Q: Are we not strange? von Mimmy-chan (Bronzeshipping, Sickleshipping, Tendershipping) ================================================================================ Kapitel 12: Verlaufen im Regen ------------------------------ Kapitel 12: Verlaufen im Regen ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~   Im Unterbewusstsein bekomme ich mit wie ein warmer Atem über meine Wange streicht. Moment mal! Was macht der da? Schnell hebe ich mein Gesicht wieder an, nur um dann direkt in Seines sehen zu können, was wenige Zentimeter von meinem entfernt ist. HILFE! Doch meinen stummen Schrei hört niemand und die anderen beiden sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als meine missliche Lage bemerken zu können. Überfordert von der Situation kriege ich nur Satzfetzen heraus: "Das ... das lässt du schön bleiben, hörst du?" Wie zu erwarten war, werden diese Bruchstücke nicht gedeutet und somit nähert sich das Stinktier Millimeter für Millimeter. Verdammt! Was mach ich jetzt? Was mach ich jetzt? WAS MACH ICH JETZT?   In meiner Panik schlag ich einfach zu. Egal was danach passiert, Hauptsache er rückt mir von der Pelle. Natürlich hat er weder mit meiner Reaktion noch mit meinen aufkommenden Gefühlen gerechnet. Umso deutlicher erschrickt er auch, als ich ihn anschreie: "MARIKU ... ISHTAR! WAS... FÄLLT... DIR... EIN? HABE ... ICH ... NICHT ... DEUTLICH ... GESAGT, ... DASS ... DU ... SOLCHEN .... BLÖDSINN ... VERMEIDEN ... SOLLST?!!!!" So viele Empfindungen zirkulieren in diesem Moment in meinem Körper. Zu aller erst einmal ist es unendliche Wut. Wut auf das Stinktier, was sich wieder einmal so einen Annäherungsversuch geleistet hat, doch auch Wut über mich selbst, weil ich keine bessere Lösung finden konnte, als das Ganze mit roher Gewalt zu unterbinden. Zeigt mein Verhalten nicht, dass ich nicht erwachsen genug bin, um damit fertig zu werden? Bei Ra ich bin 21! Und zum anderen ... ist da dieses Rauschen meines Blutes. Klar, ich habe noch nie eine Freundin gehabt und damit habe ich auch keine Erfahrungen mit SOLCHER Nähe, aber warum muss ich gerade bei einem Kontakt mit diesem Etwas feststellen, dass es genau das ist, nach was ich mich schon seit Ewigkeiten sehne. Nähe. Körperliche sowie seelische. .. Anscheinend will mir Ra zeigen, dass ich meiner heimlichen Liebe (Mana) endlich meine Gefühle gestehen sollte. .. Doch genug herum gedahlt. Es wird Zeit Mariku Ishtar in die Schranken zu weisen. Immerhin ist er mein Nachhilfeschüler! "DU WIRST DICH JETZT GENAU DA HIN SETZEN UND DICH SO LANGE NICHT RÜHREN, BIS ICH ES DIR ERLAUBE!" Viel zu langsam steht er auf. "HEUTE NOCH!" Grob packe ich ihn am Schlafittchen und schiebe ihn in Richtung des Platzes, wo er vorhin noch saß.   Hinter mir höre ich ein leises Kichern. Es ist Bakura, der uns amüsiert beobachtet. Das gibt es doch nicht. GERADE EBEN, als ich seine Hilfe gebraucht hätte, da interessiert er sich nur für seine eigenen Sorgen, und jetzt? JETZT ist er da, um sich über mich lustig zu machen. Grr! Wutentbrannt mache ich auf dem Absatz kehrt und eile im schnellen Schritt auf die beiden zu. "WENN ICH EUCH BITTEN DÜRFTE ZU GEHEN, WÄRE ES MIR EINE GROßE FREUDE, DENN IHR ZWEI STÖRT MEINEN UNTERRICHT!!!!!" Und schon hab ich Bakura und Kura am Ohr gepackt, um sie hinter mir her zuziehen. "MARIK! SPINNST DU!", brüllt mich Bakura an. "Hey was soll das den?", ergänzt Kura die nicht gestellte Frage seines Halbbruders. Nicht einmal mit der Wimper zuckend reiße ich die Saaltür auf und schmeiße die beiden Streithähne im hohem Bogen raus. Von dieser Aktion gedemütigt und deshalb fuchsteufelswild schreit Bakura mir noch entgegen: "NA WARTE! DAS BÜßT DU MIR, MARIK!" Und schon schmeiße ich das massive Holz vor seiner Nase zu. Da meine Nerven gerade blank liegen, kümmert es mich reichlich wenig, dass mein bester Freund mit kräftigen Schlägen gegen die Tür hämmert und mit wüsten Verfluchungen um sich wirft. Wenn man es genau nimmt, dann sollte er mir dankbar sein, denn da er nicht mehr in diesem Saal ist, kann er sich vor meiner Wut in Sicherheit wiegen. Ganz im Gegensatz zum Stinktier, welches mir hoffnungslos ausgeliefert ist.   