Children of the Prophecy von Kendrix (Die Kinder der Prophezeihung) ================================================================================ 07: [The Second Impression] --------------------------- I'm just a teenage dirtbag baby Like you -Wheatus, ‚Teenage Dirtbag‘ --- Der Traum, der ihn diese Nacht ereilte war wie seine jüngsten Vorgänger irgendwo zwischen den prophetischen Visionen und einem gewöhnlichen Traum. Er war in dem Sinne wie ein normaler Traum, dass er keine Szenen der Verwüstung zeigte, sondern einen Mischmasch von Fantasie und Dingen, die den jungen EVA-Piloten zurzeit beschäftigten. Dieses Mal waren es nicht mal besonders kryptische oder beängstigende Dinge, was ihm wohl ganz recht kam, da er sich schon im Wachzustand mit genügend Dingen herumschlagen musste, die erwachsene Männer in die Verzweiflung treiben könnten… von schüchternen vierzehnjährigen Jungen ganz zu schweigen. Und doch waren einige Dinge daran falsch und einfach jenseits dessen, was in simplen Abfallprodukten seines Unterbewusstseins auftauchen dürfte… Da waren Menschen, die er noch nie gesehen hatte, und ihm doch unheimlich vertraut schienen, als habe er sie für Ewigkeiten gekannt und nicht zuletzt dieser unheimliche Eindruck von Vertrautheit, der den Visionen immer nachgefolgt war… Er hatte fast schon begonnen, ihn einfach hinzunehmen… Ja, wenn er es genauer betrachtete, glaubte er sogar, in diesen Visionen Mayumi gesehen haben, obwohl er ihr erst vor ein paar Tagen begegnet war, lange, bevor er Erinnerungen an ihr Gesicht hätte haben können… genau wie damals bei Asuka… Der Traum fing an sich ganz harmlos an. Er stand in seiner Schürze, die aus irgendeinem Grund statt ihrer einheitlich grünen Farbe ein AT-Feld-ähnliches Muster zeigte, und hackte friedlich etwas Gemüse für das abendliche Süppchen des Katsuragi-Haushaltes, wie zum Beispiel ein paar Möhren und frische Frühlingszwiebeln. Gerade, als er größtenteils damit fertig war, und dabei war, das Grünzeug in den Topf zu kippen, hörte er, wie die Tür ins Wohnzimmer aufgeschoben wurde. Als er von seinem kulinarischen Kunstwerk aufschaute, um zu sehen, mit wem er da die Ehre hatte, staunte er nicht schlecht. Da war schon etwas Irres, Zufallsmäßiges dabei… Es war Rei, und sie trug aus irgendeinem Grund ihren Plugsuit, inklusive Interface-Headset, sich im Türrahmen, indem sie stand, festhaltend und den Kopf etwas gesenkt tragend… Sie stand einfach in seiner Wohnung, obwohl das irgendwie nicht passen wollte… Er könnte sich vorstellen, sie bei NERV anzutreffen, oder in der Schule… Aber hier..? Es war nicht so, dass er sich nicht freute, sie zu sehen, aber sie hatte eigentlich keinen Grund, hierherzukommen, oder…? „Uhm… Hallo Ayanami.“ Grüßte er freundlich, wenn auch etwas zurückhaltend. „Was führt dich her…?“ Sie schaute auf. „Ikari-kun…“ Das klang nach ihrer Stimme, aber… die Art wie sie sprach, klang nicht an ihr. Sie sagte seinen Namen bestimmt, gefühlvoll und irgendwie berührt, als erhoffe sie sich von ihm mindestens die Erlösung ihrer Seele…. Ja, sie betonte ihn genauso, wie er es sich immer gewünscht hatte… „A-Ayanami, was… was ist denn…? Ist alles in Ordnung…?“ Statt schlüssig zu antworten, trippelte sie unbeholfen in seine Richtung und schickte ihn mit einer sorgfältigen Regung ihrer Lippen zurück in den siebten Himmel: „…Ikari-kun… Ohh….“ Da war ein pornofilmreifes Stöhnen und ein plötzlicher Verlust der Standfestigkeit, der jede schwächliche Heldin aller Viktorianischen Dramen zusammen im Quadrat in den Schatten stellte… Er ließ das Grünzeug stehen, liegen und über die Arbeitsplatte purzeln, um es noch irgendwie zu schaffen, ihr seine Arme als Landeplatz anzubieten. „A-Ayanami… Was… was ist los…?“ Das hier wurde langsam… sehr seltsam. Ein paar niedliche Wimmerlaute von sich gebend schüttelte sie sich etwas in seinen Armen und schaute dann mit großen, sehnsüchtigen Kulleraugen zu ihm hoch. „Ikari-kun… ich… ich brauche…“ „W-was…? Ayanami, sag mir doch, was… Wasser? Aspirin? Ein Telefon…?“ „I-Ich brauche…“ Sie hob ihre etwas zittrige, engelsgleiche Hand, die in ihrem schneeweißen Plugsuit wie Porzellan wirkte, und griff sich zärtlich die seine, sie dabei vorsichtig von ihrer eigenen Schulter lösend. „Ich brauche… dich….“ Und dann packte sie seine Handfläche ohne Umschweife auf ihre pralle, runde Brust, die sich unter dem Plugsuit nicht viel anders anfühlte als ganz ohne. Es blieb wohl kaum zu sagen, dass seine Hand ihren Busen seit ihrem letzten Treffen bitterlich vermisst hatte und sich nach der langen, entbehrungsvollen Wartezeit über alles freute, sie wiederzusehen. Wäre das eine dieser Komödien würde er jetzt Nasenblutend am Boden liegen. Die Art, wie sich dieses Kribbeln durch seinen ganzen Körper zog, war fast schon unwirklich… ihm wurde schon allein von der bloßen Berührung heiß, kalt und ganz anders… Seine Versuche, die Brust etwas zu kneten waren eher unwillkürliche Zuckungen, die sein Körper vollführte, weil sein Verstand soeben ein Loch ins Dach gesprengt und in die nächste Galaxis ab gedüst war… Doch es kam noch wesentlich heftiger, als schlanke, rosige Arme ihn von hinten umfingen und sich direkt auf den Weg zu den entscheidenden Stellen machten. Es war Asuka, die aus irgendeinem unwahrscheinlichen Grund nichts als eine rosa Schürze anhatte, und ihn mit einem spielerisch-verführerisch-boshaften Lächeln bedrohte, bevor sie eines ihrer lieblichen, langen Beinchen zwischen die seinen Schob. Unlogisch, wie Träume eben waren, konnte er das alles sehen, obwohl sie sich hinter ihm befand. Und dieses ungewohnte, prickelnde, warm-feuchte Gefühl an seinem rechten Oberschenkel…? Misato, in ihrer roten Uniformjacke, der knappen, halb-durchsichtigen roten Spitzen-Reizwäsche, die er gelegentlich in die Waschmaschine warf, und nicht wesentlich mehr. Sie saß gleich einer Katze auf dem Boden und schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, auch die klitzekleinsten Häärchen auf seiner nackten Haut mit ihrer Zunge zu kitzeln… ganz egal, ob er sich eben noch hundertprozentig sicher gewesen war, dass er seine Uniformhose anhatte. Aber wenn sie zu seiner rechten saß, wessen Fingerspitzen waren es dann, die ihn zu seiner linken zärtlich streichelten…? …Nochmal Rei? Wenn sie nicht ein anderes Outfit, genauer gesagt ein sehr lose sitzendes Krankenhaushemd tragen würde, hätte er gemeint, er sähe doppelt… Immerhin war es tröstlich, dass zumindest ihr Gesichtssaudruck so aussah, wie er es von dem First Child, dass er kannte, erwarten würde. Er war also mindestens nicht völlig meschugge. „Oh, Ayanami… ich wusste gar nicht, dass du eine Zwillingsschwester hast…“ „Ich habe auch keine. Aber es ist so etwas ähnliches. Das bedeutet wohl, das ist die Dritte bin...“ Mit dem anderen blauhaarigen Mädchen, das in einem schwarzen(?!) Plugsuit neben ihr saß und erwartungsvoll zu ihm hoch blickte, waren es dann tatsächlich drei. "Wenn Ayanami Rei hier wäre, würde sie dann mit dir kopulieren wollen?" "Ich bin hier." gab die Rei-ähnliche person in dem Krankenhaushemd zurück. "Beantwortet das deine Frage?" "ich denke schon." meinte die in schwarz. "Und was jetzt? Gibt es irgendwelche Befehle seitens des Commanders?" "Scheiß auf den Commander." kommentierte die selbsterklärte Nummer drei. "Ein anderer Ikari braucht uns jetzt..." Okay, das war jetzt eindeutig zu viel des Guten. Dass ihm nicht in diesem Augenblick der Kopf explodierte, konnte er wohl darauf zurückführen, dass die Gesetzte der Physik in Träumen gemeinhin nicht galten. Aber davon, dass ihn diese Situation nicht von den Füßen haute, konnte er nicht mal träumen. Er landete erstaunlich weich, wenn man bedachte, dass eigentlich sowohl Asuka als auch die Arbeitsplatte der Küche hinter ihm sein sollen hätten. Benebelt schaute er auf… und erblickte statt seiner vertrauten Küche einen splitternackten, silberhaarigen Jungen, der völlig unbekümmert auf ihn herablächelte. Als er gedacht hatte, dass seine Gesichtsfarbe sich nicht weiter ins rote verschieben könnte, hatte er sich offensichtlich geirrt. Seine Finger und zehen mussten sicher ganz weiß sein, weil das gesamte Blut in seinem mittlerweile dunkelvioletten Gesicht und… wo anders gebraucht wurde. „Oh… Kaworu-kun… Du hast ja gar keine Kleidung an…“ Dass er den Namen dieses Jungens gar nicht hätte kennen sollen, weil er ihm noch nie zuvor begegnet war, war ironischerweise das, was an dieser ganzen Situation am wenigsten unplausibel war. Irgendwas sagte ihm entgegen seines gesunden Menschenverstandes, dass die Tatsache, dass dieser Junge einfach weiter lächelte, auch eine der letzten Oasen der Normalität war. „Ach, warum denn nicht?“ fragte er amüsiert. „Ich habe doch nichts, wofür ich mich schämen müsste… und du doch eigentlich auch nicht, Shinji-kun.“ „Genau, sei nicht so schüchtern!“ Ein Mädchen. Keins das er kannte. Kurze, rötlich-braune Haare, Sommersprossen und ein rosa Handtuch. „M-Mana-chan…“ Die weiche Landung von eben…? Ihr warmer Schoß. „Erinnerst du dich noch an unser letztes Treffen…?“ Natürlich nicht. Außer… doch. „Warum tust du mir nicht den Gefallen, den ich dir getan habe, und machst dich nackig…?“ "Genau, Ikari-san!" stimmte ein weiteres Mädchen mit langen, braunen Haaren zu fröhlich zu. Er konnte nicht sagen, wo, aber er glaubte, sowohl ihren Akzent als auch die form ihres Gesichts, gerade so um den Unterkiefer herum schonmal irgendwo gesehen zu haben, aber nicht bei einem Mädchen... Sie trug ein blaues Halstuch und ein weißes Kleid das so knapp war, das Shinji auch ohne die mysteriösen Deja-vu-Erlebnisse geschätzt hätte, dass sie da normalerweise noch etwas mehr hätte darunter tragen müssen. "Als dein behandelnder medizinischer Offizier verordne ich dir eine gute Portion ausziehen! Regelmäßiger sexueller Verkehr soll sogar schlank machen!" „Ich denke auch, dass das eine gute Idee ist. Du nicht auch, Shinji-kun?`“ Mayumi. Weiß der Himmel, warum sie ihn mit Vornamen ansprach, und obwohl sie splitternackt war, noch ihre Brille auf der Nase hatte. „Warte, ich helfe dir…“ Sie löste sorgfältig einen Knopf seines Uniformhemds nach dem anderen, weiß der Himmel, wo seine Schürze hin verschwunden war… Ah, da war sie. Dieses Mädchen mit der roten Plastikbrille, dem himmelblauen Haarreif und den lächerlich galaktotastischen Atombusen war gerade dabei, ihr Gesicht auf überaus verführerische Art und Weise darin zu vergraben. „Hmm…. Wirklich zum Anbeißen dieser Duft, kleines Nerv-Hündchen…“ Sie sprach langsam, dick-autragend und nicht, ohne sich gelegentlich die Lippen zu lecken: „So schön nach LCL, männlichen Hormonen und frisch geschnittenen Frühlingszwiebeln…“ Okay, okay… wo war hier die nächste Klapsmühle? Er würde sich gerne selbst einliefern… Nur, dass es bei weitem nicht zu Ende war. All den unglaubwürdigen Transfigurationen des Raumes zum Trotz war Ayanami (Die erste… oder eigentlich die zweite…? Na, jedenfalls die, die er kannte.) irgendwie noch an ihn geschmiegt und schien die Reise zum Boden inklusive Plugsuit mitgemacht zu haben. Ohne ihre liebreizenden Rubinaugen auch nur eine Sekunde lang von ihm abzuwenden, säuselte sie diese lieblichen Worte, die in seinen Ohren klagen wie eine Symphonie, die das versprochene Land von Milch und Honig verkündeten: „…Nimm… mich…“ BAM. Die üblichen Déjà-vu-Symptome wurden von dem viel physischeren brummen seines Schädels deutlich überschattet. Seine Augen einen spaltbreit öffnen traf er, wie sollte es denn auch sonst sein, nicht eine extrem kopulationswillige Rei, sondern seine gute, alte Zimmerdecke wieder- auch, wenn diese etwas weiter weg zu sein schien, als er es gewöhnt war. Dank einer Mischung aus verbliebener Müdigkeit, Kopfschmerz und der leichten Verwirrung, die zumeist mit einem unsanften Erwachen einherging, brauchte er ein Weilchen um zu erkennen, dass dieser über ihn hinausragende Schatten am Rande seines Blickfeldes sein Bett war, und dass sein Kissen ihm deshalb so ungewohnt hart schien, weil es überhaupt kein Kissen war, sondern vielmehr der Teppich auf seinem Fußboden. Immerhin war ihm die Decke gefolgt, als er aus seiner Schlafstätte gekullert war… teilweise. Autsch. Er würde den dumpfen Schmerz im Hinterteil seines Schädels einfach mal als gerechte göttliche Strafe für seine frivolen Gedanken ansehen. Er sollte sich wahrscheinlich zutiefst schämen… Da kannte er Mayumi gerade mal zwei Tage oder so, und sie war schon Teil seiner perversen Fantasien… Nicht auszudenken, wie sie reagieren würde, wenn sie jemals davon erfahren würde… Sie würde schreien und sich sichtlich traumatisiert fühlen… Oder schlimmer noch, wenn Asuka durch irgendeine Wahnwitzigkeit des Schicksals… Und… und, die Sache mit dem Jungen (dessen Name und genaueres Aussehen ihm wieder entglitten zu sein schienen), das war… das war… Kalte Dusche. Sofort. Ohne Umschweife. --- Nach diesem alles andere als glorreichen Start in den Tag dürfte es wohl kaum für erstaunte Blicke sorgen, dass das Third Child einen recht zombiehaften Eindruck machte, als er letztlich aus dem Badezimmer wankte, vor dessen Tür ihn bereits eine sehr ungeduldigste Asuka erwartete. Dass sie ihm subsequent knapp aber effektiv die Meinung geigte und lautstark die Tür zuknallte, bevor sie ins Bad verschwand, machte es nicht besser. Bizarrer Weise bot sich ihm jetzt die Möglichkeit, tatsächlich Grünzeug zu hacken und ein Süppchen zu kochen, doch schon der Gedanke daran reichte aus, um sowohl die Erinnerungen an den Traum als auch das damit assoziiert Blut hoch in seinen Kopf zu treiben. Toast. Heute Morgen würde definitiv wieder der alte Toaster zur Produktion des Frühstücks reichen müssen. Verdammte Hormone, und dreimal verdammte Pubertät. Warum konnte die ihm nicht zur Abwechslung mal etwas Gutes bescheren, wie einen kleinen Wachstumsschub zum Beispiel, oder wie wär’s denn man mit einer tiefen, männlichen Stimme…? Mit so was hätte er vielleicht auch mal Chancen, auch im realen Leben mal ein Mädchen abzukriegen… Von den Genen her müsste das doch eigentlich gehen, wenn man bedachte, dass sein Alter Herr ein regelrechter Panzerschrank von einem Mann war; Der einzige Grund dafür, dass er nicht dauernd gegen die oberen Enden irgendwelcher Türrahmen lief war wohl, dass selbst Immobilien einen gesunden Respekt vor ihm hegten und ihm aus dem Weg gingen… Hach… Wie ungerecht das Leben doch sein konnte! Da der Tag schon beschissen angefangen hatte, beschloss Shinji, dass es wohl das Beste sei, weiteres Unglück abzuwenden, in dem er Asukas für gewöhnlich lange Verweildauer im Bad dazu nutzte, ihr schnellstmöglich das Essen auf den Tisch zu setzen. Als er sich dieses Tisches dann aber besah, wurde es offensichtlich, dass er ihn vorher aufräumen müssen würde – Er war übersäht mit den Resten einiger Fertiggerichte, leeren oder noch geringfügig gefüllten Getränkeflaschen, deren verbliebenen Inhalt man wohl nur noch wegschütten konnte, und zu guter Letzt den leeren, aber noch recht fettigen Plastikschachteln von gestern Abend – Zumindest bei letzteren wusste er, wo sie hergekommen waren: Nicht einmal Misato war faul genug, um ihn nach dem Kampf gestern auch noch an den Herd zu schicken, sodass sie auf dem Heimweg beim örtlichen chinesischen Restaurant Halt gemacht hatte, und ihnen allen gebratene Nudeln mit Ente in Erdnusssauce spendiert hatte. Lecker. Nur schade, dass Misatos Angebot, die Verpackungen selbst aufzuräumen, nur heiße Luft gewesen zu sein schien… jetzt blieb es wohl doch an ihm hängen. Das aber erklärte nicht, wo der leere Nudelsuppenbecher, die Fish& Dip Packung inklusive leerem Saucenbehälter und die ähnlich leere Bierdose herkamen. Glücklicherweise war dieser Müll ausnahmsweise mal mit einer Erklärung in Form eines auf dem Tisch liegenden Zettels versehen: „Einen schönen guten Morgen, Shin-chan! (Hier war ein Herzchen eingezeichnet) Nur, damit du dich nicht wunderst, wo ich abgeblieben bin, ich hab ganz vergessen, dir zu sagen, dass ich heute für die Frühschicht eingetragen bin… Einen schönen Tag noch wünscht dir deine Misato!