Battle for Paradise von Alaiya (Special - Digimon Alpha Generation Movie 01) ================================================================================ Kapitel 05: Kettenmail ---------------------- „Was ist los?“, fragte Shuichon beim Frühstück am nächsten Tag – auf einmal nicht mehr so frech wie an den beiden Tagen zuvor – und sah Denrei beunruhigt an. Als sie keine Antwort erhielt, schüttelte sie ihn leicht. „Hey, Denrei, was ist los?“ Der Junge blinzelte und sah sie an. „Was?“ Er rieb sich die Augen. „Tut mir leid, ich hab nur nicht gut geschlafen.“ Die dritte Nacht in Folge, dachte er sich, sagte aber nichts. „Du siehst wirklich nicht gut aus“, gab auch Shoji zu. Denrei gähnte nur. „Vielleicht solltest du heute hier bleiben und ausschlafen“, schlug Takato vor und konnte sich wahrscheinlich nicht vorstellen, wie dankbar Denrei für diese Worte war. Verschlafen nickte er nur. „Ja.“ Daraufhin seufzte Shuichon. „Wirklich, Denrei“, grummelte sie, aber bei weitem nicht wirklich vorwurfsvoll. „Du bist zu nichts zu gebrauchen.“ Etwa vier Stunden später lag Denrei auf seinem Futon, das ganz allein im großen Hauptraum des Hauses ausgebreitet war. Nun war er wirklich allein. Dracomon war mit den anderen mitgekommen – wieso sollte er ihm auch den Spaß nehmen? – und Wataru Urazoe war mit seinem eigenen Boot wohl zum Fischen gefahren, zumindest hatte er das gesagt. Tatsächlich hatte Denrei es geschafft etwa zwei Stunden zu schlafen, nachdem die anderen gegangen waren und lag nun, am frühen Nachmittag, ohne Decke herum und döste vor sich hin. Er war noch immer müde, wenngleich nicht mehr so sehr, wie bisher. Vor allem aber genoss er die nun herrschende Ruhe. Er wusste, dass er dem ganzen, wenn die anderen zurückkamen, zumindest entspannter entgegensehen konnte, nachdem er endlich etwas Zeit für sich gehabt hatte, und beschloss schließlich, da er wegen der Hitze kaum noch schlafen konnte, etwas zu spielen. Ohne aufzustehen streckte er sich zu seinem gegen einen der Stützpfeiler lehnenden Rucksack und zog seinen Nintendo DS daraus hervor. Seine Laune besserte sich noch mehr, als er das nächste Mal über die offene Veranda hinaussah und bemerkte, wie der Himmel sich langsam bezog, was eine willkommene Abkühlung versprach. Auch der Wind nahm zu, so dass das am Rand der Veranda hängende Windspiel beinahe pausenlos bimmelte. Doch das nahm er gegenüber dem Krach, der herrschte, wenn Shuichon und die anderen Digimon versammelt waren, gerne in Kauf. Als die ersten Regentropfen fielen beschloss er schließlich, noch etwas zu essen. Zwar war Natto, das der alte Fischer ihm mit etwas Reis und kaltem Fisch zurückgelassen hatte, nicht eine seine Leibspeisen, doch langsam merkte er, dass er Hunger hatte. Zuvor bemühte er sich jedoch zumindest zwei der drei hölzernen Rollladen, die die zur Veranda ausgelassene Wand ersetzen konnte, herunterzulassen, um zu verhindern, dass es ins Haus regnete. Während er sich Natto, Reis und Fisch auf einen Teller füllte, donnerte es und langsam fragte er sich, was die anderen wohl machten. Je nachdem wo sie waren, war das Wetter wahrscheinlich ungemütlich. Gerade als er sich dem Essen widmen wollte, klingelte sein Handy. Er holte es aus seinem Rucksack. Eigentlich rechnete er damit, dass es Shuichon war, die ihm vorhalten wollte, dass sie nun vollkommen durchnässt war (als ob es einen Unterschied machen würde, ob sie vom Meer oder Regen nass wurde), doch stattdessen war es eine weitere Kettenmail. Er wollte sie, wie auch die anderen, löschen, doch gerade in dem Moment sah er etwas, am Himmel, mit dem er hier nicht gerechnet hatte. Einen blauen Stream, wie sie erschienen, wenn sich ein Digimon materialisierte. Und er war nicht weit entfernt. Gerade, als er das realisierte, fegte ein starker Windstoß die Jalousien in die Höhe und Nebel drang durch den Wald. Eine Digital Zone. Sich auf einmal schmerzlich Dracomons Abwesenheit bewusst werdend, griff er nach seinem Digivice. Mit einer Hand schrieb er eine Email an Shuichon, die nicht mehr als ein kurzes „Ein Digimon hat sich materialisiert“ enthielt. Nachdem er diese abgesendet hatte, zögerte er. Doch dann stand er auf, zog sich seine kurze Hose über und lief in den Regen hinaus. Das Zentrum der Zone musste irgendwo am Strand liegen. Eilig lief er durch Regen und Nebel, bis Wasser seine Füße umspülte. Dann sah er etwas, jedoch kein Digimon. Viel eher war es ein Loch – anders konnte er es nicht beschreiben – ein schwarzes Loch, das vielleicht einen halben Meter über der Wasseroberfläche hing. „Was...