Children of the Prophecy von Kendrix (Die Kinder der Prophezeihung) ================================================================================ 02: [Angriff der Engel] ----------------------- One Day, you see a strange little girl look at you One Day, you see a strange little girl feeling blue Tori Amos, 'Strange Little Girl' --- Normalerweise stellte man sich eine Stadt als einen Hort reger Aktivität vor. Menschen erzeugen Geräusche, und wo viele Menschen lebten, würde man dementsprechend viele Geräusche erwarten. Aber nicht in dieser Stadt. Hier lebten gar keine Menschen mehr. Die Hochhäuser, die eins gerade in den Himmel ragten, lagen schräg und halb versunken in den tiefroten Fluten; Es gab nicht eine Fensterscheibe, die noch intakt wäre. Die Ruinen, und auch Teile des Bodens, wenn dieser bei Ebbe mal irgendwo hervorschauten, waren durch und durch von der roten Pampe bedeckt, welche den einst tiefblauen Ozean restlos ersetzt hatte. Alles war damit verschmiert, wie das innere einer Wunde von Blut getränkt zu sein Pflegte, und an Blut erinnerte auch der stechende, metallische Gestank des - im wahrsten Sinne des Wortes - roten Meeres. In diese trostlose Einöde aus Ruinen, deren grellrote, undurchsichtige Oberfläche nicht einmal einen festen Ort zum stehen bot, hatte sich schon seid Jahren keine Menschenseele verirrt. Das hier war einmal die blühende Hauptstadt Alt-Tokyo, die damals bevölkerungsreichste Stadt der Erde gewesen, und jetzt war es menschenleer. Es war irgendwie deprimierend... eine menschenleere Stadt hatte immer etwas deprimierendes, aber auch bedrohliches an sich. Nicht einmal der Schall schien sich hierher zu trauen, es war absolut still... und dennoch schien eine stille, nackte Gestallt mit längeren, ungewöhnlich gefärbten Haaren auf dem Dach eines der halbzerstörten Gebäude zu stehen, und zuzusehen, wie irgendetwas das rote Wasser in Bewegung versetzte. Irgendetwas großes. Die undurchsichtige, feuerwehrrote Oberfläche erlaubte es nicht, auch nur einen schemenhaften Umriss zu erkennen, aber was auch immer es war, es war da und seine Bewegungen hinterließen Spuren. Es bahnte sich seinen Weg, immer weiter, ohne inne zu halten, zwischen den Resten der versunkenen Stadt hindurch. Die Bahn der Entität entsprach einer perfekten, geraden Linie, nie musste sie abbiegen, um einem Hindernis auszuweichen, es bewegte sich immer einfach daran vorbei, seine Rufe in die Welt hinaussendend; Nun waren diese Rufe nicht mit menschlicher Kommunikation zu vergleichen; Für soetwas hatte die Existenz keine Verwendung; Es bediente sich nicht so einem simplen Träger wie Schall und übertrug auch weder Worte noch Information noch Erkenntnisse. Die Stimme des vierten Botschafters hatte mehr mit einer Art erdrückender, überwältigen Präsenz gemein, fast wie ein lauter, tiefer bronzener Glockenton, wie eine Vibration, die die Luft verseuchte die zur Resonanz einlud. Fast wie ein Pionier, der sich auf unwirtlichen, fremden Boden vorantastete, näherte sich die Entität der Küstenlinie; Mann hätte darüber rätseln können, ob 'Lebensform' ein passendes Wort war, denn was da durch die Fluten reiste, existierte auf eine ganz andere Art und Weise als die meisten Kreaturen jenseits der Wasseroberfläche. Es war dieser Welt fremd, so wie diese Welt ihm fremd war. Es war ein Überbleibsel einer Welt, die hätte sein können, hätte sein sollen, wenn ihr nur nicht die Geburt dieser Welt zuvorgekommen wäre. Auf sich allein gestellt strebte es danach, sich das Land zu holen, das ihm verheißen worden war. Nun, ganz allein war es nicht; Das Wesen auf dem Hausdach konnte die Rufe des Botschafters erfassen, reichte in seine Ebene des seins hinein, gab sich ihm aber nicht zu erkennen. Seine Seele war gar nicht so viel anders beschaffen, wie die der Wesen, die ihn um sein Geburtsrecht gebrach hatten, aber anders als bei ihnen war seine Seele nicht auf eine schlichte, brüchige Form als Herrschaftsbereich beschränkt, genau so wenig, wie ein Geschöpf mit Flügeln an den Boden unter seinen Füßen gebunden war. Er hatte diese Form schon lange abgelehnt. Und so spiegelten die Muster der Mauer all dessens, was sich als 'Sachiel, Engel des Wassers' zusammenfassen ließ, nur eine einzige Ankündigung wieder, sagten mit einem, schweren, steinernem Wort, etwas, wofür die Wesen der Stadt derer fünf brauchen würden: ......ICH GEHE DICH... JETZT HOLEN... An Küstenlinie, wo schon das Rauschen der Wellen und das aufreibende, niemals endende Zirpen der Zikaden ankündige, dass hier eine ganz andere Art von Welt begann, standen die Panzer der UN in Reih und Glied, schon lange gefechtsbereit darauf wartend, dass das unidentifizierte, energiereiche Objekt, dass die Sateliten kürzlich aufgespürt hatten, sich endlich zeigen würde. Bereits die Tatsache, dass beide Seiten glaubten, es mit simplen Monstern zu tun zu haben zeigte, dass es in dem sich anbahnenden Kampf nicht um Tugenden, nich um Ideale und auch nicht um Ehre, nicht mal um 'richtig' oder 'falsch' gehen würde, sondern um das blanke Überleben, den tierischen, egoistischen Selbsterhaltungstrieb, der allen Lebewesen innewohnte. Intelligente Wesen hatten die Freiheit, sich dagegen zu entscheiden - aber wenn es 'Ein Fremder oder ich' hieß, mangelte es zumeist an noblen Motivationen, sodass sich der Verstand hier in den Dienst der niedereren Regungen stellte. Weil er keine andere Funktion erfüllen konnte. Weil keine friedliche Lösung denkbar, keine vernünftige Koexistenz möglich war. --- Das Revier der Stille hörte am Ende der verwüsteten Stadt noch lange nicht auf; Wenn man der Spruchansage glauben dürfte, die durch die ganzen hochtechnisierten Ansammlungen noch stehender Gebäude hallte, war in der gesammten Küstenregion der Ausnahmzustand aus- und zur Evakuierung aufgerufen worden. Die Ansage und der Wind waren so ziemlich das einzige, was hier irgendwelche Geräusche verursachte - das ganze in der ganzen Großstadt. Keine Autos fuhren, keine Musik spielte, keine Menschen gingen größtenteils trivialen Unterhaltungen nach. Alle Läden waren geschlossen, alle Gitter und Jalousien herrabgelassen, hin und wieder sah man auch verrammelte Fenster. Der unstillbare Drang vieler Menschen, einem alles mögliche anzudrehen, schien mit einem Male erloschen zu sein. Und das in einer Großstadt. Menschenleere Städte hatten wirklich etwas deprimierendes an sich. Selbst am Bahnhof, sonst ein Ort des hektischen Kommens und Gehens, glich einer Geisterstadt aus einem schlechten Western; Züge waren da, aber keiner davon regte sich auch nur einen Milimeter; Fragte man die Anzeigetafeln um Rat, so verrieten sie einem, dass sämmliche ab- und anfahrten abgesagt waren. Alles hier schien völlig verlassen zu sein. Doch man fragte sich, warum. Die Art der Schrift an den Reklameschildern legte nahe, dass diese Stadt sich in Japan befand - da kam es ja häufig zu Erdbeben, Vulkanausbrüchen und dergleichen... Nur - Die Erde bebte nicht. Da war keine Lava, keine Überschwemmung, kein flammendes Inferno, kein tosender Tornado. Die Nachmittagssonne tauchte die Anlagen in ein grelles, weißes Licht, und es war vollkommen still auf den Bahngleisen. Vollkommen still bis auf die sich stetig wiederholenden Durchsagen, das Zirpen der Zikaden und die eiligen Schritte eines einzelnen Jungens. Seine hastigen Bewegungen zeigten an, das er von der eigenartigen Situation durchaus beunruhigt war, immer wieder blieb er stehen, um sich hastig umzusehen. Der Junge machte einen ängstlichen Eindruck und war auch sonst keine wirklich beeindruckende Erscheinung; Er hielt eine große, schlichte braune Reisetasche in der Hand und trug brav seine Schuluniform, obwohl hier sicherlich alles, nur kein Unterricht stadtfand. Die besagte Uniform bestand aus einer schlichten, lockeren Hose aus schwarzem Stoff und einem weißen, kurzärmeligen Hemd, dass sich sein Träger ordentlich in seine Hose gestopft hatte; Man konnte einen Blick auf einen kleinen Teil des darunter liegenden, indigoblauen Unterhemds erhaschen. Auch der recht unauffällige, ordentliche Haarschnitt wie keine wirklichen Charakteristika auf, fast so, als habe er den Frisör zu seiner Zeit gebeten, ihm einen Look zu verpassen, der eventuelle Beobachter lieb und höflich bitten würde, ihn bitte, bitte, bitte nicht anzusehen. Wäre er nicht der einzige Mensch an diesem Ort gewesen, hätten ihn wohl die wenigsten Leute auch nur eines Blickes gewürdigt - und hätte somit auch die die für diesen Landstrich äußerst ungewöhnliche, dunkelblaue Farbe seiner Augen übersehen. Man merkte schon an der Körperhaltung des Jungens, das er sich in seiner Haut nicht all zu wohl fühlte; Jedes noch so feine Häärchen auf seiner Körperoberfläche wirkte angespannt. Nun, wenn es einen an so einen gottverlassenen Ort verschlagen hatte, wo eine Computerstimme ununterbrochen vor irgendeiner undefinierten Gefahr warnte, konnte man es keinem vierzehnjährigen Teenager wirklich nicht für ungut nehmen, nervös zu sein, aber es war irgendwie... mehr als das. In der Hand, die nicht von der Tragelasche der tasche blockiert war, hielt er ein Stück Papier, nein, ein Foto, dass er mit Daumen und Zeigefinger an der Ecke gefasst hatte, aus Angst, dass er es mit dem Schweiß an seinen Fingern beschädigen könnte. Er nahm es immer mal wieder 'richtig' in die Hand, um darauf etwas nachzusehen, während er auf dem Bahnhof umher irrte. Es schien wirklich niemand hier zu sein. "Sie... Sie muss wohl aufgehalten worden sein..." erzählte seine helle, knabenhafte, zögerliche Stimme den Luftmolekülen vor seiner Nase. Er sah sich nochmal die Schrift auf der Rückseite des Fotos an. Da war eine Wegbeschreibung, inklusive der Züge, die er nehmen sollte, der Gleise, an denen er sich dafür einfinden sollte und auch eine Telefonnummer, für den Fall, dass ihm etwas dazwischenkommen sollte. Er hatte eigentlich nicht vor, irgendjemanden mit seinen wahrscheinlich sowiesio dummen, lästigen fragen zu belästigen, erst recht nicht jetzt, wo hier wohl irgendetwas großes passiert sein musste, und er war sich auch nicht wirklich sicher, was er hier überhaupt sollte, aber da stand es Schwarz auf Weiß: 'Im Falle eines Zwischenfalles anrufen'. Vielleicht wartete in diesem Moment ja jemand auf seinen Anruf! Na toll, er hatte die Frau, die ihn hier abholen sollte, noch nicht einmal getroffen, und schon einen schlechten Eindruck gemacht... Er... er musste anrufen. Doch die große Doktorfrage hier war: Wie in aller Welt sollte er das bewerkstelligen...? Als sei seine Situation nicht schon mies genug schlug ihm das Schicksal hier mal wieder wie so oft unerwartet auf die Finger: Er besaß überhaupt