Prinzessin Serenity von MamoChan (Usagi X Mamoru (Gegenwart)) ================================================================================ Kapitel 37: Backdraft --------------------- „Aber das kann doch gar nicht sein. Ich verstehe das nicht.“ Völlig ratlos sah sich der junge Mann namens Sosuke im Flur um und wandte sich immer wieder um. Andrew verfolgte dessen seltsamen Gebaren zunächst amüsiert, war aber schon bald gelangweilt. Mit einem breiten Grinsen folgte er ihm durch den Flur. „Das war dann wohl nichts. Ich fürchte, sie müssen sich einen anderen Schuldigen suchen, aber auch da werden sie wenig Glück haben. Wer immer hier gequalmt hat, es ist inzwischen alles verzogen. Kein Grund sich aufzuregen.“ Ein wenig wehmütig dachte er daran, dass ihn dieser ärgerliche Zwischenfall um das Vergnügen gebracht hatte seine letzte Zigarre genießen zu können. „Nein, das kann ich nicht glauben. Es war doch viel zu viel Qualm hier drinnen als das es in so kurzer Zeit verzogen sein kann. Der ganze Flur war voll davon.“ Andrew hielt inne und das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. Gut möglich, dass der Junge überreagierte, aber irgendwo in ihm, klingelten die Alarmglocken. Vermutlich waren seine Sorgen unbegründet, aber er hielt es für besser der Sache nachzugehen. „Wieviel Rauch sagten sie nochmal, war in diesem Raum?“ „Das hab ich doch gesagt, der ganze Flur war voll. Es hatten sich schon Gäste beschwert, dass jemand hier geraucht hatte, obwohl es strikt untersagt ist.“ „Sind sie sich wirklich sicher, dass es Qualm von Zigaretten oder sagen wir mal einer Zigarre war?“ Sosuke schaute Andrew als hätte dieser gefragt, ob Katzen hin und wieder auch zu bellen pflegten. „Selbstverständlich, was sollte es denn sonst sein?“ „Wohin führen diese Türen?“, fragte Andrew ihn ohne auf Sosukes Frage einzugehen. Neugierig legte er die rechte Hand auf eine der Türen und schnupperte. Ihm war als könnte er jetzt tatsächlich Rauch riechen, was aber auch daran liegen mochte, dass er noch immer den Geruch seiner letzten Zigarre in der Nase hatte. „Die Tür dort ist immer abgeschlossen, ich weiß auch nicht, was dahinter liegt, aber diese Tür hier führt in den Heizungskeller.“ Andrew drehte sich um und sah wie Sosuke die Hand auf den Türknauf legte. Waren die Alarmglocken in seinem Kopf eben nur leise und kaum wahrzunehmen, so schellten sie jetzt derart laut, dass sie alles andere übertönten. Jetzt wusste er, was hier nicht stimmte, und was jetzt in den nächsten Augenblicken passieren würde, wenn er nicht schnell reagierte. „Rühren sie die Tür nicht an!“ Mit hochrotem Kopf schrie Andrew ihn an, konnte aber nicht verhindern, dass Sosuke ihn einfach nur erstaunt ansah, während er nebenbei die Tür zum Keller öffnete. Entsetzt sah er zu wie sich der Lauf der Zeit verlangsamte und die nächsten Sekunden wie in Zeitlupe verliefen. Sein Impuls war wegzulaufen, einfach nur zu fliehen, aber stattdessen erinnerte sich sein alter Körper an das, was er früher so oft getan hatte und stürmte auf Sosuke zu. Nach der Katastrophe hatte es immer wieder Gerüchte über einen Anschlag gegeben, eine im Gebäude positionierte Bombe oder ein absichtlich gelegter Brand. Die Gerüchte waren so vielseitig wie unzutreffend. Alle Experten kamen später zu dem ernüchternden Ergebnis, dass eine Verkettung vieler kleiner Zufälle zu einer Kettenreaktion führten, angefangen bei der Bauweise des alten historischen Gebäudes, die Art und Weise, wie die Tische aufgebaut wurden und nicht zuletzt der Tatsache, dass man nach der hektischen Pflege aller Holzelemente die ölgetränkten Tücher vorerst in einem Abfallsack im Heizungskeller entsorgt hatte. Durch die dadurch verursachte exothermische Reaktion, kam es zu einem Schwelbrand. Alles, was