Prinzessin Serenity von MamoChan (Usagi X Mamoru (Gegenwart)) ================================================================================ Kapitel 13: Erzähl mir von deiner Frau -------------------------------------- Nachdem er ein wenig Wasser in zwei Flaschen abgefüllt hatte, packte Mamoru noch ein paar Handtücher in seine Reisetasche. Es war immer wichtig Handtücher dabei zu haben. Die Tasche hängte er sich um die Schulter, verließ die Hütte, schloss die Tür und streckte Usagi seine Hand entgegen, damit sie diese ergriff. Statt sich aber einfach nur mit seiner Hand zu begnügen, klammerte sie sich gleich an seinen ganzen Arm und hielt ihn fest, als wollte sie ihn nie wieder hergeben. Strahlend schaute sie ihn an, gespannt darauf, wohin er sie wohl führen würde. Mamoru lächelte zurück und ging dann mit ihr ein kleines Stück am Ufer entlang, bevor sie einen schmalen Trampelpfad betraten, der sie weg vom See tiefer in den Wald hineinführte. Hin und wieder ließ sie seinen Arm los, wenn der Weg zu schmal wurde, um nebeneinander gehen zu können. Die meiste Zeit jedoch über hakte sie sich locker bei Mamoru ein und ging neben ihm einher. Mamorus Herz machte jedes Mal erneut einen kleinen Hüpfer, wenn Usagi den Kontakt suchte und sich an ihm festhielt. Er mochte es ihre Nähe zu spüren, wenn sie seinen Arm umschloss und gelegentlich seine Seite streifte. Es war ein wunderbares angenehmes Gefühl. Allerdings fühlte er sich auch ein wenig schuldig. Obwohl er nun bereits seit Jahren verheiratet war, hatte er noch niemals zuvor derart empfunden. Er hatte Rei oft in den Arm genommen, unzählige Male ihre Hand gehalten, aber immer geschah es beiläufig, ohne dass er diesem Umstand besondere Beachtung schenkte. Und nun brachte ihn selbst die kleinste Berührung eines Mädchens, das er vor zwei Tagen noch nicht einmal gekannt hatte, beinahe um den Verstand und sorgte für die sprichwörtlichen Schmetterlinge im Bauch. Mamoru bedauerte es nicht bei Usagi so zu empfinden, im Gegenteil, er genoss dieses Gefühl. Vielmehr fühlte er sich schuldig, weil er für Rei, für seine Frau, nie so empfunden hatte. Er mochte sie, und würde ihr nie bewusst weh tun wollen, aber in Usagis Gegenwart waren alle Gedanken an sein anderes Leben fernab dieses Sees, wie von einem Windstoß davongetragen. Der Weg wurde langsam steiler und führte sie weiter den Berg hinauf. Der lehmige Waldboden wurde zunehmend von Steinen durchsetzt, und bald schon mussten sie über die ersten größeren Felsen klettern. Mamoru kannte den Weg in und auswendig, hatte ihn bereits unzählige Male bestritten, doch Usagi war es offensichtlich nicht gewohnt und dementsprechend schnell kam sie dann außer Atem. Schnaufend stemmte sie sich einen Felsen hoch, während Mamoru ihr half indem er sie bei der Hand hielt und sachte nach oben zog. „Puh“, sagte sie und rang nach Atem, als sie es endlich nach oben geschafft hatte. Ihr Kopf war hochrot angelaufen. „Wie wäre es, wenn wir eine kleine Pause machen?“, fragte Mamoru und zeigte sich offenkundig amüsiert. Anstatt zu antworten ließ sich Usagi gegen einen Stein sinken, hob schnaufend ihre rechte Hand und streckte den Daumen nach oben. Mamoru konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, welches Usagi mit einem bitterbösen Blick, der ein festes Versprechen auf spätere Rache darstellte, quittierte. Mamoru öffnete seine Tasche, holte eine der Wasserflaschen raus und reichte sie Usagi. Sie trank mit gierigen Schlucken, so dass ihr ein kleiner Rinnsal aus den Mundwinkeln lief, sich am Kinn sammelte und dann zu Boden tropfte. Den letzten Tropfen strich Mamoru ihr sanft fort, nachdem sie die Flasche abgesetzt hatte, und erfreute sich an ihrem Lächeln. „Du hättest mir ruhig sagen können, dass es so anstrengend sein würde.