kein Handy! Sicher, heutzutage hatte praktisch jeder so eins, und sein Lehrer hatte auch oft genug angeboten, ihm eins zu kaufen, doch der Junge hatte stets dankend abgelehnt; Er sah keinen Grund, einer Person, die sich die Mühe machte, sich um andererleuts lästigen Nachwuchs zu kümmern, zusätzlichen Ärger zu bereiten, und außerdem hätte er nicht so recht gewusst, wen er damit eigentlich anrufen sollte. La, er war wohl lästig... stand immer nur im Weg... wurde immer nur weggeschickt. Vielleicht hätte er auch zuhause bleiben sollen... vielleicht suchte diese Frau jetzt ja nach ihm, und er hatte schon wieder jemandem unnötige Mühen gemacht. Da das Bahnhofsgebäude völlig verriegelt war, lief er rasch an diesem vorbei, von der allgegenwärtigen Warnung beschleunigt, und machte sich auf die Suche nach einem öffentlichen Telefon. In so einer großen Stadt musste es doch welche geben... oder hatte man sich die beim Wiederaufbau dieser Stadt einfach geschenkt, weil heutzutage sowieso alle Handys hatten? Er hatte nicht die geringste Ahnung, was er tun sollte. Es war ja nicht so, dass er einfach jemanden nach dem Weg fragen konnte. Er befand sich irgendwo im Randbereich der Stadt, wo hier und da ein bisschen Grünzeug begann, zwischen den Bauten hervorzuschauen und diese wie ein Krebsgeschwür zu überwuchern... Strommasten gab es hier noch, aber damit hörte es auch auf. Da waren nicht einmal mehr S-Bahn-Schienen in der Straße. Oder weniger poetisch ausgedrückt: Er war hier mitten in der Pampa. Doch glücklicherweise stellte es sich heraus, dass im 21. Jahrhundert selbst die Pampas voll mit Telefonen waren: Da stand, nur wenige Meter von ihm entfernt, ein unschuldig aussehendes, kleines, grün lackiertes Telefon unter einer Plastikabdeckung, die es vermutlich vor Regen schützen sollte. Eilig begab er sich zu dem langersehnten Stück Technologie und nahm unsicher den Hörer zur Hand. Doch noch bevor er dazu übergehen konnte, die Nummer einzutippen, stellte sich Ernüchterung ein. Aus dem Hörer, den er noch eine Weile unzufrieden ansah, tönte ihm bereits jetzt wieder so eine Sicherheitsansage entgegen. "Außer Betrieb..." stellte er seufzend fest, wobei er auflegte und die Tasche, die er zuvor abgestellt hatte, wieder aufhob, bevor er weiter begann, die Deteils seiner unglücksseligen Situation aufzuzählen. "Ich wusste, ich hätte nicht kommen sollen... Wegen des Ausnahmezustands sind alle Leitungen außer Betrieb... und Busse fahren auch keine..." Mit einem resignierten Blick auf das 'Erkennungsfoto', dass ihm seine Kontaktperson hatte zukommen lassen (auf dem sie, wohlgemerkt, breit grinsend und ein Victory-Zeichen zeigend in knappen, sommerlichen Klamotten abgebildet war, zu denen sich noch ein in ihren Ausschnitt zeigender Pfeil und die Aufschrift "Guck mal hier!" gesellt hatte) resigniert ansehend. "Ich schätze, unsere Verabredung ist dann wohl geplatzt..." Er tätigte noch einen Blick auf seine Armbanduhr, die seine Vermutung nur bestätigte. "Ich.. sollte mit einen Schutzraum suchen..." Vermutlich hätte sich der Junge in diesem Augenblick umgedreht und davongemacht, um dann einsam und verlassen in der Ecke eines Schutzraumes mit den Tränen zu kämpfen, wenn in diesem Moment nicht etwas seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Er wendete sich gerade vom Telefon ab, da sah er sie. Ein Mädchen in seinem ungefähren Alter, in einer Art Schuluniform. Sie stand in einiger Entfernung mitten auf der Straße, gerade wie eine eins, ohne besonderen Grund in seine Richtung blickend. Ein Schwarm von weißen Vögeln setzte sich, von irgenetas aufgeschreckt, von dem der Junge wohl (noch) nichts mitbekommen hatte, mit lautem Federflattern in bewegung und ließ den Strommast, auf dem die Tiere bis Dato gesessen hatten, völlig entleert zurück. Von einer Art von Neugier motiviert, für die er sich wohl geschähmt hätte, wenn er bewusst darüber nachgedacht hatte, beschloss er, sich wieder diesem Mädchen zuzuwenden, dass ihn wohl aus irgendeinem Grund für interessant hielt... Nur... Die Straße war völlig leer. Der Vierzehnjährige zeigte sich verwundert. Wann war sie denn gegangen...? Oder hatte er sie sich am Ende bloß eingebildet? Doch wie dem auch sei, der Junge kam gar nicht mehr dazu, sich besonders viele Gedanken darüber zu machen; Denn das, was die Vögel vertrieben hatte, die ihn von dieser... Erscheinung abgelenkt hatten, ließ nicht all zu lange auf sich warten. Eine entsetzliche Schockwelle jagte durch die verlassene kleine Straße, ein paar Fensterländen, Stromkabel und leider auch die Trommelfelle des Jungens in Schwingung versetztend. Nun reagierten die meisten Menschen auf überraschende Erschütterungen damit, dass sie zusammenzuckten und sich die schmerzenden Körperteile - in diesem Fall, die Ohren - (zu) hielten. Nachdem er seinen ursprünglichen Schock jedoch überwunden hatte, wartete zwischen den bewaldeten Hügeln an den Grenzen der Stadt ein wahnwitziges Schauspiel auf seine Augen, und auch auf seine Ohren, die als nächstes mit dem Brummen eines ganzen Geschwaders von Kampfhubschraubern malträtiert wurden, welche rückwärts fliegend hinter dem Relief der Landschaft zum Vorschein kamen - dicht gefolgt von einem großen, stampfendem Ding. Die schiere Absurdität des Ganzen war mehr als genug, um bei dem jungen einen Ausdruck tiefster Verstörung hervorzurufen. Und jetzt fingen die Flieger auch noch an, das große, grüne Monster zu bombardieren... Ohne Erfolg, versteht sich. ein paar Raketen rasten nur all zu knapp an dem bedauernswerten Pechvogel vorbei. Es war wie in einem dieser schlechten Actionfilme. King Kong, Godzilla, Angriff des dreißig-Meter-Wasauchimmer, irgend so etwas... er konnte sich nicht daran erinnern, in den letzten 24 Stunden Drogen konsumiert zu haben, aber es hätte genau so gut anders sein können: Das 'große grüne Ding' war in diesem Fall zwar keine riesige Echse, aber auch nicht wesentlich wahrscheinlicher. Es war entfernt menschenförmig, aber wirklich nur entfernt; es hatte anscheinend Krallen, aber keinen wirklichen Kopf, eine Art humanoid geformte Masse aus irgendeinem schwarzgrünen... Zeug. An den Schultern besaß es gummiartige Panzer, ferner fanden sich an den extrem dünnen Hüften ebenfalls in drei Schichten angeordnete, gummiartige Elemente, sowie Stackeln aus dem selben Material, die aus den Ellenbogen ragten. Herausragen tat auch das, was man für den Brustkorb des Monstrums hätte halten können. Selbst die Rippen machten einen stilisierten, artifiziellen Eindruck. Statt eines Herzens oder einem paar Lungen hausten sie eine Art gigantische Christbaumkugel von de Größe eines Kleinbusses, garniert mit dem etwas weiter am Torso befindlichen 'Gesicht des kolossalen Scheusals, dass man für eine Maske halten könnte, wenn das Vieh nicht blinzeln würde. Neben den schwarzen, lochartigen Augen war der einzige erkennbare 'Gesichtszzug' ein vogelhafter Schnabel. Das Ding trug vom ausgiebigem Beschuss durch die Flugzeuge keinen Kratzer davon und schoss eines davon sogar mit einer Art aus seiner Hand (?) hervorschießendem Laserschwert (?!) ab, welches daraufhinn mit vollem Karacho direkt vor Shinji auf der Straße landete, als sei es da um zu beweisen, dass es, und damit auch das Dingens das es halbiert und vom Himmel geholt hatte, wirklich real und wirklich Teil seiner unmittelbaren Welt waren. Er hätte es anfassen können. Nein, dass war ja noch nicht alles... Dieses außeinanderfallende Flugzeug hätte ihn beinahe erschlagen! Zu einem hässlochen Fleck auf der Straße reduziert... Die Grenze von 'schlechter Actionfilm' zu 'bizarres, modernes Kunstwerk' übertrat der Zweifel am eigenen Verstand induzierende Anblick jedoch erst, als das Viech allen Ernstes abhob. Erst erschien eine Art Ring aus Energie oder Licht oder von ihm aus auch Ki oder sowas über dem Wesen, den ein Mitglied des jüdisch-christlichen Kulturkreises vielleicht mit einem Heiligenschein verglichen hätte, dann war der ganze Raum um das Ding herum, bizarrerweise aber nicht das Ding selbst, von einem alles davonblasenden, goldenen Licht getränkt, und dann... dann hob es einfach ab. Und als wolle es auch noch die letzten Zweifel aus dem Kopf des Jugen hinfortblasen, suchte es sich ausgerechnet das Flugzeug vor seiner Nase als Landeplatz aus. Mit dem Lärmpegel von zehn Rockkonzerten zerstampfte das Ding mit einem, flachen, zehenlosen Fuß die Flugmaschine, wobei es dem darin verbliebenen Kerosin nicht die Chance nahm, doch noch zu explodieren - allerdings explodierte alles davon aus einmal. Von blankem Horror erfasst hielt sich der Junge die Arme vors Gesicht, um sich vor der Hitze und den Trümmern der Explosion zu schützen - doch etwas schnitt diesen beiden nicht all zu angenehmen Dingen in letzter Sekunde von lauten Bremsgeräuschen begleitet den Weg zu seiner Haut ab. Dennoch wagte es der Junge erst als der Wind, das Licht und die Schockwelle, die von der Explosion verursacht worden waren nachgelassen hatten, die Arme herunterzunehmen, und seine Augen wieder zu öffnen. Wie es aussah, verdankte er sein Leben einem kleinen, blauen Auto - und seiner Fahrerin, die ihm rasch die Tür öffnete, offenbar mit der Absicht, ihn von hier mitzunehmen. Am Steuer des Wagens saß eine attraktive, gut gebaute, etwas gebräunte Frau in einem schwarzen Minikleid, das recht wenig von ihren Beinen versteckte - und sie hatte wohl auch keinen Grund, sie zu verstecken. Auch, wenn die Tatsache, dass sie ihn lässig anlächelte, obwohl sie jeden Moment von einem großen, grünen Ungeheuer zertreten werden könnten, wohl ausgereicht hätten, um bei ihm eine Assoziation mit dem Wort 'cool' hervorzurufen, trug sie noch etliche Accessoires, die diesen Eindruck nur noch verstärkten, wie die rötlichen, fingerlosen Handschuhe, die goldenen, nach modernen Kunstobjekten aussehenden, runden Ohrringe, der kreuzförmige Anhänger, den sie um den Hals trug, ihre langen, schwarzen Haare, die sie mit einem Mittelscheitel trug, oder die Sonnenbrille in ihrem Gesicht - Das Gesicht aber glaubte der Junge schon einmal irgendwo gesehen zu haben - Sie war seine Kontaktperson! "'Tschuldigung, bin spät dran." Während der Vierzehnjährige schnell in das Auto stieg und die Tür kraftvoll hinter sich zuschlug, ging über ihren Köpfen das Bombardement des Ungetüms weiter, welches dieses vollkommen kalt ließ. Man hätte sogar denken können, dass es seinen 'Kopf' erwas gedreht, geblinzelt und 'War da was?' gedacht hatte. Auf jeden Fall aber setzte es, dem pausenlosen Beschuss zum trotz, seinen Weg fort, völlig unbekümmert darum, dass es irgend wen zertrampeln könnte., zum Beispiel ein kleines blaues Auto mit einem