statt zu unrecht zu behaupten, ihm irgendeine Art von Bedeutung zuordnen zu können. Bis jetzt. Die Heftigkeit dessen, was da eben ohne weiteres passiert war, das ein Zeitpunkt, den er sich oft vorgestellt und mir lebens-verändernden Qualitäten bedichtet hatte, nun bereits in der Vergangenheit lag, traf ihm in diesem Augenblick wie ein stumpfer Gegenstand auf den Hinterkopf, unvorhergesehen, unvorbereitet und betäubend. Das hier war- das hier bedeutete… Das war das erste Mal in seinem Leben, dass ihm so etwas wie eine  „Umarmung“ überhaupt zuteil wurde, würdevoll oder nicht, war es also wirklich ein Wunder, dass er soetwas nicht erkannte, wenn es ihm unerwartet zu Teil wurde? Dann fühlte er sich mit einem Mal beschämt über die Feststellung, dass es eigentlich korrekter wäre zu sagen, dass er so etwas noch nicht erlebt hatte, so lange er sich erinnern konnte, wenn er nicht riskieren wollte, diesem diffusen Schatten namens Yui Ikari mit einem pauschalen „niemals“ ein Unrecht zu tun – Und das wollte er sicher nicht, dass war das letzte, was er wollte – Denoch zeigte ihm die Tatsache, dass er sich nachträglich an den abstrakten Gedanken-Platzhalter ihrer Existenz erinnern musste, was für eine schattige, schemenhafte Präsenz sie in seiner Lebensrealität war – Präsent war sie, unterschwellig, an den Rändern kratzend und ziehend, in den Tiefen herumblubbernd, zu sagen, dass sie mehr durch ihre Abwesenheit definiert war, als ihr sein, würde zu weit gehen – Es gab zwei Arten visueller Erinnerung, solche, bei denen sich das Bewusstsein aus abderwertig gespeicherten Eigenschaften und Details ein ganzes rekonstruierte,  (So sah Shinji zum Beispiel seinen alten Lehrer, oder die drei NERV-Computer-Technikerinnen, die ihm und den anderen Children kürzlich die Eiskreme gebracht hatten, oder dieses Mädchen mit den kurzen, leicht rötlich braunen-Haaren, dass in einem der Winkel seines Klassenzimmers ihren Stammplatz hatte), und die Form, bei der man das Gesicht eines geliebten Menschen ohne jegliche Verzögerung sofort auf der Innenseite des Augenlids erscheinen lassen konnte, vom Ursprung her ein Bild, dass nie etwas anderes gewesen war – Und so sah er Misato, so sah er aber auch Yui Ikari, wenn auch nur deshalb, weil diese Erinnerung aus einer Zeit stammte, als das die einzige Art war, auf der er sie hätte behalten können, als es noch nicht so lange her war, das Bilder die universale Münzwährung seiner jungen Seele gewesen waren, an Stelle von Organisationskonstrukten aus Worten, die er heute noch auffächern konnte, um darauf zuzugreifen – Die Bilder waren Bilder, aber sie waren löchrig und unbestimmt, vermutlich teils wegen seines damaligen Alters (und teils, wie er später feststellen sollte, weil er es einfach nicht hatte sehen wollen) aber auch einfach durch grundlegende Eigenschaften solcher Versuche, die Vergangenheit aufzuzeichnen und festzuhalten – Darüber, wie genau Erinnerungen im Gehirn nun physisch festgehalten wurden, rätselten die Gelehrten bis heute noch, doch es war längst klar, dass diese Eiweiße oder Verbindungsmuster war auch immer höchst dynamische Strukturen waren, die mit jeder Benutzung zumindest ein kleines bisschen verändert wurden – Das galt freilich auch für andere vermeintliche Methoden, die Zeit anzuhalten, so wie Magnetspeicher oder Fotographien, nur dass hier findige Ingenieure einen Weg gefunden hatten, den unaufhaltbaren Lauf der Physik zumindest für einen gewissen Zeitraum im Schach zu halten, und die Methoden, die sich die Evolution da ihrerseits ausgedacht hatte, waren ja nicht zu verachten, aber dennoch blieben Erinnerungen etwas, dessen Bedeutung sich durch jede änderung des Blickwinkels, jedes neue Fünkchen Information volkommen umkrempeln konnte, ja, sich beeinflusst durch die aktuell verfügbaren Informationen, und die waren faktisch beliebig manipulierbar – hätte das Third Child all zu angestrengt versucht, das Bild der angeblich tragisch verstorbenen Wissenschaftlerin vor sein geistiges Auge zu rufen, würden sich die Eindrücke, die wirklich original von ihr stammten wohl mit allerlei Ausfüllungs- und Ergänzungsmaterial vermengen, bis sich nicht mehr unterscheiden ließ, was von ihr kam und was nur zu Dingen, Personen und Geschehnissen gehörte, die bei ihr ähnliche Assoziationen weckten, und je klarer das lichtzerfressene Bild werden würde, umso mehr würde sie beginnen, auszusehen wie… wie Misato vermutlich, wenn man nach der Rolle urteilte, die sie mittlerweile eingenommen hatte… und wenn man es so sah, hatte sie ganz recht – Er mochte soetwas zwar nie gekannt haben, aber im Grunde stimmte es doch schon, dass es nur vollkommen normal war, und von den meisten Menschen auf dieser Welt auch so angesehen wurde, dass eine Mutter mal ihren Sohn umarmte, oder eine große Schwester ihren kleinen Bruder. Andererseits gab es einige Details an Misato, die in diese Art von Wahrnehmung nicht ganz hineinpassten, und ihre üppigen Brüste an seinem Rücken waren nicht das einzige, was ihn daran erinnerte, es reichte schon die bloße Präsenz ihrer Uniformjacke über dem Kleiderständer im Flur, ein paar Wände hinter der derzeitigen Position seines Hinterkopfes – Es war alles einfach nur ein einziges, großes Chaos, dem er kein Namensschild aufkleben konnte, bis sie sich letzlich von ihm löste, vielleicht, weil sie registriert hatte, dass es keine Erwiderung oder auch nur Entspannung seinerseits geben würde, auf die es sich lohnte, zu warten. „Määäntsch…“ beklagte sie sich, ihre Enttäuschung offen in den Raum wabern lassend, ohne dass ihr Ton wirklich vorwurfsvoll wurde. „Ich hab ja gehört, dass Jungs in deinem Alter mit den Umarmungen bisweilen so geizig werden, dass sie nicht mal ihre armen alten Mamis an sich ran lassen, aber von dir hätte ich so was nicht erwartet…“ Sie ließ sich wieder auf ihren Stuhl sinken und stützte ihr Gesicht auf ihre ihrerseits auf den Ellenbögen abgestützten Handflächen; Das ganze machte einen etwas ungeschickten Eindruck, zumal ihre Hände große Teile ihres Gesichts verdeckten und das Unterhautfett vielerorts etwas weiter nach oben schoben. „Dabei warst du doch so süß, als du frisch hier eingezogen warst…“ „Uhm, Misato-san, das, äh… ich weiß nicht, wie ich’s sagen soll, aber das war erst vor drei Monaten…“ „Genau das ist es ja! Eine Unverschämtheit von dir, so schnell groß zu werden, was glaubt du, wie alt ich mir da vorkomme? Du warst so ein süßer Fratz, und jetzt müssen wir uns für dich schon eine dieser Anti-Pickel-Waschgels zulegen… Wer weiß, vielleicht sollten wir dir ja vorsorglich gleich ein Rasiermesser besorgen…“ Dass er letzteres demnächst wirklich benötigen würde, wagte Shinji ehrlichgesagt zu bezweifeln, besonders, nachdem er sich bei diesen Gedanken nur halb-willkürlich, aber dennoch etwas gehemmt ans Kinn gefasst hatte, und dort fürs erste nur lächerlich glatte Haut vorgefunden hatte. Vorher müsste er sich überlegen, ob er sich über soetwas wie Bartwuchs überhaupt freuen würde. Einerseits würde er damit bestimmt etwas maskuliner aussehen (Ganz nach dem Geschmack einer gewissen Miss Shikinami, die nach eigenen Angaben ganz kirre nach Kerlen mit Drei-Tage-Bärten war. Shinji fragte sich ehrlichgesagt, was diese Herren, (darunter auch Kaji) eigentlich an den anderen zwei Tagen machten), andererseits gab es die Möglichkeit, dass er damit ein bisschen sehr aussehen würde wie… na ja, wie… Ja. Und der Gedanke daran, was genau er nun davon halten würde, das war eine tiefe Unheilsbüchse, die er gar nicht erst öffnen wollte, und er hatte sowieso noch nicht ganz verarbeitet, was eben gerade passiert war. Als er darauf das Thema wechselte, tat er das mehr, um sich selbst von dieser Fragestellung abzulenken, als um seines durchaus sinnvollen Einwands wegen: „…aber Misato-san… Ist das…“ an dieser Stelle zögerte er damit, ihren offensichtlich stark angetrunkenen Zustand beim Namen zu nennen, und beschließ, es bei einer diffusen Umschreibung zu lassen. „..auch wirklich in Ordnung? Ich meine, musst du heute nicht zur Arbeit?“ „Schon, aber erst heute Nachmittag…“ erklärte Misato, die ihre Arme mittlerweile in die auf den Tisch liegende, verschränkte Position hatte zusammensinken lassen, und ihren Kopf entsprechend darauf gelegt hatte, wie man es zum Beispiel mit einem Kissen tun würde. „Die werden heute Morgen erst mal den ganzen Tag mit dieser Neukalibrierung von EVA 00 beschäftigt sein, damit nachher alles fertig für das Experiment heute Nachmittag ist… Davon versteh ich nix…“ „Sie arbeiten… an Einheit Null?“ Etwas sehr neues war das nicht, der EVA-Prototyp war schon länger das Sorgenkind der Technischen Abteilung, doch keine Erwähnung der blauen humanoid Kampfmaschine konnte von statten gehen, ohne Gedanken an seine Pilotin anzustoßen – Er hatte sie immernoch nicht gesehen, seid er gestern in der Schule kurzzeitig diese fast schon physische Not danach vernommen hatte, sie zu treffen, was eigentlich nichts ungewöhnliches war, zumal er mit ihr eigentlich nur in der Schule und im Nerv-Hauptquartier zusammentraf, und er gestern keinen Grund gehabt hatte, sich zu Letzterem zu begeben, doch dieser Sachverhalt, gemeinsam mit dem Kontrast dazu, dass er zum Beispiel Misato, Asuka oder in etwas geringerem Maße seine Freunde praktisch permanent „zu seiner Verfügung hatte“, machte ihn wieder auf die Distanz aufmerksam, die es zwischen ihm und Ayanami immer noch gab. In den letzten Monaten war diese erheblich zusammengeschmolzen, aber es war nicht viel im Vergleich zu dem, was noch da war, und es stand in den Sternen, ob sie noch weiter schrumpfen würde – Schön wäre es… Die Wärme ihrer Hand, selbst durch zwei wenn auch leicht in Mitleidenschaft gezogene Plugsuits hindurch, gehörte immer noch zu seinen wertvollsten Erinnerungen, nachdem viele andere hinzugekommen waren, die er so bezeichnen konnte. „Sieh an, sieh an, machst du dir etwa Sorgen um Rei?“ Was Misato anbelangte, so war diese kleine Sherzerei nur ein Versuch, zu verbergen, dass sie ihm nicht garantieren konnte, dass EVA 00 nicht wieder durchdrehen würde, ohne ihn anzulügen, oder offen zu legen, wie wenig sie selbst eigentlich über die titanischen Cyborgs wusste, mit denen sie ihn bisweilen persönlich ermunterte, sein junges Leben wegzuwerfen. Entsprechend wenig konnte sie es genießen, als er dann wie auf knopfdruck rot anlief. „So… so ist es nicht… ich meine… Ayanami ist einfach der Typ, um man sich einfach Sorgen machen muss, nicht…? Man will sie einfach beschützen…“ Das wiederum erstaunte Misato dann doch – Ehrlich gesagt wäre es nie im Leben eingefallen, so über das First Child zu denken. Sicher war auch sie eine unglücksselige Kindersoldatin, die Misatos Verantwortung unterstand, und als solche versuchte sie, die Kleine ihren Möglichkeiten und den Limitationen der Situation entsprechend nicht unnötig in Gefahr zu bringen, freute sich, wenn es ihr gut erging, und fand es schrecklich, wenn ihr etwas zustieß, aber auch, wenn das durchaus nur mangelnde Wachsamkeit sein könnte, oder ihre Unfähigkeit, gewisse Dinge zu bemerken war Rei ihr eigentlich nicht als besonders Schutzbedürftig ins Auge gesprungen, vielleicht, weil sie ihr überhaupt nicht ins Auge gesprungen war, vielleicht auch nocht genug. Misato musste zugeben, dass es die Art des stillen Mädchens, alles, was ihre schwere Aufgabe von ihr verlangte, einfach hinzunehmen, sehr leicht machte, sie genauso hinzunehmen, und über alles, was an ihrer Situation falsch war, einfach hinwegzusehen, und das sie selbst sich was das First Child anging, sich vielleicht mehr als nur einmal von dem einfachen statt von dem richtigen Weg hatte locken lassen. Als Shinji aber nun wahrnahm, dass Misato ihn nur mit großen Augen ansah, statt zuzustimmen, als sei es das natürlichste auf dieser Welt, fühlte er sich erheblich in Erklärungsnot gedrängt, da es eine ganze Menge nicht unbedingt ähnliche, verwandte oder auch nur gegensätzliche Eindrücke gab, die er alle nach Möglichkeit vermeiden wollte. „A-Also, versteh das nicht falsch! Ich… ich halte mich auf keinen Fall für einen Ritter in strahlender Rüstung, der irgendwelche Jungfrauen in Nöten retten muss – wenn ich etwas weiß, dann dann das – Schon als ich Ayanami zum ersten Mal gesehen habe, war mir sofort klar, dass sie sehr, sehr viel stärker ist, als ich es je sein könnnte- Aber… ich weiß, das klingt konfus, aber manchmal hat sie auch Momente, wo sie sehr schwach ist… ich schätze, wir alle haben das, aber Ayanami  ist… besonders zerbrechlich.Und damit meine ich nicht nur ihre Gesundheit… Ayanami, sie… sie beklagt sich nie. Sie fragt nie nach mehr. Sie tut immer das, was getan werden muss, egal, wie furchterregend es ist, oder wie schmerzhaft…“ Der Zusatz ‚anders als ich‘ hing an dieser Stelle ziemlich schwer im Raum, und war offensichtlich auf den Gesichtszügen des Third Child. „Wenn du ihr das sagen würdest, würde sie dir vermutlich sagen, dass sie einfach nur ihre selbstverständliche Arbeit macht…Sie denkst immer zuallererst an alle anderen, und nie an sich selbst, obwohl sie immer bereit ist, alles zu geben, egal, ob sie dabei verletzt wird, oder einen empfindlichen Körper hat… Sie… sie scheint nur das allernötigste von dem zu haben, was sie braucht…  – Und gerade weil sie so schwach ist, ist es um so beeindruckender, dass sie es trotzdem schafft, so stark zu sein…“Die Ehrfurcht und Bewunderung waren zögerlich ausgedrückt, aber unweigerlich vorhanden. „..Aber weißt du, wenn ich sie sehe dann… dann bekomme ich auch das Gefühl, das sogar so jemand wie ich stark sein kann…  dass ich das eigentlich auch irgendwie können müsste, wenn selbst sie das schafft, trotz allem… und gleichzeitig… weil sie immer so stark ist… wünsche ich mir manchmal, dass sie jemand mal… auffangen würde, dass sie mal… eine Verschnaufpause haben könnte, dass auch mal jemand… an sie denken würde… Manchmal habe ich den Eindruck dass... dass sie überhaupt niemand zu schätzen weiß. Das… dass sie überhaupt niemand vermissen würde, wenn sie einfach verschwinden würde…. Es ist, als ob sie allen egal wäre, als ob sich niemand die Mühe machen würde, sie wirklich kennen zu lernen… Niemand weiß irgendetwas von ihr. Niemand aus unserer Klasse… Nicht Ritsuko-san, Hyuuga-san oder die anderen Leute aus NERV… noch nicht einmal du, Misato-san. Wie sie lebt… Was sie denkt oder fühlt… Was sie mag oder was sie nicht mag, welches Essen, welche Farben… Ayanami geht gerne Schwimmen, wusstest du das? Obwohl sie immer nur ihre Uniform trägt, und von der Schule her einen Uniform-Schwimmanzug hat, hat sie einen anderen, ganz eigenen Schwimmanzug, wusstest du das? Und sie ließt auch gerne Bücher, wusstest du das? Sie hat immer welche dabei, und auch in ihrer Wohnung… sie ließt sogar manchmal die englischen Originale, um… die ursprüngliche Wortwahl des Künstlers zu haben, schätze ich… Sie muss ziemlich gut darin sein, schätze ich… ich mache in der Schule ebenfalls Englisch, aber ich glaube nicht, dass es mir reichen würde, um so ein ganzen kompliziertes Buch durchzulesen… Und sie liest ziemlich oft komplizierte Bücher überviele komplizierte Sachen. Aber ich weiß noch… Damals, als sie im Krankenhaus auf mich gewartet hat da… Da hatte sie so ein Buch mit… Fabeln, wie man sie einem kleinen Mädchen vorlesen würde, von der Sorte, die einem irgendwelche Weißheiten über gut und Böse mitgeben sollen… und sie hat in ihrem Zimmer dieses kleine Kissen… mit diesen blauen Streifen… Was ich meine ist, irgendwo ist sie doch auch nur ein Mädchen in meinem Alter, oder?“ Misato war insbesondere angesichts ihrer durch den Gerstensaft etwas kompromittierten Gehirnleistung etwas geplättet von dieser… „vielschichtigen Anaslyse“ die sie da praktisch aus dem Nichts erschlug. Sie hätte mehr oder weniger damit gerechnet, dass er sich in eine seiner Mit-Pilotinen verguckt haben könnte, und sie mit den Symptomen einer klassischen Herranwachsenden-Schwärmerei beraspeln würde, aber was da schließlich zum Vorschein gekommen war, war dann doch von ganz anderer Qualität, und ließ ihr wenig Zweifel daran, dass er sich in den letzten Monaten wirklich verändert hatte… und machte sie nunmehr umso deutlicher auf ihre eigenen Verfehlungen aufmerksam. Ein paar Momente lang machte sie ein paar bewusst bekämpfte Versuche, seinem Blick auszuwachen, dann gestand sie sich letzlich ein, dass er ja irgendwo recht hatte, und begann mehr oder weniger schuldbewusst zu sprechen: „Da… da hast du natürlich recht… Ich meine, natürlich bemühe ich mich, dass Rei sich trotz ihrer Pflichten normal entwickeln kann und nach Möglichkeit nicht zu Schaden kommt, schließlich bin ich als ihre Vorgesetzte für sie verantwortlich, wie für dich und Asuka. Sie ist sicherlich niemandem hier egal, immerhin arbeiten wir alle schon lange mit ihr zusammen…“ Misato wünschte, dass sie das wirklich mit Überzeugung behaupten könnte. „Aber es ist ja bei ihr nicht ganz so wie bei euch zweien. Rei… hat ja den Commander als eine Art Unterstützung…“ Den Commander! „Mit anderen Worten, Ayanami hat… nie ein Problem für die Organisation dargestellt.“ Ouch. Das schnitt tief. Insbesondere wenn er sie dabei so ansah, und mit Blick, Stimmlage und Gesichtsausdruck an gewisse fruchtlose Gespräche der Vergangenheit erinnerte. Ein Teil von ihr wollte das ganz im damaligen Stil enbergisch zurückweisen, was fiel ihm auch ein, was dachte er sich, was eigentlich NERVs aufgabe war. Doch das war schwer, wenn sie sich geneigt fühlte, allem zuzustimmen – Der Beleidigungs-Aspekt wurde wohl durch die vorherigen Reden abgemildert, und die Tatsache, dass er hier von einer dritten Person sprach, und nicht von irgendwelchen Ideen, persönlich die Kurve zu kratzen. Der Alk half wahrscheinlich ebenfalls. „Hey! Es ist nicht so, als ob ich nicht versucht hätte, auch persönlich auf sie zuzugehen, aber ich bin selbst kurz vor deiner Ankunft hierher versetzt wurden, und zuerst war sie ja eine ganze Weile im Krankenhaus.