Children of the Prophecy von Kendrix (Die Kinder der Prophezeihung) ================================================================================ 13: [Kollaps der Wellenfunktion] -------------------------------- 13: [Kollaps der Wellenfunktion] --- I believe I can see the future ‘cause I repeat the same routine I think I used to have a purpose Then again, that might have been a dream I think I used to have a voice Now I never make a sound I just do what I’ve been told I really don’t want them to come around Every day is exactly the same Every day is exactly the same There is no love here And there is no pain Every Day is exactly the same I can feel their eyes are watching In case I lose myself again Sometimes I think I’m happy here Sometimes… yeah, I still pretend I can’t remember how this got started But I can tell you exactly How it will end Every day is exactly the same Every day is exactly the same There is no love here And there is no pain Every Day is exactly the same I’m writing on a little piece of paper I’m hoping some day you might find Well I’ll hide it behind something They won’t look look behind I am still inside A little bit comes bleeding through I wish this could have been any other way But I just don’t know, I don’t know, What else I could do Nine Inch Nails, 'Every Day is Exactly The Same‘ --- In diesem Moment hörte er Schritte hinter sich, die einen guten Meter hinter ihm zu seiner Rechten zum stehen kamen. Er drehte sich gar nicht erst um. Ein sardonisches, bitteres, ausgetrocknetes Lächeln nahm seine Lippen in Besitz. „Ich hatte schon fast erwartet, dass du jetzt hier auftauchst…“ „Ja…“ begann eine helle Mädchenstimme in diesem typischen wir-müssen-reden-Tonfall, sich selbst mit ihren Worten schwertuend. „Das hier ist für gewöhnlich ein Punkt… an dem meine Anwesenheit erwartet wird…“ „Die Informationen, die du mir gegeben hast, waren falsch.“ Begann er, zu frustriert um den Vorwurf in den Worten zu verbergen. Irgendwo musste er ja anfangen, und nicht gleich mit der Bestätigung all seiner Ängste. Wenn es aus dem Mund von jemand anderem kam, war es ein für alle Mal Realität. Er ahnte, dass sie an der Situation wohl keine Schuld trug, aber der Zorn in seinen Worten konnte den Berg seiner Sünden eigentlich nicht mehr wesentlich vergrößern. Die neunte Hölle hatte da sicher schon ein schönes Plätzchen für ihn und nur für ihn reserviert, der die letzten Ruhestätten der Erzverräter in den Mäulern des Luzifer wie ein Hilton-Hotel aussehen ließ. „Du hast gesagt, ich könnte den nächsten Engel mit Gewehrfeuer besiegen, aber das hat nicht funktioniert.“ Gestern noch hätte er das als seine Lebenslinie gesehen, als Zeichen der Hoffnung darauf, das auch der Rest ihrer düsteren Prophezeihung auch nicht eintreten wurde, aber jetzt wusste er es besser: Es war längst nicht mehr nur ihre Prophezeihung, es war nie so gewesen, nein, er hatte das Resultat ja mit seinen eigenen Augen gesehen. „Ich weiß.“ Antwortete Yui möglichst sachlich, aufsprundenlde Emotionen zurückhaltend. „Ich habe… mich verkalkuliert, es… es war mein Fehler. Ich wollte dich noch rechtzeitig warnen aber ich… wurde aufgehalten…“ Hätte er sich zu ihr umgedreht, hätte er gesehen, dass das dunkelhaarige Mädchen ihre Augen von ihm abgewendet hatte. „Es tut mir leid. Ich… ich weiß, dass das kein Trost ist…“ Sie schluckte. „Ich nehme an… du hast dich errinert?“ Eine simple Frage, die doch so viel Bedeutung, so viele Implikationen mit sich trug. „Ich… ich weiß nicht… Es… es ist alles so durcheinander, ich…“ Das Third Child fasste sich konzentriert an die rechte Schläfe, „Ich kann nicht wirklich… etwas bestimmtes herausziehen, auch, wenn es in meinen Träumen alles so klar zu sein scheint…“ „Es ist nur natürlich…“ meinte Yui sachlich. „In bits ausgedrückt hat das Unterbewusste eine viel größere ‘Rechenkapazität‘ als dein Bewustsein… und unsere Träume stammen letzlich aus dem Unbewussten. Es ist ein einfaches Experiment, lasse die Testsubjekte zwei Bilder betrachten und frage sie in einer halben Stunde, welches sie haben wollen – Eine Gruppe bekommt Zeit, darüber bewusst nachzudenken, die andere wird beschäftigt, damit das Unbewusste, die Intuition Zeit zum Rechnen bekommt, und soll sich nacher spontan entscheiden… die Wahrscheinlichkeit, das das gewählte Bild der Versuchsperson in einer Woche noch besser gefällt, war bei letzterer Gruppe größer. Es ist am Ende wohl einfach viel zu viel Information, als das dein Bewustsein sie sinnvoll sortieren oder überhaupt enthalten könnte… Aber es stimmt. Dieses ständige Gefühl des Déjà-vûs, das du andauernd gehabt haben musst… das waren keine Déjà-vûs. Es sind Erinnerungen.“ Was man einmal gehört hatte, konnte man nicht mehr ent-hören. Und das verengte die endlosen Möglichkeiten, die Misato ihm neulich aufgezeichnet hatte, zu einer einzigen möglichen Zukunft. So war das im Leben, nicht? Der Verlauf der Zeit konnte doch vor allem definiert werden als ein Wegfall von Möglichkeiten, schon im Augenblick der Geburt wurden einem durch den Ort, die Zeit und die soziale Schicht, in die man geboren wurde, schon ein enger Weg vorgezeichnet, irgendwann begann man die Schule und es gab ein gewisses Limit dazu, wie viel man erreichen konnte, das zeigte einem dann auf, welche Berufe man zur Auswahl hatte und tatsächlich ausüben konnte man davon auch nur ein oder zwei, und mit jeder nicht genutzten Chance, jedem Wurf der Würfel und jedem vergangenen Jahr blieben einem immer weniger Wege übrig, und zum Schluss nur noch einer. Und irgendwann war man dann am Ende dieses Pfades angekommen. Die ganze Menschheit hatte das Ende der Straße erreicht. Oh, die Tränendrüsen! Diese all zu leicht auszulösenden Wasserwerke. Man könnte meinen, dass das Grundwasser seiner Seele doch eigentlich irgendwann einmal endgültig versiegt sein müsste. Er heulte und kicherte zur selben Zeit, das uralte Glitzern des Wahns in seinen Augen, lachend, weil es einfach alles zu grotesk war, lachend, weil man über so ziemlich alles lachen konnte, so lange es einem nicht selbst passierte, weil das Lachen eine Möglichkeit war, um so zu tun, als wäre das alles einfach jemand anderem passiert, als wäre es nie Teil seiner persönlichen Realität geworden, nur eine einfache Geschichte, die sich schon fast in sein Hirn hineinkriegen ließ. Yuis Reaktion viel still aus, ein Ausdruck tiefster, begreifender Traurigkeit, den Shinji nicht sah. „Dann ist es also ganz wie du gesagt hast…“ sagte er, so ruhig und friedlich klingend, dass es ihn in die tiefsten Schluchten des Uncanny Valleys hätte befördern können, als sei er ein lebendes Oxymoron geworden in einem Prozess, der es vermutlich beinhaltete, seine Augen von ihnen auszuhöhlen, bis kein Fitzelchen Seele mehr darin zurück blieb. („Hilf mir, Asuka, hilf mir…“) „Ganz egal was ich tue der Third Impact findet statt.“ Wieder dieses Lachen, und diese verdammte Herzlichkeit. In gewisser Hinsicht war es fast schon erlösend, endlich sicher zu wissen, was die Zukunft bringen würde. (Und dabei schien alles endlich gut zu werden… Freunde, Familie, Liebe, sogar eine Chance mit seinem Vater! Warum jetzt, warum ausgerechnet jetzt….) „Wie hast du es gesagt? Für dich hat er sogar schon stattgefunden. Der Third Impact hat stattgefunden… Ich konnte die Engel also nicht aufhalten. Mit der Menschheit ist es also vorbei. Finito. Futsch. Hinüber. Aber trotzdem sind wir hier, in dieser Welt, voll mit Menschen, Tieren und Pflanzen… Was heißt das… dass ich einen Weg gefunden habe, die Uhr Zurück zu drehen. Das ich… zurückgegangen bin, um meine Fehler zu beheben, nicht? Ist das richtig so…?“ „Nun…“ „Aber nein. Auch das hast du gesagt, oder? Du… du sagst immer ‘dieses Mal‘, nicht?“ Yui verfluchte die Auffassunggabe, die dieser junge Mann zeigen konnte, wenn er es nur richtig wusste. Sie musste sprechen. Alles, was er sich vorstellen könnte, würde mit sicherheit schrecklicher als die Wahrheit sein. Aber… „Also… ist das nicht das erste Mal, das ich zurückgehe, oder? Diese Träume… Third Impact, dass muss immer der Third Impact gewesen sein… So viele verschiedene Szenarien von Third Impact… Ich habe nicht nur ein oder zweimal versagt oder?“ Yui fand sich selbst dabei, den Fakt zu verfluchen, das ihr Gegenüber trotz allem der Sohn zweier brillianter Wissenschaftler war. Seine Theorie hatte nur einen kritischen Fehler, aber das waren nun mal die Limitationen, die er hatte. „Ich… Ich…“ Jetzt steigerte er sich da wirklich hinein, mehr noch als zuvor. „Ich habe immer und immer wieder versagt, nicht? Ich… ich versage immer. Ich… ich versage. So ist das einfach. Ein… ein Fakt des Zeit-Raum-Kontinuums, nicht?“ Wieder das Lachen. Oh, dreimalverflucht war dieses blöde kranke Hirn von ihm und dessen Fähigkeit, so unglaublich genau zu verstehen, was das physische Fehlen einer Zukunft bedeutet. „Die… die Menscheit ist am Ende ihres evolutionären Potentials, nicht?“ Wissen, das er nicht haben sollte – all diese vielen, vielen Jahre, die Yui selbst nur im Schnelldurchgang besucht hatte, schienen durch. „Und deshalb… deshalb ist diese… diese sinnlose, kreisförmige Existenz, dieses unwissende Dahinträumen die einzige Form, in der wir noch Leben können? Ist es das, was du mir sagen willst? Das es da draußen, in der ganzen Schöpfung nichts, absoltur gar nichts außer dieser großen fetten Zeitschleife gibt, die immer und immer wieder im Kreis herumgeht, bis in alle Ewigkeit, ohne eine Vergangenheit oder eine Zukunft?!“ „Shinji… Shinji, beruhige dich doch-“ Aus einem alten Reflex heraus streckte Yui ihre Armne nach ihm aus, doch er stief sie mit einer Kraft weg, die ihr nach alle dem den Schrecken ins Gesicht schrieb. „FASS MICH NICHT AN!“ Sie wollte weich mit ihm sein, aber sie kannte ihn gut genug um zu wissen, das nur noch die harte Tour half: „Nun mach mal halblang! Bist du wirklich arrogant genug um zu denken, das die ganze Erde aufhören würde, sich zu drehen, nur weil du sie darum bittest?“ Hohl, erwartungslos aber doch überrascht sah er in ihr Gesicht. „Komm runter!“ Sie hasste es eigentlich, sich so auszudrücken. Es ging wirklich gegen ihre Natur. „Es stimmt. Wir befinden uns in einer endlosen Rekursion der Zeit. Jedes mal, manchmal noch am Tag des Third Impact, manchmal einen unbestimmten Zeitraum danach, manchmal Monate, in wenigen Fällen auch Jahre, beginnt eine Art Prozess, der uns alle in das Jahr 2015 zurückversetzt, gerade zu dem Moment, als der erste Engel in Tokyo-3 einmarschiert. Jeder Zeitpunkt danach scheint physisch von dieser Welt verschwunden zu sein, zumindest was die Zeitlinie der Menscheit angeht. Es ist nicht so, dass die ganze Zeit des Universums zurückgedreht wird, solch eine Macht hat nichts auf dieser Erde, alle anderen Linien setzten sich vermutlich weiterhin fort, auch wenn vielleicht niemand mehr da ist, um sie zu beobachten…“ „Dann… dann geht die Zeit also im Rest des Universums weiter?“ „Nein. Es ist nur, das wir Menschen, die Engel und alles andere Leben auf dieser Welt an einen früheren Zeitpunkt des Zeit-Raum Kontinums befördert werden. Versuche, dir die Zeit als eine Richtung vorzustellen… Wenn ich etwa in der Mitte eines Holzblockes zwei Markierungen mache, und ein Stück holz von der zweiten Markierung an die erste tue, dann ist der Rest des Blockes trotzdem noch da.“ „Aber… das Stück Holz das man herausnimmt… wie fügt man es ein? Ist da nicht schon… massives Holz? Oder… gehe ich da mit der Analogie zu weit?“ „Nein, keinesfalls. Du hast vollkommen Recht… immer wenn die späteren Versionen von uns allen zurückgehen… werden die, die das letzte Mal dort „eingesetzt“ wurden ersetzt und die letzte Iteration der Zeitschleife ausradiert. Es ist, wie wenn man eine CD überschreibt. Kurz gesagt ist es bei beginn jeder Schleife so, als ob die letzte niemals passiert wäre.“ „Aber diese vorherigen Versionen von uns, sie… nicht einmal tot kann man das nennen, sie haben niemals… niemals existiert… All die… ganze Welt… Drei Milliarden… einfach… einfach weg… “ (Und plötzlich klang „alle tot“ wieder harmlos. Unter diesen Umständen wäre es schon eine große Leistung, einfach zu sterben) Oh die Tränen. Immer die Tränen. Und jetzt auch noch Rotz. Ihm musste man es überlassen, Tränen für Wesen zu vergießen, die nie existiert hatten, völlig potentielle, hypotetische Menschen, die Antwort auf die Frage „Was wäre wenn.“ „Nun, ich würde nicht sagen, dass es so ist, als hätten sie nie existiert – Diese Erinnerungen, diese Déjà-vûs, das ist ihr Erbe. Die Fußstapfen der Niedagewesenen… in dieser Hinsicht ist die Zeit zumindest innerhalb der Schleife doch vorrangegangen. Bei jedem Durchgang sammeln sich Wissen und Erfahrung an… zum Beispiel sind wir mittlerweile wegen dieser Erinnerungen fähig, festzustellen, dass wir überhaupt in dieser Schleife sind. Sie haben uns eine Chance erkauft. Eine Chance, aus der Zeitschleife herauszubrechen.“ „Das heißt… Ich habe es immer und immer wieder herausgefunden, und am Ende… völlig hilflos…“ Schluchzen. Oh dieses abscheuliche Schluchzen. Er hörte sie gar nicht mehr. „Es heißt in erster Linie, dass eine sehr, sehr lange Zeit her ist, seid du diesen Brief von deinem Vater in deinem Postkasten gefunden hast, Shinji-kun.“ „…Wie lange? Der Third Impact, wann ist er?“ „2016. In der Nacht zum ersten Januar 2016.“ „Das… das ist nicht mal mehr ein Jahr… Ich… ich habe nicht mal mehr ein Jahr um- wie.., wie soll ich das je- wie soll ich noch- Und die erste Frage? Die erste? Was ist mit der erste Frage?“ „Ich weiß nicht. Ich weiß es ehrlich nicht. Nicht einmal die Dr. Akagi in userer Welt konnte sagen, wie viele Schleifen vor unserer eigenen gekommen sind.Es gab einfach keine Möglichkeit, das festzustellen. Alle Spuren sind verwischt.“ „Und… von „deiner“ Schleife bis jetzt…“ „Ich weiß auch nicht. Ich… ich konnte sie nicht zählen, bin mit den Zahlen durcheinander gekommen... Es könnten… um die zehntausend gewesen sein, ja, zehntausend klingt richtig. Ich bin natürlich nicht für jede davon die ganze Zeit anwesend gewesen ich… ich bin gereist…“ Zehntausend… Zehntausend mal von seiner Ankunft bis 2016. Shinji wusste nicht, ob das irgendeine Chance hatte, das Alter des Universums zu übertrumpfen, aber er war sich ziemlich sicher, dass er das ganz bestimmt nicht in einen Taschenrechner eintippen würde. Zehntausend. Verdammt nochmal, Zehntausend… „Das heißt du willst… du willst mir allen ernstes weis machen das… das Ich und… und Misato-san und Shikinami und Ayanami und die anderen schon seid… seid…“ er stockte kurz, dafür kam es nacher um so lauter und verzweifelter. „Tausenden von Jahren immer wieder genau dasselbe tun, Schleife für Schleife?!“ „Keinesfalls. Nicht immer genau dasselbe – Nicht alle Ereignisse finden immer in derselben Art und Weise statt, auch wenn die Zeitlinien zum Ende hin zunehmend zu festen Punkten tendieren – Viemehr geschehen bestimmte Dinge mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Die Zahl der Engel zum Beispiel variiert, auch wenn die Zahlen 17, 12 und 13 am häufingsten sind… In meiner waren es zum Beispiel ganze 28. Das Auftauchen den insubstantiellen Engels, gegen den du letztes Mal gekämpft hast, gekoppelt an das Auftauchen einer gewissen Mayumi Yamagishi-san, geschah zum Beispiel nur in 0,2% aller Iterationen. In etwa 20% von diesen habt ihr Asuka das Singen überlassen, in 33% warst du mit dem First Child im Hauptquartier stationiert. Ich habe insgesamt 3-Mal beobachtet, dass EVA 01 im Kampf gegen den Engel letzlich Amok gelaufen ist, und den Engel so bezwingen konnte. Überlebt hat Yamagishi-san in etwa 80% der Fälle, in denen sie überhaupt in diese Stadt gekommen ist. Auch bei anderen Ereignissen gab es Variationen, auch wenn dir viele davon im Moment noch nicht passiert sind. Zum Beispiel ist auch die Anwesenheit der Mitsurugis ein seltenes Ereignis, das ich nun erst zum 3. Mal beobachte. Auch hast du nur in 50% der Fälle versucht, Tokyo-3 zu verlassen, nachdem du aus Captain Katsuragis Residenz weggelaufen bist. In zirka 54% der Fälle wurdest du in Aida Kensuke’s Zelt aufgegriffen, entweder, weil ihr gefunden wurdet, bevor du dich hinausschleichen konntest, oder weil du es gar nichterst vor hattest versucht hattest – Ich habe darüber nicht oft genug Informationen aus dir heraus bekommen, um eine Statistik darüber zu erheben. In 22% Prozent der Fälle bist du Aida-kun überhaupt nicht begegtnet. Selbst Dinge, die vor dem Begin der Zeitschleife geschehen sind, waren nicht immer konstant - das ist, weil ein Teilchen eben alle möglichen Geschichten hhaben kann, und sich erst festlegt, wenn es beobachtet wird... von dir, in diesem Fall. Das ist letzlich was es wirklich bedeutet, das Epizentrum zu sein... Zum Beispiel hatte Captain Katsuragi in 45% Prozent zu Beginn bereits den Rang eines Colonels. Und sie hat dir bereits gezeigt, was dort unten im Terminal Dogma liegt, nicht?“ „J-Ja…“ „So war es in 40% der Fälle. In den anderen 60% war nicht einmal Captain Katsuragi eingeweiht, und du hast es erst sehr viel später von Inspektor Kaji erfahren, wenn auch mit teilweise inkorrekten Informationen. Die Korrekten erhielsts du dann wenn überhaupt nur kurz vor dem Third Impact erfahren. In dieser Hinsicht hattest du also Glück. Auch bei den Personen um dich herum und ihren Umständen gab es Unterschiede, vor allem bei Asuka gab es viel Variation, so war ihr Vater in etwa 30% der Fälle Amerikaner, wenn auch deutscher Herkunft… Es war derselbe Mann, aber in diesen Fällen waren seine Vorfahrennoch rechtzeitig vor dem Krieg geflohen. Auch war ihr Name auch nur in 38% der Szenarien „Asuka Shikinami-Langley. Am häufigsten war mit fast 60% „Asuka Langley-Soryu“. Einmal sah ich für ihren Namen sogar die Variation „Kate Rose Wainwright.“ Auch gab es zwei oder drei Szenarien, in denen ihre Eltern sich niemals hatten scheiden lassen, wo ihr Name dann einfach „Asuka (oder Rose) Langley“ war. Dagegen war sie in 5% der Szenarien nicht Langley-sans leibliche Tochter, sondern trugg nur seinen Namen, weil sie ihre Mutter ihn nach der Scheidung behielt. In diesen Fällen stammte die andere Hälfte ihres Erbgutes aus einer Elite-Samenbank. Noch seltener war, das Langley-san mit seiner neuen Frau eine Tochter bekam, die in den Fällen, in denen er Asukas Vater war, dann natürlich ihre Halbschwester war. Die Chance dafür, das du… Gefühle für sie entwickelst, ist fifty-fifty. Es gibtsogar eine 0,05-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass sie eine Blondine ist. Auch bei dir selbst gibt es Variationen… der Ikari Shinji, den ich kenne, hatte zum Beispiel etwas längere Haare. Du solltest sie dir vielleicht wachsen lassen, es stand dir sehr gut… In 15% der Fälle bist du nicht bei deinem Lehrer, sondern bei einem entfernter Verwandten aufgewachsen, in ein- oder zwei Fällen sogar zusammen mit einem Cousin. In 3% der Fälle hast du irgendwann zwischen deinem zweiten und dem dritten Kampf deinen 14. Geburtatag gefeiert. Der Jet-Alone Zwischenfall kam in etwa 18% der Iterationen nicht vor, in weiteren 20% hattest du nie damit zu tun, weil die Hersteller ihren Roboter niemals zum Laufen bekamen. Dein erstes Treffen mit dem Fifth Child varierte von früh in deiner Kindheit bis zu kurz vor dem Third Impact. Auch wurden die EVA-Einheiten als Einzelmodelle 05 und 06 in 33% Prozent der möglichen Welten letzlich verworfen und was schon fertig war als Ersatzteile hierher geliefert – in diesem Fallen blieb Mari Illustrious Makinami in einer Basis in Russland stationiert und eure Wege kreutzen sich nie. Einmal traf ich sogar eine Mari-san, die sich mit Vornamen „Mariko“ nannte, ziemlich ernsthaft und erwachsen war und bei Horaki-san eingezogen ist, weil sie ungern allein lebte… Falls du Mari-san noch nicht getroffen haben solltest, das ist beinahe schon das gegenteil davon, wie sie für gewöhnlich ist… Mögliche Piloten für EVA 03 sind jeweils mit den Wahrscheinlichkeiten 42%, 27%,21% und 9% Suzuhara Touji, Asuka, Horaki Hikari und Aida Kensuke. In den restlichen Fällen-“ Spätestens dort hörte er nicht mehr zu, die vielen Zahlen waren ihm weit über den Kopf gewachsen, die letzten paar Sätze waren kaum noch in seinen Schädel vorgedrungen, weil er schon damit zu kämpfen hatte, die vorherigen zu verarbeiten – Auch konnte er nicht fassen, wie Yui das alles so ruhig und sachlich herunterrattern konnte – Es ließ ihn fast schon daran zweifeln, ob sie überhaupt ein Mensch war, oder irgendwann einmal aufgehört hatte, einer zu sein, um zu der unheimlichen, geisterhaften Erscheinung zu werden, die ihn in all dieser Zeit bespukt hatte. Eine Banshee war sie, deren prophetische Schreie unwissende, glückliche menschen vor dem nahenden Tod eines Familienmitglieds warnten, die nur der betroffene selbst nicht zu hören vermochte. „Genug…“ verkündete er fast schon flehend, aber auch mit einem Unterton von Zorn. „Genug damit!“ Jetzt machte es die horinzotale Bewegung seines Arms deutlich. Er senkte ihn wieder und packte es zurück an das Geländer, das ihm jetzt eher als Stütze diente als alles anderes – Noch hatte er Yui nicht ins Gesicht gesehen, aber das war nun nicht mehr nötig. Ihr brauchte ihr nicht ins Gesicht zu sehen, um aufzuhören, ihrer wahrheit auszuweichen, das war ihm längst nicht mehr möglich. „Ich… ich habe verstanden was du meinst, also genug damit! Genug! Ich… habe verstanden…“ Das Third child nahm sich einen Moment Zeit, um Luft zu holen und einigermaßen wieder herunterzukommen… zumindest so weit, das er in der Lage war, ein sinnvolles Gespräch zu führen. „Aber wenn… wenn es nicht an mir liegt, was… was ist dann die Uhrsache? Woran liegt es? Wieso ist das passiert?“ „Das werde ich später noch mal besprechen. Wenn ich es dir jetzt sagen, wären es einfach nur leere Worte für dich…“ „Versuch es ruhig.“ Verlangte er. „Gut. Es hat im Wesentlichen mit Lillith zu tun.“ „Lillith? Das… Ding im Keller von NERV, hinter dem die Engel her sind?“ Yui schüttelte den Kopf. „Ich wusste, dass du es nicht verstehen würdest… Die Worte haben für dich einfach nur noch nicht die richtige Bedeutung… Aber ich kann dir schon einmal sagen, was du tun kannst, um am Ausbruch aus der Schleife zu arbeiten, du musst es auch nicht verstehen.“ „Wenn das so ist, Yui… Wie kommt es dann, dass du verstehst? Wie kommt es, das du hier bist und das alles weißt?“ „Ich hatte ein Gerät. Ein Gerät, mit dem ich zwischen den Schleifen reisen konnte.Du must doch gesehen haben, wie ich es benutzt habe, oder?“ Da viel es Shinji wie Schuppen aus den haaren – „Dieses Licht! Und dieses Ding, das aussah wie ein Plugsuit, mit den großen gelben Knöpfen! Du warst ja auch immer so schnell verschwunden… nicht nur eine Zeitmaschine, sondern auch ein Teleport?“ „Eine Zeitmaschine ist immer auch ein Teleport.