Nein! Fest entschlossen bleibe ich auf meinem Weg zu den ersten Bankreihen stehen. Ich darf mich nicht von Zorn leiten lassen. Ich bin ein Erwachsener und als solcher muss ich mich auch behaupten können. Ich bin es meiner Schwester schuldig, also versuche ich mich mit aller Kraft wieder zur Ruhe zu bringen, doch es will mir nicht ganz gelingen. Vor allem die belanglosen Fragen meiner Gesellschaft schaben an der zarten Schicht Ruhe, die ich versuche aufzubauen. "Ganz schön kalt hier, was?" "Naja ist ja auch kein Wunder bei dem Wetter, nicht?" "Ich steh' ja überhaupt nicht auf Regenwetter. Wie sieht es bei dir aus?" "Wenn es nach mir ginge würde immer die Sonne( schieben)scheinen. Das ist das ideale Wetter, um im Cabrio herum zu kurven. Nicht?" ... und das sind nur einige der Fragen. Nach der Dreizehnten geht ihm die Puste aus. Gut. Ich meinte es sei nervig, doch irgendwie könnte man auch behaupten, dass er versucht die Situation aufzulockern. Gerade will ich dem Stinktier klar machen, dass es schon gut ist, da meint er plötzlich: "Okay – alles klar. Schweig dich doch aus! Ich geh' dann mal, du –" Sein Tonfall ist abfällig und arrogant. Die Art wie er seine Hände betrachtet, ist kalt und herablassend, so als ob ich irgendein Knecht wäre, den er herum schubsen könnte wie es ihm beliebt. Und schon ist meine Schicht Geduld wieder zerbrochen. Höchst empört entgegne ich seinem Benehmen: "DU BLEIBST DORT SITZEN HABE ICH GESAGT!" Überrumpelt von meiner Antwort, fällt er von seinem Platz. Wie das Möglich sein soll? Ganz einfach. Mister Ich-weiß-alles war bereits aufgestanden, hatte sich umgedreht, und wollte gerade über die Bank steigen, als ich ihm antworte. Belustigt von diesem Anblick lasse ich mich dazu hinreißen, mich über seinen Tisch zu beugen, um mir anzusehen, wie er gelandet ist. Der Anblick hat schon fast etwas niedliches an sich. Zumindest die Tatsache, dass er mit aufgerissenen Augen zu mir hoch schaut. Hehe. Jetzt macht er den Anschein eines Kindes auf mich. Ja, nun bin ich mir sicher. Es ist möglich ihn zu erziehen. Es muss möglich sein. Ich will daran glauben. "Ich habe doch gesagt, dass wir das durchziehen werden. Ganz egal wie sehr du mich anekelst, oder wie sehr dich die Schule nervt, nicht wahr?" Ein fast schon unscheinbares Nicken soll wohl sein Einverständnis ausdrücken. Gut Mariku Ishtar gehen wir es an. "Also dann ... kommst du mal wieder hoch? Ich habe nicht ewig Zeit." Galant stoße ich mich vom Tisch ab und marschiere in Richtung Tafel. Derweil beginnt mein Nachhilfeschüler sich so schnell wie möglich aufzurichten. Ich an seiner Stelle wollte im Boden versinken, nachdem man mich derart unter den Teppich oder eher Tisch gekehrt hätte. Laut hohle ich Luft. Es tut gut der Überlegene zu sein. "Du bist echt – " Nanu? Hat der etwa immer noch nicht genug? Man man man der Junge ist unersättlich. "Hm? Hast du schon wieder einen blöden Spruch auf Lager, Stinktier?" " – Stinktier – " Zuversichtlich nicke ich ihm zu, denn er wird nie etwas anderes für mich sein. Von jetzt bis in alle Ewigkeiten. "Genau! Also wie ich gestern schon andeutete, müssen wir vor der Neuplanung deines Tagesablaufes eine Änderung an deiner Einstellung zu Leben im Allgemeinen vornehmen, denn ich beurteile es nicht als gesund, wenn du glaubst der Nabel dieser Welt zu sein, und dass der Inhalt deines Lebens sich lediglich auf Spaß zu konzentrieren hat. Außerdem leidest du nach den Aufzeichnungen