“, sagte sie und zog daraufhin eine Schnute um möglichst viel Mitleid seinerseits zu erregen. Leider erzielte sie damit nicht ganz die erhoffte Wirkung, denn Mamoru setzte einfach nur ein schelmisches Grinsen auf. „Wenn du es gewusst hättest, dann wärst Du vielleicht nicht mitgekommen.“ „Hm... vielleicht“, gab sie kleinlaut zu. Als sie den Kopf hob, fiel ihr zum ersten Mal die Aussicht auf. Sie befanden sich zwar noch immer mitten im Wald, aber die Bäume standen nun weiter auseinander und man konnte durch sie hindurch zum See blicken. Erst von dort bekam man eine ungefähre Ahnung von der wahren Größe des Sees, der gar nicht so klein war, wie es von Mamorus kleinem Häuschen aus den Anschein hatte. „Das sieht wunderschön aus“, sagte Usagi staunend. „Ja, nicht wahr? Der Weg läuft noch parallel zum Ufer, aber bald macht er einen Bogen nach links, wenn wir den Berg weiter hinaufgehen.“ „Noch höher?“, rief Usagi aus und riss dabei die Augen weit auf. Mamoru musste aufgrund ihrer Reaktion einfach lachen und hoffte, dass sie ihm nicht böse wurde.. „Nein, keine Sorge. Das schlimmste haben wir hinter uns“, sagte er, nachdem er wieder ernster geworden war. „Du musst nicht mehr, oder zumindest kaum noch klettern. Eigentlich ist es von hier aus nur noch ein Fußweg.“ „Wirklich?“ „Ja wirklich. Zumindest bis wir den Weg verlassen und abseits gehen.“ Usagi hob eine Augenbraue. „Danach ist es nur noch ein kleines Stückchen. Ein paar hundert Meter vielleicht.“ Nun verzog sie auch den Mund etwas. Mamoru hingegen wurde doch ein wenig nervös. „Aber es wird sich lohnen. Ganz bestimmt.“ Usagi schwieg, verzog aber keine Mine während sie weiter neben Mamoru ging und ihn weiter eindringlich ansah. „Ich garantiere dir, du wirst es mögen.“ „Du garantierst es mir also.“ „Jupp.“ „Was passiert denn, wenn es mir nun nicht gefällt?“ „Ähm...“ Mamoru war in Bedrängnis. Er wusste, dass Usagi ihn nur aufzog und sich darüber amüsierte, wie sehr sie ihn damit verunsicherte. Noch heute morgen war er sich absolut sicher, dass sie von dem Ziel ihrer Reise restlos begeistert sein würde. Doch nun hatte sie es wohl geschafft, er bekam langsam Bedenken. Was wäre, wenn es ihr nicht gefallen würde? Der Weg war beschwerlich, er hatte ihn viele Male zurückgelegt und sich mit der Zeit an die Strapazen gewöhnt. Allerdings hatte er nicht bedacht, dass Usagi es nicht gewohnt war Berge zu besteigen. „Also...“, sagte er und überlegte nach den richtigen Worten. „Darüber habe ich ehrlich gesagt noch nicht nachgedacht, weil dieser Fall auch nicht eintrifft.“ „Du musst dir ja sehr sicher sein.“ „Oh ja. Ich war schon so oft dort. Ein Besuch dort ist einfach Pflicht, wenn wir gemeinsam ein paar Tage hier am See verbracht hatten. Einmal war das Mindeste.“ „Und du willst mir wirklich nicht verraten, wo es denn nun hingeht?“ „Mmh....nein“, sagte Mamoru und grinste Usagi wieder an. Vor ihnen wurde der Weg wieder breiter, so dass sie nun ohne Schwierigkeiten nebeneinander gehen konnten. Usagi nutzte diese Chance und hakte sich wieder bei Mamoru ein. „Du bist ja ganz schön gemein. Warum ärgerst du mich eigentlich immer so?“, fragte sie in einem übertrieben unschuldigen und betroffenem Tonfall. „Weil ich es so unheimlich süß finde, wenn du dich ärgerst“, antwortete Mamoru offen und ehrlich. „So so, du erfreust dich also an meinem Leid, und machst dich absichtlich drüber lustig.“ Dieses Mal misslang ihr der vorwurfsvolle Tonfall, und sie hatte nicht Mamorus breites Grinsen benötigt um zu erkennen, dass sie mit dieser Vorstellung nicht mal in einer Seifenoper aus dem Abendprogramm überzeugt hätte. Grummelnd gab sie sich geschlagen. Mamoru führte sie weiter den Pfad entlang, der weiter den Berg hinauf führte. Zu beiden Seiten standen große Nadelbäume. Während sich zu ihrer Rechten der prachtvolle See erstreckte, breitete sich auf der anderen Seite der dichte Wald aus. „Mamo-chan?