“ Erklärte Yui. „Dieser Planet ist nicht wirklich immer an derselben Stelle…“ „Aber wenn… wenn ihr eine Zeitmaschine hattet, warum habt ihr dann nicht verhindert, das die Engel überhaupt angreifen? Wieso habt ihr nicht… ich weiß nicht, einen Evangelion zum Zeitpunkt des Second Impact zurückgeschickt habt, um den ersten Engel das Licht auszuknipsen, bevor er überhaupt explodiert?“ Yui schüttelte den Kopf. „Das steht leider völlig außer Frage. Irgendein Physiker, ich weiß nicht mehr genau, wie er hieß, hat anscheinend vor einer Weile bewiesen, dass eine Zeitreise etwas ist, wofür man immer negative Energie brauchen würde… Das ist etwas, das zwar physikalisch theoretisch möglich ist, aber jenseits unserer gegenwärtigen Technologie liegt… Das ich überhaupt herumreisen kann, liegt an der besonderen Geometrie einer Zeitschleife – Irgend ein Faktor kürzt sich raus, sagt Dr. Akagi. Ich wünschte, ich könnte dir eine zufriedenstellende Antwort geben, aber ich bin keine Physikerin… Ich kann dir nur sagen, was Dr. Akagi mir gesagt hat. So weit ich sie verstanden habe, bin ich auf den Zeitraum der Zeitschleife beschränkt, kann auch immer nur vorwärts reisen, außer, wenn ich von einer Schleife in die nächste springe.. Für dich mögen zwischen unseren Gesprächen Tage gelegen haben, aber für mich geschahen sie relativ bald hintereinander. Oder zumindest… galt das für unsere ersten Paar Gespräche. Die Maschine existiert nicht mehr. Sie wurde zerstört. Das hier ist sozusagen meine letzte Chance…“ Shinji schluckte. Mist, falsche Wortwahl, schloss Yui, schnell das Thema wechseln: „In unserer Iteration… gab ein seltenes Element, das wohl nur in ein paar sehr wenigen Iterationen aufgetaucht ist. Außer in meiner eigenen habe ich es noch nirgends gesehen, und es ist wohl sehr unwahrscheinlich, das sie hier existiert aber in meiner Welt… fanden wir etwas, was uns von den Schöpfern von sowohl Engeln als auch Menschen zurückgelassen wurde, von Wesen, die aus der Sicht von uns und den Engeln wohl Götter genannt werden könnten… Du hast die Legenden doch sicher gehört, in irgendeiner ihre undendlichen Variationen, die in den Herzen der Menschen verstreut sind… Geschichten von einem sagenumwogenen magischen Land im hohen Norden, irgendwo im atlantischen Ozean, andere vermuteten das verlorene El Dorado vergangener Zeiten im indischen Ozean oder im Pazifik und nannten es "Lemuria", oder "Mu" und wieder andere von einer utopischen Stadt, die im Meer versunken ist, zusammen mit ihrer Macht und verlorenen Technologie, die im Sand der Äonen verschwunden ist... Am vertrautesten sind dir vielleicht die Erzählungen über das sagenumwogene Paradies von Shamballa, oder der Garten Eden, aus dem wir seither verbannt sind... In den Sagen des fernen Westens kannte man es als den verlorenen Kontinent, unter Namen wie Sannikov-Land, Weltaba, Ys oder Thule, Vineta oder Atlantis…" "Atlantis?!" Alles andere mochten komplizierte Worte sein, von denen er die Hälfte nicht zuordnen konnte, und selbst dieses Wort kannte er nur aus wilden Verschwörungstheorien und antik-gestylten Mystery-Filmen, doch die Bennenung der alten Legende verfehlte nicht ihre Wirkung - die schiere schwere des Archetyps, die Omnipräsenz des Namens in Kunst und Kulturwerken hätte wohl niemanden mit zugang zur derzeitigen internationalen Kultur unbeeindruckt gelassen, oder frei von dem Gefühl, dass sich da etwas vor einem aufbaute, das größer war, als man selbst, denn auch, wenn Shinji nie wirklich an derartige Geschichten geglaubt hatte, war er doch ein Produkt seiner Umgebung, und sein Lehrer hatte zu seiner Zeit versucht, ihm diese zumindest in Form eines gewissen Algemeinwissens zuzuführen - es war nicht so sehr die Geschichte selbst und ihr Gestrick aus leicht wiederlegbaren oder anderweitig erklärbaren Fakten, als es der grundlegende Archetyp war: Eine strahlende Zivilisation, deren Türme die umgebenen Jäger und Sammler, für die alles, was einen Baum überstieg, direkt bis zum Himmel reichte weit überragten, stolz auf ihren eigenen überragenden Fortschritt, mit ausreichender Hybris, um dem Göttern ins Gesicht zu spucken, und das schreckliche Naturgewalten, von denen sie letzlich in ihrer Bedeutungslosigkeit zermahlen wurden, um von folgenden Generationen so weit vergessen zu werden, das sogar ihre bloße Existenz in Zweifel gezogen werden würde - Die Menscheit hatte vermutlich schon eine Fixation auf brennende Städte, seit sie überhaupt Städte baute, und in diesem feindlichen Gestrick aus Wald, Moor, Wüste und Sumpf soetwas wie einen eigenen, halbwegs sicheren Lebensraum herausgekratzt hatte, wo ihre Taten und Worte langwerig Gewicht haben würde, wo die Linien gelernt hatten, gerade zu sein, und die Winkel sich hatten angewöhnen müssen, sich zu 180 Grad zusammenzuadieren oder gar scharfkantige neunzig Grad zu Bilden. Das hatte sich auch heute nicht geändert - Da war eine gefühlte, gespannte, durch das kollektive Unbewusste verlaufende Kontinuität zu den Desaster-Filmen, von denen Shinji bisweilen nicht aufhören konnte, sie sich anzusehen, obwohl er sich im vorherein denken konnte, worüber er nach nach einandhalb Stunden Tod und Zerstörung im epischen Format so etwa nachgrübeln würde. Auch Tokyo-3 erfüllte alle Kriterien, um recht rasch selbst zu so einer verlorenen Stadt zu werden; Nichts garantierte, dass nicht diese ganze Inselkette zu jedem gegebenen Zeitpunkt in das Meer zurückstürzen könnte, aus dem sie irgendwann einmal hervorgekommen war; Nach allem, was er bis jetzt gesehen hatte, war das kein besonders weiter Schritt, und Yui's unmöglich gefassten Worte ließen es nicht wesentlich unwahrscheinlicher wirken: "Nicht ganz. Uns war es vergönnt, dem Ursprung dieser Geschichten auf dem Grund zu gehen, und wir fanden ihn, versunken in den Fluten, aber noch sehr gut erhalten… Die Ruinen von Arka. Dort hinterließen uns die Schöpfer Wissen, viel weitreichenderes Wissen, als alles, was ihr aus den Qumran-Rollen je hättet entnehmen können, und damit ein überdurchschnittliches Verständnis unserer… Kosmologie.“ „Qumran-Rollen?“ „Alles zu seiner Zeit… In jedem Fall fanden wir dort Technologie. Technologie, die es uns ermöglichte ein Gerät zu bauen, mit dem wir zwischen den verschiedenen Zeitschichten bewegen konnten… aus technischen Gründen galten für die Benutzer des Reisegerät jedoch ähnliche Vorraussetzungen, wie für EVA-Piloten. Sie konnten also keinenen Erwachsen schicken, wie zum Beispiel Captain Kasturagi, sondern… nur mich. “ „Dann warst du…“ „Ja. Eine EVA-Pilotin. Ich bezweifle aber, das irgeneiner der Evangelions in dieser welt sich mit mir synchronisieren lassen würde – ich bin selbst ebenfalls ein sehr, sehr seltenes Element. Deshalb konnte ich wohl auch durch so viele alternative Dimensionen reisen, ohne den kausualen Nexus großartig damit durcheinander zu bringen, dass ich mir selbst begegne. Ich bin in meiner Welt das First Child. Anstatt von Rei Ayanami, die in meiner Welt dafür nicht existiert hat – Oder vielleicht wäre es korrekter zu sagen, dass ich eine alternative Version von ihr bin, eine… andere Möglichkeit für ihr Leben. Aber wie du siehst, halten sich die Ähnlichkeiten in Grenzen…“ „Aber dann… dann… dann ist dieser „Vater“, von dem du immer gesprochen hast…“ Er würde sich später selbst dafür verfluchen dass er diese Frage wieder und wieder nicht gestellt hatte, wenn es nicht einer dieser Tage war, in der er es so für besser hielt, es gar nicht wissen wollte oder glaubte, die Antwort auf die Frage schon zu kennen, die Frage, die eigentlich nur eine Variation von etwas war, das er sich auch schon vor seiner Kenntnis über die Zeitschleife gekannt hatte, ja, vor der Zeitschleife selbst, so seltsam das jetzt auch klang: In all diesen undlichen Möglichkeiten und Variationen, hatte es da jeh irgendeine Welt gegeben, irgendein paralleles Universum irgendwo da draußen, indem Shinji und Gendo Ikari eine Familie gewesen waren waren? Was letzlich aus seinem Mund kam, war etwas anderes: „…ist das… dein, also… Ayanamis Vater, der in deiner Welt nicht gestorben ist, oder… oder sonstwie dazu kam, Rei…. Also, ich meine, dich großzuziehen, oder redest du etwa von… von deinem… von Reis… adoptierten… V- V-… Vormund…?“ „Ikari Gendo.“ Die Antwort des Mathematikers. Und jetzt zersprang Yuis unheimliche Ruhe, und es wurde ersichtlich, das dass Gespräch auch sie emotional beansprucht hatte. „Mein… mein lieber Papa… Ich vermisse ihn so sehr….“ „Y-Yui-san…“ Sie lächelte bitterlich. „Ja… in dieser welt existiert eine Version von ihm, ein anderer Ikari Gendo, der seine Tage in dieser Stadt verlebt… Eigentlich hindert mich ja nichts daran, zu ihm zu gehen, aber in dieser Welt… in dieser Welt existiere ich nunmal nicht, er… er würde gar nicht wissen, wer ich bin, und wahrscheinlich unterscheidet er sich in vieler Hinsicht von dem Mann, den ich in meiner Welt unter diesem Namen kenne … Er hat ein anderes Mädchen, das an meinem Platz ist, ein Mädchen, das dafür in meiner Welt nicht existiert hat, und es wäre wirklich nicht fair mit ihr, wenn ich… wenn ich ihren Platz für mich beanspruchen würde…“ Das wirklich Verrückte war: Auch, wenn in ihrer Geschichte solch abenteuerliche Dinge vorkamen wie Sprünge zwischen Dimensionen beinhaltete, er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie sie sich fühlen musste… Er verstand es so deutlich, dass es weh tat. Auch für ihn war in dieser Welt kein Platz an der Seite von Ikari Gendo… „Aber…“ Und jetzt drehte er sich zum ersten Mal in Laufe des Gesprächs um und sah Yui in die Augen, beiläufig feststellend, dass sie sich mit einer Uniform seiner Schule bekleidet hatte – und irgendwas in den tiefen seines Schädels fand das richtig, auch wenn das Bild, das sich ihm da präsentierte, sie in einem langen dunklen Rock und einer langärmeligen, weißen Bluse mit einer roten Schleife am Kragen zeigte – Auch die Schuluniform war wohl Schwankungen unterworfen. „Aber wenn… wenn jede Runde der Zeitschleife die nächste auslöschte, als ob sie niemals dagewesen wäre… dann… dann kannst du… dann kannst du ja niemals mehr zurück. Nicht mal… nicht mal wenn du deine Maschine noch hättest…“ Jetzt war es an Yui, schluchzend, aber doch den Kopf zu schütteln. Wieder wurde ihm klar, wie sehr Yuis Augen seinen eigenen glichen, nicht nur in der Farbe, sondern in den nahenden Wahn, der in ihnen hervorglitzerte. „Nein… Ich habe nicht aufgegeben… Es ist … eigentlich sogar sehr gut möglich, dass ich zurück kann, solande die Zeitschleife überhaupt durchbrochen wird, auch, wenn es nicht dieses Mal geschieht und ich mit dieser Welt zu Grunde gehe… Vielleicht habe ich ja Glück, und ich sehe sie wieder, meinen geliebten Vater, all die Menschen die ich kenne, und auch meinen Ikari Shinji wird da sein… Denn die drei Schicksalsgöttinen am Fuße dieses Weltenbaumesaus unendlich vielen Möglichkeiten arbeiten mit einer ganz speziellen Art von Magie…“ „Was… was sagst du da…? Ich… ich verstehe nicht, ich verstehe kein bisschen von dem, was du da sagst!“ „Die Ursache für diese Zeitschleife ist ein tranzendentes Wesen, das sie Zeit überwindet. Sie kann zu allen Zeiten gleichzeitig sein und hat dies auch getan, als sie die Seelen dieser Welt heimgerufen hat... Du selbst hättest inzwischen merken können, das es zumindest ein, wenn nicht zwei Wesen geben muss, die sich außer dir noch erinnern können muss… Es macht den Anschein, als würde sie die Gesetze unserer Welt verletzten, aber wie viel wissen wir überhaupt über diese Gesetze? Sind wir nicht vor kurzem neu belehrt wurden? Quantenphänomene, Shinji.“ „Quanten… Phänomene…?“ (Dazu gab es auch ein Bild, ein kahler, spartanischer Raum mit bunten Wörtern an den Wänden… – LABOR FÜR KÜNSTLICHE EVOLUTION, DRITTER ANBAU – STRANGENESS TOP BOTTOM TiD² ) „Du hast sicherlich von der Unschärferelation gehört, davon, dass man den Ort und den Impuls, also Masse und Geschwindigkeit, nicht genau bestimmen kann, und subatomare Teilchen somit keine festen Orte zugewiesen werden können… weitere solche Paare sind Frequenz und Dauer einer Schwingung, wie auch Zeit und Energie... (All diese geisterhaften Erscheinungen von stillen, blauhaarigen Mädchen…) Das wir sie nicht bestimmen können liegt aber nicht an der Feinheit unserer Messgeräte, sondern an der zufälligen Natur der Welt… Man könnte also sagen, dass die Teilchen keinen bestimmten Ort haben – hätte eins doch mal einen komplett bestimmten Ort, würde die Unbestimmtheit des Impulses unendlich… Das könnte man auch so sehen, das jedes Teilchen im Universum mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit an jedem Ort dieses Universums sein kann, auch wenn es Orte gibt, an denen man es im Falle einer Messung wesentlich wahrscheinlicher antrifft als an anderen. Du hast doch sicher schon einmal vom Doppelspaltexperiment gehört?“ „Dieses Ding wo man, uh, Teilchen durch zwei Spalten schickt sie… sie verhalten sich irgendwie wie Wellen, und wenn man guckt, durch welchen Spalt sie gehen, dann tun sie’s wieder nicht und man kriegt kein solches Interferenz… Muster… Dingens? Ich… ich bin ziemlich grottig in Physik, ich hab das nur mal in nem Dokumentarfilm gesehen…“ Die zunehmende Hilflosigkeit ihres Gesprächspartners zwang Yui, sich wieder zusammenzureißen, und auf die Klarstellung von Details zu verzichten. „Genau…Wenn man makroskopische Objekte durch zwei Spalte schickt, ist das Auftreffmuster an der Wand dahinter die Summe dessen, was man bekommt, wenn man jeweils einen der Spalte zuhält, aber bei Objekten, die klein genug sind, und von Quanteneffekten erfasst zu werden, gibt es Stellen, an denen bei dem Interferenzmuster weniger Teilchen auftreffen… Nur ist das mit der Quantenmechanik scheinbar so eine Sache. Die Mathematik dazu existiert und die Vorhersagen haben jeder Prüfung stattgehalten, der wir sie unterzogen haben, aber während dies bei bisherigen Theorien und Verständnissen von der Realität noch mehr oder weniger offensichtlich war, ist es hier nicht ganz offensichtlich, welche mathematischen Bestandteile welchen realen Objekten zugeordnet werden sollen, ob es überhaupt solche realen Gegenstücke gibt, und welches Wissen sich daraus überhaupt entnehmen lässt – Ein besonderer Knackpunkt ist die Wellenfunktion, die den Zustand eines Teilchens oder eines ganzen Systems beschreibt – Einerseits kann diese oft mehrere, unterschiedliche Zustände mit verschiedenen Wahrscheinlichkeiten haben, andererseits beobachtet man ja am Ende doch nur einen dieser Zustände, zum Beispiel kann ein radioaktiver Atomkern zerfallen sein… oder auch nicht. Darüber, was nun wirklich geschieht, wird noch heiß diskutiert, es gibt viele Interpretationen, die für Anwendungen in von Technologie und dergleichen wohl keinen Einfluss haben – viele davon schlagen sich schon per Definition mit Dingen herum, die wir niemals beobachten werden, und am Ende läuft es wohl auf bloße Semantik hinaus, eine rein philosophische Diskussion… Es sei denn natürlich, man kommt in so eine Situation wie die unsere… Es ist natürlich in der Praxis viel komplizierter und Es ist im Grunde dieselbe Frage, es gibt Punkt A, deine Ankunft in Tokyo-3, und Punkt B, der Third Impact, aber beinahe unendliche Variationen des Weges dazwischen… Dies ist nur eine davon. Darüber, wie solche unterschiedlichen Möglichkeiten zu interpretieren sind, gibt es nun viele Theorien – Und die meisten davon beginnen gerade erst, Dekohärenzeffekte zu berücksichtigen, die sich aber ohne weitere Annahmen aus den Grundgleichungen der Quantenmechanik erklären lassen – Im wesentlichen heißt Dekohärenz, dass sich Systeme, bei denen solche Interferenzphänomene auftreten, je größer sie sind, umso leichter „stören“ lassen, so das sie einen bestimmten Zustand annehmen und sich makroskopisch verhalten – Es ist bei der Arbeit an Quantencomputern bis heute ein großes Problem… Eine „Beobachtung“ impliziert nicht immer einen Typ mit einem Stift, jede Art von Informationsaustausch, von Interaktion mit der Umwelt genügt. Nach dem heutigen Stand der Dinge hätte Schrödingers Katze zum Beispiel nicht lange zu leiden – Man könnte die Kiste, in der sie sitzt gar nicht so weit isolieren, das der Überlagerungszustand lange anhalten würde. Er würde immernoch auftreten, aber nicht, bis sich irgendjemand erbarmt und die Kiste öffnet.“ „Ja, ja, ja, ers ist alles kompliziert, das weiß ich. Natürlich ist es kompliziert… ehrlich gesagt ist es mir nicht so wichtig, das ganze zu verstehen… aber, was passiert? Sag mir doch bitte nur was passiert…“ Den Nachtrag ‘ohne mich weiter zu verwirren‘ brauchte der EVA-Pilot gar nicht erst hinzuzusetzen – Yui kannte ihn, wenn auch nicht unbedingt die Version von ihm die ihr gerade gegenüberstand, gut genug um zu wissen, das jedes der tausenden Horroszenarien, die er sich im Moment wahrscheinlich gerade ausmalte, die Wahrheit in seiner Grausamkeit und Kreativität übersteigen würde. „Bitte…“ „Nun, offensichtlich wird, wenn wir aus der Zeitschleife herausbrechen… Die Zeit weitergehen. Aber… das ist alles, was fest steht…“ Okay, sie musste die Formulierungen offensichtlich kürzen, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen (und auch, daran, wie er sich am Gelänger hinter ihm mit beiden Händen festgeklammert hatte) war er so ziemlich am Rande dessen angekommen, was er ertragen konnte. Sie konnte es nur zu gut in seinen Augern sehen, sie schienen förmlich zu schreien: Bloß keine Ungewissheit mehr! Okay. Die vereinfachte Version. Das würde ohnehin die Wahrscheinlichkeit veringern, das sie irgendwas inkorrektes sagte, Dr. Akagis Erklärung war schon eine Weile her… „Wie gesagt, die grundlegenden Rechnungen und Vorhersagen sind gleich, wenn du also erst mal aus der Schleife herausgebrochen bist, wirst du nicht einmal feststellen können, was genau passiert ist, und kannst deine Zukunft sorglos verleben – Von deiner Perspektive aus werden sie ab da ununterscheidbar sein…“ „Ja, schön und gut, aber was passiert nun?“ „Es gibt da die… Bohm-DeBroglie-Theorie. Laut dieser werden die Teilchen nicht nur durch die Wellenfunktion beschrieben, sondern auch durch ihre Bahnlinien, sogenannte Trajektorien, die von der Wellenfunktion nur „geführt“ werden, daher auch die Bezeichnung „Führungswellentheorie.“ Im Wesentlichen lässt sich da mit einigem Rechnen erklären, wie die Teilchen bestimmten Bahnen folgen können, und trotzdem ein Interferenzmuster bilden. Diese Theorie behält den Determinismus bei, also das ein bestimmter Anfangszustand nur einen bestimten Endzustand produzieren kann, den wir errechnen können, Wenn das so stimmt, ist das Ergebnis denkbar unspektakulär: Die iteration der Ereignisse, bei der es zum Ausbruch aus der Schleife kommt, wird die eindeutige Vergangenheit des Punktes, an dem derr Ausbruch geschieht, und die Zukunft setzt sich von dort aus fort, im wesentlichen, wie man es vom normalen Verlauf der Zeit kennt. Aber…“ „Aber…?!“ „Diese Theorie führt wie bereits erwähnt, verborgene Parameter ein, eben diese Trajektorien. Information, die wir niemals erlangen können und eigentlich nur hineingefügt wurde, damit die Rechnung Sinn macht… Aber jedes Modell, das so etwas nicht beinhaltet, zwingt uns, unser Verständnis von der Realität aufzugeben… Nach der Viele-Welten-Interpretation zum Beispiel werden alle möglichen Lösungen physische Realität – Aber mit jeder „Messung“, jeder Entscheidung nabeln sich neue Paralleluniversen voneinander ab…“ „Parallel…Universen?“ „Wenn wir also beobachten, dass zum Beispiel ein Atomkern zerfallen ist, gibt es dafür ein anderes Universum, in dem der entsprechende Beobachter einen intakten Kern zu sehen bekam. Diese Interpretation also stimmt, wäre es das denkbar beste für uns… Für dich wird es sein, als sei die Zeit normal weitergegangen, und ich werde wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt, an dem sonst der Zeitschleifenprozess begonnen hätte in meinem eigenen Universum aufwachen, und das erste was ich sehe, werden Papa und dein Gegenstück sein… Ich hoffe natürlich zutiefst darauf, auch, wenn es vermutlich zu einem Stück an meinem Wunschdenken liegt – diese Interpretation mit ihren unzähligen Universen ist natürlich… ontologisch extravagant….“ „Es gibt noch eine Alternative.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, vielleicht aus der Struktur ihrer Erklärung herrausgefischt – Sein Verlangen nach mehr Information war auch keine Frage mehr. „Die… Kopenhagener Interpretation.Nach dieser in die Natur tatsächlich sehr zufällig beschaffen, und welche der vielen Möglichkeiten nun eintritt, wird erst entschieden, wenn eine Beobachtung gemacht wird… Wenn das geschieht, kolabiert die Wellenfunktion, das heißt, die Rechnung reduziert sichnach der Interaktion mit was auch immer zur Messung benutzt wird auf eine einzige Lösung, und ist davor unentschieden. Das kann man aber auch anders sehen – nicht so, als ob zwischen Beobachtungen kein genauer Zustand vorliegt, sondern alle irgend möglichen Zustände auf einmal, das nicht kein Pfad genommen würde, sondern alle möglichen Pfade – Das ein Ende nicht keine, sondern alle möglichen Geschichten hinter sich hat. Dazu hat sich ein Herr Namens Feynman einmal Gedanken gemacht: Wenn man zum Beispiel beim Doppelspaltexperiment ein Interferentmuster mit Minima und Maxima hat, landen manche Teilchen, die in den Minima gelandet wären, wenn der andere Spalt offen gewesen wäre, irgendwo anders – Daraus schloss er, dass die Teilchen irgendwo zwischen Abschussquelle und Detektor informationen darüber erhalten haben muss, ob der zweite Spalt nun offen war oder nicht... Daher eben die Theorie, das dass Teilchen eigentlich alle möglichen Wege nimmt – Wird dann letzlich eine Beobachtung gemacht, bekommt man die „Summe der Möglichkeiten“, auch wenn man es in der Praxis eigentlich mit einem Integral berechnet und nicht mit einer Summe. Es ist an sich schon mit einer Vektorsumme vergleichbar, wobei man differenzierbare Funktionen auch als Vektorräume sehen kann… was auch immer das heißt. Jedenfalls kann man jedem Pfad eine Wellenphase zuordnen – ähnliche verstärken sich, unterschiedliche löschen sich aus, sodass die exotischeren Optionen bei makroskopischen Objekten in der Regel nicht zu Buche schlagen… Es kann also sein, dass sich die Vergangenheit vor dem Zeitpunkt, an dem du die Zeitschleife durchbrichst erst in diesem selben Moment entscheidet und eine… solche Summe aller der Möglichkeiten ist.“ Shinjis Reaktion war kein plötzlicher Schock, mehr ein allmähliches Weiten seiner Augen und ein kontinuierliches Schwinden der Reste seiner Gesichtsfarbe – All die Implikationen brauchten erst eine Weile, um sich seinem überforderten Verstand nach und nach zu erschließen. „Aber dann… das heißt selbst… selbst wenn ich… wenn ich… wenn ich es schaffe den Third Impact zu verhindern, ist das trotzdem keine garantie dafür, das… das die Welt wie ich sie kenne weitergeht…? Das all die Menschen, die mir wichtig sind, da sein werden…? Du könntest nicht da sein, Yui!