deines Psychologen an einer akuten Aufmerksamkeitsstörung, die sich in sofern äußert, als das du die unmöglichsten Dinge anstellst, nur um beachtet zu werden. Beispielsweise wären deine häufigen Affären, oder auch die Verfolgungsjagden mit der Polizei unter diesem Zusammenhang einzuordnen. ..." Es ist mühsam ihm alle Einzelheiten der mir vorliegenden Fakten zu erklären, doch ich glaube, dass er den größten Teil davon verstanden haben muss. Immerhin nickt er nach jeden Schwerpunkt der Analyse einmal, so dass ich fortfahren kann. Dennoch fällt mir auf, dass er mich intensiv mustert, so dass man meinen könnte er zieht mich mit den Augen aus. .. ICH WEIß, DASS KLINGT VERRÜCKT .. dennoch. Es ist mir höchst unangenehm.   Als ich das nächste Mal auf die Uhr schaue ist es bereits kurz vor halb elf. Verdammt. Ich wollte schon dreiviertel Zehn Schluss gemacht haben. Naja. Kann man nichts dran ändern. Müde streiche ich mir den anbahnenden Schlaf aus den Augen. "Ich denke, dass reicht für heute. Lassen wir es gut sein." Ein wenig dösig wendet sich das Stinktier ebenfalls in Richtung Uhr. "Hm." "Okay." Langsam sammle ich meine Unterlagen zusammen, die ich während meines Monolog' s auf den verschiedenen Bankreihen verteilt habe. Es ist schon ein wenig penetrant, wenn man nicht still dastehen kann, doch dieses Problem werde ich einfach los. Auf der anderen Seite könnte man es auch als Fitnessprogramm auffassen, so nach dem Motto: 'Jeder Gang macht schlank'. Nicht, dass ich jemals Komplikationen mit meinem Körpergewicht gehabt hätte, doch nach den vielen Lesungen, die man in sitzender Position über sich ergehen lassen muss, ist eine Abwechslung auch nicht ganz schlecht.   Unsere Schritte hallen in den menschenleeren Korridoren wieder. Da die Universität Strom sparen muss sind auch die Lampen bereits ausgeschaltet, so dass wir nur dem Licht unserer Handys folge können. Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich ein großer Fan von Dunkelheit bin, deshalb halte ich mich dicht an meinen Nachhilfeschüler, auch wenn sein Geruch nicht besonders ansprechend ist, vergewissert er mir, dass ich nicht alleine bin. Obwohl man in diesem Fall abwägen müsste, was besser für mich ist. Alleine durch die Flure zu spazieren, oder mit einem Schwulen, der mich schon zweimal belästigt hat. Aber ich glaube er scheint auch ein wenig müde zu sein, nach all diesen vielen, trockenen Fakten ist das auch verständlich.   Draußen regnet es immer noch in Strömen. Literweise treffen die kleinen Wassertropen auf der Straße auf, um dann wieder einige Zentimeter nach oben zu springen. Im Klartext: die Suppe kommt von oben und unten. Grübeln ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. Wenn ich ganz viel Glück habe holt mich Bakura ab. Das ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber einen Versuch ist es wert. Schnell zücke ich mein Handy. "Man! Muss das so pissen?" Missbilligend schaue ich zu meiner Linken. Die Art und Weise wie er sich ausdrückt, ist einfach nur ekelhaft. "Das Wetter kann man sich nicht aussuchen, Stinktier." Seine Blicke wandern auf mein Handy. "Wenn rufst du an?" Was geht ihn das an? Doch um mir eine Reihe von nervigen Fragen zu ersparen, sollte ich einfach mit der Wahrheit raus rücken. "Ich schreibe Bakura eine SMS. Er soll mich abholen." "Hm? Hast du kein Auto?" Verärgert beiße ich mir auf die Lippen. Muss er mir das unter die Nase reiben? Vor ein paar Monaten sah es beinahe so aus, als ob ich mir endlich eines leisten könnte, doch dann kamen unvorhergesehene Komplikationen dazwischen, so dass ich meine Pläne über den Haufen werfen konnte. "Stell dir vor: Ich habe keines. Furchtbar, nicht? Du hast bestimmt drei, vier oder auch fünf Autos, hm?" "Naja –" "Wie? Echt jetzt? ... Man das ist doch so was von