“ Sie wünschte, das ganze würde sich weniger nach Ausflüchten und Rechtfertigungen anhören. „Ich hatte hier und da schon durchaus Gelegeneit, mit ihr zu reden aber sie… sie schien mir ehrlich gesagt etwas… unnahbar. Wenn ich irgendwelche Unternehmungen vorgeschlagen hat, hat sie meistens entweder ablehnt, oder die ganze Zeit über nichts gesagt, wenn ich das Gespräch nicht selbst dauernd am Laufen hielt und sie ansprach, und nach einer Weile war das… ziemlich schmerzhaft anzusehen. Ich hatte nie den Eindruck dass es… für sie irgendeinen Unterschied macht, ob ich mich um sie bemühe, und ich denke auch nicht, dass ich von ihr je ein Wort des Dankes gehört hatte… Das soll jetzt nicht irgendwie heißen, dass ich deshalb eingeschnappt wäre, aber… mh…“ Misato schien kurz zu überlegen, wie sie es denn sagen sollte. „Ich hatte nie den Eindruck… dass es für Rei einen besonders großen Unterschied machen würde, ob ich… mit ihr rede, oder nicht.“ Hatte die Leiterin von NERV zunächst erwartet, dass er direkt vehement widersprechen würde, doch statt dessen überraschte er sie am heutigen Tage schon zum wiederholten Male: Er schien an dieser Stelle bewusst inne zu halten, und sich die Zeit zu geben, ihre Worte sorgsam aufzunehmen und mental durchzukauen, bevor er antwortete, es schien ihm sichtlich wichtig zu sein, das richtig hinzubekommen… und die Zwischenzeit vermochte Misato mit nichts als stiller  Verwunderung zu überbrücken, Verwunderung über… Kontraste, hauptsächlich, aber auch eine ganze Menge von Dingen. Reife war etwas, das man bei Jungen in diesem Alter oft vergebens suchte, und Misato wäre die letzte, die da Illusionen haben würde, sie hatte oft genug mit ihm zutun gehabt, um zu wissen, dass er sehrwohl extrem schwierig sein konnte, wenn er es sich nur in den Kopf setzte, so wenig er danach auch aussehen musste, aber es war doch bemerkenswert, wie viel anders das ganze aussehen konnte, wenn es zum Beispiel um eine gewisse Miss Ayanami ging, oder, wenn sie schonmal dabei waren, damals, als sie in diesen Nuklearreaktor geklettert war. Es war nicht unbedingt eine rein positive Feststellung, zumal es ihr auch vor Augen führte, wie wenig sie ihn immer noch einschätzen könnte. Sie sah nur, wie er diesen Topft aus Akzeptanz zu haben schien, der sicherlich seine Grenzen hatte, aber keinerlei Geiz in der Art, mit der er ausgeschüttet wurde – Hier waren sie, Asuka und Rei, mit ihren ganzen Macken und verrückten Ansprüchen, unordentlichen Zimmern und schreienden Unerklärlichkeiten, und er nahm sie einfach hin ohne weiter nachzuforschen (zugegeben, selbst dann, wenn sie es vielleicht so wollten; Es war eine zweischneidige Sache) und investierte so viel Mühe und Gedanken in diese Stille Unterstützung, ohne irgendwelche bohrenden Forderungen nach Erklärung, ohne die es wohl nicht möglich gewesen wäre, mit irgendeiner von ihnen eine halbwegs natürliche Verbindung zu haben, und für sich selbst hatte er nichts dergleichen übrig. Die Menschlichkeit von alledem konnte einem das Herz zerreißen; Er strengte sich so sehr an, selbst, wenn es für die falschen Zwecke war, er fühlte so viel, selbst, wenn es am Ende nur Reue sein würde, er hörte nie damit auf; Sie war nicht so, sie hatte den Punkt, an dem sie ein unvorteilhaftes Gefühl, eine unvorteilhafte Verbindung kappen würde, und so hatte sie bis jetzt überlebt, in dem sie nicht alles vergeben, sich nicht auf alles eingelassen hatte. Und wenn sie ehrlich war, würde sie es nicht anders wollen, sie wollte die Wahrheit einfordern, wer das nicht tat, lief Gefahr, wie ein Werkzeug benutzt zu werden, und ein Werkzeug wollte sie sich nicht erlauben zu sein; Zumeist war sie von ihrem Sinn für das richtige fest überzeugt, weil sie sich nichts anderes erlauben konnte, aber es gab auch Momente, da befürchtete sie, dass er einzige Unterschied zwischen ihr und diesem Jungen der simple, Papierdünne Fakt sein könnte, dass sie einen Stolz hatte, un er sich diese unnützen Mühen eingespart hatte. Es kam und ging in Wellen Strudeln, abhängig von vielen wild fluktuierenden, unberechenbaren Faktoren, von denen ihr Blutalkoholhgehalt keinesfalls einer der unrelevanteren war – Wie sollte sie da erst ihn berechnen? Als er sprach, war es zögerlich, aber in jedem Wort bedacht und bewusst, vielleicht wie eine prophetische Ankündigung des Mannes, der einmal aus ihm werden würde, und was sie darin sah, ließ es ihr auf eine nostalgische Weise warm ums Herz werden. Ein Kerl, der darauf achtete, was ein Mädeel so laß, was ihre Gedanken derzeit beschäftigte… - was für eine Intime Sache, ihre Gedanken! – Von diesem Schlag gab es auf diesem Erdball nur so und so viele. „Das… das denke ich nicht, Misato-san… also, dass soll jetzt kein Vorwurf sein, ich kann es selbst kaum mehr als eine Ahnung nennen und… und ich weiß, wass du meinst. Ich versuche sie ja selbst schon länger zu erreichen, und… ich kenne auch die Erfahrung, dass da vielleicht wenig ist, was man… wirklich festhalten könnte, aber zur selben Zeit… ich kann es wenig mehr nennen, als eine Ahnung…“ und Misato kannte ihn gut genug, um zu merken, dass sie relativierenden Absicherungen, die er davorgeschaltet hatte, um „keinen Ärger zu kriegen“ an dieser Stelle seinen eigentlichen Punkt enthüllten. „…vielleicht ist es mir nur deshalb im Gedächtnis geblieben, wegen der… Art von Erfahrung, die davor kam, aber… als ich damals… also, nach dem… nach dem…. das erste mal- also, nicht das allererste mal…“ Es war ersichtlich, dass sein Unbehagen schon beim bloßen Gedanken an diese Begebenheit bedauernswerte Ausmaße annahm, genug jedenfalls, um die Zeit für Misato langzuziehen, wie Käse; Man konnte es ihm nur allzudeutlich ansehen, an tausend verschiedenen Details, wie gewisse traumatische Erinnerungen nur durch die simple Erwähnung hervorbblubberten, und Misato musste den Impuls bekämpfen, ihn durch eine Unterbrechung zu „erlösen“, bevor sie verstanden hatte, wovon genau er sprach, sie fühlte sich ein stückweit, als würde sie ein Folter zu irgendwelchen selbstsüchtigen Zwecken in die Länge ziehen, aber sie wusste auch, dass sie ihm beibringen musste, in dieser Welt zu überleben. So wie er jetzt war, so bewahrenswert ihr manche Dinge daran erscheinen mochten, würde das einfach nicht hinkommen. Außerdem hatte sie ihre eigenen Erfahrungen mit solcher… Versehrheit, genug, um zu wissen, dass er es ihr nicht danken würde, wenn er ihr das hier ab, nein, wegnehmen würde, ihm nicht mal die Chance lassen würde, das… selbst zu kompensieren, auch, wenn es sich jetzt, in der gekehrten und gewendeten Position wie ein Rodeo-Höllenritt anfühlte; Sie hätte beginnen können, Menschen und Dinge zu verstehen, die sie niemals hatte verstehen wollen. „…damals, mit dem… mit dem Laserstrahl…“ Gut. Sie hatte es kapiert. Ist schon gut, dass reicht, das ist genug. Mehr wollte sie nicht fordern, und mehr hielt sie auch nicht aus – sie wollte, sollte das beenden- „….also der… erste Kampf gegen den Sechsten Engel, meine ich. …Entschuldigung.“ Da hatte er sich auch schon selbst wieder gefangen, ohne ihr Eingreifen. Ein miserables kleines Weiterexistieren, bei weiten kein Anzeichen dafür, dass er auch nur in die Nähe dazu gekommen war, das endgültig zu verpacken, und sie konnte sich dass auch selbst nicht weißmachen, aber er war in der Lage, seine Position weiter darzulegen, ohne sich weiter damit aufzuhalten. „…Sie hatte… dieses Buch, ein englisches Buch, dass sie gelesen hat, während sie darauf gewartet hat, dass ich aufwache…“ „…Das mit den Fabeln, die du vorher erwähnt hast?“ „Yah…“ gab er zu, die Erleichtung darüber, dass ihre Frage das Gepräch letzlich von A nach B gebracht hatte, nur schlecht verbergend. „Eine der Geschichten in diesem Buch… also jedenfalls die, die im Titel erwähnt wurde, war die vom ‚glücklichen Prinzen‘. Ehrlich gesagt habe ich solche Geschichten nie wirklich gemocht, also ist es wohl kein Wunder, dass sie mir nicht vertraut waren, aber es hat mich… interessiert, wofür Ayanami sich wohl interessiert, also habe ich mal danach gegoogelt. In dieser Geschichte geht es um die Statue, nein, eigentlich ein Denkmal eines jungen Prinzen, der ganz vergoldet und mit Edelsteinen verziert war. Die Bewohner der Stadt lobten den Prinzen, dass er doch so schön sei, und seinen Zweck dementsprechend gut erfüllen würde… Eine Frau stellte ihn sogar als Beispiel für ihn Kind dar, dass es ihm doch niemals einfallen würde, zu weinen. Aber als sich eine kleine Schwalbe, die selbst eine enttäuschende Geschichte hinter sich hatte, eines Nachts in seinem Schoß niederließ, wurde sie die erste, die seine Tränen mitbekam – Zu lebzeizten hatte er im Palast gelebt, und kein Leid gekannt, aber jetzt, wo man seine Statue auf den Stadtplatz gestellt hatte, bekam er mit, wie viel Elend und Armut in dieser Stadt herrschte, und weinte deswegen, obwohl er eine gegossene, starre Statue mit einem Herz aus blei war…. Schließlich bat er die kleine Schwalbe, die Juwelen und das Gold von seiner Form abzukratzen, und an die armen in der Stadt zu verteilen um sie glücklich zu machen… Und dass ganze hat mich an etwas erinnert, das Ritsuko-san gesagt hat, als sie hier zu besuch war… Ich denke, das Ayanami genau so ist wie dieser Prinz…“ „Wie eine Statue…?“ „Nicht ganz… gewissermaßen. Ich denke, dass sie in Wahrheit eine sehr freundliche und fürsorgliche Person ist, sie weiß nur nicht, wie sie es ausdrücken soll. Dasist etwas, das mir schon damals aufgefallen ist, als wir zum ersten Mal zusammen eingesetzt wurden…“ „Ooooh!“ rief Misato, etwas frivoler als nötig, vermutlich in einem Versuch, die Spannung im Raum so lange zu ignorieren, bis sie beleidigt was Weite suchte. „Erfahre ich nun endlich nach so langer Zeit, wie du in den Entryplug von Einheit Null gekommen bist?“ „Ich… Ich wollte nur nachsehen, ob sie in Ordnung ist!“ beteuerte Shinji. „…aber… als ich das dann gemacht hatte… es war komisch, zuerst schien es ihr überhaupt nicht in den Sinn zu kommen, dass ihr ihretwegen da war, dass ich… froh war, dass sie noch gelebt hat. Aber als sie das bemerkt hat… Da hat sie gelächelt.“ Misato war beschämend erstaunt da von, dass ihr tatsächlich ein „Was, wirklich? In echt?“ entflutschte, als sei die Rede von irgendeinem exotischen Zootier. Sie zeigte sich nach vollbrachter Sünde fast augenblicklich reuhmütig – Hatte sie wirklich so weit vergessen, dass es sich hier um ein 14-Jähriges Mädchen handelte? Ungewöhnlicher wäre es gewesen, wenn sie sich nicht gefreut hätte. Sie musste zugeben, dass Reis Art es einfach leicht machte, sie so zu sehen. Und dass sie es sich bisweilen geleistet hatte, das auszunutzen, um ihr Gewissen nicht noch weiter zu belasten, als sie es ohnehin wegen Shinji und Asuka schon getan hatte. Doch Shinji nickte bloß. „Sie hat sich so gefreut… einfach, weil irgendjemand sich darum geümmert hat, ob sie in Ordnung ist, oder nicht… Ich denke nicht, das Ayanami der Typ ist, der besonders viel braucht, um glücklich zu sein – Und trotzdem scheint sie das nicht besonders oft zu sein… Sie behät das zwar meistens für sich, aber dass heißt nicht, dass sie sich um die Welt um sie herrum überhaupt keine Gedanken macht, im Gegenteil… Und sie…. Sie ist jemand, der sich voll und ganz hingeben und widmen kann, mit ihrem ganzen Herzen und allem was sie hat. Das erschien mir auch in dieser Geschichte gleich wie etwas, das mich an Ayanami erinnert hat, die Art, wie dieser Prinz alles von sich aufgeopfert hat, um den Menschen in seiner Umgebung etwas gutes zu tun… – manche Leute würden das wohl eine Schwäche oder eine Dummheit nennen, aber… ich frage mich, ob ich dazu jemals in der Lage sein werde…Sie hat nichts… von dieser… dieser Gemeinheit, von derich mittlerweile denke, dass man in dieser Welt welche haben muss, um zu überleben… und deshalb braucht man selbst auch nichts von dieser Gemeinheit davon zu haben, wenn man mit ihr zusammen ist…“ „Und du denkst, das hättet ihr gemeinsam?“ „Alles bloß das nicht…“ sagte er kompfschüttelnd, fast schon, als müsse er ein Gefühl der Verhöhntheit abschütteln, dass er ihr nicht zeigen wollte, getoppt mit diesem un-Lächeln von dem sie gehofft hatte, es nie wieder zu Gesicht zu bekommen. „Ich merke das immer mehr, vor allem seid Shikinami-san hier wohnt… In ihrer Nähe braucht man davon immer besonders viel… und nach all den hässlichen Dingen, die hier geschehen sind…“ „…Es lässt sich wohl… nicht ändern…“ meinte Misato, auch wenn ihre kurzzeitig abgewendeten Augen und ihre Satzmnelodie durchklingen ließen, dass sie da selbst unsicher und auch irgendwie kühl-ambivalent war. „So ist das halt, wer nicht unter die Räder kommen wird, muss sich stetig anpassen und verändern… Und du hast das ehrlich gesagt wesentlich besser geschafft, als man das von irgendeinem in deiner Situation hätte erwarten können…“ Der seltene Moment der Ehrlichkeit ließ ihn mit großen Augen darstehen, ein Stück weit war da schon dieses Gefühl, etwas zu bekommen, auf das er lange gewartet hatte, aber das motivierende Zuckerbrot kam nicht ohne einen versalzenen Beigeschmack. „Fressen oder gefressen werden, hm? Das mag vielleicht sein, aber… es ist einfach schrecklich… alles davon… ich will an soetwas nicht Teil haben… Ich will soetwas nicht sein… was soll ich, mit einem Leben, dass ich mir mit meinen Ellenbogen geholt habe?“ Noch so naiv, dachte ein Teil von ihr ernüchtert, nach alle dem, immer noch so naiv. Aber ihr Wissen um ihre eigene verfluchte, aus schrecklichen  Kompromissen erbaute Existenz, der Teil, der nicht seine Vorgesetzte, sondern seine Verbündete zu sein versuchte, konnte nicht anders, als da eine Art Reinheit zu sehen, die sie selbst verloren hatte, und von der sie wusste, dass sie sie noch weiter vernichten müssen würde, als sie das ohnehin schon getan hatte. Mit welchem Recht konnte sie dazu noch etwas sagen? „…magst du keine Veränderungen?“ „Ich weiß nicht. Vielleicht. Sie machen mir Angst, denke ich. Ich meine, wenn etwas vertraut ist, dann weiß man halbwegs, was man davon zu erwarten hat… Ich dachte, dassich sie nicht ausstehen kann, aber in letzter Zeit bin ich mir nicht sicher. Es gibt sehr wenig, bei dem ich mir noch besonders sicher bin. Gut möglich, dass ich rein gar nichts über diese Welt verstanden habe, seid ich geboren wurde…“ „Zu wissen, dass man sich geirrt hat, heißt nur, dass man etwas dazu gelernt hat. Es ist ein Anzeichen dafür, dass man es jetzt besser weiß. Es ist besser als weiter unwissend durch die Gegend zu laufen, und dieselben Fehler zu machen. Und Veränderung muss ja nicht immer schlecht sein. Du hast vielleicht ein paar unfaire, unschöne Sachen durchmachen müssen, aber wenn du dadurch am Ende stärker geworden bist, ist dann nicht doch noch etwas gutes dabei herrausgekommen?“ „Erspar mir das.“ Kam es dann mit zurückgehaltener, aber doch überraschend vorhandenen Schärfe, auch, wenn er sie schnell weg-korrigierte. Sie hoffte zutiefst, dass das nicht eben ein Blick auf sein wahres Selbst gewesen war.  „Entschuldige. Ich… ich weiß, dass du das nicht so meinst aber… es ist etwas, dass ich einfach nicht verstehe. Wieso müssen alle immer selbst an den allerschrecklichsten Sachen immer versuchen, etwas „Gutes“ zu finden? Es ist am Ende nur eine hohle Ausflucht, um so zu tun, als ob eine schlechte Sache in Wahrheit eine gute Sache ist, oder als ob sie niemals passiert wäre… Vor allem, wenn die mit solchen Sprüchen kommen wie „Es hat alles einen höheren Sinn“, „Alles passiert aus einem bestimmten Grund“ oder „Deine Mama ist jetzt im Himmel.“. Das sagen die alle nur, weil sie es gerne so hätten…!“ Oh ja, da hörte sie jetzt wieder deutlich das Kind, und der Verstimmung, aus der er die letzten Tage nicht mehr herauszukommen schien, aber es kam nicht ohne die Worte und Werkzeuge eines Jugendlichen: „Das ist einfach nur unfair und respeklos! Es war nichts, aber auch gar nichts Gutes an den Dingen, die mit passiert sind… Du kannst es schön reden so viel du willst, das ändert kein bisschen was daran, dass es wehtut! … Es ist trotzdem passiert. Es ist mein Leben. Das einzige was ich habe… Also würdest du soetwas… bitte nicht mehr sagen?“ Das da jetzt eine Erwähnung von seiner Mutter dazwischengewürfelt gewesen war, weckte die Vermutung das die grässlich-graue Stimmung, die ihn die letzten Tage über fest im Griff hehabt zu haben schien vielleicht irgendwie mit ihr zusammenhängen könnte, aber sie behielt es sich vor, da nicht weiter nachzubohren – Einerseits, weil sie selbst bei ihrem derzeitigen Promillewert wusste, dass das vermutlich irgendeine schmale, magische Grenze überschreiten würde, und unweigerlich dazu führen würde, dass er komplett dicht machen und sein Herz fest vor ihr verschließen würde, und das, wo sie gerade einen untypischen Strom von Text aus ihm herausbekommen hatte, den sie nicht unterbrechen wollte. Der andere Grund war, dass sie dazu sowieso schon zusehr anderwertig überwältigt war. Oh ja. Sie verstand was er meinte, mit diesen Veränderungen, Verhärtungen und diesem Gerede über „Gemeinheit“. Sie wünschte nur, dass ihm nur noch einen weiteren Tag länger diese Unschuld erlaubt gewesen wäre, nichts davon zu verstehen. Sie hatten ihn zweifellos verdorben, sie und der rest von NERV. Aber es gab keinen Weg zurück – Für ihn genau so wenig, wie für sie damals… Und doch – „Heißt das, dass du lieber von der Selektion aussortiert werden würdest, als mit Veränderungen zu leben?“ Das war der kleinste Bogen, den sie bereitwillig um diese Materie machen würde. Die normale Antwort wäre wohl ein mehr oder weniger energisches „natürlich nicht“, mit einer mehr oder weniger logischen Erklärung dazu – jedenfalls, soweit sie das einschätzen könnte. Stattdessen gab es ein distanziert-leidenschaftloses „Hm. Ich weiß nicht. Vielleicht.