vierzehnjährigen Jungen und einer hübschen, freizügig gekleideten Frau. Dem wusste die entgegen des gängigen Stereotyps doch recht kompetente Schönheit jedoch abzuhelfen in dem sie schneller, als ihr junger Gefährte überhaupt gucken konnte, etwas an der Gangschaltung rumhebelte, sich hastig nach hinten gedreht und dem Fuß des Straße wenig Barmherzigkeit entgegen bringenden Ungeheuer im Rückwärtsgang ausgewichen und zu guter Letzt mit einem gepfefferten Tritt auf das Gaspedal davongebraust war. Hinter ihnen hörte der Krach der Explosionen gar nicht mehr auf; Unablässig bombardierten die Flugzeuge das hochhausgroße Wesen, während die Frau besessen davon schien, so schnell wie möglich viele Kilometer zwischen sie beide und dieses Monstrum zu bringen. Ihr 'Gast' hatte inzwischen die Zeit genutzt, um sich anzuschnallen - Das seine Begleiterin ungehindert durch die Straßen brauste und sämtliche Verkehrsregeln ignorierte, war angesichts der Tatsache, das sie auf der Flucht vor einem gigantischen Fruchtgummiwesen waren und die Straßen sowieso alle leer waren, nichts, wofür man sie Tadeln musste, aber wenn sie gegen irgendetwas fuhren, wollte er lieber gewappnet sein. Die Reifen zum Quietschen bringend hielt die Sonnenbrillenfrau ihren fahrbaren Untersatz erst an, als sie beide bereits weit draußen im Grünen waren, um den ihr anvertrauten Jungen auf für diesen recht peinliche Art und Weise zur Seite zu schubsen und das grüne Biest mit einer Art Fernglas aus sicherer Distanz zu beobachten. Als sie sah, wie die Flugzeuge sich zurückzogen, schien sie dies offensichtlich zu alarmieren, weshalb sich ihre Position leicht änderte und dem Jungen das bittersüße Privileg bescherte, ihre Brüste etwas näher kennen zu lernen. Zeit, um rot anzulaufen, blieb ihm aber nicht. "Das gibt's doch nicht. Die wollen doch nicht etwa eine N² einsetzen...! LOS, RUNTER!" Auch, wenn der Junge nicht die geringste Ahnung hatte, was in aller Welt eine 'N²' ein sollte, so war die Besorgnis der einzigen anwesenden Expertin doch genug, um ihn vor Schock erstarren so lassen, so das diese ihn packen und mit ihr zusammen unsanft auf den Autositz herunterreißen musste. Dann erfuhr er aber relativ schnell, was es mit dieser 'N²' an sich hatte - Durch die Fenster des kleinen blauen Autos fiel gleißendes Licht in dessen Inneren, so viel davon, dass er die Helligkeit selbst durch seine Augenlider hindurch bemerkte. Dem Licht folgte die Schockwelle auf Schritt und Tritt: Erst wackelte das Auto nur, wie bei starken Windböen, dann aber wurde es von der Stelle weggerissen und der Junge war nur all zu froh darüber, sich angeschnallt zu haben: Der Wagen überschlug sich, mehrere unangenehme, harte Aufprälle erschütterten das Innere des Wagens, dessen Fahrerin den Jungen schützend umschlungen hielt, während sie gemeinsam durch die Landschaft geschleudert wurden. --- "...Bist du in Ordnung...?" fragte die Frau ihren jungen Gefährten, nachdem sie es geschafft hatten, aus ihren auf ihren seitlich gelandeten Auto zu klettern und sich aus der aus der holprigen Landung resultierenden, etwas... komplizierten Verstrickung zu befreien. Sie war... warm und weich gewesen, und er zog es vor, jetzt lieber nicht daran zu denken. "Jah, ich... hab nur den ganzen Mund voller Sand..." antwortete der Vierzehnjährige wahrheitsgemäß - angesichts der zu Asche reduzierten Mondlandschaft, in der sie sich wiederfanden, ein recht unbedenklicher Schadensbericht - auch wenn das Auto jetzt hart aber ehrlich gesagt einen ziemlich... verbeulten Eindruck machte. "Na ja, dann los geht's! Hau-Ruck!" In harter Teamarbeit machte sich das ungleiche Paar augenblicklich daran, den Wagen wieder in eine horizontale Position zu bringen. Nach einiger Mühsal schafften sie es dann auch, die ramponierte Karre zu bewegen, auch wenn der schreckhafte 'Gentleman' so seine Probleme mit dem Krach hatte, den das Gefährt machte, als es wieder auf den Boden krachte. "Vielen Dank." sagte die Dame mit der Sonnenbrille schließlich, nach getaner Arbeit die Hände zufrieden in die Hüften stemmend. "Ohne dich wär' ich echt aufgeschmissen gewesen." Obwohl sie eben von der Explosion einer nicht zu unterschätzenden Bombe erwischt worden waren, war ihr das Lächeln nicht vergangen. Von ihren Worten, dem Umstand, dass sie ihm gerade ein paar Mal das Leben gerettet hatte und überhaupt ihrer Nettigkeit motiviert, ließ sich der sonst eher unsichere Junge zu einem vorsichtigen Lächeln hinreißen. Ihr Name. Wenn er doch nur ihren Namen wüsste. Der... stand doch auf dem Zettel... "N-Nein, ich bin es, der ihren danken muss, Katsuragi-san." Sie lächelte nur und nahm ihre Sonnenbrille ab, worauf ein paar vertrauenserweckende, freundliche braune Augen zum Vorschein kamen. "'Nenn mich ruhig Misato..." bat sie. "Schön, dich kennen zu lernen... Ikari Shinji-kun." "J-Jah..." --- Nachdem Misato das Auto unter Gebrauch von 'im Auftrag der Regierung beschlagnahmten' (oder, wie Shinji es sagen würde, gemopsten) Ersatzteilen und astronomischen Längen an Klebeband wieder einigermaßen 'geflickt' hatte, ging die Reise rasch weiter. Misato versuchte zwar, unterwegs ein wenig Smalltalk anzustoßen, doch Shinji schien zu ihrem Ärgernis nicht wirklich zu der gesprächigen Sorte zu gehören. Je weiter sie sich ihrem Ziel näherten, um so mehr schienen die Gedanken des Jungen von etwas ganz anderem als seiner freizügig gekleideten Begleiterin eigenommen zu sein. Er machte zunehmend einen nervösen, aufgewühlten Eindruck; spätestens als sie in einen durch eine spezielle Schranke gesicherten Tunnel hinein fuhren, und sich die Tür von einer Art Auto-Förderband hinter ihnen schloss, war es schlichtweg offensichtlich, das ihm irgendetwas große Sorgen bereitete, auch, wenn er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Allerdings vermochte es die Tür, die sie in diesem kleinen Raum eingeschlossen und sie nur mit einem schummrigen, roten Licht zurückgelassen hatte, den Jungen aus seinen Grübeleien zu reißen, wenn auch nur, weil er eine Verbindung zwischen dem Grund für seine Anspannung und dem metallischen Tor herstellte. Es war nicht wirklich das Tor selbst, dass aufgrund seiner Bauart mehr an den Schauplatz eines James-Bond-Filmes erinnerte, als an ein Parkhaus oder so etwas, sondern das Symbol, das in blutroter Farbe dort auflackiert war. Es war eine Art halbes Blatt, vielleicht Ahorn, begleitet von irgendeinem englischen Slogan oder Zitat oder Spruch, doch was Shinji wirklich wiedererkannte, waren die vier großen Buchstaben, die direkt an das Bildnis des Blattes grenzten. "NERV...?" las der Junge mit fragender Stimme vor. "...Ist das so eine Art Geheimdienst...?" Es sah hier wirklich alles nach einem Agentenfilm aus, die Technik, die versteckten Aufzüge in unschuldig aussehenden Tunneln, eine irrsinnig kompetente, leicht bekleidete Frau... Natürlich war das irgendwie lächerlich, aber immer noch wahrscheinlicher als das gigantische Ungeheuer, von dem er eben fast zertreten worden wäre. Doch im Grunde war es nicht der Geheimhaltungsstatus, der ihn an dieser Gruppierung wirklich interessierte... Misato hatte sich, da sie jetzt für's erste nicht mehr fahren musste, ein wenig zurück gelehnt. "...Sagen wir, Geheimorganisation. Wir unterstehen der UN." "Ist das auch die Organisation... zu der mein Vater gehört...?" "Oh, ja." antwortete die junge Frau mit einer lockeren Beiläufigkeit, die der tiefen Bedeutung, die diese Antwort für Shinji hatte, nicht wirklich gerecht wurde. Das alles hier war einfach zu irre. Immer wieder fragte er sich, wieso er überhaupt hergekommen war. Es wäre leichter gewesen, die Dinge an diesem Ort aufzuzählen, die ihm keine Sorgen bereiteten. "Nun, hat man dir denn gesagt, woran dein Vater hier arbeitet...?" fragte Misato mit für Shinji recht unpassender Freundlichkeit und guter Laune. Inzwischen ging das Licht wieder an und das Brummen, dass sie umgab, signaliesierte, dass die Maschinen, die sie transportieren sollten, langsam zu arbeiten begannen. Shinji wich ihrem Blick aus. "Mein Lehrer hat mir immer erzählt... das es die Aufgabe meines Vaters sei, die Menschheit zu retten... ...Werde ich... dort wo wir hingehen... meinen Vater treffen..." Dieser Gedanke allein reichte aus, um Shinjis Gesicht mit einem Schlag um das farbtechnische Äquivalent einer Oktave bleicher werden zu lassen. Mit einem Ausdruck absoluter Hilflosigkeit starrte er zutiefst aufgewühlt vor sich hin. "Oh, ja." bestätigte Misato beiläufig, die gerade den Sitz ihres Make-ups in einem kleinen Klappspiegel kontrolliert hatte. Shinji wurde lediglich noch blasser. Unangenehme Erinnerungen drängten sich wie Luftblasen in tiefschwarzer Coca-Cola unaufhaltsam an die Oberfläche... "...Vater..." Nie würde er diesen Moment vergessen, diese Szene, die sich als eine seiner frühesten Erinnerungen tief in die Windungen seines Gehirns eingebrannt hatte. Es war genau so eine Tasche gewesen, die er jetzt bei sich trug, nicht so wie der kleine, grüne Ranzen, den er für leichteres Gepäck dabei hatte, sondern so eine große Tragetasche, nur in blau, die achtlos vor seinen Füßen deponiert worden war, während er, damals noch ein kleines, winziges Häufchen Elend in einem viel zu großen, gestreiften Pullover , einfach dagestanden und Rotz und Wasser heulend auf den Zug gewartet hatte, auf diese Fahrt in jenem sonnendurchfluteten Wagon, die für ihn damals das Ende der Welt bedeutet hatte. Als sich diese große, schwarze Silhouette von ihm abgewandt und das Weite gesucht hatte, hatte er wohl einen kleine Vorgeschmack darauf bekommen, wie es sich anfühlte, in die Hölle zu kommen... Obwohl er sich nicht so recht erinnern konnte, wie das 'Leben' davor überhaupt ausgesehen hatte. "Ach ja..." begann Misato schließlich in einem fragenden Tonfall, den verzweifelten Teenager wieder einmal aus seinen Gedanken reißend. "...Hat dein Vater dir eigentlich schon eine ID-Card geschickt?" "Uh, ja." Sofort machte er sich daran, dass entsprechende Papier, dass zusammen mit dem schlichten Brief mit diesen zwei Worten und Misatos Karte angekommen war, heraus zu kramen, und es ihr entgegen zu halten. "Dankeschön." erwiderte Misato, einen prüfenden Blick auf das Blatt werfend. "Dann les' dir das hier mal gründlich durch." Doch die Freude des Jungen hielt sich doch sehr in Grenzen, als sie ihm ein Heftchen mit der Aufschrift "Willkommen bei NERV - For your eyes only" entgegenhielt. Pragmatisch betrachtet war das eher eine Art verkappte, aber unterdrückte Wut, die sich da in seinem Gesicht aufbaute. "Nerv... das heißt, ich werde etwas... mit der Arbeit meines Vaters zu tun haben....?" Kaum, dass er diese Worte ausgesprochen