Battle for Paradise von Alaiya (Special - Digimon Alpha Generation Movie 01) ================================================================================ Kapitel 04: Nächtliche Schatten ------------------------------- „Träum nicht“, mahnte Shuichon, während sie erneut von Denreis Teller klaute. Der Junge, der tatsächlich bereits drei Minuten geistesabwesend und mit den Stäbchen auf dem halben Weg zum Mund verharrte, sah auf. „Kannst du dir nicht selbst etwas nehmen?“ Dabei wusste er genau, dass diese Worte ungehört blieben. „Moumantai“, meinte Lopmon und stopfte sich zwei Oktupusbällchen gleichzeitig in den Mund, nur um einen Moment später ein Husten zu unterdrücken und sich ein halbes Glas kalten Tees auf einmal in den Mund zu kippen. Wieder lachte Kai. „Du solltest das Essen abkühlen lassen, Lopmon.“ Das Digimon ließ einen Seufzer hören. „Moumantai.“ Auch Takato lachte nun. „Kaum zu glauben, wie sehr dich Shuichon verzogen hat. Du hattest mal so gute Manieren.“ „Hey!“, protestierte das Mädchen. „Ich habe es nur Gesellschaftsfähig gemacht.“ Aus dem Hintergrund war ein Murmeln zu hören. „Was auch immer sie unter gesellschaftsfähig versteht.“ Gazimon warf ihr einen Blick zu. Erneut lachten alle, bis auf Denrei, der noch immer schmollte, als eine unbekannte Stimme erklangt: „Darf ich rein kommen?“ Ein Mädchen mit langen braunen Haaren, die von einen Haarreif zurückgehalten wurden, stand vor der Veranda und sah lächelnd zu ihnen hinüber. Neben ihr stand ein ziemlich groß gewachsener Labrador, der die Vorderpfoten auf die Veranda gesetzt hatte und hechelte. Kai sprang auf und lief zu ihnen hinüber. „Minami-chan!“ Er schien sehr begeistert. „Natürlich. Ich hab dich schon erwartet.“ Während er dem Mädchen gentlemanlike die Hand anbot, sprang der Hund von sich aus in das Haus und tapste schwanzwedelnd um den Tisch herum, die unbekannten einmal beschnuppernd. „Minami-san!“, rief auch Takato und winkte dem Mädchen zu, wenn auch ohne aufzustehen. „Das ist ein richtiger Hund“, lobte es sich Wataru und warf dem anderen Mädchen, das in etwa so alt wie Takato und Denrei schien, einen Blick zu. „Nur gut erzogen ist er auch nicht.“ Derweil war der Hund bei Takato stehen geblieben und leckte ihm über die Wange. „Ja, du bist ein guter, Mei“, meinte der Junge und gab dem Hund ein Fleischbällchen, welches dieser nur zu gerne entgegen nahm, ehe er zu den Digimon hinüberging, wahrscheinlich um ihnen ihr kleines Festmahl streitig zu machen. Dracomon schnupperte an ihm. „Du riechst komisch“, stellte es dann fest, worauf der Labrador nur bellte. „Und sprechen kannst du auch nicht.“ „Dracomon, du hast schon einmal einen Hund gesehen“, meinte Shuichon. „Im Park.“ Das Digimon überlegte, während sich der Hund tatsächlich über seinen Fressnapf hermachte. „Er ist trotzdem...“, begann Dracomon, als es den Essensdiebstahl bemerkte. „Hey, lass das, das ist meins.“ Es knurrte, was Mei jedoch nicht beeindruckte. „Lass ihn“, meinte Guilmon. „Guilmon kennt ihn. Er ist schon in Ordnung. Nur etwas komisch.“ „Aber ich hab Hunger“, jammerte das Drachendigimon. Derweil hatte Kai das mit einem Kleid bekleidete Mädchen zum Tisch geführt. „Also, dass ist Minami“, stellte er sie den anderen vor. Hätte ich nie gedacht. Denrei verkniff sich diesen Kommentar und aß weiter, während nun auch Shuichon aufsprang und dem Mädchen die Hand reichte. „Ich hab schon vor dir gehört“, meinte sie. „Mein Bruder hat mir von dir erzählt!“ „Du bist Jenrya-sans kleine Schwester, nicht?“, fragte Minami. Das andere Mädchen grinste breit. „Ganz genau!“ „Und das...“, begann Kai und wollte ganz offenbar die anderen vorstellen, wurde dabei dann aber wieder von Shuichon unterbrochen. „Das sind Shoji und Denrei“, stellte sie die anderen beiden Jungen vor. Shoji wandte sich vom Essen ab und verbeugte sich kurz vor dem Mädchen. „Freut mich dich kennen zu lernen.“ Denrei derweil seufzte nur leise. „Hallo“, überwand er sich schließlich zu sagen. „Beachte ihn einfach nicht“, kommentierte Shuichon und verdrehte die Augen. Dann zeigte sie auf die Digimon. „Das sind Dracomon und Gazimon.“ Dann fischte sie Lopmon vom Tisch und hob es hoch. „Und Lopmon. Mein Partner.“ „Sehr erfreut“, meinte Lopmon. Minami lachte und klopfte dann auf ihren Oberschenkel, woraufhin der Hund brav von seinem Fressnapf (der sogleich von Dracomon zurückerobert wurde) aufsah und zu ihr hinübertrottete. „Das ist Mei.“ Shuichon bückte sich, um den Hund am Halsband zu kraulen. „Hallo, Mei.