“, begann er und sah auf sein Digivice, dass jedoch nichts anzeigte. Dann kam auf einmal erneut Wind – nein, kein Wind, viel eher ein Sog – auf, der zum Loch hinführte und auch den Nebel mitsichzog. Dann erschien eine Klaue und streckte sich aus dem Loch heraus. Denrei machte einen Schritt zurück. Das Digimon, das nun auch seinen Kopf aus dem Loch herausstreckte, schien – er konnte es nicht anders sagen – fehlerhaft zu sein. Es hatte keine fest Kontur, und an einigen Stellen schienen „Pixal“ in seiner Oberfläche zu fehlen, die gesamt dunkler wirkte als normal. Er erkannte jedoch auch so, dass es ein Aero V-dramon war. Dieses sah ihn an und stieß ein tiefes Knurren aus. Es streckte sich weiter aus dem Loch heraus und nun wurde Denrei bewusst, dass er besser laufen sollte, denn das Digimon schien weder freundlich, noch sonderlich intelligent zu sein und das war bei wilden Digimon eine gefährliche Mischung. Also rannte er. Die Sandalen, die er zuvor noch angezogen hatte, trat er schnell von den Füßen und lief dann den Strand weiter hinunter. Ohne sich umdrehen zu müssen, wusste er, dass ihm Aero V-dramon folgte, denn es konnte dessen Drachenschwingen in der Luft hören. Und Denrei hatte ohnehin nie eine besonders gute Kondition gehabt. Er verfluchte sich dafür, überhaupt rausgegangen zu sein, stellte dann aber fest, dass es nicht unwahrscheinlich war, dass das Digimon ohnehin zum nächstgelegenen Haus, dem Urazoe-Haus gekommen wäre. Obwohl ihm die Lunge wehtat und er durch den Regen kaum etwas sah, lief er weiter, wobei zwei Mal eine Energiekugel viel zu nahe neben ihm auf den Boden traf. Dies erinnerte ihn leider nur zu sehr an den Tag, an dem sich Dracomon materialisiert hatte. Und dann stand er auf einmal vor einer Mauer – der Hafenmauer, wie er schloss. Diese war nicht all zu hoch und wahrscheinlich hätte er sie hochklettern können, doch durch den Regen rutschten seine Finger an der Kante ab und da war Aero V-dramon auch schon hinter ihm. Er überlegte nicht lange, sondern lief auf das Meer zu und watete durch die Wellen hinaus, als auf einmal ein roter Blitz an ihm vorbeischoss. „Pyroball!“ „Petit Twister!“ Die Attacken von Guilmon und Lopmon trafen das seltsame Perfectdigimon und ließen es aufsehen. Während Lopmon aus eigener Kraft flog, hatte Takato offenbar die „White Wing“ Karte für Guilmon genutzt, dass nun vor Denrei im Wasser landete und sich für den Kampf bereit machte. „Denrei!“, rief Shuichon, die zusammen mit den anderen nicht all zu weit entfernt in Kais Boot stand, das dank der Wellen ordentlich schaukelte. Nun war Denrei tatsächlich froh sie zu sehen. Ein Bellen erklang, während Mei fast zusammen mit Dracomon ins Wasser gesprungen wäre und nur von Minami noch zurückgehalten wurde. Einzig Gazimon zierte sich hinterher zu springen, da es offenbar – obwohl es ohnehin durchnässt war – das Meer nicht allzusehr schätzte. Denreis Digivice leuchtete auf und nachdem schließlich auch Gazimon sich überwunden hatte, waren alle vier Digimon von Licht umgeben. „Guilmon – Shinka! Growmon!“ „Dracomon – Shinka! Coredramon!“ „Lopmon – Shinka! Wendimon!“ „Gazimon – Shinka! Sangloupmon!“ Die vier Digimon stürzten sich auf ihren Gegner, der seine Flügel ausbreitete und höher in den Himmel hinauf flog. Dies hielt jedoch Sangloupmon nicht davon ab ihm einen Hagel an kleinen Messern hinterher zu jagen. „Sticker Blade!