“ „Ja?“ „Darf ich dich mal was fragen?“ „Aber dazu musst du doch nicht um Erlaubnis bitten.“ „Aber es wäre etwas sehr persönliches.“ Mamoru sah zu ihr rüber und erkannte, wie sehr Usagi mit sich haderte. Als sie seinen Blick bemerkte, lächelte sie ihm schüchtern zu und es war nicht zu übersehen, dass sie etwas beschäftigte. Er spürte wie sie seinen Arm fester an sich zog und mit sich kämpfte, ob sie nun fragen sollte oder nicht. Mamoru beschloss ihr die Entscheidung abzunehmen. Nicht aus Neugier, sondern weil er einfach wollte, dass es ihr danach besser ging. Er zog seinen Arm aus Usagis Umklammerung und legte ihn ihr um die Schulter um sie vorsichtig aber fest an sich zu drücken. Sie legte ihrem Arm um seine Hüfte und schmiegte sich an ihn, gab aber keinen Ton von sich. „Was beschäftigt dich denn?“, fragte Mamoru leise und wartete ab. Er wollte Usagi nicht zu einer Antwort drängen, und falls sie beschloss zu schweigen, würde er sie nicht erneut fragen sondern es dabei belassen. Für einige Zeit liefen sie einfach nebeneinander her, und Usagi sagte kein Wort. Mamoru konnte anhand des Spiels ihrer Augenbrauen und Augen gut verfolgen, wie die Gedanken in ihr arbeiteten. „Es ist wegen alledem hier“, begann sie ruhig. „Ich glaube, ich war noch nie so glücklich wie hier mit dir. Früher hatte ich alles, was man sich wünschen konnte, die besten Kleider, eigene Bedienstete, das ganze Repertoire halt. Hier hingegen haben wir nichts außer diesen Ausblick auf den See, Dosenfrüchte und uns. Trotzdem ist diese Zeit hier schöner als alles, was ich jemals zuvor gekannt habe. Aber ich habe gleichzeitig so furchtbare Angst.“ Sie wurden beide langsamer. Mamoru sagte nichts, sondern hörte einfach nur zu, wie Usagi weiter sprach. „Die ganze Zeit über habe ich schreckliche Angst, das alles hier zu verlieren. Immer wieder geht mir die Frage durch den Kopf, wie lange es wohl noch andauern wird. Ich weiß nicht, was ich tun sollte, wenn man mich plötzlich aus diesem Leben fortreißen würde. Weißt du, was ich meine?“ „Ja, ich weiß genau, was du meinst“, sagte Mamoru. Beide wurden sie noch langsamer, blieben jedoch nicht stehen. Es war als suchten sie gemeinsam vergeblich nach denselben Worten um das auszusprechen, was sie beide dachten. Es war Usagi, die dann das Schweigen wieder brach. „Außerdem habe ich ein so schlechtes Gewissen“, sagte sie ruhig und Mamoru blickte überrascht auf. „Aber wieso denn das?“ „Weißt du, Ich stehe kurz vor meiner Hochzeit. Ein Tag, der eigentlich der schönste Tag im Leben sein sollte. Der Tag, an dem ich Teil der kaiserlichen Familie werde, und es bedeutet mir gerade absolut nichts. Ich könnte das alles ohne weiteres hinter mir lassen, wenn ich dafür weiter mit dir zusammen sein darf. Ich würde das alles ohne zu zögern eintauschen, einfach so.“ Um ihre Aussage zu unterstreichen schnipste sie lautstark mit den Fingern. „Aber dann denke ich an dich. Und dabei fühle ich mich so furchtbar egoistisch. Ich habe mich in dein Leben gedrängt und bringe es nun grundlegend durcheinander. Ich selbst lebte doch nur in einem Traum, du aber hast ein echtes Leben, eine Frau, ein Haus und eine Karriere. Und ich möchte nicht, dass dieses Leben wegen mir in Gefahr gerät.“ „Ich habe dir doch gesagt, dass ich jede Einscheidung, die ich hier oben traf ganz bewusst getroffen habe.