“ „Weißt du, du solltest soetwas wirklich nicht sagen. Ich weiß, dass es keine Absicht von dir ist, aber du steckst die, die sich das anhören müssen, in eine ganz schön unfaire Situation. Und außerdem…“ und dabei beförderten ihre spontan gezückten Finger seine nur der Vereinfdachung halber ‚Frisur‘ genannte Versuche, sein Haar auf eine möglichst unauffällige Art zu ordnen endgültig in den Haarstyle-Himmel „…denke ich, das Rei nicht die einzige ist, die stärker ist, als sie vielleicht denkt… Jemand, der eigentlich ganz nett ist, und es nur nicht ausdrücken kann… weißt du, wenn ich dir glaube, dass da was dran ist, dann, weil ich das schon mal gesehen hatte…“ „Hm…“ antwortete er, in einer Stimmlage, die es recht klar machte, was er sich dazu dachte, und wie ‚viel‘ Erfolg sie mit ihrem Aufmunterungsversuch gehabt hatte. Vielleicht sollte sie auch einfach aufgeben und sich erlauben seine vorherigen Worte so zu  verstehen, dass er nicht aufgemuntert werden wollte. Im schlimmsten Falle wäre das wohl eine deutliche, nur aus Grundsatz dünn verschleierte äußerung darüber gewesen, was er von ihrer ganzen Art hielt, aber das passte nicht zu einigen der Dinge, die zuvor geschehen waren. So weit käme es noch, dass sie innerlich ihre Erwünschtkeit debattieren würde, wie ein eingeschnapptes Kind. Das sollte eigentlich schon lange hinter ihr liegen, wie sonst sollte sie ihm den Weg weisen können? Versuche, trotz nicht unberechtigten Zadels gerade daran etwas Optimismus zu betrieiben förderten zu Tage, das er ihr das mindestens spontan im Laufe eines friedlichen Gespräches geäußert hatte, statt dass es alles mit einer Explosion zu Tage gekommen wäre, dann musste man sich aber fragen, ob das hier nicht soetwas ähnliches war, ein Ausdruck eines Elends, dass nicht mehr verborgen werden konnte – Zu einer Explosion fehlten sicherlich Impetus und Knall, es war eher vergleichbar mit dem Ausplatzen einer Blase oder Zyste, und dem schmierigen Eiter, der daraus hervorkam. „Wenn es mir irgendwie geholfen hätte, Ayanami zu verstehen, dann wären die letzten 14 Jahre meines Lebens wenigstens nicht so… verschwendet gewesen…“ Sie wusste nicht mal, wie sie das jetzt werten sollte. Auf jedenfall vielleicht schon mal, dass er begonnen hatte, die Zeit und ihre Sinnvolle Verwendung seit seiner Ankunft hier etwas anders zu sehen. Sie wusste nur, dass sie die Richtung dieses Gesprächs schnellstens umlenken wollte, auch, wenn sie dafür nur recht oberflächlichen Enthusiasmus herraufbeschwören konnte. „Ahaaaaa…. Du scheinst dir ja ganz schön vielle Gedanken um Miss Ayanami zu machen. Es war wohl doch genau so wie ich dachte, was, Shin-chan?“ Es war bezeichnend, dass er nicht mal mehr die Energie für die schnelle, heftige Reaktion zusammenkratzen konnte, auch, wenn die Hitze da ihren Anteil gehabt haben musste. Er wich ihrem Blick durchaus mit leicht gerötetem Blick aus, aber es war eine langsame, müde Art von Bewegung, der Verleugnung fehlte die Vehemenz,und seine völlige Lustlosgkeit drückte sich auch darin aus, dass er sich nicht mal die Mühe machte,mit irgendwelchen Ausflüchten zu kommen, wie das Kammeraden eben nacheinander schauen müssten, sondern legte ihr gleich seine wahren Gedanken vor, roh und ungeordnet, wie sie waren, als ob er sich von ihr erwarten würde, das sie sie ihm erklären würde, wo sie doch mit Sicherheit wesentlich weniger Ahnung vom Inhalt seines Schädels hatte, als er selbst: „So… ist das nicht… Das mit Ayanami und mir… das ist nichts was mit Worten zusammen passt wie das ich sie gern mag, dass ich gerne mit ihr ausgehen würde, oder dass ich mal… ähm… gewisse Dinge mit ihr machen wollen würde. Das ist nicht so was einfaches, ich… ich weiß auch nicht… Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich sie schon eine lange, lange Zeit kennen würde… Aber das ist ohnehin egal… Ich könnte niemals… Ich würde sie nur-“ Villeicht traf er damit einen Nerv, der zu tief vergraben war, als dass sie Ursache und wirkung hier finden und zugeben könnte, vielleicht erreichte die Stimmung im Raum nur endlich einen Siedepunkt, ohne das ein bestimmter Tropfen das Fass zum überlaufen gebracht hatte, oder vielleicht war es vielmehr Misato’s Geduld und Stärke, die entgültig ausgelaufen war, aber es überkam sie spontan das Problem auf die Art zu lösen, die für sie am natürlichsten war, vielleicht enthemmt dadurch, dass sie es schon einmal getan hatte, und packte ihn erneut in ihre Arme, dieses mal von vorn, ihm ihre Brüste als Kissen darbietend – Und wie auf Knopfdruck ließ es sich nicht verhindern, dass sich alles an ihm laut in Alarmbereitschaft versetzte, als hätte irgendjemand in einem deutlich ärgerlichen Ton laut seinen Namen gerufen – Sie hätte erwartet, dass er sich wenigstens beim zweiten Mal etwas entspannen oder ihre Geste erwidern würde, jetzt, wo das Gefühl zumindest nicht mehr ganz neu sein sollte, aber vielleicht war es nicht in erster Linie Rei, an der sie sich vergeblich bemüht hatte. Wie war das so weit gekommen? Irgendwie hatte sie diesen Eindruck gehabt, dass die Dinge Kürzlich noch bergauf zu gehen schienen, und jetzt standen sie hier und klammerten sich anneinander, ohne sich dabei wirklich in irgendeiner Form nahe zu kommen; Selbst das Klammern war an sich recht einseitig; Sie waren doch beide nichts weiter als zwei übergroße Kinder, die in ihrer persönlichen Hölle steckten, und sich nach ihrem persönlichen Nirvana sehnten.   „Aber aber, da biegt jemand die Definition von ‚Vormund‘ aber ganz schön in die Länge…“ Das fehlte jetzt natürlich noch – Shinji war deutlich anzumerken, dass er hin und her gerissen davon schien, sich entweder an sie zu klammern oder demonstrativ zurückzuweichen, und sie konnte nicht sagen, dass sie nicht ein bisschen beleidigt war, oder schuldbewusst getroffen zu sein von den Worten des Rotschopfes, der mit einer frischen Schuluniform unterm Arm im Eingang zum Flur stand, und urteilend auf sie beide herrablickte – Für einen kurzen Moment lang war sie ehrlich gesagt sogar nahe daran, den ‚Respekt‘ zu verstehen, der er für sie hatte, oder sich gar hinter ihm zu verstecken – Sie sah sich bei weitem nicht so weit über ihm, wie sie das sowohl ihn als auch sich selbst in besseren Augenblicken gerne glauben machte.  Aber das war doch quatsch, und schnell überpflastert und überbrückt, indem sie mit abbröckelnd unechter Überschwänglichkeit einen Arm in Asukas richtung schwang und als eine Art Anleitung mit blindem Schnapsoptimismus, zu dem sie sich selbst mit Schnaps zwingen musste, das für alle Anwesenden ohnehin durch und durch bedeutungslose Wort „FAMILIENKNUDDELN!“ ausrief.   „Nein danke, ich passe.“ Stellte der Rotschopf schnell klar, mit einem Anflug von Ekel, der nicht neckish-gespielt aussah. „Is ja nett gemeint, aber ich bin anders als dieses Weichei. Ich hab’s nicht nötig, mich in irgendjemandes Brust auszuheulen…“ Das klang dann nicht mehr Boshaft, sondern wurde mit einem breiten, selbtsicheren Grinsen geliefert – Das hier bis auf das bisschen Smalltalk un ein paar gut gemeinte Versuche, die nicht mal durch das aller oberflächlichste an Masken kamen, nichts bedeutungsvolles mehr ausgetauscht wurde, konnte wohl vorrausgesetzt werden. „Aber, aber…“ begann Misato, verraten durch die ruckhafte, unsichere Art, auf die sie sich aus der präkären Position löste, aber dennoch weiter bis zum Anschlag grinsend, wie sie es jeden Morgen tat, und Asuka genau so, eine Studie, ein Wettbewerg in Gummi und Plastik. „…das ist nicht gerade fair…“ Sie setzte sich wieder hin, ein Abbild von üblicher Beiläufigkeit. „Ich meine, heutzutage verlangen wir Frauen immer, das die Herren einfühlsamer und verständnisvoller sein sollen – Aber wenn sie dann mal wirklich Gefühle zeigen, drehen wir uns um und rufen ‚Du Waschlappen!‘, ganz im konservativem Sinne. Irgendwie kann das ja so nicht wirklich funktionieren…“ „Pah.“ Gab Asuka darauf nur zurück. „Nettigkeit und das ganze Blabla ist überwertet – Das sind Extras, die man sich dazuwünscht, wenn gewisse Grundvorraussetzungen gegeben sind…“ „Grundvorrausetzungen?“ „Tja, weißt du, ich für meinen Teil stehe auf männliche Männer. Wenn schon denn schon, wozu soll ich mir sonst einen Typen anschaffen? So läuft leider die Realität, es ist das universelle Gesetz allen Lebens: Fressen oder gefressen werden. Wenn einer ein netter Kerl ist, ist das ja ganz schön, aber es reicht nicht – Das ist für uns Mädchen genau das gleiche. Dieser ganze Kram von wegen innere Werte is Schwachsinn – Du kannst so zuckerherzig sein, wie du willst, eine, die vom Aussehen nichts her macht, sprechen die Kerle gar nicht erst an, und finden niemals herraus, wass die für innere Werte hat. Am Ende muss es sich denen irgendwie hochstellen… Und umgekehrt ist das genau das gleiche. „Nette Kerlse“ halten einen Nachts nicht warm… Du magst diesen Schwachsinn von dir geben, aber am Ende stehst du doch selbst vielmehr auf richtige, Erwachsene Kerle wie Kaji-san….“ „Der hat mit einem erwachsenen Mann nichts gemeinsam. Glaub mir, dieser billigen Macho-Protzis eine Art von Erfahrung, die du dir lieber ersparen solltest. Zu so einem Zusammenleben gehören auch noch andere Dinge dazu… “ „Dann hättest du echt lieber so einen menschlichen Wischmopp wie den da als Kaji-san?“ „Wenn du’s so sagst… Yup. Ich bin jetzt schon neidisch auf Shin-chan’s Zukünftige, sie wird niemals putzen müssen.“ „Mi-mi-mi-Misato-san!“ Asuka schüttelte nur den Kopf, und versuchte, etwas zu antworten, das tief und erwachsen klingen würde – Nicht auszuschließen, dass sie da irgendeine Seifenoper plagierte, an die sie sich nur noch rudimentär erinnerte.  „Ist schon klar, dass jemand wie du soetwas nicht versteht. Du hättest ihn ganz für dich allein haben können, und hast abgeleht… Dafür, dass du solche reden über Fairness schwingst, hast du auf Kaji-sans Gefühle herzlich wenig Rücksicht genommen… zum Glück hat er jetzt ja mich, um sich über seine fiese, fiese Exfreundin hinwegzutrösten… Du kannst von mir aus das Papikind hier haben, um den reiße ich mich sicherlich nicht…“ „Hey!“ empörte sich das Third Child an dieser Stelle, auch, wenn es nicht lange brauchte, bis sich jedweder protest in ein resigniertes „Hach…“ umgewandelt hatte. Es versteht sich von selbst, dass das meiste was die Gesprächsteilnehmer bis jetzt ausgetauscht hatten, wenig damit zu tun hatten, was sie eigentlich dachten – Die ehrlichste Behauptung geschah, als Asuka darauf verkündete, dass sie jetzt die Dusche in Anspruch nehmen würde, als wäre das die hoch-interessanteste Information, mit der sie andere nur beglücken könnte. „Und wehe, wenn das Essen nicht auf dem Tisch steht, bis ich fertig bin!“ Damit war sie dann schon davongebraust, und ließ ihre Mitbewohner in ihren Erfolgs-Einschätzungen allein. „…nach alledem brauche ich echt noch nen Drink.“ Urteilte sie. „Holst du mir noch ein Bier?“ „Willst du nicht lieber noch ein bisschen schlafen, bevor du heute Mittag zur Arbeit musst?“ Auch wenn das wie auf Knopfdruck darauffolgende Gähnen schon als solche gereicht hätte, bemühte sich Misato dennoch um eine Antwort. „Au ja, schlafen ist gut… Das ist eine tolle Idee, Shin-chan…“ „…aber vergiss nicht, dir einen Wecker zu stellen, nicht dass du-“ „Ja, Papi!“ gab sie nicht ohne eine gewisse Portionsgröße an Sarkasmus zurück, als sie sich bereits in Bewegung gesetzt hatte.  „Ich mach ja schon.“ Das mochte nun wenig mehr gewesen sein, als ein situationaler, gedankenlos dahingeworfener Witz, aber irgendwas daran brachte irgendwas tiefes, innen verwurzeltes auf eine unangenehme Art zum reagieren, ohne dass er die genauen Mechanismen dahinter komplett nachvollziehen könnte, vielleicht, weil sie in der Unvorsichtigkeit und Un-Befangenheit die mit so einem Kontext daher kam, etwas offen gelegt hatte, dass sie nicht hätte zeigen sollen… aber seid wann war das schon etwas neues? Es brachte diese ewig ungeordneten Gedanken nur wieder zum Aufschäumen, und dazu sich dort, wo er sie nicht halten konnte, mit Stücken und Fransen anderer Sorgen-Quellen selbst weiterzuführen, und sich letzlich zu der einen unvermeidlichen Schnur zu spinnen, an deren Ende er seine Hände anstarrte, oder vielmehr war diese spontane, im wesentlichen unprovozierte Erscheinungsform korrekter als eine mildere Form jener Geste zu bezeichnen, optimistisch abgerundet einstufbar als ein etwas suspektes Beäugen seiner Fingerkuppen, und trotzdem waren die Worte da, und wollten nicht weichen, wie Fingerzeige des Schicksals oder Omen einer Tragödie, die ihren Anspruch seine letzten kläglichen Versuche, zumindest kurzweilig and ausreichend täuschendes Analogon von Frieden zu finden, unvorgewarnt aus alles möglichen verschiedenen Kontexten heraus geltend machten: Fressen und gefressen werden. Dieser Art war letzlich auch der Konflikt mit den Engeln, oder? Eine unsagbar hässliche Sache, wenn man es sich so bedachte. Klar wollten sie die Menschheit vernichten, aber wollten die Menschen nicht das gleiche, aus denselben Gründen? Was sollte man denn auch sonst tun, an den Tisch setzen konnte man mit diesen Wesen, die mit den Teil-Termen der Gleichung E = mc² bisweilen herumspielten, wie mit Lego-Steinchen, schon einmal nicht. Oder hatten sie es bloß nicht ausreichend versucht, mit ihnen zu kommunizieren? Es erschien ihm wie in diesen Horror-Geschichten, wo es diese unbegreiflichen, das Füll-Volumen des menschlichen Verstandes weit überstiegen, und sein bescheidenes Gefäß teils schon dadurch zertrümmern könnten, dass sie ihre simpelste, natürlichste Gestalt entblößten – Das war kein Phänomen, dass sich diese Schreiberlinge komplett aus den Fingern gesaugt hätten – Er konnte sich an eine dieser Stories erinnern, (Ein längerer Science-Fiction Comic, den Kensuke ihm zu seiner Zeit empfohlen hatte – Die Geschichte war eine endlose quelle von gänsehauterregenden Erschaudern, aber irgendwie hatte er nicht aufhören können, sie zu lesen) in der Protagonist, irgendso ein Indiana-Jones-mäßiger Abenteurer, das Beispiel angeführt hatte, dass man, wenn man versucht, einen Delphin für Forschungs- oder Austellungszwecke einzufangen, besteht ein fünfzigprozentiges Risiko, dass dieser dabei stirbt – Selbst, wenn man das Tier völlig unversehrt zu fassen bekommt. Sobald man es eingefangen hat, gibt es einfach eine bestimmte Wahrscheinlichkeit, dass es in einen Schockzustand verfällt, und sich die Neurotransmitter in seinem Gehirn zu toxischen Pegelständen aufbauen, dass die normale, auf einen Angstzustand folgende Reaktion wie das verschnellern des Herzschlags in einer Intensität abläuft, die mit weiterem Leben einfach inkompatibel ist – Der Punkt an dieser Sache ist das ein Delphin zwar nicht das Verständnis eines Menschen besitzt, der mit so einer Idee recht gut klar kommt und noch in den widrigsten Umständen zu flüchten versuchen würde, an sich aber eine sehr intelligente Kreatur ist, anders als die simplen Fische, bei denen solche Phänomene nicht auftraten – Sie waren fähig, das, was mit ihnen geschehen war, und dessen Implikationen wesentlich tiefer zu begreifen als ein handelsüblicher Goldfisch das konnte, aber um mit dieser Festellung etwas anzufangen, waren sie nicht geschaffen, zumal sie sich im Meer entwickelt hatten, wo sie in jede Richtung hin beliebig viel Raum zur Verfügung hatten – Sicher war selbst das Meer letzlich endlich, aber es war endlich, wie es die Zahl der Sandkörner an einem Strand oder das Maß der Regenstropfen in einem Sommergewitter waren; Die bloße Idee von Beschränktheit war tödlich. Ob es sich bei den überlebenden 50% nun um die stärkere oder die dümmere Hälfte der Population handelte, würde man wegen der Beschränkungen in der Kommunikation wohl nie ermitteln können, aber es warf sicherlich die Möglichkeit auf, dass man auch einen Menschen mit bestimmten Reizmustern „kaputtmachen“ konnte, und nicht in dem Sinne, dass sie Epilepsie oder Übelkeit auslösten, wie bei einem kurzgeschlossenen oder mit unsinnigen Eingabewerten gefütternten Stück Elektronik (Das war relativ banal, und sollte bei einem Stück Kohlenwasserstoffe, dass seine Form durch aberwitzig-zufällige Mutation und grausam-utilitaristische Selektion erhalten hatte, keine große Überraschung sein), sondern dadurch dass es Sinn machte, durch das Begreifen, der Beweis, dass selbst dieses ein physischer Prozess in physischem Material war; Was Materiale anging, so gab es keines, bei dem die Kräfte, die es im Innersten zusammenhielten nicht durch ausreichende Gewaltanwendung überwunden werden könnten, bis es zu einem schwarzen Loch zusammengestürzt war. Es gab da diese Leute, die unrettbar verloren aus irgendwelchen Gebäuden stürzten, und tot waren, bevor sie am Boden zerschellten, Opfer von beispiellosen Misshandlungen, die zu leeren Hüllen reduziert wurden, und die eine oder andere Geschichte über den plötzlichen, unerklärlichen Selbstmord eines Mathematikers, der sich mit der Unendlichkeit beschäftigt hatte – Aber Shinji wusste in dieser Hinsicht mehr von irgendwelchen Internetanekdoten, als von wirklichen Fakten – Nicht, dass er diese brauchen würde, nicht, nachdem er bei vollem Bewusstsein in EVA 01 gesessen hatte, als dieser außer Kontrolle geraten war, und sein klägliches kleines Selbst etwas ausgesetzt hatte, dass so fremdartig war, das- Nein. Das schlimmste an EVA 01 waren die Teile gewesen, die nachvollziehbar, ja, geradezu vertraut erschienen waren. Jedenfalls bestand seine Aufgabe hier im wesentlichen darin, seinen zerbrechlichen, lächerlichen, nacktem kleinen Verstand auf die direkteste mögliche Art einem Wesen preis zugeben, das daran nach belieben zupfen und ziehen konnte, ohne das er irgendwelche Arme dazwischen halten oder es mit einer Stimme auffordern könnte, zu verschwinden; Diese Dinge lagen nicht zwischen ihm und dem Evangelion, sondern zwischen der Welt und der pursten Essenz seines Daseins, die diesem Monster ganz ausgesetzt war. Mittlerweile hatte er nicht die geringsten Zweifel daran, dass wann immer er tief in die Abgründe von EVA 01 hineinlugte, auch immer etwas zurück zu starren schien – Und zumindest in diesen Geschichten wurden die Monster davon, dass sie sich der Existenz von Menschen bewusst wurden, in der Regel eher schlimmer als einfach zu handhaben – Oft aber waren dieser kleine, blassblaue Punkt und seine Bewohner für diese Wesen nichts weiter als kleine Ameisen, die über die Schottersteinchen ihrer äußersten Trampelpfade krabbelten, als seinen sie die großen Ströme des Lebens, die genauso einfach und genauso gedankenlos von ihren einfachsten Regungen und Atemzügen, wenn nicht von ihrer bloßen Existenz vernichtet wurden, und es erinnerte ihn an seine eigene Winzigkeit und Bedeutungslosigkeit, und das stürzte ihn in tiefste Verzweiflung, kochte in in seinem eigenen Zorn über die grausame Gleichgültigkeit des Himmels, doch es war auch sehr, sehr sehr tröstlich in den dunkelsten Tälern und Schluchten, in den schwesten Zeiten der heutigen Welt: Egal, welches Unheil und Verderben diese Welt befallen sollten, egal, welche Fehler er in seiner Unzulänglichkeit auch begehen sollte, an den Lichtern der Galaxis würde sich nicht viel ändern, selbst, wenn so ein kleines violettes Pünkchen, dessen Bewohner ihm noch so viel Bedeutung zumessen sollten, gänzlich verlöschen. Es wäre nicht einmal so etwas besonderes; Selbst die Sterne, die die fruchtbaren Perioden ihrer Trabanten bei weitem überdauerten hielten nicht für immer, selbst die so ewig erscheinenden Sterne würde eines