“ War ja klar, dass nur sie der Übeltäter sein konnte. Seufzend fing er einfach mal damit an, die Futterschüssel des ortsansässigen Pinguins mit ein wenig Thunfisch zu füllen, bevor er sich daran machte, das Tohuwabohu auf der Tischplatte zu beseitigen und das Toastbrot herauszuholen. Immerhin musste er dank Misatos Abwesenheit nur zwei Portionen fabrizieren, wovon er trotz der Verzögerung durch das Chaos auf dem Tisch immerhin eine hinbekam, bevor Asuka aus dem Bad kam. Natürlich brauchte er Worte des Dankes gar nicht erst zu erwarten; Das Second Child meckerte kurz darüber, dass der Honig auf einer der beiden Toastscheiben (Die andere war mit Frischkäse bestrichen und mit ein paar Kräutern dekoriert) sie am Ende noch fett machen werde, aß sie dann aber trotzdem. Etwa dann spuckte der Toaster die nächsten beiden Scheiben aus, und dieser Moment war es, den sich Asuka aussuchte, um zu versuchen, die Frage zu stellen, die schon seit einer ganzen Weile an ihrer Zunge geklebt hatte, sich aufgrund der Umstände aber nie davon lösen konnte. Jetzt, nachdem die letzte Versicherung davon, dass es diese begehrenswerte, andere Seite von ihm gab, nur eine Nacht zurück lag, nun, da er mit dem bestreichen seiner Toastscheiben beschäftigt war, sodass er die Unsicherheit in ihren Augen unmöglich erkennen konnte, begann sie, sich dem heißen Brei zumindest weitläufig zu nähern: „Ist schon Pech, was…? Ich schätze, jetzt, wo das First Child in der Basis bleiben muss, wird das niedliche kleine Projekt, dass ihr zwei euch da ausgedacht habt, wohl ins Wasser fallen.“ Warum musste sie nur immer so sticheln…? „So… ist das nicht… Wer hat denn gesagt, dass wir unser Projekt zusammen machen…?“ Auch, wenn er ihr sowieso den Rücken zugekehrt hatte, wich sein Blick beschämt zur Seite aus… Es war praktisch schon die Macht der Gewohnheit. Er hätte Rei wahrscheinlich fragen sollen… wer würde es denn sonst tun? Aber es war ja ohnehin egal, weil Rei ja sowieso nicht an dem Fest teilnehmen können würde… „Ihr macht es nicht zusammen?“ wunderte sich Asuka. Vielleicht war ihr ihr gegenüber ja doch loyaler, als sie gedacht hatte. „Das trifft sich gut! Dann kannst du mir ja bei meinem Projekt mit machen! Weißt du, eigentlich würde meine Wenigkeit an sich ja schon ausreichen, um das ganze Projekt selbst zu machen, aber es gibt mich leider nur einmal – ich bin sozusagen einmalig, und das Schulfest ist schon morgen… Kurz gesagt, ich könnte jemand brauchen, der mir bei der Drecksarbeit zur Hand geht, damit ich rechtzeitig fertig werde… Keine Sorge, das dürfte selbst für dich leicht genug sein, für die Aufgaben, für die man Köpfchen braucht, bin ich ja da!“ „Warum fragst du nicht die Klassensprecherin, ob sie dir hilft…? Ihr seid doch Freundinnen, oder…?“ Shinji fragte sich, warum sie denn bitte zu ihm kam, wenn sie ihn doch nicht ausstehen konnte – Liebte sie es so sehr, ihn herum zuschubsen und lächerlich zu machen…? Erst beklagte sie sich darüber, er habe kein Rückgrat, und dann wollte sie, dass er für sie das ‚Mädchen für alles‘ spielte und wohlmöglich ihre ganzen Utensilien für sie trug oder sowas… „Bist du bescheuert oder was? Als Klassensprecherin ist Hikari doch automatisch beim Organisationskomitee!“ „Uhm… was für ein Projekt willst du denn vorstellen…?“ „Das ist ein Geheimnis. Du wirst es eh noch früh genug erfahren! Aber lass dir eins gesagt sein: Es ist wesentlich cooler als alles, was dir oder deinen idiotischen Freunden einfallen würde!“ Und nach diesen Worten stopfte sie sich den letzten Rest ihres Toastbrotes in den Mund und machte sich davon, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Es war ihr nicht mal in den Sinn gekommen, ihn zu fragen, ob er nicht schon etwas anderes vorhatte, oder ob er überhaupt bei ihrem Projekt mitmachen wollte… und „Geheimnis“ bedeutete mit Sicherheit, dass sie selbst noch keine Ahnung hatte, was sie machen wollte… Trotz alledem trug Shinji ein dünnes Lächeln auf den Lippen, als er sich schließlich seinem eigenen Frühstück zuwendete – Asuka war wahrscheinlich gar nicht dazu in der Lage, andere Menschen auf andere Art und Weise um Hilfe zu bitten – alles andere wäre wohl unter ihrer Würde… Aber das alles änderte nichts daran, dass sie sich wirklich dazu herabgelassen hatte, ihn um Hilfe zu bitten… Schon, dass sie ihm nicht mehr die kalte Schulter zeigte, war schon sehr gut, aber, dass sie ihn um Hilfe gefragt hatte… das trieb ihm wenn er über die Implikationen nachdachte, schon ein wohlige Wärme in die Wangen… Doch wie dem auch sei, er sollte sich besser beeilen, wenn er in der Schule rechtzeitig ankommen wollte… --- Letztlich hatte Shinji seine Wohnung mit einer Toastscheibe in der Hand verlassen; Es gab schon einen Grund dafür, dass Asuka bereits losgelaufen war, und der war, dass es schon ziemlich spät war. Er versuchte den Weg zur Schule so zügig wie möglich zu gehen, auch, wenn dem durch die Tatsache, dass das Third Child nie besonders sportlich gewesen war, gewisse Grenzen gesetzt waren… Er hielt zwar kurz an der Gasse inne, wo er Yui schon einige Male getroffen hatte, halb davon ausgehend, dass sie hervorspringen und den Fehler in ihrer Voraussage erklären würde, aber sie kam nicht, und er hatte auch nicht die Zeit, auf sie zu warten. Vielleicht war es auch besser so. Asuka war sicher längst in der Schule – Und es würde Shinji nicht wundern, wenn das bei seinen Freunden auch schon der Fall wäre, jedenfalls traf er sie unterwegs nicht an. Dafür begegnete er überraschenderweise jemand ganz anderem: Aus dem Eingang eines kleinen Buchladens, an dem er oft vorbeigelaufen war, ohne wirklich von ihm Notiz zu nehmen kam just in dem Moment, in dem er gerade das zum wohlmöglich hundertsten Mal wieder tun wollte, etwas herausgelaufen, was seine Aufmerksamkeit sofort für sich beanspruchte: Ein Mädchen mit langen, schwarzen Haaren und einer Brille, die ein rosa Tütchen mit ein paar Büchern darin nah an ihrem Körper trug. Es war Mayumi. Kaum, dass sie den Landen verlassen hatte, blickte sie ihn groß an und brachte ihre Verwunderung darüber, ihn ausgerechnet hier anzutreffen, wahrscheinlich unbeabsichtigt mit einem leisen „Huh!“ zum Ausdruck. So wie es aussah, würde er sie wohl ansprechen müssen. „Uhm… du bist es ja, Yamagishi-san…“ Er packte sein nettestes Lächeln aus. „Uh… sag bloß, dass du schon so früh am Morgen herkommst, um Bücher zu kaufen.“ „Mh… ja. Diese hier sind heute neu rausgekommen, und was, wenn sie heute Nachmittag alle vergriffen sind…?“ „Da hast du wohl recht… Du musst Bücher wohl sehr mögen, wenn du dafür extra früher aufstehst…“ Okay, hatte sich das jetzt irgendwie dämlich angehört…? Wenn, dann hatte es an Mayumis etwas verlegenem, aber doch ehrlich wirkenden Lächeln nicht viel geändert. „Uhm… Ikari-kun… kann ich dich was fragen?“ „Gerne doch.“ „Würde es dir etwas ausmachen… uh… für den Rest des Weges… mit mir zusammen zur Schule zu laufen…?“ Sich an einem der Träger seines Rucksacks festkrallend, um der Nervosität, die diese Frage in ihm ausgelöst hatte, irgendwie ein Ablassventil zu geben, ohne, dass sie sich in seinem Gesicht oder dem Klang seiner Stimme niederschlug. Er war noch nie… von einem Mädchen so etwas gefragt worden, noch nicht mal von Asuka… natürlich lief er mit der häufig zusammen zur Schule und zurück, weil sie ja zusammen wohnten, aber… das so zeremoniell gefragt zu bekommen, das war schon etwas anderes, das war ja fast schon so, als ob… „Ja, sehr gerne, Yamagishi-san.“ „Da bin ich aber froh.“ „Oh, wirklich…?“ „Ja… Es… es ist doch viel schöner, wenn man zusammen läuft, oder nicht?“ Sie wusste es nicht aus eigener Erfahrung, aber sie konnte es sich vorstellen, so glücklich wie die anderen Kinder zusammen immer aussahen… „Ja das stimmt.“ Versicherte Shinji, der über den Unterschied nur zu gut Bescheid wusste. „Also lass uns besser gehen, es wäre schlecht, wenn du so bald, nachdem du hier an die Schule gewechselt bist, schon zu spät kommst…“ Mayumi nickte nur. Seite an Seite liefen sie den Weg zur Schule unterhalb der goldenen Sonne entlang, die heute nur für sie beide zu strahlen schien; Selbst ums zu spät kommen machten sie sich kaum noch sorgen, dass war nicht so neu, überraschend, ungewohnt und doch erfüllend wie das hier… „Mh… vielen Dank… und Verzeihung…“ sagte Mayumi dann nach einer Weile. „Für… was denn…?“ „Danke dafür… dass du mich gerettet hast und Verzeihung… dass ich im Weg gestanden bin…“ „Ist schon gut das… hätte wirklich jeder getan es… es… gehört ja sozusagen zu meinem Job und so… ähm… uhm…“ Keiner von ihnen wusste so recht, wie sie die Konversation weiterführen sollten, aber das mussten sie auch gar nicht. Die röte auf ihren lächelnden Gesichtern sagte dem jeweils anderen mehr als genug. Shinji schätzte, dass er sie trotz der anfänglichen peinlichen Vorkommnisse jetzt wohl zu seinem Freundeskreis zählen durfte… oder sogar als… mehr… Ja, ihnen das Leben zu retten hatte wohl…. gelegentlich diese Wirkung auf Mädchen, das war nicht das erste Mal, dass er Zeuge dieses… uh, Phänomens wurde. Ja es war… definitiv schöner, diesen Weg zusammen zu gehen, und er hoffte, dass er ihr das am heutigen Tage ausreichend demonstriert hatte. Babum, babum, babum. Wie bei allen Höhenflügen ließ es sich auch hier nicht vermeiden, nach unten zu sehen und daran erinnert zu werden, dass alle Träume enden mussten, und das stetige Pochen in ihrem inneren rief Mayumi brüsk von den hohen Wolken zu ihren Platz in den Schatten zurück. Seit gestern hatten diese Beschwerden an sich erstaunlich nach gelassen, und auch der Schmerz jetzt war nur ein fader Geist dessen, was sie gestern Gefühlt hatte, aber dieser klar erkennbare Klang eines fremden Herzschlages weit weg von der Stelle, wo ihr eigenes Herz sein sollte, ließ sich nicht wegrationalisieren. Als würden sie stille Stimmen von jenseits eines Schleiers auslachen wurde ihr auf einmal klar, was sie da eigentlich gemacht hatte… Sie hatte jemanden angesprochen… Sie hatte wirklich das gesagt, was sie auch fragen wollte… Sie hatte ihn gebeten, an ihrer Seite zu bleiben… Eigentlich sollte ihr das nicht möglich sein, eigentlich… sollte ihr dafür der Mut fehlen, aber das Wissen darum, dass er irgendwie so war wie sie… die Tatsache, dass er sie angesehen hatte… hatten alles viel leichter gemacht… Sorgfältig legte sie ihre Hand auf ihren pulsierenden Leib. „Was mach ich da ich… seh‘ mir selbst ja nicht mal mehr ähnlich…“ dachte sie zu sich selbst. Sein leicht besorgtes „Was ist?“ drang nur noch am Rande zu ihr durch. Das Pochen schien ihre Form ganz auszufüllen wie Wasser eine Vase. „Was… was ist das nur…“ „Ist alles in Ordnung, Yamagishi-san?“ Und dann war es plötzlich vorbei. „Ja… das ist es… lass uns gehen…“ --- Da es Shinji zu diesem Zeitpunkt nicht für möglich hielt, dass irgendjemand um seinetwegen eifersüchtig sein könnte, versuchte er nicht zu verbergen, dass er zusammen mit Mayumi in der Schule aufgetaucht war. Er wusste es zwar schon zu schätzen, dass kurz nach ihnen der Lehrer reinkam (Irgendwie hatten sie es doch noch rechtzeitig geschafft), aber das nur, weil Touji so keine Gelegenheit bekommen würde, ihn wegen seiner weiblichen Begleitung aufzuziehen – Riskiert hatte er es aber, da er nicht wollte, das Mayumi dachte, dass er sich irgendwie dafür schämte, mit ihr zusammen unterwegs zu sein. Er wusste ja, dass sie eine Tendenz dazu hatte, alle möglichen Dinge für ihre Schuld zu halten… und wie sich das anfühlte. Wovon er dagegen nichts einmal etwas ahnte, war das, was in Asuka vorging, als er da inklusive Begleitung ins Klassenzimmer gelaufen kam und sich seelenruhig an seinem Platz setzte, nachdem er dieser anderen nach allen Regeln der Kunst den Ranzen abgenommen und ihn für sie an dem Häkchen an ihrem Tisch eingehängt hatte. Sie hatte von diesem Mädchen bis jetzt kaum Notiz genommen… Wer war sie denn überhaupt? War das nicht diese Neue? Verdammt. Zugeben, ihn mit einem mehr oder weniger normalen Mädchen zu sehen war nicht ganz so schlimm wie mit diesem asozialen First Child, aber er sollte sich für sie und nur für sie interessieren, verdammt noch mal! Sie hätte nie gedacht, dass sie bei so einem Loser überhaupt Konkurrenz haben würde, und dann musste es auch noch so viel davon sein! Ihr war bis jetzt… gar nicht so richtig bewusst gewesen, dass sie ihn ernsthaft an eine Rivalin verlieren könnte… Das First Child sollte ja keine Bedrohung sein, dieses kleine Prinzesschen… Aber eigentlich war ja fast die halbe Schule hinter ihm her, sie hatte es nur nicht ernst genommen… Was war so interessant an dem Kerl? Okay, das wusste sie selbst am besten… aber trotzdem! Sie musste irgendwie seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen… Und die Gelegenheit dazu bot sich ihr schon sehr bald, als der Lehrer beschloss, dass es Zeit war, seine lieben Schüler mal wieder abzufragen, eine Situation, bei der die ganze Klasse zumeist zu zittern begann und zutiefst hoffte, dass eines von den schlauen Kindern dran kommen würde – oder zumindest nicht sie selbst. Dementsprechend gab es auch ein allgemeines Aufatmen, als das Los Asuka traf – anders als, wie man es hätte erwarten können, sofort die korrekte Antwort auszuspucken, wirkte diese dadurch, dass sie abrupt aus ihren ärgerlichen Gedanken gerissen worden war, ein klein wenig aus dem Konzept gebracht. „Uh… ich?“ „So ist es.“ Dann las sie die Frage auf dem Bildschirm vor ihrer Nase – und schluckte. Natürlich hätte sie diese Frage auch alleine beantworten können (Das versuchte sie sich zumindest selber weis zu machen) aber sie beschloss, einfach mal die Senilität des Lehrers auszunutzen, um sich ein wenig von Shinjis Aufmerksamkeit zu sichern. Der Alte vergaß nämlich gelegentlich, dass interne Meldungssystem abzuschalten, wenn er seine Schüler abfragte, was im wesentlich denn Sinn der Sache untergrub, die Kinder einzeln abzufragen – Asuka klickte auf den entsprechenden Button und – Bingo! Heute war einer dieser erfreulichen Tage! „Was zur Hölle ist die Antwort?!“ tippte sie rasch. Natürlich staunte der EVA-Pilot nicht schlecht, als er die kleine Nachricht vor seinem Bildschirm erscheinen ließ. Das war ja irgendwie klar. Sie nahm den Mund immer sehr voll, aber am Ende hieß es „Hey! Third Child! Komm und rette mich, oh du Ritter in strahlender Rüstung!“ Irgendwie war das ja schummeln, aber er konnte sie ja doch irgendwie schlecht so hängen lassen… das wäre auch irgendwo nicht richtig… Er sah sich die Frage an. Zum Glück gehörte das Thema zu dem, was er vorgestern mit Nagato durchgearbeitet hatte. Asuka konnte ihren Hinter somit also offiziell als gerettet betrachten. „Es ist Antwort C.“ „Antwort C!“ verkündete sie sofort. „Sehr gut.“ Lobte der Lehrer. „Das ist richtig. Man sieht, dass du es mit dem Lernen sehr genau siehst, Fräulein Shikinami.“ „Tja, wir in Deutschland sagen halt immer: ‚Ohne Fleiß, keinen Preis!‘“ strahlte sie wie ein Honigkuchenpferd an Weihnachten. Was sollte das denn jetzt bitte heißen? Fleiß? Wohl eher Heuchelei, aber was soll’s, er hatte sich ja mittlerweile daran gewöhnt. Es hätte ihm ja gar nichts ausgemacht, wenn sie sich zumindest dazu bequemt hätte, sich für den Gefallen erkenntlich zu zeigen, als der Lehrer beschloss, ihn abzufragen – und zwar gleich als nächstes. Schon, als die Frage auf seinem Bildschirm saß wurde ihm klar, dass er absolut aufgeschmissen war – ironischerweise war es gerade die Frage, die sich auf sein eigenes Zeugnis auswirken würde, zu der ihm nichts einfiel. Er wusste nicht, ob er im Kampfeinsatz, bei einem Synchrontest oder einfach nur zu sehr mit den großen Fragen des Universums und sonstigen Grübeleien beschäftigt gewesen war, als das drangekommen war, aber die Antwort wollte ihm beim besten Willen nicht einfallen… bis sie wie durch Zauberhand am unteren Ende seines Bildschirms auftauchte. War das Asuka gewesen? Touji vielleicht? Oder Kensuke? Nagato war dafür jedenfallszu gewissenhaft. Also wer…? Als er sich umblickte, schien keiner darauf gewartet zu haben… bis seine Augen Mayumis Platz streiften, die ihm klar zugewendet war. Es machte Sinn, dass sie aus all den schlauen Büchern, die sie immer las, auch das eine odere andere Stück Wissen mitgenommen haben sollte… Mensch, war das ein süßes Lächeln. Sichtlich erleichtert, wenn auch ein klein wenig reuevoll gab er die korrekte Antwort. Puh, gerettet. --- „Hey, Shinji, hast du mal kurz Zeit…?“ Als das Third Child von seinen nach Stundenende noch eilig vervollständigten Notizen auf sah, entdeckte er um seinen Tisch herum stehend seine drei Freunde. „Mh, klar, für was…?“ „Für die Planung natürlich!“ verkündete Kensuke. „ich hab mir nämlich eine tolle Idee dafür ausgedacht, was wir für das Schulfest morgen für ein Projekt vorbereiten werden!