Prinzessin Serenity von MamoChan (Usagi X Mamoru (Gegenwart)) ================================================================================ Kapitel 1: Verkehrsstau und Pralinen ------------------------------------ "In einem Universum voller Zweideutigkeit begegnet einem eine derartige Gewißheit nur einmal dann nie wieder, egal wieviele Leben man hat!" Robert James Waller Während die Sonne unbarmherzig auf ihn niederbrannte, die schwarzen Ledersitze und Armaturen weit über die als angenehm empfundene Temperatur erhitzte, starrte Mamoru ungeduldig auf die rote Ampel. Wie lange wartete er nun schon? Zwar war der Verkehr um diese Uhrzeit schon immer chaotisch gewesen, aber heute war es die reinste Katastrophe. Seit geschlagenen zwanzig Minuten stand er nun an der Kreuzung, lauschte dem Hupkonzert der genervten Fahrer, und wartete. Genervt tippte er mit den Fingern auf dem Lenkrad herum und wechselte ständig die Position auf seinem Sitz. Warum mussten es auch unbedingt Ledersitze sein? Hätte sein roter Sportwagen nicht ebenso cool mit Stoff bezogenen Sitzen ausgesehen, die einen bei Sonnenschein nicht den Hintern verbrannten? Ungeduldig sah er zur Ampel. Als sie endlich auf grün umsprang, wurden rings um ihn herum die Motoren gestartet, doch die Fahrt endete schon, kaum dass man einige Zentimeter vorangekommen war. Warum war er auch nicht zu Fuß gegangen? Heute war einfach einer jener Tage, an denen man sich wünschte im Bett geblieben zu sein. Genau das hätte er heute tun sollen, denn dieser Tag hatte ihm einfach nichts geboten, für das es sich aufzustehen gelohnt hatte. In Gedanken griff er auf den Sitz neben sich und tastete sich zur geöffneten Pralinenschachtel vor. Seine Finger fuhren gekonnt unter den Deckel auf der Suche nach leckerer Beute. Nach kurzer Zeit musste er überrascht feststellen, dass darin weitaus weniger enthalten war, als er gehofft hatte. Irritiert blickte er zur Seite, hob den Deckel ab und sah nun direkt hinein. Sie war leer. Natürlich war sie das. Eigentlich hatte er die Pralinen heute morgen als Überraschung für seine Frau gekauft. Als er jedoch in der sengenden Mittagssonne im Verkehr steckenblieb, fing er selbst an davon zu naschen, bevor sie in der Hitze schmolzen und zu einer unappetitlichen Pampe zerflossen, an der niemand Freude gehabt hätte. Natürlich war es eine Lüge. Das wusste er selbst, aber es klang viel besser als die Wahrheit, nämlich, dass er sobald er genervt war, nicht mehr in der Lage war seine Schokoladensucht unter Kontrolle zu halten, oder besser gesagt dies überhaupt zu wollen. Kurz gesagt, kaum hatte der Stau begonnen, brauchte er Nervennahrung, und die Pralinen kamen ihm gerade recht. Er hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass er inzwischen die ganze Schachtel geleert hatte. Kurz überkam ihn ein schlechtes Gewissen, welches dann jedoch einer Enttäuschung wich, als er auf dem dahinwelkenden Blumenstrauß sah, welcher die zweite Überraschung für seine Frau hatte darstellen sollen. Mamoru hatte ihn extra in den Fußraum gelegt, um zumindest eine direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden, aber selbst dort gab es für die zarten Pflanzen keinerlei Chancen auf ein längeres Überleben. Mamoru seufzte und ließ sich ein wenig weiter in seinen Sitz sinken. Irgendwie hatte er den ganzen Tag völlig anders geplant. Unter der inzwischen geleerten Pralinenschachtel lag der Umschlag mit seinem neusten Manuskript. Sein Verleger fand es gut. Wie immer. Er fand es gut, verfiel aber nicht in Begeisterungsstürme wie früher. Er hatte es gelesen und nur wenige Korrekturen vorgeschlagen, aber Mamoru wusste