Tages ihre Gashüllen abstoßen, um sich teils in einem verblassenden Farbenspiel in der Unendlichkeit zu verlieren, in Partikel, welche die stetige Expansion des Universums vermutlich nie wieder zusammentreffen lassen würde, in der Unendlichkeit zu verlieren, und teils zu einem glühenden Rest zusammenzuschtürzen, der für einen bedeutungslos kurzen Zeitraum unerreichbare Weiten entfernt als weißer Zwerg bezeichnet worden wäre, eine langsam verwesende Licht-Leiche, die ohne weiteren Brennstoff dazu verdammt war, ihre ganze Hitze abzustrahlen, bis sie vollkommen ausgekühlt waren, und kein Teleskop der Welt sie mehr auszuspüren versuchte – So vermochte auch niemand im ganzen Universum zu sagen, wie viele dieser lichtlosen Gestirne schon in der Zwischen-Welt herumgeistern, ganz zu schweigen von ihren verwaisten Trabanten, die nun ungewärmt durch das Nichts drifteten, oder jenen Gebilden, die schon in den Sternenebeln erstanden, aber nie genug Masse erlangten, um auch nur ein abgeschwächtes Pendant der Fusion zu entzünden – Selbst die Inseln von Sein, die man mit bloßem Auge im schwarzen Meer des Nichtseins erkennen konnte, waren nur Spuren aus Licht, dass die Erde noch stetig erreichte, von denen man nur ahnen konnte, wann sie abreißen würden – Was sie am Himmel betrachten konnten, waren nur die Abbilder vergangener Zeiten eines Himmels, der vermutlich völlig unkenntlich, wenn nicht wesentlich leerer wäre, wenn man ihn denn so sehen könnte, wie er jetzt ist, und manchmal fand er all diese Schlussfolgerungen und Implikationen so schauderhaft, dass er sie nicht ertrug und davor flüchtete, dass Buch, die Sendung oder was auch immer er gerade konsumierte, zuklappte, ausschaltete oder was auch immer, sich unter Decke und Kissen verschanzte und versuchte, sie mit Schlaf und Gedröhne aus seinen Bewusstsein zu schwemmen – und manchmal flüchtete er sich gezielt in diese Leere hinein, und machte gezielt davon gebrauch, dass diese Gedanken ausreichten, um sein sein gänzlich auszufüllen wenn nicht zu überwältigen, und tränkte sich am Brunnen der aus ihnen entspringenden Verzweiflung, bis er lange vergessen hatte, wer und wo er war, was all diese Worte, Begriffe, Rahmenbedingungen seiner Existenz überhaupt bedeuteten, und was es überhaupt gewesen sein könnte das diese transiente Struktur aus Kohlenwasserstoffen irgendwo auf der dünnen Oberflächem-Pelle des dritten Planeten eines mittelmäßigen Systems am Rande einer weitentfernten Galaxie dazu verleitet hatte, sich diese bedeutungslosen Laute und Bilder hinwegzuwünschen, ja, dass es überhaupt jemals für einen kurzen Zeitraum an einem begrenzten Ort ein Stückchen Materie gegeben hatte, dass sich von seinem Willen begrenzt beeinflussen ließ; Großflächig betrachtet war das Gegenteil der Normalfall, und das hatte es in seinem bisherigen Leben so leicht gemacht dahinzudriften, weit entfernt von jener vergessen Hülle, die ausgeleert die mechanischen Pflichten und Handlungen des Alltags vollführte- Aber das war zuvor. Bevor er solche gottgleichen Wesen seinem Willen gebeugt, und sie als Werkzeug eingesetzt hatte, um ihresgleichen zu vernichten, wie irgendein elementares Werkzeug, wie diese …Kochlöffel oder sowas, die er mittlerweile ohne groß darüber nachzudenken manipulierte, als sei es Teil seines Körpers, oder mindestens des Herrschaftsbereichs seiner Seele, genug, um fast schon ein eigenes Gefühl dafür zu entwickeln, wie es viele Leute auch mit ihren Bällen oder Fahrzeugen taten. Das war bevor er – und es würde noch eine lange Zeit dauern, bis er sich das eingestehen würde – einen groben Eindruck von seiner eigenen Macht erhalten hatte – und die lag jenseits seiner wildesten Träume. Die Worte tanzten schon länger wie flackernde Irrlichter um ihn herrum, ließen sich aus allen möglichen Quellen vernehmen, und umschwärmten ihn wie eine Prophezeihung, wie die Schlagwörter der Storyarcs in einer Fernsehserie, oder der Rückhall eines so großen, so bedeuten, so schiksalhaften Ereignisses, dass sich die Wellen, die es durch die Raumzeit warf, sich auch in die Vergangenheit erstreckten. Fressen und gefressen werden. Dabei ging es doch auch bei diesem ganzen Krieg, oder? Deshalb investierten Menschen wie sein Vater oder Misato so viel Arbeit und ressourcen darin, fremde Wesen zu vernichten, deren wirkliche Absichten und Gründe sie überhaupt nicht verstanden – Weil sie fürchteten, zerstört zu werden. Und was war mit ihm? Bis jetzt hatte er seinen Platz in dieser Reihe von Plankton zu Goldfisch zu Haifisch nicht besonders weit oben gesehen; Ein Alphatier würde aus ihm gewiss nicht werden, so oder so nicht, noch ein wirklicher Ellenbogen-Mensch, da mochten die grausame Welt oder die unnerbittlichen Naturgesetze das noch so dringlich verlangen, er hatte nie gedacht, dass er es in sich hatte, hielt sich für eine dieser mit dem Leben unkompatiblen, zufälligen Launen der Natur, die leider hin und wieder aus dem Prozess hervorgingen, die das erstehen von verschiedenen Varianten und somit die Anpassungsfähigkeit der Population erlaubte, einer der Schwächeren, die von den Stärkeren zertreten wurden oder feige in kleinen Nischen-Lebensräumen ein mageres Dasein führten, Dinge wie Faultiere oder Pandabären. So war auch die Angst vor zerstörung eigentlich etwas, für dass er keinen Grund haben sollte – Nichts würde verloren gehen, wenn eine völlig unnötige, ungewollte Existenz folgenlos aus dem Universum blinken würde, wie sie es früher oder später sowieso getan hätte. Deshalb hätte er die ersten vierzehn Jahre seines Lebens nicht daran gezweifelt, das es ihm nicht besonders viel ausgemacht hätte, ebendieses zu verlieren – Er dachte immer, dass es ihn wirklich nicht stören würde, wenn er bei einem Verkehrsunfall sterben würde oder soetwas – Stastisch traf es ohnehin immer so und soviele Leute, alsom warum nicht ihn statt jemand, der da noch große Hoffnungen und Träume hatte, es wäre wahrscheinlich sogar besser so. Wenn er irgendwann mal festellen sollte, dass er irgendwo zu langsam reagiert hatte und ein stattlich beschaffenes Auto dabei war, geradewegs auf ihn zuzurasen, hätte er nicht geglaubt, dass es ihm besonders viel ausmachen würde, oder das er auch nur besonders viel versuchen oder unternehmen würde, um rechtzeitig von da weg zu können. Wenn er in einer adequat finsteren Stimmung war, verfestigte sich diese Idee zu einer in für grüblerische Jugendliche typischer Manier aufromantisierte Vorstellung, mit Lichtern, Regen, einem dünnen, dankbaren Lächeln, und einer Kakophonie aus Hupen, die wie durch eine Wand aus Watte gedämpft mit dem Hintergrund verschmolz. Die meisten solchen Fällen, die ihr Leid im Internet die Comments unter YouTube-Videos, die die Songs gewisser Bands beinhalteten, in Massen kundtaten, kamen sie in ihrem täglichen, geregelten Leben inmitten der modernen, komfortablen Zivilisation des 21. Jahrhunderts nie dazu, real in irgendeine Situation zu kommen, die ihr Desinteresse am Leben auf eine wahre Prüfung stellen würde… und Shinji war da keine Ausnahme gewesen, zumindest, bis ihn ein übler Wink des Schicksals nach Tokyo-3 verschlagen hatte, und ihn einen unpässlichen Spiegel vorgehalten hatte: Nämlich dass er fähig war, wie ein Wahnsinniger mit einem Messer in der Hand auf etwas zuzustürmen, dass ihm nach eben diesem „ungewollten“ Leben trachtete – ganz egal, zu welchem Schluss er in irgendwelchen höheren Geistesschichten kommen sollte, und wie oft sich dieses Überleben als die schmerzvollere Variante herausgestellt hatte, im Kampf waren da nur Licht und Lärm und Panik, und irgendwas davon hatte ein uraltes Monster erweckt, dass da irgendwo zwischen Enzymbindestellen und Genschrott gelauert hatte, ein selbstsüchtiges Scheusal, getrieben von der selbstsüchtigsten, egoistischten aller Empfindungen, die scheußlichste, nackteste Selbsterhaltung, die sich um nichts anderes scherte als das überleben des selbst (eben keine Pläne, keine Befehle, keine Kollateralschäden) die menschlichste aller Scheußlichkeiten, die ganze Hässlichkeit, die in einem Menschen zu finden war. Das passte nicht in sein bisheriges, ohnehin vages, mit pessimistischer Vorsicht  verfasstes Bild von sich selbst; Ein Stück weit war es ein Triumph des Materials über den Geist, der letzteren eigentlich komplett in Zweifel rief und ihm klar machte, wie physisch, wie programmiert, wie materiell die Nervenbahnen und Neurotransmitter-Pegel eines Menschens waren, und wie leicht sich dieses hypothetische, bereits in die Ferne entschwundene Dingens namens „selbst“ in die Nichtigkeit wegerklären ließ. Doch gleichzeitig konnte er es nicht komplett wegdenken, so gern er das auch tun würde, denn seine Illusion, sein phyrrischer Trost von Bedeutungslosigkeit begann mehr und mehr zu brechen und zu knarzen, nachdem er das erste Mal in seinem Leben das Gefühl gehabt hatte, dass seine Handlungen einen Einfluss auf die Welt haben konnten – Das war die Kerbe, durch die die Versuchung eintreten konnte, die verbotene Frucht, von der er einmal zu viel gekostet hatte, und dargeboten wurde sie ganz traditionell von EVA – Der lange Hebel, mit dem sich das Gewicht der Erde verschieben ließ. Geboren in der Hitze des Schlachztfeldes fühlte sich das Scheusal dort zuhause, erreichte dort seinen Zenit, zugleich Urzeit-Monster und mutierter Über-Mensch, und genährt von Jahren ungelöster, verstopfender Frustration über seine eigene Hilflosigkeit, die vormals nirgendwo hin konnte, nirgendwo ausgelassen werden konnte, und labte sich mit einem rächenden, trotzigen Sadismus an der Macht, und der Abhängingkeit all jener, denen es sich so lange schutzlos ausgeliefert gefühlt hatte, und sie zerbrach, die knochige, falsche Maske, die er aufgebaut hatte, um den nackten, innersten Instinkt zubeschützen, um die Hässlichkeit zu verbergen. Er hatte den Amoklauf von EVA  nach seiner Ankuft in Tokyo-3 bis jetzt als etwas erschreckendes, monströses gesehen, das er erlebt und nicht verarbeiten konnte, weil ein menschlicher Verstand nicht verarbeiten konnte, aber, er konnte sich darran erinnern, nicht? Er war bei vollem Bewusstsein gewesen, nein, vielleicht wacher als jemals zuvor- Wann genau hatte dieses Monster, das er so gehasst und gefürchtet hatte, eigentlich Besitz von ihm ergriffen? Wann hatte sie begonnen, die Leben von allen zu kontrollieren, die sie umgaben, Misato, seinen Vater, die ganzen Menschen von NERV, und diese ganze Stadt, wann hatten sie begonnen, sie alle in ihresgleichen zu verwandeln – Mechanisierte Wesen? Es war schwer, Misato, Dr. Akagi, Asuka, seinen Vater oder sonstirgendwen hier anzusehen, ohne zu sagen, dass sie besessen waren, dass sie es waren, die von ihren eigenen Waffen geführt, von ihrem eigenen Besitzt besessen wurden. Noch hatte er dies nicht auf rationale, bewusste Weise begriffen, die Informationen, um diese Schlusfolgerungen zu treffen, standen ihm gar nicht zur Verfügung, aber nach dem er mit diesem Monster so lange in Verbindung gestanden hatte, konnte er nicht anders, als es vage zu ahnen, ein persistentes, ungutes Gefühl, dass er zumeist für eine Einbildung hielt, aber in irgendeiner tiefen Schicht seines Daseins hatte er die Verbindung längst ergriffen – Die Bestie im Inneren, die menschengemachte Bestie, die Bestie der Apokalypse… sie waren ein und diesebe Sache, und wie es in den Schriften vorrausgesagt worden war, wie diese Succubi und schwarzen Witwen in den Horror-Geschichten, die ihre Opfer erst in fanatistische Verehrung stürzten, bevor sie sie letzlich verspeisten. Diese leeren, pervertierten Monstrositäten besaßen zwar einen Funken leben und eine listige, verschlagene intelligenz wie ein gerissenes Tier, aber eine Seele hatten die Wissenschaftler der Verführerin EVA nicht geben können – Daher trachteten diese bissigen Höllenhunde danach, sich selbst zu vervollkommnen, und nur danach (gar nicht anders, als ihre Schlpfer) und die Seelen der Lebenden zu fressen – Sie verlangten Menschenopfer, ja, vielleichtließen sie sich nur zum Kampf gegen die Engel aufstacheln, weil sie deren Seelen rochen, in Splittern und Blut und reißenden Sehnen – Und deshalb boten ihnen die Menschen sodass ihre Gefühle erhört werden mögen, das dar, was sie am liebsten fraßen – Besondere Menschen wie ihn, Rei und Asuka, zuckrige Pinatas randvoll von Leid und Liebe und Stärke und Schwäche und allem, vondem ein Mensch noch so ausgefüllt sein konnte, und doch so leichtsinning bereit, all dies so einfach darzubieten – Potthässliche und wunderschöne, gewaltvolle und köstliche Seelen. Und bei Shinji hatten sie wohl die leichteste Beute gehabt – Ein schwaches, gebrechliches Herz mit wenig konkretem, an dem es sich festhalten könnte, wenig erfahren oder definiert, und ohne ein Konzept von seinem eigenen Wert, und ohne etwas anderes, dass er verlieren könnte. Vorher hatte er nichts gehabt, und in vernachlässigbarer Zeit waren alle Verbindungen, die er hatte, und alle Dinge die er tat, irgendwie mit Evangelion 01 gewesen – Alles was er hatte, hatte er wegen dem EVA, und ohne den EVA würde er gar nichts haben… war das nicht auch, was Rei gesagt hatte? Wer weiß, vielleicht waren Rei und Asuka ja schon vor langer Zeit die Seelen ausgesaugt worden, und ihr auf sehr verschiedene Weise hohl erscheidendes Auftreten waren die Handlungen ihrer ausgelehrten Hüllen. (Nein. Rei war nicht hohl. Davon würde ihn nichts auf der Welt vollständig überzeugen, und das war vielleicht sein einziger Rettungsring in diesem Meer des Wahns.) Innerhalb weniger Wochen hatten diese Erfahrungen, die ihm nur wegen EVA gestattet gewesen waren, und die Menschen, zu denen sie ihn geführt hatte, ihn verändert, und er war unfähig geworden, sich zu erklären, ohne von diesem Ding zu erzählen – Wie lange noch, bis er sich nicht mehr davon trennen konnte, wie lange, bis dieses Ding alles geworden war, was von ihm übrig war, bis er sein wahres selbst völlig vergessen hatte? Es war ja nichts daran, dass es besonders wert währe, sich daran zu erinnern, nichts, woran er sich festhalten konnte, nichts, das er ungern vergessen würde (Wirklich?) – aber er füchtete sich denoch vor dem Tag, an dem er sagen würde, dass er dieses Ding steuerte, weil es alles von ihm geworden waren, weil alle halb vergessenen Gedanken über Hoffnung, liebgewonnen Menschen und einsame blauhaarige Mädchen hinfortgespült worden waren – Sein erbärmliches Selbst würde er all zu gerne ziehen lassen, aber mittlerweile gab es auch all diese kleinen Lichter und Gesichter, die er nicht ziehen lassen wollte Was würde mit ihnen geschehen, wenn aus ihm so etwas wurde? Was würde überhaupt geschehen? Fressen und gefressen werden… Wenn er sich auf der Seite der Fresser wiederfinden sollte, würde es gefressene geben, und wie sollte er sich vor ihnen rechtfertigen? Selbst, wenn es nur die Engel waren, mit welchem Recht nahm er ihnen ihr Leben? Auch sie waren Lebewesen, die Leben wollten, und eigentlich nur ihr eigenes Leben verteidigen und das fortbestrehen von ihresgleichen sichern wollten – Wieso also sollte er zu den Siegern gehören? Solange es nur sein eigenes Leben war, auf das sich seinen Handlungen auswirkten, und er selbst in diesem ein machtloser Spielball des Schicksals war, hatte ihm das egal sein können, aber jetzt, wo er begann, Macht zu haben, wo er Dinge ändern konnte, wo alles, was er tat, Auswirkungen auf die ganze Welt haben konnte, fragte er sich immer mehr – Mit welchem Recht denn? Welches Recht hatte jemand, wie er, zu kämpfen und damit möglicherweise die Schicksale anderer Menschen zu versehren, wenn er noch nicht einmal wusste, warum er eigentlich kämpfte? Das Bedürfnis, das herrauszufinden, brannte schon sehr lange in ihm – Hatte er nicht auch deshalb mit anderen darüber geredet, was sie so antrieb, mit anderen, die ihre Richtung ganz genau zu wissen schienen? Vielleicht musste man ja zuerst in andere hineinblicken, bevor man sich selbst finden konnte – Es war jedenfalls leichter, zu wissen, was man nicht wollte, statt sich selbst ein großes, komplexes Konstrukt auszudenken, dem man dann zustimmen könnte oder nicht. War nicht auch sein gestriges Gespräch mit Misato so etwas gewesen, oder das damals mit Rei, bevor sie beide in den Kampf gezogen waren? Bei Asuka glaubte er nicht, dass sie sich einander jemals so weit offen legen können würden, aber es bestand kein Zweifel daran, dass sie eine Ambitionen, einen Antrieb hatte – Sie war vielleicht die unaufhaltsamste von allen, und so sehr ihm vieles an ihrer Art einfach mitgefühlslos undohne jedes Bedenken für die Gefühle anderer erschien, fand er daran auch eine Art perverse Bewunderung, wie man sie für einen besonders kompetenten, wenn auch amoralischen Antagonisten in einem Film hatte, die Zurkentnisnahme, das sie einfach etwas hatte, was er nicht hatte – Auch eine von diesen zahllosen Dingen, die er in seiner Spiegelung lieber niemals gesehen hätte, und ihn wünschen ließ, dass er niemals hierher gekommen wäre, dass er niemals davon hätte. Er fühle sich zurückversetzt in eine alte, nicht einmal besonders bedeutungsvolle Erinnerung, in der sein alter Lehrer mit ihm etwas klassische Literatur und deren Interpretation durchgegangen war – besonders viel war bei ihm nicht hängen geblieben, aber da war dieses eine Zitat des Meiji-Ära Schriftstellers Saito Rokyuu das sie ein Mal besprochen hatten – „Der Spiegel wirft das Böse nicht zurück, er erschafft es.“ Als er das damals interpretieren sollte, lautete seine Antwort, dass es wohl etwas mit Eitelkeit zu tun haben müsse, und es folgte eine perfekte Wiedergabe und Anwendung evon Buch-Wissen, dessen Regurgitation von ihm erwartet wurde, in den Texten nach gewissen Mustern oder Motiven zu suchen, und klassische Stilmittel auswendig zu lernen, damit man sie hinterher orten konnte, die billigste Suche nach Symbolismus, nachdem dieses hier immer jenes bedeuten musste, ohne, dass er dem Verständnis des Gesamtwerkes dabei näher kam, die Art vonstumpfköpfiger Interpretation komplexer Werke, bei der man die Bäume vor Lauter Wald nicht mehr sehen könnte. Doch mittlerweile fürchtete er, dass er begonnen haben könnte, nur zu gut zu verstehen, was damit gemeint gewesen war. Doch leider stand die in dem Schriftstück empfohlene Möglichkeit, sich dem Spiegel nur mit gesenktem Blicke zu nähern, für Shinji in seiner gegenwärtigen Situation völlig außer Frage.   ---   Asuka hatte diese Option genau so wenig – Es blieb dabei: Sie würde sich revanchieren, so sicher, wie die Flüsse das Meer erreichen. Sie musste es tun, oder die ganze Angelegenheit würde sie noch zum Wahnsinn treiben. Um das aber fertig zu bringen brauchte sie aber einen Kriegsplan, und als sie am nächsten Morgen aufwachte, ein gutes Stück ‚abgekühlter‘ und zu allem entschlossen. Ihr Herz war eine Kriegstrommel, ihr Mund ein Trompetenhorn; Sie würde schon einen Weg finden, denn wie bereits erwähnt: Wenn Captain Asuka-Langley-Shikinami morgens aus dem Bett stieg, dann betrachtete sie das als eine Vorbereitung auf einen alltäglichen Krieg, die nächste große Schlacht. Das begann schon morgens im Badezimmer, vor dem Spiegel – Die Fensterbank war ihre Waffenkammer, die Töpfchen und Tigelchen ihr Arsenal. Sicher doch, eine großer Teil der Kerle sagte, wenn man sie fragte, dass sie am liebsten eine „natürliche“ Frau wollen würden, und nichts mit den unrealistischen Standarts zu tun haben wollten, die die patriarchale Gesellschaft angeblich geschaffen haben sollte, aber der essentiellste Teil des Make-ups waren nicht die paar Extras wie Lippenstift und Lidschatten, die sie gelegentlich als bewusst-sichtbare Verzierung draufsetzte, sondern der Teil des Makeups, den die Männer nicht bewusst bemerkten – Asuka benutzte all diese Chremes und Wässerchen nicht in erster Linie, um „schön“ auszusehen, sondern um den Strich der Normalität zu erreichen, all die Mängel und Makel auszubessern, die sie jeden Morgen aus der ungefähren Richtung des Spiegels heraus ankotzten. Und diese machten ihr in letzter Zeit besondere Sorgen. Das hatte unter anderem damit zu tun, dass der Second Impact Japan zwar in einen ewigen Sommer gestürzt hatte, dies jedoch bewerkstelligt hatte, in dem er die Achse der Erde verändert hatte – wenn also ein Bereich näher an den neuen Äquatorstreifen gekommen war, musste ein anderer weiter davon weggerückt sein, logischerweise am anderen Ende des Planatens – Das grässliche Wetter in Deutschland war also noch grässlicher geworden, was die Bevölkerung mehr oder weniger überlebt hatte, weil dass Wetter dort mehr oder weniger immer grässlich gewesen war. Doch immerhin hatte das grässliche Wetter den positiven Effekt gehabt, dass es eine genetische Veranlagung, die recht häufig mit Haarfarben wie Asuka‘s rostigen Marsrot mitgeliefert wurde, bis jetzt im Schach gehalten hatte: Sommersprossen. Die, wie der Name schon sagte, vor allem im Sommer durch vermehrte Sonneneinstrahlung hervorgerufen wurden, ein krüppeliger Ersatz für Pigmentbildung für all jene, die es eben nicht konnten – Asuka hatte schon früh frustriert feststellen müssen, dass sie wohl nie in der Lage sein würde, eine attraktive Honig-Bräune zu tragen, so frustriert, dass sie praktisch aus Trotz verstärkt Wassersport als Hobby betrieben hatte – Natürlich nicht ohne eine gehörige Portion Sonnencreme. Aber derart sonnige Tage waren in Deutschland ohnehin mehr zu einer Mangelware geworden, als sie es sowieso schon gewesen waren, so dass sich die Haut durch zu häufige Sonnenbrände kapputtzumachen glücklicherweise keine all zu große Sorge für sie darstellte, zumal sie einen großteil ihrer Zeit ohnehin überdacht in den Räumlichkeiten der dritten NERV-Außenstelle verbracht hatte. Jetzt hatte sie abermehr als zwei Monate in ewigem Sommer verbracht, und auch, wenn sie zwischendrinn mal eine Woche zum Partnertraining weggesperrt war, hatte sie ihre Gliedmaßen die meiste Zeit über spärlich verpackt der Sonne präsentiert, und jetzt hatte sie den Salat. Hatte sie sich vor einem Monat noch ohne Makeup neben dem Third Child hinklatschen können, ohne dass er auf ihrem Gesicht irgendwelche farbliche Unebenheiten hatte festellen können, gab es heutzutage kaum noch einen Morgen, an dem sie sich nicht über ein neu manifestiertes Pünktchen ärgern durfte – Bis jetzt waren sie noch recht hell und von geringem Durchmesser, und Asuka hoffte inständig, dass es so bleiben würde – Sie hatte schon das eine oder andere Opfer gesehen, meist solche mit Haarfarben, die ihrer eigenen ähnelten, bei denen die verfluchten Polka-Pünktchen das Gesicht geradewegs zerklüftet hatten – Sie durch Makeup von der Sonne abzuschirmen war also mehr als eine rein kosmetische Maßnahme. Vorher aber begann sie ihr morgendliches Regime mit einer gründlich eingerubbelten selbstschäumenden Waschlotion, dann ein Peeling, letzlich das Gesichtswasser, und nach kurzem, oberflächlichen trockentumpfen eine dünne Schicht Tageschreme. Um dieser aber Zeit zum sauberen Einziehen zu lassen, wendete sie sich nun zunächst anderen Dingen zu, wie der gründlichen Reinigung ihrer perlweißen Beißer, einer Handchreme, und der Bearbeitung ihrer Haare, welche im Rahmen der auf die morgendliche Dusche (Erdbeer-Duschgel, Erdbeer-Peeling, Haaröl, Schampoo, Spülung, als besonderen Selbstbewusstseins-Schub in schwierigen Zeiten auch noch eine Haarkur,  Haarwasser, Abtrocknen, danach ihre bewährte Kamille-Bodylotion, Körperpuder, Duftspray, Deo, und anlässlich der „Feier des Tages“  ein neues Tampon,das eine oder andere Stylingprodukt, Föhnen, Glanzspray) schon ihr ganz eigenes Programm hinter sich hatten: Ein Nervenclip links, ein Nervenclip rechts, et voià le Second Child! Asuka fühlte sich nackt ohne diese Dinger. Als nächstes: Gesicht, runde zwei. Porenverfeinernde Lotion. Abdeckstift – Die Gezielte jagt nach all diesen abscheulichen Stellen, an den Form und Farbe ihreas Gesichts in irgendeiner Form uneben waren. Dann: Die Grundierung, das eigentliche Gesichtsmakeup, und die unverzichtbare Grundaustattung aus Lidstrich und Wimperntusche. Das i-Tüpfelchen  bildete dann schließlich eine großzügige Anwendung von Asukas vertrauten Lieblings-Lipgloss mit Erdbeerduft. Manch ein Poet vergleichte solche morgendlichen Schminkrituale mit dem Aufsetzen einer Maske, als wenn da eine mutwillige Irrefürung wäre! Für Asuka war ihr Make-Up keine Maske, sondern ein Schild, um sich zu schützen, und als solches unverzichtbar für ihre tägliche Schlacht – denn welcher Narr konnte es sich leisten, im Kampf die Verteidigung zu vernachlässigen? Dafür war jetzt gesorgt, jetzt war sie vorbereitet und gerüstet. Captain Shikinami-Langley meldet sich zum Dienst.   ---   An diesem Morgen, gerade als das, was an Sonnenstrahlen durch die Fenster drang, allmählich begann, die Farben des Tages anzunehmen, erwischte sich Captain Asuka Shikinami-Langley dabei, wie sie sich in einem Paradies herumtrieb, dass ihr nicht gehörte. Sie kam gerade aus dem Bade, und auch, wenn seine Anwesenheit im Nachhinein zu erwarten gewesen wäre, war die Möglichkeit, ihn anzutreffen, nichts, was eine besonders herrausragende Komponente ihres Bewusstseins gewesen wäre, als ihre Augen im Rahmen einer halb verschlafenenen, halb verspielten Langeweile geradewegs über ihn stolperten, perfide angelockt von den füchsigen Strahlen des Morgens, dessen Niedertracht Asuka schon vor Langem zu seinem erklärten Feind gemacht hatten, bestimmt beleuchtet wie ein sorgfältig in Szene gesetztes Museums-Exponat, geradezu gebadet in Helligkeit, die selbst den hellen Materialien der Katsuragi’schen Kochniesche Qualitäten eines geheimen Garten verleihen konnten, der von Zeit und Kosmos vergessen worden war – Hier gab es keinen Winkel, der ihm nicht vertraut war, kein Schublädchen oder Türchen, von dem er nicht genau wusste, wozu es da war; Einigen hatte er höchst selbst bestimmte Funktionen zugewiesen, als er Ordnung aus Misatos Tohubawohu geschaffen hatte, es gab also niemanden, der mit der Ordnung dieses Ortes besser vertraut sein könnte. Hier, zwischen Schneidebrettern und Küchenutensilien hatte es sein eigenes, kleines Reich, mit Ranken aus Plastik, und Herdplatten als seine Felder, und Asuka wusste, dass sie dieses Konzept einer abgesicherten, kleinen Welt anekeln sollte – Nicht, dass das nicht geschah, aber es wurde völlig übertönt und rausgespült von ihren Feststellungen darüber, wie unsagbar unterschiedlich er ihr erschien, wenn er glaubte, unbeobachtet zu sein – Einen krassen Unterschied hatte sie erwartet, nicht, dass sie das, was dieser zum Vorschein bringen würde, ehrlich überwältigen würde – Es war nicht mehr als die Abwesenheit des üblichen nervösen Stockens, der schlecht verborgenen Gehetztheit, die sie mit einem simplen Blick aus ihm herrauszuquetschen versuchte, es ging bei weitem nicht so weit, dass man Adjektive wie „leicht“ oder „kunstvoll“ verwenden könnte, eine gewisse einstudierte Strenge steckte ihm dafür viel zu tief in den Knochen, da war immer noch eine gewisse gelernte Härte, eine zum Anschlag gespannte Vortäuschung von Stoizismus, die das Second Child von ihren Schlachtfeldern kannte und entfernt an Commander Ikari erinnerte, doch er erreichte zumindest eine bestimmte kritische Masse an Ruhe, die in ihrer Gegenwart selten zusammenkam, hackte geschäftig und regelmäßig in dieses Gemüse hinein, ohne Muße, aber doch mit herausgenommener Zeit, Sorgfalt, Ernst und fast schon millitärischer Präzision, ohne mit dem scharfen Spielzeug groß herrumzukokettieren. Die Direktheit, mit der es sie traf, ließ ihr nicht einmal Zeit, zu leugnen, dass sie so etwas niemals können würde, echte Bewunderung baute sich auf, bevor der Neid sie überwuchern konnte, und einen Moment lang betrachtete sie zum ersten Mal seid langer Zeit mal einen unverdrehten Fakt, nämlich dass sie weder die Geduld, noch die ruhige Hand für so etwas hatte, einfach mal nüchtern und ohne Wertung betrachtet hatte sie sich einfach auf etwas anderes spezialisiert, seid sie ein Kind gewesen war, hatte sich ihr Leben darauf ausgerichtet, eine bestimmte Funktion mit Perfektion zu erfüllen, und hatte auf diesem langen, steinigen Weg alles opfern müssen, was sie nicht hatte brauchen können – Seien es Kunstwerke oder bloße Schaumsüppchen, sie schuf keine Sachen, sie zerstörte sie, sie war eine ausgebildete Kampfpilotin; Das war alles, was sie war. Und an dieser Stelle könnte sie jetzt die obligatorischen Ausreden ziehen, dass dieser Begel sich eben nie bemüht hatte, irgendeine Richtung in sein Leben zu bringen, dass sie sich nicht denken könnte, warum sie so etwas wie Hauswirtschaften überhaupt können wollen sollte, und dass sie eben ihrem eigenen Pfad gefolgt war und dies nicht bereute, aber nichts davon konnte wegerklären, dass dieser Junge hier vor über drei Monaten hineinspaziert war, und gerademal gewusst hatte, wie man eine Mikrowelle bediente, und ohne vorher jemals im Leben einen Evangelion gesehen zu haben, und jetzt brauchte man ihn nur mal anzusehen; Er hatte sich angepasst, nicht mit Leichtigkeit, nicht, dass er hier gediehen oder aufgegangen wäre, aber man hatte ihn in die Höhle des Löwens geworfen, und hinterher war er nach so enigen Blickwinkeln besser dran als vorher, wohingegen sie jede Facette ihres langen Trainings perfektioniert hatte, aber sich hilflos dastehen sah, wann immer auch nur die geringste Kleinigkeit geschah, auf die sie nicht vorbereitet gewesen war. Das Lächerlichste daran war, dass der Kerl eine absolute Mimose war, dass er mit jeder Kleinigkeit sein privates Leiden gehabt hatte, von dem einiges keine Anzeichen zeigte, das es demnächst abklingen würde, aber dennoch hatte er überlebt, und das war es vielleicht, was die deutschen EVA-Pilotin wirklich an ihm fürchtete, mehr noch als seine Bedrohung als Rivale, war sie doch selbst jemand, der einen grandiosen Tod auf jeden Fall einem unwürdigen Klammern an das Leben vorziehen würde. In ihren Augen gleichte er einem Pfau, nicht dem exotischen Symbol für Eitelkeit, mit dem ihre Lansleute die Viecher bisweilen gleichsetzten, sondern auf die Art, wie sie die Dichter Asiens bisweilen beschrieben, als die Brüder von Drachen und Phönixen, mit Bewunderung, Anbetung, Ehrfucht,  und etwas, das über wenige Ecken mit niemalsender Todesangst verwandt war.   Dies war die sensorische Form eines endlosen Paradoxons: Ein Lichtkranz gleich einer Krone in schmucklosen, kurzen Haaren, in der schweren, gedrückten Farbe von dunklem Holz, betäubtes methylenblau in seinen Augen, die Körperhaltung etwas vorgebeugt wie eine Topfplanze, die irgendjemand vergessen hatte, mit einem dünnen Schimmer aus Schweiß auf seinem langen, schlanken Hals, und einer schlichten, grünen Schürze, die über eine streng und ordentlich befestigte Uniform hinunterhing. Arme und Hände, stetig beschäftigt in irgendwelchen funktional ausgerichteten Winkeln, zeigten mittlerweile schon eine bestimmt maskuline Note, jedoch nicht, ohne dass es eine entfernte Plumpheit an den zu den Enden hin etwas dünner werdenden Fingern und den verlässlich abgekauten Nägeln wieder komplett zur Nichte machen würden. Sie hatte ihn oft genug im Schlafanzug gesehen, um die Form der lanken, schlanken Wasserläufer-Beine zu erahnen, die er unter den dunklen, schlichten Hosen versteckt hielt, die knabenhafte Figur eines Künsters, eines Prinzens,  oder gar eines Wassermanns, auf jeden Fall etwas aus einem düsteren Gemälde in kalten, aquatischen Farben, dieser unzugängliche Fischmensch, der ihn Feuer auszulöschen drohte, wenn sie ihn zu Nahe kam, der schwere Druck der Tiefe, der sie erdrückte, ohne es zu versuchen, der eisig kalt blieb, wenn sie von ihm gewärmt werden wollte, der ihr selbst jetzt noch herrausfordernd dreiviertel seines Rückens zugekehrt hielt, scharfe Schulterblätter unter einem viel zu losen, penibel in den eng geschnallten Gürtel gestopften Hemd, dürr wie ein Hünerknochen, aber nicht ohne eine gewisse tropfenförmige Qualität, und einem nicht zu verachtenden Hinterteil – Sein Blick fürs Detail und irrsinnige Einsichten, mit denen Asuka niemals ihre Zeit verschwenden würde, die liebevolle Aufnerksamkeit, mit der er die Teller dekorierte und Garnituren vorbereitete, diese entfernten Ansätze eines Freundlichen Lächelns, dass geben konnte, ohne von allem dass wie und warum wissen zu müssen – Sie wollte das in ihrem Leben, wollte es für sich selbst, wollte es ihm in Streifen vom Gesicht abziehen und als Maske tragen, Verschlingen und sich einverleiben wie eine reife Frucht an einem Ast, der gerade noch so ein Stückchen über der Reichweite ihrer Arme vom Nachbargrundstück in ihren Garten hineinhingen: Schaumsüppchen mit angebratenem Kräuterbaguette ist abgesagt, heute kocht die Eifersucht! Der Garten der Natur hat das Buffet angerichtet, streck den Arm aus und bediene dich! Wie konnte sie da wiederstehen? Wie könnte sie nicht verrückt werden vor Neid? Er war Begehren.   Dann aber musste er natürlich alles ruinieren, in dem er zusammenzuckte wie ein aufgescheuchter Hase, als er sich dann edlich mal dazu herrabließ, ihre Anwesenheit zu bemerken. Es gab kein Fitzelchen von ihm, dass nicht in irgendeiner Form zurückwich, und ohne, dass sie sich viel Mühe geben musste, um besonders bedrohlich auszusehen, schien er auf einmal keinen Plan zu haben, was er mit seinen eben noch so fähigen Händen machen sollte, und hielt sie nutzlos vor seinen Oberkörper – Auch, wenn sich die Reaktion dann sehr schnell abmilderte, hauptsächlich, weil sie schon so lange unter einem Dach lebten, seine Absicht, eine Wand zwischen sich und ihr zu schaffen, hatte er deutlich durchklingen lassen. Was für ein eiskalter, gefühlloser Klotz, dass er es wagte, sie so offen abzulehnen. „Oh, du bist es, Shikinami-san… Du kommst gerade rechtzeitig, ich bin hier gerade fertig!“ Das Getue konnte er sich sparen – jegliche Sympathie, die sie vielleicht noch für ihn gehegt haben könnte, war soeben verpufft. „Was ist dass denn für ein Schrott?“ fragte sie, ihre wahren Gefühle hinter einer Maske der Gleichgültigkeit verbergend. „Nun das-“ Er griff nach einem Stück Papier, das scheinbar eine Erklärung darstellen sollte, doch Asuka signalisierte mit einer knappen Geste, dass er sich die Erklärung sparen konnte. „Nur zu deiner Information, Papasöhnchen. Diese Rezeptheftchen, die im Supermarkt immer neben der Kasse hängen, sind eigentlich für gelangweilte Hausfrauen gedacht.“ Dennoch griff sie sich die erste Schüssel, mit der er halbwegs fertig war, direkt unter seinen Händen weg – Dass sie ihm nicht die Zeit ließ, dem ganzen den letzten Schliff zu verpassen, lieferte ihr immerhin einen Vorwand, sich zu beklagen, und so begann sie einen weiteren Tag mit einer kleinen Stärkung und einer weiteren Schlacht, um zu plündern, worum sie sich betrogen fühlte – Fleisch, und Blut, und Knochen, und noch etwas anderes… „Es… es sollte eigentlich ein Curry-Schaumsüppchen sein… Da steht es wäre auch kühl serviert ganz gut und würde sich auch als Frühstück eignen. Ich dachte das wäre mal etwas anderes als die üblichen Toastscheiben…“ erklärte er trotz fehlender Aufforderung, dem Tonfal nach zu urteilen sollte das wohl eine Entschuldigung darstellen. Asuka fand nicht, dass dazu ein Bedarf bestand, beetrachtete die Tatsache, dass er dies nicht registriert hatte, jedoch als Shinjis eigenes Problem. „Curry, sagst du? Also, ich stelle mir Curry eigentlich ein bisschen würziger vor. Selbst die abgespeckten Varianten, die man daheim für penible europäische Zungen abgestimmt kaufen kommt, haben mehr bums als das hier. Da hätte ich eigentlich genau so gut zuhause bleiben können…“  laberte sie, hauptsächlich, um die Zeit zu füllen, die sie brauchte, um den Löffel zu füllen und zu ihrem Mund zu bewegen. „Selbst Misatos Fraß schmeckt doch wenigstens nach etwas, auch wenn es weiß Gott kein positives etwas ist…“ „E-es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du scharfes Essen magst, ich wollte nicht, das- Also, wenn du magst, kann ich-“ Das Second Child maß seinem konfusen Gestotter nicht besonders viel Bedeutung zu, und unterbrach es, sobald sie damit fertig war, ein paar Löffel herunterzuschlucken. „…was hast du überhaupt gegen Essen mit ein bisschen Pepp? Bist du traumatisiert, weil du dich als kleines Kind mal an ‘ner Peperoni verschluckt hast oder sowas?