Kitty Love von Cat-girl (Nekos und Sternchen) ================================================================================ Kapitel 4: Die erste Begegnung ------------------------------ Kurai lag am Boden, auf dem Bürgersteig. Das Gesicht zum kalten Steinboden gerichtet. Sein gesamter Körper zitterte. Was war nur los? Warum war der Scheinwerfer so plötzlich herabgestürzt... und warum ausgerechnet jetzt, heute und hier? Er wünschte, es wäre woanders geschehen. Aber es war nun einmal in diesem Haus passiert, gleich nachdem er die Vision durch den Kristall gehabt hatte. Aus irgendeinem, ihm unerklärlichen Grund, setzte er sich plötzlich auf. Wie von selbst. Mit großen Augen warf er den Kopf in den Nacken und blickte zum grauen, sich immer mehr verdunkelnden Himmel. Bei dieser Aktion sah er nur flüchtig ein junges Wesen auf einem Dach sitzen, nahe des Unfallortes. Ihre Blicke streiften sich, doch das, von allen als „Catboy“ bezeichnete Wesen zuckte zusammen und wich zurück. Kurz darauf fielen auch schon die ersten Regentropfen und die Katzen, die er kaum neben dem Kleinen wahr genommen hatte, flohen mit ihm zusammen außer Sicht. Kurai starrte wie Besessen hinterher. Wer war nur dieses hübsche Geschöpf, welches er nur für wenige Sekunden gesehen hatte? Viel Zeit um darüber nachzudenken blieb ihm allerdings nicht. Der Regen wurde immer stärker und dann fiel ihm auch wieder das brennende Haus ein, das nun knarrend und krachend auf sich aufmerksam machte. Völlig verängstigt wandte er den Kopf nach links und sah mit Entsetzen, dass es völlig in Flammen stand. Dieses Feuer konnte keiner überlebt haben. Und so war es leider auch! Nicht einer hatte es geschafft – außer ihm. Kurai starrte das Haus an. Er hatte so viele Menschen sterben lassen, aber es war ja nicht sein Fehler... dass es ausgerechnet hier und jetzt geschah.... oder? Die hellen Flammen spiegelten sich in seinen glasigen Augen wieder, während der Regen über sie hereinbrach und das lodernde Leben auszulöschen begann. Es war kein Feuersignal gekommen, niemand, außer ihm und die Katzen, wusste etwas von diesem Unfall... Niemand! Prasselnd tat der Regen seine Arbeit und gleichzeitig die der Feuerwehrleute – zum Teil, denn Menschen retten konnte das Wasser nicht. Sie waren alle sofort tot gewesen, völlig verbrannt, ohne einen Schimmer auf Hoffnung, einfach so. Der 19-jährige blickte an sich herab und sein Augenmerk richtete sich auf den blauen Kristall. Eine merkwürdige Regung fand in ihm statt. „Es war schon immer so...“, flüsterte er gequält. „Es ist alles die Schuld von diesem...“ Weiter kam er nicht. Tief in seinem Herzen wusste Kurai, dass es der Kristall war, der sie alle dem Erdboden gleich machte. Das war schon immer so gewesen. Schon zwei Mal war es geschehen, und wegen diesem Leuchtstein hatte ihn auch seine Freundin sitzen lassen. Damals war er mit einem guten Freund mitgefahren, das war vor 3 Jahren. Sie waren spät Abends von einer Party gekommen und sein Kumpel – 2 Jahre älter – hatte ein wenig Alkohol zu sich genommen. Jedenfalls waren sie auf dem Heimweg gewesen und der Kristall hatte ihm plötzlich die Vision gezeigt: Sein Freund würde sterben... Aus Angst, dieser würde ihm nicht glauben, behielt er es für sich. Zum Teil auch, weil er selbst nicht an solche Visionen glaubte. Es war ja auch