Q: Are we not strange? von Mimmy-chan (Bronzeshipping, Sickleshipping, Tendershipping) ================================================================================ Kapitel 1: Mariku und seine kleine Welt --------------------------------------- Kapitel 1: Mariku und seine kleine Welt ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Müde drehe ich mich im Bett auf die andere Seite. Ich habe echt keinen Bock aufzustehen, doch die Sonne knallt mir voll ins Gesicht und hindert mich damit am Weiterschlafen. „So eine Scheiße.“ Murrend schmeiße ich mein Kopfkissen gegen das bescheuerte Fenster. Doch der Stoff rutscht nicht wie gewohnt an der Scheibe herunter, sondern fliegt gerade durch und nach draußen. Viele Stockwerke unter mir höre ich panisches Hupen und das Quietschen von Bremsen, gefolgt von dem Schrei eines alten, hysterischen Weibs. … Das war’s dann wohl mit dem Kissen. Schlecht gelaunt schiebe ich mich von der Matratze und falle kaum einen Meter vom Bett entfernt über irgendwas Unbekanntes und direkt auf die Fresse. Durch den Aufprall kippt eine der unzähligen Dosen, die auf meinem Nachtschrank stehen, von der Kante. Der süßliche Rest eines Importbieres spritzt über das staubige Laminat des Zimmers und in mein Gesicht. „Arg!“ Wütend schnaube ich in Richtung meines Hindernisses. Frederic, kurz Freed, löst sich aus seiner gekringelten Position vor meinem Bett und steht wankend auf. Ironisch sabbernd hebt er den Kopf und schielt mich an. Na ja, er ist keine Schönheit von einem Stinktier, seine Haare fallen aus und sein Körper ist von zahlreichen Flöhen besiedelt, doch ich finde ihn süß. – Nur manchmal … Freed ignoriert ganz routinemäßig meinen wütenden Blick und torkelt auf die Tür zu. Normalerweise sollte ich ihm das austreiben, aber allein die Szene, die sich mir darbietet, reicht bereits, um meine Laune wieder zu heben. Grinsend beobachte ich, wie mein Mitbewohner gegen die Wand neben der Tür läuft. Mein schallendes Gelächter dröhnt durch die Wohnung und Frederic sieht mich irritiert an. Dann versucht er es erneut und kracht mit Voll-Karacho gegen die rote Tapete. Prustendrolle ich über den Boden. Das Vieh ist doch zu köstlich. Die Tür könnte sonst wie breit sein, es würde nicht hinausfinden. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber Freed scheint eine natürliche Begabung dafür zu haben, eine Tür beim Durchschreiten stetig zu verfehlen. Selbst wenn ich ihn genau davor setze, torkelt er wieder gegen die nächstbeste Mauer. Zugegeben: Er ist dämlich. Aber gerade das macht ihn für mich so großartig, denn er schafft es immer wieder, mich zum Lachen zu bringen. Langsam rappel ich mich hoch und wische mir das Bier mit dem Unterarm aus dem Gesicht. Beim Gehen trete ich nochmals wütend gegen die blöde Dose und schiebe dann Freed gekonnt mit dem Fuß aus dem Zimmer. Es ist fast wie beim Eishockeyspielen, nur dass ich statt Gorillas mit Kufen nun Flaschen, Schuhen und anderem Müll ausweiche. Kurzum: Mein Appartement ist das reinste Chaos. Nicht dass es das sonst nicht wäre, doch für gewöhnlich liegt mein Schrank nicht auf dem Boden und die Bowlingkugel nicht zwischen meinen verstreut herumliegenden Pokalen. Anscheinend war die Party gestern ein voller Erfolg, wenn man die vielen