“ „Ja…“ gab sie mit einem seltsam-verklärten lächeln zu. „Das ist wahr, ich könnte nicht da sein. Aber du wirst dich an nichts erinnern, du wirst also weder leiden, noch dich schuldig fühlen… und wenn ich helfe, das ganze zu beenden, sind meine Welt und ich ja doch Teil des Kausalnexus… keine einzige Welt wird verschwendet sein, wenn diese Erinnerungen dir nur helfen, zu entkommen, irgeneiner Version von dir… Denn du bist das Epizentrum. Ganz egal, was aus mir wird, du wirst da sein. Und solange du da bist, solange irgendein Ikari Shinji dazu kommt, eine glückliche Zukunft zu leben… Ist mir egal, was mit mir passiert.“ Das Third Child war überwältigt, dieses Mal jedoch in einem ganz anderen Sinne. „Yui… wer bist du?“ „Das habe ich dir doch schon gesagt. Ichijou Yui, First Child aus einer alternativen Zeitlinie-“ „Nein. Das meine ich nicht… Wer bist du…für mich…? Für diesen alternativen Shinji… hast du nicht gesagt, er hatte etwas längere Haare? Wer warst du für ihn…?“ Yui lächelte nur – in echt, ein ehrliches, beinahe zärtliches Lächeln, das in keinster Weise ironisch oder Wahnhaft war – Das war nicht der einzige Prozess der an ihren Lippen stattfand, einen Moment lang war er sich sicher, dass sie versucht war, irgendetwas zu sagen, aber was es denn war, behielt sie schlussendlich für sich und wechselte stattdessen das Thema: „Das erste, was du gesagt hast, weißt du noch? Das der Kampf nicht so war, wie ich ihn dir beschrieben habe… Ich ging nach den bisherigen Indizien davon aus, dass diese Iteration dem häufigen 17-Engel-Ablauf folgt, aber ich habe mich geirrt – Der insubstantielle Engel vom letzten Mal ist, wie gesagt, ein seltenes Ereignis – wir befinden uns also in einer „unregelmäßigen“ Iteration, von nun an könnte ziemlich viel passieren…“ „Danke, aber… kannst du… mir nicht… genau sagen, wie die Kämpfeverlaufen, damit ich… ich weiß nicht, schon mal planen kann wie ich… wie ich verhindere, dass es schiefgeht?“ „Das habe ich schon versucht… ich habe es schon oft versucht, ein paar mal habe ich sogar Captain Katsuragi und die Erwachsenen eingeweiht und… Zum Beispiel, ich war verhindert, weil man mich erwischt hat – für die Polizisten dieser Stadt war ich nicht von einem ausgebüchsten Kind zu unterscheiden, aber weil es natürlich keine Daten zu jemanden gibt, der nicht existiert, und keine Eltern, zu denen sie mich zurückbringen könnten, wurde ich zu einer Plegefamilie gesteckt, und sie geben sich auch Mühe, aber… für mich sind die Beiden einfach kaum noch… real. Gut möglich, dass ich mittlerweile sogar älter bin als sie, ich weiß nicht mehr, wie alt ich bin, mit jeder Zurücksetzung der Zeitschleife wird mein… Aussehen und so auch zurückgesetzt und… ja, es ist einfach alles… weit weg. Deshalb bist du derjenige, der diese Welt retten kann, nicht ich. Wenn du von Anfang an von den Beziehungen wüsstest, die du formen wirst, würdest du Gefahr laufen, sie als selbstverständlich hinzunehmen, und manchmal sind schmerzliche Erfahrungen nötig, um zu lernen… wenn du damals am Futagoyama gewusst hättest, das du Ayanami lebend vorfinden würdest, hättest du dann geweint? Hätte sie dann für dich gelächelt?“ „Aber… wenn ich das jetzt schaffe, wenn ich alles perfekt mache und die… die Engel auslösche, dann… dann kommt kein Third Impact und… alles wird gut?“ Sie konnte es nicht. Nicht wenn er sie so hilflos und überfordert ansah, nicht wenn er sich an die möglicjkeit einer angenehmen Antwort klammerte wie an eine Lebenslinie – Yui brachte es nicht fertig, ihm zu sagen, das die Engel sein geringstes Problem sein würden… noch nicht. „Ja, da das wird so.“ log sie. „Die Engel sind kein… so großes Problem, solange du den… den Schaden begrenzt…“ „Den Schaden woran?“ An deinem Köpfchen, wollte sie sagen, an dem lezten bisschen Licht in diesen mitternachtsblauen blauen Augen, an diesem freundlichen Lächeln… Doch stattdessen wechselte sie wieder das Thema: „Ein falsches Wort am falschen Ort kann große Folgen haben… Deshalb habe ich der Polizei gesagt, mein Name sei Yamaki Ryoko. Ich bin eine Klassenstufe unter dir… wenn ich dich kontaktieren will… werde ich es in der Schule tun… und noch etwas…“ „Ja?“ „Wir haben ja davon gesprochen, wie Ayanami für dich gelächelt hat, oder…? Selbst, wenn sie noch viel, viel öfter lächelt… du darfst dich auf gar keinen Fall in sie verlieben. Das kann nur in Tränen enden.“ --- Es verstand sich von selbst, das er wartete, bis Yui gegangen war – Er kannte sie nicht, er hatte keinerlei Bindung zu ihr, und kannte sie bis jetzt nur als Herold des Unglücks, aber selbst in ihren bis jetzt kurzen Gesprächen hatte er den Eindruck erhalten, dass er, oder vielmehr, sein Gegenstück in ihrer eigenen Zeitschleife ihr wohl etwas bedeutet haben musste… Also zwang er sie nicht, zu sehen, was als nächstes geschah, er wünschte ihr nicht, das sie sich mit Schuldgefühlen herumplagen musste – schließlich wusste er selbst nur all zu gut, wie sich das anfühlte. Als er sich sicher war, dass sie die Treppen herruntergegangen war, war es dann aber vorbei mit der Selbstbeherrschung: Weniger, als er auf die Knie fiel, schmolz er zusammen wie französischer Weichkäse nachdem man ihn eine Weile außerhalb des Kühlschranks gelassen hatte, die Beine unordentlich zurechtgelegt wie hingeworfene Kleidung, die Hände an den Gitterstäben des Dachgeländers, wie ein Affe in einem Käfig. Er blickte zwar durch die Gitterstäbe hindurch, aber er sah nichts, zu überladen, um noch ein einziges Bit informationen aufzunehmen, geklammert an das kühle Metall, dass ihm auch keine Sicherheit mehr brauchte – Er hatte für die Außenwelt im Moment einfach keine Zeit, hatte seine ganze „Rechenkapazität“ innerlich beschäftigt… Da waren nicht mal Tränen oder Zorn oder Panik, er war nach diesem Gespräch einfach nur… ausgebrant kam dem Nahe, aber er hätte wohl ein Jahr schlafen und träumen müssen, bevor die Worte in ihm gereift waren, um diesen Zustand zu beschreiben, und dieses Wissen – Es war lange her, seid er diesen Brief gelesen hatte, sagte Yui. Aber wenn er daran dachte, was passiert war, die Ereignisse bis hin zu seiner Ankunft in Tokyo-3, dann war er unfähig, irgendwo einen Übergang auszumachen… Dabei sollte er es doch merken, wenn er irgendwie in der Zeit zurück gereist wäre, zumindest in irgendeiner entfernten Ahnung oder soetwas… Jetzt war es bestätigt, schwarz auf weiß, dass es nicht einfach nur seine Einbildung war, dass es wirklich stimmte… (Die Welt ist falsch) Oder vielleicht hatte er es sich doch eingebildet, und dieses Mädchen, das seine irrwitzigen Fantasien bestätigte, noch mit dazu. Vielleicht waren auch einfach nur diese ganzen Versagensängste mit ihm durchgegangen, oder er würde jeden Moment in seinem Bett aufwachen und feststellen dass der ganze heutige Tag nur ein weiterer Teil des letzten prophetischen Traumes gewesen wäre… irgendwas! Irgendetwas, was nur diesen Tag rückgänging machen würde… Wäre sein Hirn ein Computer und seine Seele ein Betrienssystem, würde spätestens jetzt eine von diesen „Error“-Schildchen auftauchen und einen Neustart verlangen. Die schiere Größenordnung dieser Enthüllung… Es wäre alles so viel, viel leichter, wenn er so tun könnte, als sei das eben niemals passiert, als sei das alles nie passiert, als sei er nie in das alles hineingeraten, und hätte nichts damit zu tun, kein bisschen. Er wusste nicht, wie weit es der simple Schlafmangel war, und wie weit der Schock, aber er fühlte sich so versucht, einfach die Augen zu schließen und zu hoffen, das er nichts mehr davon wissen würde, wenn er erwachte – Eine gewisse Mischung aus Benommenheit und Verleumdung war einfach die einzige Reaktion, zu der er ansatzweise fähig war – Er wollte nichts davon wissen, nichts davon sehen, nichts davon hören, nichts darüber sagen müssen, einfach gar nichts! Er wollte gar nicht erst darüber nachdenken, gar nicht erst begreifen, was das alles hieß, nichts anderes spüren, als die kühlen Metallstäbe in seinen Händen und vielleicht noch das Sonnenlicht auf seiner Haut… wenn sich nicht wieder eine dieser Wolkern davorschob und zu einer merklichen Kälte führte… Oh, geht doch zur Abwechslung mal woanders hin, ihr dunklen Wolken, kommt an einem anderen Tag wieder! „Shinji?“ Der Angesprochene hatte niemanden kommen hören und auch niemanden erwartet, aber dennoch war praktisch das absolut erste, was er zu sehen bekam, als er nach weiß der Himmel wie lange zum ersten mal aufsah und bewusst etwas wahrnahm Kensukes Gesicht – Der kurz geratene Militärotaku lehnte an dem selben Geländer, vor dem Shinji gerade saß, und war ihm zugewendet, mit seinem üblichen, entspannten Lächeln auf den Lippen, das aber doch deutlich von halb versteckter Sorge gefärbt war. „Alles okay bei dir? Was machst du hier oben? ...warst du die ganze Zeit hier?“ Das aktivierte diverse Funktionen wieder und Shinji wurde sich in Gegenwart von jemand anderem, der sich eine Meinung davon bilden könnte, wieder seiner Situation bewusst, inklusive seines nicht gerade präsentablen Zustands und der Tatsache, das er überhaupt nicht auf die Zeit geachtet hatte… wie spät war es eigentlich? Es war doch wohl hoffentlich noch die Mittagspause… und welche Bedeutung hatte das alles noch? Sein Freund stand keinen halben Meter entfernt, und doch trennten sie Welten, die Dinge, um die sie sich Sorgen machten, waren nicht mehr auf derselben Größenskala… Shinji konnte seine Worte nicht finden, wusste nicht, wo er sie hingelegt hatte, oder was er tun sollte, außer vielleicht seine Finger in seine Uniformhose zu krallen. „Was ist denn los? Streit mit Shikinami? Sie starrt dich schon den ganzen Tag lang an, als würde sie jeden Moment Laseraugen kriegen und ein Loch in dich reinschmelzen!“ Es war nicht so, dass das Third Child im Moment das Bedürfnis hätte, allein zu sein, oder nicht gewillt war, sich auszutauschen – oh nein, ganz im Gegenteil, allein sein war das letzte, was er jetzt wollte, so lange jemand dabei war, jemand reales, traute er sich noch zu zu wissen, was nun stimmte oder nicht… er wollte all diese Gedanken von der Seele haben, konnte sich schon denken, dass man hm sicherlich sagen würde, dass nichts davon real sein konnte, aber die Frage war das „Wie.“. Es wollte alles raus, es platzte aus den Nähten, und es fand keinen Ausgang, er fand keine Worte, keine Sprache, die sein Gegenüber verstehen würde. „Ach… hat sie das…“ begann er, entscheidend das auf die Frage einzugehen besser war als nichts – Die Frage war schonb mal ein Anhaltspunkt, etwas, woran er sich festhalten konnte. „Ich hab das… gar nicht gemerkt…“ Diese Antwort machte den sommersprossigen Brillenträger erst recht stuzig, zumal Asukas Mörderblicke einerseits sehr offensichtlich waren und der deprimierte EVA-pilot andererseits eine regelrechte Neurose damit hatte, was andere über ihn dachten, selbst, wenn es die höchst vernachlässigbare Meinung seiner irren Mitbewohnerin war. Kensuke ging erst mal in die Hocke, um mit dem Third Child mehr oder weniger auf Augenhöhe zu sein. „Nee, jetzt mal ohne Scheiss, was ist los? Du warst in letzter Zeit und ganz besonders heute ziemlich… weggetreten, du wirkst schon fast wie damals, als du frisch hierhergezogen warst…“ Der sommersprossige Schüler merkte schnell, dass er sich selbst darum kümmern musste, wenn er so etwas wie ein Konversation haben wollte – Dennoch blieb er in seinem Tonfall ‘locker‘, in der Hoffnung, das Third Child da noch irgendwie ‘anzustecken.‘ „Nagato befürchtet schon den Weltuntergang, selbst Touji ist es nicht entgangen… Die zwei haben demokratisch entschieden, mich vorzuschicken, um zu sehen, ob ich was aus dir rauskriege…“ Bis jetzt war er dabei jedoch nicht sehr erfolgreich- das einzige, was er bis jetzt errungen hatte, waren ein paar kurze, vorsichtige Blicke, die wohl nur bestätigen sollten, dass das Third Child ihm auch wirklich zuhörte, so sehr seine leere Augen auch mit irgendetwas jenseits des Geländers beschäftigt zu sein schienen, dass nur er sehen konnte… So wie er aussah, schien es wirklich wahrscheinlich, dass er sich jeden Moment zu ihm drehen und verkünden könnte, das er tote Menschen sah oder so was – es kostete Kensuke schon einiges an Überwindung, seinen inneren Nerd da etwas zurückzuhalten und das nicht laut zu sagen… Ein Strategiewechsel konnte aber so oder so nicht schaden, also versuchte er es mal anders: „Ich hab auf dem Weg hierher dieses Mädchen gesehen… wir haben dir doch von ihr erzählt, die, die wir verletzt auf der Straße gefunden haben, als wir dich wegen der Sache mit dem doppel-Engel besuchen waren… Scheinbar besucht sie jetzt unsere Schule… Hm… Ich schätzedas ist nicht mehr so erstaunlich, wie es vor ‘ner Woche noch gewesen wäre – ich hab gehört, von seiten des Stadtrates aus wird überlegt, alle Schulen der Stadt hier zusammenzulegen – Scheinbar sind alle anderen Schulen noch wesentlich leerer als unsere hier, es lohnt sich angeblich kaum noch, das ganze Personal zu beschäftigen… Und wenn die ihre Stellen verlieren, werden sie ihre Familien vermutlich gleich mit aus der Stadt nehmen… Ich schätze, wir sind eher davon verschont geblieben, weil viele von uns hier Eltern haben, die bei NERV arbeiten… Aber viel Grund zur Freude ist da nicht, zumal ich auch noch gehört habe, dass die ganzen Leute aus unserem Jahrgang in diesem Fall auf die B- und C-Klassen aufgeteilt werden sollen…“ „Ach… ja…?“ Das durchbrach dann endlich irgendwo die Oberfläche, jedoch nicht aus den Gründen, die Kensuke dafür vermutet hätte – Für Shinji passte dieser Kommentar über den Sonderstatus ihrer eigenen Klasse recht gut zu Nagatos Überlegungen, und errinnerte ihn wieder an diesen viele, vielen Dinge, die sich über seinem Kopf abspielten, ohne das er sie verstehen konnte… Aber er bemerkte ihre Zeichen, er sah die Unstimmigkeiten, und wenn er sie mal nicht sah, dann bekam er sie von irgendwelchen prophetischen Träumen ins Gesicht gerieben. Warum nur…? Warum konnte er es nicht einfach alles übersehen, warum- „Dieses Mädchen… Yamaki heißt sie, glaub ich. War sie hier oben?“ Ein stilles, verzögertes Nicken. „Habt ihr geredet?“ „Jah…“ „Darf man fragen, worüber…? Hast du etwa ein neues Mitglied in deinem Fanclub von Verehrerinnen?“ Autsch. Wenn er bei dem Wort ‘Verehrerin‘ nicht anfing, panisch vor sich hinzustottern, musste es das Third Child ja hart erwischt haben – Kensuke hatte so etwas wie eine Antwort gar nicht erst erwartet, sondern bloß überlegt, was er als nächstes am besten sagen sollte, als er die Stimme seines Mitschülers schließlich doch hörte, nur knapp über der Grenze des Hörbaren, leicht mit einem simplem Echo verwechselbar: „Schrödingers Katze… denke ich…“ „Aha. Und? Lebt sie jetzt odser ist sie tot?“ „Ich… ich weiß nicht es ist nicht so als ob… als ob ich von so etwas verstehern würde…“ „Schon okay.“ scherzte Kensuke. „Wir hoffen natürlich alle, dass die Mieze lebt.“ Es war nicht viel, aber etwas. Lange hielt es nicht an und es kam spätestens dann zum Stocken und Erliegen, als der junge EVA-Pilot sich selber darüber bewusst wurde, was er da tat, aber da war ein lächeln, wenn nicht ein halbunterdrücktes Lachen, wenn auch nur als instinktinkartige Reaktion auf den Witz. Es hatte so etwas an sich, wie von diesem Gefühl, das man hatte, wenn man nach einer langen, fiebrigen Krankheit zum ersten Mal seid langem das warme Bett verließ, ausgelaugt, noch nicht ganz bei Kräften, empfindlich gegen die kühle Luft der Außenwelt, aber doch auf dem Weg der Besserung. Und was machte man, wenn man einen Fisch erst mal am Haken hatte? Die Leine einholen. Es folgte also eine simple Geste der Unterstützung, eine freundschaftlich auf die Hand gelegte Schulter und ein Lächeln – es war wohl effektiver, als es nach allen Regeln der Vernbunft hätte sein dürfen. Am Ende war der Mensch wohl doch nur ein simpel gestricktes Wesen, dessen Körper nach bestimmten Stimuli bestimmte Substanzen auschüttete, ganz entkopelt von den Systemen, die für das Verarbeiten großer abstrakter Probleme verantwortlich waren. „So, komm jetzt. Der Unterricht fängt gleich ohne uns an, wenn wir hier noch länger rumtrödeln. Touji hat sich zwar bereiterklärt uns im Zweifelsfall ein Alibi zu geben, aber ich bin mir nicht so sicher, ob die Klassensprecherin ihm auch glaubt.“ Meinte Kensuke, sich dann letzlich wieder aufrichtend – das Third Child zögerte noch, es ihm gleich zu tun. „Das… das müsst ihr nicht machen, ihr… ihr bringt euch noch in Schwierigkeiten und so…“ „Na, aber hallo, dafür sind Kumpels doch da!“ versicherte der sommersprossige Junge. „Viel mehr Ärger als nach der Sache mit dem EVA-Kampf können wir wegen dir sowieso nicht mehr kriegen… also dann, gehen wir?“ Shinji antwortete nicht, stellte sich aber nachkurzem Festhalten am Geländer wieder gerade hin, auf diese Weise seine Absicht kundgebend, mitzugehen. „Und nur damit du’s weißt, wenn du nacher doch reden willst, bin ich ganz Ohr, ja? Oder geh von mir aus auch zu Touji oder Nagato wenn dir das lieber ist.Wir sind da, ja? Und wenn es doch wirklich wegen Shikinami ist, mach dir keine Sorgen – Hunde die bellen beißen nicht und Leute die leicht in die Luft gehen, sind selten von der übelst Nachtragenden Sorta. Die wird sich bald abreagiert haben.“ --- Zurück im Klassenzimmer wurden die zwei Jungen direkt von Touji begrüßt, der ihnen von Nagatos Tisch her zuwinkte – der Besitzer des Tisches saß noch an einem kleinen Geduldspielchen herumdrehend auf seinem Stuhl, und hatte ihre Ankunft ebenfalls als positiv zu bewertenden Ereignis zur Kenntnis genommen, auch wenn seine Körpersprache etwas subtiler war als Toujis. Die Zwei waren, wie Shinji recht schnell mitbekam, damit beschäftigt, sich über diese kommende Berufsorientierungsveranstaltung zu unterhalten, (unwissend, dass sie alle schon sehr bald-) wobei sich das Third Child an jenes ähnliche Gespräch mit Misato erinnert fühlte… (…und schon ohne sein jetziges Wissen (wahr haben zu wollen) hatte es ihn nur an die Ungewissheit und Ziellosigkeit seiner Existenz erinnert.) und das Gespräch daher nicht ganz so aufmerksam verfolgte, wie er es seinen Freunden schuldig gewesen wäre. (Ein Paar Bänke weiter saß Rei, ihr tisch immernoch leer. Oder wäre es korrekter zu sagen, wieder leer? Wenn sie zu irgendeinem Zeitpunkt etwas zu Mittag gegessen hatte, dann musste sie es gemacht haben, während er auf dem Dach gewesen war.) „…Nicht war, Shinji?“ „Hm?“ „Ich sagte, das wird vielleicht mal eine nette Gelegenheit, euch alle mal unseren Ellis vorzustellen.“ Wiederholte Kensuke. „Toujis alter Herr kennt mich schon, weil wir schon seid der Grundschule miteinander abhängen, aber ansosten hat es sich nicht wirklich einrichten lassen…“ „Die sind halt alle immer mit der Arbeit beschäftigt, da kann man nix machen. Die Brötchen fallen schließlich nicht vom Himmel…“ setzte Touji hinzu. „Und wenn du ehrlich bist, findest du’s doch immer sehr erfreulich, fast dauernd strumfreie Bude zu haben, nicht wahr, Kensuke.“ „Das stimmt schon. Aber kaum erwähnt man das Wort „Schule“, da ist schon ruck-zuck ein freies Fleckchen im Terminkalender gefunden.“ „Das ist ja auch etwas anderes.“ Warf Nagato ein. „Es geht schließlich um eure Zukunft…“ „Ich für meinen Teil würde schon allein dafür kommen um zu sehen, in was für einem göttlichen Outfit Misato-san diesesmal aufkreuzt.“ Kommentierte der hochgewachsene Junge im Jogginganzug, sich seinem Grinsen nach zu urteilen hauptsächlich auf den Ausschnitt des besagten Outfits freuend. Nagato schüttelte sein kleines Geduldspiel nachdem er all die kleinen Metallkügelchen durch geschicktes Herumkippeln des sie enthaltenen Plastikwürfels in die dafür vorgesehenen Mulden manövriert hatte, noch einmal durch, um von neuem zu beginnen. „Habt ihr euch denn wegen der Berufsberatung selbst schon gedanken gemacht?“ „Ich geh da eigentlich nur hin, weil’s ‘ne Pflichtveranstaltung ist.“ Antwortete Kensuke. „Ich weiß auch so schon, was ich später mal werden will.“ „Und was…?“ fragte Shinji, um sich auch irgendwie zu beteiligen – Sonst hatte er dem Gespräch nichts beizusteuern, keine Familie, die er irgendwem vorstellen könnte, keine wirklichen Zukunftstraum. „Ich will natürlich zum Militär! Wenn es schon mit der biomechanischen Kampfmaschine nicht klapt, ist so ein Düsenjet doch das nächstbeste!“ verkündete er, an dieser Stelle seine beste Maschinengewehr-Imitation zum Besten gebend: „Dakkadakkadakkadakka!“ Das hätten sie sich alle eigentlich denken können – Typisch Kensuke, der Kopf in den Wolken! „Aber mein alter Herr meint, ich sollte mir so einen langweiligen „richtigen“ Beruf suchen und studieren gehen.“ „Er will, dass du ein sicheres, finanziell gesichertes Leben hast und nicht in irgendeinem Krieg stirbst.“ kommentierte Nagato das ganze, Kensukes Vater verständlicherweise Recht gebend. „Man kann doch nicht nur solche Sachen wie Jura oder Betriebswirtschaft studieren. Wie wäre es denn mit Informatik? Du bist doch gut mit Computern, nicht?“ „Wozu soll man alt und grau werden, wenn man am Ende nichts erlebt hat. Du klingst fast schon wie die Klassensprecherin!“ „Die denkt übrigens gerade daran, später Mal Lehrerin oder Kindergärtnerin zu werden, wie ich gehört habe…“ erwähnte Touji. „Mir tun die Kindergartenkinder jetzt schon leid.“ „Ich weiß nicht….“ erwiderte Nagato. „Ich könnte mir Horaki-san eigentlich ganz gut in einem solchen Beruf vorstellen…“ „Ja, sie würde wohl gut zu den Lehrern auf einem Haufen passen… deshalb finden wir die Schule auch alle so „genial“…“ entgegnete Touji, nicht ganz ohne Sarkasmus. „Was ist denn mit dir, Nagato?“ Der schwarzhaarige Junge mit dem Kopfverband war mit seiner eigenen Antwort merklich zögerlicher, sich zuerst noch die Zeit nehmend, in seinem Geduldspielchen Kügelchen Nummer Drei an den vorgesehenen Platz zu bugsieren, als wolle er damit irgendwie Zeit schinden, auch, wenn er aufgab, als seine Versuche statt dessen Kugeln Eins und Zwei wieder frei durch das kleine Labhyrinth in dem Plastikwürfel kullern ließen. „…Meinem Vater würde es natürlich am meisten gefallen, wenn ich nach seinem Vorbild Computer-Techniker werden würde, aber…“ „Aber du hast was anderes im Sinn?“ erkundigte sich Touji. „Nicht… nicht wirklich…“ antwortete Nagato, etwas unsicher wirkend, aber, und das entging weder Touji noch Kensuke, nicht wirklich weil er keine Antwort hatte, sondern mehr, als hätte er eine, aber auch irgendeinen Grund, sie nicht herausrücken zu wollen. „Komm schon, raus mit der Sprache!“ „Ja, genau!“ stimmte Kensuke mit ein. „Los, sag doch auch was, Shinji!