Familienbande von oOLunaOo ================================================================================ Kapitel 1: Eine schicksalhafte Begegnung ---------------------------------------- Kapitel 1: Eine schicksalhafte Begegnung London im Jahre 1293. Ein schwarzes Kapitel in der Geschichte der Menschheit - das Mittelalter. Kriege hatten bereits weite Teile des Landes erschüttert und Elend über die Bevölkerung gebracht. Die Hauptstadt unterschied sich mittlerweile nicht mehr viel von den Städten in der Umgebung. Es sah überall gleich aus: Schlammige Straßen, die vom Regen zusätzlich aufgeschwemmt wurden, kleine, verkümmerte Häuser, die sich dicht nebeneinander reihten und teilweise schon bessere Zeiten erlebt hatten, Händler, die vor ihren Häusern schreiend ihre Ware anboten und Karren, die von Ochsen gezogen wurden und die Erträge von den Feldern in die Stadt brachten. Das war das typische Bild einer englischen Stadt im Mittelalter. London unterschied sich nur noch dadurch, dass die imposante Burg des englischen Königs über den Dächern der jämmerlichen Bauernhäuschen aufragte. Weitab vom täglichen Treiben in der Stadt, stand ein kleines Bauernhäuschen mitten auf dem Land. Es sah nicht ganz so heruntergekommen aus, wie die Häuser in der Stadt, aber dennoch konnte man schon erahnen, dass es den Leuten, die darin wohnten, ebenfalls nicht besonders gut ging. An der Vorderseite war das kleine Haus von dichten Efeuranken umrahmt, davor lag ein kleiner Garten mit den verschiedensten Kräutern. Dahinter erstreckten sich weite Felder, auf denen sämtliche Getreidesorten angebaut wurden. Die einfachen Bauernleute, die das Haus bewohnten, waren Emma und George, die erst kürzlich geheiratet hatten. Sie waren glücklich mit dem was sie hatten und obwohl beide erst 21 Jahre alt waren, planten sie schon die weitere Familiengründung voraus. Emma war eine der schönsten Frauen in ganz London. Nur wenige dieser Zeit waren mit einer Schönheit gesegnet, wie Emma es war. Ihre hellbraunen, langen Haare fielen ihr in sanften Wellen um ihr hübsches Gesicht und über den Rücken. Ihre tiefen grünen Augen betonten ihre Schönheit zusätzlich. Die junge Frau scheute keine Arbeit und liebte ihre Mann über alles und wünschte sich nichts mehr, als mit ihm den Rest ihres Lebens zu verbringen. Ihr Mann George wirkte dagegen eher unscheinbar. Er bildete in gewisser Weise einen starken Kontrast zu seiner Frau, da er aussah wie jeder gewöhnliche Bauer jener Zeit. Emmas Eltern verstanden nicht, wieso sie ausgerechnet ihn wollte, doch sie ließ sich nicht beirren und hatte ihn gegen den Willen ihrer Eltern geheiratet. Sie liebten sich, doch bald sollte etwas geschehen, das Emmas Leben für immer verändern würde... Es war gerade erst fünf Uhr morgens, doch die beiden standen schon auf; Emma musste wieder auf die Felder, um zu arbeiten und George musste im Auftrag des Königs einige Erträge der letzten Ernte in weiter entfernte Städte bringen, um sie dort zu verkaufen, sodass sie der Hauptstadt Geld einbringen würden. Er würde lange unterwegs sein, vielleicht eine Woche, vielleicht zwei oder noch länger, doch Emma versicherte ihm jedes Mal, dass sie darauf warten würde, bis er zu ihr zurückkehren würde. Nachdem sie ihre alltägliche Kleidung - viel besaßen sie ja nicht - angezogen hatten, wollte sich George auf den Weg machen. Emma begleitete ihn zu dem kleinen Stall, der an das Haus angrenzte, in dem aber lediglich ein Ochse und ein Pferd untergebracht waren. Weiter hinten im Stall stand der alte Holzkarren, den George von seinem Vater übernommen hatte. Während seine Frau am Tor stehenblieb, ging George zu dem Karren und zog ihn nach vorne zu dem Ochsen, bevor er diesen einspannte und dann nach draußen führte, nachdem Emma einen Schritt zur Seite getreten war. Doch ehe er sich auf den Weg machte, wollte er sich noch von seiner Frau verabschieden. Langsam trat er auf sie zu und umarmte sie sanft. "Ich werde lange unterwegs sein", sagte er leise. "Ja, ich weiß. Und wie immer werde ich auf deine Rückkehr warten und dich in stiller Sehnsucht vermissen", antwortete sie ebenso leise. "Ich werde so schnell wie möglich zu dir zurückkommen", versprach er ihr, bevor er sie zum Abschied küsste. "Ich liebe dich, Emma." "Ich liebe dich auch, George", erwiderte sie lächelnd. Dann löste er sich von ihr, es war an der Zeit zu gehen. Er verabschiedete sich von ihr und lächelte ihr noch einmal zu, bevor er sich auf den Weg machte. Emma winkte und sah ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war, ehe sie sich an die Arbeit machte. Wochen vergingen und George kam nicht zurück, doch Emma machte sich keine Sorgen, sie wusste, dass ihm nichts passieren würde. Es war ein sonniger, ganz normaler Arbeitstag. Emma stand wie jeden Tag auf den Feldern und arbeitete in der sengenden Hitze, doch es machte ihr nichts aus. Sie bemerkte nicht, wie sich ihr von der nördlichen Seite jemand langsam näherte. Erst, als sie aufschaute bemerkte sie, dass ihr ein Fremder gegenüberstand. Sie schaute ihn sich genau an. Es war ein Mann, sie konnte nicht einschätzen, wie alt er war, doch er konnte nicht viel älter sein, als sie selbst. Als sie noch näher trat, erkannte sie, dass er blond war und für einen Moment dachte sie, seine Augen würden rot schimmern, doch sie war sich nicht sicher, ob sie sich das nur einbildete. Vorsichtig ging sie auf ihn zu und blieb dann direkt vor ihm stehen. "Seid gegrüßt, Fremder. Was führt Euch in diese verlassene Gegend?", fragte sie und knickste höflich. "Ich grüße Euch ebenfalls, schöne Frau. Ich bin auf der Durchreise und komme von weit her", antwortete er leise. "Nun denn, dürfte ich Euch dann wohl eine warme Mahlzeit und einen Platz für die Nacht anbieten?", fragte Emma ohne den Blick von ihm zu wenden. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie so einen schönen Menschen gesehen. Jetzt konnte sie ihn ganz genau erkennen. Seine blonden Haare fielen ihm bis auf die Schultern, die Augen waren tatsächlich von einem satten Rot, doch zu seiner Verwunderung zuckte die Sterbliche vor ihm nicht einmal zusammen. Sein Gesicht war von einer atemberaubenden Schönheit, wie sie es noch bei keinem Mann aus der Stadt gesehen hatte. Seine Haut war glatt und schneeweiß, als ob er kaum in die Sonne gehen würde. Der Rest seines Körpers war von einem langen, schwarzen Umhang verdeckt. "Ich möchte Euch keine Umstände machen", antwortete er nach kurzem Schweigen. "Ihr macht mir sicherlich keine Umstände. Ich bin allein, mein Mann ist im Auftrag des Königs unterwegs und ich freue mich über jegliche Gesellschaft." Bittend schaute sie ihn an. Sie wusste selbst nicht warum, aber sie wollte nicht, dass er weiterging und sie zurückließ. Er seufzte leise. "Nun gut, ich bleibe gerne bei Euch. Ich danke Euch." Er verneigte sich leicht vor ihr und sprach ihr so seinen Dank aus. Sie lächelte, bevor sie sich umdrehte und den Korb mit ihrer Ernte holte, ehe sie zurück zu ihrem Haus ging; der Fremde folgte ihr. Bei ihrem Haus angekommen, fing Emma sofort an, zu kochen. Während sie den alten, eisernen Kessel über der offenen Feuerstelle köcheln ließ, setzte sie sich zu ihrem Gast an den verwitterten alten Holztisch. "Verratet Ihr mir Euren Namen, Fremder?", fragte sie zögernd. "Mein Name ist Caius. Und wie lautet der Eure?", stellte er die Gegenfrage. "Ich heiße Emma, es freut mich, Euch kennenzulernen. Woher stammt Ihr? Euer Name klingt sehr altertümlich", stellte die junge Frau fest. "Da habt Ihr Recht, er ist tatsächlich sehr alt. Ich stamme aus Italien, aus der kleinen Stadt Volterra. Ich bezweifle, dass Euch dieser Name etwas sagt", erzählte er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Nein, zu meinem Bedauern sagt mir dieser Name tatsächlich nichts, verzeiht." Schüchtern schlug sie die Augen nieder. "Ihr müsst Euch nicht entschuldigen. Unsere Stadt ist nicht sehr bekannt", erwiderte er lächelnd. "Was meint Ihr mit 'unsere Stadt'?", fragte Emma, die ihren Blick weiterhin gesenkt hielt. "Ich lebe mit meinen beiden Brüdern dort", erklärte Caius. "Oh, Ihr habt Geschwister...? An meine Geschwister kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern. Sie starben schon als Kinder. Ich bin die einzige Tochter, die von insgesamt sieben Kindern überlebt hat. Ich lernte meine Geschwister nie kennen, da ich die Jüngste bin." Emma lächelte traurig. "Das tut mir wirklich sehr leid für Euch. Ich weiß, dass das kein Trost ist, aber Ihr sollt wissen, dass Ihr mein Mitleid habt", sagte er leise. "Ich danke Euch." "Wieso lebt Ihr nicht in der Stadt wie die anderen Bauernfamilien?", fragte Caius nach einer Weile. "Es war schon immer mein Traum aufs Land hinaus zu ziehen. Auf keinen Fall wollte ich in einem der engen Häuser in der Stadt leben. Da hätte ich mich viel zu eingeengt gefühlt. Ich brauche Freiheit. Deswegen habe ich meinen Mann dazu überredet, hierher zu ziehen. Ich liebe die Natur, den Geruch des frischen Heus, wenn wir die Felder gerade abgeerntet haben und den weiten blauen Himmel, den man von hier ganz besonders gut sehen kann." Emmas Augen wirkten verträumt und zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit fühlte Caius so etwas wie Zuneigung. Er konnte es sich nicht erklären, aber auf eine ihm unerklärliche Weise fühlte er sich zu dieser Frau, die ohne Zweifel zu den schönsten gehörte, die er jemals getroffen hatte, hingezogen. "Ich verstehe", antwortete er schließlich, worauf Emma lächelte. Der restliche Tag verging wie im Flug und in der Nacht wartete Caius, bis sie eingeschlafen war, bevor er leise aufstand und sich nach draußen schlich. Es gab einige Dinge, über die er nachdenken musste. Langsam lief er durch die weite Wiese, die direkt vor Emmas Haus lag. Der große, runde Mond stand hell am Himmel und warf sein fahles Licht auf ihn, das seine Haut noch blasser erscheinen ließ. In Gedanken ging er die ganze gegenwärtige Situation noch einmal durch. Er wurde das Gefühl nicht los, dass diese Frau etwas für ihn empfand, obwohl sie verheiratet war. Er seufzte innerlich. Er musste auf jeden Fall verhindern, dass sie sich auf ihn einließ, auch wenn er selbst gar nicht so abgeneigt war. Er war nicht das, wofür sie ihn hielt. Er war kein normaler Mensch. Um es genau zu sagen, war er ünerhaupt kein Mensch. Er war einer der Obersten des ältesten und mächtigsten Vampir-Clans der Volturi, die die Stadt Volterra regierten und von dort aus den Rest der Vampirwelt beherrschten. Er und seine Brüder Aro und Marcus, sowie ihre Wachen Felix und Demetri ernährten sich von menschlichem Blut, was das tiefe Rot ihrer Augen erklärte. Niemand der Sterblichen wusste, dass es Vampire gab und dieses Geheimnis musste er unbedingt weiter bewahren. Ein weiterer Grund, wieso er sich so schnell wie möglich auf den Heimweg machen sollte. Doch er wollte und konnte nicht so einfach gehen, wenngleich er sie damit in Gefahr bringen würde, weil er nicht wusste, wie lange er ihrem Blut widerstehen konnte, wenn der Durst ihn zu sehr quälte. Noch nie fühlte er sich so sehr zu einer Frau hingezogen wie zu Emma. Er wusste, dass es eigentlich gegen jede Regel war, er wusste, dass es kein gutes Ende nehmen würde, doch er konnte nicht anders. Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, wie sich jemand von hinten an ihn heranschlich. "Caius...was macht Ihr denn hier draußen?", hörte er Emmas leise Stimme fragen. Sofort drehte er sich zu ihr um. "Emma, habe ich Euch etwa doch geweckt? Ich konnte nicht schlafen, um ehrlich zu sein", antwortete er auf ihre Frage. "Nein, ich bin gerade erst aufgewacht. Ich habe gemerkt, dass Ihr nicht mehr da seid und dachte im ersten Moment Ihr wärt gegangen. Ich bin erleichtert, Euch hier zu finden", sagte sie lächelnd. "Verzeiht mir, ich wollte Euch keine Sorgen bereiten", entschuldigte er sich. "Ihr müsst Euch nicht entschuldigen. Ich hatte nur Angst, dass Ihr weitergezogen seid", erwiderte sie, "wollen wir nicht wieder hineingehen? Die Nacht ist kalt und ich möchte nicht, dass Ihr krank werdet." "Sicher, lasst und gehen", stimmte Caius ihr zu und folgte ihr zurück zum Haus. Kurz darauf lag er wieder auf dem unbequemen Strohlager, das ein paar Meter von Emmas entfernt war. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und schien wieder zu schlafen. Caius schloss ebenfalls die Augen, schlief jedoch nicht - Vampire schliefen niemals - und dachte stattdessen wieder nach, bis ihn plötzlich ihre Stimme erneut aus seinen Gedanken riss. "Caius...seid Ihr noch wach?" Er öffnete die Augen wieder und drehte sich zu ihr um. "Ja, was habt Ihr?", fragte er. "Ich kann nicht wirklich einschlafen. Dürfte ich zu Euch kommen? Natürlich nur, wenn Ihr es erlaubt." Ihre Stimme klang schüchtern, als ob sie sich nicht richtig traute, diese Frage zu stellen. Ein Lächeln schlich sich über Caius' Gesicht, als er ihren aufgeregten Herzschlag hörte. "Kommt her", sagte er nach einer kurzen Stille. Emma war zuerst überrascht, doch dann stand sie auf und legte sich zu ihm. Zögernd kuschelte sie sich an ihn. Er ließ es zu und zog sie nah an seinen Körper heran, um ihr zu zeigen, dass er für sie da war. Sie zuckte leicht zusammen, als sie so nah bei ihm lag. "Euer Körper ist eiskalt. Geht es Euch nicht gut? Habt Ihr Euch etwa doch eine Grippe eingefangen?" Besorgt schaute sie ihn an. Caius verkrampfte sich kaum merklich, fieberhaft überlegte er, was er ihr sagen sollte, ohne dass er sein Geheimnis verraten würde. "Macht Euch keine Sorgen, es geht mir gut. Aber die Nächte hier sind doch ziemlich kalt. Ich bin solche Temperaturen von meiner Heimat nicht gewöhnt", erklärte er, in der Hoffnung, dass sie ihm glauben würde. "Oh, ich verstehe. Es tut mir leid, aber ich kann Euch leider nicht mit einer Decke dienen", entschuldigte sie sich. Caius lächelte wieder. "Ich brauche keine Decke, ich kann es ertragen." "Seid Ihr Euch sicher? Ich möchte nicht, dass Ihr friert", erwiderte sie immer noch zweifelnd. "Ich friere nicht, macht Euch keine Sorgen. Ihr solltet jetzt schlafen, es ist schon spät", meinte er dann. "Darf ich so nah bei Euch bleiben? So fühle ich mich sicherer", sagte Emma leise. "Ihr dürft so nah bei mir bleiben, ich warte auch, bis Ihr eingeschlafen seid", versprach Caius, während er ihr eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn strich. "Ich danke Euch", flüsterte sie müde, bevor sie sich noch näher an ihn schmiegte, die Augen schloss und schließlich wieder einschlief. Wieder vergingen zwei Wochen und Emma hatte immer noch keine Nachricht von George erhalten. Caius war immer noch bei ihr, da sie ihn einfach nicht gehen lassen wollte. Er wusste, dass Aro und Marcus in Volterra auf ihn warteten, doch er konnte sich einfach nicht von ihr trennen. Emma hatte sich so sehr an seine Anwesenheit gewöhnt, dass sie ihn am liebsten für immer bei sich behalten würde. Sie wusste, dass es falsch war, sie wusste, dass sie George Liebe und Treue geschworen hatte, doch sie konnte es nicht länger vor sich selbst verheimlichen, dass sie sich in Caius verliebt hatte. Ihm selbst ging es nicht besser. Er wollte es verhindern, doch er konnte sich nicht dagegen wehren - er liebte sie, wie er noch keine Frau geliebt hatte. Und dann kam der Tag, der ihr Leben für immer verändern sollte... Es war ein Tag wie jeder andere. Emma stand an der Feuerstelle und kochte, während Caius draußen war, um ihr die nötigen Zutaten zu besorgen. Draußen regnete es in Strömen und als er wiederkam, war er so durchnässt, dass die ihm die Regentropfen selbst von den Haaren tropften. "Ohje, Ihr seid ja völlig durchnässt." Besorgt kam Emma auf ihn zu. "Halb so schlimm", antwortete er lächelnd und zog sie in eine sanfte Umarmung. Die beiden wussten, dass sie sich liebten, sie mussten es sich nicht sagen, sie spürten es einfach. Sie schmiegte sich an ihn und ignorierte die Nässe, die sofort auch in ihre Kleidung eindrang. "Aber, wenn Ihr jetzt krank werdet - ", fing Emma an, doch Caius unterbrach sie, indem er ihre Lippen mit seinen verschloss. Überrasct weiteten sich ihre Augen, doch dann schloss sie sie reflexartig und erwiderte den Kuss. Die Suppenkelle, die sie in der Hand hielt, fiel scheppernd zu Boden, bevor sie ihm die Arme um den Hals legte und der Kuss noch leidenschaftlicher wurde. Sanft strich er mit seiner Zunge über ihre Lippen und bat sie stumm um Einlass. Emma gewährte ihn ihm sofort und keuchte leise auf, als sie seine Zunge tief in ihrem Mund spürte. Er erkundete sofort jeden Winkel, bis er schließlich ihre eigene Zunge anstupste und zu einem Spiel herausforderte. Sie ging darauf ein, doch es gelang ihr nicht, die Oberhand zu gewinnen. Caius wurde immer fordernder, je länger der Kuss anhielt. Als sie sich wegen Luftmangel voneinander lösten, stellten sie fest, dass sie von der Feuerstelle zu den beiden Strohlagern gegangen waren, ohne es zu bemerken. Sie schauten sich kurz an, bevor sich ihre Lippen erneut trafen. Bevor sie sich versahen, lagen sie auch schon auf einem der Strohlager, während sie sich immer noch küssten. Als sie sich wieder voneinander lösten, wanderte er weiter zu ihrem Hals, küsste jedes Fleckchen Haut, das er erwischen konnte, wobei er es vermied, sich festzubeißen, aus Angst, er könnte ihr Blut schmecken. Emmas Kopf rollte wie von selbst zur Seite, um ihm mehr Spielraum zu bieten. Caius nutzte es sofort aus, saugte ihre Haut tief in seinen Mund, wodurch rote Flecken entstanden. Er kam wieder zu ihr hoch, nahm wieder ihre Lippen gefangen und küsste sie erneut leidenschaftlich, während seine Hände ihre Seiten entlangstreichelten und dann wieder nach oben wanderten, um ihr Kleid aufzuschnüren. Emma ließ es ohne Widerstand zu. Langsam schob er ihr Kleid bis über ihre Schultern und dann weiter nach unten, bis es schließlich ihre Brüste freigab. Er löste sich von ihr und küsste sich wieder nach unten. Emma hielt die Augen geschlossen und keuchte leise auf, als er ihren Hals entlangleckte. Bei ihren Brüsten angekommen, stoppte er kurz, bevor er langsam um eine der empfindlichen Spitzen herumleckte, ehe er sie ganz in den Mund nahm und zärtlich daran saugte. Ihr Keuchen verwandelte sich in eine Stöhnen, während sich ihre Hände in seine Haare krallten und sie sich näher an ihn drückte. Caius lächelte leicht, als er ihr Stöhnen wahrnahm und intensivierte es noch. Er bearbeitete die rosige Spitze, die sich ihm immer mehr entgegenstreckte, bis sie hart wie ein Kieselstein war. Als er sich von ihr löste, wandte er sich ihrem Zwilling zu, der sehnsüchtig darauf wartete, dass er sich auch um ihn kümmern würde. Caius gab dem stummen Flehen nach und wiederholte das Spiel, während Emma unter ihm immer unruhiger wurde. Er schob ihr das Kleid noch ein Stück weiter nach unten und begrüßte jedes Fleckchen Freiheit mit einem kleinen, sanften Kuss. Emma hatte sich währenddessen wieder gefasst und streifte ihm jetzt den langen schwarzen Umhang von den Schultern. Er ließ es ohne Widerstand zu, während er sie immer noch küsste. Im nächsten Moment spürte er, wie sie sich an seinem Hemd zu schaffen machte und es langsam aufknöpfte. Vorsichtig strich sie über seine harte, kalte Brust. Er lächelte wieder, er dachte sich schon, dass sie zu schüchtern war, um die Initiative zu ergreifen, doch das musste sie auch gar nicht. Er kam wieder hoch und küsste sie fordernd, während seine Hände quälend langsam ihre Röcke hochschoben. Sie wimmerte leise, er wusste, dass sie schon viel zu erregt war, um länger ruhig zu bleiben. Sanft, aber dennoch bestimmt, zwang er ihre Beine auseinander und sie öffnete sie sogar noch ein Stück weiter für ihn, um ihm mehr Freiraum zu bieten. Sanft strich er ihre Innenschenkel entlang, bevor er sie von dem letzten Kleidungsstück befreite, das sie noch von ihm trennte. Vorsichtig strich er mit einem Finger über ihre empfindlichste Stelle, rieb ihn am Eingang zu ihrer Weiblichkeit auf und ab. Emma stöhnte laut in den Kuss und drückte sich ihm entgegen. Doch Caius zog seinen Finger zurück und löste sich stattdessen von ihr, um wieder nach unten zu gehen und sie mit seiner Zunge zu verwöhnen. Vorsichtig leckte er ein paarmal über ihre Weiblichkeit, bevor er langsam in sie eindrang und seine Zunge immer wieder in sie hineinstupste, was Emma beinahe um den Verstand brachte. Als er spürte, dass sie dadurch fast zu ihrem Höhepunkt kam, ließ er von ihr ab und wartete kurz, bevor er seine Zunge durch seine Finger ersetzte, die jetzt sanft in sie stießen, während seine Lippen wieder ihre Brüste verwöhnten. Er konnte deutlich spüren, dass er auch mehr als erregt war und seine Hose sich schon unangenehm eng um seine Männlichkeit schloss. Doch er hielt sich noch zurück und stieß nun ein wenig härter in sie. Emma stöhnte lauter, krallte sich fester in seinen Haaren fest und schrie schon beinahe vor Lust. Irgendwann gab Caius schließlich nach, da er es selbst kaum noch aushielt. Er zog seine Finger aus ihr heraus und ließ auch von ihren Brüsten ab, um sich seiner Hose zu entledigen, um ihr und auch sich selbst Erleichterung zu verschaffen. Als auch er fast unbekleidet war - immerhin hatte er sein Hemd immer noch an - drängte er ihre Beine wieder weiter auseinander, um sich dazwischen zu legen und sein pulsierendes Glied langsam zu ihrer Weiblichkeit zu führen. "Wartet", sagte Emma plötzlich atemlos. Sofort stoppte er und schaute sie fragend an. "Verzeiht...es ist wirklich nicht so, dass ich das nicht will...aber...ich habe Angst...ich habe noch nie mit einem Mann geschlafen...auch nicht mit meinem Ehemann...", gestand sie und errötete leicht. Caius lächelte sanft und strich ihr liebevoll über die Wange. "Ihr müsst keine Angst habe, ich werde ganz vorsichtig sein und Euch nicht wehtun. Ich verspreche es Euch", sagte er leise. Emma wusste, dass er es ernst meinte, sie vertraute ihm. Deswegen nickte sie und spreizte ihre Beine noch ein wenig weiter, um ihm zu zeigen, dass sie bereit war. Caius verstand das Zeichen und küsste sie wieder, um sie abzulenken, während er vorsichtig in sie eindrang. Emma konzentrierte sich so sehr auf den Kuss, dass sie es erst gar nicht wirklich bemerkte. Als er auf einen Widerstand stieß, achtete er darauf, dass sie sich auf den Kuss konzentrierte, bevor er einmal hart zustieß und dann innehielt. Emma keuchte schmerzerfüllt in den Kuss. Aus der unbeschreiblichen Lust war sengender Schmerz geworden, der sich in ihrem Unterleib konzentrierte. Caius löste den Kuss und streichelte ihr beruhigend durch die Haare. "Entspannt