hatte, war Shinji auch schon dabei, sich selbst innerlich dafür zu tadeln. Oh nein, dachte er zu sich selbst, er hatte sich wieder irgendwelche unrealistischen Erwartungen und dumme, kindische Hoffnungen erlaubt... Er wusste doch, dass er nicht hätte kommen sollen. "Ich... ich bin nicht überrascht... Er schreibt mir nie, wenn er nicht will, dass ich irgendwas tue..." "Ach, ich seh schon..." antwortete Misato, die verbeulte Decke ihres Wagens betrachtend. "...Du hast kein besonders herzliches Verhältnis zu deinem Vater, was...? Tja, da haben wir was gemeinsam." Shinji sah die seltsam gut gelaunte Frau seid beginn des Gesprächs zum ersten mal richtig an, und dass mit einer großen Verwunderung, wenn nicht sogar Schockiertheit. Sie sagte das einfach so, als ob... Na ja... Als die dunklen Wände des Auto-Aufzugs dann aber durchsichtigen Glasplatten wichen, bekam Shinji gleich noch einen ganz anderen Input, auf den er reagieren musste. Jenseits der Fensterscheibe erwarteten ihn glänzende Wolkenkratzer, die wie Stalaktiten von der Decke zu hängen schienen, eingehüllt von unwirklichem, orangenen Licht. "U-Unglaublich!" Selbst der eher ruhige, reservierte Shinji kam aus dem Staunen nicht heraus; Er befand sich in einer gigantischen, unterirdischen Höhle, die sich scheinbar unendlich weit in alle vier Himmelsrichtungen zu erstrecken schien; Es war gigantisch, er war noch nie in so einer großen Halle gewesen. Natürlich war es anders, als den Himmel über sich zu haben, aber irgendwie noch beeindruckender. Das orangegelbe, künstliche Sonnenlicht, dass von den gigantischen Leuchten an der Decke herabhing, ließ die fast endlose Aushöhlung durch seine dem Tageslicht ähnelnde, aber doch bei weitem nicht gleichende Farbe erst recht wie eine ganz andere Welt wirken; Noch abstruser erschien es, dass in so einer Aushöhlung Bäume, richtige Seen und sogar Gebäude standen. Eine Höhle war ja an sich schon etwas wie ein Innenraum, und wenn man da noch mal Gebäude rein baute... das ganze war einfach zu surreal. Das Gebäude in der ungefähren Mitte dieses seltsamen Ortes, eine Art Pyramide, mit einem ebenfalls pyramidenartig geformten, aber nach unten gekehrten, von zwei Streifen aus Lampen beleuchteten See gleich daneben, machten es auch nicht besser. Im Eiltempo fuhren sie auf einer spiralförmigen Bahn immer weiter in diese unwirkliche Einrichtung hinein. "Ei...Eine echte Geofront!" brachte Shinji, der eben doch nur ein auf 'cooles' Zeug ansprechender, männlicher Jugendlicher war, strahlend heraus. "Ja." bestätigte Misato. "Das hier ist unser geheimer Stützpunkt, das NERV-Hauptquartier. Hier entsteht das Fundament für den Neubeginn..." --- Die eigentümliche Pyramide war, wie es sich bald heraustellen sollte, lediglich die Spitze des Eisbergs; Das eigentliche NERV-Hauptquartier war ein gigantischer, labhyrinthartiger Komplex, der tief ins Erdreich hineinreichte. Mit Betonung auf labhyrinthartig. Schon allein die bizarre Architektur war ziemlich verwirrend, wenn auch beeindruckend. Momentan fuhren Misato und er auf einem sich selbst bewegenden Band, wie man es des Öfteren auch in Flughäfen antraf,über einen von vielen dünnen Stegen, welche die dunkle Kluft zwischen zwei Teilen des Komplexes überbrückten. "Seltsam, ich dachte, dass hier wäre der richtige Weg..." meinte Misato, während der Fahrtwind ihre Haare in Bewegung versetzte und es ihr erschwerte, auf ihre Karte zu blicken. "Ich sollte mir wirklich angewöhnen, Hosen zu tragen... Wo in aller Welt steckt Ritsuko bloß...? Entschuldige, ich bin hier ebenfalls neu...." "Das erklärt wohl auch, warum es mir so vor kommt, als ob wir hier schon einmal waren." kommentierte Shinji, während er sich das Heftchen mit seinen Instruktionen durchlas. Misato reagierte zunächst mit einem Seufzen, fand ihre gute Laune aber recht schnell wieder: "Aber mach dir keine Sorgen! Alle Systeme hier sind schließlich dazu da, dass man sie benutzt..." --- Schon bald darauf hatte sich Misato die nächste Kommunikationsanlage geschnappt, eine Durchsage 'äußerster Dringlichkeit' herausgegeben und sich gemeinsam mit einem recht verunsicherten Shinji vor dem nächstbesten Aufzug aufgestellt, vermutlich, weil sich dort eine Tafel befand, die ihr die krypitische, aus bunt gemischten Zahlen und Buchstaben bestehende Designation dieses Teils der Anlage offenbarte. Schon unwesentlich später wurde das Spiegelbild von Misatos grinsendem Gesicht auf den Fahrstuhltüren durch die ärgerliche Visage einer Frau mit knapp unter's Kinn reichenden, voluminösen, blond gefärbten Haaren ersetzt. Außer durch ihren strengen Blick, dessen Wirkung sie wohl auch dann nicht hätte überbieten können, wenn sie sich die Worte 'nicht erfreut' auf die Stirn geschrieben hätte, fiel die Dame noch durch ihre grünen Augen, rautenförmigen, lila Ohrringen und einen Leberfleck unter dem von ihr aus gesehen linken Auge auf. Falls der ungemütliche Blick dem Zweck diesen sollte, Misato in Verlegenheit zu bringen, so verfehlte er seine Wirkung nicht im Geringsten. "Oh... Ha-Hi, Ritsuko!" brachte diese eingeschüchtert grinselnd hervor. Die Blondine verschwendete keine Zeit mit Trivialitäten, sondern trat augenblicklich aus dem Fahrstuhl heraus, was die sonst furchtlose Misato tatsächlich (Hoho! Hört, hört!) etwas zurückweichen ließ, und starrte ihre Kollegin eindringlich an. Man könnte an dieser Stelle erwähnen, dass sie unter ihrem weißen Kittel nur noch eine Art hellblauen Badeanzug trug - Offensichtlich hatte die 'eilige Durchsage' sie zu einem recht ungünstigen Zeitpunkt weg beordert worden war, was wohl auch die 'überschäumende Wiedersehensfreude' erklärte. Die Wissenschaftlerin kam direkt zum springenden Punkt: "Captain Katsuragi. Wir haben für so etwas weder genug Zeit, noch Personal." nach der Standpauke wendete sie ihren Blick jedoch Shinji zu, der sich, obwohl er mit dem Lesen seines Heftes genug zu tun hatte, schon etwas vergessen vorgekommen war. "...Ist das der Junge?" fragte sie, jetzt wo ihr anfänglicher Ärger verflogen zu sein schien. "Yap." bestätigte Misato. "...Nach dem Bericht des Marduk-Instituts ist er das Third Child." "Hallo, ich bin die wissenschaftliche Leiterin des Projekts E, Dr. Ritsuko Akagi. Schön, dich kennen zu lernen." Third Was? Shinji hatte nicht die geringste Ahnung, wo von sie da sprachen, was sollte er sein? Verunsichert klappte er das Heft zu und blickte vorsichtig zu der falschen Blondine auf. Erst jetzt realisierte er, dass sie ihn gerade gegrüßt hatte, und er sie anstarrte, ohne irgendwelche Manieren zu zeigen. "J-Jah, ich mich auch..." antwortete er leise. Misato seufzte nur. "Scheint, als wäre er seinem Vater recht ähnlich. Genau der gleiche finstere Blick." --- Wenig später stand Shinji, immer noch die Anweisungen studierend, mit den beiden Frauen wieder auf einer Art Aufzugsplattform, die an einer großen, durchsichtigen Wand entlangführte, die wohl zu einer Art großem Tank gehörte. Alles, was von da drin durchdrang, war jedoch schwaches, rötliches Licht, welches die Drei nur als Silhouetten erkennbar machte. In der Ferne hallten weitere Durchsagen wieder, die das Personal anwiesen, sich auf ihre 'Gefechtsstationen' zu begeben. Aber für was für ein Gefecht denn...? Etwa wegen dem Monster...? Seltsam, dass sie in so einer Situation die Zeit hatten, ein Kind abzuholen, und dass dazu auch noch die, wie hatte Dr. Akagi sich noch mal vorgestellt...? Die wissenschaftliche Leitung...?, also, was auch immer sie war, es war verwunderlich, dass sie seinetwegen hierherkam. Während die zwei sich über für ihn trotz der vielen Erklärungen in seinem Heft unverständlichen Technikkram unterhielten, frage er sich immer öfter, was er eigentlich an diesem bizarren Ort machte. "...Hört ihr das...?" "Yap, jetzt wird es wohl ernst." "Übrigens, wie läuft es mit Einheit Eins?" "Sie ist bereits mit B-Typ Ausstattung ausgerüstet worden und wird jetzt gekühlt." "...Wollt ihr sie wirklich aktivieren? Soweit ich weiß ist Einheit Eins doch noch bis jetzt noch nie erfolgreich getestet worden..." "Die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Aktivierung liegt bei 0,000000001. Wir nennen es auch das Neun-Nullen-System." "Du meinst, es wird nicht klappen...?" "Aber, Aber. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gleich Null." "Ja, aber das ist doch bloß 'ne statistische Wahrscheinlichkeit... aber was soll's, 'Sorry, dass ist unmöglich' gilt hier ja bekanntlich als faule Ausrede." Schon bald hatten sie die Oberseite der großen Kammer erreicht, die, wie Schinji wohl korrekt vermutet hatte, ein flüssigkeitsgefüllter Tank gewesen war. In der Art war eine Art grün-violettes Konstrukt verankert, dass verblüffende Ähnlichkeit zu einem gigantischen Arm hatte. Aber nach all den unglaublichen Dingen, die ihm am heutigen Tag begegnet waren, war das für ihn nurch noch eine ungewöhnliche Wanddekoration. Vom Rand des Beckens aus ging es dann mit einem Schlauchboot weiter, dann eine zwei Stockwerken entsprechende Strecke an Treppenstufen hoch, hinein in einen metallischen Durchgang und weiter in die Mitte eines großen, dunklen Raumes. Zuerst erlaubte ihnen das von der Tür ausgehende Licht noch, zumindest einen schmalen Abschnitt des metallischen Bodens zu erkennen, als diese sich dann aber Automatisch hinter ihnen schloss, blieben sie in völliger Finsternis stehen. "Ikari Shinji-kun, wir haben hier etwas, dass wir dir zeigen wollen." "E...Es ist stockduster..." Komentierte Shinji, dass Offensichtliche aussprechend. Die Beschwerde ihres neuen Mitarbeiters zur Kenntnis nehmend zog Dr. Akagi ein Gerät aus ihrer Tasche - jedenfalls glaubte Shinji, dass es aus ihrer Tasche kam, sehen konnte er es nicht - und schaltete damit das Licht ein. Was Shinji als nächstes direkt vor seinen Augen wiederfand, ließ ihn schockiert zusammenfahren. Er stand unmittelbar vor einem großen, metallischen violetten... Etwas. Und glotzte. Shinji drehte sich alles. "E...Ein Gesicht... Ei...Ein riesiger Roboter!" Vollkommen überfordert, ein Zustand, den man Shinji angesichts der Tatsache, dass er heute inerhalb eines so kurzen Zeitraumes mit gigantischen Monstern, Geheimorganisationen, unterirdischen Verstecken und jetzt auch noch Mechas konfrontiert worden war, nicht übel nehmen konnte, begann er eiligst, in seinem Heft, dass er trotz größter Mühen noch nicht zuende gelesen hatte, wild rumzublättern, doch Dr. Akagi winkte ab: "...Darüber steht nichts im Handbuch." "Heh...?" Zutiefst verunsichert drehte sich Shinji zu der Wissenschaftlerin hin, welche promt mit ihrer Erklärung fortfuhr: "Was du hier vor dir siehst, ist eine Allzweck-Kampfmaschine in Menschengestalt, ein