“ Stimmt, das hatte er ja ganz vergessen. „Natürlich…“ „Jetzt macht mal halblang, ihr Pfeifen!“ kam es dann überraschenderweise von einer weiblichen Stimme. Es war Asuka, und sie machte ihre Intentionen direkt sehr klar, in dem sie ihre Hand besitzergreifend auf Shinjis Tisch platzierte. „Das Papasöhnchen hier ist leider schon ausgebucht! Er hat nämlich schon versprochen, bei meinem Projekt zu helfen!“ „Stimmt das etwa, Shinji…?“ fragte Touji, alles andere als beeindruckt die Arme verschränkend. „Uhm… na ja, gewissermaßen schon…“ „Was soll das heißen, gewissermaßen?!“ empörte sich Asuka. Doch auch die andere Seite war nicht wirklich beeindruckt: „Verräter!“ empörte sich Touji. „Jetzt bekenn doch mal Farbe!“ Kensukes Wortwahl war nicht ganz so dramatisch, aber die Aussage nicht viel anders. „Also, so geht das aber nicht, Shinji.“ „Uhm… können wir nicht… alle zusammen ein Projekt machen…?“ schlug der EVA-Pilot vorsichtig vor. Die Reaktionen hätte er sich auch denken können. „Kommt nicht in die Tüte!“ protestierte Touji direkt. „Da geb‘ ich dir ausnahmsweise mal Recht!“ schimpfte Asuka, bevor sie sich direkt ihrem Mitbewohner zuwendete. „Du willst dich doch nur rausreden, weil du zu feige bist, eine Entscheidung zu treffen! Und dabei hatte ich gedacht, dass du endlich mal angefangen hättest, dich wie ein Mann zu benehmen! Das ist wirklich unter aller Kanone, selbst für deine Verhältnisse!“ Unter der Maske ihres Ärgers war Asuka tief beleidigt, wenn nicht sogar verzweifelt. Warum konnte er nicht… zu ihr stehen? Shinji für seinen Teil verfluchte seine Unfähigkeit, nein zu sagen… „Jetzt beruhigt euch mal…“ schritt Nagato in der Hoffnung ein, das alles noch zu einem guten Ende zu führen. „Shinji hat eigentlich Recht… Sich zu vertragen ist immer der beste Weg, etwas zu regeln. Hatten wir nicht eben besprochen, dass wir sowieso ein Mädchen brauchen?“ Sie brauchten ein Mädchen…? Jetzt begann sich Shinji aber schon zu fragten, was für ein Projekt sich Kensuke da eigentlich ausgedacht hatte… Trotzdem zog er es vor, sich mit so wenigen Leuten wie möglich zu zanken, und wusste Nagatos Bemühungen in dieser Hinsicht sehr zu schätzen. „Genau.“ Stimmte er also zu. „Ich meine, wenn du ehrlich bist, dann hast du ja selbst eh noch nicht gewusst, was für ein Projekt du machen willst… Also… müsste dir das hier doch im Grunde ganz recht kommen…-“ Das brachte das Fass zum Überlaufen… jetzt unterstellte er ihr auch noch, dass sie sich keine Gedanken gemacht hatte… Und das Schlimmste war, dass es wohl oder übel der Wahrheit entsprach. „Ich hab mir sehr wohl etwas überlegt! Sogar extra was, wo du deine ausgesprochenermaßen bescheidenen Talente zum Einsatz bringen kannst! Und dann lässt du mich so hängen! Also wirklich, auf dich ist echt überhaupt kein Verlass!“ „Ach ja? Was denn bitte?! Ich hab jedenfalls nicht gesehen, dass du in letzter Zeit irgendwas vorbereitet hättest!“ „Ich… ich hatte vor, die Kuchen und Snacks für unseren Verkauf bereit zu stellen!“ log sie. Das war das erste, was ihr in diesem Moment eingefallen war – unten an der Pinnwand neben dem Lehrerzimmer hing schon seit Tagen so ein Zettel aus, nachdem die dringend jemanden brauchen würden, der Verpflegung für die zahlreichen schaulustigen Eltern bereitstellen würde – Eine Aufgabe, die niemand übernehmen wollte, weil jeder etwas aufregenderes, cooleres oder originelleres machen wollte. „Da macht es keinen Sinn, früher anzufangen, als am Tag davor, weil sich Lebensmittel nun mal nicht so lange halten! Und überhaupt, du hast ja selbst noch nicht angefangen!“ „Das soll dein großes Projekt sein, das angeblich so viel besser ist? Kuchen backen? Das hast du dir doch eben erst ausgedacht!“ „Unsinn! Es ist nur, dass du Idiot für nichts anderes zu gebrauchen bist! Ja, nicht einmal dafür! Weißt du was? Du kannst mir so was von gestohlen bleiben! Du würdest mir eh nur im Weg stehen! Alleine bekomme ich das ohnehin viel besser hin!“ Und dann drehte sie sich um und ging. „Woha…“ kommentierte Touji. „Der gefällt es wohl gar nicht, mal das Ego gestutzt zu kriegen… Was ist denn in dich gefahren, Shinji, dass du zu der da ja gesagt hast…?“ „Ahm… naja…“ eigentlich wollte er ja ihr Herz gewinnen und wertschätzen, dass sie von sich aus zu ihm gekommen war… Aber dieser Gedanke würde dieses leere Gefühl, dass sich in ihm breitzumachen begann, nicht vertreiben. „Sie… sie hat mich eigentlich gar nicht wirklich gefragt…“ antwortete er schließlich, seine Betrübtheit so weit wie möglich verbergend. Eine Lüge war es ja nicht… Es war wirklich ein Problem… Das sich Asuka und seine Freunde nicht verstanden… aber er konnte es ihnen ja nicht übel nehmen, so, wie sie sie immer behandelte. „Ach so ist das!“ schloss Touji erleichtert, als er die Antwort seines Freundes vernommen hatte. Er lachte etwas. „Die Zicke hört halt nur, was sie hören will.“ „Und ich dachte schon, es wäre was schlimmeres, dabei war’s nur ein Missverständnis.“ Pflichtete Kensuke bei, „Sorry, Kumpel“ „Wor wissen ja alle…“ so Nagatos Kommentar zu dem Ganzen. „Das Shikinami-san bisweilen sehr… dominant sein kann.“ Ein Missverständnis, hm…? Vielleicht war es das ja wirklich… er sollte immer praktisch ihre Gedanken lesen und sich ihre Launen antun, aber sie war nicht für den kleinsten Kompromiss bereit… Mal schien es, als würde sie ihn zumindest akzeptieren, und manchmal, als könne sie ihn auf den Tod nicht ab… Warum wollte sie denn überhaupt mit ihm zusammen sein, wenn sie sich für so viel besser hielt…? Es war nicht so, dass er sich nicht sehnlichst wünschte, mit ihr zusammen zu sein, aber sie könnte ihm doch wenigstens ein… kleines bisschen Sicherheit geben, ein kleines, noch so unscheinbares, aber unmissverständliches Zeichen dafür, dass sie ihn nicht einfach nur hasste… Er brauchte es wirklich. „Uhm… okay, wie… wie ist denn jetzt das mit dem Projekt…?“ --- Kensukes Masterplan führte das „Idioten-Quartett“ zu Shinjis Überraschung in den örtlichen Musiksaal: „Also, soweit ich weiß, spielt Touji hier Gitarre, und Nagato hier hat mir eben erzählt, das er Keyboard spielt… Ich würde mich dann um das Schlagzeug kümmern, und um den ganzen Technikkram. Ich werd‘ das ganze wenn wir fertig sind, noch mal zusammenmixen, so das wir’s den Leuten nachher als CDs andrehen, oder auf ihre Datensticks packen können. Ich denke nicht, dass wir in der Zeit mehr als einen Song hinkriegen, aber wir können ja noch ein oder zwei Sachen covern, und mit ein paar kleinen Remixes kriegen wir die CD schon noch halbwegs gefüllt…“ „Gitarre… CD… Das heißt wir… treten als Band auf?“ fragte Shinji. „Ganz recht!“ bestätigte Kensuke. „Aber ich… ich spiele nicht wirklich ein Instrument oder so…“ „Hast du mir vorgestern nicht erzählt, dass du Cello spielst…?“ warf Nagato ein. „Wir wollten uns doch in Zukunft beide ein bisschen mehr zutrauen, nicht…?“ „Aber… ich bin wirklich nicht gut darin, und-… Ein Cello passt ja kaum zu einer modernen Band und so…“ „Ach was!“ widersprach Kensuke. „Das wär doch zur Abwechslung mal was Originelles!“ „Und richtig gut ist keiner von uns.“ Setzte Touji hinzu. „Ich meine, wir sind Schüler, keine Virtuoso-Wunderkinder!“ „Dann wäre das wirklich in Ordnung…? Ich… ich will euch halt nicht alles versauen, nur weil ich… dauernd nicht die Töne treffe oder so…“ „Du kannst ja nachher mal vorspielen, dann sehen wir schon, was sich da machen lässt… aber zuerst haben wir ein wesentlich ernsteres Problem, um dass wir uns kümmern müssen…“ meinte der Nerd. „Und das wäre…?“ hakte Touji nach. „Na ja, wir können schlecht eine Band machen, die nur aus Jungs besteht. Nur pubertierende Mädchen und etwas seltsame ältere Männer stehen heutzutage noch auf Boygroups.“ „Das gilt nicht für richtig männliche Musik, und genau dafür bin ich ja da!“ „Unsinn.“ meinte Kensuke. „Wir haben hier nicht gerade die richtigen Zutaten für ‘ne Heavy-Metal-Band, und die Zahl unserer potentiellen Fans dürfte sich verdoppeln, wenn wir ein hübsches Mädchen am Start haben!“ „Wir sind aber keine hübschen Mädchen.“ Entgegnete Touji. „Deshalb werden wir uns ja auch eins besorgen!“ Nagato dachte darüber nach, einzuwenden, dass man Mädchen nicht „besorgen“ konnte wie einen Sack Reis, doch er kam zu dem Schluss, dass es die Mühe nicht wert sein würde. „Besorgen…? Und wo sollen wir eins herkriegen? Die wachsen nicht gerade auf den Bäumen, falls du das nicht gemerkt hast.“ „Dafür haben wir ja Shinji!“ „M-Mich?“ „Ja, genau, dich!“ wiederholte Kensuke. „Du bist doch sehr populär bei den Damen!“ „B-bin ich das…?“ „Na aber hallo!“ mischte sich Touji ein. „Du bist sozusagen der Schulschwarm. Heute Morgen hattest du doch noch eine am Start!“ „S-So ist das nicht…“ „Du wirst doch sicher ein oder zwei hübsche Miezen kennen, die sich mit deinem Charme sicher überzeugen ließen, für uns die Sängerin zu spielen.“ Brachte Kensuke schließlich den springenden Punkt auf den Tisch. Shinji wusste zwar nicht, wie die beiden auf die Idee kamen, dass er so etwas wie ‚Charme‘ überhaupt besaß, aber er überlegte trotzdem. „…Ein hübsches Mädchen… hm…?“ Da würde er ja als ersten an Asuka denken, die in der Schule ja sehr beliebt bei den Jungs war, aber die fiel ja aus offensichtlichen Gründen durchs Raster. „Es ist wirklich ein Jammer…“ begann er. „Das Ayanami im Hauptquartier beschäftigt ist… Ich schäme mich richtig dafür, dass ich hier sitze und mich mit irgendwelchen Schulprojekten amüsiere…“ „Schwamm drüber.“ riet Touji. „Ich glaube nicht, dass sie sich viel aus Schulfesten und dergleichen macht… Letztes Jahr ist sie nicht mal hingegangen.“ „Vielleicht… vielleicht war sie ja krank, oder hatte was im Hauptquartier zu tun, so wie jetzt…“ „Wie dem auch sei. Wenn sie nicht hier ist, kann sie nicht für uns singen. Irgendwelche anderen Ideen?“ fragte Touji. „Wie wär’s denn mit deiner neuen Schnecke von heute Morgen? Die war doch richtig süß.“ „Yamagishi-san…?“ Shinji überlegte, schien dann aber zu einem definitiven Entschluss zu kommen. „Ja, ich denke, das wäre eine sehr gute Idee.“ --- „Was, ich…?“ Die vier hatten Mayumi ganz so, wie Shinji es vermutet hatte, in der Bibliothek angetroffen. „Ja bitte!“ versicherte Touji. „Genau,“ setzte Kensuke fort. „Mit jemandem wie dir als Sängerin wären wir gerettet!“ Doch etwas verunsichert blickte Mayumi auf die beiden Jungs herab, die sich vor ihr in etwas übertriebener Manier verbeugten. Ein weiterer stand etwas weiter hinten, und neben ihm war… er… „A-Aber… es gibt doch hier sehr, sehr viele andere Leute, die viel, viel hübscher sind als ich… Ich bin doch… überhaupt nicht hübsch…“ „Shinji!“ rief Touji fordernd. „Das ist dein Einsatz!“ Das Third Child schluckte. „Uhm…Wir… wollen aber dich! Und du bist, uh, sehr wohl hübsch.“ „F-Findest du wirklich…?“ „Ja.“ Versicherte er. Er könnte lügen aber… er war es ja auch, der sie damals angesehen hatte. „Ich… weiß nur nicht, ob ich mich das traue, vor so vielen Leuten zu singen… und ich… ich denke nicht, dass ich besonders gut darin bin…“ „Darum geht es doch nicht.“ Entgegnete Shinji. „Sieh‘ uns mal an…. Wir machen das nur zum Spaß, und wir sind ja auch nicht die… uhm, geborenen Superstars. Du solltest… dir uh, mehr zutrauen…“ Ja… Es tat schon gut, das unglaubliche Glück und die unheimliche Gnade, die man erhalten hatte, weiterzugeben. Man hatte danach nicht so sehr das Gefühl, das alles nicht verdient zu haben… „Na ja… ich kann es ja… mal probieren…?“ „Dann machst du mit? YAY!“ freute sich Touji. „Vielen Dank für deine Zeit, Yamagishi-san.“ Kam es dann auch von Nagato, der ein dünnes Lächeln auf seinen Lippen trug. Sein Blick glitt zu Shinji, der dabei war, Mayumi soweit alles über ihr gemeinsames Vorhaben zu erklären. Es war schön, dass seine Ratschläge etwas bewirkt zu haben schienen. Trotzdem, Nagato glaubte es kaum, dass dieser Junge es überhaupt nicht sehen konnte… Dieses… Licht, das von ihm ausging… --- Die Beine anziehend und die Füße an die nächste Sitzbank anlehnend besetzte Asuka trotz des überfüllten Zustands des Busses zwei Bänke. Sie tat es, weil sie es wert war. Da konnten alle anderen noch so alt, gebrechlich oder müde von der Arbeit sein, sie war völlig anders als dieser ganze verdammte Haufen… und sie hatte keinen Bock, dass irgendein Spinner sich neben sie setzte und ihren Ellenbogen ins Gehege kam, während sie an ihrem Spielgerät herumhantierte. Den Kopf hängen lassend und alle Worte, die in diesem Bus gesprochen wurden, herzlich ignorierend, ließ sie ihre Finger den Drang, in das Gesicht des Third Child zu fahren, auf die Knöpfe ihres Apparillos übertragen. Wie konnte er es wagen…. Wie konnte dieser verdammte Idiot wagen, sie zu vergessen! --- Ihren Plugsuit nicht eine Sekunde ablegend, weil sie ja einsatzbereit zu sein hatte, saß Rei in der kleinen Räumlichkeit auf dem Bett, das von dem simplen, vollgepackten Bücherregal einmal abgesehen das einzige Möbel in dem kleinen, fensterlosen Zimmer war, und las im Schein der simplen Lampe in dem dicken Buch, dass sie bei sich trug. Neben ihr, auf der tiefroten Bettdecke, lag ein ganzer Stapel von Literatur, den sie sich für ihre Verweildauer hier mitgenommen hatte. Ansonsten hatte sie noch ein Kästchen mit den Medikamentenrationen der nächsten Tage und ein gewisses Brillenetui bei sich, sonst hatte sie nichts weiter mit sich geführt. Nun war dieser Ort hier nicht etwa das Quartier, das man ihr für die Dauer der gegenwärtigen Situation zugewiesen hatte, sondern diente einem ganz anderen Zweck; Commander Ikari besaß zwar, soweit sie informiert war, eine Villa an der Oberfläche, fand aber nur selten die Zeit, dorthin zurückzukehren, und nutze daher oft dieses simpel eingerichtete Kämmerchen, um seinem Körper das nötigste an Schlaf zuzuführen. Hierhin bestellte er sich jedoch auch jene hin, mit denen er „persönlich“ etwas zu tun hatte, so persönlich wie man es bei einer Person erwarten könnte, die die Oberfläche praktisch nur noch betrat, um sich auf Geschäftsreise zu begeben. Das hieß, dass er sich bisweilen Dr. Akagi herbestellte, wenn immer nur das Büro ihr zu langweilig würde, auch, wenn nur sie das als eine „persönliche“ Angelegenheit sah. Für ihn war es nur ein Teil seiner Arbeit, der ein bisschen widerlicher war, als der Durchschnitt, aber bei weitem nicht das „schlimmste“ war. Heute aber hatte er Rei angewiesen, hier auf ihn zu warten, und genau das tat sie auch; Weil längere Experimente aufgrund der Tatsache, dass sie ja einsatzbereit sein musste, nicht möglich waren, hatte Rei heute mal abgesehen von ein paar Untersuchungen von Dr. Akagi nichts weiter zu tun gehabt und sich größtenteils mit ihren Büchern beschäftigt; jetzt aber hatte sie diese ausnahmslos fertig und blätterte in diesem noch mal nach ein paar Stellen, die ihr besonders ins Auge gefallen waren, weil sie sonst nichts zu tun hatte. Hier warten zu müssen machte ihr nicht besonders viel aus, da sie auch sonst nicht viel anderes tat als ihre Aufgaben zu erfüllen und dann zu warten, bis sie wieder gebraucht wurde. Für sie war der einzige nennenswerte Unterschied zwischen dem hier und ihrem üblichen Alltag, dass sie Shinji leider nicht sehen konnte, aber dafür verbrachte der Commander jetzt, wo sie schon mal hier war, auch etwas mehr Zeit mit ihr. Er hatte sie zum Beispiel bis jetzt nur eher selten am Frühstückstisch dabei gehabt… Und da war er auch schon. Er trat durch die Tür und musterte sie kurz. Sofort weichten sich ihre Gesichtszüge zu einem Lächeln auf… auch seine weichten sich bedeutend auf. Er fragte sie, wie es ihr denn ginge, wie sie hier zurechtkomme, und wie das Ergebnis ihrer letzten Untersuchung ausgefallen sei. Sie fragte, wie es denn mit seinem eigenen Befinden stehe. Seine Antwort war knapp und nichtssagend. Er war gewohnt, dass sie ebenso knapp antwortete und nur selten von sich aus nachfragte, also erkundigte er sich danach, warum sie danach frage. Sie gab an, dass sie es wissen wolle... und dass das Third Child oft danach frage. Stille. Er beschloss sich nach dem Verlauf des Planes zu erkundigen – also danach, wie die Dinge mit den beiden Children denn so stünden. Rei schien nicht so recht zu wissen, was sie darauf antworten sollte, und merkte an, dass der besagte Junge sie vorgestern aufgesucht hatte. Der Commander gab an, dass er das wisse. Sie fragte, ob daran etwas nicht in Ordnung sei. Er verneinte dies. Dann fiel sein Blick auf die Bücher, und er fragte, wie weit sie dabei sei, und sie gab an, schon komplett fertig zu sein. Er merkte an, dass dies gut sei. Es war kaum verwunderlich, wenn man bedachte, dass so ziemlich alles, womit NERV heute arbeitete, auch das, womit diese ewig nervigen Frauen zu tun gehabt hatten, irgendwie auf dem Fundament ihres Genies aufbaute… und wie es um die Verbindung zwischen ihr und Rei stand… Das zu sehen war so vielversprechend, wie es schmerzlich war. Er fragte Rei, ob sie zu irgendwelchen Stellen noch Fragen habe. Es ging nicht so weit, dass er sich neben sie setzte – Wenn er das getan hätte, wäre er verloren. Er blieb wenn auch in relativer Nähe zu ihr stehen, und ließ sich das Buch reichen, wenn er es sehen musste. Ihre Fragen hatten natürlich wesentlich öfter damit zu tun, dass sie etwas noch genauer erklärt haben wollte, um es zufriedenstellend zu begreifen, als damit, dass sie irgendwas nicht verstanden hätte. Er wies sie an, die Bücher zurück ins Regal zu packen und holte eines heraus, dass recht staubig war, weil er es zumeist vermied, es aus dem Schrank zu holen. Er hatte es nicht zusammen mit allen anderen Dingen wegwerfen können, weil er es oft noch als Referenzmaterial brauchte. „Ließ das.