Euch, der Schmerz wird gleich wieder vergehen, bleibt ganz ruhig", sagte er sanft. Emma nickte zitternd. Sie versuchte sich zu entspannen, konnte aber nicht verhindern, dass ihr eine einzelne Träne über die Wange lief. Caius küsste sie zärtlich weg und streichelte sie weiterhin. Emma beruhigte sich langsam wieder, als sie merkte, wie sanft er mit ihr umging. Als er spürte, dass sie sich entspannte, fing er an sich langsam und vorsichtig in ihr zu bewegen. Emma hatte immer noch leichte Schmerzen, die jetzt aber schnell verschwanden und sich wieder in pure Lust umwandelten. Caius wurde mit der Zeit schneller, da er sich kaum noch zurückhalten konnte. Ihre Enge machte ihn beinahe wahnsinnig. Emma ging es nicht besser. Noch nie hatte sie etwas Intensieveres gespürt. Sie stöhnte immer wieder auf, je tiefer er in sie stieß und auch er konnte ein hemmungsloses Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Er erhöhte das Tempo, während sie ihre Beine um seine Hüften schlang, um ihn noch tiefer in sich zu spüren. Er ließ es zu, stieß fester und härter in sie, sich wohl bewusst darüber, dass er seinem Höhepunkt immer näher kam. Als er es fast nicht mehr aushielt, intensivierte er alles noch einmal, um ihr endlich die Erfüllung zu bringen. Emma konnte sich nicht mehr zurückhalten und kam mit einem lauten und gleichzeitig erleichterten Stöhnen zum Höhepunkt. Dadurch wurde er nur noch mehr eingeengt. Er stieß noch ein paarmal hart in sie, bevor auch er sich schließlich mit einem Stöhnen tief in ihr ergoss. Erschöpft ließ er sich auf sie sinken und musste sich erst einmal wieder beruhigen. Auch Emma atmete nur stoßweise und musste erst wieder zu Atem kommen. Als sie sich beide wieder beruhigt hatten, zog sich Caius vorsichtig aus ihr heraus und legte sich neben sie. Sofort kuschelte sie sich an ihn und seufzte leise. Gedankenverloren streichelte er ihr durch die Haare. Jetzt war genau das passiert, was er unbedingt verhindern wollte, doch er konnte nichts dagegen tun. Doch er wusste genau, dass er sie in den nächsten Tagen verlassen musste, auch wenn er es nicht wollte. Aber er musste nach Volterra zu Aro und Marcus zurückkehren und er war sich sicher, dass auch ihr Mann bald wieder hier sein würde. "Worüber denkt Ihr nach?", fragte sie leise und riss ihn somit aus seinen Gedanken. "Über nichts Wichtiges. Habe ich Euch sehr wehgetan?", fragte er leise. "Nein, der Schmerz hielt nicht lange an. Ich danke Euch, dass Ihr so vorsichtig wart. Ich habe noch nie etwas so Wunderschönes und Intensives erlebt", antwortete sie lächelnd. "Mir geht es genauso", erwiderte Caius leise. Emma stützte sich auf einem Arm ab und schaute ihm direkt in die roten Augen. "Euch beschäftigt doch etwas, ich sehe es Euch an..." Er seufzte resigniert. Er wollte es ihr jetzt eigentlich noch nicht sagen, doch vermutlich wusste sie schon, dass er gehen musste. "Emma...Ihr wisst, dass ich Euch in den nächsten Tagen verlassen muss...ich muss in meine Heimat zu meinen Brüdern zurückkehren und Euer Mann wird vermutlich auch bald wieder da sein...", sagte er leise, man hörte ihm deutlich an, dass es ihm schwerfiel, ihr das zu sagen. Sie sagte zuerst nichts, sie wusste, dass sie ihn irgendwann gehen lassen musste, doch sie hatte gehofft, dass es noch nicht so bald sein würde. "Ich weiß, dass Ihr gehen müsst...es fällt mir nur schwer, Euch ziehen zu lassen", antwortete sie leise. "Glaubt mir, ich möchte Euch nicht verlassen, aber es ist besser so." "Ich weiß, dass Ihr Recht habt...aber bleibt Ihr wenigstens noch morgen bei mir?" Hoffnungsvoll schaute sie ihn an. Caius seufzte wieder und zog sie näher zu sich. "Ja, ich bleibe morgen noch bei Euch", versprach er ihr dann. "Ich danke Euch", murmelte sie, während sie sich näher an ihn schmiegte und müde die Augen schloss. "Ihr solltet ein bisschen schlafen, ich habe Euch einiges abverlangt", meinte Caius leise und streichelte sie wieder. Emma nickte nur noch leicht, bevor sie auch schon eingeschlafen war. Zwei Tage später musste sich Caius auf den Rückweg nach Volterra machen. Emma begleitete ihn noch zur Tür und dann war der Moment des Abschieds gekommen. Caius konnte den traurigen Ausdruck in ihren Augen kaum ertragen, doch er riss sich zusammen. Er wollte es ihnen nicht noch schwerer machen, als es ohnehin schon war. "Werdet Ihr irgendwann zurückkommen?", fragte sie leise und hielt ihren Blick gesenkt. "Das ist kein Abschied für immer. Wir werden uns wiedersehen", versprach er ihr und streichelte ihr zärtlich über die Wange. Einen kurzen Moment herrschte Stille, bevor sie sich in seine Arme warf und sich an ihn schmiegte. "Ich liebe Euch, Caius...", flüsterte sie, während sie ihr Gesicht in seiner Halsbeuge verbarg. Er hielt sie fest und streichelte ihr sanft durch die Haare. "Ich liebe Euch auch, Emma." "Egal wie lange es dauert, ich warte, bis Ihr zurückkommt", murmelte sie. "Ich werde zurückkommen." Wieder schwiegen sie, genossen ein letztes Mal die Nähe des jeweils anderen, bis sich Caius schließlich schweren Herzens von ihr löste. "Es ist Zeit zu gehen", sagte er leise. Sie nickte nur. Er seufzte leise und zog sie noch einmal zu sich heran, um sie nochmal liebevoll zu küssen. Als er sich wieder von ihr löste, sah er ihr noch einmal in die schönen grünen Augen und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus der Stirn. "Lebt wohl, Emma." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging davon. Er sah nicht mehr, wie sich eine einzelne Träne aus ihren Augen stahl, langsam ihre Wange hinunterrann und lautlos zu Boden fiel. ________________________________________________________________________________ Das war das erste Kapitel meiner neuen Geschichte. Ich hoffe, sie gefällt euch bis jetzt, auch wenn es meine erste FF zu dem Thema Bis(s) ist. Würde mich über Rückmeldung natürlich freuen, Kritik wird natürlich auch immer gern angenommen, damit ich mich beim nächsten Kapitel verbessern kann =) Bis zum nächsten Kapitel oOLunaOo Kapitel 2: Die Folgen einer Nacht --------------------------------- Kapitel 2: Die Folgen einer Nacht Drei Tage, nachdem Caius gegangen war, kam George wieder. Emma freute sich natürlich ihn wiederzusehen, doch in Gedanken war sie immer noch bei dem blonden Vampir aus Volterra, den sie lieben gelernt hatte, doch ihr Mann merkte nichts davon und nach der ersten Wiedersehensfreude ging das alltägliche, ärmliche Leben auf den Feldern weiter, doch Emma konnte Caius nicht vergessen. Mittlerweile waren schon vier Monate vergangen, seit er sie verlassen musste. Doch zu ihrer Freude hatte er ihr etwas hinterlassen, das sich erst Monate später bemerkbar machte und das er vermutlich selbst nicht ahnte. An diesem Morgen arbeitete George alleine auf den Feldern, da sich Emma nicht wohl fühlte und deswegen auf dem harten Strohlager liegen blieb. George machte sich große Sorgen um sie, doch Emma wusste, dass ihr nichts fehlte. Sie wusste woher ihre Übelkeit kam, doch sie sagte ihrem Mann nichts davon. Gedankenverloren schaute sie an die Decke, die mit wenigen, verwitterten Balken gestützt wurde. Sie hatte erst vor ein paar Tagen bemerkt, dass sie schwanger war und sie war sich sicher, dass das Kind nur von Caius sein konnte, da es noch nicht allzu lange her war, dass sie mit ihrem eigenen Mann geschlafen hatte. Beim Gedanken an den gut aussehenden Vampir schlich sich, wie so oft in letzter Zeit, ein Lächeln auf ihre Lippen, während sie vorsichtig über ihren Bauch, der sich schon sanft rundete, strich. Sie wusste, dass es falsch war, George ein Kind unterjubeln zu wollen, das gar nicht sein Kind war, doch jetzt konnte sie es ohnehin nicht mehr ändern und sie hatte viel zu große Angst ihn zu verlieren, als dass sie ihm die Wahrheit sagen konnte. Aber sie konnte es nicht ewig vor ihm geheimhalten; spätestens in ein paar Monaten würde er es sowieso sehen. Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie einen ganz leichten Tritt gegen ihre Bauchdecke spürte. Wieder lächelte sie und ließ die Hand ihrem Bauch ruhen, worauf das sanfte Treten aufhörte. Sie atmete tief durch, um auch den Rest ihrer Übelkeit zu verdrängen, doch es wollte ihr nicht wirklich gelingen. In der letzten Zeit war sie aufgrund ihrer Schwangerschaft so erschöpft, dass sie die Hälfte des Tages meistens verschlief. Auch jetzt konnte sie kaum noch die Augen offen halten. Irgendwann gab sie ihren schweren Lidern nach und schlief schließlich mit den Gedanken immer noch bei Caius ein. Der blonde Vampir befand sich in der Zwischenzeit zu Hause in Volterra. Seit er wieder hier war, hatte er sich immer mehr von Aro und Marcus zurückgezogen und hing fast nur noch seinen Gedanken nach. Seinen Brüdern war es sofort aufgefallen, dass irgendetwas passiert sein musste, als er wiederkam; selbst Demetri und Felix fiel auf, dass etwas nicht mit ihrem Meister stimmte. Auch an diesem Morgen stand Caius in irgendeinem Gang ihres Hauptquartiers schaute nachdenklich aus dem Fenster, seine Gedanken waren weit fort - in England, bei der Frau, die er liebte - Emma... Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, dass Aro zu ihm trat. Er sagte zuerst nichts, beobachtete seinen Bruder schweigend und besorgt. "Caius...? Kann ich mit dir reden...?", fragte er schließlich. Erschrocken drehte sich der Angesprochene um, entspannte sich aber sofort wieder, als er erkannte, wer hinter ihm stand. "Aro...was machst du denn hier? Worüber willst du denn reden...?", fragte er abwesend. "Das fragst du noch? Sieh dich doch mal an. Seit du wieder zu Hause bist, redest du kaum noch mit uns. Du ziehst dich immer weiter zurück. Du hängst nur noch deinen Gedanken nach. Selbst deine Augen sind schwarz wie die Nacht, weil du schon seit Wochen das Blut verweigerst", zählte Aro auf. Caius sagte nichts dazu und vermied es, ihn anzusehen. "Was ist in England passiert?", fragte sein Bruder jetzt ohne Umschweife. Der Blonde zögerte, er wusste nicht, ob er es ihm wirklich sagen sollte. "Ich fürchte, ich habe mich in eine Sterbliche verliebt", sagte er dann leise. Aro sagte zuerst nichts, doch Caius konnte ihm deutlich ansehen, dass er überrascht und gleichzeitig fassungslos war. "Du hast dich in eine Sterbliche verliebt?", wiederholte er seine Worte. "Ja, verdammt nochmal. Ich weiß, dass ich es hätte verhindern müssen, aber ich konnte es einfach nicht. Als ich sie zufällig auf den Feldern unweit von London entfernt getroffen habe, hat sie mir angeboten, über Nacht zu bleiben. Ich wollte eigentlich ablehnen, aber sie ließ nicht locker, bis ich schließlich doch zugestimmt habe. Ich hätte weiterziehen müssen, zumal sie auch noch verheiratet war. Aber irgendwann ließen wir alle Vorsicht fallen und dann ist es nunmal passiert", erzählte Caius, hielt seinen Blick aber weiterhin gesenkt. "Du meinst, du hast mit ihr geschlafen?", fragte Aro langsam. Caius nickte kaum merklich. "Mein Gott, Caius, bist du wahnsinnig? Ist dir bewusst, dass das Folgen für sie haben kann? Als Sterbliche ist sie nicht erstarrt wie eine Vampirin. Was machst du denn, wenn sie jetzt schwanger geworden ist?", fragte Aro, der mit der Situation sichtlich überfordert war. "Ich habe keine Ahnung, was ich dann mache. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich tun soll..." Verzweifelt schloss er die Augen. "Du liebst sie also wirklich?", fragte sein Bruder und schaute ihn eindringlich an. "Ja, ich habe noch nie eine Frau so sehr geliebt wie sie. Aber ich kann ja wohl kaum zurückgehen, da ihr Mann wieder da ist. Ich werde bald verrückt vor Sorge um sie. Ich würde alles dafür geben, um zu wissen, wie es ihr geht", sagte Caius leise. Aro schwieg einen Moment. "Dann schick doch jemanden zu ihr, der es für dich herausfindet. Und wer wäre da besser als Demetri? Immerhin ist er der beste Tracker, den ich je getroffen habe. Er wird sie finden, auch wenn er sie nicht kennt", schlug Aro vor. "Das ist es, wieso bin ich da nicht schon früher drauf gekommen. Danke, Aro, entschuldige mich!" Mit diesen Worten drehte er sich um und ging den Gang hinunter. Sein Bruder sah ihm schmunzelnd hinterher. Caius hatte sich auf die Suche nach Demetri gemacht, der ihm zufällig schon zwei Gänge weiter begegnete. "Demetri, da bist du ja. Ich habe nach dir gesucht", hielt er ihn auf. Sofort blieb der Angesprochene stehen und schaute seinen Meister fragend an. "Ihr habt nach mir gesucht, Meister? Was kann ich für Euch tun?" "Ich habe einen Auftrag für dich", sagte Caius ohne Umschweife. "Was für einen Auftrag?", fragte Demetri. "Du musst jemanden finden. Ihr Name ist Emma, sie lebt in London auf dem Land in ärmlichen Verhältnissen", erklärte Caius ihm kurz. "Schön und gut, aber wieso soll ich sie denn suchen? Hat sie etwas verbrochen?", fragte er wieder. "Nein, ganz im Gegenteil. Du sollst nur für mich herausfinden, ob es ihr gut geht und in welchem Zustand sie momentan ist. Ich muss es einfach wissen..." Demetri schwieg einen Moment, er fing an, seinen Meister zu durchschauen. "Erlaubt mir eine Frage...ist diese Frau sterblich?" Ein leichtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. "Ja, sie ist sterblich. Und ich habe etwas Unverantwortliches getan. Deswegen musst du sie für mich finden. Ich bitte dich, Demetri." Er war schon beinahe am Rande der Verzweiflung. "Seid unbesorgt, Meister. Ich werde diese Frau für Euch finden. Ich werde mich unverzüglich auf den Weg machen", antwortete Demetri lächelnd und verbeugte sich leicht. "Ich danke dir. Richte ihr bitte aus, dass ich sie immer noch liebe, jeden Tag an sie denke und schrecklich vermisse", fügte Caius hinzu. "Selbstverständlich, ich werde mich beeilen", versprach er, lächelte seinem Meister noch einmal zu und verschwand dann den Gang hinunter. Wie er es versprochen hatte, machte sich Demetri noch am gleichen Tag auf den Weg nach England. Er war ungefähr eine Woche unterwegs, als er endlich an seinem Ziel ankam. Es war mitten in der Nacht, doch das hatte er auch beabsichtigt. Er wollte alleine mit ihr reden, ohne dass ihr Mann etwas davon mitbekam. Leise schlich er um das Haus herum, überlegte, wie er es anstellen sollte, dass sie aufwachte, ohne dass er auch George wecken würde. Plötzlich fielen ihm die kleinen Kieselsteine auf, die von der Haustür bis zu dem kleinen Garten auf dem Weg verstreut lagen. Langsam hob er einige davon auf und fing an, sie leise gegen das Fenster zu werfen. Dann trat er schnell zurück in den Schatten und wartete darauf, ob sie es mitbekommen hatte. Tatsächlich wachte Emma auf. "Was war das?", murmelte sie vor sich hin, als sie sich aufsetzte. Vorsichtig stand sie auf, während sie das alte Tuch, das neben ihrem Strohlager lag nahm und es sich überwarf, bevor sie leise nach draußen schlich. Sofort zog sie das Tuch enger um sich, als sie die Kälte spürte. "Ist da jemand?", rief sie mit gedämpfter Stimme. "Seid gegrüßt, Emma", sagte Demetri, als er ins fahle Licht des Mondes trat. "Wer seid Ihr...und woher kennt Ihr meinen Namen?" Ängstlich wich sie einige Schritte zurück. "Seid unbesorgt, ich werde Euch nichts tun. Mein Name ist Demetri und ich komme im Auftrag von Caius", erklärte er freundlich lächelnd. "Ihr kennt Caius?", fragte Emma und schaute sofort auf. "Ja, ich lebe bei ihm in Volterra", antwortete er. "Geht es ihm gut? Ist er gut nach Hause gekommen?", fragte sie sofort. "Selbstverständlich, ich soll Euch eine Nachricht überbringen." Erwartungsvoll schaute sie ihn an. "Er lässt Euch ausrichten, dass er Euch immer noch liebt, jeden Tag an Euch denkt und Euch vermisst", berichtete Demetri. Als Emma das hörte, füllten sich ihre Augen mit Tränen, die ihr kurz darauf über die Wangen liefen. "Wieso weint Ihr?", fragte Demetri sanft. "Weil es mir genauso geht...ich liebe ihn auch noch und die Tatsache, dass ich ihn wahrscheinlich nie wieder sehen werde, erfüllt mich mit Kummer", murmelte Emma. "Wer sagt denn, dass Ihr ihn nie wieder sehen werdet?" "Ich fühle es...ich werde ihm wohl nie sagen können, dass ich sein Kind unter dem Herzen trage", flüsterte sie traurig. Einen Moment herrschte Stille, Demetri schaute sie fassungs los an. Er konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. "Ihr erwartet ein Kind von ihm? Seid Ihr Euch da ganz sicher? Könnte es nicht von Eurem Mann sein?", fragte er noch einmal nach. "Nein, ich bin mir ganz sicher. Wäre das Kind von meinem Mann, würde man es noch nicht so deutlich sehen", versicherte ihm Emma ohne zu zögern. Demetri seufzte innerlich. Na ganz toll, dachte er sich, was hatte Caius da nur angerichtet? "Was soll ich denn jetzt nur machen?" Emmas Stimme riss ihn wieder aus seinen Gedanken. "Ich kann George unmöglich die Wahrheit sagen. Am liebsten würde ich ganz weit weglaufen." "Ich kann Euch gut verstehen, aber ich kann Euch leider nicht mitnehmen", bedauerte Demetri. Emma schüttelte den Kopf. "Das verlange ich auch gar nicht..." "Ich kann Euch allerdings einen Vorschlag machen." Sofort schaute sie ihn fragend an. "Ich kann Caius davon erzählen, dann wird er sicher zu Euch zurückkehren, wenn auch nur für eine bestimmte Zeit", schlug Demetri vor. "Das würdet Ihr wirklich für mich tun?", fragte Emma hoffnungsvoll. "Natürlich, er wird mich ohnehin nach Euch fragen, ich werde ihm die Nachricht dann überbringen", antwortete Demetri lächelnd. "Ich danke Euch." Er nickte und schaute dann in den Himmel. Der Morgen dämmerte bereits, er musste sich auf den Weg machen, wenn er unentdeckt bleiben wollte. "Es tut mir leid, aber ich muss leider weiterziehen. Der Morgen wird bald anbrechen und Caius erwartet mich zu Hause. Macht Euch keine Sorgen, er wird wiederkommen", sagte er lächelnd. Emma nickte und erwiderte sein Lächeln. "Ich werde auf ihn warten." Er nickte und lächelte ihr noch einmal zu, bevor er sich von ihr verabschiedete und schließlich in der Dunkelheit verschwand. Emma schaute ihm noch nach, ehe sie wieder ins Haus ging und kurz darauf wieder eingeschlafen war. Demetri war innerhalb einer Woche wieder zu Hause in Volterra, wo Caius schon ungeduldig auf ihn wartete. "Da bist du ja wieder. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass dich jemand entdeckt hätte." "Es tut mir leid, Meister. Leider ging es nicht schneller", entschuldigte sich Demetri. "Schon in Ordnung. Hast du sie gefunden?", fragte Caius dann ohne Umschweife. "Ja, ich habe sie gefunden. Es geht ihr gut und ich soll Euch sagen, dass es ihr genauso wie Euch geht. Sie vermisst Euch und wartet darauf, dass Ihr zurückkommt", berichtete er. "Ich werde wohl kaum zurückkehren können", sagte Caius leise mit einem verbitterten Unterton. "Ihr müsst zu ihr zurückkehren", beharrte Demetri. "Wie stellst du dir das vor? Ihr Mann ist wieder da", erinnerte sein Meister ihn. "Das ist mir durchaus bewusst...aber es gibt Umstände, die das erforderlich machen", meinte Demetri vorsichtig. "Welche Umstände?", fragte Caius sofort. "Naja..." Sein Gegenüber zögerte. "Sie ist schwanger. Es ist Euer Kind, Meister. Ihr werdet Vater", erklärte Demetri. Fassungslos schaute Caius ihn an. Er konnte nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. "Sag das nochmal...ich werde Vater?", fragte er noch einmal nach. Demetri nickte zustimmend. "Und sie ist sich ganz sicher, dass es mein Kind ist?" Wieder nickte er. Caius sagte nichts mehr; er ließ sich gegen die Wand sinken und schloss verzweifelt die Augen. "Meister, ist alles in Ordnung? Geht es Euch nicht gut?", fragte Demetri besorgt. "Doch, es ist alles bestens...entschuldige mich..." Mit diesen Worten ließ er ihn stehen und ging langsam den Gang hinunter, Demetri sah ihm immer noch besorgt hinterher. Caius ließ sich den ganzen restlichen Tag nicht mehr blicken, was vor allem Aro beunruhigte, Marcus wirkte desinteressiert wie immer. "Mir reicht es jetzt!", rief er irgendwann aus. "Was reicht dir?", fragte sein Bruder gelangweilt. "Dass sich Caius die ganze Zeit verbarrikadiert. So kann das doch nicht weitergehen und das alles nur wegen einer Sterblichen", regte Aro sich auf. "Schonmal daran gedacht, dass Demetri ihm etwas erzählt hat, womit er nicht gerechnet hat oder das er nicht hören wollte?", warf Marcus ein. Augenblicklich blieb Aro, der die ganze Zeit hin - und hergelaufen war, stehen und schaute ihn prüfend an. "Und was soll das gewesen sein?" "Das weiß ich doch nicht. Frag ihn doch, wenn du es wissen willst", antwortete sein Bruder genervt. "Das werde ich jetzt auch tun." Mit diesen Worten machte er sich auf die Suche nach seinem anderen Bruder, Marcus blieb zurück und verdrehte nur erneut genervt die Augen. Aro fand Caius draußen, wo er nachdenklich in den Himmel schaute, an dem schon die ersten Sterne zu sehen waren. Langsam trat er auf ihn zu. "Hier versteckst du dich also. Wo warst du denn den ganzen Tag?", fragte er leise. Erschrocken zuckte Caius zusammen, bevor er sich zu ihm umdrehte. "Du bist es, Aro, es tut mir leid, aber ich brauchte einfach Zeit zum Nachdenken...", antwortete er ebenso leise. "Was hat Demetri dir gesagt...? So habe ich dich noch nie erlebt. Hat er sie nicht gefunden?", fragte Aro vorsichtig. "Nein, er hat sie gefunden..." "Wo liegt dann das Problem? Geht es ihr nicht gut? Oder wurde Demetri entdeckt?", fragte Aro weiter. Caius schüttelte verneinend den Kopf. "Nein, es geht ihr sogar sehr gut." "Was ist dann los? Sag es mir doch", drängte Aro, der keine Lust hatte, die ganze Nacht weiterzuraten. "Sie ist schwanger, verdammt nochmal", platzte Caius gereizt heraus. Einen Moment schaute ihn sein Bruder völlig fassungslos an. "Ich wusste es...ich wusste, dass das böse enden würde! Bist du völlig wahnsinnig?! Weißt du überhaupt, was du da angerichtet hast?! Was sollen wir denn jetzt bitte machen?!", fuhr Aro ihn an. "Ich hab keine Ahnung!", fauchte Caius zurück, bevor er wieder verzweifelt die Augen schloss. "Du musst zu ihr zurück, Caius." Gleichzeitig drehten sich beide um und entdeckten zu ihrem Erstaunen Marcus, der ihr Gespräch offenbar mitbekommen hatte. "Wie stellst du dir das vor? Ihr Mann ist doch bei ihr", erinnerte Caius seinen Bruder. "Sei unbesorgt, ich habe schon mit so etwas gerechnet und habe deswegen Felix damit beauftragt, für dich herauszufinden, wann er wieder für längere Zeit unterwegs ist. Er und Demetri werden für einige Monate nach England gehen und sich dort unauffällig unters Volk mischen, um so schnell wie möglich zurückzukommen, wenn sie etwas in Erfahrung gebracht haben", erklärte Marcus. Seine Brüder schauten ihn perplex an, sie hatten ihn noch nie so viel auf einmal reden gehört. "Jetzt schaut mich nicht so an", sagte er genervt und verdrehte wieder die Augen, "ich wollte Caius lediglich einen Gefallen tun." Der Genannte fasste sich wieder und lächelte leicht. "Das weiß ich auch zu schätzen, ich danke dir, Marcus." "Schon gut, und ihr beiden solltet auch aufhören, euch darüber zu streiten, was passiert ist, ist passiert. Wir sind zwar Vampire, aber die Vergangenheit können wir auch nicht mehr rückgängig machen", meinte der sonst so schweigsame Vampir. "Ja, du hast Recht. Machen wir das Beste daraus", pflichtete Aro ihm bei und auch Caius nickte zustimmend. "Gut, da wir jetzt anscheinend alle Klarheiten beseitigt haben, würde ich vorschlagen, dass wir wieder reingehen. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass einige Bürger Volterras immer noch auf den Straßen unterwegs sind und es wäre sehr unvorteilhaft für uns, wenn sie uns sehen würden", sagte Marcus dann und wandte sich zum Gehen. Seine beiden Brüder nickten wieder zustimmend, bevor sie ihm folgten. Fünf Monate später erhielt Caius endlich die Nachricht von Felix und Demetri, dass George wieder für einige Wochen unterwegs sein würde. Kaum hatten sie ihm das berichtet, machte er sich auch schon auf den Weg nach England; er konnte es kaum erwarten, sie endlich wiederzusehen. Eine Woche später war er an seinem Ziel angekommen und er hatte Glück - George war vor zwei Tagen aufgebrochen. Er fand Emma vor ihrem Haus, wo sie auf einem der alten Holzstühle saß, die normalerweise um ihren Tisch herumstanden. Sie hatte die Augen geschlossen und genoss die wärmende Sonne auf ihrem Gesicht, während ihre Hände auf ihrem Bauch ruhten, der jetzt so ausgeprägt war, dass es beinahe so aussah, als könnte der Stoff ihres Kleides, der darüber spannte, zerreißen. Langsam trat er auf sie zu, noch hatte sie ihn nicht bemerkt. "Emma...", sagte er leise, als er direkt vor ihr stand. Sie zuckte erschrocken zusammen, bevor sie die Augen öffnete und jetzt erst erkannte sie, wer vor ihr stand. Einen Moment war sie unfähig etwas zu sagen oder zu tun. Doch dann sprang sie auf und warf sich in seine Arme, soweit ihr Bauch das noch zuließ. "Caius...Ihr habt Euer Versprechen gehalten und seid zu mir zurückgekehrt", flüsterte sie, während ihr Freudentränen über die Wangen liefen. "Wie hätte ich es auch nicht halten können. Ich habe so lange darauf gewartet, Euch endlich wiederzusehen", antwortete er und strich ihr zärtlich die Tränen aus den Augen. "Ich habe jeden Tag auf Euch gewartet. Aber sagt mir, woher wusstet Ihr, dass ich gerade jetzt wieder alleine bin?", fragte Emma, als sie sich wieder beruhigt hatte. "Demetri hat sich für eine Zeit unter das Volk in London gemischt und es mir gesagt", erklärte Caius. Er erwähnte Felix absichtlich nicht, da sie ihn ja nicht kannte. "Ich verstehe. Es ist mir auch gleichgültig, wie Ihr es erfahren habt. Hauptsache Ihr seid endlich wieder da", lächelte Emma. Caius erwiderte das Lächeln. "Lasst Euch doch einmal ansehen. Immerhin habe ich erst von Demetri erfahren, dass Ihr schwanger seid." Sie löste sich von ihm und er musterte sie genau. "Es kam sehr überraschend für mich, als mir mitgeteilt wurde, dass ich Vater werde", meinte er nachdenklich. "Ja, mich hat es auch überrascht. Ich hoffe, Ihr seid nicht wütend auf mich, weil Ihr mich vielleicht für unvorsichtig haltet", sagte sie leise. "Aber nein, wenn ich auf jemanden wütend sein müsste, dann auf mich selbst, weil ich Euch das angetan habe...", erwiderte er. "Bereut Ihr, was wir getan haben?", fragte sie und schaute ihn direkt an. "Nein, natürlich nicht. Ich würde es jederzeit wieder tun", antwortete er sofort. "Ihr seid also wirklich nicht wütend?", fragte Emma noch einmal nach. "Nein und ich werde versuchen so oft wie möglich bei Euch zu sein, wenn das Baby auf der Welt ist", versprach Caius lächelnd. Auch Emma lächelte. "Aber sagt - weiß Euer Mann bereits davon?", fragte er dann. "Ja, er weiß es..." Er merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. "Aber er denkt, dass er der Vater ist, habe ich Recht?" Emma nickte kaum merklich. "Es tut mir leid, aber ich konnte einfach nicht anders. Bitte, verzeiht mir, Caius..." Schon wieder fing sie an zu weinen. "Nicht doch. Ihr müsst nicht weinen. Ich kann Euch gut verstehen und es ist vermutlich auch besser so, da ich nicht immer bei Euch sein kann", erwiderte er sanft und strich ihr wieder liebevoll die Tränen aus den Augen. "Ja...Ihr habt Recht. Es tut mir leid, ich bin im Moment dauernd so durcheinander", entschuldigte sich Emma. "Ich kann Euch verstehen und nehme es Euch sicher nicht übel", lächelte Caius und fing an, ihr zärtlich durch die langen Haare zu streicheln. Eine Weile herrschte Stille, in der sie nur die Nähe des jeweils anderen genossen. "Wollen wir nicht langsam hinein gehen? Mir wird langsam kalt", sagte Emma irgendwann. "Ja, dann lasst uns gehen", stimmte Caius zu und folgte ihr dann in das kleine Bauernhaus, das immer noch so aussah, wie vor neun Monaten. Den Rest des Tages verbrachten sie drinnen und in der Nacht war Emma überglücklich, endlich wieder in Caius' Armen zu liegen. Er lag wie immer wach, schaute nachdenklich an die Decke, während er Emma sanft streichelte. Eine Weile war es still, er lauschte ihren tiefen, gleichmäßigen Atemzügen, was ihm verriet, dass sie tief und fest schlief. Doch plötzlich schreckte sie schweißgebadet hoch. Caius, der nicht damit gerechnet hatte, zuckte erschrocken zusammen. "Emma, was habt Ihr?", fragte er dann. Sie antwortete nicht, sie wimmerte nur und hielt sich ihren Bauch. ~Oh mein Gott, das darf doch nicht wahr sein...~ Sofort wusste er, was mit ihr los war. "Sagt doch etwas...kommt Euer Baby?" Es war ihm deutlich anzusehen, dass er mit der Situation überfordert war. Dieses Mal nickte sie kaum merklich. ~Oh nein, was soll ich denn jetzt machen?~ Er hatte doch keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte. Neben ihm atmete Emma nur noch stoßweise, während sie immer wieder leise aufschrie und weiterhin ihren geschwollenen Leib umklammerte. Er wusste, dass er ihr helfen musste, auch wenn er nicht wirklich wusste wie. Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als sie seine Hand packte. "Caius...bitte helft mir...", flehte sie ihn unter Schmerzen an. "Macht Euch keine Sorgen, wir schaffen das gemeinsam", versuchte er sie zu beruhigen, "legt Euch zuerst einmal wieder hin." Emma tat wie ihr geheißen und legte sich wieder hin. "Gut, dann müssen wir erst einmal dafür sorgen, dass Ihr das Kind überhaupt zur Welt bringen könnt." Mit diesen Worten schob er ihre Röcke nach oben und zog ihr auch gleich noch das letzte Kleidungsstück aus. "Caius...", flüsterte sie kraftlos, als eine neue Wehe ihren Körper erfasste. "Was ist?", fragte er leise, zum ersten Mal in seinem Leben hatte er Angst. "Ich habe Angst..." Sie weinte wieder und umklammerte panisch seine Hand. "Ganz ruhig", redete er ihr gut zu und streichelte ihr beruhigend durch die Haare, "Ihr braucht keine Angst zu haben. Ich werde es auf keinen Fall zulassen, dass Euch etwas passiert. Ich bin bei Euch und werde Euch so gut es geht helfen." Sie nickte, zitterte aber immer noch vor Angst. Caius streichelte sie weiterhin, um sie zu beruhigen. Doch plötzlich erfasste eine neue Wehe ihren Körper, sie presste automatisch und schrie gequält auf. Er konnte nichts anderes tun, als ihre Hand zu drücken, sie zu streicheln und sie irgendwie zu beruhigen. Nach einiger Zeit kamen die Wehen in kürzeren Abständen. Caius spürte deutlich, dass Emma bereits am Ende ihrer Kräfte war und bis jetzt hatte sich noch nicht viel getan. Er wollte sie auf keinen Fall verlieren, doch er wusste immer noch nicht, wie er ihr helfen sollte. Wieder schrie Emma auf, sie konnte nicht mehr, die Schmerzen waren viel zu stark und die Wehen, die alle zwei Minuten durch ihren Körper jagten, raubten ihr die Kraft, um weiterzumachen. "Caius...ich kann nicht mehr...", flüsterte sie. "Ihr dürft jetzt nicht aufgeben. Bitte...Ihr müsst durchhalten und weitermachen. Ich habe Euch gerade erst zurückbekommen und möchte Euch nicht verlieren", antwortete er. Sie wusste, dass er Recht hatte und sie weitermachen musste. Auf keinen Fall wollte sie aufgeben, sie wollte noch mehr Zeit mit ihm verbringen. Erneut drückte sie seine Hand und sammelte neue Kraft, bevor sie erneut presste und wieder aufschrie. Caius erwiderte den Druck und streichelte sie wieder beruhigend. Die Geburt zog sich noch Stunden hin und erst am frühen Morgen hatte Emma es endlich geschafft. Ein letztes Mal sammelte sie ihre Kräfte, um das neue Leben aus ihrem Körper herauszupressen. Kurz darauf hörte man wütendes Protestgeschrei, als sie das Baby zur Welt gebracht hatte. Erschöpft ließ sich Emma zurückfallen, während Caius sich daran machte, das kleine Bündel Mensch in ein wärmendes Tuch zu wickeln, das er vorhin vorsorglich geholt hatte. "Was ist es...?", fragte Emma leise. "Ihr habt einen Sohn", antwortete er, wobei er das Baby vorsichtig in seinen Armen hielt. Sie lächelte und wollte gerade die Arme nach ihm ausstrecken, als erneut ein sengender Schmerz durch ihren Körper fuhr und sie sich wieder aufbäumte. "Emma, was habt Ihr?", fragte Caius sofort. "I-ich weiß nicht...", brachte sie mit Mühe heraus. ~Könnte es sein, dass sie...~ Caius brach in Gedanken ab. Emma schrie wieder auf und presste erneut automatisch. Caius nahm ihre Hand und drückte sie, um ihr zu zeigen, dass er auch weiterhin für sie da war. "Emma, Ihr müsst noch einmal Eure ganze Kraft zusammennehmen. Ich glaube, Ihr bekommt Zwillinge", sagte er dann. "Zwillinge?", wiederholte sie seine Worte; sie klang überrascht, aber sie lächelte. Erneut sammelte sie ihre Kräfte, um es endgültig hinter sich zu bringen. Nachdem sie sich weitere zehn Minuten gequält hatte, hatte sie es endlich geschafft und auch das zweite Baby zur Welt gebracht, das ebenfalls sofort anfing protestierend zu schreien, sobald es den Körper seiner Mutter verlassen hatte. Auch dieses Kind, das im Gegensatz zu seinem Bruder ein Mädchen war, wurde von Caius vorsichtig in ein Tuch gewickelt und dann auf den Arm genommen. Dann wandte er sich wieder an Emma, die sich wieder zurückgelegt und erschöpft die Augen geschlossen hatte. "Ihr habt es geschafft, die beiden scheinen gesund zu sein. Wie fühlt Ihr Euch?", fragte er leise. "Ich bin erschöpft, aber es geht mir gut. Kann ich sie sehen?" Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. "Sicher", antwortete Caius und übergab ihr die Zwillinge vorsichtig. Behutsam nahm sie die Neugeborenen in den Arm, während sie sich müde gegen Caius sinken ließ, der sich kurzerhand hinter sie gesetzt hatte und sie vorsichtig an sich zog. "Ihr solltet jetzt vielleicht etwas schlafen. Ihr seid sicher müde. Wenn etwas sein sollte, könnt Ihr es mir sagen", meinte er dann, während er ihr zärtlich einige Haarsträhnen aus der Stirn strich und sie zustimmend nickte. Dann herrschte kurz Stille. "Wisst Ihr, wie Ihr die beiden nennen wollt?", fragte Caius dann. Wieder nickte sie. "Ja, ich werde sie Jane und Alec nennen", sagte sie noch, bevor sie erschöpft in seinen Armen einschlief. _______________________________________________________________________________________________ Das war das zweite Kapitel :) Hoffe, dass euch das Kappi gefallen hat und ich würde mich wie immer über Rückmeldungen freuen. Bis zum nächsten Kapitel =) oOLunaOo Kapitel 3: Die Jahre vergehen ----------------------------- Kapitel 3: Die Jahre vergehen Mittlerweile waren schon sechs Jahre vergangen, in denen der Krieg weiterhin Einzug ins Land hielt und weitere Teile Englands zu Grunde richtete. Den Bauern Londons ging es immer noch nicht wesentlich besser, doch sie versuchten, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Inmitten von diesem ganzen Elend wuchsen die Zwillinge Jane und Alec wohl behütet bei ihren Eltern auf. Das dachten sie zumindest, denn die beiden wussten nicht, dass George nicht ihr leiblicher Vater war. Emma hatte es ihnen niemals erzählt, doch sie wusste, dass sie es ihnen irgendwann sagen musste. Die beiden Kinder waren mittlerweile sechs Jahre alt und beschäftigten sich vor allem mit sich selbst. Die Kinder aus der Stadt grenzten sie aus, da sie ihnen irgendwie unheimlich waren. Doch es gab auch solche, die sich immer wieder über sie lustig machten, provozierten oder sie beleidigten. Vor allem Emma bereitete es die meisten Sorgen, da sie einfach nicht verstehen konnte, wieso die beiden bei anderen ihres Alters so verhasst waren. Doch George winkte immer nur ab und behauptete, dass die anderen nur neidisch waren, da Jane offenbar die Schönheit ihrer Mutter geerbt hatte und auch Alec mehr als nur anschaulich war. Tatsächlich sahen beide so gut aus, dass es mehr als nur auffällig war. Jane war sogar noch schöner als ihre Mutter und sah ihr zum Verwechseln ähnlich. Die blonden Haare, die sie offenbar von Caius geerbt hatte, fielen ihr bis auf die Schultern, ihre Haut wirkte ein wenig blasser als die eines normalen Menschen, doch die tiefen dunkelgrünen Augen glichen das wieder aus. Alec hatte dagegen die braunen Haare seiner Mutter und braune Augen, von denen Emma allerdings nicht wusste, woher er sie hatte. Sie ahnte nicht, dass er die Augenfarbe von Caius hatte, als dieser noch ein Mensch gewesen war. Auch seine Haut war blasser als normalerweise und obwohl er und Jane zweieiige Zwillinge waren, ähnelten sie sich wie ein Ei dem anderen. An einem sonnigen Arbeitstag, der sich schon langsam dem Ende neigte, machten sich die Geschwister langsam auf den Weg nach Hause. Schweigend liefen sie nebeneinander her, doch Jane schaute immer wieder zu ihrem Bruder hinüber, der sich seinen linken Oberarm hielt, der höllisch schmerzte. Sein rechtes Auge begann anzuschwellen und an seiner Nase klebte getrocknetes Blut. "Wieso hast du das gemacht, Alec?", fragte sie irgendwann leise. "Weil ich nicht zulasse, dass dir jemand wehtut...", antwortete er leise. "Aber jetzt bist du verletzt...", flüsterte sie. "Das ist egal, Hauptsache es geht dir gut. Mach dir um mich keine Gedanken, Mama kümmert sich schon um mich", meinte er lächelnd. "Aber es ist noch so weit bis nach Hause und du hast doch Schmerzen", sagte Jane wieder. "Ich ertrage das schon. Und jetzt komm, wir müssen uns beeilen. Mama wartet bestimmt schon auf uns." Mit diesen Worten nahm er ihre Hand und ging voraus. Eine halbe Stunde später kamen sie endlich zu Hause an. Leise traten sie in das Haus. George arbeitete offenbar noch draußen, denn sie fanden nur ihre Mutter vor, die an der Feuerstelle stand und in dem eisernen Kessel herumrührte. "Wir sind wieder da", verkündete Alec, als er sah, dass Emma sie noch nicht bemerkt hatte. Sie drehte sich um und lächelte, doch das Lächeln verschwand sofort wieder, als ihr Blick auf ihren Sohn fiel. "Um Gottes Willen, Alec! Was ist denn passiert?", fragte sie erschrocken, während sie die Suppenkelle fallen ließ und auf ihn zuging. "Hast du dich etwa schon wieder mit den Jungen aus der Stadt geprügelt?" "Sie haben Jane wehgetan", rechtfertigte sich Alec. "Was ist passiert?", fragte Emma dann an ihre Tochter gewandt. "Alec und ich sind nur durch die Stadt gelaufen, doch plötzlich haben sie uns den Weg zugestellt. Alec hat sie höflich gebeten uns durchzulassen, aber sie sind gleich auf uns losgegangen und haben mich herumgeschubst", erzählte Jane und zeigte ihrer Mutter ihre aufgestürzten Hände. Emma spürte einen schmerzhaften Stich im Herzen, als sie sah, wie die Zwillinge zugerichtet waren. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr einige Tränen über die Wangen liefen. "Mama, was hast du denn?", fragte Alec besorgt. "Es ist nichts, mein Schatz. Na, komm, ich kümmere mich um deine Wunden." Mit diesen Worten stand Emma auf, um eine Schüssel mit heißem Wasser zu holen, damit sie seine Verletzungen auswaschen konnte. Immer noch liefen ihr Tränen über die Wangen, da sie anfing zu verstehen, wieso Alec und Jane so verhasst waren. Sie waren anders als die anderen Kinder aus der Stadt. Sie wirkten manchmal so geheimnisvoll wie Caius und wahrscheinlich waren sie den anderen deswegen unheimlich. Plötzlich fasste sie einen Entschluss. Sie musste ihnen endlich sagen, dass George nicht ihr richtiger Vater war, ohne dass dieser es mitbekommen würde. Schnell schaute sie aus dem Fenster und stellte fest, dass er immer noch arbeitete und wahrscheinlich auch noch einiges zu tun hatte. Erleichtert darüber, nahm sie die Schüssel und ging zurück zu den Zwillingen. Kurz darauf kümmerte sie sich um Alecs Wunden, wobei er immer wieder die Luft einsog, als das Wasser zu sehr brannte. "Geht es?", fragte Jane, die immer noch Alecs Hand umklammerte und es deswegen immer mitbekam, wenn er sich anspannte. "Mach dir keine Sorgen", antwortete er lächelnd und streichelte ihr kurz sanft durch die Haare. "Sagt mal, ihr beiden...", ergriff Emma in diesem Moment das Wort. "Was denn?", fragten die Zwillinge gleichzeitig. "Kann ich euch etwas anvertrauen?", fragte sie, während sie eine weitere Wunde von Alec auswusch. "Aber sicher, was hast du denn?", fragte Jane zurück. "Habt ihr euch schon einmal gefragt, wieso die anderen Kinder nicht mit euch spielen wollen?", stellte Emma die Gegenfrage. "Schon des Öfteren...", antwortete Alec. "Ich kann euch auch erklären, woran das liegt...", erwiderte seine Mutter, "es liegt daran, dass ihr so wie euer Vater seid." "Aber Papa wird doch auch immer von den anderen Händlern gegrüßt...", entgegnete Jane. "Nein, meine Süße...du hast mich falsch verstanden. Euer richtiger Papa ist jemand anderes", erklärte Emma, bevor sie schwieg und abwartete, was sie sagten. "Wie meinst du das?", fragte Alec verwirrt. Emma seufzte, sie hatte es schon geahnt, dass sie so reagierten. "Bevor ihr auf die Welt gekommen seid, war euer Vater im Auftrag des Königs unterwegs. In dieser Zeit kam ein Fremder zu mir, der auf der Durchreise war und den ich bei mir aufgenommen habe. Es dauerte nicht lange, bis wir uns ineinander verliebten...doch er musste schon kurze Zeit später wieder gehen und nicht lange danach habt ihr euch angekündigt", erzählte sie. "Und dieser Fremde ist unser richtiger Papa?", fragte Jane immer noch skeptisch. "Ja, genau. Sein Name ist Caius und er stammt aus der Stadt Volterra in Italien", redete Emma weiter. "Können wir ihn denn einmal sehen?", fragte jetzt Alec. "Sicher, Papa muss bald wieder weg, da wird er sicherlich wiederkommen. Ich habe ihn auch schon sehr lange nicht mehr gesehen. Seit ihr auf der Welt seid, war er nicht mehr hier, weil die Ernte jedes Jahr so schlecht war, dass Papa keine Aufträge mehr vom König erhalten hat...aber jetzt könnt ihr ihn bald kennenlernen", lächelte Emma, "aber ihr müsst mir noch etwas versprechen." "Was denn?", fragten sie wieder wie aus einem Munde. "Ihr dürft Papa nichts von dem sagen, was ich euch gerade erzählt habe. Er weiß nämlich nichts davon", sagte Emma eindringlich. "Wir versprechen es", versicherten ihr die Zwillinge. "Gut, dann lasst uns jetzt das Essen fertig machen. Ihr könnt schon einmal den Tisch decken." Emma stand auf und ging zurück zur Feuerstelle, während die Zwillinge anfingen den Tisch zu decken. Währenddessen wartete Caius in Volterra ungeduldig darauf, dass Felix aus England zurückkam, da er wieder einmal die Lage dort herausfinden sollte. Ungeduldig lief er auf und ab und ließ dabei die Tür nicht aus den Augen. Er wollte schon fast die Hoffnung aufgeben, dass er heute noch zurückkommen würde, als sich die große Flügeltür endlich öffnete und der schwarzhaarige Vampir den Raum betrat. Schnell kam er auf seinen Meister zu und verbeugte sich leicht vor ihm. "Verzeiht mir, Meister. Ich musste den passenden Augenblick abwarten, um mich auf den Heimweg machen zu können. Dennoch komme ich mit erfreulichen Neuigkeiten zurück. George, der Mann eurer geliebten Emma, wird endlich wieder im Auftrag des Königs unterwegs sein. Er wird schon übermorgen aufbrechen. Ihr könnt also ruhigen Gewissens zu ihr und Euren Kindern zurückkehren", berichtete Felix. Caius' Miene hellte sich auf. "Ich danke dir, Felix. Das sind in der Tat erfreuliche Neuigkeiten. Du kannst gehen. Ich werde es dich wissen lassen, wenn ich deine Dienste wieder benötige." "Wie Ihr wünscht, Meister." Mit diesen Worten verabschiedete sich Felix und verschwand dann. "Du wirst dich also wieder auf den Weg machen", sagte Aro, der alles beobachtet hatte. "Ja, ich kann es kaum erwarten, die drei endlich zu sehen. Ich bin gespannt, wie sich die Zwillinge entwickelt haben", antwortete der Blonde. "Erlaubst du mir, dich zu begleiten?", fragte sein Bruder dann. "Du willst mitkommen?", gab Caius überrascht zurück. "Ja, ich würde meinen Neffen und meine Nichte auch gerne kennenlernen", erwiderte Aro. Caius überlegte kurz, bevor er zustimmend nickte. "Sicher, warum nicht. Emma wird sich sicher freuen, dich kennenzulernen", stimmte er zu. Dann wandte er sich an Marcus, der sich wie immer aus allem heraushielt. "Was ist mit dir? Kommst du auch mit?" Gelangweilt richtete der Angesprochene seinen Blick auf seinen Bruder, bevor er langsam den Kopf schüttelte. "Nein, es reicht, wenn Aro dich begleitet. Ich werde hier die Stellung halten", antwortete er. "Also gut, wie du willst", erwiderte Caius, der sich das schon gedacht hatte. Dann wandte er sich noch einmal an Aro. "Morgen bei Tagesanbruch gehen wir los." Der Schwarzhaarige nickte daraufhin zustimmend. Eine Woche später kamen die beiden Brüder an ihrem Ziel an. Wie Felix es vorausgesagt hatte, hatte sich George bereits vor einigen Tagen auf den Weg gemacht. Emma arbeitete auf dem Feld, während die Zwillinge in einiger Entfernung von ihr spielten. Langsam gingen Aro und Caius näher an sie heran. "Das ist deine Emma?", fragte der Schwarzhaarige, man konnte ihm seine Überraschung deutlich anhören. Er musste zugeben, dass er in dieser Zeit selten eine so schöne Sterbliche gesehen hatte. "Ja, das ist sie", antwortete Caius lächelnd. Erst jetzt hob Emma den Blick und als sie ihn sah, blieb sie wie angewurzelt stehen. Doch dann strahlte sie übers ganze Gesicht. Sie warf die Sichel, mit der sie gerade gearbeitet hatte, achtlos zur Seite und rannte auf ihn zu. "Caius!", rief sie überglücklich und warf sich in seine Arme. "Emma...verzeiht mir, dass ich Euch so lange warten ließ", sagte er leise und drückte sie nah an sich. "Ich verzeihe Euch, ich weiß, dass Ihr nicht kommen konntet. Aber ich bin so