sogenannter Evangelion. Das hier ist EVA 01. Er wurde unter strengster Geheimhaltung gebaut und ist jetzt die letzte Chance der Menschheit." "Und daran... arbeitet mein Vater also...?" "Ganz recht." --- 02: [GARUDA] --- Siehst du mich Hörst du mich Was hab ich dir getan Warum zerstörst du mich Fühlst du mich Spürst du mich Wenn du mich nicht mehr liebst warum berührst du mich Brauchst du mich Sag glaubst du nicht Dass es besser ist du lebst dein leben ohne mich Erkennst du mich Verstehst du nicht Warum bist du überhaupt noch hier Was willst du noch von mir Augen auf Wer sieht versteht wie gnadenlos die Zeit vergeht wie sich der Zeiger dreht unentwegt Er steht nie still Du weißt nicht was du willst Du weißt nicht wo du stehst weißt nicht woher du kommst wohin du gehst Du weißt nicht was dich treibt was am Ende für dich bleibt Warum bist du so blass so kalt so herzlos Du weißt nicht was du tust weißt nicht woran du glaubst Sag mir wozu und ob du mich noch brauchst Wenn's einfach nicht mehr passt Wenn du mich wirklich nur noch hasst Warum bist du noch hier Wofür Was willst du noch von mir Siehst du mich Erkennst du mich Ganz tief in meinem Herz ist noch ein Platz für dich Ich suche dich Ich sehne mich nach dem was ich geliebt hab doch ich find es nicht Augen auf Wer sieht versteht wie gnadenlos die Zeit vergeht wie sich der Zeiger dreht unentwegt Er steht nie still Viel zu lange Viel zu spät Sturm geerntet Wind gesät die Zeit vergeht unentwegt Sie steht nie still -Megaherz,'5.März' --- "Ganz recht." Shinjis Herz blieb für ein paar Augenblicke stehen, als er diese Stimme erkannte. Schon allein der bloße Klang dieser tiefen, rauhen Stimme reichte aus um ihn in unkontrollierbares Zittern zu versetzten, seine Knie weich werden zu lassen und ihn, sei es nur für die paar Sekunden, in den er ihren Klang hörte, felsenfest davon zu überzeugen, dass er nie wieder glücklich sein würde. Unfähig, auch nur den Hauch eines klaren Gedankens zu fassen, folgte Shinji fast wie in Trace dem langen, schlanken Horn der Kampfmaschine vor seinen Augen, bis hoch zu einer kleinen Steuerkanzel an der Decke. Und dort oben, hoch über ihm, wie ein Adler, der die schleimigen, dreckigen Schlangen auf dem Boden anvisierte, bevor er herunterjagte, um sie zu verschlingen, stand er, kalt, blass und, auch, wenn Shinji sich selbst verzweifelt vom Gegenteil zu überzeugen versuchte, herzlos auf ihn herabstarrend. Der Mann in der Kanzel befand sich in einem Zustand des Zerfalls; Sein Alter traf dafür jedoch keine Schuld. Obwohl er nicht mehr all zu weit von der großen Fünfzig entfernt war, schien die Zeit doch recht gnädig mit ihm gewesen zu sein; Signifikante Falten konnte man bei ihm noch nicht erkennen, und auch sein Haar war noch da, wo es sein sollte, und besaß noch seine ursprüngliche, dunkelbraune Farbe. Und doch war es dieses Haar, dass ihn verriet; Vermutlich hatte er es nur kurz geschnitten, damit dessen chaotischen Zustand als 'moderne Frisur' durchgehen würde; Auch seiner Gesichtsbehaarung hatte er gestattet, nach belieben zu wuchern, so dass sein ganzes Gesicht von einem wilden Bart eingerahmt wurde; Sein Gesicht konnte man im besten Fall als 'ziemlich kantig', im schlechtesten als 'eingefallen' einstufen, und seine Augen, dunkelblau wie der Himmel in den letzten Atemzügen eines sterbenden Tages, der, nachdem das rot, der Abendsonne und selbst das letzte fitzelchen Violett hinter dem Horizont verschwunden waren, kurz davor stand, von der Schwärze der Nacht überrannt zu werden, hatte er hinter einer schlichten, getönten Brille versteckt. Seine bis auf ein grünes Dekorationselement am Verschluss vollkommen pechschwarze Uniformjacke hatte er sich unordentlich übergestreift und nicht einmal zugeknöpft; Darunter trug er trotz der ständig sommerlichen Temperaturen, die nach dem Second Impact in dieser Gegend eingekehrt waren, einen blutroten Rollkragenpullover. Die mit weißen Handschuhen gespickten Hände behielt er in seinen Hosentaschen. Alles an seiner mächtigen Erscheinung weckte in Shinji den unbändigen Wunsch, sich umzudrehen, schreiend davonzurennen und sich weinend in eine Ecke zu verkriechen, um dort einzugehen wie eine Primel, aber seine Füße wollten ihn nicht tragen. "Es lange her." grüßte der Commander trocken. "V-vater...." Den eisigen Blick nicht mehr ertragend, wendete Shinji seine Augen ab. Doch der ältere Ikari kommentierte dies nur mit einem 'Hmpf', und richtete sowohl ein dünnes lächeln oder Grinsen sowie einen Befehl an seinen Sohn. "...Auf in den Kampf." "A-Auf in den Kampf?" entgegnete Misato. "Aber Einheit Null ist doch noch in Kryostase...." Doch als sie etwas genauer darüber nachdachte, wo sie sich gerade mit wem aufhielt, wurde ihr die Sache doch etwas klarer. "Ihr... Ihr wollt doch nicht etwa Einheit Eins einsetzten!" "Wir haben keine Wahl." erklärte Dr. Akagi. "A-aber Rei ist wohl kaum in der Verfassung, um sie zu steuern. Wir haben keine Piloten!" "Es ist gerade einer angekommen." widersprach die Wissenschaftlerin, sich dem immernoch recht eingeschüchtert wirkendem Jungen zuwendend. "Ikari Shinji?" "Y-Yah...?" "Du wirst der Pilot sein." "Aber... selbst Ayanami Rei brauchte sieben Monate, um sich mit ihrem EVA zu synchronisieren! Er ist gerade erst angekommen! Wie soll das gehen?" Der Junge, der immernoch zitternd zwischen den beiden Frauen stand, machte in der Tat einen sehr überforderten Eindruck. "Wir wollen nur, dass er sich mal reinsetzt. Mehr erwarten wir gar nicht." "Aber..!" "Im Moment ist es unsere Haupaufgabe, den Engel aufzuhalten. Wenn es nur eine noch so geringe Chance gibt, dass er den EVA auf Anhieb in Bewegung setzen kann, müssen wir es versuchen!" forderte Akagi. "Wir haben keine Wahl, verstehen sie, Captain Katsuragi?" "Du... hast wohl recht...." antwortete Misato zögerlich, obwohl sie nicht so überzeugt zu sein schien. Die ganze Situation gefiel ihr nicht im Geringsten zu gefallen schien, insbesondere wenn sie sich diesen verzweifelten Jungen hier ansah. Das alles erinnerte sie viel zu sehr an Dinge, die sie lieber vergessen wollte und fühlte sich viel mehr dazu geneigt, für Shinji Partei zu ergreifen, als es sich mit der Erfüllung ihrer Pflicht vereinen ließ. Shinji selbst hingegen hatte inzwischen nach all diesen langen Minuten, in denen sich Misato und Dr. Akagi gestritten hatten, hatte Shinji, der diese ganze, irre Situation langsam nicht mehr glauben konnte, den Mut zusammengekratzt, um selbst etwas zu sagen. All dieses ganze gerede von wegen Engeln und Synchronisation, dass war doch alles nicht der Punkt. Das war es nicht, was er hören wollte. "...Vater... Warum hast du mich gerufen...?" "Ich nehme an, das hast du bereits gehört." antwortete die dunkle Silhouette hoch über ihm ohne den mickrigsten Hauch von Gefühl. Das hier war einfach alles viel zu wahnwitzig... Er war doch kein Magical Girl oder soetwas. Grotesk war das... Shinji versuchte gar nicht mehr, seine Fassungslosigkeit zu verbergen: "Dann... dann wilst du allen Ernstes, dass ich in dieses Ding steige, und gegen dieses Monster kämpfe, dass ich auf dem Weg hierher gesehen habe?!" "Ja." antwortete der Commander, als ob es das normalste von der Welt wäre, in irrwitzige Roboter zu steigen und gegen große Kreaturen aus grünen Fruchtgummi zu kämpfen. Das... das konnte er doch unmöglich ernst meinen. Das war jetzt eindeutig zu viel für Shinji. Er konnte die warme, sazige Flüssigkeit nicht daran hindern, sich unter seinen Augen zu sammeln. "Niemals! Warum sagst du das jetzt auf einmal?! Ich dachte du wolltest nichts mehr mit mir zu tun haben!" "Ich habe dich nur gerufen, weil ich dich jetzt brauche." antwortete Gendo, immernoch keine besondere Reaktion auf den emotionalen Zustand seines Sohnes zeigend. "...Und... wieso ausgerechnet ich...?" fragte Shinji verzweifelt, auf den Zahlreichen Bildschirmen im Raum des älteren Ikaris den Kopf hängen lassend. "Weil du der einzige bist, der es kann." "Aber ich kann es nicht!" entgegnete Shinji mit bebender Stimme, sich vollkommen hilflos vorkommend. Genau so gut hätte man ihm den Boden unter den Füßen wegreißen können. Wieso war sein Vater so felsenfest davon überzeugt, dass er mit so einem großen Roboterdings auch nur das geringste anfangen könnte? "Ich hab so ein Ding noch nie vorher gesehen oder davon gehört! Wie soll ich dass den können?!" "Ich erkläre es dir, wenn du willst." Doch Shinji hörte seinem Vater zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr richtig zu. "Nein... dass... das reicht... Ich kann's nicht! Ich kann dieses Ding einfach nicht steuern!" Allerdings schien auch der Commander am Ende seines Geduldsfadens angekommen zu sein: "...Entweder du versuchst es jetzt, oder du gehst." Die Härte, mit der er den letzten Satz aussprach, brockte Shinji die geschockten bis mitleidigen Blicke von Misato und wahrscheinlich auch der Hälfte des anwesenden Technikpersonals ein, doch das von Dr. Akagi als 'Engel' bezeichnete Ungetüm war da etwas weniger respektvoll: Eine heftige Erschütterung unterbrach das zugegebenermaßen eher fruchtlose Vater-Sohn-Gespräch. "...Er hat uns gefunden." stellte ersterer fest, wobei er darüber verständlicherweise nicht gerade entzückt zu sein schien. Doch dass war noch lage nicht das Ende vom Lied. Eine weitere heftige Erschütterung folgte auf dem Fuß. Per durchsage gingen bereits die ersten Schadensberichte ein. "Shinji-kun, wir haben keine Zeit." drängte Dr. Akagi in einem Versuch, den wenn auch verständlicherweise unkooperativen potentiellen Piloten noch zu überzeugen. Hilfesuchend drehte er sich zu Misato, doch auch die bat ihn, in das Metallmonstrum vor seinen Augen einzusteigen. Shinji ließ den Kopf hängen. Jetzt schien die ganze Welt sich gegen ihn gestellt zu haben. Er ertrug das nicht... es sollte endlich aufhören. "Das ist doch lächerlich..." protestierte er weiter, wesentlich schwächer und resignierter als zu Beginn. "Für... für soetwas bin ich nicht gekommen..." "Shinji-kun..." Misato beugte sich zu ihm hin, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein, und blickte mit ihren immernoch warmen, aber ernsten braunen Augen direkt an. "Sag mir, wofür du dann gekommen bist." Er wich ihrem Blick aus. Die Antwort auf diese Frage wollte er selbst nicht hören; Er hatte bereits zu genüge gesehen, wie dumm und naiv er gewesen war. Doch Misato folgte der Flucht seiner Augen und versuchte weiter, auf ihn einzureden: "...Du darfst nicht weglaufen, Shinji-kun. Weder vor deinem Vater, noch vor dir selbst...." Er musste sich mittlerweile fast schon zur Seite hin verrenken, um sie nicht ansehen zu müssen. Wieder dieses Psychogewäsch, diese