“ Um ehrlich zu sein hatte es da mal einen Unfall mit der Wasabi-Tube seines Lehrers gegeben. „…an Misato kann es schon mal nicht liegen, jedenfalls hatte die zumindest früher noch nie Probleme damit, haufenweise Currywürste in sich hineinzuschaufeln…“ Tatsächlich hatte sie zu ihren alten Instantsuppen-Zeiten kurz nach seiner Ankuft sein unbenutztes Chilli-Tütchen immer zusätzlich zu ihrem eigenen in ihre einzige Schüssel reingekippt, und dass restlos, wenn sie zu der Teufelsbrühe nicht noch zusätzliche Chemikalien hinzugefügt hatte – Jetzt hatte er auch noch ein schlechtes Gewissen wegen dem Hauch einer Möglichkeit, Misato möglicherweise seinen Geschmack aufgezwungen zu haben, ungeachtet der vielen logischen Argumente dafür, dass seine Kochlöffelakrobatik allein ihre Lebenserwartung bereits um etliche Jahre verlängert haben dürfte. „…Tut mir leid, ich…. Daran habe ich gar nicht gedacht. Es ist bloß… dass ich scharfes Essen nicht so wirklich mag… und auch nicht wirklich vertrage… Genau so wenig wie diese Hitze…“ gab er zu, nachdem er sich nach vollendeter Arbeit letzlich auf einen Stuhl sinken ließ – Asuka hatte freilich in aller Ruhe weitergefrühstückt, während er noch den Tisch gedeckt und für die Dame des Hauses ein kühles Blondes bereitgestellt hatte. „…heute soll es schon wieder 33 Grad haben, dass  ist wirklich schlimm…“ Sie wusste nicht, was er sich davon erhoffte, ihr das zu erzählen – dass er Mitleid von ihr kriegen würde, konnte er doch nicht wirklich noch denken – Das er einfach die Spähre seines Lebens und Daseins mit ihr teilen wollen könnte, war für sie ein fremdes Konzept. Praktisch auf seinem Stuhl zusammengesunken und merklich ermattet, mit einem nur leicht verlorenen Gesichtsausdruck, der ihn etwa so harmlos aussehen ließ wie ein Welpe, der sich verlaufen hatte, ließ er Asuka ernsthaft darüber nachgrübeln, wie tief sie gesunken sein musste, um diesen Kerl auch nur einen Moment lang ernsthaft als Bedrohung wahrgenommen zu haben. Wirklich, von dem müsste sie doch nichts auch nur im Geringsten zu befürchten haben. Schnell verbarg sie alle Zweifel gekonnt hinter einem gefälschten Seuftzen. „Also echt, Papasöhnchen… Du bist wirklich durch und durch ein hoffnungsloses Weichei… Bei dir frag ich mich manchmal wirklich, wie du die letzten vierzehn Jahre überhaupt überlebt hast…“ Und wie zu erwarten gewesen wäre, gab es von seiner Seite aus keine wesentlich bedrohlichere Reaktion als einen deprimiert gesenkten Blick. 22: [Monade]    Es ist auch kein Mittel vorhanden / wodurch man zuerklären vermögend wäre / wie eine Monade in ihrem innerlichen Wesen durch eine andere Kreatur könnte alterieret oder verändert werden; weil man in derselben nichts versetzen / noch einige innerliche Bewegung begreifen kann / welche darinnen erreget / dirigieret / vermehret oder vermindert werden könnte; gleichwie sich dieses in denen zusammengesetzten Dingen gedenken läßt / allwo unter denen Teilen eine Veränderung vorgehet. Die Monaden haben keine Öffnungen / wodurch etwas in dieselben hineintreten oder aus ihnen herausgehen könnte. Die Accidentia können sich von denen Substanzen nicht absondern / noch aus denenselben heraus weichen / dergleichen in vorigen Zeiten die Species sensibiles nach der Meinung der Scholastiker tun konnten. Dahero ist weder eine Substanz / noch ein Accidens vermögend / von außen in eine Monade hinein zutreten. […]   Daß die Monaden ihre gewisse Schranken haben / solches kommet nicht von dem Objekt / sondern von der Modification der Erkenntnis des Objekts her. Die Monaden streben alle auf eine undeutliche Art nach dem unendlichen / sie sind aber nach den Graden der deutlichen Empfindungen oder Perzeptionen eingeschränket und von einander unterschieden.   […]   Unter andern Arten des Unterscheids / welche sich zwischen denen ordinairen Seelen und denen Geistern befinden / und wovon ich bereits einen Teil angemerket habe / ist doch dieser merkliche Unterscheid zu beobachten / daß die Seelen überhaupt lebendige Spiegel oder Abbildungen des ganzen Umfangs der Kreaturen oder des Welt-Gebäudes sein; hingegen daß die Geister auch überdem gewisse portraits der Gottheit selbst oder des Urhebers der Natur sind / welche die Fähigkeit haben / den Bau der großen Welt zu erkennen und denselben durch die nach der Bau-Kunst eingerichtete und aufgeführte Muster einiger maßen zu imitieren; indem ein jedweder Geist in seinem Bezirk gleichsam eine kleine Gottheit ist.   -Gottfried Wilhelm Leibnitz, ‚Monadologie‘     Noch bevor dieser Tag und seine zahlreichen Ereignisse wirklich begonnen hatte, musste Shinji noch etwas sehen, was er lieber niemals gesehen hätte, und auch nicht sehen wollte, auch, wenn es bei weitem nicht das erste Mal war, dass er mit dieser Art von Anblick konfrontiert wurde. Es war nur, dass er den bereits nicht gerade erfreulichen Tag nicht wirtklich besser machte. Dennoch war er es höchst selbst, der darauf bestanden hatte, vor antreten des Schulwegs noch einmal nach Misato zu sehen, und Asuka, der ihr gemeinsamer Vormund nicht wesentlicher egal sein könnte und scheinbar nicht einmal in der Theorie nachvollziehen könnte, wieso er das nicht genau so sah, angeboten hatte, dass sie doch vorgehen möge, wenn sie es so eilig habe. Niemand sonst hatte zu verschulden, das er es für nötig gehalten hatte, diesen Raum zu betreten hatte, dass hier hatte er sich selbst angetan, und das selbe konnte auch für Misato gesagt werden, und das recht würdelose Spektakel, das sie dabot, und überhaupt der Rest des Raumes – Hatte Shinji doch den Rest des Appartments klar an sich gerissen, war das hier immer noch die Privatsphäre der Eigentümerin, und somit kein Ort, in dem er herumzufingern hatte. Er konnte sich denken, dass hier allerlei NERV-Papiere herumlagen, oder vielleicht sogar die eine oder andere unsachgemäß verstaute Feuerwaffe; Shinji hatte vor dem Raum und dazugehörigen Geboten wohl wesentlich mehr Respekt, als Misato selbst, es wäre ihm wohl einfach lieber, wenn da eine Distanz wäre, und ein Gebot und etwas Festes, weil die Alternative grobes Versäumnis war, und Situationen, mit denen er nichts anfangen konnten, statt etwas, auf das man sich blind stützen konnte, und Versuchungen, von denen er wusste, dass er sie nicht versuchen wollen sollte, aber dem auch nicht abhelfen konnte – Auch, wenn er das große Übel an Wäsche regelmäßig aus dem Raum schaffte, sammelten sich an den Rändern von ausgesparten, benutzen Flächen bisweilen Bergketten auf dem Boden, und sie ganz beseitigen zu wollen war zwecklos, denn sie sproßen empor mit der Geschwindigkeit von Pilzen ung gewissen chinesischen Bambussorten, und die Besitzerin des Raumes schien das wenig zu stören, genau so wenig, wie ihre derzeitige prekäre Situation – So weit, dass er nur durch einen Blick auf die Struktur des Chaos und seine Kentnisse ihrer Persönlichkeit sofort rekonstruieren konnte, was geschehen war, würde er mit seinem allgemeinen Verständnis der restlichen Menschheit wohl niemals kommen (Alle anderen ließen es immer so verdammt leicht aussehen), aber die offene Wandschrankschiebetür und der ganze davor vertreute Krimskrams legte nahe, dass sie darin etwas gesucht hatte, und ihrenvorherigen, durchaus berechtigen Klagen über die Hitze nach zu Urteilenkonnte man davon ausgehen, dass der alte, verstaubte Tisch-Ventilator, der gleich einem preisgekrönten Formschnitt-Bäumchen in der Mitte des Gerümpel-Gartens stand, ohne das er wie die anderen Sachen zum Zweck der weiteren Suche auf die Seite geschoben wurden. Es war ein altes, hässlich-gelblich-graues Modell, bei dem der Drahtkasten um die Rotorblätter herum schon etwas schief saß, aber dennoch fand sich daran noch zwei dieser Papierstreifen, die im eingeschalteten Zustand hübsch herrumschwirren würden, auch, wenn diese schon recht vergilbt waren… was an dem Gerät Misato nun letzlich davon abgehalten hatte, es nach erfolgreicher Suche auch anzuschalten – Dem Alter und der Qualität nach zu Urteilen wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn das Ding schlichtweg den Geist aufgegeben hätte, und Misato war es zuzutrauen, das Teil trotzdem dekorativ in der Gegend herumstehen zu lassen, aber nichts davon bot eine Erklärung dafür an, wieso sie statt sich nach weiteren Kühlungsmechanismen umzusehen, eine kleine Plastikkasette zu öffnen, in der sich vermutlich die Lichtbilder befunden hatte, von denen jetzt noch einige um sie herrumlagen, und damit eigentlich Shinjis Neurosen klingeln ließ, hatte ihm sein Lehrer doch beigebracht, dass Fotografien und andere wichtige Papierchen pfleglich zu behandeln waren – Eigentlich sollte man sie nicht einmal befindern,und hier war diese Frau, die sich einfach quer darüber legte, wo jede unwillkürliche Bewegung sie irreversibel hässlich verknicken könnte – Heutzutage war es natürlich gut möglich, sich neue Abzüge davon machen zu lassen und so weiter, aber das registrierte er in diesem Moment nicht wirklich und hätte dieses penetrante Stimmchen in seinem Hinterkopf, nachdem das schlichtweg aufgeräumt gehörte, vermutlich auch nicht besonders beeindruckt. Vielleicht hatte sie ja wegen irgendeinem der hervorgeholten Krempelstücke spontane Nostalgie überkommen – Jedenfalls gab es keinen Zweifel, dass das was sie letzlich außer Gefecht gesetzt hatte, die voll einsetzende Wirkung der „kühlen Erfrischungen“ gewesen sein mussten, die sie sich heute früh zu Gemüte geführt hatte, die Haare und Arme über Fotos, Krempel und Kästchen verteilt hatten. Alle vier durch die Gegend gestreckt wie ein kürzlich erlegtes Tier, ohne zwischen Boden, äußeren Zipfweln ihres Futons, wichtig aussehendem Papierkram oder auch nur unerfreulich hart wirkenden Gegenständen zu unterscheiden, schnarchte sie dennoch friedlich von sich her, vermutlich süß vor sich hin träumend ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass sie irgendjemand zu Gesicht bekommen könnte – Es half nichts, dass ihr ohnehin schon locker sitzendes Unterhemd bei dem ganzen Prozess beachtlich hochgerutscht war, ohne dass sich von der Rückenansicht heraus erkennen ließ, wie weit – Das war schon mehr als genug, damit ihm davor graute, sie von dort zu entfernen, aber wenn er sie so ließ, würde sie heute Nachmittag wohlmöglich mit einem Abdruck von dieser Plastik-Kassette im Gesicht zur Arbeit gehen müssen. Man hätte meinen können, dass der Anblick ausgereicht hätte, um jede aufreizende Qualität an ihr aufzuheben, zumal er schon aus Erfahrung wusste, dass das Näherkommen mit einer beachtlichen Fahne verbunden sein würde (Die Zanchreme, die sie benutze, bevor sie zur Arbeit ging, hatte ihn damit so weit überzeugt, dass er wohl auch dann begonnen hätte, die selbe Marke zu kaufen, wenn er nicht mit ihr unter einem Dach leben würden), aber das bizarre war, das keine dieser beiden Sache die andere abmilderte, auch wenn das die Sache unterm Strich nur noch unangenehmer machte. Er wollte das nicht sehen müssen, wollte nicht so über sie denken, aber was sollte er tun? Sich etwas sichtlich genervt zu beklagen war einer Sache, ein „ernstes Gespräch“ einer andere – Das kam ihm in der Position als ihr offizieller „Schutzbefohlener“ und „Untergebener“ bei NERV gar nicht als Option in den Sinn, (Aller jugendlicher Rebellion und berechtigter Meckerreien zum Trotz war da doch noch eine seltene Abart dieser Barriere zu jemandem in einer höheren Hierarchie-Stufe, verdient oder nicht) er nahm es einfach als unangenehme, auszustehende Sache hin – Sie so zu lassen war schließlich auch keine Option, ganz egal, ob die Logik diktierte, dass sie eigentlich bis jetzt irgendwelche Methoden gehabt haben musste, mit denen sie es verhindert hatte, Abdrücke im Gesicht bei der Arbeit erklären zu müssen. Wie also, sollte er das anstellen, ohne diese ganze Angelegenheit noch peinlicher zu gestalten, als sie es ohnehin schon war? Er konnte sie ja schlecht durch den halben Raum zerren, ganz zu schweigen davon, dass sie das vermutlich aufwecken würde, und jede Minute Schlaf zwischen jetzt und dem für heute Nachmittag angesetztem EVA-Experimentes der weiteren Einkommenssicherung dieses Haushaltes nur zu Gute kommen konnte. Shinjis Masterplan sah dann schließlich wie folgt aus: Nachdem er, auch teils als eine Art phychologische Vorbereitungsübung, erst mal den umgebenden Krempel etwas weiter nach außen geschoben hatte (Nicht, dass sie im Schlaf da rüber rollte und sich irgendwie daran verletzte – Da langen die Abenteuerlichsten Dinge, von niemals-benutzen Handstaubsaugern und uralten leeren Chipstüten  über mehrere Schachteln Gewehr-Munition und einem mysteriösen, seltsam gekurvten quietschrosa Apparat, bei dem ein Ende in der stilisierten Figur eines Kaninchens endete.), soweit das eben möglich war, ohne mit seinen Armen zu nah an die warme, atmende, unbekleidete Masse in der Mitte des Spektakels zu kommen, wobei er bei jedem noch so kleinem Geräusch erst mal zusammenschreckte und ein Weilchen wie versteinert stehen blieb, schnappte er sich ihr Kissen und platzierte es strategisch ein Stück neben ihrem Kopf, und warf dann ihre Decke derart asymetrisch ber sie, dass das überstehende Stück sich über sie „aufwinden“, und was auch immer ihr verrutschtes Unterhemdemd freilegte somit zu einer Sache zwischen dem Hemd selbst und der Decke selbst zu machen, wenn er sie so rüberrollte, dass ihr Kopf auf dem Kissen zum liegen kommen würde, und da er sie hierzu nur durch die Decke hindurch anfassen musste, und in den letzten Monaten schon genügend Erfahrung damit gesammelt hatte, sie in solchen und ähnlichen Zuständen zu handhaben, lief alles wie am Schnürchen und sie schnarchte durch den ganzen Prozess hindurch friedlich weiter vor sich hin. Das aber eröffnete nun die Frage, wie mit den durch die Entfernung ihrer Haare und Arme erneut aufgewirbelten Fotografien zu verfahren sei, nun, da ihre Besitzerin zur Seite geräumt war, und hierbei offenbarte sich wieder ein interner Kuhhandel – Das, was immer noch in dieser grünen Plastikkasette drin steckte, wagte er nicht anzurühren, auch, wenn er sich durchaus ausmalte, wie das verlaufen könnte, und was er sagen könnte, wenn er ertappt werden sollte, aber letzlich gewann die Erziehung hier doch die Überhand, die Kiste ert öffnen zu müssen stellte eine zeitliche Barriere da, die reichte um sich zu erinnern, wieso genau das eine miserable Idee war, und zu welcher Art von Schandfleck ihn das machen würde – Vermutlich wäre es das beste, wenn er sie zur Seite legen und die übrigen Fotos einfach als ordentlichen Stapel oben drauf legen würde – diese aber waren eine Grauzone, schließlich musste er sie mehr oder weniger in die Hand nehmen, um sie zu Ordnen und vor Knicken und weiterer Verschmutzung zu bewahren, und Misato hatte sie ja selbst hier verstreut liegen gelassen, und… vielleicht war auch die Unfähigkeit, ein ausreichendes Vertrauen aufzubringen, keine Böswilligkeit, aber doch die Hoffnung, nein, die Not, mit irgeneinem Fünkchen neuem Wissen sicher zu bestimmen, was sie wirklich von ihm dachte, und dass sie sich nicht gegen ihn wenden würde, wenn er es am wenigsten erwartete – noch war er weit davon entfermt zu begreifen, dass so, wie er jetzt war, nichts auf dieser ganzen Welt genug wäre, um ihn zu überzeugen.   Ermutigend war dennoch, dass er nach dem gestrigen Gespräch doch genug wusste, um die Fotographien in eine gewisse Zeitlinie einzureihen – Das Jüngste musste jenes sein, dass sie bereits als NERV-Angehörige zeigte, mit ihrer altbekannten roten Uniformjacke und der dazugehörigen Mütze – Tatsächlich war das das erste Mal, dass er Misato in ihrer vollen Uniform zu sehen bekam, von der sie heuzutage bestenfalls beide, zumeist aber nur eins der vormals behaupteten Accessoires trug. Tatsächlich hatte sie ihre Jacke auf diesem Bild sogar komplett geschlossen, bis hoch zu dem hochgeschlossenen Kragen, der gute zwei Drittel ihres Halses bedeckte, und scheinbar gab es zu dem ganzen auch noch einen kurzen Rock, der in Farbe und Material der Jacke entsprach, ein schwarzer Gürtel mit silbernen Schnallen, und darunter, die Beine bis in die schlanken schwarzen Stiefel hinein umhüllend, Leggins oder Strupfhosen aus einem anliegendem, weißen Material – So im Ganzen merkte man dem Outfit die Verwandschaft zu dem an, was die einfachen Techniker wie zum Beispiel Ibuki trugen, mit den futuristischen Design der Streifen auf der Jacke, gerade dieser stromlinienhaften Füllstücke an den Schultern, aber auch entfernt mit den Plugsuits, in die man ihn selbst hineingezwängt hatte. Darüber, warum sie auf diesem Bild das ganze Kostüm trug, konnte Shinji beschränkt auf die Gegenwart nur spekulieren, aber es könnte sein, dass Misato damals noch neuer in der Organisation war, und daher weniger Privilegien bei der Kleiderordnung genossen hatte, oder vielleicht hatte es mit der Relevanz der anderen auf dem Foto befindlichen Personen oder dem weiteren Verwendungszweck des Bildes zu tun hatte – Im Hintergrund sah man metallische Wandplatten, wie sie auch hier im NERV-Hauptquartier fast allgegenwärtig waren, da zwischen jedoch die muskulösen Beine zweier goldener Statuen, eine männlich, eine weiblich – Es lang also nahe zu schließen, dass das hier eine Szene aus der dritten NERV-Außenstelle war, präzisiert einem Teil davon, der häufig genug fräquentiert wurde, um das Aufstellen von überlebensgroßen Statuen zu rechtfertigen, also vielleicht der Eingangsbereich. Ihrer vollen Uniform zum Trotz war Misato wohl kaum der intendierte VIP  auf diesem Bild, zumal man sie nicht direkt frontal, sondern in der drei-viertel Ansicht zu sehen bekam, weil sie der Kamera zum trotz dem ergrauten, hinter einer dicken Sonnenbrille verschantzten, alten Greis zugewendet war, der seinen anthrazitfarbenen Roben nach zu Urteilen ein sehr hohes Tier in der Organisation sein musste – im wesentlichen wirkten seine Gewänder wie eine sogar noch aufgemotzere Version dessen, was sein Vater und der Subcommander im Dienst zu tragen pflegten, noch stärker ins abgehoben-futuristische gehend, weil Funktionalität im tatsächlichen Kampf und bei der Arbeit in solch hohen Kreisen keine Bedeutung mehr hatten, aber die Uniform hatte auch etwas von einem rituellen Bischoffsgewand, ein Eindruck, der von dem strengen, faltenzerfurchten Antlitz des Alten nur noch verstärkt wurde; Nur aus dem Bild heraus konnte Shinji sich recht bildlich erschließen, wie der der bedeutende Besucher sich getragen-zeremoniell durch die Anlagen hatte führten lassen. Ja – Hier, im Rahmen so einer unscheinbaren,  albernen kleinen Begebenheit sah Shinji zum allerersten Mal das Gesicht des Mannes, der all die Tragödien seinen kurzen Lebens zu verschulden hatte, der ultimative Drahtzieher, die Wurzel allen Übels, dass diese Welt in den letzten 15 Jahren befallen hatte, der Mann, der in einem anderen Lauf der Geschehnisse über die eine oder andere Ecke den Tod der Menschen verschuldet hatte, die für Shinji bereits jetzt dabei waren, das Nächste zu werden, dass er von einer richtigen Familie je wirklich gekannt hatte… Kaji… („Du kommst spät.