unfair!" Das glaube ich jetzt nicht! Obwohl es mich eigentlich nicht verwundern dürfte. Als Einzelkind eines Millionenunternehmens stehen einem schon einige Vergünstigungen zu. Zum Beispiel ein eigener Nachhilfelehrer an der Uni. "Andere müssen jahrelang dafür sparen, und solche wie du, solche wie du ... grrrr. Schön für dich. ... du Snob!" "Hey hey hey mach' mal halblang! Vielleicht bin ich ein verwöhntes und egoistisches Einzelkind, ja? Aber ein Snob – ein Snob bin ich definitive nicht!" Ja klar! Allein schon deine Gangart deutet auf ein: 'Ich bin was besseres als ihr anderen' hin. "Wie du meinst." "Ich bin kein Snob!" "So so." "Marik!" Leicht muss ich grinsen. Da ist es schon wieder. Diese kindliche Naivität, dass man alles bekommt, wenn man nur laut genug schreit. Das erinnert mich an meinem Entschluss. "Weißt du Stinktier, ich habe so das Gefühl, dass du von nichts eine Ahnung hast." "Bitte?" Oh ja. Das sah' s. Bedeppert schaut er mich an. Am Liebsten würde ich seine herunter geklappte Kinnlage nach oben schieben, doch mit Mühe und Not kann ich diesem Verlangen widerstehen. Mir bleibt nichts anders übrig, als meine Überlegenheit wörtlich auszudrücken: "Aber das kriege ich schon hin." "Hä?" Zu köstlich. Den Gesichtsausdruck würde ich mir gerne Einrahmen. In diesem Moment wird das Gesicht des Stinktieres von einem grellen Lichtstrahl erhellt. Überrascht drehe ich mich um und staune gar nicht schlecht, als ich Bakuras Auto die Einfahrt der Uni hochkommen sehe. Er hat mir verziehen? Wow. Das sieht ihm gar nicht ähnlich. Doch etwas anderes irritiert mich noch viel mehr. Wie konnte er innerhalb so kurzer Zeit hier auftauchen? "Ah das ist Bakura. Also dann ..." Nachdenklich drehe ich mich zu Mariku Ishtar um. Sollte ich ihn ..? Ach warum nicht. Wir sollten uns doch vertragen, oder. "Bye." Puh geschafft. Hab mich von ihm verabschiedet. Das reicht aber auch wieder mit Zutraulichkeit, immerhin will ich eigentlich nur so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben. Stolz auf mich selbst wende ich mich Bakura zu, da ergreift das Stinktier mein Handgelenk. Was ist den jetzt los? "Warte Marik! Also ähm ich – ich –." "Was?", frage ich ihn zunehmend verdutzter. "Ach – gar nichts. Bye." "Du bist ein komisches Stinktier..." "Hey Mariku! Da bist du ja!" "Hm?" Erschrocken fahre ich zusammen als die fremde Stimme aus dem Nichts spricht. Sie kommt von einem dunklen Fleck, der auf der Treppe unserer Universität sitzt. Erst tippe ich auf einen Penner, doch dann dürfte mir die Stimme nicht so bekannt vorkommen. Der Fremde trägt eine tief rote Jacke. Unter einer durchnässten Kapuze schauen einzelne weiße Haarsträhnen heraus und über die Wange ... das ist Kura. Was sucht der den noch hier? Ob er gekommen ist, um das Stinktier abzuholen? Dann müsste er ja schon seit Stunden hier warten. Kann das sein? Ishtar scheint ganz begeistert von der Anwesenheit seines 'Freundes' zu sein und will gleich auf ihn zustürzen, da entfleucht meinen Lippen auch schon die Frage, die mich seit ein paar Tagen beschäftigt: "Seid ihr Freunde?" In dem Moment wo sich unsere Blicke kreuzen muss ich fast entsetzt zurückweichen, denn nicht ich sondern er scheint nun fragend zu gucken. Verdammt! Was wenn die beiden wirklich schon ein Paar sind und er mich jetzt auslacht? Was wenn er mich angeht und fragt, wie ich nur auf solch einen Schwachsinn kommen kann? Unverhofft spannen sich meine Muskeln an, doch ich versuche cool zu bleiben. Bloß nichts anmerken lassen. "Naja – ich weiß nicht." "?" WAS SOLL DAS DEN FÜR EINE ANTWORT SEIN? ER WEIß ES NICHT? WIE KANN MAN SO WAS NICHT WISSEN? "Komm schon Mariku! Ich muss los!" "Ja ja ist gut du Klopstock." Und weg ist er. Läuft einfach davon ohne mir eine vernünftige Antwort da zu lassen. Seine blonden Haare werden vom