am Abend geschehen sollte, ließ sich letztendlich darauf zurückführen, dass ausgerechnet die besagte Kellertür in just diesem Moment geöffnet wurde. Von Erzählungen aus längst vergangenen Zeiten hatte Sosuke gehört, wie vor Jahrhunderten edle Krieger aufbrachen um sich fürchterlichen Kreaturen zu stellen, die ganze Dörfer verwüsteten, Menschen fraßen und junge Frauen verschleppten. Und jetzt wusste Sosuke auch ganz genau, was sie empfunden haben mussten, als sie endlich die Höhle des Drachen erreicht hatten und das Ungetüm sie bereits am Eingang erwartete. Kaum hatte er die Tür geöffnet, kam ein fürchterlicher Wind auf, der ihm durch das Haar blies und am Körper vorbei wehte. Als hätte ein gewaltiger Drache, der in der Finsternis hinter dieser Tür lauerte einen tiefen Atemzug für seinen tödlichen Angriff genommen. Sosuke wurde zur Seite gerissen. In Angst schrie er auf und schlug um sich, bevor er auf dem Teppich landete und von dem massigen Körper Andrews zu Boden gedrückt wurde. Und dann spie der Drache Feuer. Nach Sekunden, in denen scheinbar gar nichts geschah, bahnte sich plötzlich eine gewaltige Feuerwalze ihren Weg aus dem Keller und breitete sich in rasender Geschwindigkeit aus, wobei sie alles in Brand setzte, was ihr im Wege war. Setsuna hatte am Eingang gestanden, und ein lockeres Gespräch mit einem der Gäste geführt, als sie plötzlich die Hitze spürte und erschrocken mit ansehen musste, wie eine Wand aus Feuer direkt auf sie zukam. Hätte sie gezögert, wäre sie ein Opfer der Flammen geworden. Stattdessen machte sie einen Satz nach vorne, breitete die Arme aus und zog die beiden Gäste mit sich aus dem direkten Gefahrenbereich. Sie konnte schon spüren wie die Flammen nach ihr züngelten und ihr das Haar versengte, als sie den Halt verlor und nach vorne die Stufen der Außentreppe hinabstürzte. Niemand, der direkt an der Tür zum Ballsaal gestanden hätte, wäre mit dem Leben davongekommen, als die Explosion den Ballsaal erreichte. Mamoru und Rei blieben beide abrupt stehen und starrten ungläubig auf das Szenario unter ihnen. Die Flammen breiteten sich nicht im ganzen Saal aus, sondern wanderten nach oben, und entzündeten die sich direkt über dem Eingang befindende Gemälde. Menschen flüchteten kreischend vor der Feuerwalze und stießen dabei rücksichtslos alles beiseite, was ihnen den Weg versperrte, seien es Stühle, Tische oder andere Menschen. Während sie in heilloser Panik davonrannten, rissen sie die Kandelaber von den Tischen, welche sofort für weitere Brandherde sorgten. „Oh Gott“, sagte Mamoru mit aufgerissenen Augen. Er wollte nur noch hier weg, fliehen, bevor die Flammen auch sie erreichen würden. Doch gleichzeitig konnte er seine Augen auch nicht von dem Inferno unter sich losreißen. Inzwischen brannte es im ganzen Saal, unzählige kleinere Feuer hatten sich ausgebreitet, wanderten die Wände hoch und versenkte alles, was ihnen im Weg war. Die ersten Gäste flüchteten über die große Treppe, deren Teppich bereits an einigen Stellen Feuer gefangen hatte, das sich ebenfalls rasend schnell ausbreitete. „Wir müssen hier raus!“, schrie Rei und zog an Mamorus Hand. Als hätte er sich in einem Tagtraum befunden und wäre der Gefahr gar nicht tatsächlich ausgesetzt, fuhr Mamoru erschrocken zusammen. Noch hätten sie die Treppe nach unten laufen können, aber sein erster Gedanke galt Usagi, die sich noch immer im zweiten Stock befinden musste. Die Flammen konnten sie noch nicht erreicht haben, doch wenn sie dort blieb, würden sie ihr schon bald den Weg versperren und jede Flucht unmöglich machen. Er warf einen flüchtigen Blick zu Rei, und erkannte sofort, dass sie genau wusste, woran er dachte. Mit einem kurzen Nicken gab sie ihm zu verstehen, dass sie ihm folgen würde. Im