“ Er hatte fast schon befürchtet, das Touji so etwas sagen würde – Und er meinte es ja gut, unter anderen Umständen würde er Nagato vermutlich selbst dazu ermutigen, mit seinen Gedanken herauszurücken, selbst gut wissend, wie es war, wenn einem etwas, was sich schon aus seiner eigenen Natür heraus nach außen drängte, aus der Zunge kleben blieb, weil man daran zweifelte, ob es überhaupt irgenjemand auf diesem Planeten hören wollte oder sollte, doch die Wahrheit war, dass es jetzt im Moment das letzte war, was er hören wollte – Kensukes Träumerreien gingen noch, die ließen sich noch in Form sich ungewiss zusammenballender Rauchschwaden hinwegwischen, aber dann kam Nagatos Vorschlag, und plötzlich war da ein kristallklares, farbenfrohes Bild einer strahlenden Zukunft – Kensuke als Informatiker, dass konnte er sich schon viel, viel besser vorstellen. Ebenso die Klassensprecherin als Lehrerin, umgeben von lächelnden kleinen Kindern welche jetzt wohlniemals geboren werden würden – Und so wie er Nagato kannte, würde sein Traum auch etwas sehr vernünftiges und realistisches sein, und die vernünftigen, realistischen Sachen standen einem Bürger einer modernen Industrienation mit Zensuren wie seinen allesamt offen, sodass das Bild leuchtend und strahlend vor seinem geistigen Auge auftauchen würde – bereit, um von den Flammen des Third Impact verschlungen zu werden. Eine Einöde, blutrot, mit riesiden, EVA-förmigen Monolithen und einer gigantischen Frauenleiche im Hintergrund- Er wusste nicht zu antworten, und Touji pressierte auch nicht darauf, es war ja eigentlich Nagato, aus dem er etwas herausquetschen wollte. Shinji hatte gedacht, bei seinen Freuden Trost zu finden, und wenn auch nur von der allersimpelsten Sorte, schlichte Ablenkung, Anreize um an etwas anderes zu denken, doch stattdessen trieben ihre unbekümmerten Worte von einer Zukunft, die niemals kommen würde, die Dornen nur noch tiefer ins Fleisch; Das aus Kensuke niemals ein dekorierter Offizier werden würde, wäre sonst ziemlich klar gewesen, aber das war ja nicht der Punkt, er würde auch kein Informatiker werden, und die Klassensprecherin auch keine Lehrerin oder Kindergärtnerin – Diese Möglichkeit hatte er ihnen höchst persönlich genommen, durch sein eigenes Versagen… Was Kensuke gesagt hatte, stimmte, sie waren für ihn da, taten ihren Teil, so weit sie es taten, aber er hatte seinen nicht getan, würde seinen nicht tun, und das bedeutete dieselbe Einsamkeit, wie der umgekehrte Fakt. Touji und Kensuke machten abwechselnd zunehmend absurdere Versuche, Nagatos „geheimen Traumjob“ zu erraten, welche dieser zunehmend verlegend abstritt, als diese begannen, als Erklärung dafür, warum der ältere Mitsurugi dagegen sein könnte, Tütüs zu beinhalten, bis die beiden schließlich doch Gnade mit ihm hatten und es ließen… Shinji hätte genau so gut meilenweit davon entfernt sein können, und gleichzeitig hätte er nicht weit genug weg sein müssen von diesem Spiegel seiner Schuld… Doch dieses Glück bekam er nicht, verdiente er nicht, und letzlich drehten sich die drei zu ihm hin, immernoch unwissend lächelnd (wie angriffsbereite Walküren kurz davor, aus den Wolken hierniederzufahren) mit der Frage auf ihn losgehend – Er glaubte, das es Touji war, der sie zuerst stellte: „Aber mal so Spaß beiseite, was hast du eigentlich für Pläne, Shinji?“ „Ja.“ Stimmte dann auch Kensuke mit ein. „Zugegenermaßen hast du uns in Punkto Traumjob schon alle übertrumpft, bevor du überhaupt mit der Schule fertig bist oder so, aber es wäre schon cool zu wissen, welche Bahnen unser gefeiertes Third Child wohl einschlagen wird, nachdem die Rettung der Erde erst mal abgehakt ist – auch, wenn ich mir gut vorstellen könnte, das einem danach alles andere erst mal brotlangweilig vorkommt.“ Kensuke lachte nur, obgleich Nagato das ganze etwas weniger erheiternd fand und stattdessen in einem etwas tadenden Tonfall sprach. „Aber es ist auch alles sehr, sehr gefächlich, Kensuke… Wenn das hier alles einmal vorbei ist, werden wir vermutlich sehr froh sein, wieder unsere Ruhe zu haben… Es wäre ein großes Glück.“ Touji stimmte Nagato ja größtenteils zu, hatte es aber schon lange aufgegeben, Kensuke da etwas anderes erzählen zu wollen – „Ruhe nützt nichts, wenn man sie nicht genießen kann.“ Beendete er diesen Abschnitt der Diskussion dann also möglichst diplomatisch. „Gut möglich, das Shinji nach der ganzen Geschichte überhaupt nicht mehr zu arbeiten braucht… Wie wärs?“ fragte er scherzhaft, das Third Child nun direkt ansprechend. „Du könntest die Filmrechte für deine Biografie oder so an irgendwelche Hollywoodfritzen verkaufen und dich mit dem Erlös und der Kohle von Nerv auf ne tropische Insel absetzten! Vergiss nur nicht, uns hin und wieder mal einzuladen, damit wir dir dabei Gesellschaft leisten können!“ Bilder. Von einer Zukunft die niemals sein würde und einer trügerisch strahlenden Gegenwart. „Ich…“ Schon das dieses Gespräch wirklich stadtfand (zum wievielten Mal?) schien kaum noch glaubhaft, es war alles so weit weg, weit weg von der Welt, deren Falsschheit er zu durschauen vermocht hatte. (Zum wievielten Mal, und wie lange war er her, seit er sich dieser Ironie zum ersten Mal bewusst geworden war…?) „Ich…“ Er brachte es nicht fertig, ihnen weiter in die Augen zu blicken – gut möglich, dass das von ihrer Perspektive aus so aussah, als würde er sich einbfach nur genieren. „Ich… ich schätze ich… ich weiß das… noch nicht so wirklich…“ So etwas Ähnliches hätte er mit großer Wahrscheinlichkeit wohl auch schon gestern gesagt, vor dieser Offenbarung, es stimmte ja, er hatte keine Ahnung – Er war wohl auch die Sorte von Mensch von dem man erwarten würde, das er keine Ahnung hatte, sodass es wohl kaum verwunderlich war, dass seine Freunde diese Antwort auch in keinster Weise verdächtig fanden und nich in irgendeiner Form nachbohrten „Mach dir nichts draus…“ hatte Touji darauf nur locker gemeint. „Ich hab ehrlichgesagt auch noch keine wirkliche Ahnung, dafür gibt es diese blöde Orientierungsveranstaltung ja überhaupt. Es heißt zwar immer, man soll schon so früh wie möglich anfangen, über seinbe Zukunft nachzugrübeln, aber wir sind sowieso bloß Halbstarke, und wenn wir erst mal alt und grau sind, nützt uns das ganze Geld das wir mit unseren Jobs verdienen auch nichts mehr… Die Zukunft steht noch lange nicht fest, nicht war, Shinji?“ Noch gestern hätte das wohl gereicht, um seine Laune zu heben und ihn den Himmeln dafür danken lassen, dass er jemand wie Touji als seinen besten Freund hatte – Heute aber vermochten sie es kaum, einen Unterschied zu machen. Nichts, was irgendeiner von den dreien hätte sagen oder wissen können, wäre noch in der Lage gewesen, die Situation ernsthaft zu ändern, zum guten genausowenig wie zum Schlechten – der Abgrund, der Unterschied zwischen ihrem Wissen und ihren Perspektiven war einfach nicht zu überwinden. --- 13: [Wartung von Herz und Seele] --- “You hold the answers deep within your own mind. Conciuosly, you’ve forgotten it. That’s the way the human mind works. Whenever something is too unpleasant, too shamefull for us to entertain, we reject it. We erase it from our memory. But the imprint is always there.“ The pain that grips you, The fear that binds you, Releases life in me In our mutual, Shame we hide our eyes To blind them from the truth That finds a way from who we are Please don’t be afraid When the darkness fades away, The dawn will break the silence Screaming in our hearts My love for you still grows This I do for you Before I go to fight the truth My final time “We’re supposed to try to be real And we feel alone when we’re not together. And that is real.“ Can’t wash it all away, can’t wish it all away Can’t cry it all away, can’t scratch it all away Lying beside you Listening to you breathe, The life that flows inside of you Burns inside of me Hold and speak to me Of love without a sound Tell me you will live through this And I will die for you (I’ll die for you) Cast me not away, Say you’ll be with me For I know I cannot Bear it all alone “You’re not alone, honey. Never.“ “Never.“ Can’t fight it all away, can’t hope it all away Can’t scream it all away, it just won’t fade away Can’t wash it all away, can’t wish it all away Can’t cry it all away, can’t scratch it all away (I tried so hard!) (And I have cried) („I have tried super hard Tried to be without you for so many years So many words I have saved for someone, for sometime And I love you, I love you And I want you to stay“) Can’t fight it all away, can’t hope it all away Can’t scream it all away, ohh, it all away! “…but the imprint is always there, nothing is ever really forgotten.“ “Please don’t hate me.“ “Because I’m dying, too.“ “Because I’m dying, too.“ Evanescence, ‘Understanding‘ --- Auch nach der Mittagspause war Shinji’s Aufmerksamkeit ganz sicher nicht beim Unterricht, aber diesesmal war es keine stumpfe Fähigkeit, sich auf irgendetwas zu fokussieren, die klaren Gedanken waren da, sie kreisten nur um etwas anderes und die einst erdrückende Müdigkeit spürte er nur noch in Form eines kalten Kranzes am Rande seines Bewusstseins – Er hatte wohl das Stadium erreicht, in dsem man so Müde war, dass es einem paradoxerweise schwer fiel, wieder schlafen zu können – in den Nächten nach seinen ersten Kämpfen und dem kleinen „Ausflug“ in die Umgebung von Tokyo-3 hatte er sich mit solchen und ähnlichen Phänomenen nur zu genüge vertraut gemacht. Früher hatte er von solchen Dingen nichts gewusst, hätte die Hälfte wenn er irgendwo davon gehört hätte, als Urban Legend oder Filmklischee abgetan, aber jetzt kannte er das, jetzt wusste er solche Dinge, Tokyo-3 hatte ihn verändert – Es hatte wohl schon damals angefangen, diese… diese Distanz zwischen ihm und alles normalen, zwischen ihm und der großen Mehrheit der Kinder in diesem Zimmer. Er war an einen seltsamen Ort gekommen, dort waren seltsame Dinge mit ihm passiert und am Ende war er selbst so etwas geworden, so ein Wesen, so ein Fremder… Tokyo-3 hatte ihn durch seine dunklen Ritzen, Ecken und Kanten und nicht alles von ihm wieder ausgespuckt – Es war nicht fair. Er würde die Distanz auch so noch spüren, es sprach also nichts dagegen, dass er das driften der Reste seines Verstandes geringfüging umlenkte, um sich so selbst weiszumachen, dass es noch aus seinemn eigenen Willen heraus geschah. Den Ärger, de er mit dem Lehrer haben würde? Der Test, den er über diesen Dreck schreiben müssen würde? Bedeutungslos! Wer konnte sagen, wie oft er diesen Test schon geschrieben hatte, wie oft er ihn noch schreiben würde… Was brachte es ihm, hier ordentlich brav zuzuhören? Seine Zukunft war Verderbnis, egal, ob er den nächsten Mathetest mit einer glänzenden Bestnote bestand oder königlich hindurchrasselte. Stattdessen hatte er also das Geometrieprogrämmchen, dessen Ausführung der Schullaptop vor seinen Augen eigentlich dienen sollte, erst minimiert, dann nach einigem herumhadern weggeklickt und mehr so aus einem spontanen Impuls heraus den Browser geöffnet und das Suchfeld angeklickt – wenn man ihn erwischte gab das höllischen Ärger, aber im Moment war das das letzte, woran er jetzt dachte. Er hielt seinen Blick auf der Tastatur, nicht auf dem Bildschirm, als ob ihn so auch niemand sonst sehen könnte – und dann waren die Ergebnisse da – Er probierte zunächst einmal den Wikipediaartikel, der sollte ihm trotz all der angeblichen Unzuverlässigkeit des Mediums doch wenigstens einen groben Überblick geben dürfen – wonach er gesucht hatte? So etwas, das Yui gesagt hatte, was trotz seiner Positionierung zwischen so vielen schrecklichen Dingen, die er am liebsten einfach vergessen wollte, dennoch hängen geblieben war, zwischen all dem anderen komplizierten Wisch… „Qumran-Rollen.“ Beim ersten Versuch musste das gute alte Google ihn erst mal bezüglich seiner Rechtschreibung korrigieren. Was in aller Welt sollte das wieder sein? Nun, laut Wilkipedia irgendein uralter, apokrypher Text über westliche Religion, angeblich sehr interessant weil relativ zeitgenössisch zu deren Ursprung, bla bla, historische Daten, und was das für die Archeologen doch für ein Puzzle zusammenbasteln mussten und wie viel doch noch verschollen sei… Archeologie, klar. Einfach nur gewöhnlicher, alter Schriftrollenkram, nichts, das irgendwas mit Zeitschleifen und biomechanischen Kriegsmaschinen zu tun hatte. Ob er Yui wohl falsch verstanden hatte? Vielleicht würde sich Asuka ja eher einen Reim darauf machen können, da sie da auch den kulturellen Hintergrund checkte, aber ihm sagten all diese erwähnten Textstellen rein gar nichts – Shinjis Wissen über das Christentum beschränkte sich ehrlich gesagt darauf, dass die solche Kreuzchen als Symbol hatten und im Winter einer Feiertag hatten, der an seinem Ursprungsort nicht ganz die romantische Konnotation hatte, die er in Japan besaß, statt dessen hatten die das Fest der Liebe wohl irgendwo im Februar, wenn er sich nicht täuschte, und letzteres wusste er auch nur, weil er das einmal gegoogelt hatte, aus einem halb formulierten Plan heraus, Asuka mit etwas selbstgemachter Herzchenschokolade zu überraschen, die er am Ende sowieso Misato überlassen oder deprimiert in die Mülltonne getreten hätte, nachdem sie unangetastet schlecht geworden war. Als ob er sich je getraut hätte, ihr das Zeug auszuhändigen – Da war es ja fast schon wieder beruhigend, dass der nächste Februar wohl niemals kommen würde. Jedenfalls hatte Shinji keine Ahnung, was da überhaupt stand, er hatte ja schon mit den heimnischen Göttern und Dämonen nie wirklich etwas anfangen können, zum Ende hin überflog er den Text nur noch und hätte ihn auch weggeklickt und das ganze als Wahnsinn abgetan, wenn da nich etwas seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte, in der Inhaltsangabe der einzelnen Rollen, unter einem Punkt, der den imposanten Namen „Kriegsrolle“ trug. Erzählungen über die Endzeit und dem letzten Kampf zwischen den Kindern der Finsternis und den Kindern des Lichts. Kindern des Lichts. Er blinzelte, und die Worte waren immernoch da. Für jeden anderen wäre es nur ein weiteres Stück konfuses Weltuntergangsgelaber gewesen, ununterscheidbar vom Rest des ganzen Wirsings, er aber härte Dr. Akagis Stimme in seinem Schädel wiederhallen: „Wir wissen nur, dass die Engel aus einer Materie bestehen, die sowohl Partikel- als auch Wellencharakteristika aufweißt. Wie erstarrtes Licht." Erstarrtes Licht. Wenn die Engel die Kinder des Lichts waren, war er dann einer der Dämonen? Nein. Nein, nein, nein, „Kinder des Lichts“ könnte doch alles Mögliche heißen. Das war doch Quatsch, reiner Zufall, es gab keine dämliche Weltuntergangsprophezeighung, die nicht so klang, und bisjetzt hatte noch kein phrophezeites Datum die Meteoriten vom Himmel gerufen, nicht 2012 (Das er im Jahre 2015 noch vor einem Computerschirm saß, war wohl der beste Beweiß), nicht bei dieser Sonnenfinsternis, überhaupt nicht – Es war schon lächerlich, wie sie sich verschätzt hatten, als sie damals, so hatte es ihm schon der eine oder andere Lehrer versichert, fast schon enttäuscht waren, das der Himmel ihnen nicht pünklich in der letzten Sekunde des Jahres 1999 auf die Köpfe gefallen war, nur, um doof zu glotzen, als die Hölle dann neun Monate später völlig ohne Vorankündigung über sie hineinbrach. Freunde der schwärzesten Sorte des Humors würden sagen, „Seid vorsichtig mit unseren Wünschen…“ Er googelte auch nach dieser „Kriegsrolle“, nur, um sich selbst davon zu überzeugen, dass das doch alles totaler Mumpitz zu sein hatte. Statt weiteren Informationen traf er auf eine Menge esoterischen Schrott, Verschwörungsseiten wohin man auch schaute, von der Sorte Mensch geschrieben, die ernsthaft an der Existenz von Bielefeld zweifelten und populäre Pop-Musikvideos nach zeichen des Teufels abgrasten. Scheinbar gab es zu diesen Schriftrollen auch mal so einer Bruderschaft, die es sich in den Kopf gesatzt hatte, die Prophezeihungen zu der selbsterfüllenden Sorte zu machen, und auch wenn diese allen vernünftigen Quellen nach schon fast so lange aufgelöst war, wie es das alte Pergament überhaupt gab, vermuteten allerlei Internet-Pfiffikusse, dass die Herren noch in Manier der Freimaurer und Illuminati bis zum heutigen Tage noch verbrüdert waren und alle, die es besser wussten, nach jahrhundertelangen Instrigen und Plänen fest unter Kontrolle hatten, ja, dass die Freimaurer und Illuminati selbst nur Codenamen der Rollen-Verschwörung gewesen waren. Kensuke hätte mit dem ganzen Kram hier sicher seinen Spaß gehabt. Die Seiten hatten nur wages Gefasel und jahrhunderte alte „komische Zufälle“ vorzuweisen und entschuldigten sich damit, das alle, die dem heißen Brei bedeutend Nahe kamen, auf mysteriöse Art und Weise von der Oberfläche des Planeten verschwanden – bei vielen der Seiten war et tatsächlich etwas länger her, dass sie überhaupt geupdated worden waren (Wieso hatte er das überhaupt nachgeguckt? Musste er jetzt befürchten, endgültig plemplem zu sein?) Okay, okay, jetzt konnte er sicher sagen, dass das alles nur kompletter Quark sein konnte. Er sollte das alles wegklicken und lieber dem Unterricht zuhören, bevor man ihm zusätzlich zu dem Synchrotest heute Abend auch noch Nachsitzen aufbrummte und ihm seine durch das drakonische Schulsystem Japans ohnehin nur knapp bemesse Freizeit komplett zunichte machte. (Lächerlich, dass er sich noch um so was sorgte, wenn er nicht aufpasste, wo seine Gedanken hinflossen – Vielleicht hatten Asuka und Dr. Akagi ja recht und er war durch und durch eine instinktiv gehorsame Fußmatte. Nachsitzen! Mathematikunterricht! Aber es stimmte schon. Er wusste vom bevorstehenden Weltuntergang, aber er wusste nicht die Details, er konnte ihn nicht spüren, nicht sehen. War es das, was Yui gemeint hatte, damit, dass es besser sei wenn er nicht zuviel wüsste? Oder war das nur eine faule Ausrede? Vielleicht war es einfach nur eine gültigeAusrede, und das würden Asuka und Misato wohl am Schlimmsten finden) Nur, dann erblickte er diesen kurzen Satz, und wurde von der vollen Bedeutung dieser kleinen internetweisheit getroffen, nach der man das, was man einmal gesehen hatte, leider nicht mehr ent-sehen konnte. Der Kontext blieb nicht einmal in seinem Hirn hängen, nur dieser halbe Fetzten des Satzes, der Relevanz hatte. „…und darum wird vermutet, das auch der Geschäftsmann Hajime Ikari in die Vertuschung verwickelt-“ „-…Geschäftsmann Hajime Ikari verwickelt…-“ „…Hajime Ikari…“ „…Ikari…“ Es war Schwachsinn, musste, konnte nur Schwachsinn sein, es war ununterscheidbar von jeder anderen irren Theorie… andererseits hatte er bei seinem eigenen kleinen Ausbüchsungsversuch auch Bekanntschaft mit dem Haufen Sicherheitspersonal, die es NERV sehr einfach machen würde, sicherzustellen, das es so blieb… Here come the men in black? Das war doch lächerlich… Die Liste der potentiellen Verschwörer bestand erstmal auf einer langen Kollone westlicher Namen, ein paar Chinesen waren auch dabei aber dem Rest der Welt hatten der Autor dieser letzten seite, ein Amerikaner, bei seinen Nachforschungen wohl außen vor gelassen, die ganze Liste erwähnte mehr Lichtensteiner als Japaner, aber ausgerechnet dieser Name musste darunter sein. Shinji schluckte, und dass nicht nur, weil es generell gruselig war, über sich selbst sachen im Internet zu finden, die man dort nicht hingestellt hatte. Der Name musste doch Zufall sein, er konnte doch unmöglich der einzige in diesem Land sein, dessen Familie mit diesem Namen herumlief… Der Name war blau unterlegt. Aha, ein Link. Shinji klickte drauf und glotzte. Nicht, weil sich seine Ängste in irgendeiner Form bestätigt hatten, nein, ganz im Gegenteil, dieser Mann sah ihm selbst und seinem Vater nicht im geringsten Maße ähnlich, kein kleinstes bisschen – Der Mann auf dem Bild hatte ein eher längliches Schlangenhaftes Gesicht, war eingepackt in verziert-dunkle, traditionelle Kleidung und hatte eines dieser länglichen Schnurbärtchen im chinesisch Stil, eine Glatze und viel zu helle Haut, um irgendwie mit seinem Vater verwand zu sein – Anscheinend war der Herr auch mittlerweile verstorben, und viel zu alt, um der Bruder des NERV-Commanders zu sein laut Geburtsdatum aber nicht alt genug, um einen Sohn in dessen Alter zu haben – Seine Frau lebte aber noch, die war auf dem Bild ebenfalls drauf, eine ähnlich streng wirkende, europäischstämmige Frau mit seltsam vertrauten grünen Augen, dem Artikel nach zu urteilen Berenice Ikari. Wenn er weiter runter scrollte, war da auch ein altes Schwarzweißbildchen auf dem die zwei etwas jünger waren, Berenice Ikari – oder zum Zeitpunkt dieser Fotografie vielmehr Berenice Lorenz, scheinbar auch aus einer stinkendreichen Familie, die ebenfalls schon seid Generationen in der Verschwörung steckte – war in jüngeren Jahren eine Blondine deren kurzer Haarschnitt gut zu ihrem schwarzen Cocktail-Kleidchen passte… Und doch waren es die kurzen Haare und das schwarz-weiß, die die unmögliche Wahrheit hervorhoben, gerade auf dem Bild, auf dem die zwei etwas jünger dargestellt waren… Obgleich sie zu ihm und seinem Vater keinerlei Ähnlichkeit hatten, ja, wohl kaum unterschiedlicher hätten aussehen können, sprang ihm die Vertrautheit doch augenblicklich ins Auge. Aber… wie sollte das den Sinn machen? Wie konnte das denn jetzt sein? Ayanami. Wenn er es nicht besser wüsste, wenn da nicht ausdrücklich stehen würde, dass diese zwei viel zu alt waren, um irgendein Kind in Ayanamis Alter zu haben (Wohl eher ein Enkelkind) dann würde er meinen, er sähe da ihre lang verschollenen, geheimnisvollen, niemals erwähnten leiblichen Eltern. Diesesmal war es Yuis stimme. („Und der Mädchenname? Es gibt keinen Mädchennamen!