Prinzessin Serenity von MamoChan (Usagi X Mamoru (Gegenwart)) ================================================================================ Kapitel 25: Rei --------------- „Nein, das ist doch nicht wahr!“ Rei wendete das Gesicht ein wenig ab, damit ihre Freundin nicht mitbekam, wie sie leicht errötete. Sie mochte es nicht sonderlich, wenn man ihr zu deutlich ansah, was in ihr vorging. „Aber das ist ja wunderbar! Das ist doch genau das, wofür du die letzten Jahre gearbeitet hast.“ „Ja“, sagte Rei kurz angebunden. „Das muss doch gebührend gefeiert werden! Komm, wir müssen nach dem Essen irgendwas unternehmen! Ich zahle! Ach quatsch, du zahlst!“ „Mina, hör mal-“ Noch bevor Rei ihren Satz beenden konnte, war Minako bereits aufgestanden und hatte laut rufend einen der Kellner auf sich aufmerksam gemacht. Rei spürte wie sie rot anlief, war sich jedoch nicht ganz sicher ob aus Ärger oder vielleicht doch aus Scham. Vermutlich war es eine Mischung aus beidem. Während Minako sich weiterhin einen Dreck darum scherte, dass sie sich mit ihrem Verhalten der Lächerlichkeit preisgab, überlegte Rei kurz, ob es ihr lieber wäre im Erdboden zu versinken oder Minako einfach hier und sofort umzubringen. In diesem Fall würden die Leute Letzteres eventuell sogar tolerieren. „Mina! Setz dich!“ zischte Rei und zupfte an Minakos mit Punkten versehenen Kleid. „Ja was denn?“ fragte diese und ließ sich schließlich doch widerstrebend auf ihrem Stuhl nieder. „Du bist manchmal echt unmöglich, weißt du das eigentlich?!“ „Ja, und trotzdem magst du mich“, sagte Minako und zwinkerte Rei zu, was diese zunächst empört nach Luft schnappen ließ, ihr aber dennoch den Wind aus den Segeln nahm. „Aber wenn du dich zu so etwas hinreißen lässt, frage ich mich jedes Mal wieso überhaupt.“ „Wegen meines liebevollen Wesens natürlich.“ Rei zuckte mit den Schultern und der böse Blick, den sie ihrer Freundin zuwarf, wurde schnell zu einem Schmunzeln und bald darauf zu einem echten Lächeln. Sie und Minako hatten sich bereits in der Schule kennengelernt waren seitdem trotz ihrer doch recht großen Gegensätze noch immer sehr eng befreundet. Rei sah sie sogar als ihre beste Freundin an, auch wenn hin und wieder das Bedürfnis empfand Minako den Hals umzudrehen. „Die großartigen, den Intellekt anregenden Gespräche können es ja wohl kaum sein.“ „Ach, du würdest mich doch auch gar nicht anders haben wollen, habe ich recht?“ Rei verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen und zog die Schultern hoch. „Da hast du vielleicht sogar recht, aber ich wäre trotzdem bereit es mal drauf ankommen lassen.“ „Nein, lieber nicht. Schließlich muss ich die Zeit mit dir noch ausnutzen, so gut es eben noch möglich ist. Bald wirst du dich nicht mehr mit mir treffen wollen, weil dich deine peinliche Freundin in aller Öffentlichkeit in Verlegenheit bringt.“ „Als ob du das nicht auch schon jetzt tun würdest“, sagte Rei grinsend „Ja, aber jetzt schert sich kaum jemand drum, später wird es dann in der Zeitung stehen.“ Rei zuckt mit den Schultern und verzog ein wenig das Gesicht. „Ich weiß nicht“, sagte sie nachdenklich. Minako hob eine Augenbraue und schaute sie recht irritiert an. „Was meinst du denn damit?“ „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das machen soll.“ Rei sah, wie Minakos Augen noch größer wurden als sie ohnehin schon waren. Beinahe wünschte sie sich, sie hätte diese Bemerkung unterlassen, da sie genau wusste, dass wenn Minako erst nachhaken würde, sie aus dieser Sache nicht mehr herauskäme. Aber das wollte sie eigentlich auch gar nicht. „Was heißt, du bist dir nicht sicher? Das ist doch das, worauf du die ganze Zeit hingearbeitet hast. Davon hast du mir doch immerzu erzählt. Was sagt denn Mamoru dazu?