Ballsaal herrschte das reinste Chaos. Menschen rannten wild durcheinander, hilflos auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Der Eingang war ein reines Flammenmeer. Stühle und Tische, die dort Feuer gefangen hatten, machten den einzigen Ausgang nun unpassierbar. Wer es dennoch versuchte, stand vor einer unüberwindlichen Feuerwand. Aus den Augenwinkeln sah Mamoru, dass nun auch eine der Treppen bereits blockiert war. Obwohl seit dem Ausbruch des Feuers nur wenig Zeit vergangen war, hatten sie die Rauchschwaden bereits hier oben in den Fluren ausgebreitet. Als Rei und Mamoru das hintere Treppenhaus erreichten, konnten nicht einmal mehr den Absatz der ersten Treppen sehen. Dafür deutete ein oranges Leuchten hinter dem schwarzgrauen Vorhang an, dass das Feuer auch schon das Treppenhaus erreicht hatte. „Verdammt, dort kommen wir nicht mehr durch!“, schrie Mamoru mehr zu sich selbst als zu Rei. Noch mitten im Satz machte er kehrt und zog Rei mit sich. Seine Augen tränten, und er hatte inzwischen Mühe sie wegen des beißenden Rauches offen zu halten. Seine Lungen brannten und das Atmen viel ihm zunehmend schwerer. Rei ging es nicht viel besser, hustend rang sie nach Luft, während sie beide sich Meter für Meter voran durch den Flur kämpften. Inzwischen konnten sie nur mehr erahnen, wo sie sich ungefähr befanden. Eine genaue Orientierung war unmöglich geworden. Der Qualm wurde zusehends dichter und nahm ihnen immer mehr die Sicht. Vorsichtig tasteten sie sich voran. Sowohl Rei als auch Mamoru wussten, dass es ihr sicherer Tod sein würde, wenn sie sich jetzt verliefen und eine falsche Richtung einschlugen. Der Ballsaal brannte nun lichterloh. Von der Balustrade im ersten Stock sahen sie hinab in das Flammenmeer, in dem sich noch vereinzelte Menschen befanden. Mamoru wusste nicht, ob die übrigen hatten fliehen können oder ob sie ein Opfer der Flammen geworden waren, aber genau genommen wollte er auch gar nicht darüber nachdenken. Mit einem lauten Knall löste sich plötzlich ein Teil der Decke und stürzte zusammen mit einen der Kristalllüstern in die Tiefe. Die Menschen stoben auseinander als der Kronleuchter auf die Treppe stürzte und so den einzig noch freien Weg hinaus blockierte. „Oh mein Gott!“ Entsetzt starrte Mamoru nach unten. Einige der panischen Gäste erkannte er noch von vorhin. Mit einigen von ihnen hatte er geredet, andere waren nur an ihm vorbeigegangen, aber in diesem Augenblick war es, als wären sie alle alte Bekannte, und er weigerte sich daran zu denken, wie sie in dieser Flammenhölle starben. „Wir müssen irgendetwas tun“, rief er und tastete sich am Balkon entlang, während Rei ihm noch immer auf Schritt und Tritt folgte. „Sie sind eingeschlossen“, stellte Rei entsetzt fest. Mamoru sah in alle erdenklichen Richtungen und versuchte irgendetwas zu erkennen, das ihm helfen könnte diese Menschen von dort herauszuholen. Plötzlich Sah er dann vor sich eine der marmornen Statuen. Ohne zu überlegen kletterte er auf das Geländer der Balustrade und stemmte seine Füße schräg gegen den Kopf der Statue. „Was zum Teufel machst du da?“, rief Rei hinter ihm, die das ganze beobachtet hatte. „Die Statue“, ächzte Mamoru. „Wenn wir sie stürzen können, dann fällt sie vielleicht auf das Geländer. Die Leute können dann darüber auf die Treppe klettern.“ „Das funktioniert doch nie!