Licht und Dunkelheit von Tini-sama (Dort wo das Böse lauert) ================================================================================ Kapitel 7: Der Kampf beginnt ---------------------------- Es herrschte das totale Chaos. Nick brauchte mindestens eine halbe Stunde um alle zu beruhigen und auf ihre Plätze zu bewegen. Als dann alle still geworden waren, begannen die weiteren Verhandlungen. Adam war der unruhigste von allen, etwas beschäftigte ihn und ich konnte mir genau vorstellen was. Plötzlich sprang Ad auf und begann Nick anzuflehen. „Bitte! Lass mich in dein Team! Du weißt wie gern ich Francesco gegenübertreten will. Lass mich gegen ihn kämpfen!“ „Ich habe bereits nein gesagt und es bleibt auch dabei! Die Anderen brauchen dich dringender als ich.“ Ich sah wie wichtig es für Ad war. Ich konnte nicht anders, ich musste mich einmischen. „Nick! Ich finde es eine gute Idee Adam dabei zu haben. Ich habe mir überlegt, wie ich ihn in meinen Plan Miteinbauen kann.“ Skeptisch schaute Nick mich an. „Und wie?“ „Er geht mit mir anstelle von Geg.“ Nick’s Gesicht erstarrte. Es sah so aus als könnte er sich zwischen Ärger und Besorgnis nicht entscheiden. Aber als er antwortete, blieb seine Stimme ganz ruhig. „Auf gar keinen Fall!“ „Warum nicht? Was ist denn anders, wenn Ad mich statt Geg begleitet?“ Eine Weile sagte Nick nichts. Adam wurde immer nervöser. Bis Nick wieder anfing zu sprechen. „Weißt du, was du von mir verlangst?“ „Ja, natürlich! Ich weiß nur nicht was dein Problem ist! Geg ist genauso stark wie Ad, er kann die Anderen genauso gut anführen wie Ad! Warum also kann Ad nicht mit mir mit?“ „Er denkt, ich würde dich unterwegs umbringen.“ Entsetzt starrte ich Nick an. „Nicht dein Ernst oder?“ Er warf Ad einen wütenden Blick zu. So langsam reichte es mir. „Gut. Also entweder du lässt Ad mit mir gehen oder ich trenne mich von dir, ziehe aus und gehe allein zu Francesco! Du hast die Wahl!“ Entsetzen machte sich in seinem Blick breit. Ich wusste dass ich unfair war, aber was sollte ich anderes machen? Böse funkelte er mich an. „Na schön!“ Jetzt fiel mir ein Stein vom Herzen. Ich hatte damit gerechnet noch länger mit ihm streiten zu müssen. Adam war noch glücklicher als ich. Er fiel mir sofort um den Hals und sagte die ganze Zeit „Danke“. Nick sprang fast augenblicklich auf und riss Ad von mir los. „Treib es nicht zu weit! Solltest du ihr auch nur ein Haar krümmen, bring ich dich um!“ „Ich hab’s kapiert!“ Erst als Adam sich setzte, beruhigte Nick sich wieder. „Wir haben nicht viel Zeit. Adam, ich erwarte dich morgen um neun bei mir. Dann werden wir schon mal die Strecke, die ihr gehen werdet, präparieren.“ „Was machen wir, wenn ihm einfällt, dass er morgen genauso gut angreifen kann, wie übermorgen?“ „Die Hälfte von uns nimmt morgen schon Stellung. Wenn er wirklich morgen angreifen will, sind wir vorbereitet.“ Nach dem erneuten Durchgang des Plans legten Chris, Ad und Nick die Gruppen fest, die sich teilweise schon auf den Weg zum Kampfplatz machten. Danach war die Besprechung zu Ende. Nick hatte mir seinen Autoschlüssel in die Hand gedrückt (!) und gesagt, ich solle schon mal vorgehen. Als ich durch das große Tor der Halle ging, schoss mir eisigkalte Luft entgegen. Die Besprechung hatte mal wieder länger gedauert und in der Zwischenzeit war es dunkel geworden. In der Dunkelheit und ohne Nick an meiner Seite, war das verlassene, alte Hafengelände gespenstisch. Darum beeilte ich mich auch zum Auto zu kommen. Auf halber strecke hörte ich hinter mir auf einmal Schritte. Sofort musste ich an Andrew denken, aber irgendwas sagte mir, dass ich diesmal keine Angst zu haben brauchte. Ich blieb stehen und wartete. Und mein Gefühl hatte Recht, denn es war Adam, der mir gefolgt war. „Was gibt’s?“ „Ich wollte mich nur noch mal bei dir bedanken!“ „Kein Problem.“ „Warum hast du mir überhaupt geholfen?“ „Keine Ahnung. Du tatest mir Leid, wegen …“ „Nick hat dir von Natalia erzählt!? Das hätte ich nicht gedacht.“ „Warum nicht?“ „Och, nur so.“ Warum sprachen Vampire immer in Rätseln? „Das muss ich jetzt nicht verstehen, oder?“ Er fing an zu lachen. „Nein, musst du nicht.“ „Dann ist ja gut.“ Mittlerweile standen wir schon am Auto. „Sag mal, darf ich dich was fragen?“ „Klar, schieß los!“ „Wie hast du Nick eigentlich kennen gelernt?“ „Jetzt fängst du auch noch damit an!“ „Warum ich auch? Wer hat denn sonst danach gefragt?“ „Chris.“ Sofort wurde er ernst. „Oh!“ „Hab ich was Falsches gesagt?“ „Nein, nein. Ich glaube es ist besser wenn ich jetzt gehe. Bis morgen.