das erste Mal gewesen, dass er so etwas voraus sah. Und im nächsten Moment – im Bruchteil einer Sekunde – raste der Fahrer mitten in einen umstürzenden Baum hinein. Die starke Fichte – hässlich und gruselig zugleich im Licht der Scheinwerfer – krachte mit ihrem dicksten Ast in die Frontscheibe und einer der Seitenzweige durchbohrte seinen Freund und den Sitz. Der kleine Ast war voller Blut, genau wie die Windschutzscheibe, der Sitz und sein Freund. Kurai selbst war nur leicht verletzt ins Krankenhaus gekommen. Seinem Freund konnte man nicht mehr helfen, er war sofort tot. Wie er später erfuhr, hatte sie eine junge Frau gesehen, aber nicht gleich reagiert. Seitdem fuhr er nie wieder mit irgendwem im Auto mit. Das andere Mal, fast ein Jahr später, war er mit einem anderen Freund, der gleich alt war, im Wald spazieren gewesen. Sie hatten sich für den Nachmittag verabredet und dann kam sein Freund auf die Idee, Verstecken zu spielen. Kurai war etwas unsicher, lief doch noch irgendwo so ein brutaler Mörder herum. Doch den Kumpel juckte das eher wenig, ihm war eh nie etwas passiert... bis zu diesem Tage. Kurai erinnerte sich nur noch daran, dass sie wirklich gespielt hatten – irgendwie hatte er ihn rumgekriegt – und er durfte suchen. Nach einer halben Stunde erfolglosen Umherirrens fand er schließlich seinen Begleiter. Und der Anblick war grässlich. Der junge Mann stand an einen Baum gelehnt. Ihm fehlten beide Augen – wie mit einer Schusswaffe herausgeschossen – rote, blutige Löcher ersetzten die warmen, braunen Augen. Sein Gesicht war blutüberströmt. Und der rechte Arm war von einer Säge abgetrennt worden. Blut in Mengen floss hinab und tränkte seine teils völlig zerrissene Kleidung und den von Laub bedeckten Boden. Neben seinem rechten Bein lag der restliche Arm. Auch hier hatte ihn wieder der Kristall vorgewarnt, er hatte jedoch nur die Säge, die Waffe und das viele Blut gesehen, nicht aber das Opfer und so hatte er nichts damit anfangen können. Ein lautes Krachen holte ihn aus seinen düsteren Gedanken. Das Haus war wie morsche Holzbretter in sich zusammen gestürzt. Rauchschwarze Schwaden stiegen auf. Kurai zuckte heftig zusammen. Er musste einen Aufschrei unterdrücken. Unsicher schüttelte er den Kopf und blickte erneut zum düsteren Himmel. An vieles dieser Tage konnte er sich nicht erinnern. Nicht einmal, ob die Sonne, beim Waldspaziergang geschienen hatte oder nicht. Und dann traf ihn der Schlag! Dieser Tag.... Heute... Am gleichen Tag, vor 3 Jahren, war der Autounfall gewesen, und wieder am gleichen Tag – am gleichen Datum, fast ein Jahr danach, war sein Kumpel von diesem Mörder geschlachtet worden. Immer am gleichen Datum. Das Model erhob sich langsam. Sein Blick richtete sich wieder gen Himmel. „Ich... ich habe sie alle getötet...“, flüsterte er und bittere Tränen stiegen ihm in die Augen. Dort blieben sie jedoch nicht lange, denn schon im nächsten Moment liefen sie seine Wangen herab und vereint mit dem Regen, der ihm ins Gesicht fiel, fanden sie den Weg nach unten. Er weinte. Er hatte sich gewünscht, seine Mutter wäre zu Hause. Wo sie jetzt wohl wirklich wahr? Vielleicht ja wirklich da Heim, und sie kochte gerade das Mittagessen. Zu Hause, wo ihr nichts passiert war. Und auch sie hatte von dem Unfall nichts mitbekommen. Vermutlich würde es nicht einmal in den Nachrichten kommen. Sein Herz tat weh. Er hatte so viele Menschen getötet – ungewollt. Regen fiel in seine dunkelroten Augen. Er zwinkerte und das Wasser lief mit den salzigen Tränen zusammen seine Wangen herab. „Was habe ich nur getan?