“ Mamoru stoppte plötzlich und drehte sich zu Usagi herum. Er legte nun beide Hände an ihre Hüften und zog sie vorsichtig an sich heran. Er fand, sie sah furchtbar zart und zerbrechlich aus, wie sie da nun vor ihm stand und mit großen blauen Augen zu ihm hinauf sah. Er liebte diesen Blick und konnte sich für gewöhnlich nicht daran satt sehen, aber ihm gefiel der Ausdruck der Sorge, der sich nun darin spiegelte absolut nicht. „Ich bin mir völlig darüber im Klaren, was ich hier tue, und welches Risiko ich damit eingehe. Und weißt du was? Es ist es mir wert. Ich mache das, weil ich einfach mit dir zusammen sein möchte. Ich genieße jede Sekunde, die ich gemeinsam mit dir verbringen kann.“ „Aber denkst du denn nicht manchmal an deine Frau? Ich habe die ganze Zeit über das Gefühl etwas Falsches zu tun.“ „Nein, du tust hier nichts Falsches. Wenn hier jemand ein Dummheit macht, dann bin ich das. Aber wenn das hier wirklich eine Dummheit ist, dann renne ich ihr mit offenen Armen lachend entgegen.“ Usagi schmunzelte bei Mamorus letztem Satz, und er atmete erleichtert auf, als sie sich endlich wieder etwas entspannte. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, legte dann den Arm wieder um sie, und langsam setzten sie dann ihren Weg fort. „Wie ist sie eigentlich so?“ „Wer?“ „Deine Frau.“ „Ist das denn wichtig?“ „Ja, ich möchte es gerne wissen. Ich weiß absolut nichts von ihr außer der Tatsache, dass sie das Glück hat mit dir verheiratet zu sein. Sie ist bisher für mich einfach nur ein Schatten ohne Gesicht, und ich möchte sie besser kennenlernen.“ „Besser kennenlernen?“ In Mamorus Stimme schwang ein klein wenig Panik mit, was Usagi nicht verborgen blieb und sie herzhaft lachen ließ. „Nein, so meinte ich das nicht“, sagte sie mit quietschiger Stimme und knuffte Mamoru in die Seite. „Ich meine, erzähle mir ein Wenig von ihr. Wie ist sie so? Was für ein Mensch ist sie?“ „Hm.“, machte Mamoru und überlegte. „Sie ist wohl etwa in deinem Alter. Sie ist ein wenig größer als du aber nicht viel. Sie hat schöne lange Haare, ähnlich wie deine, aber ihre sind schwarz.“ „Sie ist bestimmt hübsch.“ „Nun ja, so gesehen...“ „Na komm schon. Raus mit der Sprache. Ich spring dir nicht gleich an die Gurgel. Du kannst schon sagen, ob deine Frau hübsch ist.“ „Ja, schon. Sie ist eigentlich recht hübsch.“ „Andere Männer beneiden dich bestimmt um sie.“ „Ja, kann schon sein...“, gab Mamoru kleinlaut von sich und errötete dabei leicht. Usagi grinste stumm in sich hinein. „Und findest du sie hübscher als mich?“ Mamoru wusste, dass diese Frage kommen würde, und ihm war auch klar, dass Usagi sie nur gestellt hatte, um ihn absichtlich in die Bredouille zu bringen. Er war sich sicher, dass sie sich gerade im wahrsten Sinne königlich amüsierte. Dafür musste er noch nicht einmal das Breite Grinsen sehen, welches gerade ihr Gesicht zierte und unverhohlene vollkommene Schadenfreude ausdrückte. Er war sich ziemlich sicher, dass das nun die Rache dafür war, dass er Usagi heute dermaßen auf die Folter spannte. „Das ist eine äußerst fiese Frage“, meinte er und ärgerte sich, dass seine Stimme dabei so offensichtlich unsicher klang. „Keine Ausflüchte mein Lieber. Los, sag schon!“ Statt zu antworten schwieg Mamoru einige Zeit und versuchte das Bild von Rei vor seinen geistigen Auge heraufzubeschwören. Dies stellte sich als unerwartet schwierig heraus, da sich Rei kaum dass er sie vor sich sah jedes Mal plötzlich veränderte. Meistens wuchsen ihr zuerst zwei Zöpfe, bevor sich ihr Haar Blond färbte und sich dann auch der ganze Rest langsam in Usagi verwandelte. Manchmal hatte sie schon von Beginn an Blonde Haare. Aber es lief jedes Mal darauf hinaus, dass sie sich nach kurzer Zeit in Usagi verwandelte. Mamoru seufzte. „Nein, ich denke das ist sie nicht. Sie sieht wirklich toll aus, aber neben Dir verblasst sie einfach so. Sie sieht aus wie jemand, nach der sich die Leute auf der Straße umdrehen, aber du hingegen schlägst sie alle völlig in deinen Bann. Man kann nicht mehr aufhören an dich zu denken. Zumindest erging es mir so.