“ Kaum war er verschwunden, tauchte auch schon Nick auf. „Was wollte er?“ „Woher…“ „Ich rieche ihn 50km gegen den Wind.“ „Er wollte nichts Besonderes.“ Nick stieg ins Auto, ich blieb draußen stehen. Ich wusste wie schlecht seine Laune war und auf Streit mit ihm hatte ich jetzt keine Lust. Nach kurzer Zeit ließ er das Fenster runter und fragte: „Was ist? Willst du nicht einsteigen?“ „Nein.“ Er seufzte, ließ das Fenster wieder hoch sausen, stieg aus und lehnte sich neben mir an sein Auto. „Was habe ich falsch gemacht?“ „Nichts. Ich habe einfach keine Lust mit dir zu streiten. Wenn ich jetzt in dein Auto gestiegen wäre, hättest du mich entweder angeschnauzt oder angeschwiegen.“ „Ist auch irgendwo verständlich, oder?“ „Nein! Ich weiß nicht was du gegen Adam hast. Warum sollte er mir etwas antun? Wir sind in einer Krisensituation. Sollte man nicht alle guten Vorschläge ohne ein Murren annehmen? Sei froh, dass du mich überhaupt hast! Ohne mich hättet ihr den Plan gar nicht. Deshalb erwarte ich auch von dir, dass du meine Änderungen annimmst!“ Frustriert verschränkte er die Arme und starrte stur geradeaus. „Du kennst Ad gerade mal drei Tage und sagst er würde dir nichts tun? Du weißt nicht wie er früher war. Ich würde mich nicht darauf verlassen. Woher willst du überhaupt wissen, ob er seinen Speiseplan nicht geändert hat? Von Ash zu dir?!“ Die Realität prasselte auf mich ein. Ad wollte Ashley töten! Das hatte ich ganz vergessen. Hatte er vielleicht deswegen gefragt, warum ich ihm helfe? Weil er wusste, das ich weiß, das er meiner Freundin an die Kehle wollte? Wusste er überhaupt, das Ashley meine Freundin ist? „Ich bin mir sicher, dass ich ihn morgen umstimmen kann!“ „Einem Vampir bringst du nicht davon ab, einen Menschen nicht mehr zu jagen, nur weil er ein guter Freund von dir ist.“ „Das werden wir ja sehen! Ich habe einen gut bei ihm.“ „Trotzdem!“ Eine Weile schwiegen wir und ich funkelte ihn böse an. „Können wir dann fahren? Ich habe keine Lust noch länger hier Rumzustehen.“ „Ja, ja!“ Wir stiegen ein und preschten – viel zu schnell – über die Autobahn. Während der gesamten Fahrt sprachen wir kein Wort. Selbst als ich vor meiner Zimmertür stand, brachte ich kein »gute Nacht« zu Stande. Ich wollte gerade reingehen, als Nick mich von hinten umarmte. „Hey… ich will nur nicht, das er dir wehtut, mehr nicht. Tu mir den Gefallen und pass morgen auf dich auf. Ich kann dich ja sowieso nicht aufhalten.“ Dann ließ er mich los. Ich stand immer noch wie angewurzelt da. Hatte ich mir das nur eingebildet? Er macht sich nur Sorgen um mich? Er sagte noch gute Nacht und dann hörte ich das Türschloss klicken. Etwas verwirrt ging ich in mein Zimmer. Kaum hatte ich meine Tür geschlossen, hörte ich einen lauten Knall. Ich war mir relativ sicher, dass Nick nichts passiert war und widerstand dem Drang, rüber zu gehen und zu gucken ob es ihm wirklich gut ging. Stattdessen lief ich ins Bad und machte mich Bettfertig. Im Bett fand ich aber auch keine Ruhe. Meine Gedanken kreisten um morgen und um Nick und die Umarmung gerade eben. Irgendwann tief in der Nacht fielen mir aber doch die Augen zu und ich fiel in einen ruhelos-traumlosen Schlaf. Der Morgen begann mal wider viel zu früh. Trotz der Tatsache, das heute Samstag war, weckte Nick mich schon um acht, damit ich spätestens um neun fertig war, wenn Ad kam. Meiner Meinung nach war das zu früh, aber das störte ihn nicht sonderlich. Ich ging ins Bad und machte mich fertig. Dann ging ich runter in die Küche und frühstückte. Als ich auch damit fertig war, zeigt die Uhr erst halb neun. Ich sagte ja – viel zu früh aufgestanden. Um mich ihm fertig zu präsentieren, lief ich zu seinem Arbeitszimmer, klopfte kurz und trat ein. Er stand wie immer vor dem Fenster und blickte gedankenverloren nach draußen. Seit ich gestern das mit Ad festgelegt hatte, war er komisch, jetzt sah er irgendwie traurig aus. Ich wollte ihn nicht aus seinen Gedanken reißen und ließ mich deshalb auf einen Stuhl fallen. Irgendwann musste er mich ja bemerken. Unterdessen hatte ich die Möglichkeit, ihn näher zu betrachten. Er sah ein bisschen ängstlich aus oder bildete ich mir das nur ein? Doch bevor ich ihn noch weiter betrachten konnte, bemerkte er mich und sein zuvor ängstlich-besorgter Ausdruck verschwand. Es war wie eine Maske, die er sich überstreifte, denn jetzt lächelte er wieder und nichts von seiner Unsicherheit war zu sehen. „Entschuldige, ich war in Gedanken. Sitzt du schon lange da?“ „Gut fünf Minuten.“ „Oh. Was möchtest du denn?“ „Ich wollte dir nur zeigen, dass ich viel zu früh aufgestanden bin.