Wind hin und her gepeitscht, während er den kurzen Sprint bis zu seinem Ziel zurücklegt. Geradezu beflügelt wirken die Schritt. Doch auch das Gesicht seines Gegenüber' s erhellt sich zusehend und präsentiert somit die Freude über die Ankunft des anderen. Bei diesem Anblick verkrampft sich mein Magen schlagartig. Ein unangenehmes Ziehen veranlasst mich meine Augenbrauen zusammen zu ziehen. Ich tippe darauf, dass mich der Gedanken, die beiden seien ein schwules Pärchen wohl immer noch anekelt. Nur schwerlich gelingt es mir den Blick von den Turteltauben loszureißen, um mit einem wachsenden Gefühl der Wut die Tür zu öffnen und mich neben meinen Kumpel zu platzieren. Kaum sitze ich im Auto fange ich auch schon an mich zu beschweren: "Bei Ra was für ein Wetter! Wer hätte gedacht, dass es stundenlang Bindfäden regnen würde? Und überhaupt! Hast du mal auf die Uhr geschaut wie spät es schon ist? Unglaublich! Ich hatte nicht vor mich so lange mit dem beschissenen Leben dieses verwöhnten Snob' s herumschlagen zu müssen! Und ..." Warum sagt Bakura den gar nichts? Normalerweise würde er mir doch anweisen, ich solle mir den Mund nicht fusselig reden. Seit wann ist er den so still? Gedankenverloren lasse ich mich tiefer in den Sitz fallen nur um gleich darauf wieder aufzuschrecken, als mich die 'Erkenntnis' trifft. Natürlich! Er ist immer noch sauer, weil ich Kura und ihn aus dem Saal geworfen habe! Arg verdammt. Ich MUSSTE ja auch dermaßen über reagieren... ich Holzkopf! Dabei ist er doch so nachtragend. ... Überhaupt ... grenzt es da nicht an ein Wunder, dass er mich dennoch abgeholt hat? Mit dem ernsthaften Willen mich bei ihm zu entschuldigen, schlage ich einen leisen, vorsichtigen Ton an: "Bakura?" Starr den Blick auf die Straße geheftet, ignoriert er mich einfach. Sein Interesse gilt nur der Straße und der Ampel vor uns, die genau dann auf rot springt, als Bakuras Auto im Begriff ist die Kreuzung zu überqueren. "SCHEIßE!" Volle Kanne tritt er die Bremse, so dass mich die Gurte nur mir Mühe und Not davor bewahren gegen die Frontscheibe zu knallen. "Arg!" Während ich mich von dem Schreck erhole, flucht Bakura drauf los. Die Aktion gerade hat seine Zunge entschieden gelockert. All die angestaute Wut über mich lässt er nun an seinem Lenkrad beziehungsweise am Verkehrsnetz Tokios aus. "DU DUMME, IDIOTESCHE AMPEL! WAS FÄLLT DIR EIN! ..." Naja, genaueres will ich nicht wiedergeben. In der Zwischenzeit schaue ich aus dem Fenster. Die Regentropfen bilden kleine Flüsse, die in einem unaufhörlichen Strom in Richtung Straße fließen. Das macht es schwer genau festzustellen, wo wir uns momentan befinden. Fest steht, dass es hier kaum Lichter gibt, was zugegeben schon ziemlich merkwürdig ist, da Tokio als Großstadt niemals schläft. Es gibt keine Zeit, in der die Leuchtschilder nicht blinken, oder der Lärm der Menschenmassen, die im Nachleben versinken, nicht an eine Autotür heran reichen könnten. Etwas irritiert kurble ich die Scheibe herunter. – Was für ein Fehler! – Binnen Sekunden ist mein gesamtes Gesicht klitschnass. Was mit dem Autositz ist, brauche ich nicht zu erwähnen, oder? Augenblicklich spüre ich Bakuras kalte Hände an meinem Hals. Seine Fingernägel bohren sich in mein Fleisch, das ich ein leises Keuchen nicht unterdrücken kann. "HAST DU SIE NICHT MEHR ALLE?!" Irgendwie habe ich ein deja vu Gefühl. Nur widerwillig drehe ich mein Gesicht in seine Richtung, um in fast schwarze Augen zu blicken. "ICH HATTE ZWAR VOR NOCH EIN STÜCK RAUS ZU FAHREN, ABER ICH HALTE ES KEINE SEKUNDE LÄNGER MIT DIR AUS!" Jetzt übertreibt er aber maßlos, oder? Und was heißt hier 'raus fahren'? Mit einem Mal betätigt er den Mechanismus meines Gurtes, beugt sich über mich, macht die Autotür auf und ... zu glauben oder auch nicht ... wirft mich aus dem