guten Ratschläge... Positiv denken und so weiter. Glaubte sie, dass er das nicht schon bei seinem Lehrer oft genug zu hören bekommen hatte...? Was hatte das jetzt damit zu tun, dass er in seinem ganzen Leben noch keins von diesen Roboterdingern gesehen hatte...? Es half doch sowieso alles nichts. Welchen Zweck hatte es, zu sagen, dass das Glas zu einem Millionstel voll war, wenn nur noch ein paar arme Wassermoleküle drin waren? "Ich weiß, ich weiß! Aber deshalb kann ich das hier trotzdem nicht!" Im Cage von EVA 01 herrschte frostige Stille. Misato stellte sich wieder gerade hin. Ein paar Augenblicke noch verharrten die Augen des Commanders auf seinem Sohn, doch er sah ein, dass es keinen Sinn hatte. Er hatte ohnehinn versucht, Shinji von alle dem, wie auch von sich selbst fernzuhalten... Aber nach dem Unfall mit Rei war er der einzige, der Einheit Eins steuern konnte, der einzige, der die Rolle des 'Third Child' in den Prophezeihungen übernehmen konnte... Der einzige, von dem der ältere Ikari sicher wusste, das Einheit Eins ihn annehmen würde... oh, und er wusste es nur zu gut. Mehr, als Shinji die Situation zu erklären, konnte er auch nicht machen. Es ihm schönzureden hätte ohnehin keinen Sinn gehabt. Aber selbst dass brachte er nicht fertig, ohne Shinji zum weinen zu bringen. Das war nicht wie Politik oder ein wissenschsftliches Experiment, wo man gewisse Prozesse einfach in Bewegung setzen konnte. Er hatte diese Art von Dingen nie verstanden. Yui hätte ihm das alles wohl wesentlich besser erklären können, wenn sie hier wäre. Sie fand immer die richtigen Worte, Yui mit ihrer sanften, ätherischen Stimme und ihren warmen, wohlgemeinten Worten... Irgendwie hatte Ikari geahnt, dass es doch so kommen würde. Sein Plan war bereits felsenfest in Stein gemeißelt und ließ keinen Raum für Änderungen; Hätte Shinji den Entry-Plug betreten, hätte es kein zurück mehr gegeben. Trotzdem, die Alternative, zu deren Ergreifung er jetzt gezwungen war, stellte die letzten Reste dieser leisen, tadelnden Stimmchen in seinem Hinterkopf, auf die er sowieso noch nie gehört hatte, nicht wesentlich mehr zufrieden. Man konnte den Ausdruck in den Augen des Commanders hinter seinen offensichtlich nicht entspiegelten Gläsern nicht erkennen, als er sich zu seiner mit Bildschirmen bedeckten Wand drehte. "Fuyutsuki." Auf einem der Bildschirme erschien das Bild eines hochgewachsenen Herren von ende Fünfzig, der seine Uniform ordentlich zugeknöpft, die bereits ergrauten Haare zurück gekämmt trug, und recht ernst auf den Bildschirm vor seiner eigenen Nase blickte. "Ja?" "...Wir müssen Rei wecken." "Ja, aber, ihr Zustand..." "Sie ist noch nicht tot, richtig?" So sehr Ikari die Fähigkeiten seines Stellvertreters auch schätzte, manchmal war er zu sentimental. Konnte er nicht sehen, dass er bereits alle Alternativen versucht hatte? "...Wie du meinst." Zufrieden wirkte er nicht, aber schon kurz darauf wurde das Gesicht des Vizekommandanten ohnehin durch eine weiße Tafel mit der Aufschrift 'Sound Only' ersetzt. "Rei?" "Ja?" antwortete ein zerbrechliches, hohes Stimmchen. "Der Ersatzpilot ist unbrauchbar." berichtete er. "Du weißt, was das bedeutet." "Ja." Einen Moment lang herrschte völlige Stille. Aber nicht für all zu lange. "Verstanden." meinte Dr. Akagi zu ihrem Vorgesetzten, bevor sie über die Funkanlage den Befehl gab, Einheit Eins auf Parameter 'R-0' umkonfigurieren zu lassen, und sich von irgendeiner Kollegin, die vermutlich in der Kommandozentrale saß, über irgendwelche komplizierte Techniksachen Bericht erstatten ließ. Selbst Misato entfernte sich, ließ Shinji nach einem kurzen Blick zurück einfach stehen, wie ihn schon sein Vater einfach stehen gelassen hatte. Wie ihn schon so viele einfach stehen gelassen hatten. Keiner schien noch Notiz davon zu nehmen, dass er noch hier stand. Der Betrieb ging einfach weiter, alles musste rasch fertig werden, schließlich hatten sie ein großes, grünes Ungeheuer zu besiegen. Vor Angst und Hilflosigkeit, aber ein Stückweit auch vor Wut zitternd ließ Shinji seinen Kopf noch weiter hängen. Er wäre wohl in Tränen ausgebrochen, wenn er nicht Angst vor der scharfen Stimme der Person haben würde, die sich früher oder später über den Lärm beschweren würde. Ich wusste, dass es auch ohne mich geht, dachte Shinji im Stillen zu sich selbst.Ich bin ja doch nutzlos... alles, was ich kann, ist im Weg stehen... Er wollte sich gerade umdrehen und sich eine einsame, dunkle Ecke zu suchen, wo er niemandem auf die Nerven gehen würde, als die Eingangstür zu diesem Steg geöffnet wurde, bevor er selbst Gelegenheit dazu hatte. Die Tür gab den Blick auf einen Arzt und zwei Krankenschwestern frei, die ein metallisches Krankenhausbett auf Rollen hier herein karrten, komplett mit reinweißer Bettwäsche und einer Tropfinfusion. Im Grunde seines Herzens ein netter Kerl konnte er nicht viel anders, als die Formen seines Gesichts zu einen Ausdruck des Mitleids zu formen, als das medizinische Personal die Patientin an ihm vorbei schoben. Die erste Regung, den der Anblick des Mädchens bei ihm auslöste war der dringende Wunsch, ihr irgendwie zu helfen. Das arme Ding, dass etwa in Shinjis Alter zu sein schien, war von Kopf bis Fuß in Bandagen verpackt; Am Kopf trug sie welche, kombiniert mit einer Art mit einem Pflaster festgeklebten Mulltuch, das speziell auf einem ihrer Augen klebte. Weiß der Geier, ob das besagte Auge überhaupt noch vorhanden war! Aber da hörte es nicht auf. Die Infusion steckte in einem ihrer Ellenbogen, und etwas weiter unten begannen noch mehr Verbände; Die andere Ellenbeuge befand sich, wie so ziemlich der ganze Rest des betreffenden Armes unter einem riesigen Gips begraben, und auch an ihrem Oberkörper konnte man, wenn auch teilweise unter ihrer Kleidung versteckt, noch weitere Bandagen erkennen... und dann musste sie auch noch so blass sein und mit ihrem verbliebenen Auge so teilnahmslos in die Luft blicken.... Sie sah einfach so unheimlich schwach und zerbrechlich aus, als würde sie bei der kleinsten Berührung oder auch schon bei einem zu lauten Geräusch in tausend Teile zerspringen. Das das eigenartige, hautenge Kleidungsstück, in dass man sie da gesteckt hatte, soweit er das erkennen konnte, ein Ganzkörperanzug aus Gummi mit einigen Platikelementen daran, der von ihren kleinen, aber festen, rundlichen, prallen Brüsten nicht all zu viel versteckte, weiß war, machte es auch nicht besser; Nicht nur, dass es anschaulich illustrierte, wie gering der Unterschied zwischen dem Farbton ihrer Haut und dem von einem Blatt papier war, nein, irgendwie hatte die Farbe weiß auch immer etwas steriles, kühles an sich, dass Shinjis Beschützerinstinkt, von dem er gar nicht gewusst hatte, das er ihn besaß, nur noch weiter anheizte. Er hatte auch irgendwie das Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben, konnte aber nicht sagen, wann... Vielleicht war es aber auch nur ein Déjà vu, er würde es sicher nicht vergessen, wenn er ein Mädchen mit bläulich-weißen Haaren und blutroten Augen getroffen hatte. Er dachte daran, dass sie vielleicht ein Albino sein könnte, aber die hatten im Normalfall nur extrem durchscheinende blaue Augen, in denen die Blutgefäße der Netzhaut hin und wieder hervor schimmerten, das rot im noch unbedeckten Auge des Mädchens war jedoch eine sehr kräftige Farbe, die überhaupt nicht zum Rest ihrer zarten Erscheinung passen wollte. Rot und blau waren die Farben, die im Lichtspektrum am weitesten auseinander lagen. Und apropos blau, dass der Blaustich, der in den Augen fehlte, sich dafür in den Haaren wiederfand, entbehrte sich auch jeder Erklärung. Es gab ja Menschen mit blauschwarzen Haaren, aber dass hier war komplett anders... Die Schwestern lösten die Infusion von der Halterung, vermutlich, um dem Mädchen etwas mehr Bewegungsspielraum zu geben. Unter mitleiderregenden Schmerzenslauten - ihre Stimme klang sanft, hoch und zerbrechlich wie Glas - setzte sich das Mädchen auf, wimmernd und schwer atmend, offensichtlich unter großen Mühen und noch größerer Pein. Sie wollte ihre Hand anheben, um sich am Gitter am Kopfende ihres Bettes festzuhalten und aufzustehen, doch sie musste innehalten um nach Luft zu schnappen. Jede Bewegung schien eine Tortur für sich zu sein, doch sie machte trotzdem nicht die geringsten Anstalten, sich wieder hinzulegen, egal, wie bitterlich sie es nötig zu haben schien. Shinji zeigte sich verstört. 'Der Ersatzpilot ist unbrauchbar' hatte sein Vater gesagt... Das hieß also, dass Shinji irgendwie als... Ersatz für dieses Mädchen hier war. Unmöglich. Wollten sie... dieses arme, zierliche Geschöpf... tatsächlich in diesen Roboter... Dann, eine weitere Erschütterung. Ein weiterer Schuss des Engels, diesesmal deutlich erfolgreicher. Der ganze Komplex bebte, selbst die Leuchten ander Decke wackelten gefährlich. Shinji wurde zu Boden geworfen, und auch dieses arme, schwerverletzte Mädchen rutschte, einen erstickten, gequälten Schrei abgebend, von ihrem Bett herunter, bevor sie Zeit hatte, zu reagieren. Als das Gebäude wieder zur ruhe kam, lag das Bett des Mädchens zusammen mit allen anderen medizinischen Untensilien umgestürtz am Boden. Auch das Mädchen war auf den Boden gefallen - und nicht wieder aufgestanden. Sie lag einfach nur zitternd da, nicht einmal in der Lage, ihre seltsam-verrenkte Position zu korrigieren - wie auch, sie konnte ja kaum atmen! Ihre Schmerzenslaute klangen noch etwas schwächer als vorher... Ob ihre Wunden wohl wieder aufgeplatz waren, oder, ob sie sich sogar noch mehr Verletzungen zugezogen hatte?! Wieso kam es denn niemanden in den Sinn, sich um sie zu kümmern?! Das Gesicht des älteren Ikaris, der es offenbar geschafft hatte, auf beiden Beinen stehen zu bleiben, war zu einer eigenartigen Mischung aus Besorgnis und einem 'Genau-wie-ich's-geplant-habe'-Grinsen verzerrt. So oder so, Shinji war jedenfalls aufgesprungen und ohne auch nur einen Sekundenbruchteil zu zögern zu dem verletzten Mädchen hingelaufen. "Hey, bist du in Ordnung?!" Ohne all zu viel darüber nachzudenken nahm er sie vorsichtig in den Arm, als würde er eine Schachtel mit rohen Eiern handhben; Doch vielleicht war er trotz größter Vorsicht nicht sorgfältig genug gewsen, da sie, sobald er sie ergriffen hatte, einen spitzen Schmerzenslaut ausstieß und begann, weiter nach Luft zu schnappen. Das am ganzen Körper zitternde Mädchen fest in seinen Armen haltend blickte er zu dem großen, lila Roboterding hinüber. Es folgte ein weiterer Blick zurück auf das Mädchen. Die hatten doch nicht etwa allen ernstes vor, sie wirklich da rein zu stecken, oder...? Doch noch bevor er weiter denken konnte, merkte