“, fragte er leise. „Warum ausgerechnet ich?...“ Als Model würde er nun nie wieder Produkte von großen Produktionen vorstellen. Die meisten seiner Zuhörer waren unter den Trümmern ihrem Grab beigelegt. Der Schwarzhaarige senkte nun endlich den Kopf. Sein Tränenfluss hatte nicht nachgelassen, eher zugenommen. Langsam wandte er sich um und lief, das komplett zerstörte Haus hinter sich lassend, völlig verwirrt die Straße entlang. In Richtung des Hauses, auf dem er die Katzen gesehen hatte. Das seine Kleidung völlig durchgeweicht war, bemerkte er in der tiefen Trauer nicht. Er fühlte sich elendig, allein und etwas fiebrig. Ja, sein Kopf fühlte sich heiß an. In seiner Hand das schwarze Band, an dem der Chip für das Verstehen der Tiersprache befestigt war. Und dann zog auch noch ein heftiger Wind auf und er blies ihm den Regen, in Sprühform, direkt ins Gesicht. Kurai kniff die Augen zusammen und sein Gang wurde noch langsamer. Er hatte durch den Sprühregen echte Schwierigkeiten vorwärts zu kommen. Es dauerte fast eine halbe Ewigkeit, bis er an diesem Haus angekommen war. Sein Gang war schwankend und er war kreidebleich im Gesicht. Tränen hatten seine Augen verschleiert, sein Körper zitterte unkontrolliert und er sah nicht einaml mehr klar, wohin er überhaupt ging. Ein Stück weiter lag die Gasse, in der sich die drei Katzen versteckten. Sie hörten, dass jemand gekommen war, doch es kümmerte sie nicht. Sie vermuteten, dass es auch nur ein Schutzsuchender vor dem Regen war. Kurai konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Schließlich gaben sie nach und er brach zusammen. Er landete genau auf dem nassen Asphalt des Fußweges. Seine Hose wurde noch dreckiger und Wasser aufsaugender, aber dies war ihm egal. Er warf, völlig verheult, den Kopf in den Nacken und schrie. Schrie so laut wie er nur konnte. Seine weinerliche wortlose Stimme stieg bis zum grauen Himmel auf, als wollte sie die Wolken verdrängen. Die drei Katzen erschraken und sträubten das Fell. Sie spitzten verwundert die Ohren. „Ist mir neu, dass Menschen so unnatürlich schreien können.“, miaute Miku leise und in ihrer Stimme schwang Mitleid mit. Rate nickte hilflos. „Aber wie können wir ihm helfen?“, fragte der Catboy traurig. Die Katzen starrten ihn fassungslos an. „Du?! Einem Menschen helfen?“, fragte der Kater erschrocken. „Warum nicht...“ Yuki senkte den Blick. „Er scheint sie zu brauchen...“, flüsterte er etwas peinlich berührt. „Okay... ich wusste ja gleich, dass du anders bist.“, knurrte Rate etwas angewidert. Für ihn waren die Menschen einfach Menschen und alle gleich. Noch ehe die Beiden etwas dagegen tun konnten, stand Yuki langsam auf. „Wo willst du hin?“, fragte Miku, obwohl sie sich die Antwort denken konnte. „Ich will nur... nach ihm sehen...