Tangas betrachtet, die auf dem Pokertisch liegen oder den besoffenen Kerl, der immer noch in der Ecke sitzt und laute Schnarch-Geräusche von sich gibt. In der Küche angekommen, fülle ich einen Topf mit Wasser und gehe daraufhin wieder ins Wohnzimmer. Mit einem lauten „Klatsch“ ergießt sich der Wasserschwall über den Fremden. Dieser schreckt hoch, doch bevor er etwas sagen kann, zerre ich ihn an seinem durchnässten T-Shirt in die Höhe. Verängstigt starrt er mich an und bewegt stumm die Lippen, jedoch ohne ein Wort hervorzubringen. Meine Augen fesseln ihn und er rührt sich nicht mehr. Mit gekünstelter Freundlichkeit grinse ich ihn an: „Na, Kumpel, haste auch gut geschlafen?“ Seine vor Schreck geweiteten Pupillen spiegeln das Aufblitzen meiner Zähne wieder. – Gott, sehe ich verboten gut aus. – Ein zaghaftes Nicken ist seine Antwort, gefolgt von einem schweren Schlucken. „Gut, dann wird es dir sicher nichts ausmachen, wenn du jetzt gehst, oder?“ Ich rücke noch ein Stück an ihn heran, doch sein kleinlautes und zugleich auch panisches „Ja“ ist eindeutig. Na bitte, geht doch. Mit einem Ruck lade ich mir das zitternde Etwas auf den Rücken und schmeiße es fast schon wieder bei bester Laune ins Treppenhaus, wo es über den blank geputzten Boden gleitet. Danach fliegt die Tür hinter ihm mit einem lauten Knall wieder ins Schloss. Eine weitere Schnapsflasche aus dem Weg kickend, wandert mein Blick zu der Uhr im Wohnzimmer. Das hässliche Ding hat meine Alte angeschleppt. Sie ist immer noch eng mit meiner Heimat verbunden und bestand drauf, mir das pyramidenähnliche Teil in die Wohnung zu hängen, um einen mysteriösen Touch hineinzubringen. Aber mir bringt das Ding nur eins: Augenkrebs. Ganz im Ernst: Ich versteh nicht, was daran so besonders sein soll, wenn irgend so ein Dreieck mal wieder im Sand gefunden wird. Abgesehen von dem ganzen Haufen Gold, den man drin findet, ist so ein Gemäuer doch recht sinnlos. Da bauen tausende von Sklaven jahrelang an so einem Ding, nur damit ein einziger Pharao darin begraben werden kann. So ein Schwachsinn. Heutzutage wird man verbrannt und in eine Urne gestopft, die dann auf dem Kamin vergammeln kann oder sich selbst in der Erde irgendeines Friedhofes zersetzt. Die spinnen doch, die Ägypter. Na ja, fast alle. Bin ja auch einer und genauer betrachtet, würde es mir auch gefallen, wenn all meine Lakaien im Staub schwitzen, um mir so ein Dreieck hinzustellen. Na wie auch immer, jedenfalls zeigt die Uhr 12.40 Uhr an. Sekunde – WAS? Entsetzt schaue ich noch mal genauer hin, doch die Zeiger rücken unermüdlich der Eins entgegen. Wie vom Blitz getroffen, sprinte ich in mein Schlafzimmer zurück, zwänge mich in irgendeines der T-Shirts, das für meinen Geschmack noch nicht so bestialisch stinkt wie die anderen und sause auch schon aus der Tür. Ich trete gegen das Garagentor, damit es sich schneller öffnet, doch es surrt ungestört langsam vor sich hin, bis ich mich endlich hindurchzwängen kann. Mit schnellen Schritten stürme ich in die Halle, in der all meine Schätze in der Dunkelheit schlummern. Noch im Halbschlaf lasse ich die Gelegenheit nicht aus, mein Schienbein noch mal heftig gegen eines der Autos zu schmettern. Fluchend starte ich den Motor meiner Harley Davidson und brettere