Shinji etwas warmes an seiner Hand. Er hielt sie sich vor die Augen, das Mädchen in Weiß ausschließlich mit der anderen stützend. Es war Blut. Echtes, klatschrotes Blut. Das war der Geruch von Blut, der da in seine Nase stieg. Entsetzt schaute er auf seine Hand, und an dieser vorbei auf das Mädchen. Sie war nur aus dem sicheren, sauberen Krankenhauszimmer, in dass sie hingehörte und wo auch einer auf sie aufpassen würde, herausgezerrt worden, weil er sich geweigert hatte, in diesen dämlichen Roboter zu steigen... Und jetzt würde man sie wahrscheinlich blutend und keuchend in dieses Teil pferchen, wo vielleicht noch mehr Verletzungen und somit der sichere Tod auf sie wartete... Nein... das konnte er unmöglich zulassen, und danach weiterhin von sich behaupten, ein Junge zu sein. Wenn dieses arme, verletzte Geschöpf sich traute, gegen dieses Monstrum anzutreten, dann konnte er das doch dreimal! Wenn er nur so eine Willensstärke hätte... Shinji kniff angestrengt die Augen zusammen. Ich darf nicht weglaufen, ich darf nicht weglaufen, ich darf nicht weglaufenn, ich darf nicht weglaufen... "Ich mache es!" rief er, seinen Kopf das erste mal in dieser Konversation aufrecht haltend. "Ich steige in dieses Ding!" --- In reißenden, kleinen Minaturwasserfällen rauschte die Kühlflüssigkeit aus dem großen Bassin, dem 'Cage', wie die Techniker den Aufbewahrungsort des gigantischen Roboters nannten. Cage, das bedeutete, wenn Shinji nicht alles täuschte, Käfig. Das war irgendwie unsinnig nicht? Die Garage eines großen Roboters 'Käfig' zu nennen... normalerweise packte man doch Hunde oder Vögel, oder eben... lebende Dinge in Käfige, damit diese einem nicht wegliefen. Wie sollte ein Roboter bitte schön abhauen? Der Junge schätzte, dass es wenig Sinn machte. Jetzt, da die Flüssigkeit zunehmend abgelassen wurde, konnte er sich erst ein richtiges Bild davon machen, wie gigantisch das stählerne Monstrum tatsächlich war, dass einige Meter unter ihm an zahllosen Halterungen und Sperrbolzen befestigt war. Auch die kleine Plattform, auf der er gerade stand, gehörte zu den komplexen Anlagen - und bot mit ihrem Boden und Geländer aud schlichten Stahlgittern kein wirkliches Gefühl von Sicherheit. Shinji schluckte; Er sollte besser nicht da runter sehen, insbesondere nicht jetzt, wo der Boden, oder viel mehr, die Flüssigkeitsoberfläche sich immer weiter absenkte. Direkt vor ihm an weiteren Halterungen mitten in der Luft verankert war ein weißer, torpedoförmiger Gegenstand von der ungefähren Länge eines größeren Busses, mit der schwarzen Aufschrift EVA 01 darauf - laut dem, was man ihm erzählt hatte, ein sogenannter Entry Plug, so etwas wie das Cockpit - was hieß, dass man von ihm erwartete, dass er da rein kletterte. Danach sollte das Ding maschinell in den Roboter, oder den 'Evangelion', wie das Ding hier genannt wurde, eingeführt werden - dass Shinji es lieber vorziehen würde, nicht von einem Kran durch luftige Höhen bewegt zu werden, bedurfte wohl keiner gesonderten Erklärung. Trotzdem war es jetzt bereits zu spät, um umzukehren. Jetzt hatte man ihn schon mit dieser Plattform hierher gefahren, weit weg von der Rampe, über die er sie betreten hatte. Natürlich konnte er sie fragen, die Plattform zurück zu fahren und ihn gehen zu lassen, aber... nein. Das würden sie nicht tun, nicht, wenn sie so in Eile zu sein schienen. Sie würden ihn so oder so zu allem hier zwingen. Zumindest versuchte er dass zu glauben. Sie zwangen ihn, ja, er wurde gezwungen. Es musste so sein. Er musste sich davon überzeugen, damit es ihm ja nicht in den Sinn kam, einen Rückzieher zu machen. Seine Taschen hatte er bereits im Tausch gegen ein sogenanntes 'Interface-Headset' hergegeben, das für ein eigentliches Headset eigentlich zu kurz war - es erinnere mehr an einen Haarreif für mädchen, nur dass das dünne, schwarze Material in seinen Haaren gar nicht auffallen würde - anders als die entfernt dreieckigen, weißen Geräte an jedem Ende, die wahrscheinlich wie kleine Hörner herausschauen würde. 'Nervenklammern' hatte Dr. Akagi sie genannt. Klang irgendwie schmerzhaft. Angeblich sollten sie bei der 'Verknüpfung' mit dem Roboter helfen. Verknüfung? Sah er etwa aus wie ein USB-Stick? Nun, wenigstens war die Gebrauchsanweisung einfach. Einfach wie eine Art Haarreif aufsetzten, die Knöpfchen drücken, an den Kopf pressen und loslassen. Das war es angeblich. Da er dem größstenteils unverständlichen, technischen Gerede um sich herum entnehmen konnte, dass sie diesen 'Entry Plug' bald einführen wollten, war es wohl Zeit, sie anzulegen. Tatsächlich ließen die Dinger problemlos anlegen, saßen auf der Stelle ziemlich fest und es tat auch nicht weh oder so etwas, aber es fühlte sich doch irgendwie... seltsam an, sie zu tragen. Sowohl an der Kopfhaut, wie auch an den Händen, mit denen er an ihnen entlang tastete. Sie gehörten einfach nicht dorthin... Sie sahen wirklich ein bisschen wie Hörner aus, womit er immerhin gut zu dem Roboter unter sich passte, auch wenn dieser nur mit einem dekorativen Horn ausgestattet war. Etwa in diesem Moment öffnete sich die Luke seines zukünftigen Arbeitsplatzes und legte... überraschend wenig frei. Eben hatte er sich noch Sorgen darüber gemacht, wie er mit all den Knöpfen und Hebeln klar kommen würde, die man in der Kommandozentrale eines solchen, komplexen Roboters erwarten würde (Shinji hatte noch nie all zu schnelle Reflexe gehabt) doch jetzt fragte er sich, was er da drin eigentlich tun sollte. Es war einfach nur eine große, im Inneren mit einem gelblichen Metall ausgekleidete Röhre. Im inneren war auf einer Art Kufen fixiert und auch von der Form her an einen Schlitten erinnernd ein Sitz, der eine halb sitzend halb liegende Position unterstützte, es einem aber auch ermöglichte, normal zu sitzen. Für die Hände gab es ein paar Schieber als 'Beschäftigung', aber Mehr. War. Da. Nicht. Unentschlossen sprang Shinji in die Kapseln hinein, einen Blick auf die Finsternis in den vor ihm liegenden Tiefen des Plugs wagend, bevor er versuchte, seine beine in die dafür vorgesehenen Halterungen zu stecken. Kaum, das er fertig war, schloss sich die Luke über ihm. Gut, es war ganz sicher nichts für Leute mit Platzangst, aber immerhin war es halbwegs gemütlich, auch wenn ihn das surren des Krans da draußen nicht wirklich beruhigte... Er musste sich immer vorstellen, was wohl geschehen würde, wenn er mit diesem Stahlkäfig hier in die Tiefe stürzen würde. Dann blieb der Plug jedoch abrubt stehen, es gab eine Art einrastendes Klicken von außen, und dann folgte ein Schnelle, fließende, fast schon organisch anmutende Bewegung, die ihn vermutlich in das Innere des EVAs rutschen ließ, dann ein weiteres Klicken, als sich die Luke über ihm schloss und der Entry Plug seine standartposition einnahm. Und da fühlte er es auch schon. Er fühlte sich irgendwie... ungewöhnlich. Nicht wirklich 'kribbelig' aber irgendwie... Als ob er sich gerade gewaschen hätte oder neue Kleidung tragen würde. Sensibilisiert, alles bewusster wahrnehmend, aber auch... erfrischt, überhaupt nicht mehr eingeengt. Zuerst war es nur ganz leicht, kaum merklich, besondes, da er damit beschäftigt war, zu verarbeiten, worauf er sich da eingelassen hatte. Die Enge war nur eine von vielen möglichen Sorgen, die er hatte, sodass er ihr wegfallen kaum bemerkte. Er war zu sehr mit dem gerede der Techniker beschäftigt das ihm, jetzt, wo er in EVA 01 drinen saß, offenbar irgendwie per funk erreichte. "Kontakt beginnen." Wie hinter den Augen des Konstruktes in dem er saß, eine Art Licht sichtbar wurde, sah er nicht, doch er merkte da durchaus irgendetwas. "Entry Plug wird befüllt." Verwundert über diese Anweisung und ein plötzliches Geräusch blickte er nach unten, und da war es auch schon dabei, seine Hände und Füße einzuhüllen. Eine... orangerote Flüssigkeit, dem Anschein nach etwas dickflüssiger als Wasser, war bereits dabei, die Kapsel rapide zu füllen. "H-Hey, wa-was ist das?" Wäre es etwas langsamer gegangen, wäre ihm vielleicht der strenge Geruch, aber auch die angenehm warme, an heißes Badewasser erinnernde Temperatur aufgefallen, doch im Moment bestand seine größte Sorge darin, möglichst rasch die Luft anzuhalten, bevor die Substanz seinen Kopf bedeckte. "Keine Sorge." hörte er Dr. Akagi aus dem Kommandozentrum zu ihm sprechen. "Das LCL das dich umgibt wird dich mit Sauerstoff versorgen, also atme die Flüssigkeit ein." Das war leichter gesagt als getan, da der grundlegende Instinkt eines Menschens diesem eigentlich diktierte, ja keine Flüssigkeit in die Lungen zu lassen. Doch auch der Atemreflex war mächtig und früher als es ihm lieb war war Shinji gezwungen, einen ganzen Schwall von Luftblasen raus und die Flüssigkeit rein zu lassen. Trotzdem wollten seine Reflexe die Flüssigkeit wohl erst einmal los werden, weshalb er für ein paar Sekunden mit seinen Würge- und Hustenreflexen zu kämpfen hatte: "Ich glaub, mir wird gleich schlecht..." brachte er tatsächlich etwas ungut aussehend hervor. Währenddessen waren die Techniker außen dabei, mehr und mehr Halterungen zurückzufahren, um den EVA Einsatzbereit zu bekommen. Mehr und mehr wurde Shinji sich dieser... seltsamen Empfindung bewusst, während das Personal außerhalb von irgendwelchen Kontaktphasen sprachen. Dann geschah etwas, das ihn aus zweierlei Gründen sprachlos zurückließ. Erstmal war da wieder dieses erfrischende, angenehme, aber stärker, heftiger als ob sich... irgendetwas geöffnet, ihn befreit hätte. Als hätte sich ein Pforte aufgetan, die ihn und seine Gedanken und alles irgendwie... hineinfließen ließ, aber auch irgendwie... etwas zu ihm fließen ließ, zuerst war es ihm ein bisschen unangenehm, dann spürte er aber, dass es nichts schlechtes war, was da zu ihm durchdrang und umhüllte wie eine warme Umarmung.... Freilich blieb ihm nicht genug Zeit, oder auch nur die Ruhe, um dieses Gefühl genau zu erfassen oder darüber nachzudenken - nicht bei dem Schauspiel, dass sich zeitgleich vor seinen Augen abspielte. Zuerst es in dem Plug hell zu werden, was ihn schon irgendwie beruhigte, aber es ging ja weiter. Da war ein Licht, das von der Spitze ausging´, wie eine Welle, und plötzlich schien er sich in einem großen, rötlichen Raum zu befinden... Die ganzen Wände, bis auf sein schlittenartige Sitzarrangement... einfach weg. Dann war da... glitzern und eine Art Spirale aus schwarz und weiß, ein Muster, dass dazu einlud ihm zu seinem strahlendem Zentrum zu folgen. Da war... noch mehr licht und noch mehr rot... und blau, fast in einem Wabenmuster... All dass schien in mehreren Sekunden vorbeizurauschen, und dann... dann war die Sicht klar. Shinji