glücklich, Euch endlich wiederzusehen", murmelte sie. "Ihr sprecht mir aus der Seele...", erwiderte Caius. "Wer begleitet Euch?", fragte Emma dann, als ihr Blick auf Aro fiel. "Entschuldigt meine Unhöflichkeit. Ich grüße Euch, schöne Frau. Mein Name ist Aro, ich bin Caius' Bruder. Vielleicht hat er Euch schon von mir erzählt", stellte Aro sich vor. "Ich grüße Euch ebenfalls, mein Herr", erwiderte Emma höflich und knickste, "ich habe schon von Euch gehört. Es freut mich, dass Ihr die Zeit gefunden habt, Euren Bruder zu begleiten." In diesem Moment kamen auch die Zwillinge her, die jetzt erst bemerkt hatten, dass ihre Mutter mit zwei fremden Männern sprach. Als sich Emma wieder von Caius löste, spürte sie, wie etwas am Rock ihres Kleides zog. Sofort drehte sie sich um und erblickte Alec direkt hinter sich, der sie gezogen hatte und mit der anderen Hand die von Jane umklammerte. "Oh, da seid ihr ja. Schaut mal, wer da ist", sagte ihre Mutter lächelnd und trat einen Schritt zurück, damit sie vor ihr standen. Sie sagten nichts, stumm schauten sie ein bisschen ängstlich zu Aro und Caius auf. Caius sah sich seine beiden Kinder genau an. Vor allem an Jane blieb sein Blick hängen. Sie sah ihrer Mutter so unglaublich ähnlich, dass es schon beinahe unheimlich war. Er lächelte, bevor er sich runterkniete, sodass er auf Augenhöhe mit den beiden war. "Na, ihr beiden? Wie geht es euch? Ich weiß, wir sehen uns heute zum ersten Mal, aber vielleicht wisst ihr ja trotzdem wer ich bin", sagte er und lächelte sie sanft an. "Bist du unser richtiger Papa?", fragte Jane leise. Caius lachte leise. "Ja, der bin ich. Es tut mir leid, dass ich erst jetzt zu euch kommen kann", antwortete er. "Das macht nichts...", erwiderte Alec. Jetzt kamen sie näher zu ihm, bis sie sich schließlich doch an ihn schmiegten. Er zog sie näher zu sich und drückte sie an sich. "Wirst du jetzt bei uns bleiben?", fragte Jane immer noch leise. "Zumindest eine Weile", versprach Caius und strich ihr sanft durch die blonden Haare. "Wollen wir nicht hineingehen? Es ist bald Zeit zum Mittagessen", mischte sich Emma wieder ein. "Ja, wir haben Hunger", antwortete Alec. "Na, dann sollten wir uns beeilen", meinte Emma lachend. Sie ging hinüber und hob die Sichel auf, bevor sie vorausging; die Zwillinge und die beiden Vampire folgten ihr. In der Nacht lagen Caius und Aro wie immer wach und unterhielten sich leise. "Es wundert mich, dass du dich ihr gegenüber so gut beherrschen kannst", meinte Aro leise. "Ja, ehrlich gesagt hätte ich das nicht gedacht. Aber ich denke nicht einmal daran, wenn ich bei ihr bin", antwortete Caius. "Das ist wirklich bewundernswert. Und ich muss sagen, dass du eine gute Wahl getroffen hast. Emma ist wirklich von außergewöhnlicher Schönheit. Von deinen Kindern ganz zu schweigen. Sie scheinen viel von ihrem Papa zu haben", lächelte Aro. "Ja, das ist mir auch aufgefallen. Ich bin nur froh, dass sie keine Halbvampire sind", erwiderte Caius. "Ja, das versteh ich", antwortete Aro. "Papa...?", wurden sie von einer Stimme unterbrochen. Sofort drehte Caius sich um und erblickte Jane hinter sich. "Jane...was ist denn los?", fragte er leise. "Ich habe schlecht geträumt...darf ich zu dir kommen...?", fragte Jane schüchtern zurück. "Sicher, komm ruhig her", sagte Caius lächelnd. Sofort krabbelte sie zu ihm und kuschelte sich an ihn. Er zog sie an sich und streichelte ihr zärtlich durch die Haare. Irgendwie fühlte es sich komisch an, dass jemand ihn Papa nannte, doch er fühlte sich auch wohl dabei. Er beobachtete Jane, die sich ganz eng an ihn geschmiegt hatte. Ihr Kopf lag auf seiner Brust, ihre kleinen Hände krallten sich leicht in seinen schwarzen Umhang. "Ist es so besser?", fragte Caius leise. "Viel besser", murmelte Jane, die schon wieder die Augen geschlossen hatte. "Gut, dann schlaf weiter. Es ist schon spät und du bist sicher müde", meinte er dann. "Ja...gute Nacht, Papa", flüsterte sie, kuschelte sich näher an ihn und war schließlich wieder eingeschlafen. Aro, der alles beobachtet hatte, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Nein, wie süß. Der große Volturi-Herrscher wird von einem kleinen Mädchen Papa genannt." "Ach, halt doch den Mund...", erwiderte Caius, während er Jane beobachtete, die jetzt friedlich in seinen Armen schlief. "Fühlt es sich nicht komisch an?", fragte Aro dann. "Doch, irgendwie schon... immerhin wird nicht jeder Vampir Papa genannt", antwortete der Blonde. "Ja, das ist wahr. Aber vor allem deine kleine Tochter scheint an dir zu hängen. Offenbar hat sie dich sofort ins Herz geschlossen. Die Kleine ist aber auch zu süß", meinte Aro lächelnd. "Ja, das ist sie... und sie sieht ihrer Mutter so ähnlich..." Caius klang nachdenklich, während er Jane näher zog und ihr wieder liebevoll durch die Haare streichelte. Dann herrschte Schweigen, bis Aro wieder die Stimme erhob. "Es wird bald hell und Emma wird sicherlich früh aufstehen. Wir sollten uns auch ein bisschen ausruhen, damit es den Anschein erweckt, dass wir geschlafen haben", meinte er. "Ja, du hast Recht. Wahrscheinlich wird es uns auch gut tun, wenn wir uns ausruhen", stimmte Caius seinem Bruder zu. Aro nickte daraufhin nur und schloss die Augen. Caius zog Jane näher zu sich und tat es ihm gleich. Am nächsten Morgen standen alle sehr früh auf, da wieder jede Menge Arbeit auf den Feldern anstand. Auch die beiden Vampire erklärten sich dazu bereit, Emma und den Zwillingen zu helfen. Gegen Mittag brachen sie ihre Arbeit ab, um etwas zu essen, doch als sie im Haus angekommen waren, stellte Emma fest, dass sie nicht mehr genug Zutaten für eine Suppe hatte. "Jane, Alec, kommt doch einmal bitte her", rief sie ihre Kinder zu sich. Sofort kamen sie zu ihr und schauten sie fragend an. "Was ist denn, Mama?", fragten sie gleichzeitig. "Wir haben nicht mehr genug Zutaten für eine Suppe. Würdet ihr bitte in die Stadt zum Gemüsehändler gehen und etwas besorgen?" Die Zwillinge nickten zustimmend. Daraufhin schickte Emma sie mit einem Korb und mit dem wenigen Geld, dass sie hatten, los, bevor sie sich an Caius wandte. "Würdet Ihr mir einen Gefallen tun?", fragte sie. "Sicher, was kann ich für Euch tun?", wollte er ohne zu zögern wissen. "Es geht um Alec und Jane... die beiden werden in der Stadt nicht gerade gerne gesehen, vor allem bei den Kindern sind sie sehr verhasst und es kommt nicht selten vor, dass sie verletzt zurückkommen... würdet Ihr ihnen bitte folgen und auf sie aufpassen?" Bittend schaute sie ihn an. "Seid unbesorgt. Ich werde darauf achten, dass ihnen nichts geschieht", versicherte Caius, ehe er sich Aro zuwandte, der alles beobachtet hatte. "Begleitest du mich?" "Selbstverständlich", antwortete er sofort. "Gut, wir sind bald wieder da", sagte er dann, bevor er sie kurz küsste und sich dann mit Aro auf den Weg machte. Alec und Jane waren mittlerweile schon in der Stadt angekommen. Zielstrebig liefen sie die Hauptstraße entlang. "Weißt du denn überhaupt, was wir brauchen?", fragte Jane nach einer Weile, in der sie schweigend nebeneinander hergelaufen waren. "Ja, Mama hat es mir extra noch gesagt, bevor wir losgegangen sind", antwortete Alec lächelnd. "Gut, dann lass uns das schnell erledigen. Ich fühle mich hier nicht wohl...", murmelte Jane. "Ich weiß, ich mich auch nicht. Aber du brauchst keine Angst zu haben, ich bin ja bei dir." Mit diesen Worten nahm Alec seine kleine Schwester an der Hand und zog sie schnell weiter; auch er wollte so schnell wie möglich wieder nach Hause. Sie waren fast an ihrem Ziel angekommen, als ihnen plötzlich der Weg verstellt wurde. "Na, wo wollt ihr denn hin?" Sofort schauten die Zwillinge auf und entdeckten einige Jungs aus der Stadt vor sich, darunter der Sohn des Bäckers, der die Gruppe anführte. "Wir sind auf dem Weg zum Einkaufen. Wärt ihr nun so freundlich uns durchzulassen?" Alec bemühte sich ruhig zu bleiben. "Wieso denn? Wir würden uns gerne noch mit dir unterhalten, Alec", meinte der Sohn des Schneiders. "Lasst uns durch, wir wollen nicht mit euch reden", mischte sich Jane jetzt ein. "Wer hat das kleine Miststück gefragt?", fragte der Bäckersjunge. "Hör auf, so mit ihr zu reden", sagte Alec bedrohlich leise und schob Jane hinter sich, sodass sie nicht an sie herankommen würden. "Wieso sollte ich? Willst du mich etwa wieder verhauen? Hat dir die Prügel letztens nicht gereicht?", spottete sein Gegenüber. "Ich warne dich...wenn du Jane zu nahe kommst, wirst du mich kennenlernen." Alecs Stimme klang immer bedrohlicher. "Oh, er will mir drohen. Das können wir ihm auf keinen Fall durchgehen lassen, Jungs", meinte der andere Junge. Seine Freunde nickten zustimmend und ehe Alec reagieren konnte, hatten sie ihn schon an beiden Armen gepackt. Er wehrte sich und wollte sich befreien, doch sie hielten ihn einfach zu fest. "Jetzt werde ich dir zeigen, was mit denen passiert, die mir drohen." Er hatte es kaum gesagt, als er auch schon ausholte und ihn hart im Gesicht traf. Alec keuchte schmerzerfüllt auf; er spürte, wie ihm das Blut aus der Nase strömte und über's Kinn lief, bevor es in dicken Tropfen auf die verdreckte Straße tropfte. Jane hatte die Szene entsetzt beobachtet, doch jetzt fasste sie sich wieder und beschloss, ihrem Bruder zu helfen. Schnell lief sie auf den Sohn des Schneiders zu, der einer derjenigen war, die Alec festhielten. "Lasst ihn sofort in Ruhe!", schrie sie ihn weinend an und versuchte verzweifelt, ihn von ihrem Bruder wegzuzerren. Er schüttelte sie jedoch unsanft ab, sodass sie auf den Boden fiel und ihre kleinen Hände wieder aufgestürzt waren. Währeddessen schlug der Sohn des Bäckers weiterhin auf Alec ein und sie musste es hilflos mit ansehen. Zur gleichen Zeit liefen Aro und Caius so schnell sie konnten die Hauptstraße entlang. Der Blonde hatte ein ungutes Gefühl, er wollte die beiden so schnell wie möglich finden. "Da vorne sind sie", sagte Aro plötzlich. Sofort schaute Caius in die angegebene Richtung. "Verdammt, sie haben Alec. Komm, wir müssen uns beeilen." Die beiden Erwachsenen beschleunigten ihre Schritte. Sie wollten gerade eingreifen, als sie wie angewurzelt stehen blieben. Jane hatte sich wieder aufgerichtet, ihre brennenden Hände ignorierend. Wütend schaute sie den Bäckersjungen an. "Hast du nicht gehört? Du sollst aufhören, ihm wehzutun!" In diesem Moment sank er auf den Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Erschrocken ließen seine Freunde von Alec ab. Auch Jane war erschrocken, da sie nicht wusste, was gerade passiert war. Schnell huschten ihre Augen zu ihrem Bruder. Kaum war der Blickkontakt gebrochen, hörten die Schmerzen des Bäckersjungen auf. Schwer atmend blieb er auf dem Boden sitzen. "Du verdammtes Miststück, wie hast du das gemacht?", fuhr er sie an. "I-ich weiß es nicht", antwortete Jane leise. "Kommt, gehen wir", sagte er dann zu seinen Freunden. Doch bevor sie endgültig verschwanden, drehte er sich noch einmal zu ihr um. "Verdammte Hexe!" Damit verschwanden sie um die nächste Ecke. Jane blieb zitternd auf dem Boden sitzen, während sich Alec neben sie kniete. Aro und Caius standen immer noch einige Meter von ihnen entfernt und hatten alles beobachtet. "Hast du das gerade gesehen...?", fragte der Blonde leicht fassungslos. "Ich habe es gesehen