80 Days von abgemeldet ================================================================================ Prolog: -------- Tag 1 "Und hier haben wir das Badezimmer. Es ist völlig neu renoviert. Wir haben die alten Fliesen abgeschlagen, die Leitungen neu verlegt und......" Mattie hörte nur mit einem Ohr zu. Sie war sowieso schlichtweg begeistert. Der fleißige und ebenso unangenehme Mann, der nach ihrer Ansicht aussah wie jeder andere Japaner, brauchte sich nicht die Mühe machen, sie über jede Kleinigkeit auf zu klären. Aber er war in seinem Element. Fast schon konnte Mattie kleine, glitzerne Schweißperlen der freudigen Aufregung auf seiner Stirn glänzen sehen. Er hatte sich unaufhaltsam in einen nicht enden wollenden Redefluß getrieben und schien nun hilflos darin herum zu paddeln. Ohne Hilfe würde er nun nicht mehr rauskommen. Sie grinste innerlich und ihre Blicke hefteten noch an der edlen Wohnzimmertür, als er sie sanft, aber bestimmt durch leichten Druck auf den Rücken in die Küche führte. "Die Küche ist ein kleines Highlight!", sprudelte es aus ihm heraus. "Alles High Tec!" Er schien es zu genießen, die Worte in englisch aus zu sprechen, auch wenn es für sie genau so befremdlich klang wie Japanisch. "Oh.",erwiderte sie. Das war übrigens einer der wenigen Worte, die sie überhaubt sprach. Sie hatte sich dem japanischen so weit bemächtigt, dass sie zwar alles mehr oder weniger verstehen konnte, aber noch war sie zu gehemmt, es zu sprechen. Die Angst, sich lächerlich zu machen war schlichtweg noch zu groß. Hayato Nakamure....nein, verbesserte sie sich im Geiste selbst, erst die Nachnamen, dann die Vornamen, Nakamure Hayato allerdings, verwendete völlig unbeeindruckt und ungehemmt englische bzw. amerikanische Ausdrücke und hatte dabei aus unerfindlichen Gründen nicht die geringste Angst, sich zu blamieren. "Alles realy energiesparend. Und hier..." Er deutete auf das Licht über ihnen. "Mit Bewegungsdetektor...you know...Moving..." Er begann sich seltsam schleichend um sie herum zu bewegen und lächelte sie herausfordernt an. Es war offensichtlich. Er wollte ein Feedback. "Oh.", sagte sie wieder und machte große Augen. "Bewegungsdetektor.", wiederholte sie und nickte übertrieben. Nakamure Hayato schien das sehr zufrieden zu machen. Er richtete sich wieder auf und nickte ebenfalls. "Bewegungsdetektor." Er deutete mit einer Handbewegung auf die Küchentür um sie wieder heraus zu begleiten. Es war ihr gar nicht recht, ihn im Rücken zu haben, aber nun ja. Sie trat in den Flur und verschränkte die Arme. "Nachbarn...Neighbour....", versuchte sie eine Frage. "Neighbour...neighbour....jaja." Er lief zur Haustür und öffnete sie und machte eine komisch anmutende ausladene Handbewegungen die Treppe rauf und runter. "Neighbour...jaja." Nun ja....ok....es war ein Anfang in diesem riesigem Gebäude noch nicht völlig alleine zu sein. Sie hatte schon befürchtet, dass dies der Fall sein könnte. Das Gebäude, ein riesiger Komplex, war von ihrem Arbeitgeber, eine Firma, die Computertechnik herstellte und Inuvativ in Sachen Microprozessoren arbeitete, war vor weniger als vier Monaten gekauft worden. Sie hatten sich entschlossen, Großteile ihrer Herstellung nach Japan zu verlegen, um einer japanischen Familiengesellschaft die Möglichkeit zu geben, sich zwar in das Geschäft mit einzubringen, aber dennoch ihre bewährten Techniker weiterhin an einem Großprojekt zu beschäftigen, dass sicherlich im Laufe der nächsten Jahre noch für viel Aufsehen sorgen würde. Bis