“, rief Rei. „Wenn du einen besseren Vorschlag hast, dann nur raus damit. Wir müssen es zumindest versuchen“, antwortete Mamoru und drückte mit aller Kraft gegen den Kopf der Statue. Natürlich geschah nichts. Das Steingebilde rührte sich nicht einen Millimeter. Mamoru sah, wie Rei neben ihm auf das Geländer kletterte. Zuvor hatte sie die Absätze ihrer Schuhe abgebrochen und drückte die Füße nun ebenso wie er gegen die Statue. Diesmal spürte Mamoru wie sie sich bewegte. Nicht viel, nur wenige Zentimeter wenn nicht weniger, aber das war bereits ein Fortschritt. Von unten drangen plötzlich stimmen zu ihnen empor. Als Mamoru nach unten blickte sah er zwei undeutliche Schemen und glaubte in ihnen die beiden Begleiter der Kronprinzen zu erkennen. Er rief nach ihnen und machte wilde Gesten um ihnen irgendwie zu verdeutlichen, was er versuchte, und scheinbar verstanden sie. Beide drückten sie von unten gegen die Statue. Mamoru wusste nicht, ob es wirklich half, glaubte aber zu spüren, wie sich die Marmorstatue diesmal stärker bewegte. Wieder nur ein paar Zentimeter, aber kaum war sie zurück geschwankt, stemmten sie mit vereinten Kräften erneut dagegen und nutzten ihren eigenen Schwung um sie diesmal bedeutend stärker zu bewegen. Bei jeder Bewegung wiederholten sie es, und jedes Mal konnten sie die Statue stärker neigen, bis sie endlich vor der Schwerkraft kapitulierte und mit umstürzte. Sie landete nicht dort, wo Mamoru es erhoffte hatte, sondern lag recht steil auf dem Treppengeländer auf, aber dennoch reichte es aus. Während Mamoru und Rei wieder vom Geländer kletterten und zur Treppe liefen, hatten die Begleiter des Kronprinzen die verbliebenen Gäste zur provisorischen Rampe geführt und halfen ihnen dabei diese emporzusteigen. Mamoru lief ein Stück die Treppe hinunter und half ihnen ebenfalls, so gut es ging. „Mamoru!“, hörte er Rei hinter sich rufen. „Bitte komm jetzt. Wir müssen hier raus!“ Als letztes kletterten die beiden Begleiter des Prinzen über das Geländer und Mamoru stellte erstaunt fest, dass die Person, die sie zuletzt nach oben geleiteten, der Kronprinz selbst war. „Danke“, sagte der Größere mit den dunklen Haaren als sie an Mamoru vorbeiliefen und den Prinzen dabei mit sich führten, der sich nach Leibeskräften wehrte. Mamoru folgte ihnen nach oben, wo Rei ihn bereits erwartete. Sie packte Mamoru am Arm und zog ihn mit sich. „Sie sind alle raus! Schnell wir müssen hinterher“, sagte sie. Obwohl die drei direkt vor ihnen gewesen waren, konnte Mamoru sie schon nicht mehr sehen. Auch Rei suchte verzweifelt die Gegend ab, während ihre Augen vom Rauch tränten und ihre Lungen bei jedem Atemzug brannten. Es waren nur wenige Sekunden vergangen, aber diese hatten genügt sie aus den Augen zu verlieren. Völlig orientierungslos irrten Rei und Mamoru durch den Flur. Mit jedem Augenblick, der verstrich, fiel ihnen das Atmen schwerer. Inzwischen waren sie auf die Knie gegangen, da der Rauch nach oben wanderte und es deshalb erträglicher wurde, je näher sie dem Boden waren. „Oh Gott, wie müssen raus oder wir sterben hier“, rief Rei, und gab zu erkennen, dass sie voller Anst war. Mamoru tastete sich vorsichtig vor und packte Rei an den Schultern. „Nein, du wirst hier nicht sterben, das verspreche ich dir.“ Neben ihnen brach ein weiteres Stück aus der Decke. Als das historische Gebäude erbaut wurde, nutzte man noch Holzbalken um die Decke zu stützen und die Kronleuchter darin zu verankern. Als das Gebäude später aufwendig saniert wurde, vergaß man diesen Umstand zu ändern, und genau diese Nachlässigkeit rächte sich nun. Durch die Flammen angegriffen, ächzten die Balken und waren nicht mehr in der Lage die schweren Kristalllüster zu tragen. Mit einem ohrenbetäubenden Lärm stürzten sie gemeinsam mit den Balken in die Tiefe um dort alles unter sich zu begraben. „Komm, wir müssen weiter!