“ „Adam wird garantiert früher hier auftauchen. Du wirst sehen!“ Und wie zur Bestätigung klopfte es an der Tür. „Herein!“ Und wider einmal hatte er Recht behalten – wie demütigend – denn Adam kam zur Tür herein. „Morgen! Ich dachte, ich komme ein bisschen früher, dann haben wir mehr Zeit zum Fährtelegen.“ Nick wurde sofort wieder ernst. Wie ich diesen Ausdruck bei ihm hasste! Böse gucken war nichts für ihn, ich sah ihn lieber lächelnd. Wenn Blicke töten könnten – schoss es mir durch den Kopf. Ad gab sich gutgelaunt, wie immer, aber irgendwas war komisch, ich konnte nur nicht sagen was komisch war. Ich versuchte die Spannung zwischen den Beiden zu lockern und fragte: „Wann fangen wir an?“ „Also von mir aus, kann’s losgehen!“ Ich schaute Nick an und wartete auf ein Zeichen. Er erwiderte meinen Blick und nickte irgendwann kaum merklich. Ich griff mit Ad und schob ihn zur Tür. Nick bewegte sich keinen Zentimeter, ich spürte seinen Blick in meinem Rücken. Als ich um die Ecke bog, erhaschte ich noch kurz einen Blick auf ihn und musste unweigerlich daran denken das, das vielleicht unsere letzte Begegnung gewesen sein könnte, denn wenn Francesco heute statt morgen angreifen sollte – und ich war der festen Überzeugung das dies der Fall war – würde ich sterben und vor diesem Schicksal könnte mich keiner retten. Ich blieb abrupt stehen, dachte kurz nach, sagte zu Ad, er solle schon mal vorgehen und rannte noch mal zu Nick. Der War so überrascht, dass er nichts mehr sagte, was es mir noch leichter machte. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn. Unsere Lippen verschmolzen miteinander und nach einer halben Ewigkeit wurde mir bewusst wie sehr ich ihn doch liebte. Doch die Erkenntnis kam ein bisschen spät. Ich wusste, wenn ich jetzt noch länger hier bleiben würde, wäre ich nicht mehr im Stande zu gehen – ohne ihn. Deshalb riss ich mich von ihm los. „Ich weiß, es kommt jetzt überraschend, aber bevor ich gehe muss ich es loswerden: Ich liebe dich! Es tut mir Leid das ich immer so nervig und gemein war und danke das du mir trotzdem immer zur Seite standest.“ Ohne auf eine Antwort von ihm zu warten, rannte ich raus zu Adam, der im Hof auf mich wartete. „Was hast du gemacht?“ „Ich … habe mich von Nick verabschiedet.“ „Aha!“ Er grinste mich sau dämlich an. „Können wir dann endlich anfangen? Ich hoffe du hast Zeit mitgebracht, ich bin nicht gut im Wandern!“ „Mir reichte es wenn wir pünktlich zum Kampf wieder da sind.“ Ich funkelte ihn böse an, was ihn aber nicht sonderlich störte. Dann schob ich mich an ihm vorbei, in Richtung Stadt. Dort angekommen lief ich ziellos umher, irgendwann dirigierte mich Ad aus der Stadt raus und als er sich vergewisserte hatte, das uns niemand sah, nahm er mich vorne in seine Arme – was mir überhaupt nicht gefiel – und flog mit mir los. Die Landschaft zog noch schneller vorbei, als wenn ich mit Nick flog. Irgendwie hatte er es doch eilig. Wir flogen auf direktem Weg nach Eldon. Als wir Shelton schließlich hinter uns ließen, veränderte sich auch die Landschaft. Sie wölbte sich langsam, daraus schloss ich, das Eldon nahe an den Olympic-Mountains lag. Bei Nacht konnte ich nicht wirklich viel sehen und als ich mit Nick im Auto hierher gefahren war, sah ich nur verschwommen Häuser und grün. Deshalb erstaunte es mich wie verlassen Eldon wirklich war. Wenn 1000 Leute hier wohnten, dann war das viel. Wir landeten kurz nach Eldon, hintern einer weiteren verlassenen Halle. „Von hier aus musst du zu Fuß weiter, ich bleib in der Nähe, wenn du Hilfe brauchst, gib mir ein Zeichen.“ „Gut. Und wenn irgendwas mit Francesco ist, will ich sofort in Kenntnis gesetzt werden. Verstanden?“ „Selbst wenn Nick etwas dagegen hat?“ „Dann erst Recht!“ „Na schön.“ Und schon war er weg. Ich setzte meinen Weg fort. Die Hälfte des Weges lief ich durchs Unterholz, darüber war ich ziemlich froh. Das Blätterdach spendete mir Schutz vor dem Herhabfallenden Regen. Wenn ich aber doch ins Freie trat, war ich innerhalb von Sekunden durch nässt und das nervte mich. Was mir aber am meisten zu schaffen machte, war die Steigung. Ich musste nur bergauf. Ich wusste warum ich in Sport eine Niete war und Kondition hatte ich auch keine. Um mich eine wenig abzulenken, schaute ich nach Ad. Ich brauchte eine Weile, um durch den Nebel überhaupt etwas zu sehen. Doch als ich ihn dann sah rutschte mir das Herz fast in die Hose. Er war nicht allein. Ich bekam Panik und blieb stehen. Ich wusste er würde jeden Moment zu mir runter kommen und da wollte ich dass er mich nicht erst suchen musste. Ich behielt Recht. Kaum war der Andere verschwunden, war Ad auch schon bei mir. „Francesco ist in Olympia.