los. Die Stadt rauscht an mir vorbei und zerzaust das vorher schon wüst stehende Haar. Ein herrliches Gefühl dieser Nervenkitzel, wenn ich eng an den Autos vorbei cruise. Diese Schwachmaten in ihren Schrottmühlen verdienen es nicht, dass ich meine Zeit damit verschwende, auf sie zu warten, denn sie verplempern jeden Tag ihres Lebens damit, sich in irgendwelchen Bürogebäuden hin und her schubsen zu lassen, nur um dann ihrem Chef so weit in den Arsch kriechen zu können, dass sie aus seinen Nasenlöchern herausgucken können. Ha, die würden Freiheit ja nicht einmal erkennen, wenn sie ihnen in den platt gesessenen Arsch treten würde. An einer viel befahrenen Kreuzung komme dann aber selbst ich nicht drum herum anzuhalten. Genervt kaue ich auf dem Kaugummi herum, den ich in meiner Hosentasche gefunden habe und lasse meinen Blick ziellos umherschweifen. Auf der Spur neben mir steht ein roter Jaguar F-Type Cabrio, der von einer Blondine mit langem lockigen Haar gefahren wird. Im Rückspiegel fährt sie gerade ihre vollen Lippen nach, als unsere Blicke sich treffen. Daraufhin zucken ihre Mundwinkel und sie senkt die vollen Wimpern ein wenig, als sie sich zum Fenster lehnt. Ihr Blick wandert anerkennend zuerst an mir und schließlich an meinem Motorrad herunter, ehe sie mir zuzwinkert. Vor uns springt die Ampel auf grün, doch auf der mehrspurigen Straße ist das noch lange kein Grund, sich aus den Augen zu verlieren. So fahren wir mit derselben Geschwindigkeit nebeneinander her. Dabei lehne ich mich ein Stück in ihre Richtung, was sie trotz des knappen Abstands zwischen unseren Fahrzeugen nicht zu stören scheint. „Was macht eine solche Augenweide wie du allein in so einem Cabrio?“ „Darauf warten, dass jemand vorbei saust, der sie anspricht“, antwortet sie mir frech. Schmunzelnd fahre ich mit meiner linken Hand durch mein sandblondes Haar. Gewöhnlicherweise trage ich in der Stadt nicht extra einen Helm. Zum einen kann man ohnehin nicht richtig hochdrehen und zum anderen sieht es auch um Längen cooler aus. Zudem zieht es auch die Aufmerksamkeit der Schnecken auf sich, was diese hier ja ganz klasse beweist. „Da hast du aber Glück gehabt, dass ich dich entdeckt habe.“ „Ach ja? Habe ich das?“, lächelt sie mir verführerisch entgegen. Ich lehne mich weit zu ihr rüber und auch sie rückt ein Stück näher. Der starke Geruch ihres Parfüms weht mir trotz des Fahrtwindes um die Nase. Dass hinter uns die Fahrer entgeistert hupen, stört weder sie noch mich. „Hast du heute Abend schon was vor?“, frage ich sie und ernte dafür ein erwartungsvolles Funkeln ihrer Augen. „Warum fragst du?“ „Ich dachte nur, du hättest vielleicht Lust mit mir eine Runde zu drehen, so wie du mein bestes Stück musterst?“ Diese Zweideutigkeit lässt das Grinsen auf ihren Lippen noch größer werden. Dennoch setzt sie einen gespielt nachdenklichen Blick auf und legt den zierlichen Kopf schief. Ein paar blonde Locken fallen ihr dabei ins Gesicht, doch der Wind pustet sie sofort wieder zurück. „Hm … ist das den sicher? Kann ich dir vertrauen?“ „Mir kann man nicht vertrauen“, erwidere ich und ernte dafür einen erstaunten Blick. Doch genau darauf habe ich schließlich gewartet, als ich mich lässig auf dem Bike zurücklehne und damit in Pose bringe. „Ich bin frei wie der Wind. Kaum bin ich da, bin ich schon wieder weg.