Wagen. Hart schlage ich auf dem Betonboden auf. Zeit zum reagieren bekomme ich nicht. Als ich aufschaue wird die Tür vor meiner Nase geschlossen, die Ampel springt auf grün und der silberne Suzuki fährt los. ... Ohne mich. Der Autofahrer auf der daneben liegenden Spur schreit mich entgeistert an: "WOHL LEBENSMÜDE, ODER WIE?", bevor er verärgert an mir vorbei saust. Ich rappel mich wortlos auf, weil ich es einfach nicht fassen kann. Er hat mich aus dem Auto auf die Straße gestoßen! Einfach so. Nachts halb elf! Bei Wind und Regen! Dieses ... "ARSCHLOCH!!!!", rufe ich dem in der Ferne verschwunden Bakura hinterher und gebe mich dem darauf folgenden Tobsuchtsanfall hin. Erst ein hupender Golf reißt mich aus meinen hasserfüllten Gedanken. Ich hechte beiseite, um mich davor bewahren zu können überfahren zu werden, doch im Gegenzug dafür erfasst mich eine Welle Schmutzwasser, welches von der Rädern des gelben VWs verschleudert wird. ... Und da behaupten immer alle, das gib es nur im Film! ...   Der kalte Wind weht mir um die nasse Kleidung und scheint mich nach vorne schubsen zu wollen. Aber wo ist vorne? Wo bin ich? Hastig schaue ich mich um und werde kreidebleich. Bakura scheint mich in ein mir völlig unbekanntest Viertel von Tokio verfrachtet zu haben. Eine Ansammlung von Hoch- und Einfamilienhäusern umgibt mich. Weit und breit gibt es keine Spur von Läden oder Geschäften, in denen ich nach dem Weg fragen könnte. Soll das etwas seine Rache sein? Eine Strafe dafür, dass ich ihn und Kura vor die Tür gesetzt habe? ... Das ist doch nicht als gleichwertig zu erachten! Bis auf die Tür, vor die ich gesetzt wurde hat das nichts mit seinem Rauswurf zu tun! "Bakura, du Schwein! Wie soll ich den so nach hause finden?" Wutig schabe ich mit dem Fuß über den Boden, doch das Schicksal scheint mir heute gar nicht hold zu sein, denn mein Schuh löst sich vom Fuß und landet zwanzig Meter vor mir in einer Pfütze. "Verfluchter Mist!" Hüpfend folge ich dem schwarzen Halbstiefel. Das ist heute absolut nicht mein Tag! Endlich die Strecke bewältigt, hebe ich das Leder an und stelle es auf den Kopf. Die braune Brühe läuft in einem kleinen Schwall heraus und mit ihr erreicht auch meine Laune ihren Tiefpunkt.   Stundenlang irre ich durch die menschenleeren Straßen. Allmählich bekomme ich das Gefühl, dass dieses Wohnviertel komplett ausgestorben sein muss, denn nicht einmal eine Katze kreuzt meinen Weg. Gut ... bei dem Wetter ist das auch kein Wunder.   Es ist jetzt schätzungsweise halb eins und ich habe immer noch keinen Plan wo ich bin. Meine Kleidung ist völlig durchweicht. Selbst meine Boxershorts haben das zeitliche gesegnet. Frierend lehne ich mich an eine Laterne. Oh Bakura, das wirst Du mir büßen und ich ... "Hatschi!" "Marik?" Überrascht meinen Namen zu hören, hebe ich den Kopf. Vor mir stehen Yugi und Ryou, die eng aneinander gekuschelt unter einem Regenschirm durch die Nacht spazieren. "Marik! Tatsächlich! Meine Güte wie siehst du den aus?", fragt Ryou besorgt und streicht mir eine der klatschnassen Haarsträhne aus dem Gesicht. Die liebevolle Geste lässt mich erschaudern. Trotz dem Fakt, dass Ryou und Bakura sich unheimlich ähnlich sehen, sind sie doch Grund auf verschieden. Gedanklich vergleiche ich die Würgeaktion von Bakura mit dem freundschaftlichen Dienst, den mir Ryou gerade erwies. "Was machst du hier zu so später Stunde? Noch dazu ohne Schirm?", will Yugi wissen. "Ach gar nichts. Hab mich nur ein bisschen verlaufen." Skeptische Blicke durchbohren mich, aber die Wahrheit will ich ihnen nicht mitteilen. Bakuras Ruf ist ohnehin schon sehr schlecht, da muss man der Meute nicht noch so einen kleinen Streit zwischen mir und ihm auftischen. Schnell lenke ich vom Thema ab: "Und was macht ihr hier?" "Wir waren im Kino", antwortet Ryou. Ohne