“ „Was?!“ „Er hat es sich anders überlegt.“ „Verdammt! Was ist mit Nick? Hat er alles in die Wege geleitet? Sind die Anderen in den Bergen schon informiert?“ „Ja, er hat alle benachrichtigt. Wir sind alle vorbereitet.“ Er kam auf mich zu, nahm mich und schon waren wir in der Luft. „Was machst du?“ „Du schaffst es unmöglich alleine rechtzeitig zu unserem Treffpunkt, deshalb beschleunige ich es. Nick ist schon da. Er wartet nur auf uns.“ Ich konnte die Panik, die immer mehr in mir aufstieg nicht unterdrücken. Erst jetzt wurde mir bewusst, in welcher Gefahr ich mich gerade befand. „Ist Francesco bei den Boden-Truppen oder fliegt er?“ „Boden. Er hat die Hälft in der Luft. Die Boden-Truppen werden gut eine Stunde später eintreffen. Aber wir werden es wahrscheinlich nicht rechtzeitig schaffen die Anderen zu töten.“ „Mist. Es gibt noch ein Problem, oder?“ Er schaute mich verdattert an. „Sieht man mir das an?“ „Ja! Spuck es aus! Was habe ich vergessen zu überdenken?“ „Um sie zu töten, müssen wir sie verbrennen…“ „Scheiße! Der Geruch wird sie vorsichtiger machen! Warum habe ich daran nicht früher gedacht?!“ „Darum geht es nicht!“ Verwirrt schaute ich ihn an. „Nicht? Worum dann?“ „Bei deinem Geruch der hier überall rumweht, ist ihnen der Rest egal! Wie sollen wir hier ein Feuer zu brennen kriegen? Das Holz ist feucht und außerdem regnet es!“ „Das ist dein einziges Problem?! Darüber habe ich mit Nick schon gesprochen. Benzin brennt, selbst wenn es nass ist. Jeder hat zwei Flaschen Benzin dabei, für den Fall. Jeder außer dir.“ „Oh!“ „Jag mir nie wieder so einen Schreck ein!“ Er grinste mich fröhlich an. „Du bist süß, wenn du wütend bist!“ Misstrauisch guckte ich ihn an. „Danke.“ „Gern geschehen. Wir sind gleich da. Ich kann Nick schon riechen.“ Erleichtert versuchte ich ihn durch den dichten Nebel auszumachen, aber meine Augen ließen es nicht zu. Es ist wirklich doof ein Mensch zu sein! Ich würde wetten das Ad ihn schon sah. Doch dann tat er etwas, womit ich nie gerechnet hätte. Er beugte sich zu mir runter und küsste mich. Für einen Moment war ich so perplex, das ich gar nichts machte, aber dann schaltete sich mein Gehirn wieder ein und ich biss ihm auf die Lippe. Als er sich erschrocken zurück lehnte, schlug ich ihm nachträglich ins Gesicht. „Was sollte das denn?“ Er guckte mich schadenfroh an. „Ich konnte einfach nicht widerstehen.“ Darauf fiel mir kein Gegenargument ein. Aber ich brauchte auch nichts mehr zu sagen, denn plötzlich war Nick da. Er sah wütend aus – wütend war gar kein Ausdruck – er war stocksauer. Ich wusste nicht was ich ihm sagen sollte damit er sich wieder beruhigte. Außerdem war es schon zu spät. Nick holte aus und schlug Ad mit voller Wucht ins Gesicht. Er kippte weg und fiel in die Tiefe. Leider zog er mich mit. Als die ersten Baumspitzen an mir vorbeizogen, fing Nick mich auf und flog weiter geradeaus. Ich schaute an Nick vorbei. Ad tat mir Leid. Ich sah ihn wie er gerade auf dem Boden aufkam. „Findest du es gut, einen deiner Männer so kurz vor einem Kampf halb zu töten?“ „Der steht schon wieder auf! Außerdem, findest du es gut, dass er dich geküsst hat?“ „Natürlich nicht! Aber trotzdem!“ Ich schaute ihm in die Augen, er sah irgendwie … erleichterter aus. Unheimlich! „Wieso hat sich Francesco so plötzlich um entschieden?“ „Es kam nicht plötzlich. Er wusste schon seid Tagen, dass er heute angreift, aber wir haben es zu spät erfahren.“ „Wie das?“ „Oli… hat uns teilweise verraten.“ „Was?!“ Ich wusste dass es meinetwegen war und machte mir die schlimmsten Vorwürfe, ich glaube das sah man mir an, denn Nick fügte schnell hinzu: „Dafür kannst du nichts!“ „Bist du dir sicher? Er konnte mich noch nie leiden und jetzt hat er auch gute Gründe dafür. Weißt du warum er mich hasst?“ „Nicht wirklich.“ „Na toll! Wie viel hat er verraten?“ „Nur das wir mit seinem Angriff am Sonntag rechnen.“ „Zu wie viel Prozent bist du dir sicher, das er nichts über den Plan gesagt hat?“ „Zu hundert Prozent. Wir haben ihn verhört – Geg und ich. Er würde Geg niemals anlügen.“ Ich schaute wieder nach hinten, um zu sehen ob Adam schon wieder auf den Beinen war oder nicht. Natürlich war er das! Er flog gut 50m hinter uns. „ Ich finde, du solltest dich bei ihm entschuldigen.“ Verwirrt schaute er zu mir runter. Dann verzog er das Gesicht und rief über die Schulter: „’tschuldigung. Hab ein klein wenig überreagiert.