“ „Ich wollte schon immer mal den Wind fangen“, erwidert sie amüsiert, zieht eine Visitenkarte aus ihrer Handtasche heraus und reicht sie mir dann. Flüchtig streift mein Blick das kleine, harte Stück Plastik, auf dem mit großen Schriftzeichen geschrieben steht: Werbeagentur Colourful Mai Kujaku Geschäftsführerin. Darunter stehen die Adresse des Unternehmens und die Telefonnummer. Ich nicke die Notiz ab und steckte die Karte ein, woraufhin sie mir eine Kusshand zuwirft. „Wir sehen uns, mein Hübscher. Ruf mich an, wenn du Lust hast, gefangen zu werden.“ Dann lehnt sie sich wieder zurück in ihr Cabrio und biegt schlagartig rechts ab. Ja, wer sagt’s denn? Schon hab ich etwas, worauf ich mich später noch freuen kann. Mit Frauen kann ich einfach fabelhaft umgehen. Sie schmelzen nur so dahin, wenn sie sich in meinen violetten Augen verlieren und in meine muskulösen Arme sinken. Sie sind so leichte Beute. Ich habe noch nie eine Absage bekommen. Das ist wohl auch der Grundstein für mein unendliches Selbstbewusstsein. Aber mal ehrlich: Wer würde mir schon widerstehen können? Mit gefühlter Schwerelosigkeit brause ich die Straße entlang. Um 13.15 Uhr erreiche ich endlich die verdammte Uni. Der Parkplatz ist überfüllt mit lauter Billigfahrzeugen, die mir die Parklücken klauen. Die spinnen doch wohl! Erwarten die etwa, dass ICH meine HARLEY drei Kilometer von der Penne entfernt abstelle? Dann könnte ich ja gleich hierher laufen! Pff. Nicht mit mir! Ohne groß weiter darüber nachzudenken, parke ich in direkter Nähe vor dem Eingang der Uni. Das ich damit einen gammligen Fiat und einen rostigen Toyota zuparke, ist genau genommen schon fast ein Segen für die Autobesitzer. Ich bewahre sie damit vor der Schande, in diesen albernen Blechdosen gesehen zu werden. Mit einem Satz spring ich von meinem Baby, ziehe den Schlüssel und renne in den Gebäudekomplex hinein. Welcher verdammte Flur war es denn jetzt? Immer wieder schaue ich nach rechts und links, während ich den schier endlos langen und seltsam leeren Gängen folge. Während meiner hektischen Suche übersehe ich das auf mich zukommende Hindernis und krache mit voller Wucht dagegen. Einzelne Papierseiten fliegen wild durch die Gegend und fallen wie Schnee auf den Boden um uns herum. Eins davon segelt mir direkt ins Gesicht. Jetzt reicht’s mir aber! Erzürnt reiße ich mir das Ding von der Nase, zerknülle es und packe den am Kragen, der so achtlos in mich hinein gerauscht ist. „Wer glaubst du, wer du bist, du WICHSER?“ Mit der festen Absicht, die Papierkugel in den Rachen des Täters zu stopfen, hole ich aus, halte dann aber inne, denn unter meinem starken Griff windet sich ein hübsches Mädchen. Ihre entsetzten braunen Augen starren mich an. „Das t… tut mir leid.