“ Rei kniff die Lippen zusammen und schaute Minako unsicher an. Sie sah ihren ratlosen Blick, während diese darauf wartete, dass Rei endlich weitersprach. Rei seufzte leise. „Ich habe es ihm noch nicht erzählt.“ Minakos Schweigen verunsicherte sie noch viel mehr als es ohnehin bereits der Fall war. Beinahe glaubte Rei die Gedanken hinter ihrer Stirn arbeiten zu sehen. Drückte deren Blick im ersten Moment zunächst nur Überraschung aus, erkannte sie nun echte Besorgnis darin. „Sollen wir gehen? Möchtest du irgendwo anders hingehen und reden?“ Rei nickte dankbar. „Alles klar, wir sind gleich hier weg.“ Erleichtert sah Rei wie Minako sich wieder nach einem Kellner umschaute, den Arm hob und laut „Zahlen!“ quert durch das Restaurant brüllte. Nur wenige Minuten später traten sie gemeinsam auf die Straße und Rei atmete die kühle Abendluft ein. Es waren Momente wie diese, in denen ihre Freundschaft begründet war. Egal wie unterschiedlich sie auch sein mochten, wie sehr Minako sie auch immer wieder vor anderen in Verlegenheit brachte, sie war immer für Rei dagewesen, wenn sie sie gebraucht hatte. Und jetzt brauchte sie Minako vielleicht mehr als jemals zuvor. Sie gingen ein Stückchen die Straße entlang, und unterhielten sich über einige belanglose Dinge, bis sie den Stadtpark erreichten. Gemeinsam stiegen sie die Treppen hinab, und gingen ein Stück des Weges entlang. Anfangs kamen ihnen noch einzelne Spaziergänger entgegen, aber schon bald waren sie alleine. Im Schein einer Laterne setzten sie sich schließlich auf eine der Bänke. „Nun sag, was ist denn los?“ Rei überlegte wie sie ihre Gedanken am besten in Worte fassen konnte. All die Dinge aus den letzten Wochen und Monaten schossen ihr durch den Kopf. „Ich glaube, ich verliere ihn“ sagte sie schließlich leise und sah zu Minako auf, um auf deren Reaktion zu warten. „Oh“, war die einzige Antwort, die sie schließlich nach einer längeren Pause zustande brachte, worauf dann eine noch bedeutend längere folgen sollte. „Ist... ist es so schlimm wie damals?“ fragte Minako schließlich vorsichtig. Rei seufzte und schüttelte leicht ihren Kopf. „Schlimmer. Und auch wieder nicht. Es ist irgendwie... da ist gar nichts mehr. Verstehst du?“ „Nein“, gab Minako ehrlich zu. Rei holte tief Luft, lehnte sich etwas zurück und legte sie die Hand auf die Stirn. „Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es ist irgendwas mir ihm, etwas dass er zu verbergen versucht. Mamoru ist nicht böse oder so, aber ich merke, dass es ihm schlecht geht, und ich dringe nicht zu ihm vor. Ich spüre seit langer Zeit, wie er sich immer mehr von mir entfernt, und anstatt etwas dagegen zu unternehmen, ist es als würde ich tatenlos dabei zusehen.“ Sie sah zu Minako rüber, die ihr weiter aufmerksam zuhörte. „Ich habe in den letzten Jahren alles falsch gemacht“ fuhr Rei fort, und ihre Stimme klang etwas zittriger. Hin und wieder machte sie kleine Pausen bevor sie weitersprach um sich kurz zu sammeln. „Ich habe ihn immer allein gelassen. Weiß du wie oft ich in den letzten Jahren wegen meiner Karriere unterwegs war, und wie oft ich mit Mamoru etwas unternommen hatte? Einmal im Jahr haben wir dann ein Wochenende am See verbracht. Das ist einfach zu wenig. Nach der Sache damals hatte ich gedacht, ich würde es hinkriegen. Mamoru hat sich nie beschwert. Ich dachte, solange er in seine Arbeit vertieft ist, würde es ihm nichts ausmachen. Er war immer gut zu mir, und ich wollte ihm eine ebenso gute Ehefrau sein, aber ich glaube ich schaffe es nicht.“ „Aber natürlich schaffst du das“, sagte Minako freundlich aber bestimmt. Rei blickte auf. „Du bist stark und schaffst alles. Du hast bis jetzt alles gepackt, was du dir vorgenommen hast, was es auch gewesen war.“ Rei schüttelte mit einem gequältem Lächeln den Kopf. „Du würdest staunen, wenn du mehr wüsstest.“ „Was meinst du damit?