“ Von Ad kam nur ein »Kein Problem« und dann war er neben uns. Ich wusste nicht, wie ich jetzt darauf kam, aber mir fiel Ashley ein und ich konnte nicht mehr an mich halten. „Ad, darf ich dich um was bitten?“ „Klar. Du hast einen gut bei mir, schon vergessen?“ „Lass Ashley in Ruhe, ja?“ Verdattert schaute er mich an. „Du kennst Ashley?“ „Die Stadt ist klein! Natürlich kenne ich sie, sie ist meine beste Freundin, also lass sie bitte!“ „Wenn du willst, klar!“ Erleichtert und triumphierend zugleich schaute ich Nick in die Augen. Irgendwie war sein Ausdruck komisch. Als wir über unseren Treffpunkt flogen, gesellte sich auch Geg zu uns und unsere Gruppe war komplett. „Was werden wir tun? Francesco kommt immerhin später!“ „Das ist dein Plan, schon vergessen. Du musst wissen was wir tun.“ „Wie viele sind am Boden?“ „Gut 600.“ „Und die Nachzügler?“ „Auch 600.“ „Das könnte knapp werden.“ Ich dachte kurz nach. „Meinst du ihr könnt innerhalb einer Stunde 600 Vampire besiegen und rechtzeitig – bevor die Anderen kommen – wieder auf euren Posten sein?“ Nick sah mich entsetzt an. „Wir sind keine High-Tech-Maschinen.“ „Kannst du die Vampire erreichen, die in den Städten Wache schieben?“ „Ja, kann ich.“ „Gut. Dann sag ihnen sie sollen Francescos Gruppe in die Irre führen. Nur ablenken damit wir genug Zeit haben!“ Nick schaute Geg an, der schien sofort zu verstehen, denn er flog schnell vor uns, nahm mich von Nick’s Armen und schon war Nick verschwunden. Mein Gehirn arbeitete mal wieder langsam. Erst als ich realisierte das Nick weg war, wurde ich ein wenig sauer. „Was tut er?“ Geg schaute mich verwirrt an. „Er fliegt nach Edmonds um bescheid zu sagen?“ „Warum das denn?“ Ich glaube Geg hielt mich jetzt für Hirn gestört, so wie er mich anguckte. „Weil du gesagt hast, wir brauchen Ablenkung!“ Langsam dämmerte es mir. „Ich wusste nicht, dass er dazu hinfliegen muss! Ich dachte eher er ruft Jemanden an!“ „Falsch gedacht!“ „Ist er dann rechtzeitig wieder hier?“ „Sonst wäre er nicht los geflogen. Er wird in fünf Minuten wieder hier sein!“ Ungläubig starrte ich in den Wald. Das konnte er doch nicht ernst meinen! Na ja, obwohl. So schnell wie Vampire waren (vor allem Nick), konnte er es doch schaffen. Wir kamen unserm Ziel immer näher. Langsam machte ich mir Sorgen um Nick. Suchend schaute ich in alle Richtungen. Mein Blick blieb an Adam kleben. Er sah nicht verletzt aus, aber bei dem Schlag, den er von Nick bekommen hatte, müsste er eigentlich halbtot sein. „Sag mal, geht’s dir gut?“ Verwirrt schaute er mich an. „Warum sollte es mir nicht gut gehen?“ „Nick hat dich geschlagen?!“ „Ach das! Das ist nicht weiter schlimm.“ Entsetzt sah ich ihn an. Plötzlich tauchte Nick neben mir und Geg auf. „Und?“ Nick nahm mich wieder zu sich. „Was und?“ „Wie ist es gelaufen?“ „Sie halten sich im Hintergrund, halten sie aber auf.“ „Wie lange?“ „Sie können sie maximal eine halbe Stunde aufhalten.“ „Das müsste reichen, oder?“ „Ja das könnten wir schaffen.“ Die Landschaft hatte sich ziemlich verändert. Die Berge türmten sich vor uns auf. Die Spitzen waren von düsteren Wolken umgeben. Unter uns waren nur noch Bäume, kein einziges Fleckchen war Wiese. Langsam kamen mir Zweifel auf. Konnte mein Plan wirklich funktionieren? Würde Francesco wirklich darauf hereinfallen? Wenn nicht war ich Schuld an Nick’s Tod. Ich bekam Angst, schreckliche Angst. Ich fing an zu zittern. Mein Glück war, das ich sagen konnte, das es wegen der Kälte war, denn der Wind, der von den Bergen herwehte war eisig-kalt. Nick warf mir einen besorgten Blick zu. „Frierst du?“ „Ein bisschen.“ „Wir sind gleich da.“ Ich schaute wieder nach vorn, die Bäume unter uns wurden immer dichter. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dort unten ein geeigneter Kampfplatz war. Nick hatte ihn ausgesucht. „Bist du sicher, dass wir richtig sind? Hier sieht es nicht so aus, als ob man kämpfen kann, so zwischen den Bäumen.“ „Du wirst gleich sehen, warum ich diesen Platz ausgesucht habe.“ Verwundert starrte ich ihn an. Er grinste. Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne und versuchte etwas zu erkennen. Ich sah nicht viel. Doch dann tat sich der Wald auf. Eine riesige weite Fläche trat hervor. Sie war gut viermal so groß, wie ein Fußballfeld, ringsherum war sie mit Bäumen gesäumt. In der Mitte waren die restlichen Vampire versammelt. Jetzt hatte ich wirklich Angst. Wenn mein Plan fehlschlagen würde, würden alle hier sterben. Mein Magen zog sich unsanft zusammen, als wir landeten. Nick setzte mich ab, zog sich seine Jacke aus und reichte sie mir. Ich zog sie mir schnell über und lief dann mit den Anderen auf die Gruppe. Die Stimmen erstarben als sie uns kommen sahen. Die meisten Blicke waren auf mich gerichtet. Ich versuchte sie zu ignorieren. Das gelang mir aber erst als Nick anfing zu sprechen. „Wie ihr sicher mitbekommen habt, hatten wir ein paar Probleme. Die haben wir mittlerweile wieder unter Kontrolle. Die erste Gruppe wird in wenigen Minuten hier eintreffen. Wir müssen sie innerhalb von eineinhalb Stunden unschädlich machen. Auch wenn das schwer klingt, wir werden das schaffen. Wenn wir die erste Gruppe zerstört haben, müssen wir wieder auf unsere Posten und die zweite Gruppe eliminieren. Also, wir haben viel zu tun. Geht auf eure Posten.