dato allerdings gebot die Firma strengste Geheimhaltung. Selbst im Zusammenhang wußte sie nicht genau, um was es eigentlich ging. Jeder einzelne arbeitete an einer Kleinigkeit des Gesammten und es war vertraglich geregelt, dass keiner der Mitarbeiter der anderen Projekte über seiner Arbeit mit den anderen reden durfte. Ihr selbst war angeboten worden, für mindestens ein Jahr nach Japan zu gehen und selbstverständlich bot man ihr eine Wohnung in dem Komplex an, welche die Firma erworben hatte. Das monströse Objekt stand seid beinahe zwei Jahre leer und obschon man meinen sollte, dass es einfacher wäre, etwas über die Vorbesitzer in Erfahrung zu bringen, lag die noch junge Geschichte des Hauses in völligem Dunkeln. So hatte man das Objekt direkt von der Stadtverwaltung erworbenn und in den oberen Etagen Wohnmöglichkeiten für die Mitarbeiter, in den unteren drei Etagen Arbeitsplätze geschaffen. Es war beeindruckend. Das Gebäude bot viele Möglichkeiten und sogar Mitarbeiter, die ihre Familien mitbrachten, fanden für ein gutes Jahr ausreichend Platz. Sie selbst schaute sich eine der Wohnungen nun in der achten Etage des Hauses an und obschon das Gebäude von außen einen unscheinbaren, wenn nicht gar sterilen Eindruck machte, schien es im Innern auf ihrgendeiner Art und Weise, die sie sich selbst nicht erklären konnte, belebt zu sein. Während sie ihre Gedanken schweifen ließ, spürte sie die Blicke des Japaners, der die Wohnung feilbot wie ein Marktschreier seiner Äpfel, auf ihrem Profil ruhen. Sie blinzelte zweimal und lächelte ihn breit an. "Ok, die ist toll. Die nehm ich." "Ahhhhh!", machte er und wieder nickte er seltsam tief und gekünstelt. EIne Geste,an die sich Mattie nie würde gewöhnen können, wenn sie nicht einen guten Ergotherapeuten in Japan finden würde. "Das gut! Das einzige Wohnung mit Sicherheit Code." "Wie bitte?" Er zeigte auf einen kleinen grauen Kasten neben der Tür. Sie hatte sich schon beim Betreten der Wohnung gefragt, wozu das gut sein sollte. "Das Code." er öffnete das kleine graue Türchen und eine Reihe von Zahlen und Knöpfen kam zum Vorschein. "Ich komme nur mit einem Sicherheitscode hier rein? Wie ist denn der?" ** Man konnte sein momentanes Problem wohl locker mit einem Satz beschreiben. Was zum Teufel geht hier vor? Das war es, was ihm durch den Kopf ging. Es hatte vor ca vier Monaten angefangen.....obwohl er sich da nicht so sicher war, war Zeit irgendwann und sehr plötzlich zu einer "tricky" Angelegenheit geworden. Mal war er sich sicher, dass es Abend sein musste, aber die Sonne schien. Dann war er sich sicher, dass Tag sein musste, aber wenn er aus einem der Fenster blicke, war es Nacht. Nur, das dumme war, dass er kaum Erinnerung an die Zeiten dazwischen hatte. So erarbeitete er sich ein System, um wenigstens irgendwie die Zeit zu messen. Auf sein Gefühl war kein Verlass mehr. Es war, als habe er Black outs von Stunden! Vor also etwa vier Monaten, plus , minus vier Wochen...begannen die Veränderungen. Erst glaubte er, der Krach würde von draußen kommen. Vielleicht durch Straßenarbeiten oder etwas in der Richtung, aber dann stellte er fest, dass der Lärm innerhalb des Gebäudes statt fand. Es gab nur zwei Schwierigkeiten. Zum einen konnte er nicht genau feststellen, von WO genau der Krach kam, zum anderen war er nicht immer während der ZEIT an dem Ort. Das Einzige, was er mit Sicherheit sagen und sehen konnte, waren die gravierenden Veränderungen, die von gefühlter einer Minute auf die andere passierte. Es