“) Misato… („Wir machen den Rest, wenn du zurückkommst.“) Asuka… („Ich bring euch um, ich bring euch um, ich bring euch um…“) und das alles ohne sich die Hände schmutzig zu machen, unerreichbar weit entfernt feige an seinem Schreibtisch. Man hätte denken können, das dass allein gereicht hätte, und einen deutlichen Eindruck zu hinterlassen,  eines dieser Deja-Vus, eine düstere Vorahnung, zumindest ein vielsagender, bedeutungsvoller Gedanke zum ersten Eindruck, wie man ihn in all diesen Legenden häufig hatte, in denen der Auserwählte zu irgendeinem Zeitpunkt die große Verschwörung aufdeckte, und den Mann hinter den Mann, von dessen Existenz und großem Einfluss auf sein höchst eigenes Leben er zu Beginn seiner Reise noch nichts geahnt hatte, aber die Realität stellte sich weniger episch dar: In den meisten Durchläufen der Ereignisse waren sich der sogenannte Held der uralten Prophezeihung und ihr zentraler „Bösewicht“ schlichtweg niemals begegnet, und wenn, dann oft nur beiläufig, ohne, dass er sich der Bedeutung der Begegnung bewusst gewesen wäre, oder es gar zu einer Konfrontationgekommen wäre; In über 90% der Fälle hatte er bis zur Nacht des Third Impact nicht einmal erfahren, das SEELE und ihr Vorsitzender überhaupt existierten. Für eine temporal transzendente Antwort reichte das nicht aus, auch im Epizentrum des Third Impact nicht – jede Aufmerksamkeit, die Shinjis gegenwärtige Inkarnation dem Bildnis des alten Mannes widmete, war hauptsächlich seiner Bekleidung geschuldet, und selbst so wurde er nach kurzer Verwunderung gar nicht so inkorrekt als mutmaßlicher wichtiger Geldgeber oder hoch sitzender Vorgesetzer abgestempelt, bevor Shinji sich wieder den eigentlichen Objekten seines Interesses zuwendete, nicht dem Fremden, sondern den bekannten Bildmotiven – und dazu gehörte nicht nur die junge, sichtlich komplett in ihrem „Business-Modus“ befindlichen Misato, die selbst bei weitem noch nicht geahnt hatte, wen sie da eigentlich herumgeführt hatte, und das er schon damals geplant hatte, sich ihrer Jahre später zu entledigen, sondern auch der größte Blickfang der dritten Außenstelle, ein junges Mädchen, dass sich dem eigetroffenen VIP mit reger Schilderung ihrer bisherigen Ergebnisse gefällig zu machen versuchte: Asuka. Sie war auf diesem Bild deutlich jünger als er sie kannte, durch ihren Plugsuit hindurch ließ sich die Abweseneit ihrer gegenwärtig characteristischen Kurven am deutlichsten festellen, aber man sah auch genug von ihrem Gesicht, um das kindliche, fast schon absurd niedliche darin zu erkennen, vor allem aber war sie ein gutes Stück kleiner, reichte Misato gerademal bis zur unteren Brust – Die Züge ihres Gesichtes waren runder, weicher, aber nicht weniger bläsiert, und ihr Haar war ein gutes Stück kürzer, reichte nur bis zu den Schultern, obwohl der Aufbau der Frisur insgesamt noch die selbe war. Auch der Plugsuit selbst war ein klares Indiz dafür, dass der Zeitpunkt der Aufnahme schon eine ganze Weile in die Vergangenheit angesiedelt sein musste, reichte doch schon Shinjis technisch  ungeschultes Auge, um ihn als eine technologisch weniger fortgeschrittene Vorgängerversion dessen zu erkennen, womit Asuka derzeitig in ihren EVA hüpfte – Das Material war dicker, die darin integrierten Schichten Technologie wohl noch nicht ganz so weit miniaturisiert, wie sie es im Jahre 2015 sein würden, das Design schien simpler, weniger detailiert, mit weniger kleinen, mysteriösen Vorrichtungen, was wohl auch eher auf technische Limitationen als mangelnde Fantasie der Designer zurückzuführen war, zumal auch das Design selbst ganz anders war: Er mal schienen die Teile für Handschuhe und Füße nicht fest am Hauptbestandteil des Konstüms befestigt, sondern waren mit klar sichtbaren Schnall-Vorrichtungen zu befestigen (Ob das nun eine einfache Design-Entscheidung gewesen war, oder aber der nahtlose Übergang zwischen dem elastischen Material für den Körper und den Teilen, die ihre Form behalten sollten, damals noch nicht zufriedenstellend realisiert war, wusste Shinji nicht zu beurteilen) und auch klar in weißer Farbe hervorgehoben, ähnliches galt auch für die herrausgehobenen Schulterstücke und die große, recht feste Brustplatte, die alle in etwas fester wirkendem Plastik realisiert waren, wie Teile von einer Art Rüstung oder Raumanzug, und daran angeschlossene, kleinere Plastik-Platten bedeckten den Solar-Plexus und führten bis kurz über den Bauchnabel, während andere den vordersten Teil des Kragens bildeten. Auch in weiß gehalten waren die zwei in Plastik gefassten Lebenserhaltungs- und Synchronisationsassistenz-Elemente links und rechts unter der Brustplatte, etwa dort, wo sie iderzeit deren modernste Ausführung in Schwarz trug. Der Rest war aber komplett in roten Gummi-Material gehalten, fast in einem Stück, die einzigen Nahten oder Schichtenwechsel waren nicht, wie man hätte vermuten könnte wo der Torso in die Oberschenkel überging, sondern an den Knien, und dort auch eher in Stufen gerade, ohne die weit in den Oberschenkel hineinreichende Zacke, die bei der jüngsten Plugsuit-Generation Standart war, es gab insbesondere keine solchen Details wie, um Asukas gegenwärtiges Piloten-Kostüm als Gegenbeispiel zu nehmen, diese schwarzen, etwas hervorgehobenen Streifen über ihren Oberschenkeln, und die Sensoren oder sonstigen Dingsdas, die darunter versteckt sein mochten. Die Oberfläche an sich hatte weniger Glanz und mehr von zum Beispiel synthetischen Sitzbezügen, aber der größte Unterschied blieb eben doch diese beachtliche Menge an Pasten-Weiß, die zwar eigentlich recht gut zu EVA 02’s weißen Elementen wie den Streifen an den Armen passen sollte, aber eben nicht zu dem größtenteils einfarbigen Outfit seiner stürmischen Mit-Pilotin; Weiß wäre ja fast schon etwas, das Rei tragen würde, mit all den krassen Gegensätzen, die zwischen den zweien standen. Bei genauerem Hinsehen waren selbst die Interfaceclips anders, etwas kleiner und nur zu zwei Dritteln das übliche Rot, wobei das Hintere wieder in weiß gehalten waren – An sich sollte es nicht verwunderlich sein, zumal Dr. Akagi ja dauernd davon sprach, dass die Technologie, von der tatsächlich einmal alles Leben auf dieser Welt abhängen könnte, immer besser und besser werden müsse – Waren dafür nicht auch diese ganzen Tests und Experimente, von denen heute Nachmittag schon der nächste anstand? Schon allein, dass auf den „Sitzschlitten“ in den Entryplugs „Baujahr 2014“ stand, obgleich Asuka behauptete, schon seid dem Kindergartenalter EVAs gesteuert hatte, zeigte zu genüge auf, dass die Interfaces und ihre Technologie im Laufe der Jahre ständig geupgradet worden waren, und dass dies dan auch für die dazugehörige Ausrüstung galt, war da nicht so verwunderlich – Persönlich hatte Shinji erst seinen zweiten Plugsuit in seinem Spind in der Umkleide des Hauptquartiers liegen, und das auch erst, weil man ihm den letzten nach einer unglücklichen Meinungsverschiedenheit mit einem Laserstrahl vom Leib geschnitten hatte, irgendwo lag dann auch noch ein Ersatz-Outfit, vom dem er bei seinem „Glück“ ausgehen konnte, dass er es niemals finden würde, wenn er denn jemals brauchen sollte, aber von Ayanami und Asuka war auszugehen, dass sie in ihrer bereits längeren Piloten-Karriere schon durch ein paar Dutzend dieser Gummianzüge durch gewesen sein mussten, auch schon deshalb, weil sie ihre Arbeit als kleine Mädchen begonnen und seither erheblich gewachsen sein mussten, und auch ihm wollte Misato ja demnächst ein neues Schlacht-Kostüm bestellen, bevor das Alte anfing, zu zwicken; Beim letzten Test hatte er davon freilich noch nichts gemerkt, aber er schätzte, dass die Elastizität des Materials recht erheblich, aber eben doch nicht grenzenlos sein musste… Das persönliche, personalisierte Equiptment war eine zwiespältige Sache, denn hier bei all diesen Menschen einen etablierten, sicheren Platz zu haben, der eben maßgeschneiderte Ausrüstung erforderte, ja eigentlich Kleidung, der als solche noch mal eine ganz andere Bedeutungs-Dimension anhaftete, als bloßem Equiptment brachte wenn keinen Gewinn an Sicherheit doch eine leichte Minderung von Unsicherheirt mit sich, aber es war auch eine Kette, an die in Gummi und Plastik nach außen getragene Identität eines Kriegers, die er nicht haben wollte, und etwas, wofür andere Aufwand betrieben hatten, davon ausgehend, dass er hier bleiben würde – Es war nicht wie damals, als er in seiner Schuluniform und Ayanamis Ersatz-Nervenclips gegen den vierten Engel angetreten war, eine Verpflichtung, die er eingegangen war, eine Welle von Enttäuschung, die losgetreten werden würde, wenn er sich von alledem zurückziehen sollte, und allem vorran war es allen Euphemismen und futuristischen Designelementen zum Trotz die Tracht eines Soldaten… auch Misato war eine Soldatin gewesen, sie war es gewissermaßen noch, die große Strategin von NERV, und auch sie hatte in ihrer Laufbahn das eine oder andere dazugehörige Kostüm getragen, und auch ihres hatte mit den Jahren gewechselt – Ein weiteres der Bilder, jener festgefrohrenen Rahmen ihres Lebens zeigte sie mit etwas, dem der ganze Futurismus fehlte, um irgendetwas mit NERV zu tun zu haben – Es war in simplen Khaki gehalten, der Gürtel eng geschnallt hoch an der Taille, das Oberteil darunter fast schon zu weit für Frauenkleider, mit einer Dreiviertelhiose, die in hohen Armeestiefeln endete, und allerlei Nahten und Trennungen und Taschen, die Shinji nicht genauer mit Signifikanz und Erklärung versehen konnte, außer, dass sie diffus nach Militär aussahen, und das hier folglich mit einer fast schon peinlichen, nicht nennenswerten Folgerung als Zerugnis von Misato’s Zeit beim …ihr habt’s erraten Militär sein musste, von der sie ja am Vortag erzählt hatte. Die Männer um sie herum waren wohlmöglich einige dieser Militärkontakte, die sie unter anderem für Operation Yashima mobilisiert hatte; Jedenfalls war sie die einzige Frau auf diesem Bild, und insgesamt die jüngste Person, nur spärlich mit Glitzer besetzt im vergleich zu diesen medallienbehangenen Männern, die wohl irgendwelche früheren Vorgesetztenvon ihr gewesen sein mussten – einer von ihnen, mit einer etwas vorzeitigen, von einem noch von pechschwarzen Haarkranz umgebener Glatze, hatte eine fast schon väterlich anmutende Hand auf Misatos Schulter platziert, und auch wenn das Third Child mit seiner begrentzten Lebenserfahrung und nur diesem einen, simplen Schnappschuss als Referenz nicht wirklich erschließen konnte, ob das echt war, oder daraus resultierte, das er sie als Frau nicht für voll nahm und als sein Geschöpf ansah, so war eins doch offensichtlich: Die Misato, die diese Militärs kannten, war die falsche, dieses blendend-lächelnde Bild von Professionalismus und Effizienz. Shinji hätte erwartet sie auf einem solchen Bild aus dieser Zeit mit kürzeren Haaren anzutreffen, aber tatsächlich trug sie denselben, gepflegt-glänzend in stand gehaltenen Pfauenschwanz, an dem sich bis zum hier und jetzt nicht all zu viel geändert, der Praktikabilität halber zu einem hoch sitzenden Pferdeschwanz verschnürt, wie sie das jetzt noch bisweilen tat, wenn sie mit irgendeinem Problem wirklich ernst machen wollte – Wie damals, als sie darauf kam, den sechsten Engel beinahe ohne Eigenschutz aud der Distanz hinwegzulasern, oder als sie vorhatte, in einen arbeiten Nuklearreaktor zu klettern. Es begann ihm erst jetzt zu dämmern, dass es sich dabei vielleicht um ein bis zu ihrer Armee-Zeit zurückdatierbares Ritual handeln könnte, dass sie mir irgendwelchen Erfahrungen verband, die in ihren Gedanken mit dem Erlangen oder Bewahren von Stärke verbunden war; Er war all nur all zu schnell, sich selbst für mangelnde Aufmerksamkeit zu schelten, aber die Wahrheit war ja, dass er sich der veränderten Frisuren durchaus bewusst gewesen war, es war die Signifikanz die sich ihm nicht erschlossen hatte, und erst da durch wurde ihm klar, dass da trotz aller seiner Proteste, passiv-agressiver Kommentare und Vorwürfen der Anmaßung (Ja gerade aus derselben Wurzel heraus wie diese – Er hatte sich schreiend-beißend-tretend in eine Ecke gedrängt gesehen, in einem verzweifelten Streit gegen einen Strom, der ihn zum Spielball seiner Willkür gemacht hatte, er griff und streckte sich nach allem, was halbwegs griffest aussah) eine große Barriere von nicht wirklich Respekt, aber doch einem mehr aus Furcht als aus Weisheit geborenen kleinen Bruder davon gewesen war – Es war vielleicht weniger offensichtlich gewesen, wohlmöglich auch, weil sie sich unter den NERV-Angehörigen als erste in einem menschlicheren Licht hervorgetan hatte, aber da war auch die hartherzige Frau Kapitänin im Chiaroscuro der NERV-Arrestzellen zu vergessen, und angesichts ihrer Uniform und des heute anstehenden Synchrontests, nein, selbst in den hellsten Stunden gemeinsamer Banalität wollte ihr Gespenst nicht aus ihrer Mitte weichen, stand sie immer in einer dunklen Ecke des Raumes, der eiside Feldwebel, der den schwächlichen neuen Rekruten in Form zu bringen hatte, bis zur Steifheit, wie ein Kännchen Schlagsahne, eine unüberwindliche Wand deren andere Seite genau so wenig ein sinnvoll erkundbarer Teil seiner Welt war, wie die Aktivitäten der Götter vor der Erschaffung der Welt… Sie stand über ihm und verlangte von ihm dasselbe, also war da nicht viel Raum um zu erkunden, wie weit… und so hatte es eine Weile gebraucht bis ihm in den Sinn kam, dass sie, trotz der immer-gleichen Prozedur mit der ersten Bierdose einer Sitzung und dem Bestehen auf „kleine Partys“ wo sie ihrem spontanen Empfinden nach angesagt waren, doch tatsächlich so etwas wie ihre kleinen Vorbereitungs-Rituale haben könnte, und das, obgleich er mittlerweile in der Situation war, soetwas nachvollziehen zu können, nachdem er auf dem Futagoyama seine eigene Feuerproble durchlebt hatte. Man hätte da jetzt Zeichen eines allmählichen Fortschrits hineindeuten können, doch die Zeit hatte für Shinji gerademal dazu ausgereicht, um zu erkennen, dass diese Welt mit ihren sich stetig höher auftürmenden Herausforderungen eben nicht die Zeit lassen würde, mit der er noch zurechtkommen würde. Zum Beispiel waren noch im selben Stapel gleich diesem Bild von Misato in ihrer Uniform drei weitere, die einen noch bizarreren, weil in seiner Gegenwart kein deutliches Gegenstück besitzenden Anblick, in was ein paar kurze Einblicke in ihre College-Zeit sein mussten: Eine Misato, die eben noch keine Kämpferin war, die wirklich sichtbar jünger wirkte, deren Gesicht noch ein paar Reste von jugendlicher Unreife anhafteten – Und noch überraschender, oder auf seine eigene Weise oder auch nicht, war die andere Person, die Shinji aus vieler dieser Ausnahmen heraus angrinste – Ein junger Mann, der eigentlich nur eine jüngere Version von Kaji sein konnte, dem man die damalige Jugend aber fast noch deutlicher anmerkte als Misato – Zuerst einmal fehlten die bei seiner gegenwärtigen Inkarnation so omnipresenten Bartstoppeln, und obwohl seine derzeitige, eindrucksvolle Körpergröße mitsamt der kräftigen, maskulinen Hände schon voll und ganz vorhanden war, erzeugte sie mit seinem damaligem Körperbau einen ganz anderen Effekt; Eine lange Zeit, bevor er begonnen hatte, in irgendeiner Form in einer paramilitärischen Organisation zu arbeiten, fehlten ihm die derzeitigen durchtrainierten Proportionen eines griechischen Gottes, wirkte statt dessen eher schlacksig und dünner, ja, selbst das eine Detail seines Aussehens, von dem man hätte denken können, dass es ein Überbleibsel aus seiner Studienzeit sein könnte, fehlte völlig: Die schulterlangen Haare. Alles im allen wirkte der junge Mann auf diesem Bild viel weniger verwegen, da war nichts mehr von diesem weisen Kenner der Welt, und es machte an sich Sinn, dass er sich diese Weisheit bis dahin noch nicht angesammelt haben würde; Er schaute im wesentlich aus wie ein gewöhnlicher junger Student, der genau so gut noch im Vorjahr ohne aufzufallen in die Abschlussklasse von Shinjis eigener Schule gepasst haben könnte. Um sich die vollständige Geschichte dieser Aufnahme vollständig zu erschließen, nämlich dass sie der Vernichtung der restlichen Zeugnisse der Beziehung entgangen waren, weil auf einem noch Ritsuko, auf dem anderen zweien noch liebliche Vehikel mit drauf waren, und was das Vorschieben solcher Ausreden über Gründlichkeit und Ehrlichkeitsgrad der Intentionen eines solchen Trennungs-Frühjahrsputzes aussagten, (Tatsächlich entglitt Shinji sogar, was an den Autos (Beides museumsreife Oldtimer, darunter sogar ein VW Käfer, die sie sich nie hätten leisten können und folglich nur für Ausflüge gemietet hatten, zu seiner Zeit eine grandiose Geste von Kaji, die ihn einen alle Vernunft sprengenden Anteil seines bescheidenen Studenten-Einkommens gekostet hatte. ) denn das Besondere sein sollte) reichten seine bescheidenen Kenntnisse über die weibliche Psyche schlichtweg nicht aus, doch selbst ihm war klar, dass sich dauernd über eine Person zu beklagen, und im stillen Kämmerchen Fotos von ihnen anzuschauen nicht wirklich zusammenpasste. Eines der Bilder zeigte sie beide vor einem grandios in Szene gesetzten, scheinbar grenzenlosen blauen Himmel, gemeinsam mit einem kleinen Auto, dass schon für damalige Verhältnisse uralt gewesen sein musste (Der vormals erwähnte Käfer, einst das Symbol der Widergeburt einer Nation, löste es nach der Katastrophe des Second Impact und den nachfolgenden Kriegen wenn überhaupt, dann umgekehrte Assoziationen aus, als eines dieser letzten Relikte einer besseren Zeit), genau, wie man es sich vorstellen konnte, mit all diesen bunten, klobigen Accessoires, die zu irgendeiner Zeit einmal sehr modisch gewesen waren, mitlerweile aber nur noch auf Ü-Irgendwas-Parties anzutreffen waren, und die  dort anwesenden Herrschaften durchaus noch wie auf Knopfdruck ausflippen ließen – Misato hatte ein paar hochgeklappter Sonnenbrillen auf dem Kopf, die sie bei gebraucht vermutlich wie ein Rieseninsekt aussehen ließen, bei den großen, goldenen Uhren und Ketten um Hals und Handgelenke fand sich zwischen den beiden sogar eine Art Partnerlook, zudem auch die große Gürtelschnalle zwischen Misatos knappen, mit zwei in den mitten der Schenkel endenden