“ Wies er sie an. „Du dürftest mittlerweile etwas damit anfangen können.“ „Ich verstehe.“ Sie nahm den recht dicken Band entgegen und prüfte kurz den Titel: ‚Über die neuen Möglichkeiten in der metaphysischen Biologie – Von Ikari Yui‘ „Besteht da… eine Verbindung…?“ fragte Rei, kaum merklich verwundert. Er sah sie nicht an, als er antwortete. „Nicht auf eine Art und Weise, die für dich relevant wäre.“ „Ich verstehe.“ „Du kannst jetzt gehen.“ --- „Uhm,... war das…“ „Absolut perfekt!“ urteilte Touji ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen. War er zu anfangs noch skeptisch bezüglich der Effektivität eines weiblichen Bandmitglieds gewesen, so war all das gegen Ende von Mayumis kleiner Gesangsprobe in absolute Begeisterung umgeschlagen , zu dem Punkt, wo er begann, es für einen echten Jammer zu halten, dass Shinji die ‚Schnecke‘ zuerst gesehen hatte. Auch die anderen bereuten es nicht, sie rekrutiert zu haben: „Das war echt nicht von Pappe, nicht wahr?“ kommentierte Kensuke. „Das war in der Tat sehr beeindruckend.“ Meinte Nagato dazu, ein paar Mal leise in die Hände klatschend. „Wir können von Glück sagen, dass wir dich gefunden haben, Yamagishi-san.“ „Ich bin auch richtig überrascht, wie gut du das kannst. Kann sein, dass du ein Talent dafür hast.“ Stimmte Shinji zu. „Ich weiß nicht, ob das auch gut genug ist, um vor vielen Leuten zu singen…“ „[í]Sicher ist es das!“ erwiderte Touji, der sich gerade an der Elektronik zu schaffen machte. „Das heißt, wenn ich dieses Mikrofon zum laufen bringe… Verdammter Kabelsalat…“ „Vorsicht, Touji!“ warnte Kensuke. „Das ist nicht der Lautsprecher, sondern der Gitarrenverstärker. Am Ende machst du noch die Anschlussbuchse kaputt…“ „Oh...äh, Sorry. Ich werd‘ dran denken…“ „Hat hier jemand technische Probleme?“ Die Fünf staunten nicht schlecht, als da auf einmal ein hochgewachsener Mann mit langen Haaren und einem Gitarrenkasten auf dem Rücken die Tür aufschob wie ein per Lichtsignal bestellter Superheld. Lediglich Shinji konnte mit dem Gesicht des Mannes etwas anfangen, obgleich er ein halbes Sekündchen brauchte, um ihn zu erkennen, da er ihn zumeist in seiner NERV-Uniform und nicht in einem weißen T-Shirt und ‘ner kleinen, schwarzen Weste zu sehen bekam. „A-Aoba-san? Was führt Sie hierher…?“ „Sagen wir mal, das Misato-san von einem kleinen Vögelchen zu gezwitschert bekommen hat, dass ihr meine Hilfe brauchen könntet. Was im Wesentlichen heißt, dass sie die Sicherheitsabteilung gefragt hat, was du für ein Projekt veranstaltest und mich dann gebeten hat, euch mit der Tontechnik und dem ganzen Gitarrenkram etwas unter die Arme zu greifen. Sozusagen als Wiedergutmachung dafür, dass du gestern keine Zeit zum Üben oder vorbereiten hattest.“ „Hach, was wäre diese Welt nur ohne Misato-san!“ schwärmte Touji. Kensuke war da ganz seiner Meinung: „Wenn dieser coole Typ mit uns mit der Gitarre hilft, wird unser Auftritt perfekt!“ „Aber wolltest du nicht eigentlich Gitarre spielen, Touji…?“ „Betrachte sich als meinen Lehrling.“ Meinte Aoba dazu nur. „Ich fühl mich geehrt.“ Antwortete Touji in einem seltenen Moment von Verlegenheit. Es konnte also losgehen. Nachdem Aoba Kensuke, Nagato und besonders Touji in Punkto Musik und Technikkram ein paar Tipps und Tricks beigebracht hatte, während Shinji, der von dem Haufen am ehesten künstlerisch veranlagt war, sich mit Mayumi zusammengesetzt hatte, um in einer kreativen Schnellsitzung zumindest einen eigenen Songtext zusammenzubasteln, begannen sie schließlich doch relativ zügig mit dem Aufnehmen und vor allem dem Einstudieren ihres Songs und ein paar anderen, die sie als Coverversionen vortragen wollten. Es war eine angenehme Unternehmung, bei der sie alle ihren Spaß hatten und einige von ihnen auch Gelegenheiten fanden, über ihren eigenen Schatten zu springen. Nicht zuletzt führte auch Toujis Humor dazu, dass bei der ganzen Veranstaltung eine angenehme, freundschaftliche Atmosphäre herrschte. Gerade Mayumi, eigentlich ja das Mauerblümchen vom Dienst, spornte sich jetzt, wo sich ihr die Gelegenheit bot, zu künstlerischen Höchstleistungen an, nicht nur bei ihrem Gesang, sondern auch beim Schreiben des Songtexts, der in der endgültigen Version fast komplett ihrer Feder entstammte. Es war schön, gesagt zu bekommen, dass man in Dingen, in denen man sich bis jetzt für eher bescheiden hielt, eigentlich ganz gut sein sollte, egal, ob man es nun glaubte, oder nicht… Manch einer von ihnen wunderte sich sogar darüber, was so in ihnen selbst und den anderen gesteckt hatte… Dass sie sich dabei praktisch den ganzen Nachmittag um die Ohren gehauen hatten, merkten sie freilich erst, als sie einen präsentablen Sound zusammengezimmert und die Generalprobe als „CD-Version“ aufgenommen hatten… und dann so ganz plötzlich merkten, dass die Sonne ja schon fast am Untergehen war. So verabschiedeten sie sich alle voneinander – Kensuke blieb noch zurück, da Aoba ihm beim Bearbeiten der Aufnahme mit dem Computer zur Hand gehen wollte, Nagato hingegen gab an, sich beeilen zu müssen, mit der Begründung, dass sein Vater bald nachhause komme und sich Sorgen machen würde, wenn er bis dahin nicht zuhause wäre. Die verbliebenen drei nahmen sich die Zeit, gemächlich aus dem Gebäude zu schlendern und dabei noch etwas zu plaudern, bis sich Touji dann knapp verabschiedete und Shinji und Mayumi vermutlich in voller Ab- beziehungsweise weiser Voraussicht miteinander allein ließ. Nun standen sie da also im beginnenden Abend und sahen einander groß an. „…Ich… ich wollte nur sagen… Danke für alles. Es… hat mir wirklich sehr viel bedeutet…“ „Mir auch. Mir auch… Mir hat es viel bedeutet, dir zu zeigen wie das ist weil… es gab eine Zeit da… war ich auch ganz alleine und….“ „Danke nochmal… danke für alles.“ Und dann ging sie auch. Nicht willens, sich ihm eine Sekunde länger zu zeigen… Die Röte in ihrem Gesicht würde sonst zu offensichtlich sein, und sie konnte sich doch bei alledem nicht sicher sein,... Shinji sah ihr noch eine Weile nach, setzte sich dann aber eilig in Bewegung – Es gab da noch etwas anderes, dass er zu erledigen hatte, und er musste sich sputen, wenn er nicht wollte, dass die Läden vor seiner Nase zu machten. Er hatte es gesehen, als er das mit ihrem Projekt auf dem großen Aushang an der Pinnwand neben dem Lehrerzimmer eingetragen hatte… So, wie er sie kannte, war das mit Sicherheit nach ihrem Streit passiert, aber Asuka hatte sich wirklich für die Sache mit dem Kuchen eingetragen… und er hatte eigentlich nicht gewollt, dass das alles so wird, und dass sie sich streiten… --- „Inspektor Kaji, Sie sind mein Vorgesetzter. Halten sie das wirklich für angemessen?“ „Angemessen…?“ Es mit der ganz dreisten Methode probierend platzierte der Leiter der Ermittlungsabteilung seine Hände so auf dem Geländer, dass sie links und rechts von der jungen Frau lagen und diese somit ‚umzingelt‘ hielten. „Natürlich wäre es nicht angemessen. Aber mal unter uns, ob es angemessen ist, oder nicht, interessiert doch keinen. Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt…“ „Wenn Sie jetzt ihre Arme entfernen, werde ich so tun, als ob das hier niemals vorgefallen wäre.“ Als er das getan hatte, ging sie einfach zügig weiter, ohne zurück zu blicken. „Das wahr wohl nichts, hm…?“ „Mitsurugi? Na so was, ich hab Sie gar nicht bemerkt. Wie lange sind Sie schon hier?“ „Wahrscheinlich länger, als es ihnen lieb ist. Sie interessieren sich also für Asahina?“ „Nicht ganz. Mein eigentliches Ziel war es ja, bei der Dame da unten etwas die Eifersucht anzukurbeln.“ Der Doppel-und Dreifachagent deutete lässig nach unten, wo ein gutes Stück unterhalb des Steges, auf dem die beiden Männer standen, zwei sich unterhaltende Frauen vorbeikamen. Dr. Akagi und selbstverständlich Misato. „Welche von ihnen?“ „Die rechte.“ „Was, Captain Katsuragi? Ich weiß nicht, die ist immer so unnahbar und scheint vor nichts haltzumachen…“ „Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Man muss sie nur erst richtig kennenlernen. Es ist schon so, wie sie gesagt haben, wenn’s die Richtige ist, sollte man keine Mühen scheuen. Auch wenn es doch immer etwas kränkend ist, abgewiesen zu werden, selbst, wenn’s nicht ernst gemeint war…“ „Sie sagen es. Wissen sie, ich hab mein Glück auch mal bei ihr versucht, aber… Sie scheint nicht die Sorte zu sein, an die man leicht herankommt…“ „Was, Sie, Mitsurugi? Nach all den großen Reden über die ‚Eine‘?“ „Es stimmt schon, sie ist nicht Kikyou, und wird es nie sein… aber Kikyou wird auch nicht zurückkommen, wissen Sie. Denken Sie bitte nicht schlecht von mir, es ist nicht so sehr die Fleischeslust, sondern die Einsamkeit. Es ist sehr einsam hier, und dort oben in der Arktis war’s noch einsamer. Und ich denke, mein Sohn braucht auch so etwas wie eine Mutter… Also hab ich mich mit einer Dame zusammengetan… Ueda Nadesha war der Name… Wir hatten ein paar nette Treffen miteinander, sie war praktisch schon meine Freundin, aber dann brach sie die Beziehung ab und verschwand kurz darauf. Es hieß, sie sei versetzt worden, aber niemand wusste, wo hin. Und dann treffe ich hier eine Frau, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht… Sie trägt ihre Haare ganz anders, aber es ist eindeutig dieselbe Frau, das heißt, es sieht so aus… Es hat mich gewundert und ich hab versucht, mit dieser Asahina Kontakt aufzunehmen, aber sie schien nicht interessiert. Verstehen sie mich nicht falsch, ich bin nicht genug von einem irren Stalker, um weiterhin eine Frau zu verfolgen, die sich nicht für mich interessiert. Ich war mir selbst bei Nadesha nie ganz sicher, aber… Das sie praktisch identisch aussehen, das geht mir nicht aus dem Kopf… Vielleicht spielt mir meine Erinnerung auch nur einen Streich… wie dem auch sei, ich sollte gehen. Mein Sohn fragt sich sicher noch, wo ich so lange bleibe…“ „…Mann sieht sich.“ Es machte nun zunächst den Anschein, als würde Mitsurugi jetzt gehen, doch nach etwa fünf Schritten blieb er stehen und wendete sich wieder seinem Kollegen zu, „Sagen Sie, Kaji… Wie ist eigentlich ihre Meinung von… Commander Ikari?“ „Das ist keine einfache Frage. Ich bin selbst noch dabei, mir eine Meinung zu alledem zu bilden, was hier vor sich geht… Ich denke er ist… sehr entschlossen, seine Ziele zu verwirklíchen.“ „Ja, aber denken Sie nicht, das…“ „Wollen Sie mich fragen, ob ich ihn für wahnsinnig halte?“ „Wahnsinnig? Oh nein, mit Wahnsinn kann ich gut leben, wir sind doch am Ende alle irgendwie verrückt… Mein Problem ist nur… dass ich manchmal daran zweifle, ob er überhaupt ein Mensch ist. Mein Junge… hat sich mit dem Third Child angefreundet. Trauriger Anblick, dieses arme, verlassene Kind. Als Mann müssten Sie doch verstehen, dass man da einen Drang verspürt… die Faust im Kiefer des Verantwortlichen zu versenken, nicht? Das so ein Mann diese Organisation leitet… beunruhigt mich zutiefst.“ „…Wir sehen uns dann, Mitsurugi…“ --- Als Shinji seine Wohnung erreichte, war der Sonnenuntergang bereits in voller Blüte und bekleckerte die Fassade des Gebäudes großzügig mit seinem goldorangenen Licht. Reichlich mit Tüten beladen hatte er so seine Schwierigkeiten dabei, an den Türen des Apartmentkomplexes vorbeizukommen, bekam es jedoch dank einer Mischung aus spontaner Gleichgewichtskunst und unorthodoxem Gebrauch seiner Ellenbögen doch hin, diese zu meistern. Er fand Asuka im Wohnzimmer vor, auf der Couch sitzend, still, und fast schon etwas geknickt, insofern das bei ihr überhaupt möglich war. Sie spielte an ihrem Gameboy herum, und obwohl diese Tätigkeit vermutlich zu Beginn den Zweck gehabt hatte, ihren Ärger auszulassen, in dem sie irgendwelche virtuellen Viecher platt machte, doch zu dem Zeitpunkt, als Shinji sie fand, waren die Flammen des Ärgers verpufft und hatten nichts als kühle Asche zurückgelassen, sodass die Lichter und Geräusche, die stetig aus dem kleinen Apparat kamen, sie nicht mehr wirklich interessierten, sondern nur noch eine Ablenkung von der zähen Masse aus rabenschwarzen Gedanken waren, die sich zunehmend in ihrem Hinterkopf anstauten. Gerade deshalb war sie aber so sehr in ihr Spiel versunken, dass sie die zunächst nicht bemerkte, dass ihr Mitbewohner das Wohnzimmer betreten hatte. Und das blieb auch eine Weile so, weil ihm die Worte nachdem sie im Streit auseinander gegangen waren, zunächst an den Lippen zu kleben schienen. Doch auch, wenn es eine Weile dauerte, er rang sich dazu durch, sie anzusprechen – Ihm war nach einer Weile klar geworden, dass es wenig Sinn machte, darauf zu warten, dass sie die Stille durchbrach. „Mh… Shikinami-san…?“ Ihr Blick schien so lange Herold eines kommenden Donnerwetters zu sein, wie er brauchte, um die Einkaufstüten in seinen Händen zu erkennen. Dann jedoch wandelte er sich zu einem Ausdruck unverborgener Überraschung, von dem er gar nicht gewusst hatte, dass sie dazu überhaupt fähig war. Die Tüten waren bis oben hin voll mit Backutensilien: Mehl, Zucker, Backpapier, Schokoglasur, Sirup, Marzipan-Dekorationen, Liebesperlen, Ausstechformen für Kekse, Obst für Tortenfüllungen und zu guter Letzt ein paar spezielle Plastikgefäße für luftdichte Aufbewahrung und praktischen Transport. „Du… wolltest doch, dass ich dir bei deinem Projekt helfe… oder etwa nicht…? Ich könnte es verstehen, wenn du sauer bist, und-“ „Natürlich bin ich sauer, du Vollidiot!“ entgegnete sie, so ganz plötzlich wieder voller Energie. „Also beweg‘ deinen Hintern in die Küche, es ist schon verdammt spät!“ --- „S-Shikinami! Sei vorsichtig mit dem Messer, wenn du es so hältst, dann-“ „Nun mach mal halblang. Du magst vielleicht so dämlich sein, dass du Anweisungen brauchst, um ein Messer zu halten, aber schließ nicht von dir selbst auf andere, du- AUTSCH!“ „Ach du- äh, tut mir leid, ich… äh das… das haben wir gleich…“ „Jetzt bleib mal auf dem Teppich. An dem kleinen Schnitt werde ich wohl kaum sterben. Tu nicht so, als hätte ich mir den Finger abhackt oder so?“ „A-Aber was, wenn sich das entzündet!“ entgegnete das Third Child vom Badezimmer aus, wo er dabei war, alles mehr oder weniger panisch nach der Packung wasserdichter Pflaster absuchte, die er hier neulich gesehen zu haben glaubte. „Außerdem ist das wohl kaum, ähm, hygienisch wenn du hier weitermachst, ohne das abzudecken, wegen… Bazillen und so… und auswaschen müssen wir das auch…“ Asuka seufzte nur. Es half wohl nichts. Dann würde sie sich halt verarzten lassen, wenn er so darauf bestand. So, wie sie diesen Perversling kannte, war dieses ganze Gefasel von wegen Bazillen nur ein Vorwand, um ihre Hand berühren zu dürfen. Oh, und berühren reichte ja nicht, nein, unter fließendes Wasser halten wollte er sie ja auch. Sie wollte gar nicht wissen, was er sich dabei vorstellte… Er schloss seine Hand, die ihr auf einmal so klein und plump vorkam, vorsichtig in die seinen, sprühte etwas drauf, das vermutlich entweder ein Desinfektionsmittel oder die neumodische Version einer Heilsalbe sein musste, sie natürlich vorläufig warnend, dass es vielleicht stechen könnte, und wickelte dann mit höchster Sorgfalt das Pflaster um ihren Finger. Es sollte ihr keine warmen, kribbelnden Gefühle bescheren, wenn sich jemand um sie kümmerte… Sie hatte das nicht nötig. Sie war… durchaus in der Lage, sich um sich selbst zu kümmern. So etwas lächerliches wie bloße Freundlichkeit und das Wissen, dass er sie doch nicht vergessen hatte, dass er doch an sie Gedacht hatte, dass sollte sie nicht so berühren, das hatte in der harten Welt des Konkurrenzkampfes, zu der sie gehörte, keinen Platz. Aber genug davon… Es war ja nicht so, als ob sie gegenüber einem ernsthaften Rivalen schwäche gezeigt hätte. Dafür, dass er nur wegen Vetternwirtschaft EVA-Pilot geworden war, war aus ihm schon ein nicht zu unterschätzender Kämpfer geworden, aber anzunehmen, dass er ihr je das Wasser reichen können würde, war ein Witz. „Warum hast du diesen Käse überhaupt geschnitten?