“) Und Misatos. („Sind die Ayanamis irgendwie entfernte Verwandte von euch oder vielleicht Freunde der Familie?") …sie konnten unmöglich ein Kind in Ayanamis Alter haben… ein Kind… Kinder… Hier stand, dass sie zwei Töchter hatten, von denen die Ältere eine berühmte Wissenschaftlerin gewesen sein sollte, die große Leistungen auf dem Gebiet der- Er scollte keinen Zentimeter weiter runter. Die zerteilte Frauenleiche. Die klatschende person aus EVA 01… Überhaupt EVA 01 und dieses unerklärliche Gefühl von Vertrautheit – nein, nicht die, nicht aus den Visionen – Die hatten es nur noch schwerer gemacht, es zu erkennen, dass da noch etwas anderes dabei war, ein anderes, echteres und zugleich verwischteres Gefühl der Vetrautheit, eine vage ahnung, dass er sich selbst nicht zu nahe an das Herz des NERV-Hauptquartiers heranlassen durfte, wenn ihm nicht der Sinn danach stand, ein sehr, sehr hässliches Geheimnis aufzuwecken, das er selbst weggeschlossen hatte, in die tiefen seiner damals noch flexiblen, jungen Seele, um in irgendeiner Form weiter funktionieren zu können, oh, sein Verstand war doch mittlerweile soviel Gerüst und Klebeband und so wenig, dass noch gescheit zusammenhielt- Was… was machte er da eigentlich? Das war doch alles verrückt… Er gab sich wirklich Mühe, dem Matheunterricht noch wenigstens ein Bisschen zu folgen aber das, was sein Lehrer jetzt an die Tafel kritzelte war ohne das, was er schon lange weggewischt hatte hoffnubgslos kryptisch, und auch so hätte diese wühlende Unruhe in den tieferen Schichten seines seins wohl kaum zugelassen, dass er sich auf irgendetwas effizient konzentrierte. --- Diesen Schultag hätte er sich eigentlich komplett sparen können – die einzigen Informationen, die an diesem Tag in seinem Schädel hängen geblieben waren, waren die, die er nicht mehr haben wollte – danach war er nicht mehr fähig gewesen, noch irgendetwas Sinnvolles aufzunehmen. Der Geschichtsunterricht hatte ihm dann endgültig den Rest gegeben – der alte Lehrer und sein gutes altes Lieblingsthema, die ewige Leier vom Second Impact und bei jedem zweiten Satz ein gedanklicher Zu-satz: Lüge! Lüge! Lüge! Über diese Schwindelleich hatte er schon länger bescheid gewusst, und er teilte dieses Wissen auch mit einigen anderen in diesem Raum, aber in seinem Zustand war seine Toleranz für Dinge, die ihm das Gefühl gaben, mit seinen Sorgen allein war ohnehin schon bedrohlich gesunken. Er war fertig, einfach nur fertig – sorgsam verhindernd, seinen vermutlich bereits Pläneschmiedenden Freunden über den Weg zu laufen, deren gut gemeintes Engagements einer festen Überzeugung nach alles nur noch schlimmer machen würde. Er wusste, dass es nicht ihre schuld war, dass sie ihn wohl niemals verstehen würden, aber er konnte nicht anders, als es in irgendeiner tiefen, hässlichen Schicht übel zu nehmen, und das überzeugte ihn nur noch mehr davon, dass er keinen Trost verdient hatte. Das letzte was er jetzt brauchte, war Kensukes Schwärmerei über seinen „Traumjob“, Nagatos Bewunderung und Toujis nett gemeinte Neckerreien über seine angebliche Popularität bei den Damen und seine Bemerkungen darüber, das er und Asuka mal wieder „Ehekrach“ hätten. Wenn er das alles jetzt hören müsste, würde es ihm sehr schwer fallen, fair zu ihnen zu sein, also ging er ihnen aus dem Weg – Um Asuka machte er einen ganz besonders großen Bogen. Auch, wenn es ihm jetzt wie etwas aus einer anderen Ära vorkam, wie eine dieser wundsersamen Erzählungen von der Welt in ihrem jungfräulichen Zustand vor dem Second Impact, war er mit Asuka ja im Moment verkracht, und ihre Sticheleien waren das letzte, was er jetzt brauchte. In einem selten benutzen Flürchen wartend, bis sich der gröbste Strom an Schülern verflüchtigt hatte, um dann nachträglich aus der Schule zu laufen, fast in völliger Stille. Als er das Gebäude verlassen hatte, ließ er sich erst mal auf die nächstbeste Bank sinken, irgendwo auf dem Schulhof. Okay, wohin jetzt? Misato war nicht zuhause – Sie hatte ihm schon eine SMS geschickt er und die anderen heute Abend wieder eins dieser Experimente über sich ergehen lassen müssen würden, und bei NERV steckte man also in den Vorbereitungen… Solange er rechtzeitig bei NERV auftauchte, würde es also vermutlich unbemerkt bleiben, was auch immer er bis dorthin tat… Die offensichtliche Option wäre es, nachhause zu gehen (Mit Misato würde er sich ja nicht auseinandersetzten müssen) sich in seinem Zimmer einzuschließen und darauf zu warten, dass die Zeit verging, ganz egal, ob die Visionen ihn rechtzeitig zum Synchrontest aufweckten, oder nicht, aber das beinhaltete auch die Gefahr, irgendwo zwischen hier und seinem Zimmer Asuka zu begegnen, und die wollte er noch viel weniger sehen als Misato und seine Freunde – wärend er bei diesen nur mit seiner Unfähigkeit konfrontiert werden würde, ihre gutgemeinten Gesten abzuschmettern, weil er lieber allein gelassen werden würde, würde Asuka ihn nur all zu absichtlich treffen, wo es wehtat, gerade jetzt, wo er ohnehin am Boden war… Eine wirkliche Motivation, sich noch weiter von der Stelle zu bewegen, hatte er also nicht… er konnte genau so gut hier bleiben. Doch als er seine Tasche öffnete, um seinen Kassettenplayer herauszufischen, (der lag irgendwo unter dem noch unangetasteten Bento, wenn er sich nicht irrte) kam er mit seinem Ellenbogen gegen etwas Warmes… und bekam noch einen weiteren Schock, auch wenn seine Fähigkeit, schockiert zu sein, am heutigen Tage schon etwas „ausgetrocknet“ war – Seine reaktion war beinahe lautlos und erstaunlich gedämpft, nicht das sinnlose, nervöse Gestammel, das sonst unvermeidlich gewesen war, es beschränkte sich nur auf ein leichtes aufreisen seiner Augen. Er verschwendete nicht einmal die Zeit damit, sich zu fragen, wie lange Ayanami schon neben ihm gesessen hatte, wie sie auf einmal hierher kam und wie in aller Welt er nicht bemerkt hatte, wie sie sich hingesetzt oder vielleicht auch schon von Anfang an hier gessen hatte, er hatte dazu nicht die Kraft und beschloss, es dabei zu belassen, das das First Child sehr still und er selbst sehr abgelenkt gewesen war. „A-Ayanami! Es… es tut mir leid! Ich… ich wollte nicht… denk dir bitte nichts falsches-“ Er nahm sich nichteinmal einen Moment Zeit, um innerlich darüber zu klagen, dass ihm solche peinlichen Dinge immer wieder passieren mussten, und das auch noch mit den Menschen, die er bewunderte… Sie hingegen saß da, ihn leicht verwundert ansehend, das Buch zuklappend, dass sie bis jetzt gelesen hatte, irgendwas namens „Das letzte Einhorn“, von dem Shinji entfernt etwas gehört zu haben glaubte, oder zumindest, das es dazu mal einen Film gegeben hätte. Wo sein Ellenbogen sie getroffen haben könnte, wusste er nicht, aber ihre Stille und ihre fehlenden Beschwerden gaben darauf nicht wirklich Aufschluss. Auf jeden Fall hätte er sich sicher nicht so nah an sie herrangesetzt, wenn er sie gesehen hätte… Er hatte oft darüber nachgedacht, aber wirklich gewagt hätte er es wohl nie, sich zu ihr auf die Bank zu setzten – aber jetzt war er da, und zurückzuweichen war wirklich keine Option mehr, wenn er nicht wollte, dass sie einen falschen Eindruck bekam. So weit sein Kopf auch eben noch in entfernte Sphären entschwebt war, dier eine Berührung hatte ihn zurück in seinen Sitz geschleudert, sich über jeden kleinen Winkel seiner fleisxhlichen Form bewusst werdend – Eine falsche Bewegung könnte schließlich einen weiteren bedeutenden Einbruch in Ayanamis Privatsphäre bedeuten – Ihm zugewendet hatte sie erst, als er sie angesprochen hatte „Ikari-kun.“ sagte sie nur leise, mehr als eine Art Bestätigung, dass sie ihn gehört hatte. Jetzt, als die anfängliche, leichte Verwunderung verblasst war, fiel ihm auf, dass sie fast schon ein wenig… unglücklich wirkte. Mehr als sonst. (Ohne sein Wissen schlug auch sie sich mit den großen Fragen dieses Lebens und dieser Welt herum, auch sie fühlte sich von allem, das sie umgab, unendlich weit weg, auch sie trug eine schwere, glühende Seele in sich, brennend wie die seine, aber doch abgeschirmt von diesem dünnen Streifen Realität, der sie trennte, und esmöglich machte, dass diese zwei verwandten, leidenden Seelen einander trotz dieser unwahrscheinlichen Nähe undurchsichtig waren… ) „Es… es tut mir wirklich leid… So was wird wirklich… wirklich nie wieder vorkommen, diesesmal wirklich nicht…“ Doch sie hatte dem kleinen Stubser von Anfang an wenig Bedeutung zugemessen. „Wofür entschuldigst du dich?“ „Na für… das eben… ähm… vergiss es…“ Selbstlos genug, um auch noch zu erklären, warum sie sauer auf ihn zu sein hatte, war er dann nicht… statt dessen begann er, nervös mit seinen Fingenr herumzuspielen. „Jedenfalls… tut es mir Leid, okay?“ Sie sah ihn nur an. War das jetzt gut oder schlecht…? „Uhm, das, das Buch da… Ist es interessant…?“ Okay, das war jetzt ein sehr offensichtlicher, holpriger Themenwechsel. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein. „Sehr.“ Antwortete sie, ohne dass ihre Stimme auf irgendwelchen Enthusiasmus schließen ließ. Er würde ihr das wohl einfach mal glauben müssen… und hoffte zutiefst, dass das nicht irgendwie genervt-sarkastisch gemeint war. „Ich habe es in dem Laden gekauft.“ „Ach was in dem… von dem ich dir erzählt habe…?“ Die Verlegenheit fand letzlich doch den Weg auf seine Wangen, die seid heute morgen vermisste Farbe endlich aus ihrem Urlaub zurück. „Ja.“ „Dann hast du also… ein paar Bücher gekauft, hm…?“ „Ja… und ich habe nachgedacht…“ „Nachgedacht… worüber?“ Kaum, das er diese Worte ausgesprochen hatte, fragte er sich, ob sie nicht zu sehr eine Einmischung waren, aber in Wahrheit waren sie das Zeichen, auf das sein Gegenüber gewartet hatte, ohne es zu wissen. Im Nachhinein kam sie zu dem Schluss, dass es wohl Sinn gemacht hätte, ihn von Anfang an zu Fragen, war er doch schon zuvor eine Quelle von Sicherheit und Antworten gewesen, und auch die Person, die ihre Kette von Gedanken überhaupt erst angestoßen hatte. „Ikari-kun…“ „Ja, was… was ist?“ „Hast du dich schon einmal gefragt, ob du eigentlich real bist? Du und… dein Leben, wie es jetzt ist?“ Das war… eine harte Frage. Nicht, das er sich wunderte, soetwas ausgerechnet von ihr zu hören, sie mit ihrer Stille und ihren Bekundungen, dass sie doch „nichts anderes“ habe, aber genauso gut hätte sie auch seine Gedanken lesen können – Realität? Er wäre froh, wenn er die Frage danach selbst beantworten könnte. Und jetzt erwartete sie von ihm irgendeine antwort, irgendwas beruhingendes, irgendetwas Inspirierendes, und alles was er anzubieten hatte, war seine eigene Ratlosigkeit… einen Moment hatte er doch tatsächlich zum ersten Mal am heutigen Tag aufgehört, an seine hoffnungslose Situation zu denken, einfach, weil er von dieser ganz anderen Situation beansprucht worden war, mit… mit Ayanami und… und sie wartete gerade jetzt geduldig auf eine Antwort, still und in ihren Wünschen und Erwartungen undurchsichtig wie eine steinerne Statue – nur diese leichte Traurigkeit, die war noch aufgebreitet auf dem Präsentierteller für die wenigen, die sich die Zeit nahmen, auch tatsächlich genauer hinzuschauen, scheinbar ohne, dass sie versuchte, es irgendwie zu verstecken. (Die Wahrheit war, dass sie sich nicht wirklich darüber bewusst war, dass man es ihr ansah) „Nun das… das ist eine schwere Frage…“ Captain Obvious. Dafür gab es schon mal keine Punkte. Er sollte das nervöse Gefingere lassen. „Woher wissen die Irren, dass sie irre sind, woher wissen die Träumer, das sie träumen…“ „Vielleicht…“ begann Rei zögerlich. „…daran, dass man der Illusion ihre Falschheit und ihre künstliche Natur anmerkt. Daran, das Dinge falsch sind. Das sie nicht zusammenpassen.“ (So wie rote Augen und ein menschliches Gesicht nicht zusammen passten, so wie sie die Falschheit ihres unechten Körpers an dessen Mängeln sah, so, wie sie die Unterschiede an ihrer Bestimmung merkte, sie schon von Anfang an festgestanden hatte) Daran, das Dinge falsch sind. („Die Welt ist falsch!“) Daran, dass die Dinge nicht zusammen passten… ja, in seinem Leben gab es so einiges, was nicht zusammen passte. „Vielleicht, aber…“ Die Träume von heute Morgen… „Vielleicht ist das auch alles bedeutungslos… wäre eine perfekte Illusion nicht immernoch eine Illusion? Woher wissen die Irren, dass sie irre sind, woher wissen die Träumer, dass sie träumen… Vielleicht ist das gar nicht erst die Frage… Vielleicht ist sie ja eher…“ Sein Gesichtszüger verdunkelte sich etwas. „Wieso sollten die Träumer überhaupt wissen wollen, das sie träumen? Wieso sollten die Irren überhaupt wissen wollen, dass sie irre sind? Damit sie sich in ihrem ganzen Elend sehen können…?“ „Damit sie wissen… was sie tun sollen?“ „Ist das, warum du es wissen willst?“ „Ich… ich weiß nicht… das heiß, ich denke, ich weiß ja schon, was ich tun muss. Der Commander sagt es mir ja.“ „Alles, was wir tun, ist, weil uns jemand anderes sagt, hm? Ich schätze die welt erwartet von einem, das man sie so behandelt, als ob sie real wäre…“ Es erreicht nicht ihr Gesicht oder ihre Muskeln, aber dieser Satz, genauer gesagt der erste, überraschte Rei… Sie hatte gedacht, dass sie eben das beschrieben hatte, was sie von allen anderen unterschied… Doch er schien da keinen Unterschied zu sehen – Zumindest nicht zu ihm selbst. Auch wenn er als Quelle der Anweisungen eher Misato im Hinterkopf hatte als seinen Vater, aber ihn auch, und alle anderen hier – wenn er gesehen werden wollte, wenn er diesem Gefühl entfliehen wollte, das es egal war, ob er hier war oder nicht, dann blieb ihm doch nichts anderes übrig, als zu tun, was man ihm sagte. : „…Man muss die Welt wohl ernst nehmen, wenn man will, das man selbst von ihr ernst genommen wird. Das… man selbst als real behandelt wird…“ Rei hörte diese Worte, verband sie aber mit einer anderen, aber bei näherem hinsehen nicht zu verschiedenen Bedeutung. Wenn man wollte… dass man selbst als real behandelt wurde, sagte er…? Sie konnte nur an die kürzlichen Ereignisse denken und die Bedeutungen, die sie immer mehr dahinter zu erkennen vermochte… Sie sah das Bild des Commanders vor sich, wie er sie in seinem Raum empfing, und sich Zeit für sie nahm. Sie sah Ikari-kun vor sich, wie er aus irgendwelchen an sich unbegründeten Sorgen heraus gekommen war, um sie zu sehen… Das, und viele andere Begebenheiten. Begebenheiten, die ihre Verbindung zu diesen beiden geformt hatten, Momente die sie… ja, eigentlich… Sie wusste nicht, ob sie es nun wollte, dass man sie behandelte, als ob sie… real wäre, auch wenn sie daran zweifelte, ob sie es nun war… aber… es war auf jeden Fall… angenehm… „Warum…?“ „Mh… warum, sagst du…?“ Shinji blinzelte. „Warum…? Um… um nicht allein zu sein, schätze ich…“ „Um nicht alleine zu sein…?“ „Es stimmt doch… soder oder so … wir sind allein, wenn wir nicht zusammen sind… und wenigstens das ist real, nicht?“ Wenn er schon einen Pfad aus Dornen beschritt, konnte er doch wenigstens an seinem Leid nicht zweifeln, oder…? Das war real… Das war real...! „Es… es tut mir leid, das… klingt wahrscheinlich konfus…“ Auch, wenn er sich weniger wegen seinem ziellosen Geschwafel entschuldigte als wegen seiner Unfähigkeit, seine hervorvbrechenden Gefühle im Zaun zu halten – Er sollte seine Aufmerksamkeit doch auf Rei richten, und doch waren schon seine eigenen Gedanken bereits zu viel zu ihn, vor allem, wenn sie solch bittersüßer Natur waren, dass er zugleich heulen und lachen wollte, beides davon gleichzeitig vor Freude und wegen seiner eigenen, riesigen Dummheit. Ja, das war real. Zumindest das. Sie waren allein, wenn sie nicht zusammen waren… und wenn sie zusammen waren, dann waren sie, na ja, zusammen. Er könnte sich jetzt sagen, das es doch noch eine Chance gab, dass all das eine Chance war, um dass hier zu ändern, und dass sich doch nach wie vor nichts geändert hatte, weil es ohnehin schon die ganze Zeit geheißen hatte, das Ende der Welt stünde bevor und die chance ihm zu entfliehen sei klein, aber es würde nur hohl klingen – er war dafür einfach nicht die richtige Sorte von Person, ihm fehlte, was man dazu brauchte. Sei es Verblendung oder Stärke. Er hielt nicht viel davon, sich in einer üblen Situation einzureden, dass es doch so besser sei, dass doch etwas gutes dabei herausgekommen war und das es vielleicht seinen Sinn hatte, nur, weil man die Situation nicht ändern könnte – wenn sie schlecht war, war sie schlecht, und alles andere zu behaupten wäre doch nur albern gewesen… Aber wenn es da irgendetwas gab, irgendwas reales, irgendwas, das er nicht leugnen könnte, dann… dann… Ayanami blickte ihn immernoch an, mit diesen einsamen Augen, die sie nur auf ihn allein gerichtet hatte, mit ihrer Stimme und ihrer unverstellten Reinheit… „Danke, Ayanami.“ Brachte er schließlich hervor. „Vielen Dank…“ „Ich verstehe nicht…wofür denn…?“ Nicht nur für diesen moment hier – er konnte es geradezu aus diesem Haufen aus unmöglichen, halb-verdrängten Erinnerungen hervorquellen fühlen, die Gewissheit, dass er sich bei diesem blauhaarigen Mädchen an seiner Seite niemals genug bedankt haben würde. „Einfach… für alles, ja?“ Das war eigenartig. Das First Child hätte schwören können, dass sie diejenige war, die hier getröstet worden war, und nicht umgekehrt. „Und verzeih mir… verzeih mir… dass ich dich hier vollabere und so… und auch nochmal wegen dem von vorhin…“ er meinte den Zusammenstoß, und alle, die ihm vorrausgegangen waren. „Aber ich denke, so ist es… wenigstens wenn wir alleine sind… und wenn wir zusammen sind, nicht nur wir zwei, sondern wir alle… das ist real, oder? Selbst du musst doch die Melancholie spüren, wenn du allein bist, oder…?“ Er kam nicht mehr dazu, darauf eine Antwort zu erhalten – Wenn Rei vorgehabt hatte, ihre Lippen in bewegung zu setzten, dann schaffte sie das jedenfalls nicht, bevor sie unterbrochen wurde – nicht etwa dadurch, das ihr jemand ins Wort fiel, nein, es lag nur in der Natur der „Unterbrecherin“ durch ihr bloßes Auftauchen das Zentrum einer jeden Konversation auf sich zu ziehen und alle anderen Themen brüsk zur seite schieben – es war unmöglich, sie zu übersehen, mit der Art und Weise, wie sie auf die beiden zumaschierte, nicht an den Stellen, an denen eigentlich all diese unmarkierten Grenzen der Privatphäre hätten sein sollen, und sich dagegen schon bald mit in den Hüften gestemmten Händen über Shinji hinwegbeugte so, dass dieser nur knapp den Kontakt mit einigen herunterhängenden, rostroten Haarstähnen entging, die nureine mögliche besitzerin haben könnten, so sehr er sich auch in die hinteren Teile der Sitzbank hineinzuquetschen versuchte – Rei blieb von dem ganzen Spektakel natürlich, wie sollte es auch anders sein, völlig unberührt, ihre einzige Reaktion bestand aus einer leichten Änderung ihrer Blickrichtung. Das sie das Third Child einzig und allein in Gegenwart ihrer bittersten Rivalin vorgefunden hatte, interpretierte Asuka sofort als nichts anderes, als einen Versuch, ihr eins auszuwischen, deshalb fragte sie gar nicht erst – es war ihr nicht entgangen, das ihr Mitbewohner schon den ganzen Tag versucht hatte, ihr tunlichst aus dem Weg zu gehen, aber er war wohl zu sehr damit beschäftigt gewesen, vor sich hin zu schmollen, um dabei effektiv zu sein – Es war wirklich nicht auszuhalten, dieser Anblick! „Also hier warst du die ganze Zeit! Mensch! Denkst du wirklich, ich habe den ganzen Tag, um dich aufzustöbern…?“ „Häh, …was?“ „Bist du bescheuert oder was? Na wegen dem Synchrontest! Der Synchrontest!“ „Was ist damit? Der ist erst heute Abend…“ „Ja eben! Das heißt, dass wir uns beeilen wollen, wenn wir unsere Hausaufgaben noch rechtzeitig erledigt kriegen wollen! Oder denkst du nur, weil deine Noten etwas weniger grottig als sonst waren, kannst du’d dir leisten, dich auf deinem Lorbeeren auszuruhen!“ „Ich wüsste nicht, wieso dich meine Hausaufgaben interessieren sollten…“ murmelte er mehr, als er es wirklich entgegnete, sich halbherzig beschwerend, ohne ihr dabei wirklich in die Augen zu sehen. „Bist du etwa immernoch beleidigt, wegen der Sache von gestern? Kaum zu glauben, das du deshalb den ganzen Tag rumläufst wie ner kleinen privaten Regenwolke über der Birne!“ „Das hat damit gar nichts zu tun…“ „Na umso besser!“ und mit diesen Worten lehnte sie sich weiter nach vorne, als es ihm wirklich behagte, schnappte sich sein Handgelenk und zerrte ihn unzeremoniell in den Stand. „Marsch, marsch! Hausaufgaben machen! Ich helfe dir sogar dabei, wenn du willst!“ Er folgte ihr, als sie ihn hinter sich her zog, teils aus instinktiven Respekt vor dem Alphatier, teil, weil einen Fuß vor den anderen zu setzten hier die beste Option schien, um nicht auf die Nase zu fallen, aber sein Blick blieb zunächst an Rei hängen, wie sie still auf ihrer Bank saß, keine Beschwerde über die brüske Unterbrechung ihres Gespräches einlegend, aber doch still hinter ihm hersehend – Je kleiner sie mit zunehmernder Distanz, in diesem Gesamtbild aus Bank, Schulhof und schließlich Heimweg aussah, umso verlassener wirkte sie, auch wenn das durchaus auch nur Shinjis eigene Wahrnehmnung sein könnte, gefärbt von Wünschen und Erwartungen, die er selbst nicht ganz einzuordnen wusste - “Du darfst dich auf gar keinen Fall in sie verlieben. Das kann nur in Tränen enden.“ -doch bald musste er seine Augen gezwungenermaßen nach vorne richten, wenn er nicht in irgendetwas hinein rennen wollte – vor ihm aber war ein Wasserfall aus glänzendem roten Haar, dass bei jedem Schritt seiner Besitzerin umherschwang – Sie hatte gefragt, ob er denn nicht noch beleidigt sei, aber das war eigentlich nur ein unwichtiges Hintergrunddetail verglichen mit der Frage danach, ob sie nicht eigentlich bis eben diejenige gewesen war, die noch versucht hatte, mit ihren metaphorischen Laserblick Löcher in seine Rückseite zu brennen – Warum kam sie also jetzt an und tat so, als ob überhaupt nichts passiert wäre? Wenn sie sich entschuldigt hätte (Ja, träum weiter) oder gesagt hätte, dass sie ihm verzieh, wäre klar, wer wessen Gunst zurückzugewinnen hatte, wie vorsichtig er mit seinen Äußerungen um sie herum sein musste, und was sie innerhalb ihres hübschen Schädels eigentlich von ihm dachte – Die Wahrheit, mit der er sich arrangieren musste, war, dass er nicht den Stolz und die Selbstachtung hatte, um klare Verhältnisse von ihr zu verlangen, oder gar eine Entschuldigung – so etwas kam auf seiner Liste zugegebenermaßen nicht besonders weit oben, das war nunmal so, ob es nun gut oder schlecht war – aber noch weniger war er irgendwie Mutter Teresa, die alles vergeben und brav die andere Wange hinhalten konnte – Sein Unmut blieb. Es war also nicht so widersprüchlich, wie es vielleicht schien, vielmehr resultierte beides aus derselben menschlichen Schwäche: Ein Teil von ihm scherte sich einen Dreck darum, was sie mit ihm machte, solange sie nur irgendwie nett zu ihm war, und ein weiterer nahm ihr die Unsicherheit übel, in der sie ihn zurückgelassen hatte, und die Willkür, mit der sie ihn behandelte – Dazu, sich zu freuen, dass sie scheinbar wieder etwas mit ihm zu tun haben wollte, kam er also nicht. Wenn du Asukas Gefühle erwiderst, musst du zu ihr stehen, wenn du das nicht tust, musst du ihr das klar sagen. Du darfst sie auf keinen Fall an der Nase herumführen, hörst du? Pah! Das würde er sich noch mal überlegen, wenn sie selbst mit dem Klartext anfangen würde! (Wenn alles, was du hast ein Hammer ist, ist es nur natürlich zu versuchen, all diese Probleme mit ebendiesem zu lösen. Ein Informatiker könnte diese Situation also als informatisches Problem sehen, zum Beispiel als klassische Instanz des Philosophenproblems, wie man es bei nebenläufigen Systemen zu sehen bekommt: Fünf Philosophen essen Spagetti, brauchen dafür je zwei Gabeln, haben aber nur fünf im Hause – also legen sie je eine Gabel zwischen ihre Teller und versuchen, die „begrenzten Ressourcen“ sinnvoll aufzuteilen – Sie einigen sich also darauf das sie, falls sie beim Nachdenken und Reden über philosophische Fragen hungring werden, greift er sich zunächst die Gabel zu seiner Linken, und dann die zu seiner rechten – sollte eine davon einmal nicht verfügbar sein, wartet der betreffende Philosoph einfach, bis seine Nachbarn fertig sind und ihre Gabeln wieder hinlegen… und so klappt das wunderbar, bis einmal der Moment kommt, an dem alle Philosophen gleichzeitig speisen wollen – Dann nehmen sich alle gleichzeitig ihre linken Gabeln und nehmen ihren Kollegen somit die rechten Gabeln weg – Alle Philosophen warten auf ihre rechten Gabeln, die aber niemals kommen werden, weil jeder von ihnen seine linke Gabel nicht loslässt, bis er eine Rechte bekommen und seine Spagetti verzehnr hat - Das Ergebnis: Alles steht still, weil alle darauf warten, dass jemand anders den ersten Schritt machte) Undankbarer Idiot! Er schien sich ja nicht mal zu freuen, dass sie wieder bock hatte, sich mit ihm abzugeben… Mehr als das hier konnte er nicht von ihr erwarten, bevor er nicht bereit war, Farbe zu bekennen und zu ihr zu stehen! („Du sagst du wartest auf das Schicksal… aber ich glaube, gerade jetzt wartet das Schicksal auf uns.