“ Selbst ihre Stimme ist so zerbrechlich wie das ohnehin süße Gesicht. Wow, sie sieht echt gut aus. Die sollte ich eindeutig mal ausprobieren. Ob sie wohl immer noch so unschuldig guckt, wenn ich ihr die Kleider vom Leib reiße, während sie sich stöhnend unter mir windet? Bei dem Gedanken läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Eigentlich steh’ ich ja eher auf erfahrene Frauen, aber so eine kann es auch ab und an mal sein. Also dann, wieso eigentlich nicht? Behutsam lasse ich das Mädchen herunter, damit ich sie im Ganzen betrachten kann. Zugegeben von ihrer Oberweite ist nicht viel zu sehen, doch ihre schlanken Fesseln und auch ihre Hüften sprechen für sich. In dem Moment, in dem ihre Füße wieder den Boden erreichen, verbeugt sie sich. Dabei fallen ihr die seidig wirkenden Haare über die Schultern. Ein blaues Kleid verhüllt den Rest ihres Körpers. Wohl noch etwas benommen von dem Zusammenprall, steht sie etwas wacklig in ihren High Heels. „Tut mir leid, dass ich …“, nuschelt sie dem Boden entgegen. Daraufhin hebe ich ihr Kinn an, sodass sie mir in die Augen sehen muss. „Ganz ruhig, Süße. Hab‘s nicht böse gemeint. Soll ich’s wiedergutmachen?“, grinse ich sie an und streiche behutsam über ihre weiche Wange. Ja, ganz so weich ist sie eigentlich gar nicht. Die Kleine sollte sich darum kümmern. „Sü… Süße?“, stottert sie merklich verwirrt, doch in diesem Moment drücke ich schon meine Lippen auf die ihren. Wohl vor Überraschung weiten sich die braunen Augen mit jeder Sekunde mehr. Ich grinse etwas breiter in den Kuss und lege meine Hände fest auf ihre Hüften, um sie näher an mich heranzuziehen, doch ihre Hände stemmen sich gegen meine muskulöse Brust und versuchen sie mit aller Kraft wegzudrücken. Haha, sie ist wohl schüchtern. Wird Zeit, dass ihr jemand hilft, das zu überwinden und wenn ich schon mal hier bin … Überlegen drücke ich sie an die Wand des Flurs und fange dabei mit einer Hand ihre nicht ganz so zarten Handgelenke ein, um sie über ihrem Kopf gegen das kalte Gemäuer zu drücken. „Tu nicht so. Ich spür doch, wie dir die Hitze in die Wangen schießt“, flüstere ich ihr mit rauchiger Stimme zu. „Nein, du verwechselst mich! Ich bin nicht …“, erwidert sie als meine Lippen sich kurz lösen, doch ich ersticke die Leugnung rasch mit einem weiteren Kuss. Dieser ist nun tiefer. Heißhungrig entzweie ich ihre Lippen. Plötzlich höre ich, wie eine der großen Saaltüren aufschwingt. Damit ist unsere e traute Zweisamkeit ruiniert. Seufzend lasse ich von dem Mädchen ab, das gleich darauf geschafft auf den Boden sinkt. Ihr Atem ist unregelmäßig und ihr Gesicht noch ganz rot. Mein Kuss scheint sie so in den siebten Himmel gebracht zu habe, dass ihre Finger immer noch vor Verlangen zittern. Amüsiert beuge ich mich zu ihr runter und muss anfangen zu lachen, als ich verstehe, was abgeht. „Hey … hahahaha … Hey, Süße, hältst du beim Küssen immer die Luft an?“, frage ich sie belustigt. Anscheinend ertappt sieht sie zu mir auf und bewegt wortlos die Lippen. Es hat ihr wohl die Sprache verschlagen. Wie putzig. „Hach, du bist ja niedlich“, schnurre ich und streiche ihr noch mal durchs Haar. Daraufhin sieht sie mich unsicher an und versucht etwas Abstand zwischen uns zu bringen. Doch das ist schwer möglich mit der Wand in ihrem Rücken. Darum rutscht sie zur Seite, wobei die Textseiten, die den Boden bedeckt haben, leise knirschen. Ich nehme eine zur Hand und lese die erste Zeile: Zweiter Akt, ein Arbeitszimmer mit Engelsstatur auf dem Schreibtisch … „Ishtar! DA STECKST DU ALSO!