“ fragte Shinji schließlich. „Bist du bescheuert oder was? Du hast doch gesagt, dass wir ‘nen Käsekuchen machen, oder etwa nicht?“ Äh, okay, das war jetzt heftig. Er hatte es im Verlaufe dieser kleinen Backstunde ja geahnt, aber das es so schlimm war… Wie sollte er ihr das jetzt möglichst schonend beibringen… „Mh, weißt du, es… es heißt zwar ‚Käsekuchen‘ aber eigentlich ist gar kein richtiger Käse drin… Eher noch Quark oder so….“ „Und warum heißt es dann verdammt noch mal Käsekuchen?“ „Ich… ich dachte du wüsstest das, es ist ja ein westliches Gericht… Ich schätze, weil das ja alles Milchprodukte sind… und wenn’s fertig ist, sieht es ja auch ein bisschen aus wie Käse…“ „Das macht doch überhaupt keinen Sinn!“ „Was keinen Sinn macht, ist, dass du dich fürs Kuchenbacken einschreist, wenn du überhaupt keine Ahnung vom Backen hast!“ „Tja, ich konnte halt nicht wissen, dass es dir ausgerechnet heute in den Sinn kommen würde, deine künstlerische Ader zu entdecken! Du bist ja soweit ich weiß ein ausgezeichneter Koch, und ich werd’s ja wohl wissen! Der Unterschied war ziemlich klar, als du dich vorgestern entschieden hast, mich einfach mal Misatos Fraß zu überlassen!“ Sie spuckte das aus, als sei es eine Art Beleidigung, aber das war eben ein ehrliches Lob gewesen und… da war noch mehr. Hatte sie sich… wirklich auf ihn verlassen? Oder sah sie ihn einfach nur als ihr Eigentum an, dass sie rumschubsen konnte…? Er traute sich nicht, zu fragen. Die Angst, dass die Antwort das letztere implizieren würde, war zu groß. Ihre Kommentare bezüglich seiner Kochkünste dagegen waren schon etwas eindeutiger gewesen. „Meinst du das wirklich ernst…?“ „Bild dir nichts drauf ein. Hausmänner sind wirklich ein Witz, und Köche stehen bis auf ein paar elitäre Ausnahmen nicht gerade hoch in der sozialen Nahrungskette… Die Elite…“ und bei diesem Wort machte sie mit der rechten Hand eine stolze, ausladende Geste, die auf ihrer eigenen Brust endete. „…braucht nicht kochen zu müssen. Wir haben dafür gewöhnlich Leute, die für uns kochen. Leute wie dich, zum Beispiel.“ Shinji beschloss, das einfach mal mit einem Lächeln zu nehmen, auch wenn da doch ein bisschen Melancholie mitschwang. „Na ja ich schätze… dass das du es nicht kannst, nicht unbedingt etwas schlechtes sein muss… es heißt auch… das du es nicht lernen musstest. Ich schätze, deine Eltern haben immer gut dafür gesorgt… Da bin ich wirklich ein bisschen neidisch…“ „Meine Eltern…?! Was für ein Schwachsinn! Ich wohne schon nicht mehr bei denen, seit ich fünf bin!“ „Warum… das denn?“ „Na, wegen dem Evangelion-Programm, du Trottel! Ich frage mich, wie oft ich wohl noch erwähnen muss, dass ich anders als du von klein auf ausgebildet wurde!“ Das traf Shinji jetzt recht unvorbereitet. Es passte nicht so ganz… zu dem Bild war er von ihr hatte. Es passte nicht zu der selbstbewussten, unerschütterlichen, selten wirklich bekümmerten Art, mit der er sie durch ihr Leben schlendern sah. Es passte ja nicht mal zu der Art, wie sie es so fast beiläufig erzählte. Und es ließ irgendwo Wut in ihm aufsteigen, so dachte er. Er spürte ja doch irgendwo den Drang, sie zu behüten… „Dann haben sie dich… einfach weggeben?“ Sie schien gar nicht zu verstehen, warum er auf einmal so erschüttert war, oder warum er plötzlich Mühe hatte, seine Worte zusammenzusammeln. „Auch, wenn man dich für die Rettung der Menschheit gebraucht hat, klingt das so unglaublich grausam… Wieso haben sie denn nicht wenigstens-“ Asuka richtete den Finger auf ihn und lachte ihn aus. „Du bist mir ja einer! Nun mach mal keine Seifenoper daraus!“ entgegnete sie, ihn völlig verwirrend. „Ich war es, die höchst selbst entschieden hat, dass ich mich ganz und gar meinem Ausbildungs- und Trainingsprogramm widmen würde!“ „Das mag sein, aber, ich weiß nicht, ob ein fünfjähriges Kind-“ „Ich war nicht irgendein fünfjähriges Kind!“ stellte Asuka klar, als ob er sie irgendwie kritisiert oder sogar beleidigt hätte. „Ich war ich. Mein Vater und meine Stiefmutter beschwerten sich ja immer darüber, dass ich doch ein Kind sei, dass ich zu wenig Freizeit habe, dass sie mir zu viel Leistung abverlangten, dass sie meine ‚emotionale Entwicklung‘ vernachlässigen würden, dass ich doch für meine ‚soziale Entfaltung‘ kontakt mit Gleichaltrigen bräuchte, und dass ich doch ein Recht auf ein normales Leben hatte…“ Sie sprach das alles hohnvoll aus, als sei es das Absurdeste, was sie je gehört habe. Stiefmutter, hatte sie gesagt. Es schien, als hätte Nagato mit seiner Vermutung richtig gelegen… „Pah! Man sieht’s ja schon am Namen: Ein normales Leben, das ist etwas für normale Leute! So wie dich. Du kannst dir dieses Privileg ja durchaus leisten, aber ich bin anders als du!“ Ja, das war ihm mal wieder allzu deutlich klar geworden. Er würde alles geben, um von seinem Vater beachtet zu werden… und sie hatte ihre Eltern scheinbar willentlich verlassen. „Anders als du, und anders als alle anderen hier. Die beiden haben überhaupt nicht kapiert, dass ich nun mal viel reifer bin als andere in meinem Alter, und dass ich nun mal kein normales Kind bin, das es nötig hätte, ständig bemuttert zu werden, oder mit irgendwelchen Gleichaltrigen zusammen zu sein… Die würden mich doch gar nicht verstehen, wie man an dir so schön sieht! Aber die Zwei haben das nie eingesehen und mussten immer kommen, und mich besuchen, so als ‚emotionale Unterstützung‘… Quatsch mit Soße! Und dann haben sie mich immer zu irgendwelcher Kinderkacke mitgeschleppt, irgendwelche Disneyfilme, oder Zirkusse, oder Zoos, oder schlimmeres! Du weißt gar nicht, wie mir das immer auf die Nerven ging… Na ja, wenigstens hat mein alter Herr schon vor ein paar Jahren den Löffel abgegeben, und hier muss ich mir von meiner beknackten, eingebildeten Stiefmutter nur noch den einen oder anderen Anruf gefallen lassen!“ Die schiere Gleichgültigkeit, mit der sie von ihren Eltern sprach, war fast schon erschreckend. Aber so war es eben… Für sie waren die beiden ohnehin schon lange tot gewesen… Sie hatte sich innerlich schon vor langer, langer Zeit von ihrem Vater abgeschottet, und ihre Stiefmutter hatte sie gar nicht erst in ihr Herz hinein gelassen. Als ihr Vater gestorben war, war die emotionale Verbindung, die sie mal zu ihm gehabt hatte, schon lange Zeit gekappt gewesen. Sie hatte kaum noch mehr ein leichtes Pieksen gefühlt. Oder zumindest hatte sie sich selbst das glauben zu machen, um weiter den Maßstäben zu entsprechen, die sie sich selbst gesetzt hatte. „Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich weitaus wichtigere Dinge zu tun hatte, als meine Zeit damit zu verschwenden, so etwas Läppisches wie Kochen zu lernen. Meine Stiefmutter hat mir ja mal angeboten, es mir beizubringen, aber das war am Tag vor meinem großen Aktivierungsexperiment! Sie ist nicht mal dazu gekommen, um es sich anzusehen… nicht, dass mir das was ausmachen würde. Aber so tumb, wie die ist, hat die wahrscheinlich gar nicht gemerkt, dass dieses Experiment irgendwie anders ist als die normalen Synchrotests.“ Sie lachte. „Weißt du, ich bin schon anders geboren worden, als die… Manchmal ist es ganz schön frustrierend, sozusagen „einsame Spitze“ zu sein – Alle anderen, normalen Menschen sind immer so dumm!“ Sie seufzte. „Sieh zum Beispiel mal und EVA-Piloten an: Du und Rei, ihr hattet ein bisschen Glück und praktische Verbindungen, also seid ihr EVA-Piloten geworden. Du hast nach ein bisschen Übung sogar richtig was drauf aber… du bist immer noch Welten von meinem Level entfernt, siehst du? Zwischen dir und mir besteht ein fundamentaler Unterschied!“ sie machte eine weitere, ausladende Geste, die dann überraschend in ein Seufzen, und dann in ein Lächeln umschlug. „Aber was soll’s. Ich schätze… Als anderer EVA-Pilot bist du wohl das nächste, was ich mir zu einer ebenbürtigen Person erhoffen kann… Und das du backen kannst, ist an sich ganz nützlich. Am Ende hast du doch noch an unser Projekt gedacht, also werd‘ ich dir das von heut Morgen einfach mal durchgehen lassen… aber das ist nur, weil du mich neulich gerettet hast…. Also dann, an die Arbeit! Auf Käsekuchen hab ich nach der Sache keinen Bock mehr, hast du nicht ein besseres Rezept?“ „Nun, ich… hab da auch noch…“ begann er schon mal, während er nach den Blättern griff, auf denen er sich die Rezepte, die er zuvor im Internet gesucht hatte, ausgedruckt hatte, und sie suchend durchblätterte. „…Wie wär’s mit… oh, hier hab ich etwas aus deiner Heimat: Schwarzwälder Kirschtorte.“ „Wer sagt dir, dass ich aus dem Schwarzwald komme?“ „Na dass… ist doch in Deutschland, nicht?“ „Und dir leuchtet es nicht ein, das Deutschland ziemlich groß ist? Na ja, wenn man bedenkt, dass du an diese kleine, überfüllte Inselkette gewohnt bist…“ Es war schon seltsam. Asuka hatte zwar die ganze Zeit darüber geredet, dass sie verschieden seien, aber am Ende fühlte sich das Third Child, als ob er ihr ein Stückchen näher gekommen wäre. Vielleicht, weil sie gesagt hatte, das er von allen am nächsten daran sei, ihr ebenbürtig zu werden… oder… weil es einfach irgendwo… beruhigend war, dass diese ganze Geschichte, von wegen, dass sie so toll und ausgebildet sei und so weiter, auch ihre Nachteile hatte, zum Beispiel, das sie für so etwas ganz normales wie Kekse oder Kuchen backen nie die Zeit gefunden hatte… Aber es brachte ihn auch irgendwo zu nachdenken. All dieses Gerede über ein „normales Leben“ und dass sie sich „Dieses Privileg im Gegensatz zu ihm“ nicht leisten könne… Was sollte das heißen, Privileg? Ihm wäre es nie in den Sinn gekommen, sich selbst in irgendeiner Form als privilegiert zu empfinden… Er hatte nur sein Leben lang gesehen, dass andere Dinge hatten, die er nicht hatte: Familien, Freunde und eine Rechtfertigung, auf dieser Welt zu sein. Normal war sein Leben ja nicht gewesen, aber wenn er es recht bedachte, lag das auch daran, dass er er selbst war. Eine andere, stärkere Person hätte wohl eine etwas weniger oberflächliche Verbindung zu seinem Lehrer aufgebaut und sich mit den anderen Kindern in dem kleinen Dorf angefreundet… Eine Chance, die er versaut hatte, weil er nun mal sein feiges, hassenswertes selbst war… aber überhaupt diese Chance war nicht selbstverständlich… Wenn Asuka, die ja das Second Child war, schon mit fünf ins Programm aufgenommen wurde, wäre es nicht verwunderlich, wenn Rei schon als Kleinkind rekrutiert worden wäre… Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, war mit ihren Eltern geschehen sein könnte – In ihrer Wohnung hatte es kein einziges Bild gegeben, das einzige Andenken war aus dem früheren Besitz seines Vaters… Doch wie auch immer ihre Geschichte verlaufen war (Er traute sich ganz sicher nicht zu, sie so etwas zu fragen) es sah nicht aus, als ob die diese Chance je bekommen hatte. Das würde ihre manchmal recht soldatenhafte Art gut erklären, wie sie immer von Befehlen sprach, und davon, dass diese schrecklichen Dinge , denen sie ausgesetzt war, einfach zu ihrer Aufgabe gehörten… Asuka hatte diese Chance gehabt, aber sie hatte sie geopfert, eingetauscht gegen die Bürden einer EVA-Pilotin. Sie schien sich gar nicht darüber bewusst zu sein, dass sie etwas verloren hatte, aber… das war, weil sie eine Kriegerin war. Es war nicht so offensichtlich gewesen, als sie auf ihn herabgeblickt hatte, und von weit unten besehen ausgesehen hatte, als könne sie alles und lasse sich von nichts erschüttern, aber je näher er der Höhe ihrer Augen kam, umso mehr begann er darin den Blick eines einsamen Streiters zu sehen. Etwas, das ihm selbst ähnlich war… Auch sie war doch das erste Mal in so einer… seltsam-normalen und doch irrwitzigen Situation, auch sie war allein in die Fremde gezogen und hatte hier ihre ersten Freunde gefunden… Auch sie war in vielen Dingen, die für andere völlig selbstverständlich waren, irgendwo unerfahren… Es waren nur nicht dieselben Dinge. Weil er etwas gehabt hatte, was weder sie noch Rei je gekannt hatten… oder zumindest die Möglichkeit… Und das brachte ihn zum Nachdenken. Bis jetzt war ihm klar gewesen, dass sein Vater ihn weggeben hatte, weil er ihn nicht gewollt hatte. Es gab keine Alternative, seine endlosen Grübeleien beschäftigten sich mit dem Grund für seine Unerwünschtheit, und… nicht so sehr mit dem weggeben werden selbst, es schienen Synonyme zu sein. Jetzt aber war dieses Axiom seines Denkens ins Wanken geraten. Nagatos Vater… Er hatte mit dem Gedanken gespielt, seinen Sohn ins Internat zu stecken, obwohl er offensichtlich sehr an ihm hing… Aus… anderen Gründen. Und jetzt, dieses Gerede über normale Leben… Er war ja nur herbestellt worden, weil Rei zum Zeitpunkt des ersten Engel-Angriffes außer Gefecht gewesen war, und sie hier alle dringend einen Piloten brauchten… Könnte sein Vater ihn weggeben haben, weil er ihm ein normales Leben geben wollte, jenseits von allem, was mit dem Projekt zu tun hatte…? Vielleicht… behandelte er Rei ja deshalb besser, um auszugleichen, dass sie kein „normales Leben“ haben konnte? Nein. Unsinn. Er bastelte sich doch nur zusammen, was er hören wollte. Wenn das so wäre, dann hätte sein Vater doch angefangen, privat Zeit mit ihm zu verbringen, nachdem er nach Tokyo-3 gekommen war…. Die wahrscheinlichste Erklärung blieb doch… dass sein Vater ihn einfach von Anfang an nicht gewollt hatte… „Hey! Was guckst du da so blöd Löcher in die Luft! Die Kuchen müssen morgen fertig sein!“ holte ihn Asuka schimpfend in die Gegenwart zurück. „Ich geb’s auf. Fangen wir einfach an.“ So hatten sie nach etlicher Zeit alle verfügbaren Plastikbehälter mit Kuchen, Torten und Keksen zu füllen. Es war gut, dass der Backofen recht geräumig war. Zugegeben, sie mussten mehrere Portionen Teig aus verschiedenen Gründen wegwerfen, aber Asuka lernte schnell und erwies sich gegen Ende der Veranstaltung zumindest Ansatzweise als nützlich. Es war ja auch nicht so, als ob die zu dämlich sei, um ein Nudelholz zu benutzen. Sie bekamen einen ganzen Haufen an Leckerzeug zusammen, dass sie aufeinander gestapelt auf dem Esstisch deponierten, um ja zu vermeiden, dass sie es morgen vergaßen. Natürlich gab es von Asuka keine Worte des Dankes, als sie in ihr Zimmer entschwand und ihn mit seinen Gedanken allein ließ. Doch ein paar der Dinge, die sie ihm gesagt und anvertraut hatte, reichten, damit er dies nicht sonderlich bedauerte. Dennoch ließ er einen Nachdenklichen Blick aus dem Fenster schweifen; Er war nach dem er nicht nur ein, sondern gleich zwei Schulprojekte vorbereitet hatte, sichtlich müde, ganz passend dazu, das draußen bereits selbst das letzte Fünkchen der Abenddämmerung verlöscht zu sein schien. Dennoch war ihm bei all seinen Überlegungen über den Wert eines „normalen Lebens“ klar geworden, dass es noch etwas gab, was er heute unbedingt erledigen musste… --- „Es ist ganz, wie ich es mir dachte.