“) --- Zeit. Simple Zeit und 1001 Kleinigkeiten waren es, die ihn schließlich zum Vergessen verleiten wollten – Mit jemandem auf dem Kriegsfuß zu sein, mit dem man unter einem Dach lebte, konnte eine ganzschön kräftezehrende Angelegenheit sein, zumal es schwer war, jemandem aus dem Weg zu gehen, mit dem man sich täglich den Esstisch teilte, besonders wenn dieser Jemand einem auf einmal wirklich freundlich gesinnt zu sein schien und einem ernsthaft bei den Schulaufgaben zur Hand ging – Zugegeben, sie ließ keine Gelegenheit aus, ihn der exorbitanten Blödheit zu bezichtigen und verlor schnell die Geduld mit ihm, nicht ohne anzumerken, dass es für sie eben schwer sei, sich für ihre Erklärungen in jemanden hineinzuversetzten, der dieses ganze Zeug nicht gleich auf Anhieb kapierte, und Nagato gab ohne Zweifel den besseren Lehrer ab – um zu beurteilen, welcher von den Beiden sich bei dem Thema besser auskannte, hatte Shinji selbst zu wenig Ahnung, wenn Asukas Erzählung über ihre angebliche höhere Bildung stimmten, war es recht wahrscheinlich, dass sie das war, aber für die Vermittlung der Inhalte fehlte ihr da wohl das richtige Händchen sodass sie trotz der Tatsache, dass sie von Mathe, Physik und co wesentlich mehr Ahnung hatte als er doch keine wirklich große Hilfe aber auch wenn sie mehrmals kurz davor schien, alles frustriert hinzuschmeißen und den Rest ihrer Hausaufgaben allein zu erledigen, blieb sie neben ihm an diesem Tisch sitzen, bis ihre jeweiligen Stapel Hausaufgaben beide feinsäuberlich abgearbeitet und in die dazugehörigen Ranzen gestopft worden waren, und es war absehbar, dass sie es im Rahmen ihrer Möglichkeiten ernst gemeint hatte… Würde er also eine Erklärung einfordern, wäre er es, der im Weg stand, und letzlich war es ihm wohl doch nicht so wichtig, wer Recht hatte und wer wem was schuldete, solange er nur keine Ablehnung erdulden musste – Eigentlich wollte er diesen Kleinkrieg ja nicht wirklich austragen müssen… Erst Recht wenn er schon ganz andere Dinge hatte, um die er sich den Kopf zu zerbrechen hatte. Asukas Ablehnung war dann oft praktisch die infame Kirsche auf dem Sahnehäubchen. „Danke, Shikinami-san…“ murmelte er vorsichtig, mehr, um sein eigenes quengelndes Über-Ich zufriedenzustellen, als um wirklich gehört zu werden… doch ihr entging natürlich nichts. „Mach dir nichts draus! Es gehört nunmal zu den Verpflichtungen der Elite, sich um die unwissenden Massen zu kümmern!“ „Ich… verstehe…“ antwortete er ebenso gedampft, mit den auf der Tischplatte zusammengesteckten Fingern herumspielend, den direkten Blick in ihre Augen möglichst respektvoll vermeidend, mit seinem Lächeln, dass seine Augen nicht so wirklich erreichte. Aha, auch dass sollte also nicht heißen, dass sie ihn in irgendeiner Form mochte… Sie hatte ihm vor ein paar Tagen gesagt, dass sie seine Gegenwart nicht hasste, aber wenn sie sich so aufführte, so wechsenhaft wie Aprilwetter, was sollte er da denken, was sollte er da tun? Sie hasste ihn nicht, aber sie hasste die Menschen, die er seine Freunde nannte. Sie hasste ihn nicht, aber sie hasste die Musik, die er hörte. Sie hasste ihn nicht aber sie hasste seine ganze art, jeder kleine Angewohnheit, jedes Reaktions- und Verhaltensmuster, die Dinge, die zusammenpassten und die scheinbaren Wiedersprüche, sie hasste Leute wie ihn, also was dachte sie, das er sich dabei denken sollte? Was erwartete sie von ihm? Was wollte sie denn…? War er letzlich nur etwas, dass sie eben so tolerierte, etwas, mit dem sie sich halt abgefunden hatte, mit dem sie gelernt hatte, zu leben? Er könnte es sich jetzt leicht machen und sagen, dass er mehr wollte als nur von ihr „toleriert“ zu werden, dass er ihr ein wirklicher Freund sein wollte, der ihre Gedanken und ihr Herz kannte und die Sprache ihrer Handlungen, Worte und Gesten verstehen konnte, wenn nicht sogar weit mehr als das, oder er könnte wieder hart zu sich sein und sich vorwerfen, dass er einfach nur nicht entbehrlich oder austauschbar sein wollte, ein einfaches Requisit, dass da war, aber auch genau so gut nicht da sein könnte – Die Wahrheit lag wohl irgendwo dazwischen, die selbtmotivierte Furcht musste das echte Interesse ja nicht komplett entwerten oder bedeuten, dass letzteres überhaupt nicht vorhanden war, er war ja am Ende bloß ein Mensch, im Guten wie im Schlechten. „Na, da siehst du’s doch…“ meinte Asuka, noch den letzten Schulkram vom Tisch räumend. „Jetzt haben wir nicht nur alles piko bello erledigt, sondern wir haben auch noch eine gute halbe Stunde Zeit, bevor der Synchrontest anfängt, ganz für uns selbst!“ Das sie mit letzterem etwas anspielen wollen könnte, kam ihm nicht in den Sinn, auch wenn er es durchaus in irgendeiner Form zu schätzen wusste, diese bestimmte Vertrautheit, den Einschluss in ihr „wir“ – Auch wenn es von einem bitteren Nachgeschmack begleitet wurde, so war sein Lächeln schon aus einem bestimmten Grund als solches zu erkennen war. Es war durchaus nicht nur Schauspiel, da war schon etwas, was aus der Quelle seiner Gefühle hinaussickerte, und dieses Lächeln anregte, so sehr es die höheren Schichten seines Verstandes auch noch nachträglich in dünne Gewänder aus Ironie und Traurigkeit kleideten, wie Glaskugeln und Lametta an einem Weihnachtsaum. „Übrigens-“ sprach sie weiter, in die Distanz ihrer Zweisamkeit hinein, mehr, weil sie sich selbst diese Worte sagen hörten wollte, als aus dem Wunsch hinaus, dass sie irgendwas bewirken würden. „Wenn du sonst irgendwann mal Probleme mit dem Kram hast, kannst du mich gerne fragen, ja? Es beleidigt meine Intelligenz, wenn du den ganzen Weg zu Mitsurugi läufst, wenn ich gleich nebendran bin!“ „Ich… ich dachte nur, dass du sicher… mit anderen Dingen beschäftigt bist und wollte dir nicht auf die Nerven gehen… Ich würde dich bei sowas… ja nur zurückhalten…“ Fertig mit dem letzten Krimskrams hatte sie sich wieder auf ihren Stuhl gepflanzt und lehnte sich gepflegt zurück. „Jah, ich schätze, da hast du recht…“ „Das wusste ich, Shikinami-san. Ich wusste es, und deshalb…-“ „Bei allen guten Geistern, ‚Shikinami-san‘? Du mit deiner übetriebenen Höflichkeit! Nichts für Ungut, aber du kannst einen damit schon in den Wahnsinn treiben…“ sie kicherte. „Vielleicht ist es ja doch besser, wenn du zu Mitsurugi latschst. Der ist dochdeutlich näher an Ottonormalmenschen wie dich. Und da er sowieso kein Privatleben zu haben scheint, hat er sicher auch jede Menge Zeit für dich!“ „Shikinami-san, Nagato ist mein Freund.“ Diese Äußerung - mitsamt des leicht tadelnden Tonfalls - wurde von Asuka einfach mal gekonnt überhört, die stattdessen in Gedanken schon daran war, zu überlegen, wie man den bescheidenen Rest ihrer Freizeit am heutigen Tage wohl am effektivsten nutzen könnte. „Weißt du was? Wie wär’s denn, wenn wir nach dem blöden Experiment noch zusammen ein Eis essen gehen? Ich finde nach der Rumsitzerei in unseren Entryplugs haben wir uns das redlich verdient!“ Der Gedanke, dass sie den ganzen Schlamassel hätte vermeiden können, wenn sie diesen Satz schon gestern gleich von Anfang an gesagt hatte, „Das… das ist eine gute Idee… Wir… wir können Misato-san ja gleich fragen, wenn wir ins Hauptquartier gehen… Wenn sie ja sagt, könnten wir ja vielleicht auch Ayanami mitnehmen!“ Oder auch nicht. Idiot! Konnten ihre Absichten denn so schwer zu verstehen sein? Planänderung. Asuka war sich ziemlich sicher, das die nächste halbe Stunde – Korrektur, die nächsten 20 Muniten – doch noch ziemlich Ereignislos bleiben würden. Eigentlich konnten sie ja genausogut schon mal vorgehen. --- Nachdem er seine Tasche in seinem Zimmer abgestellt hatte, ließ sich Nagato mit einem erschöpften, aber keinesfalls frustrierten Seufzen in seinen angestammten stuhl am Esstisch des Mitsurugi-Haushaltes sinken – Das Essen hatte bereits auf ihn gewartet, liebevoll serviert und garniert, vermutlich nach einem vielfach angepriesenen Rezept aus irgendeiner Zeitschrift – Mann konnte dem älteren Mitsurugi alles vorwerfen, nur nicht mangelnde Liebe zum Detail, das fertige Resultat könnte man schon fast abfotographieren und selbst in eine Zeitschrift packen. Zwar wusste Nagato erfahrungsgemäß, dass der Geschmack nicht immer ganz der Schönheit entsprach, aber das hieß nur, dass dieGerichte selten auf dem Niveau teurer Restaurants waren – Es war schon gut, es war vorzüglich und die hineingesteckte Liebe war offensichtlich, auch, wenn es eher die professionell-polierte Qualität von erworbenem Wissen an sich trug als den „magischen Funken“ überlieferten Wissen, wie es von Großmutter zu Mutter weitergegeben würde – wirklich, man merkte die Abwesenheit der Frau im Hause fast nicht, nicht an mangelnder Ordnung oder fehlender Dekoration, es war wirklich glaubhaft anzunehmen, das hier auch eine Frau ihr Zuhause hatte, wenn da eben nicht die Tatsache wäre, das eben keine da war, keine Dinge, die speziell ihr gehört hätten, kein Raum mit ihrem Namen. Besitztümer von ihr hatten existiert, und die große Mehrzahl davon hatte noch einen Platz in diesem Haushalt – Vater und Sohn würden es wohl beide nicht fertig bringen, sich je von irgendwas davon zu trennen – Aber nach ihrem Verschwinden aus dieser Welt hatten sie nun einmal aufgehört, sich weiter anzusammeln, sie war nicht mehr da gewesen, um weitere Dinge zu kaufen und Ersatz für Zerbrochenes oder Zurückgelassenes auszusuchen. Neue Bilder waren auf den Wänden hinzugekommen, aber keine von ihr, mit ihrem Scheiden aus dem Leben der beiden Männer war sie etwas statisches, in der Zeit gefrohrenes geworden, dass sich nicht mehr verändert – in den Erinnerungen ihrer Familie würde sie auf ewig ihr jugendliches Lächeln behalten, während die materiellen Zeugnisse ihrter Existenz genau so vergänglich waren, wie sie selbst es gewesen war – So war es keineswegs mutwillige Entledigung, die ihre Spuren getilgt hatte, sondern einfach nur der Lauf der Zeit. Die Zwei hatten zwar nach ihrem Verschwinden alles an seinem Platz gelassen und sich mit Errinnerungen an sie umgeben, aber nicht so dicht, dass sie dazwischen erstickt wären und kein Platz mehr für neue Zeit gelassen worden wäre. Es half auch, dass Tische für gewöhnlich rechteckig oder quadratisch waren und als solche vier Seiten hatten – Wenn die Mitsurugis also gegenübersaßen, entstand nicht einmal ein wirklicher Eindruck von einem leeren Platz, und dieser Tisch war ohnehin lange nach ihrem Tod gekauft worden, erst vor kurzem, als sie nach Tokyo-3 gezogen waren. Mitsurugi Minoru hoffte nur, dass das ausreichte, und es schien ja auch so zu sein, aber darüber, ob es nun so sein sollte wurde er sich nicht einig… Nagato, für seinen Teil, wusste die Mühen zu schätzen. Er war mittlerweile alt genug um das Bestreben seines Vaters zu verstehen, die Abwesenheit seiner Mutter wettzumachen als sei das etwas, woran er selbst persönlich Schuld trug, und dieser Umstand hatte ihn nur Bescheidenheit gelehrt und ihn stetig dazu motiviert, selbst nur die halbe Last zu verursachen. Und es hatte ihn Dankbarkeit gelehrt. „Dankesehr… Das riecht mal wieder sehr gut. Wie war dein Tag?“ „Ganz gut…“ antwortete Mitsurugi locker. „Auch wenn es wenig stressig war. Heute hatten wir bei NERV ganz schön mit den Vorbereitungen für ein größeres Experiment zu schaffen – der Commander kommt heute Abend aus Amerika zurück, und das heißt, wenn wir auch nur eine halbe Sekunde hinter dem Zeitplan liegen, sind wir morgen um diese Zeit alle arbeitslos. Die Kollegen von der Nachmittagschicht tun mir echt leid…“ Mitsurugi tat es beim Gedanken an seine Kollegen fast schon leid, dass er seine Schichten zuweit es möglich war so zu organisieren versuchte, dass er Abends mit seinem Sohn am Esstisch sitzen könnte . Er bediente sich an seinem Getränk. „Und was ist mir dir, Nagato, wie war dein Tag so?“ „In Ordnung…“ „Du siehst ganz schön geschafft aus. Ich schätze, die Schule beansprucht dich zurzeit total?“ „Es ist nicht die Schule…“ „Dann sind deine neuen Freunde Schuld…?“ Nagato nickte, wenn auch nur leicht. „Aida und Suzuhara. Sie sind wirklich nette Kerle aber… in ihrer Nähe zu sein kann bisweilen ganz schön anstrengend sein…“ Auch wenn Mitsurugi keinesfalls entging, dass sein Sohn das mit einem dünnen Lächeln sagte. „Besonders Aida! Bei ihm weiß man nie, ob er etwas Vernünftiges antwortet, oder den größten Unsinn von allen… Der Kopf in den Wolken…“ „Hach, Nagato. Ich wollte dich ja eigentlich gut erziehen, weißt du, damit aus dir ein gewissenhafter junger Mann wird, aber der sinn der Sache war nicht, dass du immer nur ernsthaft bist. Unsinn hat bisweilen das Salz in der Suppe des Lebens sein.“ „Ja, vielleicht… Ach ja, hast du schon den Termin gemacht?“ „Termin? Was für ein Termin?“ „Na wegen…“ Nagato gestikulierte mit seinen langen Pinanistenfingern zu seiner immernoch von einem Verband bedeckten Stirn. „Ich habe es dir doch erzählt, während des letzten Alarms… Sehr hat es nicht wehgetan, aber es kann sicher nicht schaden, mal nachsehen zu lassen, ob alles in Ordnung ist.“ „Oh.“ Mitsurugi nahm sich unter dem Vorwand, einen Bissen von seinem „Kunstwerk“ zu essen, einen augenblick Zeit, seine Gedanken zu ordnen. „Ich denke nicht, dass das notwendig wird, ich meine du hast… seid dem doch nichts mehr gemerkt, oder?“ „Ja, aber Vorsorge ist immer besser als Nachsorge, nicht?“ Dieser komische Moment, indem du merkst, dass deine Kinder vernünftiger sind als du, und all deine Worte geradewegs zurück in dein Gesicht werfen. „…oder hat dir der Arzt gesagt, das soetwas normal ist…?“ „Ja, genau das. Solande das nicht öfter passiert, sollte alles in Ordnung sein.“ „Dann ist ja gut…“ Der ältere Mitsurugi setzte die Leerung seines Tellers im Stillen fort. Es war schwer zu glauben, dass ertatsächlich der einzige war, der diese Schwere über dem Raum hatte hängen spüren, aber selbst jemand wie Nagato hatte wenig Probleme damit, die Konversation einfach so mal weiterzuführen. „…sind das etwa Mamas alte Pantoffeln?“ Diese angeblich chaotischen Freunde mussten eindeutlich einen positiven Einfluss auf Nagato gehabt haben – undenkbar, dass er diese Worte noch vor ein paar Wochen tatsächlich laut ausgesprochen hätte: „Du wirst es schwer haben, eine neue Freundin zu finden, wenn du immernoch Mamas alte Plüsch-Pantoffeln trägst… Hat es deshalb auch mit Ueda-san nicht geklappt?“ Er sagte dies nicht irgendwie stichelnd zu einem Witz verdreht, sondern vertraut lächelnd, wie einen klugen Ratschlag, doch es war genug. Nicht nur vernünftig, auch sehr aufmerksam war der Junge geworden – Mitsurugi fühlte sich alt. „Ich war es, der mit Ueda-san Schluss gemacht hat.“ Das war zwar nicht die Wahrheit, aber er sah es mehr als eine Ablenkung als eine Lüge, schließlich musste man den Kindern ja nicht alles sagen oder zumindest eine vereinfachte Variante – Warum auch immer diese Frau, Ueda, Asahina oder wie auch immer sie auch heißen mochte, ihn auch verlassen haben mochte, mit seinen Pantoffeln hatte dies nichts zu tun, sie war nicht dazu gekommen, ihn darin zu sehen… Ihre Treffen hatten natürlich weit weg von den Sektionen der Basis stattgefunden, in denen er und noch wichtiger, auch Nagato untergebracht gewesen waren. Doch so oder so stellte diese Antwort den Jungen mit dem Kopfverband nicht zufrienden: „Das ist dasselbe Problem… ist es nicht?“ „Was… was meinst du?“ „Du hast es wegen mir getan, oder? Dachtest du vielleicht, das Ueda-san nicht gut genug als „Mutter“ sein würde, oder hast du befürchtet, das ich mich irgendwie verraten fühlen würde, wenn du eine Frau nach Mama hast?So kindisch bin ich schon lange nicht mehr, Vater. Ich bin schon älter, und ich werde mit der Zeit erwachsen werden und eines Tages ausziehen… Du kannst also ruhig aufhören, dir bei allem, was du tust wegen mir Sorgen zu machen, ja? Ich bin kein kleines Kind mehr, ich brauche nicht mehr so viel von deiner Zeit und aufmerksamkeit wie vorher, du kannst dich also ruhig um deine eigenen Wünsche kümmern, ja?“ Natürlich waren die Wahl des Themas selbst schon ein Anzeichen dafür, das Nagato dieses Gespräch auf eine andere Art und Weise führen wollte, von Mann zu Mann von Angesicht zu Angesicht – Zwar gab er an, wunschlos Glücklich zu sein, und das war es wohl auch, was er von sich selbst dachte, aber es war in seinem Alter wohl nur natürlich, zumindest unbewusst endlich eine Annerkennung, eine Bestätigung seiner Aufnahme in den Kreis der Männer zu wünschen. Aber Wünsche oder Beschwerden waren für Nagato ohnehin ein heikles Thema – Denn wie sollte man sich bei jemandem Beschweren oder von jemandem etwas verlangen, der sich für einen so viel Mühe gegeben hatte, ja, ihm die letzten Jahre praktisch sein ganzes Leben gewidmet hatte. Ein Großes Wunder war es also nicht, das Mitsurugi Nagato mit den Wünschen und der Kritik etwas kürzer trat. Er war nicht in der Position, Kritik auszuteilen. Natürlich ließen sich Meinungsverschiedenheiten (inklusive seiner Zukunftspläne) nicht vermeiden, erst recht nicht bei solch unterschiedlichen Persönlichkeiten wie ihren Beiden, aber letzlich sah es Nagato als eine Frage der Reife, über soetwas hinweg zu sehen, schon allein aus Dankbarkeit. --- Das Asuka in ihrer Frustrierung beschlossen hatte, schon mal loszugehen (und das Shinji ihr unterwürfig, wie er war, mit wenig Protest gefolgt war) begann sie spätestens, als sie die Testhalle im Hauptquartier erreichten, wieder zu bereuen – Das es Shinji gelegenheit gab, Misato die Eiskrem-Idee zu unterbreiten, während die Techiker noch mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt gewesen waren, machte ihr keine Freude, und am Ende war sie gezwungen festzustellen, dass sie nur eine weiteres Stück Wartezeit, dass sie besser hätte nützen können, zu den Strapazen des heutigen Tages dazuadiert hatte – Misato meinte zwar direkt, dass sie sich ja schonmal umziehen und vorsorglich aufs Klo gehen könnten, aber Zeit dafür war ja sowieso schon eingeplant worden, der einzige Unterschied war, dass sie so eben in ihren Plugsuits gelangweilt herumstehen würden, bis die vielen herumwulsenden Techniker so weit war und ihnen verkündeten, ab wann sie sich im Sitzen langweilen konnten, genauer gesagt in ihren Entryplugs, wo sie dann gute zwei Stunden herumsitzen konnten, bis es draußen dunkel war und sie dem Rest ihrer Freizeit Byebye sagen könnten – Die Kampfsimulationen konnte Asuka ja noch verstehen, aber die Experimente hatte sie nie ausstehen können – erstens war sie eine Kampfpilotin und kein Versuchskaninchen, und zweitens war es eben brotlangweilig, einfach nur dazusitzen und sich brav angestrengt zu konzentrieren. Zumindest war es ihr entgagen, sich die Umziehkabine mit dem kleinen Prinzesschen teilen zu müssen, auch wenn das nicht der Verdienst ihres frühen Auftauchens war – das First Child, gehorsam und schleimtriefend, wenn man er von ihr gewohnt war, war sogar noch früher dran gewesen als sie und lehnte bereits fertig angezogen an der Wand des zur Experimentierkamme gehörigen Kontrollraumes, als sie und Shinji überhaupt dort ankamen. Sie wurden von Misato empfangen, da Dr. Akagi schon damit beschäftigt war, ihre Untergebenen zu beaufsichtigen und hier und da selbst die Tastaturen zu benutzen – Diese stimmte der Eis-Sache natürlich zu, und eine kurz geratene Technikerin mit kurzen Haaren erklärte sich sogar bereit, die kühle Süßspeise selbst zu besorgen, damit sich die Kinder gleich nach Erfüllung ihrer Pflichten bedienen konnten – Darum, dass sie zu dieser Zeit noch an ihrem Posten gebraucht werden könnte, brauchte sich die Dame, deren Name Asuka nie für wichtig genug gehalten hatte, um ihn sich zu merken – Es war jedenfalls nicht Dr. Akagis Assistentin, Misatos bebrillter Assistent oder der Typ mit der Rockerfrisur – deshalb keine Sorgen zu machen, weil die Piloten nach dem Test ohnehin noch für eine gründliche Routineuntersuchung hierbehalten werden würde. Asuka seufzte. Nicht nur, dass man sie hier zwei Stunden für das blöde Experiment herumsitzen lassen würde, danach erwartete man auch noch von ihr, dass sie sich nacking machte, und die gute Frau Doktor an sich herumfingern ließ. Sie war hier ein VIP, verdammt nochmal, die Verteidigerin der Erde. Aber es ließ sich wohl nichts daran machen. Trotzdem, zu sehen, wie das Papasöhnchen und das Prinzesschen alles mit sich machen lassen, machte es nur noch schlimmer. Klar, dass dieser Idiot sich nicht langweilte, der verbrachte seine Zeit ja schon dann nur damit, an die Decke zu starren, wenn er nicht dazu gezwungen wurde. Hätte man Shinji selbst an irgendeinem anderen Tag gefragt, hätte er wohl wirklich geantwortet, dass ihn die Experimente nicht so sehr störten – Er hatte erst seid kurzem begonnen, die Abstriche von seiner Freizeit wirklich zu merken, da er die Freunde und Tätigkeiten, mit denen er sich stattdessen hätte beschäftigen können, ja noch nicht ganz so lange hatte – Touji, Kensuke und Nagato planten an den Tagen, die er nachmittags im NERV-Hauptquartier verbrachte, einfach ihre anderen Beschäftigungen ein, denen sie sonst auch irgendwann einmal nachgegen wären, wie in Kensukes Fall seine kleinen Guerilla-Spielchen oder Toujis Besuche bei seiner Schwester. Er war sich nicht sicher, was Nagato tat – sicher irgendwas mit seinem Vater. Heute aber ertappte er sich dabei, wie er sich ein Stück weit darauf freute, so bizarr es auch schien… Freude war vielleicht das falsche Wort, aber er fand bei sich doch Symptome der Ungeduld, als könne er es kaum erwarten, nach einer längeren Zeit der Trennung eine vertraute Person wiederzusehen – Der heutige Test würde direkt in den Evangelions stattfinden, da man diese inzwischen wieder grßtenteils repariert hatte und auf noch unenddeckte oder durch mangelhafte Ersatzteile verursache Probleme im Signalweiterleitungsystem testen wollte, und für Shinji bedeutete das eine Gelegenheit, seinen durch die heutigen Ereignisse verwirrten Geist dieser beruhigenden, angenehmen Qualität der Verbindung zu überlassen… wenn er es recht bedachte, klang er beinahe schon wie eine Art Junkie, das war falsch so, biomechanische Kampfmaschinen sollten furcheinflößend sein, und er konnte sich diese Furcht auch vor Augen rufen, wenn er an den entsprechenden Erinnerungen zupfte. Aber als er dann tatsächlich seinen Platz im Plug einnahm und sich die lange Wartezeit erwartend zurücklehnte, wollte sich diese Furcht einfach nicht mamifestieren. Er hatte die seltsamste Assoziation zu etwas, das er vor langer Zeit einmal gesehen hatte, ohne genau sagen zu können, wann, auf irgendeinem Spielplatz, wenn er sich nicht irrte… Jedenfalls war da ein Klettergerüst gewesen, und eine Schaukel, von der aus er selbst das Phanomen beobachtet hatte, davon ausgehend, wie groß alles ausgesehen hatte, musste er wohl ein ziemlich kleiner Knirps gewesen sein… Er hatte sich auf der Schaukel beschäftigt, weil er für die hiesigen Schaukelpferde nicht mehr winzig genug gewesen war, und es für die Wippe, auf die er eigentlich drauf gewollt hatte, zwei Leute gebraucht hätte… andere Kinder waren ja da, aber nicht irgendwo in seiner Nähe, er sah sie nur in der Ferne, eben auf diesem Klettergerüst… Er wusste nicht, warum er nicht zu ihnen hingelaufen war, bis ihn diesen Geschehnis daran erinnert hatte – Da war dieses eine Mädchen, mit etwas dunklerer Haut und kurzen, schwarzen Haaren, die gerademal so für ein einzelnes Zöpfchen oben auf ihrem Köpfchen reichte, und sie versuchte recht erfolglos, eine Kletterwand hoch zu kommen. Es wollte nicht so ganz klappen, weil sie für Kletterwände wohl ohnehin noch etwas zu klein war, aber die unförmigen kleinen Haltesteinchen waren schön bunt, und so hatten sie ihre Aufmerksamkeit fest für sich beansprucht – Nach einigen Versuchen hatte die kleine sogar etwas Erfolgt und sie schafftes, fast so hoch hinaus zu kommen, wie sie selbst hoch war (nicht, dass das wirklich viel war), aber dann verloren ihre noch etwas unkoordinierten Kleinkinderfinger den Halt, und sie landete auf dem Po. Das sie sich verletzt hatte, war unwahrscheinlich, zumal sie auf Sand gelandet war und ihre Windel den Aufprall wohl noch zusätzlich gedämpft haben sollte, aber angenhm konnte es nicht gewesen sein, so das das kleine Mädchen direkt zu weinen anfing. Doch dieses Weinen endete genau so schnell, wie es begonnen hatte, als eine Frau, die dem kleinen Mädchen verdächtig ähnlich sah, von einer nahegelegenen Parkbank aufstand und sich auf dem Weg machte, um die Kleine zu „bergen“ – Die Anwesenheit der Dame konnte ihre etwaigen Schmerzen unmöglich magisch negiert haben, ohne sie überhaupt zu berühren, aber dennoch verwandelte sich das Weinen des Kleinkinds rasch in ein regelrechtes Strahlen, das auch das freudige Ausstrecken ihrer kleinen Ärmchen beinhaltete. „Mami!