Reisverschlüssen versehenden Minirock und ihrem eng anliegenden V-Ausschnitt Pullover in kreischendem Magenta gut passte; Kajis etwas subtileres Kostüm aus einer lockeren, hellbraunen Hose und einem schwarz-weiß-grün gestreiften, oben offenen Polohemd wäre vielleicht heute noch tragbar gewesen, wäre da nicht dieses Stirnband, dass eigentlich selbst in der Mitte der 00er Jahre schon seid spätestens zwanzig Jahren aus den Kleiderschränken verbannt worden sein müssen hätte – Splitter einer Idylle, die auf dieser Welt schon wesentlich länger nicht mehr existieren sollte als nur acht Jahre, und zugleich sahen sie beide recht… unvollständig aus, als seien sie… noch nicht ganz fertig, hätten ihren Platz in Raum und Zeit noch nicht ganz ausgefüllt… Und das nächste Bild sollte diesen Eindruck noch verstärken. Es war das chronologisch Älteste, und auch wenn Shinji über dieses Detail weder bescheidwusste, noch aus dem Bild alleine zu erschließen vermochte, blieb es ihm als jenes in Erinnerung, dass ihm subjektiv am stärksten mit einem… seltsamen Gefühl zurückgelassen hatte, vielleicht weil man ihm am ehesten ansah, das hier nicht nur zeitlich-äußerliche Veränderungen vorgefallen waren; Das Bild war auch insgesamt recht atmosphärisch, zeigte sie auf der Kühlerhaube eines ältlichen silbernen Wagens sitzend, umgeben von Wald und Unterholz, wie in einer dieser Märchen-Lichtungen – Da war auch etwas an der dichten, und doch von zurückhaltenden Körperhaltungen geprägten Art ihres Zusammensitzens, gerade Misato wirkte überhaupt nicht wie ihr übliches selbst, mädchenhaft geniert und dicht bedeckt, ganz ohne die Zierden von Ohrringen und Make-Up, in einer rosa-violett geblümten, dicht geschlossenen Bluse, über die als zusätzliches Wärmepolster noch eine dunkle Jeansjacke, rötliche, wetterfeste Stiefel, deren weite Enden ihre beine dünn und jugendlich wirken ließen, ohne diese gespannte, athletische Qualität späterer Tage, halb bedeckt von einem schlichten, unschuldig-gelben, weiten Rock und bei genauerem hinsehen sogar hautfarbenen Strümpfen, auf denen das Licht sich einfach anders streute als auf Haut, und auch Kaji sah mehr aus wie ein planloser Junge als ein Mann, in dunklen Jeans und einer schwarzen Kapuzen-Strickjacke, von denen Shinji selbst etliche im Schrank hängen hatte, auch wenn er schätzte, dass solche nur im Vergleich zum jetzt aufkamen – Es kam ihm seltsam vor, so etwas über Leute am Anfang ihrer dritten Lebensdekade zu denken, die waren dort ja fast schon älter als Hyuuga-san und die anderen, Leute die… Gehaltschecks bekamen, und selbst bestimmten, was bei ihnen in den Einkaufswagen kam und überhaupt in einer ganz anderen Welt zu leben schienen, die mit der Lebensrealität von Shinji und seinen Klassenkammeraden wenig zu tun hatte. Dabei gab es unter diesem Haufen durchaus Bilder, auf denen die beiden halbwegs, oder sogar recht eindeutig als die beiden Menschen zu erkenneen waren, mit denen das Third child derzeit bisweilen bei NERV die Ehre hatte – zum Beispiel das vormals erwähnte Beispiel, das als zusätzlichen Pfeiler der Normalität auch Dr. Akagi drauf hatte, die aussah wie, wie Dr. Akagi meistens aussah, nicht ganz so aufgetakelt wie zur Arbeitszeit vielleicht, aber nachdem man sie gelegentlich zu Besuch bei ihrer besten Freundin erlebt hatte – vielleicht, wenn er sich recht entsinnte, sogar bisweilen mit der selben blauen Weste. Er hatte durchaus kurz den Eindruck, das noch etwas anderes anders war, seiner subjektiven Wahrnehmung nach wirkte sie vor allem jünger und frischer, was auf einem Bild, auf dem sie Anfang zwanzig sein sollte, nicht hervorstach und auch keine weiteren Betrachtungen auszulösen – Er war zu jung, unerfahren und in vieler Hinsicht unzureichend informiert, um es als das zu erkennen, was es war, sie war nur ein seitliches Acessoire zu den anderen beiden Personen, denen seine Aufmerksamkeit dafür umso eher galt – In diesem hautengen, roten Top sah die Frau im linken Drittel des Bildes  trotz klobigem Goldschmuck und nicht mehr ganz zur Höhe der gegenwärtigen Haute Couture gehörigen Brille wie die Person aus, mit der er schon eine geraume Weile unter einem Dach lebte, und auch das Grinsen des Mannes, der iner offenen schwarzen Strickjacke und einem etwas hellen Top an ihrer Seite stand, war ihm vertraut, auch wenn etwas weniger Weißheit dahinter zu stecken schien. Winzige, wichtige Fünkchen des Daseins, aufgereiht wie ein Rosenkranz, momente, denen er nur begrenzt Bedeutung zuweisen konnte, und wer konnte schon sagen, was zwischen diesen Schnappschüssen noch so alles gewesen war, vielleich auch unschönere Momente, die nicht die Kriteria erfüllten, um auf Papier festgehalten zu werden. Es war fast schon erdrückend, auf diese Weise die Gewissheit wachgerufen zu bekommen, was für ein gewaltiger Unterschied zwischen der äußerlichen Größe eines Menschen und dem gewaltigen Bündel and Träumen, Erinnerungen, Vorstellungen und Gedanken, die in seine unscheinbare Form hinein passten, Geschichte einer Vergangenheit, gegenwärtige Verbindungen, und Ahnungen und Wünsche von einer Zukunft, kleine Gedanken und Erinnerungen an zahllose kleine, aber bedeutungsvolle Möglichkeiten – Und so ein ganzer vollgestopfter Parakosmos steckte nicht nur in der Frau, die mitterweile ordentlich zugedeckt in ersichtlicher Nähe vor sich hin schnarchte, sondern in jedem, der in dieser Stadt sein Dasein fristete – Das potenzierte sich schnell zu undenkbarer Endlosigkeit auf, die er in Gedanken nicht mehr zu sortieren wusste, und, letzlich aufgebend zu einfacheren Modellen simplifizierte. Aber so weit das innere Universum eines Menschen auch sein konnte, konnte es nur die Elemente der Welt verdrehen und kombinieren, die es bis her durch die kleinen Fenster seiner Sinne aufgenommen hatte – Auf denen konnte er dann zwar beliebig große Gedankengebäude errichten, doch es konnte immer sein, das eines der Axiome falsch war, dass er ein wichtiges Stück Information nicht hatte – und jemand, der seine Schlussfolgerungen auf falsche Prämissen gründete, konnte eigentlich nur scheitern. Das war die unsichere, zerbrechliche Welt, die sich in dieser Stadt manifestierte, das war die wahre tiefe der Aufgabe, vor der sich Shinji gestellt sah – Eine Einsicht, die sich nur mehr und mehr vertieft hatte, je länger er an diesem Ort verbracht hatte: Wie ungeeignet er für eine Aufgabe war, bei der es so wenig zu gewinnen und so viel zu verlieren gab. Es war, als würde jeden Tag eine weitere Schicht tieferen Horrors dazu kommen, die sich durch die Ritzen und Furchen seines scheinbar friedlichen alltäglichen Lebens hindurchglibberten und jeden Ort der Zuflucht unterminieren  würde… Er stand hier am Morgen eines vielversprechenden Tages, in einem mittlerweile sonnendurchfluteten Raum, und zugleich war er auch nicht hier, zugleich stand er auch vor einem endlosen Abgrund und sah zu, wie alles, was er sich in den letzten Monaten erkämpft hatte, durch seine Finger zu rinnen schien wie Sand. Was würde am Ende von alledem noch für ihn übrig bleiben? Was würde in seinen Händen zurückbleiben? Wenn er diese Frage in die weiten seines Inneren Universums hineinrief, kam trotz seiner Ausmaße nur ein Echo zurück, Die Frau, die zu seinen Füßen ihren dringend benötigten Schönheitschlaf verrichtete, hatte von einem Preis, einer Trophäe geredet, so abstrakt sie auch sein mochte. Doch schon längst hatte er Gründe anzunehmen, dass sie nicht existieren könnte. Aber – die idee einer abstrakten Zukunft wäre ihm bei seiner Ankuft hier niemals eingefallen, und trotzdem hatte er grund genug gesehen, um hier zu bleiben. War der eigentliche „Preis“ in der Gegenwart zu finden? Das würde vieles einfacher machen, aber gerade deshalb könnte es nur wieder eine dieser Dinge sein, die man sich gelegentlich selbst erzählte, um seine Existenz zu ertragen. Mit einem letzten Blick auf Misato und die wortlose Frage, ob sie wohl irgendwelche Antworten parat gehabt hätte, wenn sie jetzt wach gewesen wäre (Wohl wissend, wie seine übliche Reaktion auf ihre Ratschläge meistens ausfiel), schritt das Third Child hinaus in eine ernüchterte Welt, in der ihn eigentlich wenig verwurzelt hielt – und dann stellte diese Welt, als wolle sie ihn absichtlich verhöhnen oder zumindest alle seine Versuche sabotieren, ein funktionierendes Modell von ihr aufzustellen, und packte ihn ohne Vorwarnung am Handlelenk, sobald er die Türschwelle übertreten hatte – Das Öffnen der Tür hatte ihm gerade genug Zeit gelassen, um am Rande seines Blickfelds eine an der Wand lehnende Masse aus weiß, blau  und marsianisch-rot auszumachen, doch ein blinzeln später waren seine Füße schon so weit über die Schwelle gezerrt, dass sich die Tür hinter ihm schloss – Es war mehr ein ungraziles Vorwärtstolpern als etwas anderes, aber hätte er sich nicht ohne großes Nachdenken instinktiv vorwärtsbewegt, wäre er wohl der Länge nach auf dem Boden gelandet. Sie führte ihre Bewegungen derart rash und zielgerichtet weiter, das es ihm nicht möglich war, ihr Gesicht für längere Zeit sauber zu fokussieren, aber ihre Stimme verriet ihm alles, was er wissen musste: „Was hast du eigentlich so lange getrieben, du Idiot? Ich hoffe mal sehr, dass du dir nicht einen Ausflug durch Misato’s Wäscheschrank genehmigst hast! Wenn ich wegen dir zu spät komme, kannst du echt was erleben!“ „Warum bist du denn überhaupt noch hier?!“ Er dachte sich gar nicht all zu viel bei seiner Entscheidung für Rebellion zu ungunsten von leiser Unterwerfung – Er hatte einfach zu viel zim Schädel herumschwirren, um jetzt auf sie einzugehen, auch wenn dazu natürlich  die Einschätzung gehörte, das er sich ein Maß an Ruhe verdient hatte. Insofern war das spontane Ausbleiben einer Entschuldigung vielleicht die Manifestation eines latenten Shifts. „Es hat dich keiner gezwungen, auf mich zu warten! Vielleicht hättest du ja einfach vorrausgehen sollen, anstatt mir damit in den Ohren zu hängen… Es ist meine Zeit, ich kann selbst entscheiden, was ich damit mache!“ In seinen Gedanken gehörte dazu noch der unausgesprochene Zusatz ‚zumindest am frühen Morgen‘, ein sauertöpfischer, selbstherrlicher Schlag gegen die Stangen des Käfigs, bei dem der resultierende Schmerz in seinen Fäusten letzlich der Selbstzweck war: Wenigstens dieses kleine, säuerliche Privileg blieb ihm noch. In seiner reinen und ungefilterten Form aber bedeutete dieser Satz für das Second Child eine große Bedrohung, und auf diese reagierte sie wie jede vernünftige Kriegerin mit dem Ziehen ihres Schwertes; Sie war mehr wie eine in die Ecke gedrängte Katze, die wild um sich kratzte, als das sie eine Quelle echter Weisheit war, aber vor allen Dingen hatte sie es eilig und wollte sich nicht schon so früh am Morgen mit diesem ganzen Mist herumschlagen; Das war ein Abgrund, inden sie besser gar nicht erst hineinstarren wollte, nein, einfacher gestaltete sich die ganze Geschichte, wenn man einfach beiläufig drübersprang wie ein arabisches Rennpferd mit seiner straffen Muskulatur und seinem glänzend-geschmeidigen Fell – Das, oder soetwas in der Art, war das mentale Bild, oder vielleicht die Aura, die sie der Welt zu präsentieren hoffte, also machte sie eine regelrechte Kunst daraus, sich nichteinmal zu ihm hinzudrehen, als sie sprach: „Da sieht man wieder, das du immer nur an dich selbst denkst. Du existierst nicht in einem Vakuum, weißt du?“ Und so viel zwischen den Wänden hängen blieb, wenn sie versuchten, sich etwas mitzuteilen, dass konnte er nicht wirklich leugnen. Soweit seine Gedanken auch in dieses Universum hinauschweifen konnten, ohne es zu berühren, er wusste, dass er hier war, hier, in dieser Stadt, auf dieser Inselkette, auf diesem Planeten, weil da ihre Finger an ihrem Handgelenk waren, waren sie auch in seine Wahrnehmungen gekleidet, so kamen sie doch aus diesem undefinierbaren, nebligen Niemandsland zwischen den Seelen, und wenn er dem ‚V‘ ihrer verbundenen Arme folgte, erreichte er die ovale Form ihres Kopfes, an dessen Rückseite die Haarsträhnen von Wind und Laufschritt in Bewegung gehalten wurden wie die züngelnden Flammen eines Sternen-Strahlenkranzes. Auch hinter diesem Lava-Quell musste sich eine ganze Welt befinden, über deren inneren Magma-Mantel er selbst noch weniger wusste, als über Misato’s Welt – Sie war für ihn vielleicht die Unergründlichste, undurchsichtigste von allen. Wenn er ihr Rätsel bezwingen könnte, wüsste er, dass er für diese Welt gewappnet war - Wenn er an ihr verzweifeln sollte, wusste er, dass es auf dieser Welt Dinge gab, die das Leben zu einer unzumutbaren Last machen konnten. Folgte er nun also mit seinen Blicken dem schlanken Band aus Fleisch, das sich durch ihre rote Armbanduhr unterbrochen von einem ihrer kurzen Uniform-Ärmel zum anderen erstreckte, war es nichts geringeres als die Sinnhaftigkeit des Lebens, das er in die andere Wagschale geworfen hatte, doch in welche Richtung würde sich das Zünglein neigen?   „Jetzt hör mir mal gut zu! Ich hasse nichts mehr als eingebildete Leute die so falsch sind wie du!“    „Versteh mich nicht falsch, es treibt mich wirklich zur Weißglut, wenn du dich wie ein Idiot aufführst, aber wenn du es nicht tust… macht es mir eigentlich nichts aus.“   Was davon sollte er jetzt eigentlich glauben?   „Also wirklich…“ meckerte sie derweil, während sie im im Flur um eine Ecke zerrte, in einem Tonfall, der bis auf seine teils gespielt-beleidigte Komponente nicht analysierbare Dunkelheit war. „Es ist fast schon deprimierend, dass sich ein Junge nicht im Geringsten darüber gefreut hat, dass meine Wenigkeit vor der Tür auf ihn gewartet hat, auch, wenn es nur so einer wie du ist…“ Hätte sie das an einem früheren Punkt in der Konversation gesagt, hätte er wohl direkt hochrot Entschuldigungen vor sich hin gestottert – Im an den grau-weißen Mauern gestreutem Morgenlicht konnte er diese Worte jedoch etwas eher als das erkennen, was sie waren, und war fast schon versucht, die Augen zu verdrehen, auch wenn es dazu auch nicht mehr reichte – Vielleicht hätte es zu Anfangs noch gereicht, damals, als sie hier frisch eingezogen war, und er sie bisweilen recht offen angefeindet hatte, wie sie es bisweilen jetzt noch tat – Bevor er in seiner Torheit begonnen hatte, sich darum zu kümmern, was sie von ihm dachte. War es das, was sie ihm vorzuwerfen hatte?   __________________________ (1)     „Ikuhayo, Asuka!“ = so etwas wie „Los geht’s“ – Sie führt derartige Selbstgespräche zumindest im Japanischen häufiger, wenn sie allein ist, am notabelsten in Folgen 8 und 22 (Ironie!). Sämtliche Bähgitt-Effekte in dieser Szene waren voll beabsichtigt und denke ich, eine logische Fortsetzung im Geiste des Originals, das hässliche Dinge immer gerne breitgetreten hat, wobei die arme Asuka da oft Annos Lieblingsopfer war… Man versucht immer, dem Langen Schatten des Origis soweit gerecht zu werden, wie das eigene, beschränkte Feingefühl es eben zulässt. (2)   Lustige Beobachtung: Asuka besitzt in Rebuild tatsächlich eine Kamille-Bodylotion, was dort auch auf Deutsch notiert war XD Das die sich vor dem Experiment schminkt, obwohl sie eh gleich mit LCL bedeckt wird, bringt einen schon zum Nachdenken… Die Ironie bei der „Vernachlässigung der Verteidigung (Asukas Spezialität) ist durchaus beabsichtigt… Die Frage soll sein, wo außer im Kampf tut sie das noch? Denn eigentlich will sie ja auf irgendeinem halb-bewusten Level, dass irgendjmand ihr gut verstecktes, wahres Selbst tatsächlich bemerkt und mal gründlich in den Arm nimmt… :( (3)    Ich hoffe, dass auch meine Arbeit mit „multiplen Perspektiven“ während der Morgen-Szene halbwegs gelungen ist – Das ist auch etwas, was ich schon länger mal versuchen wollte.Den „glücklichen Prinzen“, den sich Rei in 1.11 tatsächlich reinzieht, könnt ihr hier nachlesen: http://fiction.eserver.org/short/happy_prince.html (http://fiction.eserver.org/short/happy_prince.html) . Parallelen zu Rei’s Character zu finden, sei euch hier mal selbst überlasssen… (4)   Ich kenne mich nicht wirklich mit klassischer japanischer Literatur aus. Ich kenne dieses Zitat von diesem Saito-Typen bloß aus Ghost in the Shell 2 XD (5)   Der Ventilator, den Misato zwischen ihrem Krempel herausgekramt hat, soll den aus ihrer Studienzeit andeuten. Zu den Fotos: Eines soll das aus ep 21 andeuten, das andere kennt ihr aus ep 01, die Plugsuit-Version von Mini!Asuka soll an diese hier aus dem Proposal angelehnt sein: http://imageshack.us/f/827/6g8l.jpg/ (http://imageshack.us/f/827/6g8l.jpg/) (sozusagen auch die Meta-Vorgängerversion XD), die Uniform könnt ihr euch wie in dieser Proposal-Illustration Vorstellen: http://imageshack.us/photo/my-images/191/u7a6.jpg/ (http://imageshack.us/photo/my-images/191/u7a6.jpg/) Und die beiden Bild mit ihr und Kaji wie diese kleine Illustration hier: http://imageshack.us/f/706/fv4y.jpg/ (http://imageshack.us/f/706/fv4y.jpg/) und dieses niedliche Artwork aus dem Manga: http://www.mangahere.com/manga/neon_genesis_evangelion/v05/c031/7.html (http://www.mangahere.com/manga/neon_genesis_evangelion/v05/c031/7.html) Darauf wurde deshalb so im Detail eingegangen, weil dieser Stapel Fotos beizeiten noch mal genauer referenziert werden wird, wobei das kleine Cameo von Keel es auch an sich schon wert gewesen wäre.Interessanter (6)   Funfact: Kürzlich übersetzte Interviews enthülten ein paar von Anno’s prtivaten Hobbies:Tauchen, Sterngucken, Klassische Musik... (ihr merkt sicher, das etliche der Charas da das eine oder andere abbekommen haben – Misatos Geschmack für Autos stammt aber nach dessen eigener Aussagevon Sadamoto XD) … und Lesen, und zwar einerseits die denkbaren Science-Fiction-Romane, aber (jetzt kommts) Liebesromane, die von Frauen geschrieben wurden. Er bezeichnet das in dem Interview einerseits als Übung, um realistischere weibliche Charaktere schreiben zu können (das erklärt einiges) aber auch als simpler Versuch eines Kerls, die Damenwelt zu verstehen. Das rückt Shinjis in Q gezeigtes Interesse an Reis Literaturgeschmack in ein ganz anderes Licht, ne? …Schnief, natürlich erst, als es lange zuspät war… *kleines Herzchen sich immer noch nicht von Q erholt hat*   (7) Falls Q euch nicht dermaßen deprimiert hat, dass er der Evangelion-Frachise für immer den Rücken kehren wollt, findet ihr die Fortsetzung demnächst in Kapitel 23: [Übungen in Nichtdeterminismus]   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)