“, unterbricht ein lauter Schrei meine Konzentration. Verwirrt hebe ich den Kopf und sehe den Gang entlang, auf dem mir ein nicht allzu fremdes Gesicht entgegenkommt. Mist, den kann ich jetzt so gar nicht gebrauchen. Kurz wende ich mich noch einmal meinem weißen Engel zu. „Also, Süße, wir sehen uns“, zwinkere ich ihr zu und laufe los. Ich kann ihren Blick zwar nicht sehen, aber ich spüre ihn auf mir, als ich vor dem wütenden Professor fliehe. Dabei kommt es mir so vor, als ob sie leise meinen Namen flüstern würde, doch es kann auch sein, dass ich mir das einbilde. Oh Mann, so viel wie ich laufe, könnte man glatt überlegen, ob ich nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen sollte. Mit diesem Gedanken im Kopf biege ich in den dritten Flur ein, in dem mir die grässlichen Gemälde an den Wänden dann auch endlich wieder bekannt vorkommen. Hier in der Nähe muss mein Hörsaal irgendwo sein. Tatsächlich finde ich ihn am Ende des Flures. Völlig außer Puste halte ich vor der großen, zweiflügligen Tür an. Endlich am Ziel. Hah, und das ganz ohne Stundenplan. Ich bin eben der Größte. Drei Sekunden lang atme ich tief durch, bevor ich die Tür zum Saal aufstoße. An sich gibt es in dieser Uni drei verschiedene Vorlesungsräume. Zum einen wären da die großen Hörsäle, in die man hunderte von Studenten auf eine Art Tribüne aus Stühlen quetscht. An der Rückseite jedes Stuhls ist ein winziger Klapptisch angebracht, der weder dazu taugt die Arme darauf abzulegen noch die Schuhe. Dann gibt es die Klassenzimmer, die fast wie die aus der Schulzeit aussehen, nur dass doppelt so viele Leute reinpassen müssen. Und zu guter Letzt gibt es Gruppenarbeitsräume. Wozu die da sind, ist ja wohl klar. Na ja … In dem Vorlesungssaal hier ist jedenfalls gerade Pause. Alles plärrt in gediegenem Ton wild durcheinander. Allerdings nur bis ich durch die Tür schreite. Mit einem Mal ist alles totenstill und sämtliche Augenpaare richten sich auf mich. Ja, meine Wirkung auf andere war schon immer phänomenal. Man kann einfach nicht anders als mir seine gesamte Aufmerksamkeit zu Füßen zu legen. Dennoch geht es selbst mir ab und an auf den Kranz, wenn sich mein Umfeld nicht mit seiner Statistenrolle zufrieden gibt und sich in meinem Glanz sonnen will. Darum werfe ich meinen Komo… Kome… Komillien…– Ach, egal! – meinem Fußvolk halt einen grimmigen Blick zu, woraufhin sie die ihren bedächtig senken. Was für Waschlappen. Als ich mich auf meinen Platz begebe, sind alle Stühle drum herum frei. Natürlich ist das so, immerhin traut sich niemand, sich in meiner Nähe blicken zu lassen. Meine Herrlichkeit beeindruckt das einfache Volk zweifellos. Gelassen lehne ich mich an meinen Stuhl an und lass den Klapptisch vor mir mit meinem Knie wie wild hoch und runter hüpfen. Als ich dabei die Augen schließe, höre ich, wie eine kleine Ansammlung von Mädchen leise hinter mir tuschelt: „Ich finde ihn wahnsinnig attraktiv!“, schwärmt die eine. „Spinnst du, Tsubaki? Der schlägt doch ganz sicher auch Frauen, wenn er wütend wird. So einem Brutalo sollte man aus dem Weg gehen.“ „Mädels, das ist nicht das größte Problem!“, unterbricht eine Dritte, „Das Schlimmste ist eigentlich, dass er so …“ „Ja, schon, aber so was kann man doch hinbiegen, Hina, oder?“ „Ich weiß nicht. Ich denke, so was prägt sich ein, Mizuki!“ „Echt jetzt? Das wäre ja furchtbar.“ „Genau und deshalb solltest du ihn vergessen, Tsubaki! Mit so einem kann man nicht zusammenleben. Das ist doch unmenschlich!