“ Es klang seltsam, aber das war doch die genaueste Entsprechung, die sein Gedächtnis hergab – Sein Aufenthalt in EVA 01 machte seine Sorgen und all diese grässlichen Tatsachen keinesfalls nicht ungeschehen, aber da war doch ein lindernder Effekt, wie eine warre Stimme die ihm versicherte, das alles wieder gut werden würde… Aber statt genauer darüber nachzudenken, wie unheimlich das eigentlich war, und was für ein guter Grund daswar, sowohl an seinem Verstand als auch an der Natur des Evangelions gehörig zu zweifeln, ließ er seine Gedanken treiben und konzentrierte sich auf die Verbindung – er brauchte diese kleine Auszeit jetzt, die unheimliche Realität mit ihren ganzen Implikationen und schattenhaften Zusammenhängen würde auch noch da sein, wenn er hier fertig war. Das Experiment war letzlich ein voller Erfolg, Dr. Akagi merkte an, das Shinji’s Synchronwert scheinbar wieder gestiegen sei, und auch die zu testende Technik hatte sich bewährt, nzur bei EVA 00 wollten sie später noch wegen einem klitzekleinen Feedback-Problem die Kern-Einheit rekalibrieren, was auch immer das hieß – Weiter also mit dieser Untersuchung: „Shinji-kun, Asuka, ihr kommt mit mir und Misato… Rei, du darfst gehen.“ „Wieso… nimmt Ayanami nich an der Untersuchung teil…?“ „Ich habe sie vorhin schon untersucht.“ „Aha.“ Weil das erklärte, warum Rei schon so früh dagewesen war, gab sich das Third Child mit dieser Antwort zu frieden – Sie entsprach nicht der genauen Wahrheit, aber im Kern timmte sie schon, die physische Verfassung des First Child wurde aus vielerlei Gründen ohnehin viel engmaschiger kontrolliert als die der anderen Beiden, im Moment hatten sie genug Daten von ihr. Also nahm sich Dr. Akagi sobald sie die vorgesehenen Räumlichkeiten erreicht hatten, erst Asuka und dann Shinji vor, und für die beiden dann das ganze Programm, Hirnströme messen, EGK, MRT, diverse Bluttests, und natürlich die alten Klassiker Maßband und Waage. „Shinji-kun hat zurzeit scheinbar einen richtigen Wagstumsschub…“ kommentierte die falsche Blondine zum Vormund der Zwei, die selbstverständlich mitgekommen war. „Als Asuka hierher gekommen ist, war sie noch größer als er…“ „Das hole ich schon noch wieder auf!“ rief der erwähnte Rotschopf von der anderen Seite des Untersuchungszimmers heraus, wo sie, nach dsem sie für völlig gesund erklärt worden war von einem Raumteiler abgetrennt auf einem Stuhl saß und wartete, dass die zwei Frauen mit ihrem Mitbewohner fertig waren. „Das glaube ich eher nicht…“ meinte Akagi nur. „Mädchen haben ihren Haupt-Wachstumsschub in der Regel etwas früher als Jungen, viel größer als du jetzt bist, wirst du vermutlich nicht mehr werden, besonders, da du schon recht… entwickelt bist.“ „Du kannst ja Absätze tragen!“ witzelte Misato in einem Trostversuch, der angesichts der Tatsache, dass sie selbst zumindest für Japans Verhältnisse alles andere als zu kurz geraten war seinen Effekt verfehlte. „Das werden wir noch sehen!“ gab Asuka leicht ärgerlich zurück und verschränkte demonstrativ ihre Arme. „Auf jeden Fall…“ versuchte Misato das Thema selbst abzuschließen, bevor es zu einem größeren Streit kam. „…sollten wir denen vom Ausrüstungsbüro sagen, dass du demnächst einen neuen Plugsuit brauchen könntest, nicht wahr, Shinji-kun? Und wenn ich dich jetzt so ansehe, ein Frisörtermin wäre vielleicht auch langsam mal wieder fällig…“ „Aber…“ setzte Dr. Akagi ihren Bericht schließlich fort. „…eigentlich hättest du auch entsprechend an Gewicht zulegen müssen, Shinji-kun. Ich schätze, dass das nur der Stress ist, aber du bist mitten im Wachstum…“ „Ich werde schon dafür sorgen, dass er ausreichend Grünzeug zu sich nimmt…“ merkte Misato an. „Sicher wirst du das…“ antwortete die Wissenschaftlerin, an dieser Stelle die Ironie belächelnd. „Du must ordentlich essen, damit du auch groß und stark wirst!“ verkündete Misato mit etwas zu viel Enthusiasmus, mit ihrer rechten Hand etwas in den Haaren ihres Schützlings herumwunschelnd. Und dabei hatte er die doch gerade erst gekämmt, nachdem er das LCL herausgewaschen hatte… „Und na ja, eigentlich kann er sich ja glücklich schätzen, dass er der Typ ist, der unter stress eher dazu tendiert zu wenig zu essen als umgekehrt…“ „Da sprichst du aus eigener Erfahrung, was?“ „R-Ritsuko!“ Asuka fand, dass die Leiterin der technischen Abteilung noch nie so etwas Witziges gesagt hatte, und beteiligte sich an dem Gekicher. Kaji-san würde garantiert die Schlankere von ihnen wählen… „Nun Asuka… könntest du bitte draußen warten…?“ „Wieso das denn?“ „Es gibt da etwas, was wir gerne mit Shinji-kun allein besprechen würden.“ Erklärte Misato. „Klar, unser kleines Papasöhnchen kriegt immer die Extrawurst!“ „Asuka!“ „Okay, okay, ich geh ja schon!“ Shinji blickte etwas nervös zwischen den beiden Frauen hin und her – jetzt lastete die ganze Aufmerksamkeit in diesem Raum auf ihm, und er wusste es gut. „Uhm, was… was ist denn…?“ begann er, in einem erfolglosen Versuch, die Spannung etwas zu mildern, der Illusion anheim fallend, dass er etwas mehr Kontrolle über diese plötzlich unvorhersebar gewordene Situation erlangen würde, wenn er das „ernaste Wörtchen“ selbst einleiten würde – Wem machte er da was vor, er hatte immernoch keine Ahnung, was die zwei mit ihm besprechen wollten, aber wenn sie sagten, dass sie „reden“ wollten, wenn sie Asuka herausschichten, dann war es sicher ernst, und ernst war selten gut. Ihm fiel wirklich nicht ein, was er in letzter Zeit getan haben könnte, um die zwei zu verärgern. Was er jetzt wohl wieder falsch gemacht hatte? Glücklicherweise erkannte Misato seine Sorgen und ließ sich nicht sehr viel Zeit damit, das Wort zu ergreifen, ja, beeilte sich sogar damit, wissend, dass selbst ihre gröbsten Fehler, zu denen sie sich verplappern könnte, wohl noch schonender sein würden als die bewusst gewähnlten Worte ihrer Freundin. „Keine Sorge, es ist nicht, dass wir mit dir irgendwie unzufrieden sind. Wir machen uns nur Sorgen.“ Das sagte ihm jetzt aber nicht wirklich viel, die Unwissenheit blieb unverändert, genau wie seine Nervosität. Misato versuchte, es möglichst locker und bagatellisierend auszudrücken, um ihn nicht irgendwie unter Druck zu setzten: „Es ist nur das es ziemlich Schade wäre wenn du jetzt, wo du deine Zensuren wieder einigermaßen in den Griff gekriegt hast, deine bisherigen Anstrengungen dadurch zur nichte machen würdest, dass du in der Schule schläfst.“ „W-Woher…?!“ „Ein Vögelchen hat es mir zugezwitschert.“ Aha, die Sicherheitsabteilung. Er war eben doch machtlos im Angesicht dieser ganzen großen Organisationen, wenn niht sogar Verschwörungen – EVA-Pilot oder nicht, der Unterschied, denn er machen konnte, war wohl ziemlich gering, die Freiheitsgrade, innerhalb derer er sich bewegen konnte, leicht abzählbar. Mangels einer Antwort seinerseits (wenn man mal von der leichten, bewusst abgeschwächten Verfinsterung seines Gesichtsausdruckes absah) versuchte Misato, eine Reaktion aus ihm herauszukitzeln, in dem sie etwas herumwitzelte: „Da deine Freunde nicht über den Schulbänken gehangen sind, kannst du schon mal nicht die ganze Nacht mit ihnen telefoniert haben…“ Der Humor kam bei Shinji jedoch scheinbar nicht an: „Ich bin kein Mädchen, Misato-san.“ „Spaß beiseite, was ist denn los?“ „…Es ist nichts, Misato-san. Wirklich nichts.“ „Du würdest das sagen, wenn man dich mit einer Kettensäge in zwei Teile gesäbelt hätte!“ entgegnete sie vorwurfsvoll. „Komm schon, du kannst es mir ruhig sagen…“ Sie ging einen Schritt auf ihn zu, langsam, vorsichtig, eine Bewegung nach der anderen Ausführend, um ihn ja nicht zu verschrecken. Erst, als sie völlig zum stehen gekommen war, begann sie, ihre Arme anzuheben, und erst, nachdem sie ihre Hände auf die gewünschte Höhe befördert hatte, griff sie nach seinen Schultern und versuchte ihm soweit er das zuließ, in die Augen zu sehen – Sein Blick war unstetig, schon auf sie gerichtet, aber immer wieder von ihr weg schielend, vielleicht zu Dr. Akagi hin, die ja immernoch im Raum war. „Wenn du mir nicht sagst, was dein Problem ist, kann ich es auch nicht lösen…“ Das war ja lieb gemeint, aber er bezweifelte, dass eine noch so gute Strategikerin bei einem astrophysikalischen Problem wie einer Zeitschleife besonders viel machen können würde. „...Ich hoffe nur, dass du dir die Nächte nicht mit Asuka um die Ohren gehauen hast…“ „W-Wo denkst du denn hin…!“ „Das war doch nur ein Witz! Nimm doch nicht immer alles so ernst, Shinji-kun! Also, was ist, konntest du vielleicht aus irgendeinem Grund nicht schlafen?“ Keine Antwort, aber sie konnte unter ihren Händen spüren, wie er den Instinkt unterdrückte, vor ihr zurückzuweichen. „Wenn du uns einfach etwas Genaueres sagst, können wir das Problem vielleicht schon ganz leicht lösen… wo drückt das Schühchen denn genauer? Hast du Schwierigkeiten beim Einschlafen, oder hapert’s beim Durchschlafen? Oder…“ und an dieser Stelle hatte sie jetzt merklich Schwierigkeiten, ihre übliche lockere Fröhlichkeit aufrecht zu erhalten: „…hast du vielleicht Alpträume?“ Die fast schon „erwischt“-wirkende Reaktion verriet ihn, wenn auch unwillkürlich. „Wovon denn…? Von den Kämpfen vielleicht?“ Spätenstenz jetzt wich er ihrem Blick aus – Viel mehr würde sie aus ihm nicht mehr herausbekommen, ohne dass es begann, sich wie ein Verhör anzufühlen. „…vom Third Impact.“ „Ich- ich verstehe.“ Sagte sie knapp. Nein, das tust du nicht. Und sie wusste es – Sie hatte in ihrem Leben schon einiges gesehen, sei es in ihrem zerrütteten Elternhausd, der Hölle des Second Impacts oder ihrer Militär-Karriere – Es war schlichtweg nicht möglich, dass sie mit diesem Ausdruck nicht vertraut sein könnte, dieser Leere in den Augen, als hätten sie bis ans Ende des Universums und zurück geblickt, und dabei irgendeine fundamentale Gewissheit verloren, die sie brauchten,um mit der Welt um sich herum zurecht zu kommen – Sie kannte diesen Ausdruck von der Innenseite. Was er jedoch im Gesicht eines vierzehnjährigen Jungens zu suchen hatte, dafür wusste sie keine Erklärung zu benennen. „Okay du… du kannst draußen auf uns warten, ja?“ Ton und Körpersprache signalisierten, dass sie genug gehört hatte und ihm nicht mehr länger Unbehagen bereiten wollte. Aber sie zögerte noch, ihn loszulassen. „Und… und du weißt natürlich, dass… dass du nicht allein bist, ja? Der Rest von uns ist auch noch da, und… und du weißt auch, das du schon sehr oft ungünstige Umstände bezwungen hast, ja?“ Es klang mehr wie leere Parolen, Wiederholungen von Dingen, die er schonmal gehört hatte. Bloß Worte. „Ja…“ Sie löste ihre Hände von seinen Schultern und er verließ den Raum. Dr. Akagi, die bis jetzt still dagestanden hatte, um den Jungen nicht noch zusätzlich nervös zu machen und es Misato nicht schwerer zu machen, zu ihm vorzudrängen, hatte die Konversation dennoch aufmerksam verfolgt und mitgedacht, die Problemstellung erkennend und in Gedankwen eine Lösung ausarbeitend. Kaum, dass sich die Tür geschlossen hatte, griff sie an einem der mit medizinischen Utensilien bestückten Schränken nach einer ganz bestimmten Schublade, holte zwei Tablettenpackungen hervor und platzierte sie vor Misatos wachsamen Auge auf der nun leeren Untersuchungsliege. „Diese hier täglich, diese da bei Bedarf vor dem Schlafengehen, für ein oder zwei Wochen, würde ich sagen. Das sollte unser kleines Alptraumproblem lösen und unserem Third Child einen ungestörten Schlaf verschaffen.“ Erklärte sie sachlich. „Aber es wundert mich doch… Zugegeben, es ist gut, dass es seinen Synchronwert noch nicht beeinträchtigt zu haben scheint, aber auch, wenn ein weiterer Zusammenbruch früher oder später zu erwarten war, hätte ich doch gedacht, dass wir bis dahin noch eine ganze Menge Zeit hätten, er machte bis jetzt eigentlich den Eindruck einer stetigen positiven Verbesserung… Mir fällt nichts ein, was der Auslöser sein könnte, dir etwa…?“ Die Stille war erwatet, aber soweit Dr. Akagi dies abschätzen konnte, zeigte Captain Katsuragi keinerlei Anzeichen dafür, dass sie irgendwas verbarg. „Jetzt sieht es noch relativ unproblematisch aus, aber es wäre gut, wenn du das frühzeitig unterbinden könntest, ja?“ sprach die falsche Blondine recht kühl weiter. „Im äußersten Falle konnten wir ihn immernoch unter Antidepressiva setzten, aber ich würde das gerne so lange wie möglich vermeiden, jeder Eingriff in seine Hirnchemie könnte sich unabsebar auf seinen Synchronwert auswirken… Oh, und es wäre besser, wenn du das hier verwahren und verwalten würdest, ja? Lass ihn das nicht mit in sein Zimmer nehmen, wir wollen ja nicht, das es zu irgendwelchen… Unfällen kommt.“ „Ja...“ antwortete Misato etwas verzögert, die Medikamentenpackungen mit einer raschen Bewegung wegschnappend und danach einen großen Schritt vorwärts machend, ohne das ihr ernstes Gesicht in der kurzen Zeit, bevor Ritsuko nur noch ihren Hinterkopf mit ihrer roten Uniformmütze zu sehen bekam, irgendetwas verriet. „Bis später dann…“ Scheinbar völlig ruhig und professionell machte sie sie sich ohne weitere Eile auf den Weg durch den Raum – erst, als sich die Schiebetür zum Flur hin für sie geöffnet hatte und sie schon mit einem Fuß auf der Türschwelle stand, hielt sie einen Moment inne und begann dann erst einen Atemzug später, wieder etwas verzögert, mit dem Sprechen und stellte in einem seltsam distanziert-kühlen, fast schon beiläufigen Tonfall eine Frage: „Nur eins gibt es da noch, was ich nicht verstehe… Dr. Akagi,…“ Die Benutzung des Nachnamens ging nicht mal mit einer bestimmten Betonung oder einer deutlichen Portion Abschätzigkeit einher, es war mehr der völlige Gleichmut, der den Eindruck von Kälte erweckte, „…Ist Shinji-kun vielleicht eine Maschine?“ „Hm?“ Jetzt drehte sie ihren Kopf zurück und der Zorn drückte durch, Zorn auf diese blatante Gleichgültigkeit dieses ganzen großen Systems, von dem sie ein Teil war, aber auch Zorn auf ihre eingene Unzulänglichkeit. „Sprich nicht über Shinji-kun, als ob er einer von deinen Computern wäre! Er ist nicht irgendso ein alter Motor, den wir immer wieder zum Laufen bringen können, wenn er mal ausgeht, oder mit Klebeband und Ersatzteilen wieder reparieren können, wenn er kaputt ist… Er ist nicht irgendein verdammter Roboter, okay? Haben wir uns verstanden, Dr. Akagi?“ „…Es wurde zur Kenntnis genommen, Captain Katsuragi.“ --- „Hier, für euch!“ Mit einem Lächeln überreichte die kurz geratene Technikerin von vorhin einen zum Mitnehmen eingepackten Eisbecher and das positiv überraschte Third Child – Er hatte das mit dem Eis nach dem Test, der Untersuchung und so weiter ganz vergessen. „Wir haben natürlich auch Ihres nicht vergessen, Captain.“ Setzte eine weitere Technikerin hinzu, die neben Asuka auch noch Misato ihr Eis aushändigte – Ihre Untergebenen waren zu Dritt mit den Eistüten aufgetaucht, Shinji konnte nur schätzen, dass sie drei wohl langjährige Kolleginnen sein mussten, oder anderweitig dicke Freundinnen gewesen waren, jetzt, wo er darüber nachdachte, hatte er sie häufiger zusammen im Hauptquartier gesehen. Schon die Art, wie sie alle gleichzeitig lächelten und sich irgendwie schon von vorneherein darüber im klaren waren, wer jetzt was sagen würde, machte es offensichtlich, dass sie sich auf jedem Fall gut verstehen mussten – Wenn es soche Kameradschaft doch auch nur zwischen ihm und seinen Mit-Piloten geben würde, statt dass da immer nur Stille und Streit waren. Ein richtiges, eingespieltes Team! „Danke sehr, …“ Da fiel ihm mitten im Satz ein, dass er ja gar nicht wusste, wie die drei hießen – Die Namen von Hyuuga, Aoba und Ibuki hatte er sich schon lange gemerkt, und Mitsurugi kannte er ja über Nagato, aber das galt weniger für das Personal, mit dem er seltener direkt in Kontakt stand, auch wenn diese drei sicherlich auch über die Selbstzerstörungsvorrichtung Bescheid wussten und ohne das er die Details kannte hart gearbeitet haben mussten, um ihm seine Aufgabe einfacher zu machen. Doch die drei Technikerinnen schienen gar nicht erst damit gerechnet zu haben, dass er ihre Namen kennen würde, und stellten sich prompt vor. „Ich bin Asano Kaede.“ Stellte sich die kleine, freundlich lächelnde fort, die überhaupt erst den Vorschlag gemacht hatte – Sie hatte kurzes, dunkelbraunes Haar mit einem klar geschnittenen Ponny und schien die jüngste von dem Trio zu sein – Ihre schwarzhaarige Freundin zu ihrer rechten machte einen etwas reservierteren Eindruck, trug eine Brille, hatte einen Leberfleck unter der unteren Lippe und stellte sich als Aoi Mogami vor. Die Dritte im Bunde, zu Asanos Rechten hatte von allen das beste Aussehen was nicht unerheblich an ihren langen, vollen, lockingen hellbraunen Haaren lag, nannte sich Ooi Satsuki. „Nun dann, danke sehr… Asano-san, und… und die anderen auch.“ „Keine Ursache!“ riefen die drei im Chor, wiedermal zeigend, wie gut sie miteinander zu harmonieren schienen. „Unser Job ist es schließlich euch zu unterstützen, auch mit… kreativen Methoden, wenn es seib muss.“ Erklärte Asano gutgelaunt. „Lasst es euch schmecken! Sie auch, Captain!“ „Das werden wir!“ versicherte Misato. „Tschüss dann!“ „Tschau!“ Nachdem die Technikerinnen sich verabschiedet hatten, öffnete Misato direkt die Papier“hülle“ ihres Eisbechers und motivierte die Children, es ihr schleunigst gleichzutun, mit der Begründung, dass es wirklich schade um das Zeug wäre, wenn es schmelzen würde, wobei sie kaum, dass sie fertig gesprochen hatte, schon dabei war, Schokoladeneis in sich hinein zu schaufeln. Nach diesem „harten Arbeitstag“ hatten die Children nichts dagegen einzuwenden. Auch, wenn Asuka mit dem, was sie in ihrem Eisbecher vorfand, nicht ganz zufrieden war: „Was soll das jetzt wieder sein?“ „Eiscreme?“ warf Misato ein, während sie ihren kleinen lila Plastiklöffel wieder mit Eis füllte. „Das ist Vanille!“ entrüstete sich das Second Child. „Wieso ist das Vanille?“ „Na ja…“ begann Misato zu erklären, nachdem sie den vormals erwähnten Löffel Eis heruntergeschluckt hatte. „Ich wusste nicht genau, was ihr so für Eissorten mögt, also habe ich Ensign Asano gesagt, dass sie einfach jedem von euch zwei Kugeln Vanille mitbringen soll. Die meisten Leute mögen Vanille.“ „Warum das so ist, ist mir bis heute noch ein Rätsel!“ klagte Captain Shikinami. „Vanille schmeckt doch nach überhaupt gar nichts! Wozu sind wir hier in Japan? Hier machen die doch aus jedem Scheiß eine Eiskremsorte! Grüner Tee? Rote Bohnenpaste? Meersalz? Hühnchen? Was auch immer das Herz begehrt! Und du bringst mir Vanilleeis? Warum nicht wenigstens Schokolade oder Erdbeere?!“ klagte sie, das letzte Woert besonders betonend um anzudeuten, dass dies wohl eher ihre erste Wahl gewesen wäre. „Seltsam…“ fragte sich Misato, scheinbar völlig unbekümmert wegen Asukas Beschwerden. „Dabei hatte ich gehört, das Vanille laut einer Umfrage die Beliebteste Eissorte in Deutschland ist.“ „Ich weiß nicht, welche Deutschen sie da gefragt haben, aber mich garantiert nicht!“ „Also ich… ich mag Vanille.“ Kommentierte Shinji, fast, als wolle er Misato irgendwie aufmuntern, obgleich dafür gar kein Bedarf zu bestehen schien. Asuka war natüelich nicht beeindruckt: „Das wundert mich bei so einem Langweiler wie dir kein bisschen!“ Wähnrendessen hatte auch Rei die Verpackung von ihrem Eisbecher entfernt, sich unsicher das durchscheidende Plastiklöffelchen gegriffen und eine Portion davon heruntergeschluckt… nur, dass dies ihr ersten Kontakt mit Eiskrem war, sodass sie wenig Ahnung von der ordnungsgemäßen Dosis hatte, und prompt Kontakt mit dem Phänomen machte, das im Volksmund gemeinhin als ‚zugefrohrenes Hirn‘ bezeichnet wurde. „Ist alles in Ordnung, Ayanami…?“ fragte dann auch direkt das Third Child, dem es nicht entgangen war, dass die eben leicht das Gesicht verzogen hatte. „Ja. Es ist nur… kalt.“ Shinji lächelte verlegen. „Das… das hat Eis halt so an sich, schätze ich…“ Was die zwei nicht wussten, war, das jemand den sie kannten gerade auf einem Querverlaufenden Steg unterwegs war, der über der foyerartig eingerichteten Halle verlief, in dem sie sich gerade aufhielten, und sie dabei zusammen stehen sah – der Commander von NERV, der vor etwa einer Dreiviertelstunde wieder in Japan eingetroffen war, und sich direkt vom Flughafen zum Hauptquartier begeben hatte, und nun direkt in die Richtung seines Büros unterwegs war. Von hier oben waren die beiden Kinder als kaum mehr als kleine Flecken aus Blau, weiß und schwarz erkennbar, aber man konnte noch erkennen, dass sie es waren. Die bunten Haarschöpfe der weiblichen Pilotinen und Captain Katsuragis klatschrote Uniform machten es leicht zu erraten, wer die vierte Person sein musste. „Es scheint alles nach Plan zu laufen.