“ „Ich weiß nicht, wie lange ich ihn noch halten kann. Es geht schon seit langer Zeit so, wir entfernen uns immer weiter voneinander. Im Grunde seit dieser Geschichte damals. Auch wenn ich es mir gerne vorgemacht habe, aber ich glaube wir haben uns davon niemals wirklich erholt. Seit damals versuche ihn glücklich zu machen, und er versucht sich nicht anmerken zu lassen, dass er es eigentlich nicht ist.“ „Aber wie kommst du darauf?“, fragte Minako ehrlich erstaunt. „Ihr seid das glücklichste Paar, das ich kenne.“ „Das ist nicht leicht zu erklären. Wir haben nicht wirklich Streit, aber wir reden weniger als früher miteinander, alles ist dann furchtbar oberflächlich. Ich bin häufig weg, und wenn ich nach Hause komme, ist er in seine Arbeit vertieft. Wir haben schon immer wenig Zeit miteinander verbracht, aber in letzter Zeit ist es noch schlimmer geworden.“ „Schlimmer?“ Rei stand auf und ging ein paar Schritte. Dann drehte sie sich wieder zu Minako um und starrte nachdenklich auf den Boden. „Die Reise, auf der man mir diese Position endlich angeboten hatte. Ich wusste, dass es ihm nicht behagte, dass ich ging. Er hat versucht es mich nicht spüren zu lassen, aber es war so offensichtlich, dass er nicht wollte, dass ich ging. Als ich zurückkehrte, liefen die Dinge schlechter als jemals zuvor. Wir sehen uns jetzt noch seltener, sprechen kaum noch miteinander.“ Rei setzte sich wieder neben Minako auf die Bank. „Er hatte sich für die Zeit in unsere kleine Hütte am See zurückgezogen, um sich dort zu erholen und auf andere Gedanken zu kommen. Irgendwas ist dort mit ihm passiert. Ich weiß nicht, was, aber ich habe Angst davor. Vielleicht ist ihm bewusst geworden, dass das was wir gemeinsam haben für ihn zu wenig ist. Und weißt du, was das schlimmste ist?“ „Nein, aber magst du es mir erzählen?“ fragte Minako vorsichtig. „Mamoru versucht schon seit Tagen mit mir zu reden. Ich weiß worüber er mit mir sprechen will, aber ich will es nicht hören. Darum vertröste ich ihn, entwaffne ihn oder laufe geradezu davon. Passt das denn zu mir? Ich habe so eine Angst Mamoru zu verlieren, dabei verbindet uns kaum noch etwas. Ich weiß, dass mit ihm etwas nicht stimmt, aber ich habe Angst davor es anzusprechen, denn irgendwie weiß ich, dass zwischen uns alles vorbei sein wird, wenn es erstmal angesprochen wurde.“ Rei stand ruckartig auf ballte die Hände zu Fäusten atmete so heftig, dass sie dabei schnaufte. Ihre Lippen hatte sie zu einen schmalen Schlitz zusammengepresst. „Ich komme mir so verlogen vor. Vorhin sagte ich noch, ich wollte ihm eine gute Ehefrau sein, aber wenn er mich wirklich braucht, bin ich nicht da, nur weil ich mich vor der Konfrontation fürchte. Anstatt etwas zu tun, sehe ich einfach dabei zu, wie wir uns immer weiter voneinander entfernen.“ Rei wendete sich ab und ging ein paar Schritte. Nachdem sie den Lichtkegel der Laterne verlassen hatte, verschränkte sie die Arme und starrte in die Dunkelheit. „Irgendwann werden wir uns völlig fremd sein, und ich fürchte, dass er früher oder später sein Glück bei einer anderen Frau zu finden sucht, wenn ich jetzt nichts unternehme. Falls es dafür nicht schon zu spät ist.“ Minako legte den Kopf schief und sah zu Rei, die ihr noch immer den Rücken zugekehrt hatte und in die Nacht hinaus starrte. „Du meinst doch nicht...?“ „Wen würde es wundern? Vielleicht hat er sich verliebt und bleibt nur aus Verpflichtung.“ Minako schwieg, offenbar hatte es ihr die Sprache verschlagen, was ausgesprochen selten der Fall war. Rei hingegen fühlte sich überraschend erleichtert. Es hatte gut getan, die Dinge, die ihr seit so langer Zeit auf der Seele lasteten einmal laut auszusprechen. „Ich kann es einfach nicht glauben, dass ich meine zweite Chance derart verbockt habe.