“ Usagi lächelte. „Meinst Du das wirklich? Hättest du dich auch für mich interessiert, wenn du nicht wüsstest, wer ich bin.“ „Moment!“, rief Mamoru. „Du hast mich doch schon fasziniert, lange bevor ich wusste, wer du eigentlich warst.“ Usagi senkte ihren Kopf, noch immer lächelnd, und errötete leicht. „Aber trotzdem hattest du mich irgendwo an einem Bahnhof ausgesetzt und einfach gehen lassen.“ „Ja, aber doch nur, weil ich dachte, dass es das wäre, was du wolltest. Ich fand es sehr schade, als du dann weg warst und hatte schon angefangen dich zu vermissen, kaum dass ich wieder im Auto gesessen habe.“ „Tja, zum Glück haben sich unsere Wege dann ja schnell wieder gekreuzt.“ „Und darüber bin ich sehr froh.“ Mamoru drückte sie etwas fester an sich. „Aber du bist ja noch gar nicht fertig.“ „Was meinst du? Womit?“ „Du hast mir nur erzählt, wie deine Frau Rei aussieht. Aber wie ist sie so.“ Mamoru holte tief Luft und seufzte. Eigentlich war ihm nach allem anderen zumute, nur nicht danach über Rei zu sprechen. Die letzten Beiden Tage über hatte er erstaunlich wenig an sie gedacht. Insbesondere wenn man bedenkt, dass er seine Zeit hier am See mit einer eigentlich völlig fremden Frau verbrachte, mit der er sich inzwischen weitaus mehr verbunden fühlte als er es mit Rei jemals getan hatte. „Sie ist manchmal etwas hitzköpfig“, begann Mamoru. „Man kann auch sagen, sie ist sehr temperamentvoll. Man kann wunderbar mit ihr Scherzen, sollte sich aber vor ihr in Acht nehmen, sobald sie zornig wird. Wenn sie etwas will, setzt sie es auch durch, nicht selten ohne Rücksicht auf Verluste. Aber sie sorgt sich auch sehr um andere, und kümmert sich um diejenigen, die Hilfe brauchen. Manchmal allerdings steht ihr ihr Temperament dabei im Weg. Hin und wieder kann sie ganz schön gemein werden, aber eigentlich meint sie es nie wirklich böse. Sie ist wirklich ein fürsorglicher Mensch. Zum Beispiel kümmert sie sich sehr um ihren Großvater, früher hatte sie auch mit ihm gemeinsam im Tempel gelebt.“ Mamoru machte eine kurze Pause und überlegte. Er erzählte Usagi noch von Reis Träumen Schauspielerin oder gar Sängerin zu werden, von Festen, die sie organisiert hat. „Sie scheint ein wirklich guter Mensch zu sein“ meinte Usagi irgendwann. „Was glaubst du, ob sie und ich uns gut verstanden hätten, wenn wir uns kennengelernt hätten?“ Mamoru schaute sie überrascht an, und lachte dann kurz auf. „Tja, das ist schwer zu sagen. Ich glaube entweder würdet ihr euch gegenseitig an die Kehle gehen oder aber ihr könntet einfach die besten Freundinnen sein.“ Mamoru musste kurz schmunzeln und fügte dann noch hinzu: „Vielleicht aber auch beides. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr vielleicht die besten Freundinnen wärt, die sich manchmal jedoch furchtbar in den Haaren liegen.“ Usagi schmunzelte bei diesem Gedanken. „Irgendwie ist es schade, dass wir uns wohl niemals treffen werden. Ich würde sie furchtbar gerne kennenlernen.“ Mamoru seufzte. „Wenn ich ehrlich sein soll, hätte ich wirklich Angst, wenn ihr beide euch plötzlich begegnen würdet. Wäre sie jetzt hier, könnte ich mit meinem Leben vermutlich abschließen, da sie mich garantiert umbringen würde“, sagte er scherzhaft, dachte aber zugleich, dass auch ein wenig Wahrheit dahintersteckte. Vermutlich würde er eine Konfrontation überleben, aber besonders gut würde es ihm bestimmt nicht gehen, wenn Rei mit ihm fertig wäre. „So war das nicht gemeint“, sagte Usagi und stieß ihn leicht an. „Wenn die Dinge anders stünden, in einem anderen Leben, vielleicht wären wir uns dann begegnet und hätten uns auch angefreundet.“ Mamoru nickte nachdenklich. „Ja, vielleicht. Aber so wie die Dinge jetzt stehen, werden wir das wohl nie erfahren.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)