“ Ein Gemurmel erhob sich, dann zerstoben sie alle und ich war mit Ad, Geg und Nick allein. Die Anspannung stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Irgendwas in meinem Bauch hämmerte unablässig. Ich glaube ich war noch aufgeregter als die drei zusammen. Nick redete mit Ad. Ich konnte nur nicht sagen worüber. Sie redeten so schnell, das ich nur Gemurmel verstehen konnte. Ad schien sich über irgendwas aufzuregen, was Nick gesagt hatte. Sekunden später waren er und Geg verschwunden. Verwundert wandte ich mich an Nick. „Was machen die zwei?“ „Sie nehmen ihre Stellung ein. Dachtest du wir bleiben mitten auf dem Feld stehen?“ „Nein, natürlich nicht. Aber was hat Ad so wütend gemacht?“ „Er ist ungeduldig, weil Francesco mit der zweiten Gruppe kommt, mehr nicht. Wir sollten auch gehen, sie werden gleich da sein.“ Er nahm mich und wir flogen auf die Bäume zu. Er setzte mich hinter einer Tanne ab. Noch bevor ich auf dem Boden stand, sah ich sie kommen. Alle in schwarz, hinter ihnen wehten ihre Umhänge. Mir schlug das Herz bis zum Hals. Mein Plan hatte geklappt! Trotzdem ging es mir schlecht. Ich hatte tierische Angst. Ich fing erneut an zu zittern. Diesmal bemerkte Nick aber dass es nicht an der Kälte lag. Er legte mir sanft eine Hand auf die Schulter. Ich schaute ihn an. Er beachtete mich nicht weiter, sonder starrte düster auf die Vampire. Sie waren in der Mitte stehen geblieben, dort wo ich vor gut einer Minute noch gestanden hatte. Sie berieten sich. Jetzt kam es darauf an, ob mein Plan noch weiter funktionieren würde oder nicht. Nach unendlichen Minuten – mir kam es wie Stunden vor – zersprengten sie in alle Richtungen. Die Angst fiel von mir ab. Es hatte geklappt! Doch bevor ich weiter darüber glücklich sein konnte, zerrte Nick mich von dem Baum weg. Ich begriff erst überhaupt nichts. Ich konnte nur einen kurzen Moment sein Gesicht sehen, aber das reichte aus um etwas zu verstehen. Die waren auf die Idee gekommen auf Nick Jagd zu machen! Schnell zog er mich auf seinen Rücken und lief mit mir davon. Ich hatte keine Ahnung wo er hinlief, aber das war mir in dem Moment völlig egal. Irgendwann hielt er an. Wir waren irgendwo im Wald, das einzige was ich sah, waren Bäume. Ich wollte Nick gerade fragen, wo wir waren, aber die Frage blieb mir im Hals stecken, als ich die Beiden sah. Zwei Vampire standen gut zehn Meter von uns entfernt. Ihre Augen leuchteten blutrot. Sie starrten mich an. Mir zitterten die Knie. Ich hatte das Gefühl, ich würde gleich umfallen, aber die Blicke der Beiden hielten mich davon ab. Dann ging alles zu schnell für meine Augen. Einer der Beiden schoss auf mich zu, der Andere auf Nick. Ich sah den Schreck in Nick’s Blick. Dann tauchte plötzlich der Andere direkt vor meinen Augen auf. Er schlug mir mit voller Wucht in die Magengegend. Vor meinen Augen wurde alles schwarz und ich spürte wie ich gegen etwas schlug und dann auf den Boden sank. Dann nahm ich nichts mehr war. Ich merkte dass ich mich bewegte. Langsam öffnete ich die Augen. Ich war in Nick’s Armen, er trug mich irgendwo durch den Wald. „Was ist… passiert?“ Nick war die Erleichterung anzusehen. „Rose! Wie fühlst du dich?“ „Es geht schon. Könntest du bitte meine Frage beantworten?“ „Enrico hat dich gegen einen Baum gepfeffert und du hast das Bewusstsein verloren.“ Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Und dann fiel es mir wieder ein. „Francesco! Was ist mit seiner Gruppe?“ „Die wird erst in einer halben Stunde hier eintreffen.“ „Habt ihr die ersten schon getötet?“ „Ja.“ „Gibt es verletzte?“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Nein.“ Ich fand das zwar gar nicht lustig, aber ich war froh darüber, dass mein Plan bis jetzt geklappt hatte. „Du kannst mich runterlassen.“ Besorgt schaute er mich an. „Bist du sicher?“ „Ja.“ Er setzte mich vorsichtig ab. Ich brauchte ein paar Minuten, bis ich mich an das Gefühl in meinen Beinen gewöhnt hatte, aber dann ging es. Wir liefen weiter. „Wo gehen wir eigentlich hin?