“ Nachdem er eine ganze Weile seine Tasten gequält und Codes geknackt hatte, kam Kaji zu einem eindeutigen Ergebnis: Bevor sie kurz nach dem ersten Engel-Angriff hierher versetzt wurde, hatte diese Frau namens Asahina Najiko schlichtweg nicht existiert. Es gab absolut nichts, was ihre frühere Existenz zweifellos beweisen würde… Keine Gruppenfotos, keine Einträge für besondere oder nachlässige Leistungen, keine Abschluss- oder Klassenfotos, keine Daten zu Schule, Ausbildungsplatz oder sonstigen Institutionen, bei denen mach nachfragen könnte… dasselbe galt für diese „Ueda Najiko“ von der Mitsurugi gesprochen hatte. Die Sprache des Profilbildes war deutlich: Es war zweifellos dieselbe Frau. Und nicht nur in Bethania Base war sie gewesen; Nach weiteren Nachforschungen fand er eine Menge solcher Einträge in den verschiedenen NERV-Außenstellen: „Asahina“, obgleich er sich mittlerweile ziemlich sicher war, dass dies nicht ihr wahrer Name war, war bereits Massachusetts gewesen, in Nevada, in Deutschland, in Russland, in China… und das immer unter einem jeweils anderen Pseudonym. Es war etwas schwerer, sich Daten aus dem Golgota-Stützpunkt zu besorgen, doch glücklicherweise waren ihre Personaldaten nicht ganz so rigoros geschützt wie die Projektinformationen. Schweinerei. Wie es aussah, schien die Frau auch dort gewesen zu sein – Und die Zeiten, in denen sie an den verschiedenen Standorten gewesen war, bildeten eine klare Zeitlinie mit nur einer Lücke – Da war sie wahrscheinlich am geheimnisvollen Tabgha-Stützpunkt gewesen… Wer die Dame wirklich war, ließ sich aus diesen Daten nicht entnehmen… Es war unmöglich, dass das noch nie vorher jemand bemerkt hatte… was hieß, dass jemand befohlen haben musste, dass es übersehen wird… Wer sie auch war, ihre Auftraggeber saßen weit oben. Keine Frage. Sie musste es sein… SEELEs zweiter Agent... Nur was… bedeutete das jetzt für ihn und seine weiteren Handlungen? Das Ministerium würde das nicht interessieren… Die kümmerten sich wenig um die internen Streitigkeiten der „Geheimbündler“… Sollte er es Ikari sagen? Er hatte irgendwo das Gefühl, dass er das schon wusste, aber… so könnte er das vielleicht testen… oder sollte er sich zuerst Dumm stellen und denen von SEELE melden, dass er eine verdächtige Person entdeckt hatte, um sicherzugehen, dass seine Vermutung auch stimmte? Nein, es gab keine Garantie, dass sie ihm viel sagen würden… Auf jeden Fall aber musste er mit dieser Asahina, oder wie auch immer ihr wahrer Name lautete, sehr vorsichtig sein, wenn er nicht auffliegen wollte… Einen einzelnen Mann, gerade einen alleinstehenden Mann, der weder für die Kampfeinsätze noch für die Organisation als Ganzes eine unverzichtbare Rolle erfüllte, konnten die da Oben mit einem simplen Fingerzeig exekutieren lassen… --- 07:[UNTOUCHABLE] --- Ich seh' Dir ins Gesicht doch spüren tu ich nichts Denn Dein Körper ist gefroren und erstarrt Ich muss schon prüfen ob Du noch am Leben bist Mit kalten Händen berührst Du mich Doch ich fühle nichts So wie ein Engel der aus Stein und Eis besteht Meine Gefühle hinter Panzertüren Nun gefangen nimmt Jetzt liegst Du neben mir Doch ich fühl' mich ganz allein Und Deine Schönheit blendet mich (Wie ein grelles Licht) Du fasst meinen Körper an, doch spüren tu ich nichts Doch mein Feuer kommt über Dich Und Du wehrst dich nicht Gib mir mein Gefühl zurück Du bist viel zu kalt für mich Gib mir mein Gefühl zurück Und denk' immer daran: Ich liebe Dich! -Welle:Erdball , ‚Gib mir mein Gefühl zurück‘ --- Es gab da etwas, dass er tun musste. Nach den zahlreichen, vielfältigen Besorgungen des heutigen Tages war er davon zweifellos überzeugt. Denn ganz unabhängig davon, wie sich die Geschichte mit seinem Vater jetzt verhalten mochte, so war ihm jetzt aufgefallen, was eigentlich offensichtlich hätte sein sollen: Diese… „normalen Beschäftigungen“, dieser Nachmittag mit Mayumi und seinen Freunden, und auch der Abend mit Asuka… Das war alles wertvoll. Aber… wenn er das alles in dieser Situation haben konnte, dann, weil jemand anderes all dies entbehrt hatte… Ayanami Rei. Während alle anderen diesen Tag mit ihren Freunden verbracht und sich zwar angestrengt, aber irgendwo auch amüsiert hatten, musste sie ganz allein fernab von allen im Hauptquartier sitzen… Es war nicht fair, dass nur sie heute allein sein sollte… So kam es also, dass er zum zweiten Mal den Weg ins Hauptquartier antrat, ohne dort wirklich etwas zu schaffen zu haben. Wiedergeschah es aus demselben Grund; Denn eigentlich war es kein Wunder gewesen, dass er Rei nicht wirklich näher gekommen war; Alles, was bis jetzt zwischen ihnen vorgefallen war, geschah, weil sie durch irgendwelchen äußeren Umstände zusammengeführt worden waren. Schon seit er sie das erste Mal gesehen hatte, hatte er sich gewünscht, ihr näher zu kommen, aber er fand nie den Mut… Aber er hatte sich geschworen, dass er alles tun würde, um stärker zu werden, und das hier war eine gute Gelegenheit, um anzufangen… Viel würde es sicherlich nicht sein, er wusste doch in Reis Nähe kaum, was er eigentlich tat, aber… er wollte ihr wenigstens hallo sagen. Noch immer sichtlich vorsichtig, auch dieses Mal irgendwie das Gefühl nicht loswerdend, dass er verbotenen Bezirk betreten hatte, lief Shinji unsicher, ja, fast schon schleichend durch die Gänge des Hauptquartiers und fragte sich, was er denn da machte. Er war im Wesentlichen ohne Sinn und Verstand hierher marschiert, sich gerade mal so die Zeit genommen habend, um seine Abwesenheit mit einem eilig bekritzelten Zettel zu erklären; Asuka hatte er nichts gesagt. Es war eigentlich Glück gewesen, dass sie sich in ihr Zimmer verzogen hatte: Sie war nicht gut auf Ayanami zu sprechen, und er wusste nicht, ob er es fertig gebracht hätte, ihr seine Intentionen zu offenbaren, davon, sie trotz dem von ihr ausgedrückten Missfallen weiter zu verfolgen, ganz zu schweigen. Sie anzulügen oder gar zu sagen, dass es sie nicht anginge, wohin er unterwegs war, konnte er komplett vergessen… Insoweit hatte er also Glück gehabt, aber das half ihm jetzt auch nicht viel weiter; Das NERV-Hauptquartier war ein verdammt großer Komplex, und Rei könnte praktisch überall sein… Klar, gab es da einige Orte, die er absuchen könnte, aber das war nur geringfügig besser als planlos umherzuirren, am Ende würde er sie noch lächerlich knapp verpassen oder so etwas… Es würde wohl Sinn machen, jemanden zu fragen, aber was, wenn dann eine Erklärung für sein Hiersein gefordert werden würde…? Er blickte sich um und besah sich des Gangabschnittes, zu dem ihn seine ziellos umherwandernden Füße getragen hatten. Das hier war, wenn er sich nicht täuschte, ganz in der Nähe von Dr. Akagis Büro. Ja, sie würde ihm sicher sagen können, wo sich Rei zur Zeit aufhielt… Außerdem kannte er sie fast nur von der Arbeit her, sie würde ihn anders als Misato nicht aufziehen oder sowas. Also los. Er war sich immer noch nicht sicher, ob das nun die klügste Option war,aber es war eine Richtung, ein Weg, den er folgen könnte. Er hoffte nur, das Dr. Akagi auch tatsächlich dort sein würde… Wenn nicht, dann würde er ziemlich verloren dastehen… Aber an diesen Fall wollte er nicht denken. Wenn es so weit kommen sollte… würde er eben vor Ort überlegen, was er als nächstes tun sollte. Doch dazu kam es nicht; Als er dort ankam und den entsprechenden Knopf zur Öffnung der Tür betätigte, fand er jenseits davon die blonde Wissenschaftlerin vor, die wohl der Tasse in ihrer Hand nach zu urteilen dabei war, so etwas wie eine Kaffeepause einzulegen. Sie bemerkte seine Anwesenheit durch das Zischen der automatischen Schiebetür sofort und wendete sich ihm auch gleich geringfügig verwundert zu. „Oh, Shinji-kun? Was führt dich denn um diese Zeit hierher? Willst du Misato sprechen?“ „Uhm, ich… Nun, Ayanami ist doch dauerhaft hier stationiert, um… um Wache zu stehen, weil es ja so aussieht, als ob der Engel doch nicht endgültig besiegt sein könnte, und da wollte ich-“ „Es ist schon in Ordnung, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wenn der Engel wieder auftaucht, werden ihn unsere Alarmsysteme schon erkennen. Es reicht, wenn Rei hier bleibt, du solltest lieber ausnutzen, dass du heute frei hast, und früh ins Bett gehen, damit du morgen ausgeschlafen in die Schule kommst.“ Es war nicht verwunderlich… Sie hatte dieses… dieses Konstrukt nie als Subjekt gesehen, mehr als eine Objekt, eine Maschine, die eine Funktion ausfüllte… Maschinen wurden erschaffen, um ihre Aufgaben auszufüllen und den Menschen das Leben zu erleichtern… Deshalb erschien es ihr auch ganz natürlich, dass die Maschine hier das tun würde, wofür sie gemacht wurde, damit die „echten“ Kinder sich nicht die Mühe machen mussten. Das sich jemand Sorgen um den Gemütszustand dieses Homunculus machen könnte, erschien ihr etwa so sinnvoll und wahrscheinlich, als ob sich jemand darum Sorgen machen könnte, dass ihre Kaffeemaschine sich ausgenutzt fühlen könnte. Als eine wenig sentimentale Person, die selbst bei echten Menschen nicht allzu viele Skrupel hegte, kam es ihr nicht mal in den Sinn, bis der Junge es aussprach: „Das… das weiß ich, aber… ich, uhm…“ Er schluckte. „Ich wollte nur… mal nach Ayanami sehen, ich meine, sie… sie war ja als einzige… uhm…“ Irgendwo war es doch unheimlich, was dieses Stück Materie, dieser unmögliche Traum, der nichts mit einer realen Frau zu tun hatte, mit Männern anstellen konnte… Vater und Sohn, beide schön um jeweils einen ihrer kleinen Finger gewickelt – Heute hatte der Commander eines ihrer gemeinsamen Treffen abgesagt, um Rei ‚etwas Gesellschaft zu leisten.‘ Sie wollte gar nicht wissen, was er mit diesem Konstrukt gemacht hatte. Und dann war da auch noch dieser seltsame Befehl, den er ihr zusammen mit dieser Absage hinterlassen hatte, die Anordnung, dass sie seinen Sohn gewähren zu lassen habe, wenn er das First Child aufsuchen wolle – angeblich war es ein integraler Teil des Szenarios. Ihr sollte es recht sein, solange dieses Monstrum nur mit irgendjemand anderem zusammen war, als mit dem Mann, der gefälligst ihr allein zu gehören hatte. Zur Tat streitend setzte sie die Maske auf, die professionelle Art, und darüber noch eine dünne Verpackung der Freundlichkeit, sodass sie ein bisschen mehr wie das aussehen würde, was sie gerne wäre… Sie verscheuchte die Gedanken, die sie nicht haben wollte, und versuchte erfolglos, sich einzureden, dass es doch für alles unschuldige Erklärungen gäbe. Der Junge fühlte sich sicher nur von der Form jener leeren Hülle angezogen, und auch nicht auf die Art; Es musste eine Art unbewusstes Wiedererkennen seiner Mutter sein, dass ihn die Art von Besorgnis empfinden ließ, die man für ein Familienmitglied hatte; Armes, fehlgeleitetes Kind. Nicht, dass es sie besonders viel kümmerte, was mit dem Kind dieser verhassten Frau geschah. „Ach so ist das.“ Antwortete sie, ein verständnisvolles Lächeln vortäuschend. „Rei ist gerade unten im Waffenlager für die EVAs. Ich kann dich gleich hinbringen, ich wollte da ohnehin gleich hin, um etwas mit Misato zu besprechen.“ „D-Danke sehr, Ritsuko-san. Dann… lassen Sie uns gehen… zum EVA-Waffenlager, meine ich…“ Sie nahm sich noch kurz Zeit, um ihre Kaffeetasse zu leeren, bevor sie antwortete: „Gut. Das werden wir.“ --- „Es stimmt ja, du bist hier unten ja noch nie gewesen…“ Das stimmte schon. Die ewig lange Rolltreppe, nicht viel anders als viele andere im NERV-Hauptquartier, führte immer tiefer und tiefer in Schichten aus Metall und Beton hinein, zwischen unzähligen Gewehren, Messern und einer Vielzahl anderer Schuss- oder Nahkampfwaffen von den Dimensionen eines mittelgroßen Gebäudes, die zu Blöcken angeordnet in mehreren ‚Schichten‘ oder ‚Stockwerken‘ von einer Vielzahl an speziellen Halterungen herabhingen, die vermutlich dem Zweck dienten, das ganze Equiptment an die Oberfläche zu schaffen; Zu seiner rechten sah er ein paar der Äxte, die Asuka zumeist vorzog, links hatte er vor einiger Zeit das Partikelgewehr gesehen, dass er vor einiger Zeit gegen den sechsten Engel verwendet hatte, auch wenn er sich an dieser Stelle fragte, ob das Teil nicht eigentlich irgendwann mal zurück gegeben werden sollte, sich aber nicht traute, dies laut zu tun. Die Reise ging weiter und weiter, und auch, wenn sie offenbar schon in der Waffenkammer selbst waren, war von Rei (oder Misato) nicht das geringste zu sehen, sodass Shinji sich fragte, wie lange das wohl noch gehen würde; Die Waffenkammer hatte die Dimensionen, die man von einem Ort, an dem genug hochhausgroße Waffen verwahrt wurden, um mit drei gigantischen Biomaschinen einen ganzen Krieg zu bestreiten, durchaus erwarten konnte. „Und?“ fragte Dr. Akagi dann plötzlich, vermutlich, um die Zeit etwas zu nutzen. „Kommst du mit deinem EVA mittlerweile gut zurecht?“ „Mh… Ja, ich… denke schon.“ „Das ist gut. Immerhin hängt davon ja ab, ob wir alle weiterleben können…“ Daran brauchte er wohl kaum noch erinnert zu werden… Dass er damit klar kam, war ja keine Lüge, er schaffte es, bei den Einsätzen, niemandem ein Klotz am Bein zu sein, er konnte den EVA zufriedenstellend, ja, eigentlich ganz gut bewegen, und mit Nebeneffekten hatte er es auch schon lange nicht mehr zu tun gehabt aber… das alles änderte wenig daran, dass er für diese Belastungen und diese großen Pflichten nicht gemacht war… Er schätzte, dass er wohl soweit damit klar kam, wie es jemandem wie ihm eben möglich war. Die Furcht, die er vor diesen Kampfmaschinen hatte, würde er wohl nie ganz abschütteln… Er hatte doch immer noch nicht die leiseste Ahnung, was diese EVAs eigentlich waren… Das Auge von damals hatte sich fest in seinen Hinterkopf eingebrannt. Keiner würde ihm etwas dazu sagen, und er traute sich auch nicht recht zu fragen… Aber, das war schon von Anfang an so gewesen, jetzt war er in einer dafür praktischen Position, in der er jemanden, der darüber Bescheid wissen könnte, direkt vor seiner Nase hatte und wohl noch eine ganze Weile haben würde, hier, wo niemand sich einmischen könnte… Und sie stand vor ihm auf dieser Rolltreppe, er musste ihr also nicht mal in die Augen sehen, um zu fragen… Er rechnete nicht ernsthaft mit einer Antwort, aber… Es sollte doch nicht befremdlich sein, dass er etwas wissen wollte… „Uhm… Ritsuko-san…“ begann er, trotz allem noch vorsichtig, aber doch merklich nachdenklich. „Was… sind die EVAs eigentlich?“ „Hm….“ Sie schien kurz zu überlegen, wie sie es in Worte fassen sollte. „Das ist eine sehr gute Frage. In erster Linie… waren die EVAs die einzige Möglichkeit, die wir hatten, um das, was nach dem Second Impact von unserer Welt geblieben war, zu beschützen… Egal, was die EVAs nun sind oder nicht sind, ob du es eines Tages erfahren solltest, oder nie wissen wirst… Du solltest wissen, dass wir keine andere Wahl hatten, als EVA zu erschaffen, auch, wenn wir dafür unsere Hände besudeln mussten…“ „Jah…“ Es war keine wirkliche Antwort, doch er hatte auch keine erwartet… Er war nicht der Typ, der in jedem Fall auf die Wahrheit pochte, er hielt den Streit und den Kampf, denn man damit begann, nicht aus, und im Grunde interessierte ihn die Wahrheit wohl wenn er ehrlich war auch nicht so sehr, solange in seiner kleinen Welt nur alles in Ord0nung war… Das war wohl irgendwo feige… Aber trotzdem. Auch, wenn er die Antworten nicht aktiv aufsuchte, so konnte er doch nicht aufhören, sich diese Fragen zu stellen, und auch Dr. Akagis Worte brachten ihn, auch, wenn sie keine exakte Antwort waren, irgendwo zum Nachdenken. ‚Keine andere Wahl‘…? ‚Hände besudeln‘…? Er konnte damit nicht wirklich viel anfangen… was sollte das heißen? --- Währenddessen war unser altbekanntes Techniker-Trio bestehend aus Hyuga Makoto, Aoba Shigeru und Ibuki Maya fleißig dabei, die Messergebnisse und sonstige Daten, die im Rahmen des letzten Kampfes gewonnen worden waren, auszuwerten und für weitere Verbesserungen und Voraussagen ins System einzuspeisen. Dementsprechend bestand die Geräuschkulisse fast vollständig aus emsigen Tippen und gelegentlichem Kaffeeschlürfen – zumindest, bis Lt. Ibuki zögerlich das Wort ergriff. „Irgendwas… ist hier seltsam….“ „Was ist denn, Maya?“ erkundigte sich Aoba. „Nun, das… Energiemuster bei der Explosion des zehnten Engels passt überhaupt nicht auf die, die wir bei den Explosionen der anderen Engel beobachtet haben…“ „Aber die Engel sind doch alle sehr verschieden aufgebaut gewesen, genauso wie Verlauf und Ausmaß der Explosionen.