hatte ihn geschockt. Er stand in seinem Badezimmer...nicht mal wissend wieso, drehte sich, ging durch das Wohnzimmer und »Black Out« ...fand sich im Badezimmer wieder und es war völlig verändert! Überrumpelt hatte er nach Luft geschnappt, sich an dem Waschbecken festgehalten und auf die neuen Fliesen gestarrt. Sie waren vor einer Minute noch nicht da! Vor einer Minute sah alles noch so aus wie immer und dann. BAM! Nicht, dass ihm die Fliesen nicht gefallen würden. Nein, es war ein hübsches, maritienes Muster..aber bitte....Wo zu TEUFEL kamen die her? Nicht mal das beschissene Klo war an der alten Stelle. Wobei beschissen nicht den Zustand der Toilette an sich beschrieb, sondern seine allgemeine Auffassung über die Situation selbst. War die Toilette in der einen Minute noch an ihrem PLatz, so hatte sie sich wie durch Geisterhand an die andere Seite des kleinen aber schmucken Badezimmers "gezaubert." Komplett mit neuer Brille und den passenden Vorlegern dazu. Es ängstigte ihn, machte ihn hilflos. Eines Tages ging er runter an seinen Arbeitsplatz, er setzte sich auf seinen Stuhl, schaltete einen der Monitore ein und »Black Out«....in der nächsten Sekunde fand er sich vor einer Garderobenwand wieder. Er hatte minutenlang auf die ca vierzig Haken gestarrt. Minutenlang und bewegungslos. Den Atem anhaltend und wartend, ob noch etwas passieren würde. Einen Tag hatte er sich dann gar nicht vom Fleck bewegt, denn ihm beschlich das Gefühl, dass diese Black outs immer nur dann stattfanden, wenn er versuchte, von einem Ort zu einen anderen zu kommen und dieser Tag brachte ihm eine Art Erleuchtung, wenn man es denn so nennen möchte. Denn das war der Tag, an dem er zum ersten Mal einen Menschen durch seinen Komplex laufen sah. Er kam durch die Flurtür, die den Wohnbereich vom Treppenhaus abgrenzte. Gekleidet wie ein Arbeiter, ein Maler, um genau zu sein und noch wärend er da stand, packte der Mann aus einer seiner imensen Hosentaschen einen Zollstock aus, faltete ihn auseinander und legte ihn an der unteren Stelle der Fußleiste um dann, etwas einen Meter sechzig mit einen schwarzen Maker einen Strich an die Wand zu malen. Ryuzaki bleib sekundenlang bewegungslos, schnappte dann ein paar Mal mehr oder weniger empört nach Luft und stapfte mit großen SChritten auf den Mann zu. "HEY! Was glauben sie, was sie da machen?!" Der Mann hob den Kopf, schaute nach rechts und nach links, zuckte dann mit den Schultern und malte einen erneuten Strich an die Wand. Er hatte ihn nicht einmal gesehen! Es war fraglich, ob er ihn überhaubt irgendwie wahrnahm, aber Ryuzaki schien es so, als habe er ihn zumindest irgendwie gehört. "EY! Ich rede mit ihnen." Wieder schaute der Mann rechts über seine Schulter, stand dann aus der Hocke auf und machte einen dummen Gesichtsausdruck. Er drehte sich einmal um seine eigene Achse und kratze sich am Hinterkopf. Keine Frage. In irgendeiner Form nahm der Mann ihn wahr. Somit stellte sich doch eine interessante Frage. Die Frage, die er sich auch gerade im Moment stellte. Was zum Teufel ist hier los? Und damit war er auch wieder im hier und jetzt. Er stand nun also in seinem Flur....zumindest das, was zu einer Zeit, an die er sich kaum noch zu erinnern wagte, sein Flur war und schaute auf die junge Frau, die mit den aufdringlichen Mann an der Tür stand. Ryuzaki hatte die Hände tief in seinen Taschen vergraben und sah große Probleme auf sich zukommen. Große, große Probleme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)