“ „Zur Lichtung.“ „Oh.“ Wir waren gar nicht so weit weg, denn nach wenigen Minuten traten wir aus dem Wald raus. Geg kam von der gegenüberliegenden Seite, auf uns zu. „Geht’s euch gut?“ „Mir schon, aber Rose hat was abbekommen. Deshalb möchte ich dich bitten, sie wegzubringen.“ Wütend schaute ich ihn an. „Spinnst du?! Wo soll er denn mit mir hin? Ich hab dir doch gesagt, dass es mir gut geht. Schlimmer als jetzt kann es eh nicht mehr werden!“ „Das sagst du. Du kennst Francesco nicht!“ Schnell wechselten die Beiden einen Blick aus und schon war ich in der Luft. Wie ich es doch hasste, wenn Nick für mich entschied! „das kriegst du zurück!“ Nick fing an zu lachen. Wie konnte er mich nur wegschicken? Das war total unfair, jetzt wo Francesco jeden Moment angreifen konnte, ließ er mich wegbringen – zum verrückt werden! Jetzt war ich ihm wenigstens kein Klotz mehr am Bein. Wenn ich vorhin nicht gewesen wäre, hätte er die zwei locker besiegen können. Wenn ich nicht gewesen wäre, dann hätte er das ganze Problem mit den Italienern gar nicht. Da hatten wir’s wieder: ich war an allem schuld. Vielleicht war es wirklich besser, dass ich gegangen bin. Oder auch nicht. Geg war bestimmt nicht darauf eingestellt, meinen Aufpasser zu spielen und hatte auch bestimmt keine Lust darauf. Seine Mine verriet nichts, nicht einmal eine Spur von Wut oder irgendeiner anderen Gefühlsregung. Er merkte dass ich ihn betrachtete. „Was ist?“ „Ich wollte nur schauen, ob du sauer bist.“ „Warum sollte ich sauer sein?“ „Weil Nick dich mit mir weggeschickt hat.“ „Eigentlich bin ich ganz froh…“ Jetzt regte sich etwas in seinem Blick. Pures Entsetzten zeichnete sich in seinen Augen ab. Ruckartig nahm er eine andere Richtung ein. Er beeilte sich noch mehr als vorher. „Was ist los?“ Auch ich bekam Angst. „Nichts Besonderes.“ Die Angst und die Wut, die in mir aufstieg, konnte ich nicht zurückhalten und schrie ihn an. „Verdammt noch mal! Du hast gerade eine 180° Drehung gemacht und läufst/fliegst noch schneller als sonst, da kannst du mir nicht sagen das »nichts Besonderes« ist! Also, was ist los?“ „Francesco kommt von der Seite.“ Ich spürte wie mir das Blut aus den Wagen wich. Wenn er von der Seite kommt, würde er Nick und die Anderen überrumpeln. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er nicht von vorne kommen würde! „Dreh um!“ Völlig verdattert schaute er mich an. „Bist du doof? Der bringt uns um!“ „Na und?! Wenn er von der Seite angreift, trifft er die Anderen unvorbereitet! Er wird sie töten! Dreh um!“ „Nick hat mir aufgetragen, dich hier rauszubringen und das werde ich auch tun. Die anderen werden schon damit fertig werden.“ Ungläubig starrte ich ihn an. „Was ist dir wichtiger: Nick’s Befehl ausführen oder sein Leben zu retten?“ Er sah mich ausdruckslos an. „Sein Befehl!“ Meine Wut gewann wieder die Oberhand. „Wie kannst du nur so herzlos sein?“ „Ich bin nicht herzlos. Wenn Nick nicht auf alles gefasst wäre, hätte er mich nicht weggeschickt. Außerdem riecht er ihn.“ Ärgerlich wandte ich meinen Blick nach hinten. Ich erwartete nicht, dass ich etwas sehen konnte, aber zu meiner Überraschung und zu meinem Schreck sah ich sie hinter uns. Ihre Augen glänzten angriffslustig. Die schwarzen Umhänge wehten, sie unterhielten sich über irgendetwas was ich nicht verstehen konnte. Geg’s Anspannung wurde noch größer. Er murmelte verärgert vor sich hin. Nur kurz löste ich den Blick von unseren Verfolgern, um Geg’s Gesichtsausdruck zu sehen, als ich wieder zurückschaute hatte sich der Abstand zwischen uns verringert. „Sie holen auf.“ Ich wusste zwar, dass er es auch merkte, aber ich wollte dass er etwas sagte. Sagen tat er nichts. Dafür knurrte er und beschleunigte. Plötzlich sprang etwas aus dem Wald direkt auf uns zu. Geg schlug ruckartig eine andere Richtung ein. Der neue Vampir jagte uns, er war nur 10 Meter hinter uns. Seine Augen blitzen gierig. Ich wandte mich von ihm ab, um nicht auch noch Losschreien zu müssen. Ich hatte keine Ahnung wo wir uns befanden, geschweige denn in welcher Richtung die Lichtung war. Und dann fiel mir Nick ein. Ich hatte von Anfang an keine Hoffnung gehabt hier heil raus zukommen, doch das hatte ich versucht zu verdrängen, was mir auch gelang. Aber jetzt traf mich die Wahrheit wie ein schlag ins Gesicht. Ich würde sterben. Und nicht nur ich, Geg auch. Es wäre wirklich besser gewesen, wenn ich bei Nick geblieben wäre. Nichts desto trotz musste ich mich nun damit abfinden, dass alle Vampire, die versammelt hatten um ihr Zuhause zu beschützen, wegen mir sterben würden. Auch Nick. Ich bekam Hass auf mich selbst. „Wenn du mich hier absetzt, kannst du Nick warnen und deinen Arsch retten. Lass mich runter und flieh!