“ warf Hyuuga ein. „Ja aber… das Muster, die Verteilung der Ennergie, die auch für diese Lichtsäulen sorgt… Die war immer gleich. Beim vierten Engel, beim fünften, beim sechsten… nur der von Gestern ist anders… Unser Sempai hat dieses Ergebnis erwartet… Es scheint als ob… der Feind wirklich noch nicht besiegt sei… “ --- Nach einer langen Rolltreppenfahrt gelangte Shinji dann aber doch an seinen Zielort; Dr. Akagi war noch ein Stück weiter gefahren, bis zu einem an einer der Hallenwände entlangführenden Steg, wo sie auch Misato angetroffen hatte; Shinji fragte sich, ob diese ihn wohl bemerkt hatte. Er selbst befand sich auf einem Steg, der an eine Reihe von Halterungen für die Waffen befestigt war und wohl zu wartungszwecken diente, und direkt neben ihm stand, wie alle anderen anwesenden mit einem weißen Helm versehen, der Grund für sein Hiersein, inklusive ihres weißen Plugsuits. Alles in allem konnte er sich wohl getrost als eine traurige Gestalt einordnen; der ganzen Weg, den er gekommen war, die ganze Überwindung, die ihn das gekostet hatte… das alles hatte er doch nur aufgebracht, um zu ihr zu sprechen und für sie da sein zu können. Wie kam es dann also, dass er seine Worte gerade jetzt, wo er endlich an ihrer Seite stand, wie er es sich lang ersehnt hatte, einfach nicht finden konnte? Er konnte sich ja nicht mal dazu bringen, sie anzusehen – klar, sie störte das relativ wenig, aber das vergrößerte seine Scham nur noch; Es sollte sie stören, und er hatte die Tatsache, dass es nicht so war, nicht auch noch ausnutzen. Er wollte sich ja zu ihr hinwenden, er wollte etwas sagen, aber er konnte sich nur von ihr abwenden, sich an dem Geländer festhalten, das sie von den Tiefen der Rüstungshalle trennte und zusehen, wie einen Gewehr, dass er gestern vermutlich persönlich leergeschossen hatte, beladen und irgendwohin transportiert wurde, während seine Gefühle und Gedanken gegenüber dem Mädchen, dass ein Stück weiter hinten aufrecht neben ihm dastand, von innen auszubrennen schienen. „Ich frage mich… worüber Ritsuko-san und Misato-san da wohl gerade reden…“ sprach er dann in den Raum hinein, sich soweit wie möglich davon abhaltend, genauer darüber nachzudenken, was er da denn laberte, aus Angst, dass ihm die Worte, auch, wenn sie nur die nächst besten waren, erneut im Hals stecken bleiben könnten. Letztlich ging es ihm wohl hauptsächlich darum, mindestens irgendetwas gesagt zu haben, weil es doch besser als gar nichts sei… Das Rei darauf eingehen würde, erwartete er ganz zu Recht nicht, aber zu seiner Überraschung stießen seine Versuche tatsächlich den Beginn eines Gespräches an. Er war selbst fast ein wenig erschreckt, als er Reis inmitten der ganzen Maschinengeräusche und Durchsagen kaum hörbares Stimmchen vernahm, sodass er es am Ende gerade dann schaffte, sich zu dem First Child umzuwenden, als ohne vorherige Überlegungen aus schlichter Überraschung heraus handelte. „Solltest du… nicht im Bett sein? Du musst morgen doch in die Schule.“ Jetzt fing das wieder an, dass sie ihn fragte, und sich um ihn sorgte, wenn es doch andersherum viel mehr Anlass dazu gab… „Ich… komme schon klar, es ist in Ordnung…“ „Ist das so...?“ „J-ja…“ „Hast du denn überhaupt zu Abend gegessen?“ Die Art, wie sie nie an sich selbst zu denken schien, gab ihm das ständige Gefühl, ihr Unrecht zu tun. „N-Nein, aber…“ „Du könntest die Kantine des Hauptquartiers aufsuchen.“ „Mh, ja, könnte ich…“ wiederholte er, etwas verlegen lächelnd. „Aber ich… hab leider kein Geld mitgenommen…“ „Das ist in Ordnung. Ich werde es mir anschreiben lassen und bei Gelegenheit bezahlen.“ Als sie diesen Satz aussprach, hatte das First Child vermutlich herzlich wenig Ahnung davon, was sie damit angerichtet hatte, und noch viel weniger konnte sie sich die eigenartigen Symptome erklären, die ihr simpler Vorschlag, oder viel mehr dessen Implikationen bei ihrem Mit-Piloten ausgelöst hatten. Als seine Gesichtsfarbe begann, dem Lack von EVA 02 bedeutend zu ähneln, und er aus dem hilflosen Stammeln nicht mehr herauskam, reagierte sie mit geringfügiger Verunsicherung. Während sie sich im Wesentlichen nur die unschuldige kleine Frage danach stellte, ob sie denn irgendetwas falsch gemacht hatte, hätte das Third Child zum aufschreiben seiner Gedanken wesentlich mehr Fragezeichen gebraucht: Hatte sie ihn gerade wirklich zum Essen eingeladen? War das nicht wieder einer dieser seltsamen Träume? War nicht eigentlich er als Junge fürs Bezahlen zuständig? Machte ihn das jetzt zu einem zeitgemäßen Mann oder zu einem Schnorrer? War das gerade… sein erstes Date? Zähle das… in der NERV-Kantine und so? Ein… Restaurant war das ja nicht gerade, und sie steckten jeweils in der simplen Schuluniform, beziehungsweise im Plugsuit… Geschenke gab’s auch keine… außer dem Essen natürlich. Hätte er… das irgendwie ahnen und sich darauf vorbereiten können? Was sollte er sagen…? Was zum Teufel sollte er jetzt machen…? War er ein Schnorrer, wenn er jetzt ja sagte? Würde sie unglücklich sein, wenn er nein sagte? Ach, Mensch, das war alles so kompliziert… und es musste ja auch von einem Moment auf den anderen kommen, so spät am Abend, nach so einem anstrengenden Tag… Oder hätte er das kommen sehen sollen? Immerhin hatten sie ja schon Händchen gehalten und so… Hatte Rei vielleicht genauso lange auf so eine Chance gehofft wie er…? Er könnte sie ja fragen, ob das ein Date war, aber er hatte zu viel Angst, dass sie verstört, ärgerlich oder angeekelt reagieren könnte, oder sonst wie nein sagen könnte… oder dass sie ihn, was noch viel schlimmer wäre, einfach nur ahnungslos anstarren würde. Vielleicht interpretierte er da auch zu viel hinein, und es war alles nur heiße Luft in einem dünnhäutigen Ballon aus Wunschdenken… „D-Danke…“ stotterte er schließlich eilig hervor, als er schlagartig bemerkte, dass sie ihn mittlerweile direkt und vermutlich auch leicht-fragend anblickte. „A-Aber ich will dir… wirklich keine Umstände machen, oder dir dein Geld abzwacken oder so…“ „Es ist in Ordnung.“ Entgegnete Rei. „Ich verwende zumeist ohnehin nur einen Bruchteil des Betrags, der mir als Unterhalt zur Verfügung gestellt wird. Lass uns gehen.“ --- So kam es also, dass Shinji wenige Minuten später mit dem First Child alleine an einem Tisch saß. Der Tisch war zugegebenermaßen nicht klein, sodass sie sich nicht mehr in der Reichweite der Arme des jeweils anderen befanden, aber eine gewisse Intimität war schon gegeben, zumal die Kantine zur Zeit recht leer war, und sie das Eckchen, dass sie sich ausgewählt hatten, so ganz für sich allein hatten; Es war ein ruhiges Plätzchen direkt neben dem großen Panoramafenster, jenseits dessen man zu den in die Geofront hineinhängenden Anlagen hinausblicken konnte, die durch das artifizielle Licht in einen orangenen Schein getaucht waren, der die Illusion eines ewigen Sonnenuntergangs erzeugte. Auch, wenn sie die Helme unten im Lager gelassen hatten, so saß Ayanami doch in voller Piloten-Montur auf ihrem Platz; Sich bereitzuhalten beinhaltete hier wohl auch, den Plugsuit und das Interface-Headset wenn möglich am Leib zu tragen. Gut möglich, dass sie das Teil in den letzten Tagen nur für gelegentliche Besuche im Pinkelstübchen und bestenfalls zum Schlafen abgelegt hatte. Umso mehr war Shinji danach, sich mal spontan eine dafür zu klatschen, dass es ihm nicht eingefallen war, etwas Kohle mitzubringen… Sie sagte, dass sie von ihrer kaum etwas ausgab, und wenn er sich an ihre Wohnung erinnerte, konnte ihr das nur zu gut glauben… Sie schien nur das wenigste und nötigste von dem zu haben, was sie brauchte, obwohl ihre Verantwortlichen – Vermutlich sein Vater – Ihr ausreichend Zaster da ließen… Wieso war sie nur so…? Sie schien sich selbst… nicht besonders hoch auf ihrer Prioritätenliste stehen zu haben. Es war ja immer gut, wenn jemand bescheiden und großzügig war, aber das ging darüber hinaus… Er wollte sich an ihrer Stelle um sie sorgen, sich um sie kümmern, wo sie es nicht für nötig hielt, aber am Ende hatte sie etwas für ihn getan statt umgekehrt… Es gab so viel, was er tun und sagen wollte, aber er wusste nicht wie; Wenn das ein Date sein sollte, dann war es jedenfalls ein ziemlich stilles; Vielleicht, weil keiner von ihnen wusste, wie so etwas funktionieren sollte. Doch es gab noch etwas, was da nicht ins Bild passte, etwas offensichtliches, was jedem äußeren Betrachter auf den ersten Blick aufgefallen wäre. In etwa so offensichtlich wie ein Elefant im Porzellanladen trotzte diese Tatsache dem Ausgesprochenwerden dennoch für etliche Minuten, die Shinji größtenteils damit verbrachte, in seinem Essen herumzustochern, durch das Fenster zu blicken und ewig darüber nachzudenken. Er wollte ja nicht irgendwie unhöflich sein und hoffte, dass sich die Angelegenheit zeitig geben werde. Als sich daran dann aber selbst, als Shinji bereits ein Viertel seiner Mahlzeit zwischen herumstochern und grübeln nebenbei in erbsengroßen Portionen in seinen Mund überführt hatte, beschloss er, dass er diesen Missstand nicht unkorrigiert lassen konnte und holte er sein bestes Lächeln hervor: „Uhm, Ayanami, äh… also…“ „Was ist?“ „Willst du denn gar nichts essen?“ Der Kontrast war schon stark: Während das Third Child ein ganzes Plastiktablett hatte, das mit einer Teetasse, einem Teller Glasnudeln und einem kleinen Salatschälchen doch reichlich gefüllt war, hatte das blauhaarige Mädchen nur ein Glas mit einem Strohhalm darin, einem kleinen Bierdeckelchen darunter, und einem undefinierbaren, billigen Erfrischungsgetränk als Füllung. Und es war noch größtenteils voll. Der Hauptgrund dafür, dass sein Teller trotz der Anstrengungen des heutigen Tages und der Gewissenhaftigkeit, mit der Asuka die Früchte ihrer Arbeit von seinem Mund ferngehalten hatte (Was eigentlich nur hieß, dass sie das ‚Probieren‘ höchst selbst in die Hand genommen hatte) nicht schon wesentlich leerer aussah, war wohl, dass er sich bei jedem Bissen in Grund und Boden schämen könnte... Dabei war sie es doch, die ihn eingeladen hatte – konnte es sein, dass sie sich nicht darüber bewusst war, dass jemanden zum Essen einzuladen irgendwo implizierte, dass man sich selbst für gewöhnlich auch bediente? Er konnte sich noch daran erinnern, wie unsicher er sich gefühlt hatte, als er nach Jahren des einsamen Speisens das erste Mal jemandem gegenübersaß, der dann auch noch so aufgedreht sein musste wie Misato, aber… nein, so etwas konnte er bei ihr eigentlich nicht vorstellen. Er begann, ein Fünkchen Hoffnung auf Erklärung in ihre noch ausstehende Antwort zu legen, aber diese fiel so knapp bemessen aus, wie er es von ihr eigentlich hätte erwarten sollen, egal, wie sehr er sich nach jedem einzelnen der Worte verzehrte, die bestenfalls milliliterweise von ihren Lippen tropften wie die winzigen Wachsperlchen von einer Kerze. „Nein.“ „W-Wieso nicht…? Wenn dir das, was die hier haben, nicht schmeckt, kann ich dir ja von Oberfläche etwas mitbringen…“ „Das wird nicht nötig sein.“ „Ach dann hast du keinen Hunger? Oder…“ Seine Stimme nahm einen merklich betroffenen Tonfall an. Er hatte nicht übersehen können, dass sie auch, wenn gerade keine Experimente, Missionen oder dergleichen anstanden. „…oder ist dir nicht gut?“ „Es besteht kein Grund zur Sorge. Es ist nur, dass ich meine abendliche Mahlzeit bereits verzehrt habe.“ „Was, ganz allein etwa?“ Dann war er wohl einfach nur zu spät gekommen. Wäre er nur fünf Minuten früher aufgekreuzt oder so etwas, hätte er vielleicht… einen Unterschied machen können, und irgendwie… „Ja. Das ist… für gewöhnlich der Fall. Für die Dauer meines Aufenthalts hier ließ sich seine Anwesenheit zumeist einrichten, aber heute Abend ist eine Sitzung des Komitees.“ Er hatte keine Ahnung was für ein Komitee damit gemeint sein sollte, aber ihm war auch nicht wirklich danach zu fragen… Dass sie hier bisweilen mit seinem Vater saß, und er nicht… brach ihm das Herz, und es wäre nicht fair, sie das spüren zu lassen. Also hinderte er die Quelle seiner Fragen und Antworten nicht am Versiegen, als jegliche weitere Worte, die er ihr noch schenken wollte, ins Stocken gerieten. Es war sehr schwer… ihr nahe zu kommen. Ihm war, als würde er bei seinen Versuchen, sie irgendwie zu halten oder so etwas wie eine Stütze für sie zu sein, immer nur in dünne Luft hinein greifen, als würde er seine Zuneigung einer Fata Morgana vor die Füße werfen und seine Hingabe einer festen Statue aus Stein und Eis widmen. Als könne er nichts machen, als die ewigen Meere mit winzigen, unbedeutenden Sandburgen zu verzieren, während dessen nächtliche Schwärze jede Hoffnung und jede Zuversicht aus ihm heraus saugte. Der Rest des „Dates“ verlief in völliger Stille; scheinbar sah sie keinen Anlass dazu, noch in irgendeiner Form mit ihm zu kommunizieren; Ohne mehr als ein paar winzige Schlücke aus ihrem Glas zu nehmen, blieb pflichtbewussten Wächterin still sitzen, bis er mit seinen Nudeln fertig war. Dann verabschiedete sie sich knapp und ging. Er folgte ihr nicht – Warum auch? Ändern würde sich dadurch wohl kaum etwas… Statt dessen blieb er nur still an seinem Platz, wie ein Planet, dem das Zentrum seiner Kreise abhandengekommen war, ohne irgendetwas, das ihn in irgendeiner Form dazu motiviert hätte, sich von der Stelle zu bewegen – Sie hatte gut die Hälfte ihres Getränks dagelassen, und auch wenn er fand, dass es wirklich schade um das Zeug war, so wagte er es doch nicht, es anzufassen. Er war doch zu sehr in der Sache mit den guten Manieren und der art, wie die Dinge eben „so gehörten“ verhaftet, um auf eigene Faust etwas anzutatschen, das jemand anders gehörte, auch, wenn dieser jemand anders wohl kaum noch etwas damit anfangen könnte, und außerdem konnte man das doch irgendwie als indirekten Kuss sehen, und das käme ihm doch erst recht respektlos vor… Also saß er einfach weiter wie gelähmt da, während um ihn zurück alle Lichter ausgingen. Rei… Es gab all diese Dinge, die sie gesagt hatte, alles, was sie tat, oder nicht tat… Zugegeben wäre es seit er hier angekommen war, leichter gewesen, die Dinge aufzuzählen, über die er sich nicht regelmäßig den Kopf zerbrach, oder aber die Menschen, die ihm nicht furchtbar erschienen… Aber mit Rei war es schon eine ganz andere Kategorie… Sie ging ihm schon seit er ihr das erste Mal begegnet war, überhaupt nicht mehr aus dem Kopf, es war etwas ganz anderes… Er fragte sich, warum das so war… Zwischen ihnen waren ein paar Dinge vorgefallen, die für ihn einen wichtigen Meilenstein bedeutet hatten… Sie hatte für ihn gelächelt… vielleicht, war es, weil sie ihn als erster Mensch überhaupt akzeptiert hatte, ohne irgendetwas von ihm zu erwarten… Wenn er sich da nicht selbst etwas vor machte oder zu viel rein interpretierte… Sie hatten sich damals ja gerade erst kennen gelernt… Manchmal, wenn er sie nur so halb wahrnehmend betrachtete, sei es aus dem Winkel seines Auges am Rande seines Blickfelds oder nach einer schlechten Nacht im Begriff, im Unterricht einzudösen, so hatte er ganz entfernt die schwache Ahnung, sie irgendwoher zu erkennen. Es war nur ein ganz leichter Eindruck von der Sorte, die einem augenblicklich bei der Rückkehr in die Welt des Wachens entglitt, wenn man sie nicht mit aller Macht festzuhalten versuchte. Er konnte mit diesem seltsamen Gefühl ja nicht einmal auch nur das Geringste anfangen… „Ah, Hallo, Shinji-kun! Ich hatte ja gehört, dass du hierhergekommen bist, aber ich dachte, du wärst schon längst wieder zuhause. Worüber grübelst du jetzt schon wieder so angestrengt nach?“ Misato. Sie setzte sich ihm mit dem Getränk, dass sie sich scheinbar gerade geholt hatte, gegenüber, und lächelte ihn freundlich an. Auch, wenn ihm jetzt wirklich nicht danach war, ihr Rede und Antwort zu stehen, so war sie doch im Grunde genau zur richtigen Zeit gekommen. Sie würde ihn sicher auf andere Gedanken und somit auch wieder nachhause bringen; Beides lief im Wesentlichen auf dasselbe hinaus. „N-Nichts Bestimmtes…“ antwortete er fast als nachgesetzte Bemerkung auf ihre Frage, die er über seine anfängliche Verwunderung beinahe vergessen hätte. „Ach, versuch gar nicht erst, dich rauszureden. Du hast doch bestimmt an das Mädchen deiner Träume gedacht!“ „A-Ahm…. Ähm….“ Stammelte er recht hilflos. Ach, warum musste sie ihn auch immer so aufziehen – Das er in gewisser Weise wirklich an ein Mädchen gedacht hatte, machte es nicht gerade besser. Misato hingegen begann nur leicht amüsiert zu kichern. „Aber, aber, dafür brauchst du dich doch nicht zu schämen! Es wird ja höchste Zeit, dass du mal „auf den Geschmack kommst“! Weißt du, es ist sehr schön, jemanden zu haben, den man liebt… Es kann einem wirklich den Mut machen den man braucht, um in schlimmen Zeiten weiter durchzuhalten… Glaub mir, dass weiß ich aus Erfahrung…“ „Aus Erfahrung…? Dann… hast du also eine Person gefunden, die du liebst, Misato-san…?