darüber nachzudenken spreche ich meinen Gedanken aus: "Als eine Art Date?" Sowohl Ryou als auch Yugi laufen rot an und schütteln energisch die Köpfe. "Ach Quatsch wir sind doch nur Freude! Wie kommst du den auf so was?" Beschämt beiße ich mir auf die Unterlippe. Bei Ra, dieses Stinktier und sein homosexueller Freund haben einen furchtbaren Einfluss auf mich! Wie kann ich nur solchen Wattebällchen wie Yugi und Ryou eine derartige Frage stellen? Yugi ist der Erste der seine Fassung wieder erlangt: "Also meiner Meinung nach siehst Marik so aus, als ob er eine warme Wanne brauchen würde. Wie wär' s, wenn ihr mit zu mir kommt?" "Dein Großvater hat doch Besuch Yugi. Wir sollten die beiden Archäologen nicht stören", wirft Ryou ein. "Ach Professor Horkens würde sich freuen, wenn ..." "Nein, das ist nicht nötig", will ich die beiden unterbrechen, doch mein Einwand wird abgeschlagen. "Meine Eltern sind erst gar nicht zu hause. Da dürfte es am unkompliziertesten sein", meint Ryou. "Gut, dann komme ich aber mit", sagt Yugi, doch Ryou winkt ab. "Geh du lieber heim, sonst macht sich dein Großvater sorgen. Ich kümmere mich schon um Marik." "Ja, aber ..." "Nichts aber." "Na gut." "Zählt den meine Meinung überhaupt nicht?", entgegne ich den beiden etwas gereizt. Egal wie lieb sie das jetzt auch meinen, aber ich kann ihnen doch um diese Uhrzeit doch nicht derart zur Last fallen. "Ach du würdest dir doch nie im Leben jetzt helfen lassen. Da lohnt es sich gar nicht dich nach deiner Meinung zu fragen" meinen beide synchron. "Schon, doch..." "Schschsch." Sanft legt sich ein Finger auf meine blauen Lippen. "Ist schon gut", lächelt mich der Größere der beiden an. "Lass dir einfach helfen, okay?" Ein wenig werde ich rot. Ryou sieht seiner Schwester Amane einfach zu ähnlich und wenn er so lächelt betont er diese Verwandtschaft nur noch mehr. Mit einem stummen Nicken bejahe ich die gestellte Frage. Gemeinsam setzen wir uns in Bewegung.   Nach einem fünf minütigem Marsch stehen wir an einer Straßenbahnstation. Da ich natürlich kein Geld mit habe, bezahlen die beiden für mich mit, was zugegebener Maßen echt peinlich ist. "Ich zahle es euch morgen gleich wieder zurück!" "Ach nein, das musst du doch nicht", knufft mich Yugi in die Seite. "Ich bestehe darauf!", erwidere ich. Die beiden sind so nett. Ganz anders als Bakura oder das Stinktier. Vielleicht gebe ich mich mit den falschen Leuten ab.   Nach fünf Stationen steigt Yugi aus, und bei der Siebten Ryou und ich. Eigentlich würde ich von hier aus nicht einmal 15 Minuten brauchen um nach hause zu kommen, doch ich habe absolut keine Lust Bakura zu begegnen. Wir würden uns eh nur gegenseitig anschreien.   Klirrend zieht Ryou seinen Schlüssel aus der Tasche und öffnet behutsam die Tür. "Bitte sei ganz leise. Meine Schwester müsste schon schlafen." "Onichan!" Erschrocken fahren Besagter und ich hoch. Amane steht im Morgenmantel vor uns. Ihre leuchtenden Haare sind mit Lockenwickeln überseht und ihr Gesicht ist von einer Art Crem Maske bedeckt. Bei dem Anblick kann man nur vor sich hin grinsen. "Onichan! Warum bist du so spät? Ich habe mir solche Sorgen gemacht, dass ich nicht ins Bett gehen konnte und ... MARIK! Was ...ähm ... ich meine wie ähm... da .. da ...", vor Schreck geht sie drei Schritte zurück. Sie scheint völlig durch den Wind zu sein. "Tut mir Leid, dass es so spät geworden ist Amane. Yugi und ich haben die erste Vorstellung verpasst und sind deshalb in die Zweite gegangen. Ich hätte dich ja angerufen, aber der Akku meines Handys hat den Geist aufgegeben. Unterwegs haben wir Marik getroffen." "Ach – ach so .. na dann ... komm doch rein, ich .. ich mache euch schnell Tee." Während ein etwas aus der Bahn geworfener Weißschopf nach links eilt, um durch eine Tür zu verschwinden, macht sich ein