“ An dieser Stelle haue ich mit meiner Faust so hart auf den Tisch, dass die drei augenblicklich verstummen. Das gibt’s doch nicht! Diese blöden Hühner wagen es, über mich zu urteilen. Was soll das heißen: Ich bin so …? Was glauben die, was mit mir nicht stimmt? Diese elenden Schnepfen. Wenn die schon lästern, dann wenigstens so, dass ich verstehe, was sie meinen. Derweil geht die große Tür erneut auf und ein fetter, kleiner Mann eiert zum Pult. Der Kobold ist unser Professor für Literatur. Ich hasse ihn wie auch alle anderen Profs, doch seine monotone Stimme beschert ihm zusätzlich ein paar Minuspunkte. Als er seine wurstige Hand hebt, ebben die Gespräche im Saal ab. Alle warten darauf, dass er anfängt, uns mit neuen Fakten über europäische Schriftsteller wie Friedrich Goethe oder Johann Wolfgang Schiller zu überhäufen, doch das bleibt anscheinend erst einmal aus. „Guten Morgen. Ich habe hier Ihre Probeklausuren von vor zwei Wochen. Sie können sie sich abholen, wenn Sie nach der Vorlesung den Raum verlassen. Sollte es noch irgendwelche Fragen geben, so können Sie zu mir kommen und wir klären das. Doch bevor wir zum Stoff zurückkommen, hätte ich noch ein anderes Anliegen. Wissen Sie wie es dazu kommen konnte, dass ich meinen Wagen letzten Sonntag in diesem Hörsaal und nicht auf dem Parkplatz gefunden habe, auf welchem ich ihn zu wissen glaubte?“ Gegen Ende der am Anfang so gewohnt monotonen Begrüßung kehrt etwas Leben in den Komiker ein. Es ist lustig mit anzusehen, wie die Adern auf dem fast kahlen Kopf zu Tage treten. Anscheinend weiß er genau, dass der Schuldige für diesen Streich in dieser Veranstaltung sitzt, denn seine Augen streifen wutentbrannt über das Heer an Studenten. Lässig lehne ich mich nach hinten und ignoriere dabei ganz bewusst, dass sein Blick an mir hängen bleibt. Ja, ja, glotzt du nur, aber ich bin’s diesmal nicht gewesen. Irgend so ein Futzi ist mir zuvorgekommen. Genervt kaue ich auf meiner Unterlippe herum. Wenn ich den erwische. „Also wenn mir IRGENDJEMAND dafür eine Entschuldigung zukommen lassen will oder zumindest eine Erklärung, dann kann er mich jederzeit kontaktieren.“ Beinah der gesamte Kurs schaut mich an, doch ich zucke nicht einmal. Sollen sie doch denken, was sie wollen. „Haben Sie mich verstanden, Herr Ishtar?“, höre ich die Stimme des Professors lauter werden, als er merkt, dass ich nicht zuhöre. Für ihn stehe ich wohl schon als Schuldiger fest. Tzz, als ob so ein lausiger Streich mit meinen vergleichbar wäre. Übermütig lehne ich mich in meinem Stuhl nach vorne und funkle den Wichtigtuer böse an. „Hab ich. Nur schade, dass ich mit Ihrer schäbigen Karre nichts angestellt habe! So eine Blechdose würde ich ja nicht einmal mit der Kneifzange anfassen wollen!“ Jetzt wirkt er so richtig sauer. Sein dicker, runder Kopf nimmt die ungesunde Farbe einer Tomate an und seine Arme fuchteln wild durch die Gegend. „Ich weiß, dass Sie es waren! Machen Sie mir doch nichts vor! Schon seit Beginn dieses Semesters können Sie nichts als Unruhe stiften. Sie haben Glück, dass Ihr Vater ein edler Spender unserer Universität ist, sonst wären Sie schon längst geflogen, Sie …!