“ Nun wandte Denrei den Blick ganz von ihren Neuankömmlingen ab und lieber seinem Essen zu, so lange Shuichon anders beschäftigt war und ihm nicht klaute. Nach dem Essen, als es draußen schon völlig dunkel war, holte Kai Spielkarten hervor und bald lieferten sich Kai, Takato, Shuichon, Shoji und Guilmon eine Partie, die so hitzig war, dass Denrei darüber nur die Augen verdrehte. Während Manami und Gazimon zusahen, Lopmon versuchte in die Karten der anderen zu schielen und Wataru Urazoe erneut auf seiner Sanshin spielte, saß Denrei gegen einen der Stützpfeiler des Hauses gelehnt und streichelte Dracomons Kopf. Das Digimon, das dem Hund gegenüber noch immer misstrauisch war, hatte seinen Kopf auf das Bein seines Partners gelegt und schien so schläfrig, wie dieser sich fühlte. „Hey, benutz' Lopmon nicht zum schummeln, Shuichon“, beschwerte sich Shoji, als ihm das Digimon wieder versuchte in die Karten zu schauen. „Naja, es ist nicht wirklich so, als könnte man bei dem Spiel viel mit Schummeln erreichen“, meinte Takato beschwichtigend. „Moumantai.“ Lopmon sprang wieder auf Shuichons Kopf. „Das Spiel ist langweilig.“ Und während die anderen lachten stand Denrei auf und sprang die Veranda hinunter. Wortlos folgte ihm das aus seinem Halbschlaf aufgeweckte Dracomon, als er, wie schon am Morgen, zum Strand herunterging. Noch immer fühlte er sich nicht sonderlich wohl, auch wenn er feststellte, dass er sich langsam an die Hitze gewöhnte. Trotzdem wünschte er sich mehr Ruhe, mehr Zeit für sich. Es war nicht sehr lange her, dass sie in der Digiwelt gewesen waren und dort aufeinander angewiesen waren. Und in der Woche darauf, bei den Lees, war es noch voller gewesen. Und nun, wo er endlich wieder Zeit für sich gehabt hätte. Dabei bemerkte er selbst, dass er sich, seit er hier angekommen war, in einem reinsten Gedankenkarussell befand. Er sah auf das Meer hinaus. „Was machst du?“, fragte Dracomon neugierig. „Ein wenig frische Luft schnappen“, erwiderte der Junge. „Aber hier ist doch dieselbe Luft wie bei den anderen.“ Natürlich verstand das Digimon nicht. „Aber hier ist es ruhiger“, antwortete Denrei. Dracomon schwieg kurz, lauschte offenbar, ehe es nickte. „Okay.“ „Lass uns ein wenig spazieren gehen“, schlug der siebzehnjährige schließlich vor, was sein Partner nur mit „Von mir aus“ beantwortete. Doch gerade als sie die ersten Schritte den Strand entlang liefen, hörten sie eine Stimme. „Darf ich mitkommen?“ Das Digimon begann zu knurren, als schon einen Moment später der helle Labrador zum Wasser stürmte, hindurch plantschte und schließlich mit wedelndem Schwanz stehen blieb, um auf sein Frauchen zu warten. Minami war auf Denreis Höhe stehen geblieben und sah ihn fragend an. Der Junge seufzte, wollte aber nicht unfreundlich sein, denn immerhin konnte das Mädchen nichts für seine vermeintlich missliche Lage. „Von mir aus“, meinte auch er dann. „Du scheinst nicht gerade begeistert“, meinte sie, während sie neben ihm herging. Er erwiderte nichts, sondern sah zu Dracomon, das sich nun, da der Hund im Wasser war lieber von diesem fern hielt. „Was hast du?“ Mit einem Seufzen blieb er stehen. „Wieso interessiert dich das?“ Daraufhin lächelte sie. „Nun, ich finde es einfach traurig zu sehen, wenn jemand mit seinen Freunden im Urlaub ist und dabei nicht einmal Spaß hat.“ Er schnaufte. „Ich habe einfach nicht in den Urlaub fahren wollen. Es ist nicht so, als hätte man mich gefragt.“ „Und deswegen versuchst du nicht einmal Spaß zu haben?“ Erneut antwortete er nichts, während der Labrador nun klitschnass zu ihnen gelaufen kam und sich erwartungsvoll neben sie stellte. Dracomon wich zurück. „Was will es?“, beschwerte es sich. „Es stinkt!“ Minami lachte und sah sich um. Kurz darauf holte sie einen Stock, der einige Schritte von ihnen entfernt im Sand gelegen war. Der Takt des Schwanzwedelns erhöhte sich drastisch, ehe sie den Stock ins Wasser warf und der Hund begeistert hinterherjagte. Dann sah sie den Jungen wieder an. Dieser versuchte ihrem Blick auszuweichen. „Ich wollte eigentlich nur ein wenig allein sein, okay? Ich mein, ich hab endlich mal Ferien und trotzdem lässt man mich nicht einfach mal in Ruhe!“ Sie zuckte mit den Schultern. „Und? Was ist daran so schlimm?“ „Es ist...“, begann er. „Es ist so laut und...“ Er hielt Inne, weil er glaubte, etwas aus dem Augenwinkel gesehen zu haben. Gleichzeitig begann Mei laut zu bellen und auch Dracomon verspannte sich und begann zu Knurren. „Was...“, setzte das Mädchen an, als auch sie es sah. Denrei war sich nicht sicher, ob es nur eine durch die Dunkelheit hervorgerufene optische Täuschung war, doch die Reaktion Meis und Dracomons sprachen dafür, dass es nicht so war. Es schien, als ob, ein ganzes Stück auf dem Meer draußen, etwas unter der Wasseroberfläche wäre. Ein großer, dunkler Schatten, der leicht hin und her zuckte. „Was ist das...?“, flüsterte Minami, doch einen Moment später war es verschwunden. 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