es besser. Es war Müll. Als er es gestern nochmal überflogen hatte, gefiel ihm nicht mal mehr auch nur eine einzige Zeile von dem, was er geschrieben hatte. Darum hatte er noch drum gebeten ein paar Verbesserungen einzubauen. Mamoru wusste ganz genau wie diese Verbesserungen dann aussehen sollten und hatte dies aus guten Grund bei der Unterhaltung verschwiegen. Sobald er zu Hause war, würde er damit in den Garten gehen, den Grill aufbauen und die 741 Seiten gesammelten Schwachsinns höchst feierlich in Flammen aufgehen lassen. Das wäre zweifelsfrei die größte Verbesserung, die er seinem Werk zukommen lassen könnte. Es würde der Höhepunkt seines Tages sein, und es war irgendwie beängstigend wie sehr er sich darauf freute. Sein Verleger würde diese Meinung wahrscheinlich nicht teilen, aber das war Mamoru zu diesem Zeitpunkt egal. Er wollte jetzt nur noch nach Hause und sich von diesem geistigen Ballast des letzten Jahres trennen. Schön wäre es nur, wenn er dies erledigen könnte, bevor seine Frau nach Hause kam. Es war nur schwer vorstellbar, dass sie diesen Schritt nachvollziehen oder gar gutheißen würde, zumal sie es ja auch war, die ihm immer wieder zugesprochen und ermutigt hatte dieses Buch überhaupt zu schreiben. Ungeduldig beugte er sich vor und begutachtete den Verkehr. Zwar waren es noch einige Stunden hin, aber wenn er weiter in diesem Tempo vorankam, könnte es durchaus knapp werden. Die Sonne war kurz davor hinter den Häuserdächern am Horizont zu verschwinden, und Mamoru saß voller Eifer an seinem Laptop im Arbeitszimmer, umgeben von Unmengen an Notizen, die er im Laufe vieler Jahre angesammelt hatte, und brachte die Tastatur zum Glühen. Er war jetzt zwar erst seit einer Stunde am Arbeiten, aber was er allein in dieser kurzen Zeit für ein Chaos hatte anrichten konnte, war durchaus bemerkenswert. Als die Haustür aufgeschlossen wurde, registrierte er das gar nicht. Sondern war in seiner ganz eigenen Welt gefangen, die sich diesmal ausnahmsweise mal nicht um Agenten und Spionage drehten. Wie er es hasste auf dieses Genre festgelegt zu werden, nur weil sein erstes Buch wie eine Bombe eingeschlagen war. Seitdem hatte er weitere Romane geschrieben, die allerdings meistens nur das Thema des ersten Buches variierten. Mamoru glaubte ein fernes Rufen zu hören, und stutzte. Langsam drehte er sich um und warf einen Blick über die Schulter, nur um dort seine Frau mit verschränkten Armen am Türrahmen lehnend und mit einem breiten Grinsen im Gesicht vorzufinden. „Na, bist Du fleißig?“, fragte sie mit einem Lächeln und kam auf ihn zu. „Ich habe das hier auf dem Küchentisch gefunden...“, sagte sie und zog dann einen welken Blumenstrauß, den sie hinter der Tür versteckt hatte, hervor. Mamoru errötete etwas und legte ein verlegenes Lächeln auf. „Ach ja. Der...“, begann er ein wenig beschämt. „Sagen wir mal, als ich ihn heute morgen kaufte, war er noch in einem anderen Zustand.“ Lächelnd betrachtete sie das vertrocknete Gewächs. „Der war bestimmt schön... Aber sag mal, warum hast Du ihn noch in eine Vase gesteckt? Wolltest Du das Leiden der Armen Dinger noch künstlich in die Länge ziehen?“, fragte sie schelmisch und Mamoru antwortete mit einem verlegenen Lächeln und einem beiläufigen Schulterzucken. „Ja, so kenne ich Dich.“, sagte sie lachend und kam zu ihm herüber. „Du schreibst schon weiter? Oh, wo hast Du Dich denn wieder herumgetrieben?“ Beiläufig wischte sie Mamoru einen Rußfleck von der Stirn, nur um ihn kurz danach sanft auf die Wange zu küssen. Dabei bemerkte sie nicht, wie Mamoru sich bemühte möglichst unschuldig dreinzublicken. „Ich dachte Du wärst gerade erst fertig geworden. Hast Du das Manuskript nicht vorhin abgegeben? Und wie hat es ihm gefallen.