“ Kommentierte der Commander beiläufig, bevor er seinen Blick direkt wieder abwendete. Seinem Stellverstreter merkte man da schon deutlich mehr Emotionen an, Schuld, und Ekel und vor allem Resignation, die alles andere nur verblasst durchscheinen ließ. „Ikari…“ bat er, wissend, dass es wohl vergebens sein würde. „Hör mit dieser Gehirnwäsche auf… Es ist noch nicht zu spät…“ Wie erwartet, kein Kommentar. Der Leiter von Nerv drehte sich nichteinmal zu ihm um. „Yui-kun muss… todtraurig darüber sein…“ --- „Also, wie sollen wir mit Ikari verfahren? Welcher Gestallt soll dieser Test sein? Sollen wir einen unserer Schutzengel entsenden?“ „Dafür ist es zu früh… Das ist zu viel! Alles, was wir haben, sind Vermutungen.“ „Ich stimme zu, wir sollten nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen, wenn wir nur eine sehr begrenzte Anzahl von Kanonenkugeln haben!“ „Aber sind Sie sich sicher, das Ikari bloß ein Spatz ist? Es gibt kaum einen größeren Narren, als der, der einen Sperling mit einem Adler verwechselt!“ „Wenn ein Spatz das Problem ist, dürfte ein Wurm das Problem lösen! Wenn nicht… haben wir noch andere Karten in unseren Ärmeln.“ „Apropos! Wie sieht es denn mit unserer letzten Trumpfkarte aus?“ „Genau, was macht das Ass?“ „Überzeugen Sie sich selbst… Tabris!“ Dieses Wort war es dann, das Ewigkeiten aus stillem Raum entfernt eine Wirkung auslöste, eine Wirkung dort, wo Nähe und Ferne, Ursache und Wirkung alle Bedeutung verloren hatten,... Unter einem Sternenhimmel, dessen Glanz von keinerlei künstlichen Lichtern verdrängt wurden, zwischen fahlen, von Kratern zernarbten Steinen, die von keiner Atmosphäre von der Kälte und Stille des Universums getrennt wurden, konnten nicht einmal die sonst so beständigen Mikroorganismen gedeihen – Man könnte es eine trostlose Einöde nennen, aber für die Männer, deren Gesichter hinter den schwarzen Monolithen verborgen blieben, war es ein Ansporn, ein unberührtes Eden ursprünglicher Natur, die nicht angetastet worden war, seit die Götter sie geschaffen hatten, wo die einzige gerade Linie der Horizont war. Die einzige Verunstaltung, die einzigen verdrießlichen Akte von Vandalismus waren ein paar Fußabdrücke, eine lang verlassene Amerikanische Flagge, ein zurückgelassenes Fahrzeug, und eine Station…. Doch diese konnten ihre Schöpfer verschmerzen und entschuldigen dadurch, dass sie dazu gedacht war, alle anderen dieser Spuren zu vernichten und die so entweihte Welt zu reinigen und zurückzuverwandeln in ein ursprüngliches Paradies, wie es alle anderen Himmelskugeln waren außer diesen beiden, die niemals von Sünde berührt worden waren. Einen Versuch hatte es schon gegeben, und auch dieser hatte seine Spur hinterlassen, in gestalt eines langen, roten Streifens, der die reine Oberfläche aus fahlen Stein befleckt hatte, die nie zuvor solch intensive Farben enthalten hatte… Doch durch diesen Streifen ging ein weiterer quer hindurch, eine Anordnung von schwarzen Särgen, ein Versprechen von einer endgültigen Reinigung, dass nun fünfzehn Jahre nachdem es geschworen war, seiner Erfüllung Nahe kamen. Dieses Wesen, das hier inmitten dieses Niemandslandes doch ihre Worte hörte, war der Feind, und doch repräsentierte es in gewisser Weise das, wonach diese alten Männer strebten, denn so, wie sie jetzt waren, konnten die Menschen in solch einer „reinen“ Welt nicht existieren – Doch dieser früh abgepasste „Kriegsgefangene“ von ihnen, wenn man ihn denn so nennen durfte, gab ihnen einen Vorgeschmack von der Vollkommenheit, die sie zu erlangen versuchten, von der Freiheit, die die nächste Stufe für sie bereithielt – es war ein paradoxer, verwirrender Anblick, der schon durch seine bloße, himmlische Schönheit, seinen Glanz und seine Eleganz Gier und Wahn kochen ließ… Denn das, was sie selbst nur durch Mauern aus Technik und Metall erreichen konnten, lächerliche, zerbrechliche Blasen aus Biosphäre, die eine geeignete Macht oder auch nur ein durch ein winziges Detail verschuldeter Unfall völlig verheert werden könnte, war ihm in die Wiege gelegt worden: Sein äußeres entsprach dem eines Einzelnen, aber das war trügerisch – in dieser kleinen, unscheinbaren Form komprimiert war eine ganze Art von Wesen in ihrer Ganzheit und Vollkommenheit; Ganz, vollkommen und Freudvoll wie die unsterblichen Götter, vollkommen, weil es nichts gab, was ihm fehlte, nichts gab, was er brauchte und nichts, was ihn hätte beschränken können in seiner Vollkommenheit. Hier, unabhänging von Licht, unabhängig von Wärme, unabhängig von Zuflucht und Materie, die verstoffwechselt werden könnte, dem Universum in seiner grundlegensten Gestalt ausgesetzt, thronte er, der schwarze Prinz des weißen Mondes, und er schämte sich nichteinmal seiner Nacktheit, weil er keinen Grund dafür hatte, weil er nie vom verbotenen Baum gegessen und auch nie den Zorn der Götter auf sich gezogen hatte – Fähig, wissen zu enthalten, wie es die Menschen waren, aber ewig wie die Botschafter – Das war das Ergebnis der Forschung in Richtung künstliche Evolution, das vollständige Produkt, der Prototyp einer neuen Menschheit und zugleich ein möglicher Schlüssel zu ihrer Geburt – Natürlich vermuteten die alten Männer längst, dass Ikari seinen eigenen Prototyp und seine eigenen großen Entwurf hatte, in diesem Mädchen, dass für NERV gewesen war, was dieses Geschöpf hier für SEELE gewesen war, es gab also zwei, zwei mögliche Blaupausen für die ultimative Lebensform, und die Möglichkeit, dass sie der neue Adam und die neue Eva für eine neue Menschheit werden könnten – oder doch nur ein neuer Luzifer und eine neue Lillith, um die alte Menschheit heimzusuchen? Die Alten waren sich ziemlich sicher, das Ergebnis zu kennen. Sie sahen es vor sich, wie sie das perfekte Geschöpf sahen, ihren Bauplan für die Perfektion, wie eine sachte Regung durch sein Gesicht ging, ein Tropfen von Leben, der bestätigte, dass dieses Wesen doch tatsächlich lebte und real war – Man hätte seine Form mit der eines heranwachsenden Jungen verwechseln können, wie man ein Einhorn mit einer weißen Stute verwechseln könnte, oder eine Fee mit einem Insekt, eine Illusion, die Wahrheit vor denen beschützte, die schon verlernt hatten, zu sehen. Seine Haut war wie Alabaster, sein Haar wie Fäden aus gediegenem Silber, wie man sie in der Natur nur äßerst selten fand, und nur selten mit solchem Glanz – fast könnte man ihn für eine dieser Statuen der alten Zivilisationen halten, bildliche, idealisierte Oden der Götter und Helden der Vergangenheit, Perfektion, wie sie diese Erde noch nicht berührt hatte. Er öffnete zaghaft seine Augen, tief Weinrot und ein ganzes, kleines Universum in dieser Iris, dass einen ganz eigenen kleinen Reigen tanzte, während sich die weite der Pupille den Lichtverhältnissen anpasste, fast, als würden diese Augen ihr ganz eigenes Leben führen, diese augen, wie alles an ihm makellos genug, um jemanden in den Wahnsinn zu treiben… In den alten Überlieferungen hieß es, dass die wahre Gestalten eines Engels einen mit ihrer Schönheit zum Weinen zu bringen konnten, dass die Herrlichkeit der höheren Engel so überwältigend war, dass sie den Körper eines Menschen hinwegbrennen und die Seele direkt in den Himmel schicken konnten – Das war etwas gewaltvolles, himmlische Schönheit. Und ein einziger Blick auf diesen Jüngling reichte aus um zu verstehen, was das bedeutete. Ganymed! Atinous! Adonis! Wie bedeutungslos erschienen doch diese Traumgestalten im Vergleich mit dieser wahrhaftigen Lichtgestalt und seinem berauschenden Lächeln – Er war ein Wesen der Freude, ein Jünger des Dionysus genau so wie der Erlösung. Das bloße Aussehen dieses Wesens reichte aus, um einen zu lehren, was Ehrfurcht ist. „Ich weiß…“ antworte er auf den Ruf seiner Kerkermeister, mit einer hohen, melodischen Stimme, eine Lyra oder eine Harfe, verpackt in die Beschränkungen menschlicher Stimmbänder aber ohne die Fehler, die das adjektiv „menschlich“ für gewöhnluch implizieren würde. „Der Junge hat nach seinem Erwachen nun das zweite Stadium betreten und seine Entwicklung setzt sich stetig fort…“ „Ja. Der Apokryphenkodex in den Schriftrollen ist in die Gesetztestexte übergegangen. Wir haben viel zu besprechen.“ Von dem Standpunkt eines ewigen Wesens, für das Zukunft oder Vergangenheit keinen unterschied machten, konnte er die Worte seines Auftraggebers, der sich ihm in der Form eines dunklen Monolithen mit nur den Zahlen „01“ als Hinweis auf seine Identität präsentierte. „Der Kodex… Alles wird geschehen, wie es geschehen muss, ob ihr es nun zu lenken versucxht, oder nicht… Was ist der Sinn darin, sich an ein vorbestimmtes Schicksal zu klammern? Besonders an ein Schicksal der Vernichtung?“ „Du würdest es nicht verstehen, du bist ein Engel – Der Engel des freien Willens, obendrein…“ meldete sich ein weiteres Mitglied der Versammlung zu wort – Der einzelnen Monolith wurde von vielen weiteren zu einem ganzen Zirkel ergänzt, der sich um den vermeintlichen Jüngling herum aufspannte. „Menschen sind keine Götter. Menschen können nichts aus dem Nichts erschaffen. Menschen brauchen immer erst etwas, mit dem sie anfangen können.“ „Doch es gibt einen Mann, der danach strebt, seine Macht der der Götter gleich zu machen.“ „Einen Mann, der ebenfalls danach strebt, die Büchse der Pandora zu öffnen.“ „Einen Mann, der sie schließen will, bevor die Hoffnung erscheinen kann!“ „Hoffnung?“ fragte der Junge, irgendwo zwischen Unglaube und Belustigung. „Das ist die Hoffnung der Lillim?“ „Die Hoffnung hat so viele Formen, wie es Menschen gibt.“ „Weil die Hoffnung letzlich nur in den Herzen der Menschen existiert…“ „Aber unsere Hoffnungen sind dabei, Realität zu werden….“ „Durch Lillith, Urmutter der Menschen, den falschen Erben vom schwarzen Mond…“ „Und durch Adam, Urvater der Engel, den rechtmäßigen Erben vom weißen Mond!“ „…dessen auferstandene Seele nur in dir existiert!“ „…dessen wiederbelebter Körper aber bereits Ikari in die Hände gefallen ist!“ „Dann ist Ikari Gendo also… wie ich?“ „Ja. Deshalb hatten wir keine Wahl, als unsere Hoffnungen dir anzuvertrauen!“ „Ich weiß… Schließlich ist das auch der Grund dafür, dass ich hier bin.“ „Jawohl. Die Zeit, den Vertrag zu erfüllen, rückt näher!“ Seufzend, aber dennoch lächelnd, ohne dabei herablassend zu werden richtete sich der Botschafter schließlich auf, von seiner Position aus eine große Baustelle überblickend, Gerüste, Rohre und Kräne, geschart um ein einziges, großes Werk, bedeckt mit einem „Anzug“ aus einer gummiartigen Substanz und nichtzuletzt eine Maske, um ja zu vermeiden, das man versehendlich auf das Antlitz Gottes blickte – Das große Werk nahte sich auch hier seiner Vollendung und wartete nur noch darauf, das anderswo die letzten Puzzleteile ihren Platz einnahmen. „Dann wird es also der Dritte sein, hm? Du änderst dich nie…“ und ohne sein Lächeln auch nur eine Sekunde lang zu unterbrechen, wendete er seinen Kopf nun fast sehnsüchtig zur Erde hinwenden, die von hier aus gesehen ein bläuliches Licht auf ihren Trabanten zu werfen schien. „Ich kann es kaum erwarten, dich endlich zu treffen… Ikari Shinji-kun… Dieses mal werde ich zumindest dich glücklich machen.“ --- Dann war dieser Tag also vorüber, und an dem dazugehörigen Abend, als er fertig umgezogen und zugedeckt in seinem Bett lag und eigentlich nichts mehr für ihn zu tun blieb, als die Augen zu schließen und darauf zu warten, dass der nächste Tag sich hierher bequemte, und wie an jedem anderen Tag, an dem sein komplettes Weltbild nicht von einer erschütternden, unmöglichen Wahrheit zertrümmert worden war, die nur die im Stillen schmorende Ahnung zurück ließen, dass er von dieser Welt und ihren Funktionsweisen vom Augenblick seiner Geburt bis jetzt nichts das geringste Begriffen hatte. Er wusste nichts, konnte nichts dagegen tun, konnte zu niemandem gehen, und es konnte oder würde ihm auch sonst keiner etwas darüber sagen, es war also schon von Vorneherein absehbar, dass ihm die Informationen fehlten, um zu einem sinnvollen Ergebnis zu kommen. Er wollte nicht darüber nachdenken müssen, und wenn es sowieso nichts bringen würde, wenn es gar nicht erst die Möglichkeit gab, dass dabei am Ende etwas sinnvolles herauskam, dann machte es sowieso keinen Unterschied – Es fühlte sich wie eine Flucht an, aber er konnte sich keine Rethorik aus den Gyri und Sulci seines Hirns ziehen, die ihn davon hätte überzeugen könnte, wieso es eigentlich seine Pflicht war, sich noch mal gepflegt vor deas geistige Auge zu führen, wieso er absolut erledigt und allein mit diesen Gedanken war – Er war erschöpft und hatte genug von alledem, nicht mal die dämliche Zimmerdecke wollte er noch sehen, sodass er sich stattdessen auf die Seite rollte und sich fest in seine Decke wickelte, die sommerliche Hitze konnte ihn so oder so mal kreuzweise. Entfernt kam ihm der Gedanke, dass er mit dem Verlauf dieses Tages ja vielleicht noch völlig begnügt hätte, wenn da nicht dieses Wissen wäre… vielleicht wären da jetzt irgendewo kleine bunte Streuseln von etwas positiven in dem großen, schwarzen Sumpf, der sich dort breitgemacht hatte wo eigentlich seine kohärenten Gedanken hätten sein sollen – entfernt fragte er sich, woran er jetzt wohl denken würde, ohne dieses Wissen, dessen absolute Prophezeihung alles andere totgeschlagen hatte – An seinen Vater vielleicht? Wenn er sich recht entsinnte hatte er das zumindest gestern getan – Diese Entfernung, unerträglich! Selbst die ursprünglichen Quelle seines Leides, der Anfangssingularität, zu dem man immer wieder zurückkam, wenn man dem dunklen Strudeln seiner Pein bis zu schieren Wurzel seiner Seele folgte, war nur noch ein verblasster Traum aus einem anderen Leben. …war wirklich so vielZeit vergangen, seid dem Augenblick, an dem er diesen Brief geöffnet hatte? Irgendwann während seiner Reise nach Tokyo-3, hatte es da einen …seltsamen Moment gegeben? Irgendwas… Ungewöhnliches? Er konnte sich nicht entsinnen. Er hatte davon überhaupt nicht so viel zurückbehalten, es war eben ein Zugfahrt gewesen und es war über drei Monate her, wie viel behielt ein durchschnittlicher Mensch von irgendeiner einfachen Zugfahrt zurück, von jeder einfachen Zugfahrt, die er in seinem Leben bewältigt hatte? Oder war es gar nicht während der Fahrt, sondern kurz nach seiner Ankunft…? Oder vielleicht war es ja vorher gewesen, als er dieses verflixte Stück Papier das erste mal in den Händen gehalten hatte. Ah. Da war er, der gute alte Hass, die Wut und Enttäuschung in ihrer vertrauten Intensität – besser den Teufel, den er kannte, als den, den er nicht kannte, besser Schmerz als Leere. Zumindest eins war trotz aller Irrungen und Wirrungen noch gleich geblieben, in seinem bisherigen Leben, und seid er hierhergekommen war, allen bizarren neuen Erfahrungen zu trotz. Der Grund für seinen Schmerz, der immer gleich geblieben war – Er könnte fast schon meinen, dases gut tat, diese vertrauten Frustrationen zu fühlen, es war gut, überhaupt etwas zu fühlen in dieser Welt, die trotz ihrer anschaulichen, fest greifbaren Realität doch mehr und mehr zwischen seinen Fingern hindurchzusickern schien. Zumindest hier in der Finsternis kannte er sich selbst – Hier, wenn nirgends sonst. Mit dieser grimmigen Einsicht zog er sich die Decke über den Kopf, und wartete auf die Umarmung der Nacht. --- Und so kam es, dass all diese Ereignisse, wie es sich für jene mit aufmerksamen Geistern schon eine Weile angebahnt haben könnte, vor nicht all zu langer Zeit aber dennoch kaum möglich erschienen wäre, stillschweigend unbemerkt und doch ganz offensichtlich den Lauf genommen hatten, den sie immer zu nehmen bestimmt waren: Der junge Messiah war nun endlich aus seinen Träumen erwacht und begann, sich des Gewichts des Kreuzes bewusst zu werden, dass er zu tragen haben würde. Während die junge Kriegerin nach dem langen Ringkampf mit ihrem nutzlosen Stolz rang zu dem Ergebnis gekommen war, das sie einen Weg finden musste, über ihren Schatten zu springen, saßen der falsche Prophet und seine Geier in ihrem Turm und berieten darüber, wie sie sich der Loyalität ihres abtrünnigen Jüngers vergewissern konnte, der seine schwarze Seele seinerseits schon an jemand anderen verkauft hatte, noch unwissend, dass die junge Göttin, die den fleischgewordenen Fußpunkt seiner Hoffnungen darstellte, unabhängig von ihm begonnen hatte, nach dem Sinn ihres Daseins zu suchen. Kurz gesagt hatten all diese Entwicklungen und stetigen Veränderungen den Punkt, an dem sie nicht mehr ignoriert werden konnten, endlich ein- für alle Mal erreicht. --- „Ja, ich denke, ich will sie noch einmal sehen… denn meine Gefühle damals waren real.“ EIN LIEBENDES HERZ WARTET AUF DICH ___________________________________________ (1) So, yep, das wars. Die Katze ist nun endgültig aus dem Sack… zumindest ein Stück weit. Hehehe… Auf den nächsten größeren Brocken Erklärung werdet ihr ein Weilchen warten müssen, aber seid beruhigt: Das Kenny hat einen Plan. (2) Schon gehört? Gleich 3 neue Q/3.X trailer INC! Einer nach dem anderen! Schnell gucken, es ist bereits alles auf Youtube und sehr erfreulich/vielversprechend. Selbst der Soundtrack verspricht wieder Ohrgasmisch zu werden. Trotzdem: Armes Shinji. Dem Trailer nach zu urteilen wir er in Q wohl wieder mal heftig leiden müssen. Armes bedauernswertes Kerlchen. Es kränkt mich jetzt schon, dass wir wahrscheinlich mindestens nen Monat nach dem Release warten müssen, bis wir überhaupt so etwas wie einen wackeligen Camrip mit subs haben… (3) Die Sache mit den „Erzverräter[n] in den Mäulern des Luzifer“ ist eine Anspielung auf Dante’s „Divina Comedia.“ (4) Auch bei „Understanding“ konnte ich mich nicht wirklich zwischen der Original- und der Sound-Asleep-Version unterscheiden und habe es einfach mal zusammengebatscht. (5) Die „drei Schicksalsgöttinen am Fuße dieses Weltenbaumes“ sind hingegen eine Anspielung auf die Schicksalsgöttinen der germanischen Mythologie, aber Yui meint jemand anderes, von der es drei Stück gibt… Die „Antwort des Mathematikers“ ist, wenn man auf A oder B „Ja“ antwortet, oder etwas anderes, das nicht verrät, welche von den beiden Optionen man eigentlich meint… (6) Auch die „Ruinen von Arka“ sind aus dem Proposal, die meisten von Yuis alternativen Szenarien von verschiedenen Spinoffs, alternativen Plänen für Rebuild (Ja, darüber, was sie aus Mari machen sollen, heben die sich laaange den Kopf zerbrochen, mit vielen verschiedenen Vorschlägen) und so weiter inspiriert – 50% für die Wahrscheinlichkeit, das es zwischen Shinji und Asuka funkt mag zunächst zu niedrig aussehen, aber wenn man’s recht bedenkt, waren ja zb. Rebuild!Shinji (zumindest bis jetzt), GakuenDatenroku!Shinji und Manga!Shinji nicht sehr interessiert. An dieser Stelle will ich aber sagen, das hier ansonstenkeine weiteren Elemente aus dem Manga vorkommen werden, auch weil meine zugegeben subjektive, persönliche Meinung ist, das der Manga ziemlicher Schrott ist… nur eine Neuerung des Mangas, der ich einfach nicht wiederstehen konnte, kann ich euch schon einmal versprechen: Kaworus Kettensäge. *muahahaha* An dieser Stelle sollte ich euch auch den Hinweis geben, das Yui (die Muttie) laut der „Classified Information“ die Tochter eines einflussreichen SEELE-Mitglieds ist, und tja, ich hab noch kein Beispiel dafür gesehen, das jemand damit fanficmäßig was gemacht hätte… (7) Die Betrachtungen zu der Inneneinrichtung der Mitsurugis sollten so eine Art Kontrast dazu sein, wie Gendo alle Erinnerungstücke an Yui (inklusive Shinji) kategorisch entsorgt hat. (8) Die bezaubernden Technikerinnen Satsuki Ooi, Kaede Asano und Aoi Mogami sind aus dem „Shinji Ikari Raising Project“-Manga entliehen. Weiß nicht, ob sie über dieses kleine Cameo hinaus noch auftauchen werden, vermutlich nur im Hintergrund. Aber ich denke es gibt der ganzen Organisation eher ein „Gesicht“ und den späteren dramatischen Ereignissen eher ein „Gewicht“ wenn verdeutlich wird, dass die ganzen dort arbeitenden Leute eben keine homogene Masse sind, sondern Namen haben. (9) Fuyutsukis Text letzte Zeilen hier sind an ein paar geschmissene Szenen aus der CR angelehnt. (10) So, das war’s mit dem „Erklärungs-Mini-Arc“ XD Demnächst in diesem Kino: Der Rest des 2. Aktes wird aus vier kürzeren Abschnitten aus 1 bis 2 Kapiteln und drei größeren Storyarcs (Etwa von der Dimension des Second-Impression-Arcs) bestehen – als nächstes steht das erste der kurzen Abschnitte an, dh. der sooft versprochene Plot von Episode 11, (bei dem es auch endlich wieder etwas „Äktschün!“ geben wird ;) ) gleich in Kapitel 14 : [Darkness in Paradise]. Dann kommt das erste der größeren Storyarcs, in dem unter anderem eine Dame namens Maria Vincennes auftauchen wird, die ihr vielleicht… na ja, wohl eher nicht, aus dem offiziellen EVA Pen-& Paper RPG kennt. Ich persönlich besitze dieses leider nicht, habe jedoch einige Bilder und eine knappe Beschreibung von Maria als inspirationsmaterial zu Verfügung, und dachte, dass ich sie der Vollständigkeit halber einbauen sollte, da ich ja auch Mayumi und Mana eingebaut habe bzw. einzubauen gedenke. Allzuviel Informationen hab ich nicht, aber ich hatte ein paar gute Ideen wie ich ihren Charakter verwenden könnte, auch als Kontrastfigur und um gewisse Möglichkeiten auszuleuchten. In dem originalen Material war sie unter anderem noch einen Doktortitel, was mir zu unrealistisch und zu sehr von Asuka abgeklatscht war, weshalb ich mir diesen Teil bewusst sparen werde. Mangels Wissen über die Storyline des Spiels und und aufgrund einiger Ideen, die ich gerne verfolgen würde, wird das nächste Mini-Arc, dass außer Marias Ankunft noch ein paar ganz andere interessante Geschehnisse beinhalten wird (Unter anderem etwas denke ich recht unerwartetes mit Asuka, die neben Maria auch eine große Rolle spielen wird, und andere Situation, die ich gerne einmal „durchprobieren“ wollte…), nun zum ersten Mal zu einem großen Teil meiner eigenen Feder entspringen. Zur Feier der Q-Trailer gebe ich hier mal einen eigenen „Trailer“ zum Besten: Der weitere Plan für den 2. Akt sieht so aus: a) Episode 11 Miniarc b) Maria/Asuka Arc c) Kleines Miniarc mit Ritsuko d) „Unbeschwerte Tage“-Miniarc – Auch größtenteils aus meinem kranken Hirn e) Nächstes größeres Storyarc, featuring Mana Kirishima f) „Erbe“-Miniarc, featuring Experiment-chan und ERKLÄRUNGEN! Lol g) Finale des 2. Aktes Reihenfolge von c) und d) kann sich noch ändern, mehr verrate ich aber noch nicht ;) Nur eines: Überraschungen Ahoi! DANKE FÜR ÜBER 60 KOMMENTARE! Ihr seid die Größten! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)