Kitty Love von Cat-girl (Nekos und Sternchen) ================================================================================ Kapitel 2: Der blaue Kristall ----------------------------- Helles Licht fiel auf seine langen, schwarzen Haare. Er stand da, einfach nur da, auf einer großen Tribüne und blickte auf die Menschenmassen vor sich. Seine dunkelroten Augen fixierten keinen genauen Punkt. Er war ein schlanker, etwa 19 Jahre alter junger Mann – ein Model. Sein Name war Kurai. Der junge Mann sollte hier für Produkte werben, die erst neu auf den Markt gekommen waren. Heute gab es im Sortiment: ein Lamettengeschirr für Hunde und Katzen, ein Halsband mit Sender und ein Chip, über den man die Tiersprache hören konnte. Kurai hob nun den Kopf. Er trug einen blauen Kristall an einer Kette um den Hals. In seiner rechten Hand funkelte das Lamettengeschirr. „Wofür soll das gut sein?“, fragte eine junge Frau ihn. Er wandte seinen Blick auf sie. „Es wird dem Haustier umgelegt, damit es bei Nacht gesehen werden kann. Lametten reflektieren das Licht von Autoscheinwerfern und Ihr Liebling kommt von seinem nächtlichen Ausflug heil wieder zurück“, erklärte er ihr ruhig. Seine Stimme war sanft und warm und hatte dazu noch einen wundervollen Klang. Die meisten Menschen, insbesondere die Frauen, waren nur wegen ihm hier. Ihnen kam es eher weniger auf die Produkte an. Doch er hatte schon mal eine Freundin gehabt. Ein ziemlich naives Mädchen. Auch sie war heute unter den Zuschauern. Und sie war mit einem dicklichen Jugendlichen zusammen, der ein oder zwei Jahre älter war als sie. Kurai hatte sich vor einem halben Jahr von ihr getrennt. Die Beziehung hatte auch nur knapp ein Jahr gehalten. Sein Blick richtete sich ungewollt auf sie und ihren neuen Lover. Er sah nicht sehr hübsch aus. Aber er passte zu ihr. So dachte zumindest er. Und dann suchten seine Augen unwillkürlich nach einer weiteren Frau. Eine ältere Dame mit tiefschwarzen Haaren, die schon ein wenig ins Silbergrau übergingen. Sie war ja auch schon etwas über 40. Einerseits hoffte er, sie wäre nicht hier, sondern zu Hause. Andererseits wäre er froh, wenn sie unter seinen Zuhörern wäre, weil ihm das zeigen würde, dass sie nicht in der Stadt umherlief und sich sonstwie verletzte. Sie hatte da nämlich so ein Problem. Die Frau, die er suchte, neigte ab und an dazu die Realität zu vergessen und in eine Traumwelt zu fliehen. Leider tat sie das auch tagsüber und wenn sie da auf der Straße herumlief, konnte das ihren Tod bedeuten. Aber er fand sie nicht. Kurai seufzte leise, Angst und Panik machten sich in ihm breit. Wo war sie nur? Er hoffte, dass sie zu Hause war. „Ich weiß ja, dass meine Mutter nicht mehr die jüngste ist, aber sie ist leider etwas zu naiv...“, flüsterte er leise. Seine Mutter hieß übrigens Lena. Das Model schüttelte sich. Es war jetzt nicht der richtige Augenblick um an seine Mutter zu denken. Er würde sie schon wiedersehen, wenn er in ein paar Stunden nach Hause ging. Er klärte mit sich ab, natürlich innerlich, dass er sie heute noch besuchen würde. Sie wohnten ja nun schon seit knapp einem Jahr nicht mehr zusammen. Kurai zwinkerte und schob diese Gedanken bei Seite. Es gab wichtigeres um das er sich jetzt kümmern musste. Er atmete tief ein und wieder aus. Seine dunkelroten Augen waren auf die gesamten Menschen gerichtet und suchten nicht mehr nach einer einzelnen Person. Gerade als er das Senderhalsband vorstellen wollte, fiel das Licht der Scheinwerfer auf seinen blauen Kristall und dieser begann grell zu leuchten. Kurai wich zurück und kniff erschrocken die Augen zusammen. Es war fast so greller wie das Sonnenlicht. Sein Körper zitterte und die Menschenmassen waren verwirrt. Sie sahen das grelle Licht nicht und auch nicht, was es ihm offenbarte. Langsam öffnete er die Augen wieder. Vor ihm war noch immer dieses grelle weiße Licht. Und als er sich umsah, bemerkte er, dass es überall um ihn herum war. Er war in diesem Licht gefangen. Weder die Scheinwerfer über ihm, noch die Menschen vor ihm waren hier. Nur er. Und es geschah so plötzlich! Der Schwarzhaarige realisierte zunächst nicht was geschehen war. Doch das, was da gleich kommen sollte, war noch viel schlimmer! Es zeigte ihm den Untergang. Er sah wie ein Funke, von denen die hinter ihm gesprüht wurden, auf eine der Lampen übersprang. Das Gehäuse zerplatzte und die Lampe fiel herunter. Auf dem Boden aufschlagend, verursachte sie einen gewaltigen Brand und wenig später flog das ganze Gebäude in die Luft. Mit einem einzigen, riesengroßen