und fand es ehrlich gesagt erstaunlich. Die beiden sind keine Vampire, aber dennoch scheint Jane eine besondere Gabe zu haben, zumindest ansatzweise. Ich frage mich, ob dein Sohn wohl auch eine schwache Form einer Fähigkeit besitzt", überlegte Aro nachdenklich. "Ich frage mich eher, wieso sie so eine Begabung hat...", erwiderte Caius. "Ihr Vater ist ein Vampir, das scheinen deine guten Gene zu sein, die du ihr mitgegeben hast." Aro konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, worauf Caius nur die Augen verdrehte. "Komm, gehen wir zu ihnen", meinte der Blonde und ging auch schon los, sein Bruder folgte ihm. Bei den Zwillingen angekommen, ging Caius neben ihnen in die Knie und legte Alec vorsichtig eine Hand auf die Schulter. Sofort zuckte er erschrocken zusammen und drehte sich um. "Papa..." Er war überrascht und gleichzeitig erleichtert. "Alec, ist alles in Ordnung? Haben sie dich schwer verletzt?", fragte Caius besorgt. "Du hast es gesehen?", stellte Alec die Gegenfrage. "Ja, eure Mutter hat mich gebeten, euch zu folgen, um auf euch aufzupassen. Aro und ich wollten gerade eingreifen, aber da hat Jane sie ja vertrieben", erklärte er. "Ich verstehe...mir geht es den Umständen entsprechend gut", beantwortete sein Sohn jetzt seine Frage von vorhin, warf dabei aber einen besorgten Blick zu Jane; die letzten Worte des Bäckersjungen hatten sie sehr getroffen. "Jane..." Sanft strich Caius ihr durch die Haare. Erst jetzt drehte sie sich um und sah ihn aus tränenüberfüllten Augen an, bevor sie sich in seine Arme warf und bittere Tränen weinte. "Papa...", schluchzte sie leise und krallte ihre kleinen Finger in seinen Umhang. Caius hielt sie fest und streichelte sie weiterhin beruhigend. Eine ganze Weile klammerte sie sich an ihm fest und weinte vor sich hin, während er nicht aufhörte, sie zu beruhigen. Doch schließlich beruhigte sie sich wieder, nur noch ein leises Schniefen war zu hören. Als Caius das bemerkte, wandte er sich Aro zu, der sie die ganze Zeit beobachtet hatte. "Aro...würdest du die beiden bitte nach Hause bringen? Ich werde die Einkäufe erledigen." Langsam richtete er sich wieder auf, während er Jane vorsichtig hochhob. Sein Bruder nickte zustimmend. "Selbstverständlich." Als Caius ihm daraufhin Jane übergab, nahm er sie ebenso vorsichtig auf den Arm wie sein Bruder und winkte Alec zu sich, der zu ihm kam und ihm die Hand gab. Jane, die sich bei ihrem Onkel ebenso wohl fühlte, wie bei ihrem Vater, kuschelte sich sofort schutzsuchend an Aro, während ihr Bruder seine Hand umklammerte; beide wollten einfach nur noch nach Hause. "Wir sehen uns später", sagte Aro noch, worauf Caius zustimmend nickte. Dann trennten sich ihre Wege - während Caius den Weg zum Gemüsehändler fortsetzte, machte sich Aro auf den Rückweg zu Emma. Am Abend, nach dem Essen, fiel Caius auf, dass Jane nicht mehr im Haus war. "Wo ist Jane?", fragte er daher an Emma gewandt. "Sie ist draußen. Etwas scheint sie zu bedrücken, wenn ich doch nur wüsste, was es ist." Sie klang besorgt. "Vielleicht sollte ich einmal mit ihr sprechen", überlegte der Blonde, wurde aber von Aro unterbrochen. "Lass mich mit ihr reden, Caius. Ich würde meine Nichte gerne noch etwas näher kennenlernen." Caius überlegte erst, doch dann nickte er und lächelte. Er war sich sicher, dass Aro sie aufmuntern konnte. "Gut, dann rede mit ihr." Sein Bruder nickte und ging nach draußen. Er fand Jane auf der weiten Wiese vor dem Haus, wo sie zwischen den unzähligen Grashalmen saß und traurig eine Blume zwischen ihren Fingern hin und herdrehte. Langsam trat Aro näher zu ihr, bis er direkt hinter ihr stand. "Jane, da bist du ja. Wir haben uns schon gefragt, wo du bist", sagte er leise. Erschrocken zuckte sie zusammen und drehte sich um. "Onkel Aro...", erwiderte sie leise und wischte sich schnell über die Augen, um die Spur ihrer Tränen zu verwischen, doch es kamen sofort wieder neue nach. "Darf ich mich zu dir setzen?", fragte er dann. Jane nickte leicht, worauf ihr Onkel sich neben ihr niederließ. "Warum weinst du denn?", fragte er sanft und strich ihr kurz zärtlich durch die Haare. Jane antwortete nicht und schaute stumm auf die Blume in ihrer Hand. "Jane, du kannst es mir ruhig sagen. Es ist besser, wenn man jemandem von seinem Schmerz erzählt", versuchte Aro es noch einmal. Wieder antwortete sie nicht sofort, doch dann hob sie den Blick und schaute zu ihm auf. "Nimmst du mich in den Arm, Onkel Aro?", fragte sie leise. "Sicher, komm her." Er zog sie an sich und streichelte sie wieder. Sie kuschelte sich an ihn, verbarg ihr Gesicht an seiner Brust und weinte wieder. "Sag mir doch, was du hast..." Aro drückte sie näher an seinen kalten Körper, es tat ihm weh, dieses kleine Mädchen so am Boden zu sehen. "Hast du nicht gehört, was der Sohn des Bäckers zu mir gesagt hat, bevor er gegangen ist?", schluchzte Jane. "Nein, ich habe es nicht gehört. Was hat er zu dir gesagt...?", fragte Aro leise. "Er hat mich als Hexe beschimpft. Es tat so weh, als er das gesagt hat...ich wollte ihm doch nicht wehtun...ich wollte nur, dass sie Alec endlich in Ruhe lassen...ich weiß nicht einmal, wie ich das gemacht habe...", erzählte Jane ihm unter Tränen. Aro schwieg einen Moment. "Mach dir keine Gedanken darüber, Jane. Du bist ganz sicher keine Hexe. Du hast nur sehr viel von deinem Papa. Du bist etwas ganz Besonderes", sagte er schließlich. Sofort hob Jane überrascht den Blick. "Etwas Besonderes?", wiederholte sie seine Worte. "Ja, eines Tages wirst du es vielleicht verstehen", meinte Aro lächelnd. Auch sie lächelte wieder. "Ich hab dich lieb, Onkel Aro...", murmelte sie dann und schmiegte sich näher an ihn. "Ich dich auch, Jane", erwiderte er und strich ihr auch noch die restlichen Tränen liebevoll aus den Augen. "Werden du und Papa noch lange hier bleiben?", fragte sie dann. "Noch eine Weile, aber wir müssen bald wieder nach Hause", antwortete Aro seufzend. "Wo ist denn dein Zuhause? Ist es weit von hier?", fragte Jane. "Ja, es ist weit. Wir kommen aus Volterra in Italien", erzählte er. "Ja, das hat uns Mama schon gesagt. Wie ist es denn dort?" Jane wurde immer neugieriger. "Dort scheint jeden Tag die Sonne und in der Stadt ist immer sehr viel los. Am schönsten sind natürlich die Abendveranstaltungen, wenn alle vornehme Anzüge und Ballkleider tragen. Du müsstest diese Farben sehen, Jane. Alle, die du dir vorstellen kannst", redete Aro weiter. Jane hörte ihm gebannt zu. "Das klingt schon fast wie aus einem Märchen. Wohnst du mit Papa ganz alleine dort?", fragte sie weiter. "Nein, wir haben noch einen Bruder. Er ist zu Hause geblieben und passt auf alles auf. Und dann gibt es noch Demetri und Felix. Sie sind ein bisschen älter als Alec und du, aber ihr würdet euch bestimmt gut mit ihnen verstehen", redete Aro weiter. "Ihr seid ja ganz schön viele, das ist bestimmt immer lustig, oder?", fragte Jane. "Ja, es wird nie langweilig", stimmt Aro lächelnd zu. Einen Moment herrschte Stille, bevor Jane wieder die Stimme erhob, die sich mittlerweile ein Stück von Aro gelöst hatte und in den Himmel schaute. "Sieh mal, wie viele Sterne heute zu sehen sind." "Magst du die Sterne, Jane?", fragte er leise. "Ja, ich liebe es, hier auf der Wiese zu liegen und sie zu beobachten", antwortete sie lächelnd, "komm, lass sie uns zusammen beobachten." "Warum nicht", stimmte ihr Onkel zu. Jane rutschte daraufhin von seinem Schoß und legte sich neben ihn ins Gras. "Komm, leg dich zu mir. So kann man viel besser in den Himmel schauen." Aro kam ihrer Aufforderung nach und legte sich neben sie ins weiche Gras. Jane kuschelte sich sofort wieder an ihn. Gemeinsam sahen sie hinauf zu den Sternen. Die funkelnden Gebilde am tiefschwarzen Firmament schienen in diesem Moment nur für sie zu leuchten. Aro spürte, dass Jane neben ihm wieder ganz ruhig war. Er war erleichtert, dass er sie beruhigen konnte. "Sind sie nicht wunderschön, Onkel Aro?", fragte Jane in diesem Moment leise. "Ja, das sind sie", antwortete er ebenso leise. In einiger Entfernung standen Emma und Caius in der Tür des Bauernhauses und beobachteten die beiden. "Scheint so, als ob er sie wieder beruhigen konnte", stellte Caius fest, während er Emma an sich zog. "Ja, zum Glück. Ich hasse es, wenn sie so aufgelöst und traurig ist", antwortete sie und schmiegte sich an ihn. "Ja, ich verstehe Euch. Aber kommt, lasst uns wieder hineingehen, Jane ist bei ihm in den besten Händen", meinte der Blonde dann und löste sich von ihr. Emma nickte zustimmend, bevor sie wieder ins Haus ging und er ihr folgte. Zwei Wochen später mussten sich Caius und Aro auf den Rückweg nach Volterra machen. Es fiel ihnen schwer zu gehen, doch sie wussten genau, dass George bald wieder hier sein würde. Nun standen sie vor dem kleinen Haus und wollten sich von Emma und den Zwillingen verabschieden. "Wir müssen uns langsam auf den Weg machen, wir haben einen langen Weg vor uns", sagte Aro. "Ja, ich weiß...seid vorsichtig...", erwiderte Emma leise, schon wieder standen ihr die Tränen in den Augen. Caius trat auf sie zu und zog sie wieder in seine Arme. "Weint nicht, Emma...ich werde so schnell wie möglich wiederkommen", versprach er ihr und küsste sie sanft. Sie erwiderte den Kuss, konnte aber nicht verhindern, dass ihr doch einige Tränen über die Wangen liefen, worauf er sie zärtlich wegstrich. "Ich werde wieder auf Euch warten, so wie ich die letzten sechs Jahre auf Euch gewartet habe", erwiderte Emma, als er sich wieder von ihr löste. "Ich verspreche Euch, dass es dieses Mal nicht so lange dauern wird", sagte er leise und zog sie näher an sich. Einen Moment herrschte Stille, bevor Caius plötzlich spürte, wie etwas an seinem Umhang zog. Er hob den Blick und entdeckte Jane und Alec direkt neben sich, die mit glasigen Augen zu ihm hochschauten. Er löste sich von Emma und kniete sich zu seinen beiden Kindern hinunter. "Schaut doch nicht so traurig, ihr beiden. Es gibt keinen Grund traurig zu sein", sagte er sanft lächelnd. "Wirst du wirklich bald wieder da sein?", fragte Jane leise, auch ihr liefen einige Tränen über die Wangen. "Ja, ich verspreche es", antwortete Caius, während er auch ihr die Tränen zärtlich aus den Augen strich. Ein letztes Mal drückte er die beiden an sich, bevor er sich wieder aufrichtete und Aro zuwandte, von dem sich Emma und die Zwillinge bereits verabschiedet hatten. "Wir sollten uns auf den Weg machen. Marcus wartet bestimmt schon auf uns", meinte er dann, worauf sein Bruder zustimmend nickte. Dann trat er wieder auf Emma zu und küsste sie noch einmal sanft. "Lebt wohl, Emma. Ich liebe Euch", sagte er leise. "Ich liebe Euch auch und werde auf Euch warten", erwiderte sie. Er nickte, bevor er sie noch einmal zärtlich auf die Stirn küsste und sich dann zusammen mit Aro auf den Heimweg nach Volterra machte. Emma und die Zwillinge sahen ihnen nach, bis sie nicht mehr zu sehen waren. ________________________________________________________________________________________________________ So, das war das dritte Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen und würde mich wie immer über Kommentare freuen... Hoffe, euch gefällt die FF auch weiterhin :) Bis zum nächsten Kapitel. oOLunaOo Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)