“ „Ähm... gut.“, antwortete Mamoru knapp aber wahrheitsgemäß. „Das hier ist etwas Neues.“ „Ach ja?“, fragte sie neugierig, setzte sich auf seinen Schoß, wobei der Bürostuhl ein ächzendes Geräusch von sich gab, und legte den Arm um seinen Hals. „Wolltest Du nicht ein wenig Urlaub machen?“ Ihre Stimme hatte nun einen gespielt mahnenden Unterton. „Du arbeitest Dich noch zu Tode“, sagte sie und verzog das Gesicht dabei zu einer Flunsch. „Und dann hab ich überhaupt nichts mehr von Dir“, fügte sie noch gespielt vorwurfsvoll hinzu. Mamoru grinste und drückte sie an sich. „Ich glaube da brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Wirklich nicht.“ Skeptisch erhob sie eine Augenbraue und sah ihn schelmisch an. „Ich dachte Du wolltest die paar Tage, in denen Du endlich mal Ruhe von deiner nervenden, dich andauernd piesackenden Frau hast, genießen und Dir eine Pause gönnen. Wolltest Du nicht zu der Hütte am See fahren und angeln?“, fragte sie und piekte ihm spielerisch mit dem Finger auf die Brust. „Ja, das habe ich noch immer vor, aber schau mal.“ Mit dem Finger deutete er auf den Laptop auf seinem Schreibtisch. Die sind inzwischen so modern, dass man sie überall mit hinnehmen kann. Ich nehme den einfach mit und genieße die Ruhe dort draußen um ein wenig zu arbeiten.“ Wohl wissend, wie sie darauf reagieren würde, verschwieg Mamoru ihr auch, dass er nicht nur vorhatte, die kommenden Tage ausschließlich zum Schreiben zu nutzen, sondern auch die romantische Vorstellung besaß, wie er dort in der einsamen Hütte bei Kerzenlicht an einer alten mechanischen Schreibmaschine ein kleines Meisterwerk verfasst. Eigens für diesen Zweck hatte er sich in einem kleinen Fachgeschäft ein altes Modell zurücklegen lassen, das er am nächsten Tag abholen wollte. „Na gut, ich werde Dich wohl eh nicht davon abhalten können. Aber versprich mir, dass Du nicht die ganze Zeit arbeitest. Du musst Dich auch mal erholen. Erlebe mal etwas. Tu einfach mal irgendwas anderes. Lass doch mal die Sau raus!“, sagte sie grinsend. „Ich bin doch eh nicht da, um mit Dir zu schimpfen. Das ist also die Gelegenheit! Triff Dich mit deinem Freund Motoki und macht, was Männer so machen, wenn sie sturmfreie Bude haben.“, sagte sie neckisch und zwinkerte ihm zu. „So, und gleich gibt es Abendessen. Dann will ich nicht sehen, dass Du noch vor der Kiste sitzt, sonst nehme ich den morgen einfach mit.“, sagte sie grinsend, bevor sie aufstand und das Zimmer verließ. Nur wenige Augenblicke später kam sie dann auch schon zurück. Ihr leicht verlegender Gesichtsausdruck und die Fernbedienung in ihrer Hand kündeten von einer erneuten Niederlage gegen die allmächtige Technik im Wohnzimmer. „Kannst Du mir einmal helfen...?“, fragte sie und versuchte dabei übertrieben hilflos zu klingen. Sie wusste, dass sie so Mamoru am schnellsten zu etwas bringen konnte. „Bitte programmiere mir meine Sendung. Der Recorder mag mich einfach nicht, und wenn ich mir die Hochzeit schon nicht live ansehen kann, will ich sie gerne schauen, wenn ich wieder da bin.“ Sie legte einen Gesichtsausdruck auf, bei dem sich selbst Hundewelpen noch etwas hätten abschauen können. Nur wenige Augenblicke später saß Mamoru mit der TV-Zeitschrift im Wohnzimmer und programmierte mit wenigen Tastendrücken ihre Sendung. „Rei?“ „Hm?“, gab sie kurz zurück als sie aus der Küche kam. „Alles erledigt.“, sagte er lächelnd. „Danke, Du bist ein Schatz!“, sagte sie und gab ihn erneut einen Kuss. „Setze Dich schon mal. Das Essen kommt gleich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)