Donnerknall. Und alle waren tot. Keiner hatte die Explosion überlebt. Keiner! Kurai war zu geschockt um zu reagieren. Das Licht erlosch genauso plötzlich wie es gekommen war. Seine Augen tränten vom grellen Schein und sie mussten sich erst wieder an das Scheinwerferlicht gewöhnen, das jetzt wieder um ihn herum war. Langsam schloss und öffnete er die Augen wieder. Alles war zurückgekehrt. Die Menschenmassen vor ihm, das Licht über ihm, die Tribüne und die Gegenstände, die er in der Hand hielt. Fast schon ängstlich hob er den Kopf zu den Lampen. Sie strahlten von der Decke herab und ihm genau ins Gesicht. Er war kreidebleich. Schnell senkte er den Blick wieder. Es war doch noch ziemlich grelles Licht. Auch wenn es künstlich war. „Ist alles in Ordnung, Du siehst so blass aus?“, fragte ihn der Mann, dem dieses Gebäude gehörte. Neben ihm stand der Kurai's Manager. Der 19-Jährige wandte den Kopf nach den beiden. Seine Augen waren aus dem Kopf hervorgetreten und es sah aus, als wollten sie jeden Moment herausspringen. „Ich... muss…“, brachte er nur tonlos hervor. Doch der Hausbesitzer verstand ihn, oder zumindest konnte er sich denken, was der Kleine wollte. „Ist Dir schlecht?“, fragte er ihn etwas besorgt. Kurai konnte ihm nicht antworten. Noch immer stand er unter Schock. Ein schwaches Kopfnicken war das einzige was er hervorbrachte. Der Besitzer drehte sich zu Kurai's Verantwortlichem um und machte ihm deutlich, dass es Kurai nicht gut ging. Dieser nickte stumm und wandte sich dann seinem Schützling zu. „Das Fenster ist offen, wenn Du Dich übergeben musst. Geh nur“, sprach er ihn sanft an. Das Model reagierte kaum. Es stürzte von der Bühne herunter und lief schwankend zum offenen Fenster. Die Menschen blickten ihm fassungslos und besorgt hinterher. Leises Gemurmel breitete sich aus. Der Kleine beugte sich über den Fenstersims hinaus und erbrach sich. Er brachte eine ordentliche Masse hervor. Eklige Angelegenheit. Er drückte sich mit den verkrampften Händen auf das Brett vorm Fenster. Denn er hielt ja immer noch das Lamettengeschirr und das Senderhalsband darin. Seine Augen waren inzwischen ganz glasig und es schien ihm immer schlechter zu gehen. Seine Sinne schwankten und er drohte am Fenster zusammenzubrechen. Plötzlich vernahm er verwirrte Stimmen hinter sich. Nur schwach nahm er sie noch wahr. Sie klangen aufgeregt und panisch. Langsam und mit größter Mühe wandte er den Blick nach hinten. Seine Augen waren völlig vertrübt, aber sie konnten dennoch erfassen was geschah. Und es war nicht gut! Wie in seiner Vision sprang einer der Funken in einem hohen Satz in die nächstbeste Lampe hinein. Bei dieser zersprang das Gehäuse und sie riss. In einer irren Geschwindigkeit raste die Glühbirne nach unten. Einige Menschen sprangen panisch auf, andere waren zu geschockt um sich zu bewegen. Viele von ihnen hatten den Mund zum Schreien geöffnet. Tonlose Schreie. Sie alle waren bleich wie Kreide und sie starrten dem tödlichen Unglück mit vor Angst geweiteten Augen entgegen. Dem Kleinen blieb fast das Herz in der Brust stehen, als er mit ansah, wie der Scheinwerferinhalt aufschlug und sich riesige Flammen in sekundenschnelle der gewonnenen Freiheit entgegenstreckten. Seine Glieder zitterten und er ließ das Lamettengeschirr für Tiere fallen. Wie ferngesteuert fuhr er wieder zum Fenster herum, drückte sich von dessen Sims und dem Boden unter sich ab und machte eine ungeschickte Vorwärtsrolle aus dem Fenster. Schmerzhaft landete er auf dem Rücken, um Haaresbreite vor seinem Erbrochenen. Seine Augen schlossen sich wie von selbst und er rappelte sich mühsam und von Angst getrieben wieder hoch. Mit unsicheren Schritten und jagendem Herzen entfernte er sich langsam vom Gebäude und kurz darauf flog es hinter ihm in die Luft. Mit einem gewaltigen Knall! Die Druckwelle schleuderte ihn noch ein gutes Stück nach vorne. Erschrocken wimmernd kam er auf dem Boden auf. Sein Körper war durch die Luft geworfen worden und nun lag er seitlich da. Sofort rollte er sich herum und dann zusammen, mit dem Gesicht zum Erdboden auf den Knien liegend. Dass er beobachtet wurde, bemerkte der Kleine nicht. Auf einem Dach, etwa zwei Häuser weiter, saßen zwei Katzen dicht beieinander. Eine weiß-braune Kätzin und ein schwarz-weißer Kater. Ihre bernsteinfarbenen Augen waren zusammengekniffen und auf ihn gerichtet. Wer waren diese Katzen und warum beobachteten sie ihn so aufmerksam? Wollten sie ihm was? Oder kannten sie ihn vielleicht...? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)