“ Doch die Attacke traf nicht. Aero V-dramon öffnete das Maul und ein v-förmiger Energiestrahl schoss auf die vier anderen Digimon zu, die sich schützten, während die Hitze der Attacke Wasser um sie herum verdunsten ließ. Denrei sah zu dem Digimon auf, das für Coredramon, dessen Attacken ohnehin nicht sonderlich weit reichten, eindeutig außer Reichweite war. Es sei denn... Automatisch wanderte seine Hand zu seinem Gürtel, an dem er normal seinen Kartenhalter befestigt hatte, doch sie griff ins Leere. Natürlich, die Karten lagen noch immer neben seinem Rucksack. Während er noch überlegte, setzte das gegnerische Digimon bereits zu seiner nächsten Attacke an. Es wurde von einer Aura umgeben, die nicht weniger hitzig zu sein schien, als der Angriff zuvor, und die den Regen um es herum verdampfen ließ. Im nächsten Moment stürzte eine rot glühende Energiewelle in der Form eines Drachen auf sie hinab. „Card Slash!“, rief Takato. „Brave Shield!“ Das Schutzschild materialisierte sich über ihnen, konnte aber nicht verhindern, dass die Attacke, als sie darauf traf, eine gewaltige Explosion auslöste, die das Wasser gewaltig aufwühlte und nicht nur die Digimon, sondern auch Denrei von den Füßen riss. Sofort verlor er die Orientierung. Die Strömung, die durch die Welle ausgelöst worden war, erfasste ihn und er musste den Drang unterdrücken, nach Luft schnappen zu wollen, wohl wissend, dass dies ein vergeblicher Versuch wäre. Er versuchte die Orientierung wieder zu gewinnen, doch dank der durch die Wolken herrschende Dunkelheit wusste er einfach nicht, wo die Wasseroberfläche war. Doch da spürte er eine Hand nach seinem Handgelenk und dann eine andere nach seiner Schulter greifen und noch bevor er Zeit hatte, zu verstehen, was geschah, durchbrach sein Kopf die Wasseroberfläche. „Danke“, keuchte er schwach, als er sah, dass es Kai war, der ihn gerettet hatte. Diesem schien offenbar noch immer nach Grinsen zumute. „Keine Ursache.“ Damit dirigierte er Denrei in die Richtung des Schiffes. Vier Paar Hände wurden ihnen entgegengestreckt und zogen sie aus dem Wasser. „Alles in Ordnung?“, fragte Minami, deren Hund an der Reling stand und knurrte. Statt zu antworten, blickte Denrei zum Strand zurück und sah, dass die Digimon noch immer gegen das seltsame, defekte Aero V-dramon kämpften, dessen Instinkte ihm zumindest zu sagen schienen, dass es vernünftig war, außer Reichweite zu bleiben. „Was ist mit diesem Digimon?“, fragte Shoji. Denrei, der noch immer nach Luft rang, schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht... Es...“ Schon wollte er erzählen, was passiert war, doch dann wurde ihm klar, dass es im Moment wichtigeres gab. „Shoji, deine Karten. Ich hab meine nicht dabei.“ Der andere zog seine Karten aus der Tasche und reichte es ihm. „Hier.“ Schnell hatte er die richtige Karte herausgezogen und sah aus dem Augenwinkel, dass Shuichon es ihm gleich getan hatte. Sie nickte ihm zu. „Card Scan! Aero Wing!“, rief er. „Card Slash! White Wing!“ Während Cordramons Flügel anwuchsen, bildeten sich aus Datenpatikeln Flügel auf Wendimons Rücken und beide erhoben sich synchron in die Luft. Zwar kam ihnen ein erneuter Energiestrahl entgegen, doch wichen sie beide diesem Problemlos aus. „G-Shurunen II“, konterte Coredramon, als es fast auf der Höhe des gegnerischen Digimon war und traf. Aero V-dramon hielt inne, was Wendimon für seine Attacke ausnutzte. „Club Arm!“ Damit verpasste es ihren Gegner mehrere Schläge genau dorthin, wo bereits Coredramon getroffen hatte. Ein seltsames Geräusch, wie ein von weit her kommender Schrei, erklang und im nächsten Moment löste sich Aero V-dramon auf. ★☆★☆★☆★☆★☆★☆★ Anmerkung: *Aero V-dramon: Ein heiliges Drachendigimon auf dem Perfectlevel und eine der möglichsten Evolutionen von V-mon. Sein Typus ist Serum. Es dürfte einigen aus dem Manga Digimon Adventure V-Tamer 01 bekannt sein, wo es das Perfectlevel von Taichis Partner Zeromaru ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)