“ Minako war aufgestanden und an Rei herangetreten. Zögerlich legte sie ihr den Arm um die Schulter und als sie nichts dagegen unternahm, schloss Minako sie in die Arme und drückte sie an sich. Rei hatte nicht gerade eine Abneigung gegen körperliche Nähe, aber war mit Ausnahme seltener Gelegenheiten immer eher distanziert. Diese war eine jener Momente, in denen sie es dankbar annahm. Still stand sie zusammen mit Minako da und genoss die Umarmung ihrer Freundin, die ihr Geborgenheit und die Kraft schenkte, die sie schon bald brauchen würde. „Ich denke, du weißt selbst, was du nun tun musst, nicht wahr?“ Rei drückte sich etwas enger an Minako und schloss die Augen, bevor sie nach einer langen Zeit dann doch antwortete. „Ja, ich wünschte nur, es wäre nicht so schwer.“ „Aber danach wird es dir besser gehen. Ganz egal, wie es ausgeht, die Ungewissheit und der Ballast werden dann nicht mehr auf dir lasten.“ „Und wenn er mich nicht mehr will? Was wenn es wirklich jemand anderen gibt?“ „Sag du es mir.“ Rei verzog das Gesicht und gab einen Ton des Missfallen von sich. „Du bist gemein“, sagte sie ohne Minako loszulassen. „Ja, ich weiß“, erwiderte diese ruhig. „Ich kann ihn nicht zwingen“, sagte Rei entschlossen und löste nun die Umarmung um Minako ernst anzusehen. „Aber aufgeben werde ich Mamoru auch nicht. Zum Teufel mit ihr, wenn es sie wirklich gibt, zum Teufel mit allem, was zwischen uns steht.“ Minako ließ Rei los und trat einen Schritt zurück, bis sie genau unter dem Lichtschein der Laterne stand und lächelte. „Da bist du ja endlich wieder. Die Rei, die ich kenne.“ Verlegen schaute Rei zu Boden. Rei wollte noch nicht heim, als sie beide den Park wieder verließen, und so schlenderte sie mit Minako einige Zeit durch die Stadt um wenigstens kurzfristig auf andere Gedanken zu kommen. Später am Abend war Minako der festen Überzeugung, dass Rei noch einen alternativen Plan parat haben sollte, für den Fall, dass ein Gespräch alleine nicht den gewünschten Erfolg haben wollte. Genau aus diesem Grund überredete sie Rei zum Besuch in einer Boutique, um dort Dessous zu kaufen, von denen Rei ganz genau wusste, dass sie sie niemals tragen würde. Aber zumindest gab Minako dadurch Ruhe. Sie begleitete Rei noch den ganzen Abend bis zu ihr nach Hause, und verabschiedete sich erst dann, als Rei sie förmlich fortschickte. Die Nacht war bereits fortgeschritten als sie endlich daheim eintraf und einige Minuten vor der Haustür stand, bevor sie es über sich brachte einzutreten. Ihr war klar, dass sie bald mit Mamoru sprechen musste, und je länger sie es hinauszögerte, desto schwerer würde es ihr fallen. Rei wusste, dass sie niemals wieder so stark sein würde dies zu überstehen wie in diesem Moment. Zögernd trat sie in den Flur und warf die Tüte mit den Dessous beiläufig in eine Ecke, wo sie sie unter Garantie erst Wochen später durch Zufall wiederfinden würde. Rei staunte, dass teilweise noch Lichter brannten. Sie hatte vermutet, dass er sich wieder in seinem Arbeitszimmer aufhalten würde und war dementsprechend überrascht, als er ihr aus der Küche direkt links vom Flur entgegen trat. „Oh, Du bist noch auf?“ Ihr Herz klopfte wie wild, aber es war nicht die angenehme Art. Sie konnte an seinem Gesichtsausdruck sehen, dass der Moment, vor dem sie Angst gehabt hatte, unmittelbar bevorstand. In den letzten Jahren hatte sie stets verleugnet, was ihr Herz längst wusste, und vielleicht wären die Dinge anders verlaufen, wenn sie statt auf ihren Verstand einmal darauf gehört hätte, was ihr Herz ihr versucht hatte zu sagen. Wenigstens dieses eine Mal wollte sie auf ihre innere Stimme hören. Sie wollte stark sein und dieses eine Mal nicht davonlaufen. Noch bevor Mamoru ein Wort sagen konnte, trat sie einen Schritt vor und nahm seine Hand und schaute ihm in die Augen, während er sie noch verdutzt ansah. „Sag mir Mamoru, wann ist es geschehen? Wann ging es mit uns entzwei?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)