“, antwortete ihr der Rosahaarige schüchtern. Nach ihm sehen! Ja, sicher! Und aus einem „nach ihm sehen“ wird dann ganz schnell ein „mit ihm gehen“. Doch der Neko ließ sich nicht beirren und tappte langsam aus der Gasse hinaus auf die offene, regenfrohe Straße. Rate und Miku kuschelten sich noch enger zusammen und blinzelten zum Eingang der Gasse. Yuki wurde plötzlich unsicherer. Er war jetzt nur noch fast 30 Meter von ihm entfernt – sprich, 30 Schritte. Er schluckte, war es wirklich so gut, zu diesem Menschen zu gehen? Er kannte ihn nicht einmal, nur vom Sehen, aber der Kleine tat ihm doch irgendwie Leid, er war nicht so, wie die „Menschen“ in dem grässlichen Haus, die ihm immer weh getan hatten. Er wollte ja auch nur gucken. Regen kam in großen Mengen vom dunklen Himmel. Und es dauerte nur wenige Minuten, da war auch der Catboy völlig durchnässt. Doch es störte ihn kaum, sein Blick war auf den Jugendlichen gerichtet und er spürte kaum, was mit und um ihn geschah. Kurai hatte ihn noch nicht bemerkt. Er blickte noch immer gen Himmel. Sein Schrei war verhallt, aber er wirkte dennoch krank. Langsam senkte er den Kopf und erblickte dabei den zierlichen, völlig durchnässten Neko, der direkt vor ihm stand. Mit großen Augen sah er zu ihm hinüber. Der Catboy zuckte etwas nervös mit den Öhrchen. Kurai rührte sich nicht, er starrte mit vor Tränen verschleierten Augen zu dem Kleinen hinüber. Dieser starrte seinerseits mit fast leeren Augen zurück. Doch auch Neugier lag in den dunkelblauen Augen. Eine Weile lang sahen sie sich nur an, dann kam der Catboy plötzlich näher. Wie ferngesteuert lief er auf ihn zu. Sämtliche Scheu und Pein sowie Unsicherheit waren für diesen einen Moment wie weggeblasen. Yuki kam ihm immer näher, Stück für Stück, Schritt für Schritt, Zentimeter um Zentimeter. Und dann stand er vor ihm. Kurai starrte noch immer leblos vor sich hin. Yuki miaute leise und ging dann vor ihm in die Hocke. Ihre Blicke trafen sich. Sie saßen Auge in Auge gegenüber. Von Angesicht zu Angesicht. Für diesen kurzen Augenblick waren Kurai's Augen wieder klar. Ohne einen Tränenschleier. Sie blickten sich an. In ihren Augen spiegelten sich Hilfe, Ängste, Hoffnung und dann noch etwas anderes... etwas, das für Beide unergründlich war. In ihren Augen spiegelten sich Freundschaft, Zuneigung und Liebe. Es war Liebe auf den ersten Blick. Seltsam, sie kannten sich doch erst ein paar Minuten, wenn überhaupt. Und dennoch waren die Gefühle da. In diesem Moment vergaßen sie den Regen, die Straße, einfach alles um sich herum. Sie sahen nur das Wesen vor sich. Nur diese eine Person. In den Augen des Anderen erblickten sie, wie in klarem Wasser, ihr eigenes Spiegelbild. Keiner von ihnen sagte etwas, nicht für diesen kurzen Moment, der für sie Beide fast ewig zu währen schien. Ein lauter Knall unterbrach ihren Blickkontakt und die Gefühle wurden in ihnen aufgewühlt. Es begann zu donnern und zu blitzen. Sie zuckten zusammen und wichen von einander. Yuki sprang auf und rannte in die Gasse zurück. Sämtliche Hemmungen waren zurückgekehrt. Kurai erhob sich auch und blickte sich erschrocken um. Weg war der hübsche Neko. Ein wenig Traurigkeit machte sich in ihm breit. Er fand ihn ja doch irgendwie ganz süß. Und dann nahm er auch wieder den Regen wahr, die Straße und das Fieber, das ihn befallen hatte. Langsam und heftig zitternd machte er sich auf den Weg nach Hause. Er musste seine Kleidung trocknen und sich dann ins Bett legen. Mühsam kämpfte er sich gegen den ansteigenden Sprühregen voran. Den Neko jedoch, würde er so schnell nicht vergessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)