“ Entsetzt schaute Geg mich an. „Bist du verrückt geworden?! Ich lass dich hier nicht sterben!“ „Warum nicht? Wenn du mich hier zurück lässt, kannst du die anderen vor ihrer Vernichtung bewahren! Das ist wichtiger, als mein Leben!“ „Selbst wenn ich dich ihnen überlasse und überlebe, sag du mir doch mal wie ich Nick davon abhalten soll mir oder sich selbst etwas anzutun!“ Völlig verdattert starrte ich ihn an. „Wieso?“ Er verdrehte die Augen. „Wie blind bist du eigentlich?“ Noch immer begriff ich nicht was er mir damit sagen wollte. Er seufzte. „Nick liebt dich. Er würde sich nie verzeihen, dass du hier wegen uns sterben musstest. Verstehst du?“ Mein Gehirn arbeitete noch langsamer als sonst. Die wilden Vampire hinter uns, die es auf uns abgesehen hatten, schaltete ich erstmal aus und versuchte über die Bedeutung der Worte, die Geg eben gesagt hatte schlau zu werden. Nach einer Weile brachte ich dann doch die richtigen Worte heraus. „Nick…liebt…mich?!“ „Ja und wenn ich ohne dich zurückkomme, bringt er mich noch vor allen Anderen um!“ Immer noch vollkommen verwirrt ließ ich die Worte weiter auf mich wirken und ging im Kopf noch mal alle Gespräche mit Nick durch, bis ich zu dem Schluss kam, dass da vielleicht doch etwas Wahres dran sein könnte. Doch etwas Unschönes riss mich aus meinen Gedanken. Der Vampir sprang mit ausgefahrenen Krallen direkt auf uns zu. Er verfehlte meinen Arm nur haarscharf. Dafür riss er aber Geg’s gesamten Rücken auf. Ich stieß einen entsetzten Schrei aus. Überall hingen Fleischfetzen. Zum ersten Mal war ich froh, das er kein Mensch war. Sein Rücken sah auch ohne Blut schon schrecklich genug aus. Geg allerdings ließ der Schlag gegen seinen Rücken kalt. Er behielt sein Tempo bei und flog ohne eine Miene zu verziehen weiter. Fassungslos versuchte ich ein Zeichen des Schmerzes bei ihm festzustellen, doch er grinste mich nur an. „Schau nicht so. Ich bin tot, schon vergessen? Falls es dich interessiert, Nick kommt von hinten auf Francesco und uns zu. Er wird in wenigen Minuten hier sein!“ Meine Miene hellte sich auf. Nick würde kommen um uns zu retten! Doch meine Freude hielt nicht lange an, da mir jetzt bewusste wurde, dass er bei dem Versuch uns zu retten, sterben könnte. „Meinst du, dass wenn ich ihn mit meinem Schuh bewerfe, er zurückfällt oder stehen bleibt?“ Er lachte. „Du kannst es versuchen, nur mach dir keine allzu großen Hoffnungen.“ Ich dachte kurz nach, dann fiel mir etwas ein. „Hast du ein Messer dabei?“ Misstrauisch schaute er zu mir runter. „Warum?“ „Hast du oder hast du nicht?“ „Nein, aber notfalls habe ich Krallen.“ Natürlich! Vampire hatten super spitze Fingernägel. Wie konnte ich das nur vergessen? „Los, kratz mir die Hand auf.“ Sein Ausdruck verwandelte sich in pure Fassungslosigkeit. „du hast ziemlich viel auf dem Kopf bekommen. Bist du sicher das dein Gehirn noch richtig funktioniert?“ Ich schaute ihn böse an. „Ich will Blut auf meinen Schuh schmieren und ihn nach hinten werfen.“ Er dachte kurz nach, nahm dann meine Hand und bohrte seine Krallen in meine Haut. Ich stieß ein Zischen aus. Es tat mehr weh als ich dachte. Schnell zog ich meinen Schuh aus und ließ das Blut, das aus der Wunde tropfte, über ihn laufen. Dann warf ich ihn nach hinten. Der Vampir stürzte sich auf ihn, wie ich es mir gedacht hatte und fiel zurück. Plötzlich wurde mir bewusst, dass auch Geg ein Vampir war. Besorgt schaute ich zu ihm auf. Seine Miene war ausdruckslos, aber ich wusste, dass er hinter der Maske, gegen das Verlangen mich zu töten, ankämpfte. „Tut mir Leid! Ich hab vergessen das du mich auch töten kannst.“ „Für mich ist das kein Problem…“ Er stockte. Verwundert drehte ich meinen Kopf in die Richtung in die er schaute. Und dann sah ich auch das Problem. Wir waren auf einen Klippe zugeflogen. Jetzt standen wir am Abgrund. Es ging rund 50 Meter in die Tiefe. Unten waren jede Menge Felsen und Bäume. Geg drehte sich um, um schnell die Flucht zu ergreifen, blieb aber stehen und starrte in den Wald. Die Angst schlug mir wieder bis zum Hals, als ich sie kommen sah. Sieben Vampire traten aus dem Dickicht direkt auf uns zu. An ihrer Spitze vermutete ich Francesco. Wer sonst hätte sie anführen sollen? Seine Augen bohrten sich in meinen Blick. Einen erneute Welle der Angst durchflutete meinen Körper. Wir saßen in der Falle!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)