“ Das wäre ihm neu… bis jetzt hatte er ja nur von ihrer nach ihren Angaben deutlich verkorksten Beziehung mit Kaji gehört… Ihre Antwort gestaltete sich jedoch eigentümlich und etwa so vage wie Dr. Akagis Antwort bezüglich der EVAs, obgleich ihm nicht einfiele, warum sie einen Grund dazu haben sollte. Statt alles abzustreiten, ihm zu sagen, dass es ihn nichts angehe, oder direkt alles fröhlich auszuplaudern, begann sie, auf eine art, die ihr m Grunde gar nicht ähnlich sah, fast schon ein wenig verlegen in ihrem Getränk herumzurühren – Selbst bei diesem handelte es sich auch aus irgendeinem Grund statt der üblichen Dosis Koffein oder Alkohol um einen schlichten Tee, vermutlich, um nach Ende der Schicht direkt ins Bett hüpfen zu können. „Tja, weißt du… das ist nicht so leicht zu sagen…“ erzählte sie nachdenklich. „Es ist nicht immer einfach, seine wahren Gefühle zu erkennen…“ „Ist das so?“ „Du müsstest es doch auch sehr gut wissen, oder, Shinji-kun? Zu wissen, was man selbst denkt, möchte und fühlt sollte eigentlich einfach sein, aber trotzdem finden wir uns oft dabei, wie wir eine Entscheidung, von der wir damals ganz und gar überzeugt waren, irgendwie bereut? Es kann sein, dass man erst dann wissen kann, wie man sich wirklich gefühlt hat, nachdem alles vorbei und die Entscheidung schon getroffen ist… Aber um leben zu können, kommen wir nicht daran vorbei, Entscheidungen darauf basierend zu treffen, was wir für unsere wahren Gefühle halten… Aber, wenn wir diese gar nicht richtig wissen können, und… am Ende etwas sagen oder nach etwas handeln, dass uns am Ende als falsch erscheint, macht das unsere Entscheidungen ja irgendwie zu Lügen, nicht? Auch, wenn wir es nicht beabsichtigt oder auch nur gewusst hatten…“ Sie rahmte ihre Tasse vorsichtig mit ihren Händen ein, als ob sie sich daran irgendwie wärmen wollte. „…Das würde doch eigentlich heißen, dass wir im Grunde alle Lügner sind….“ Wollte sie andeuten, dass sie es… bereute, sich von Kaji getrennt zu haben…? Oder, dass sie sich nicht mehr sicher war…? Trotz ihres ganzen Geschipfes? Shinji wusste nicht so recht, was er davon halten sollte… Er hatte ja auch keine Ahnung von alledem. Also erhob er sich mangels weiterer Optionen von seinem Sitzplatz, um sein Tablett endlich zu entsorgen, und das Thema Herzensangelegenheit gleich mit abzuräumen. Ihm war das alles doch irgendwo unangenehm, vielleicht auch, weil er seine Aufpasserin selbst ganz hübsch fand, obgleich es mehr so eine Sache war, wie bei einem kleinen Kind, dass für einen Lehrer oder einen Popstar schwärmte; Die Unerreichbarkeit war von Anfang sozusagen Teil des Vertrags gewesen und nichts, woran er zu rütteln hoffte. Er kannte ja seinen Platz und würde sich sogar freuen, wenn sie endlich mal einen Kerl abkriegen würde – Und Kaji war ihm eigentlich auch ganz sympathisch. Es war aber größtenteils einfach nur das Gesprächsthema und und… er wollte Misato auch nicht wirklich im nachdenklichen, wenn nicht leicht betrübten Zustand sehen. „Lass uns… lass uns nachhause gehen, in Ordnung? D-Du bist sicher müde, und… deine Schicht ist doch zu Ende, nicht…?“ Es musste so sein – sonst wäre mit Sicherheit etwas ganz anderes in ihrer Tasse. „Ja. Gut, dass wir uns hier getroffen haben, so kann ich dich nachhause fahren. Es ist ja schon recht spät, du solltest zusehen, dass du schleunigst ins Bett kommst, immerhin ist morgen ja euer Schulfest.“ --- Als Dr. Akagi das Medikament in die Spritze zog, tat sie es nicht mit Fürsorge und Sorgfalt, sondern beinahe mutwillig nachlässig, mit einem dünnen, sadistischen Lächeln, fast, als würde sie geradezu auf einen winzigen, aber doch tödlichen Fehler in der Dosis, eine Verwechslung des Fläschchens oder ein anderes Missgeschick hoffen, ohne es explizit herbeizuführen. Sie empfand für das Mädchen, dessen blassen, gebrechlichen Körper sie soeben aufs genauste untersucht hatte, keinerlei Zuneigung, und in Anbetracht dessen, was sie gerade in diesen Raum geschleppt hatte, steigerte die Wut, die sie ohnehin schon wegen dessen bloßer Existenz auf das First Child hatte, ins unermessliche. Es war ihr gar nichts anderes übrig zu blieben, als zu bemerken, was das für ein Buch war, dass sie da mit sich führte – von Yui Ikari. Na klar. Die falsche Blondine konnte sich schon sehr gut denken, warum der perverse alte Bastard das seinem kleinen, hübschen Frankenstein-Plastikpüppchen zum Lesen gegeben hatte. Jetzt, wo die Frucht, die er gesät hatte, langsam zur Reife kam, wollte der Herr ihr etwas an Input gegeben, damit sie sich etwas mehr wie das Original benahm, diese billige Imitation von Leben. Als ob das Buch da helfen würde – Das tumbe Ding sagte ja nicht einmal Bescheid, wenn mit ihr etwas nicht in Ordnung war, gut möglich, dass sie einfach in einer Ecke rumliegen und innerhalb eines Tages krepieren würde, wenn sie niemand herumkommandierte. Aber die Frage war ja, ob der gute Commander das überhaupt sah – Wenn er nicht unwahrscheinlich stolz auf seine lächerliche kleine Schöpfung wäre, würde er sie, die eigentlich seine Geliebte sein sollte, nicht auf solch entwürdigende Weise provozieren. Kein Zweifel, dieser Mann musste sich leichtfertig mit Gott verwechselt haben. Dieses Buch war ähnlich wie die erblühenden Kurven, die das stille Mädchen mit der unmenschlichen Seele allem Siechtum zu trotz entwickelt hatte, einer der Vorboten dafür, dass er die Wissenschaftlerin schon bald nicht mehr brauchen würde… Und er wagte es, ihr das einfach so ins Gesicht zu werfen! Von diesem Ärger getrieben trieb sie die Injektionsnadel in das Fleisch seines liebten Spielzeugs. Sie bemühte sich nicht im Geringsten darum, das verursachen von Schmerzen zu vermeiden, es war ja nicht so, als ob sie sich beklagen könnte. Sie könnte dieses Ding wahrscheinlich grün und blau prügeln und mit dünnen Drähten würgen, ohne dass es auf die Idee kommen würde, um Hilfe zu rufen. Und gerade deshalb widerte es sie so an. „Die übrigen Messwerte sind normal.“ Erzählte sie dem nackten Homunculus, der bleich wie eine Schaufensterpuppe vor ihr auf der Untersuchungsbank saß. Wenn ‚nackt‘ denn das richtige Wort war – Diese übergroßen Sexpuppe, die sich Ikari und Fuyutsuki da gebastelt hatte, schien ja nicht das geringste Schamgefühl zu haben. Kleidung war etwas für Menschen, bei diesem Retortenprodukt war es nur natürlich, dass es unverhüllt war, wenn ihre Funktion das verlangte. Man hätte den Ton ihre Worte für undankbarer Weise nicht erwiderte Freundlichkeit halten können, aber es war nur eine angewöhnte, professionelle Höflichkeit, die eben erwartet wurde. „Du fühlst doch sonst nichts Ungewöhnliches an deinem Körper, oder?“ „Nein.“ Sie legte die Spritze auf einem Tablett ab und griff sich die Pflaster. „Und Abweichungen bei deinem Bewusstsein gibt es auch nicht…?“ „Nein.“ Sie befestigte das Pflaster. Dessen nähere Umgebung war mit deutlichen Injektionsnarben durchsetzt – Der Bedarf an Spritzen war groß, die Regenerationsfähigkeit des künstlichen Menschen verschwindend gering. Abschätzig musterte die Wissenschaftlerin die abgelegten, da es sich bei ihnen nicht um ihren Plugsuit handelte, vermutlich zum Schlafen bestimmten Kleider des synthetischen Mädchens. Der Gedanke, gegen so etwas zu verlieren, war geradezu lachhaft und brachte Bosheit hervor. „Aber, aber du Arme. Du hast ja immer noch solche langweile Unterwäsche… Wie wäre es, wenn ich dir etwas hübschere besorge?“ fragte sie mit einem unaufrichtigen Lächeln. „Es wäre kein Problem.“ Na bitte. Provozieren konnte sie auch. Das sollte dem Bastard eine Lehre sein. Aber warum warten, bis der Kerl sein Püppi das nächste Mal auspackte, wenn es auch schneller ging…? Noch eins draufzusetzen, war das Risiko durchaus Wert: „Warum fragst du denn nicht Commander Ikari, ob er dir welche kauft?“ „Es besteht kein Grund dazu.“ „Verstehe.“ Verdammtes Gör. Das Schlimmste war, dass sie sich ihr ja nicht mal willentlich wiedersetzte… „Wir sind hier fertig. Zieh dich an und geh ins Bett, dass du auch ausgeschlafen bist, falls du gebraucht wirst.“ Und genau das tat das artifizielle Kind dann auch, gehorsam wie ein Roboter. Natürlich nicht, ohne vorher ihr Buch aufzusammeln. Verdammt… wie viel würde wegen dieses Mädchens wohl noch leiden müssen? --- Halb im Schlaf und doch noch halb in der Schwebe zwischen Wachen und Träumen versuchte Mayumi trotz des schmerzenden Pochens in ihrem inneren, dass seid Anbruch der Dunkelheit wieder deutlich zu spüren gewesen war, ihre Ruhe zu finden. In einem dünnen, unschuldig wirkenden Pyjama in zartem pastellrosa lag sie gut zugedeckt in ihrem Bett, umgeben von Finsternis, sich mit beiden Händen die Körpermitte haltend. Hatten die Beschwerden ihren Schlaf zunächst behindert, so bewirkten sie jetzt, wo das Mädchen zu müde war, um von ihnen weiter davon abgehalten zu werden, dass sich ihre Träume beschleunigten, intensivierten und voll wilder Farben überschlugen. Während das Pochen ihr leise, erstickte Schmerzenslaute entlockte, so schien es die schlaftrunkenen Reste ihres Bewusstseins doch nur selben Zeit mit etwas zu verbinden, als würde jeder einzelne Schlag dieses finsteren Herzens eine Abrissbirne gegen ein schweres Stahltor schleudern und es so allmählich zum Bersten bringen. Sie fand sich selbst in einem Zugabteil wieder, und auch, wenn sie die Örtlichkeiten nicht erkannte, egal, wie fremd sie ihr trotz der Tatsache, dass Züge doch etwas normales, alltägliches waren, war ihr die Situation vertraut. Der Eindruck, dass das hier die Erinnerungen von jemand anderem waren, umschwebte sie wie ein immaterielles Gespenst, das die Wärme aus der Luft sog, doch es hätten genauso gut ihre sein können, weil sie diese Situation schon so oft erlebt hatte. Es geschah immer wieder, zuletzt vor wenigen Tagen – Sie saß in einem Zug, der sie an einen fremden Ort führte, und hatte nichts als eines ihrer Bücher, an das sie sich festklammern konnte. Natürlich trug sie ein Buch bei sich, sie mochte ja Bücher. Die Geschichten, von denen sie erzählen, handelten immer von mutigen, starken Menschen, die außergewöhnliche, große Taten vollbrachten und auch die härtesten Umstände meisterten. Selbst die ängstlichen, schwachen Personen wurden in diesen Geschichten zumeist beschützt oder aber fanden jemanden, der sie beschützte… Selbst die Protagonisten der dunkelsten Geschichten waren es immerhin noch wert, dass man über sie erzählte und auf die eine oder andere Weise bemerkenswert; Es gab keine wirklich unwichtigen oder langweiligen Personen, sonst wäre es ja eine schlechte Geschichte. Deshalb mochte sie es, sich in diese Fantasiewelten zurückzuziehen – Weil diese so viel besser waren als die schreckliche Welt, in der sie täglich leben musste, wenn immer sie nicht in ihre Bücher versunken war. Es waren ja nicht mal ihre eigenen Fantasien, sonders die anderer, außergewöhnlicher Menschen… Sie war nicht die Sorte von Mensch, der Geschichten erzählen konnte, oder jemand, über den man eine Geschichte erzählen konnte. Sie war in keiner Hinsicht außergewöhnlich oder bemerkenswert, sondern existierte immer nur im Hintergrund. Sie war kein Mensch, der lobenswert wäre, und sie war auch nicht der Typ, der lächeln oder lachen konnte. Sie war ein Mensch, der es schwer fand, sich mit Worten auszudrücken, und blieb daher meistens still… Deshalb würde auch nie jemand von den Ängsten und wilden, qualvollen Gefühlen in ihrem Inneren erfahren. Aber, dieser Mensch, der sich im Hintergrund hielt und die Klappe hielt… Sie hasste ihn. Sie konnte ihn nicht mehr sehen! So ein Mensch… war auch ihre Mutter gewesen, immer still, immer alles für sich behaltend, nie ausdrückend, was sie gelitten hatte… Zumindest so lange, bis ihre damals gerademal vierjährige Tochter sie gefunden hatte, nachdem sie sich die Pulsadern aufgeschlitzt hatte… Sie hasste solche Menschen… Sie konnte den Eindruck, den andere von ihr hatten, nur zu gut verstehen… so ein Mensch verdiente es, dass man sich über sie lustig machte… ja, selbst den einen Jungen, der ihr mal nur zur persönlichen Belustigung mit einem Messer gedroht hatte… sie würde sich ja am liebsten selbst das Messer reinhauen. Ihr Leben war ja nicht besser als das eines Fisches, sie konnte nicht lächeln, und nicht sprechen und…- Die Widerrede schickte ihr ein Teil ihrer selbst von dem sie gar nicht gewusst hatte, dass er existierte, in Form eines stillen Bildes, genauer gesagt, dem Abbild eines einzelnen Jungens, dessen Erscheinung ihr sozusagen als Leidensgenosse, der die selbe Einsamkeit kannte, die selbe Narbe auf seiner Seele trug, und es doch irgendwo geschafft hatte, gegenüber zu sitzen schien. Sie wusste gar nicht, dass sie so etwas konnte, „wiedersprechen“…. Aber es war ja nur sich selbst gegenüber, im Stillen, und nicht überzeugend. Vor sich sah sie, was wohl eine Art „lebender Beweis“ sein sollte, oder vielleicht eine Art Memo, eine Notiz, die ihr die letzten Tage ins Gedächtnis rufen, und sie dazu bringen sollte, sich selbst ermutigend zuzugestehen, dass sie ja doch mit anderen lachen und zu ihnen sprechen konnte, dass sie bemerkt worden war und vor hatte, sich noch viel mehr bemerkbar zu machen, sodass alle auf ihrer neuen Schule sie sehen würden… Ikari-kun… Ja, es machte den Anschein, als ob dieser Junge sich für sie interessieren würde… Aber was hieß das schon…? Welche Garantie hatte sie, dass er sie nicht auch noch verstoßen, verlassen oder verraten würde…? Am Ende wurde sie doch von allen verraten, ganz genau, wie von ihrer Mutter. So musste es wohl sein…die einzigen, die sie niemals verraten hatten, waren ihre geliebten Bücher... Den Grund für ihre Tränen nicht ganz verstehend, nachdem ihre Erinnerungen an ihre Vision hinter dem Schleier am großen Tor zur Traumwelt zurückgeblieben waren, als sie von ihrem eigenen Schluchzen aus dem Schlaf gerissen worden war, konnte Mayumi dennoch nicht die an eine hellseherische Prophezeiung grenzende Vorahnung abschütteln, dass die Sonne ihr bei ihrer Rückkehr aus dem Reich der Finsternis eine Tragödie mitbringen würde. Letztlich war an der Seite eines freundlichen Jungens vor einem großen Publikum zu singen etwas, wofür sie niemals bestimmt gewesen war. ____________________________________________________ (1) Zunächst einmal meine Pflicht als treuer Fan: Höret die frohe Botschaft! Evangelion 3.0 wurde kürzlich für den Herbst 2012 angesagt!(Wir kriegen den Film also noch vor dem Weltuntergang zu sehen :)) Die, die nicht schon längst Bescheid wissen, sollten sich unbedingt mal den frisch erschienen neuen Trailer ansehen. Ich sag nur: Asuka IN SPACE! Etwas unfertig sieht das CGI ja noch aus, aber ich bin ja froh, dass die überhaupt mal mit der Animation angefangen haben… Und das wir jetzt nicht mehr so im Limbo schweben, sondern zumindest eine vage Zeitangabe haben. (2) Die Traumszene am Anfang ist von einer ähnlichen Szene aus “Chobits” inspiriert – man sollte die Lachmuskeln schließlich nicht vernachlässigen (3) Ein Teil des Austauschs zwischen Rei und Ritsuko am Schluss ist an eine der „geschnittenen Szenen“ aus 2.X angelehnt. Ebenso die ganze Daddelnde-Asuka-im-Bus-Pose. (4) Das Asukas Alter Herr nicht mehr unter den Lebenden weilt, hab ich aus dem Proposal, wobei es auch in der Serie wahrscheinlich scheint, weil es ja die Stiefmutter ist, die anruft, und nicht, na ja, der Kerl, der eigentlich mit Asuka verwandt ist. Außerdem sieht er in der einzigen Szene, wo man ihn, wenn auch nur von hinten sieht, (in ep 22, die mit dem Stofftier) soweit man es erkennen kann, schon recht ergraut aus… Als Asuka noch ein kleines Kind war. Er war also scheinbar schon etwas älter… Was heißt, dass er gleich zwei jüngere Frauen durchge***t hat. Muss ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse gewesen sein, was man in eps. 22 und 25… uh, mitkriegt, spricht auch nicht gerade für seinen Charakter… Er und seine neue Flamme hätten, äh, zumindest dafür sorgen können, dass die arme kleine Asuka die Schweinerei nicht auch noch mitanhören muss, die war doch auch so schon genug traumatisiert… (5) An dieser Stelle noch mal Danke für all eure lieben Kommis! Die sind immer ein Ausdruck von Liebäääh~, der die Motivation immer aufs neue ankurbelt. (6) Das Finale des an die Story des Spiels angelehnten Abschnitts einschließlich eines großen Schowdowns erwartet euch am Ende des nächsten Kapitels: 08: [You Are Your Own Reason For Being Born You]. Eingentlich wollte ich aus der Story des Spiels ja nur zwei Teile machen, aber das Ganze ist dann länger geworden, als ich dachte, und ich will euch nicht so lange warten lassen. 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