blinzelte mehrmals ungläubig vor sich hin. Er konnte... richtig sehen, als sei da ein bisschen Metall, und zwischendrin... nicht mal Glasscheiben oder Bildshirme, sondern einfach... Sicht, als nähe er durch die Augen des EVAS. Das Gerede von Dr. Akagi und ihren Kollegen ließ vermuten, dass das etwas... gutes war, jedenfalls klangen sie recht zufrieden. "...Plugtiefe Stabil bei 180, der Synchronwert liegt bei... 41,3%!" rief die junge, weibliche Technikerin, Maya Ibuki, wie er später erfahren sollte, recht beeindruckt, als wäre es ein Ding der Unmöglichkeit. Ihre Vorgesetzte schien ihr da beizupflichten: "...Und das ganz ohne Plugsuit! Unglaublich..." "Die Harmonix-Werte sind alle Normal... Es ist alles bereit." "Gut, alles zum hochfahren vorbereiten!" hörte er dann schließlich wieder Misatos Stimme. Die letzten Veranerungen, die den Evangelion gehalten hatten, ja, ganze Wände setzten sich in Bewegung, der Steg, auf dem Shinji noch vor kurzem gestanden hatte, wurde ebenfalls zurückgefahren. Zu guter letzte setzte sich auch doch das ganze Viech in Bewegung, die Plattform, auf der der Eva befestigt war.Abschussvorrichtungen, an unzähligen Plattformen, Gerüsten und natürlich auch uniformierten NERV-Mitarbeitern vorbei. Mit einem Hauch von Entschlossenheit auf dem Gesicht ließ sich Shinji zu den Abschussvorrichtungen hochfahren, die den EVA aller Wahrscheinlichkeit nach an die Oberfläche bringen würden. Ein paar Bolzen rasteten Ein, ein paar Durchgänge öffneten sich, und schon war alles bereit. "Bereit zum hochfahren." berichtete Dr. Akagi dementsprechend. "Verstanden." antwortete misato, sich danach zu ihrem Vorgesetzten hindrehend, der sich mitlerweile zurück auf seinen Posten im Terminal Dogma verladen hatte und dort auf einer Plattform, die etwas höher lag als die von Misato, Dr. Akagi und ihren drei fleißigen Untergebenen, an einem Tisch oder einer Konsole platz genommen hatte. Er saß etwas vorgebeugt da, die allenbogen auf den Tisch und das Gesicht auf die zusammengesteckten Finger abstüzend. "...Sind Sie sich da wirklich sicher?" "Selbstständlich." bestätigte der Commander trocken. "...Solange die Engel nicht besiegt sind, hat keiner von uns eine Zukunft." Doch sein Kollege, der neben ihm auf der Plattform stand, machte einen etwas besorgten Eindruck. "...Ikari... tun wir wirklich das richtige?" Eine Antwort bekam er nicht, aber das dünne Lächeln, dass Ikari unter seinen behandschuhten Händen versteckt hielt, sagte mehr als tausend Worte. --- "Und Los!" befahl Misato. Wer auch immer für den Startknopf der Abschussplattform verantwortlich war, führte seinen Befehl recht zügig aus, sodass der Evangelion auf der Stelle in die Höhe schnellte und Shinji durch die Beschleunigung recht unsanft in seinen Sitz gepresst wurde. An der Oberfläche streifte der Engel derweil mit stampfenden Schritten durch die Stadt, sich hin und wieder umsehend, als ob er etwas suchen würde. Er wollte eigentlich an dieser großen Straße, die für ihn keine Bedeutung hatte, vorbeigehen, schien dann aber irgendetwas bemerkt zu haben und blieb stehen. Nicht zu unrecht, wie sich spätestens dann zeigte, als dort Evangelion Einheit Eins aus dem Boden schnellte. Die grünen Teile der Panzerung leuchteten Eindrucksvoll im Dunkeln, jetzt, wo sich die beiden Giganten inmitten der Wolkenkratzer von Neo-Tokyo-3 gegenüberstanden. "Bist du bereit, Shinji-kun?" "Yah..." "Letzte Sperrvorrichtungen lösen. Evangelion Einheit Eins, LIFT OFF!" Éine letzte Halterung an den Füßen des violetten Kolosses löste sich, genau so wie eine vorrichtung an den Schultern; Die Kampfmaschine stand jetzt völlig frei auf dem Boden. "Shinji-kun, setz einfach in Gedanken einen Fuß vor den anderen." erklärte Dr. Akagi. Das das Teil gedankengesteuert war, erklärte zwar das merkwürdige Interface, tat aber nichts gegen Shinji's wachsende Aufregung. In dieses Ding zu steigen war eine Sache. Gegen ein Monster zu kämpfen eine andere. Jetzt kam alles auf ihn an, und er hatte so etwas doch noch nie im Leben gemacht.... "...Einen Fuß..." EVA 01 setzte sich tatsächlich, wenn auch etwas plump in Bewegung; Nicht nur die Beine regten sich, da war auch das dazugehörige schwingen der Arme. Ganz kontrollieren konnte Shinji die Stärke des Hünen jedoch nicht; Der erste, etwas ungelenke Schritt zerdepperte unter anderem eine Telefonzelle. Dennoch füllte sich das Hauptquartier mit erstaunten Lauten. "Es funktioniert!" fasste Dr. Akagi die allgemeine positive Überraschtheit zusammen. Nicht, dass dies Shinji besonders beruhigte. Toll, jetzt dachten sie, dass er sowas könnte. "...Vor den anderen..." Den nächsten Fuß plazierte er zu nah am ersten, verlagerte das ungkaubliche Gewicht des violetten Titatenen viel zu früh, und stützte erst auf die Knie und dann platt auf sein Gesicht. Auf sein Gesicht...?! Es war bloß der EVA, der sich der länge nach hingelegt hatte, doch es war Shinji, der sich verzweifelt die Hand ins Gesicht presste um eine metallische Maske zu entfernen, die dort gar nicht drauf drückte. Alles was dort war, war kalter Angstschweiß - und es gesellte sich noch wesentlich mehr davon dazu, als er aufschaute, und feststellte, dass er dem Ungeheuer von heute Nachmittag direkt vor die Füße gefallen war. Der engel hatte mittlerweile ein neues, maskenartiges Gesicht mit einem etwas kürzeren Schnabel, auch wenn das alte noch etwas ramponiert neben dran hing - vielleicht verdankte er dass ja der Bombe, die ihm auch ein nettes Kennenlernstündchen mit Misatos Brüsten beschert hatte. Diese (Misato, nicht ihre Brust) wies ihn auch jetzt an, wieder aufzustehen, aber dass war leichter gesagt, als getan. Vielleicht war es der schiere Schock darüber, dass er dieses Schmerz eben wirklich gespürt hatte und teilweise immernoch spürte, vielleicht einfach die schlichte, einfache Panik, die er vor diesem entsetzlichen Ding hatte, oder auch einfach nur dessen herausragende Schnelligkeit, aber bevor Shinji wirklich reagieren konnte, hatte der Engel ihn schon suspekt angeguckt, am Gesicht gepackt, als wäre es ein Türgriff oder sowas, hob ihn in die Höhe und beschloss, dass er ihm nicht wirklich gefiel. Ein Schuss von blankem, eiskalten Horror jagte durch Shinjis Adern als ihm das Wesen scheinbar direkt in die Augen sah. ........PERVERSION..........BLASPHEMIE...... (???) Dieser Zustand dauerte allerdings nur für wenige Sekunden an, weil sich der Engel nach Shinji's Arm griff, und beschloss, seinen Kontrahenten langzuziehen wie ein Gummihünchen. "Beruhige dich, Shinji-kun, es ist nicht dein Arm!" Stimmt. Es war auch nicht sein Gesicht gewesen, dass der Engel eben gepackt hatte. Es war das von EVA 01 gewesen. Aber dieser Schmerz... dieser Schmerz... wie war das nur möglich... lag das an der Gedankensteuerung? Es war so entsetzlich! Shinji griff sich seinen Arm und fasste zu, doch er konnte nicht machen, dass der Schmerz aufhörte, konnte nichts tun, um den Engel am ziehen zu hindern. Es kamen noch weitere Meldungen aus der Zentrale, aber Shinji hörte sie schon gar nicht mehr richtig. Der Engel zog und drückte und - KRACK. Der Arm des Evangelions baumelte in einem unschönen Winkel herrab. Shinji konnte nicht einmal mehr schreien. Natürlich war sein eigener Knochen noch vollkommen heil direkt vor seiner Nase, aber in diesem Moment nahm er das nicht wahr, konnte nicht mehr unterscheiden, wo er anfing und der Evangelion begann. Es war einfach zu überwältigend, dieser Fluss, dieses Rauschen, diese Schmerzen und die Grenzen einer riesigen Form, die nicht die seine war, aber seine zu werdeen drohte... er konnte absolut nichts tun, es nicht stoppen. Er konnte den Engel nicht aufhalten der seinen Feind, der Zähigkeit des Evangelions überdrüssig geworden, hoch in die Luft hielt, und eine Art Energiewaffe zu laden begann, zu deren Vorbereitung auch eine Lichtsäule am Ellenbogen des Wesens gehörte. Das Third Child sah nur noch wie sich zwischen den langen, um 'seinen' Schädel geschlungenen Krallen der Kreatur ein Leuchten aufbaute. "Shinji-kun, komm da weg!" Dazu schien ihm der Engel gar nicht erst eine Chance lassen zu wollen. PENG. PENG. PENG. Aus nächster Nähe. Immer wieder. Mitten ins Gesicht. Shinji hielt sich verzweifelt beide Hände vor sein Auge und den Teil seines Schädels, den er praktisch zerbrechen hören konnte... Oder war es der von Einheit Eins? Darüber konnte er gar nicht mehr nachdenken, da war nur noch Schmerz, und Qual und Pein, die ihn zu zerfetzten drohte, Fremdkörper in teilen seines Kopfes, die eigentlich noch abgeschlossen waren... oder weit offen lagen und vom Engel weiter bombardiert worden? Er konnte nichts tun, hing mit den Füßen über den Boden, die Arme scheinbar gleichzeitig an seinen Schädel gepresst und nutzlos herabhängend. Die Qualen waren unerträglich, ließen Shinji nicht einmal mehr Zeit zum denken - wenn ihm doch nur... jemand helfen würde. Wenn ihn doch nur jemand in den Arm nehmen würde und ihm sagen würde, dass alles in Ordnung sein würde. Aber es war niemand da, er saß allein in diesem Ding, und niemand würde kommen. Umbarmherzig setzte der Engel seine Angriffe fort, und seine Mühen wurden belohnt: Nach langen, erfolgreichen Versuchen gelang es ihm schließlich, den Schädel von EVA 01 zu durchstoßen und den violetten Giganten gegen ein Gebäude zustoßen. Widerstandslos sackte der EVA zusammen. Die einzige Bewegung, die noch festzustellen war, war das spritzen der Blutfontänen, die aus beiden klaffenden Löchern im Schädel der biologischen Maschine spritzten. Doch selbst das nahm bald ein Ende, und alles, was die Messgeräte im Kontrollzentrum von Einheit Eins empfingen, war vollkommende Stille. ________________________________________ Anmerkungen: (1) "GARUDA" ist der Titel des kleinen Instrumentalstücks, das ich mir angehört habe, als ich dieses Kapi geschrieben habe. Es ist aus dem Soundtrack des Spiels 'Devil Survivor' (das ich persönlich nicht kenne; Mein Bruder hat mich mitder Musik bekant gemacht) und dürfte auf Youtube zu finden sein. Garuda ist außerdem eine adlerähnliche indische Sagengestalt. Wenn in einer indischen Sage oder Volkgeschichte jemand von seinem Feind mühelos besiegt wird, wird das oft mit Garuda verglichen, wie er Schlangen tötet. (2) Wie ihr gesehen habt, hielt sich das hier noch relativ Eng an episode 1(auch wenn ich das Stück vom Kampf am Ende noch dazugepackt habe) beziehungsweise den dazugehörigen Teil von 1.XX. Das wird in den nächsten paar Kapiteln erst einmal so weiter gehen, aber das volle ausmaß meiner pösen Pläne wird sich noch früh genug zeigen. (3) Freut euch schon auf Teil 03: [Home Sweet Home] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)