“ Mit einem Ruck riss er Rei hoch und zog sie mit sich. Es musste einen Ausweg geben, schließlich waren alle anderen scheinbar auch entkommen. Zuerst in geduckter Haltung und dann über den Boden krabbelnd bewegten sie sich voran. Als Mamoru eine Wand erreichte, hoffte er, dass er sie beide nun nicht in den sicheren Tod führte. Vom Flur gingen unzählige Türen ab, wenn er eine davon erreichte, führte diese vielleicht in ein Zimmer mit einem großen Fenster. Sollte er jedoch in einer weiteren Putzkammer landen, wäre es ihr beider Ende. Während er mit der einen Hand Rei am Arm gepackt hatte und mit sich zog, tastete er sich mit der anderen an der Wand entlang. Und dann stieß er endlich gegen eine Zarge. Beinahe hätte er laut gejubelt. Blind tastete er nach dem Türknauf und als er ihn fand, betete er, dass die Tür nicht verschlossen war. Sie ging sofort auf, und Mamoru stellte fest, dass der nächste Raum vom Feuer beinahe völlig verschont geblieben war. Nur wenig Rauch war durch den Türschlitz eingedrungen, doch jetzt wo er die Tür geöffnet hatte, brachte Mamoru dicke Rauchschwaden mit sich. Obwohl seine Augen noch immer brannten, konnte er die Balkontür auf der Gegenüberliegenden Seite erkennen. „Wir haben es geschafft!“, rief er und zerrte Rei mit sich hoch. Sie durchquerten das Zimmer und nachdem Mamoru die Tür aufgerissen hatte, traten sie nach draußen auf den Balkon. Hustend stürmten sie nach draußen. Ihrer beide Lungen brannten, und ihre Augen waren Tränen verschmiert und voller Ruß. Aus der Ferne hörten sie die immer lauter werdenden Sirenen der Feuerwehr. Wieviel Zeit mochte nur vergangen sein, seit das Feuer ausgebrochen war? Es kam ihnen wie eine Ewigkeit vor, aber in Wirklichkeit waren es vielleicht nur wenige Minuten gewesen. Keuchend wankte Rei zum Geländer und sah nach unten. „Es ist hoch, meinst du, wir schaffen es, wenn wir springen?“ Als sie keine Antwort erhielt, drehte sie den Kopf und sah Mamoru, der voller Sorge versuchte die Lage einzuschätzen und so gut es ging die Fassade in Augenschein nahm. Aus jedem Fenster im Erdgeschoss drangen entweder dicke schwarze Rauchschwaden oder bloße wütend züngelnde Flammen. Im zweiten Stock hingegen sah es weit weniger schlimm aus. Es drang nur vereinzelnd Rauch aus den Fenstern. Ganz offensichtlich hatte sich das Feuer noch nicht im ganzen Gebäude ausbreiten können. „Sie ist noch da drinnen.“, stellte Rei erschrocken fest. Ganz gleich was zwischen ihr und Mamoru vorgefallen war, sie hatte es nicht verdient in den Flammen zu sterben. „Sie kann dort nicht weg.“ „Niemand außer uns weiß, wo sie ist“, sagte Mamoru monoton mit leerem Blick. „Mamoru, hör zu! Die Flammen haben sie noch nicht erreicht. Die Feuerwehr ist da, man wird sie rechtzeitig herausholen. Hörst du mich?“ Anstatt zu antworten wandte sich Mamoru plötzlich ihr zu und nahm Rei auf den Arm, noch bevor sie begriff, wie ihr geschah und trat mit ihr direkt an das Geländer heran. „Was tust du? Das ist zu hoch für uns!“ „Es tut mir leid Rei, alles, was geschehen ist. Es tut mir leid, dass ich dir kein guter Ehemann sein konnte.“ „Was redest du denn da?“ Er antwortete ihr nicht mehr. Stattdessen gab er ihr einen Kuss, und dieser war sanfter als alle Küsse, die sich jemals von ihm in der Vergangenheit bekommen hatte. Reis Herz wurde schwer, denn sie spürte, dass dies das allerletzte Mal war, dass er sie küsste. Und dann hob er sie empor und warf sie vom Balkon in die Tiefe. Der Sturz war lang und der Aufprall heftig. Rei wurde die Luft aus den Lungen gedrückt, als sie direkt in eine der prachtvollen Hecken viel, die das gesamte Gebäude umgaben. Spitze Äste bohrten sich schmerzhaft in ihre Haut, aber nach dem sie den ersten Schock überwunden hatte, stellte sie fest, dass sie nicht nur am Leben, sondern auch ohne ernsthafte Verletzung war. Als sie nach oben blickte, sah sie noch wie Mamoru vom Balkon aus mit besorgter Miene zu ihr hinab sah. Dann wandte er sich ab und rannte zurück in die Flammenhölle um seine Prinzessin zu finden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)