anderer daran die edel wirkende Holztreppe nach oben zu gehen. Eilig folge ich ihm. Auf dem endlos wirkenden Weg zum Badezimmer vertreibe ich mir die Zeit damit, dass Haus der beiden Zwillinge genauer unter die Lupe zu nehmen. Wenn man sich die hohen Zimmer, den Deckenstuck und die dunklen Holzmöbel besieht, merkt man, dass es eher westlich orientiert ist. Das liegt wohl daran, dass der Vater Geschäfte in Europa betreibt. Diese laufen sehr erfolgreich, so dass die Familie in der Lage war ein kleines Vermögen an zuhäufen. Hm ... den Kunstgeschmack der Familie verstehe ich allerdings nicht. Nachdenklich bleibe ich vor einem Bild stehen, auf welches scheinbar wahllos Farbe gestrichen wurde. "Gefällt es dir?" Überraschend reißt es mich aus meinen Gedanken. "Ähm ... nein nicht wirklich. Ich bevorzuge Bilder, auf denen man etwas erkennen kann." Kichernd dreht sich Ryou auf dem Fußballen um und läuft wieder die Treppe empor. " 'Manches macht erst dadurch Sinn, dass es Unsinnig ist' " "Wo hast du das den her?" "Von meinem Cousin Akefia." "Akefia?" "Ach ja du kennst ihn ja noch gar nicht. Das ist ein ganz lieber Kerl. Er kümmert sich so gerne, um Menschen denen es wirklich schlecht geht. Doch zugeben würde er es nicht. Angeblich macht er das nur aus Eigennutz, aber das stimmt nicht. Manchmal denke ich mir, dass er sich zu viel zumutet und seine eigenen Wünsche mal vor seine Hilfebreitschaft stellen sollte." "Klingt wirklich nett dieser Akefia." "Haha. Ja das ist er, aber .. falls du ihn mal treffen solltest, wäre es nicht ganz vorteilhaft ihn mit 'Akefia ' anzusprechen. Den Namen kann er nicht leiden." "Aha." "Seine Freunde nennen ihn Kura, aber weil ich dass nicht mit Bakura auseinander halten kann, darf ich ihn mit Akefia ansprechen. Hehe." Geschockt bleibe ich stehen, denn plötzlich erinnere ich mich daran, wie Bakura auch meinte sein Halbbruder würde Kura Akefia Zork heißen. Diese Schwuchtel soll ein toller Hecht sein? Das kann ich mir weiß Ra nicht vorstellen! Obwohl ... heute hat er mir ja auch geholfen die beiden Streithähne zu trennen. "Alles Okay?" "Ja klar." Verlegen lächle ich ihn an und setzte mich wieder in Bewegung.   Das Badezimmer ist in einem freundlichen hell grün gehalten und von Pflanzen geradezu belagert. Unsicher trete ich ein. Irgendwie ist es sehr unangenehm sich ein Bad schnurren zu müssen. Ryou marschiert schnurstracks in Richtung Badewanne und dreht den Hahn auf. Rauschend läuft die Flüssigkeit am weißen Boden zusammen und färbt sich nach der Zugabe von Pulver ganz rot. "Wenn du noch irgendwas brauchst kannst du mich rufen." Hm? Wie kommt er darauf, dass ich heute Nacht nicht mehr heim will? "Wie ..?" "Naja Akefia und Bakura waren vorhin da." Fast schon verträumt hebt der einen kleinen Batzen Schaum aus dem Wasser und betrachtet die Interferenz der Farben des Lichtes. "Bakura ..." Klingt merkwürdig wie er den Namen meines Kumpels ausspricht. Es wirkt so ... zärtlich? ".. hat ziemlich blöde aus der Wäsche geguckt. Nass bis auf die Knochen und ganz rot im Gesicht wurde er durch die Tür getragen und auf den Boden geworfen." .. Ich nehme alles zurück. ...     Ende Verlaufen im Regen ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hiho Ihr o(^.^)o das Kapi war sehr kurz, aber ich verspreche: das Nächste wird um einiges länger. Im Übrigen geht es dann mit RYOU's Abend weiter, immerhin hatte er Besuch. *gg*   PS: Ich habe keine Ahnung von Tokios Stadtplan und bitte dieses Unwissen zu entschuldigen. Vielleicht wirkt es unrealistisch, dass Bakura ein Viertel in Tokio ausgemacht hat, wo es keine Läden, aber ein Kino gibt, doch das nenne ich künstlerische Freiheit XD Danke für's Verständnis *hihi*   ich hoffe mal wir sehen uns wieder +winkwink+ o(^.-)/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)