“ Jetzt springe ich wütend auf. Soll er mich ruhig beleidigen, aber meinen Alten soll er raushalten. Immerhin kann ich nichts dafür, wenn der sein Geld zum Fenster rausschmeißt, nur um mich dazu zwingen zu können an so ’ner beschissenen Uni studieren zu müssen. Könnte ich über mein Leben bestimmen, wäre ich schon längst nicht mehr im arschkalten Japan! Gerade will ich die Treppen nach unten zum Pult marschieren und mich auf ihn stürzen, da werde ich schon von ein paar kräftigen Armen festgehalten. Unglaublich bis jetzt hat das noch keiner geschafft. Wütend doch auch irritiert, schaue ich mich um. Der Unbekannte ist ein Stück größer als ich. Unter seinem rechten Auge ist ganz klar eine Narbe zu erkennen. Seine Haare sind kurz und strubblig. Höchstwahrscheinlich sind sie gefärbt, denn in unserem Alter ist es doch eher unwahrscheinlich, dass der ganze Kopf schon weißgrau ist. An irgendwen erinnert er mich, doch mir fällt einfach nicht ein, wer es war. Ach, was mach’ ich denn da? Ich sollte nicht hier rumstehen und so ’nen Kerl anstarren, sondern dem Fettsack da vorne an die Gurgel springen. „Lass mich los, du Arsch!“ Anstatt zu tun, was ich verlange, grinst mich der Blödmann nur verschmitzt an. Irre ich mich oder hat der ein Funkeln in den Augen, wenn er mich von oben bis unten mustert? Igitt! „Danke schön, Herr Zork! Wären Sie wohl so gütig diesen … STUDENTEN nach draußen zu geleiten?“ „Es wird mir eine Freude sein!“, antwortet der Kerl hinter mir mit rauer Stimme. Der wird doch nicht? Ausgeschlossen. Wa… Ohne Vorwarnung packt mich der Typ einfach so auf seinen Rücken. Heftig strampelnd protestiere ich. Niemand ist stärker als ich, auch nicht so ein dahergelaufener Vollidiot. „Ich hab‘ gesagt: Lass mich runter, du verfluchter Hurensohn!“ Unter mir höre ich ein amüsiertes Lachen. Im Hof der Uni angekommen, begrüßt mich die Erde wieder mit einem schmerzlichen Schlag auf den Hintern. Allgemein dient der Hof zwischen den einzelnen Gebäuden nur dazu, von einer Hölle in die nächste zu wandern. Weil das aber zu deutlich zeigen würde, wie sehr man hier gefoltert wird, fand man es wohl angebracht, zwischen den Wegen und Gebäuden lauter Grünflächen aufzubauen. Auf denen tummeln sich die Studis vor allem im Sommer. Idiotischerweise nutzt sie aber keiner zum Ausruhen. Stattdessen kramen die Streber ihre Bücher heraus und fangen an zu lernen. Allein deshalb schon habe ich mich hier noch nie wohl gefühlt. Und jetzt neben diesem Professor-Schleimer ist das auch kein Stück anders. „Was fällt dir ein, mich hier …!“, setzte ich an, doch er winkt meinen Protest einfach ab. „Reg dich ab, Mariku“, meint der Knilch lässig, als er sich neben mir ins Gras fallen lässt. „Immerhin verpassen wir so ganz legal den Kurs oder hast du Bock auf diesen Langweiler und sein Geschwafel über Friedrich Schiller und Johann Wolfgang Goethe?“ … Alles klar der nutzt mich voll und ganz aus, um Schwänzen zu könne. Na, warte! Ein Mariku Ishtar lässt sich nicht als Mittel zum Zweck nutzen. Mit einem Ruck sitze ich ihm schon an der Gurgel. Doch bevor ich den Volltrottel erwürge, presse ich noch die Frage nach seinem Namen heraus, damit ich weiß, was auf seinem Grabstein stehen muss. „Erste Frage: Wer bist du?“ Ich verenge den Griff meiner Finger um seinen Hals und erwarte einen Schmerzenslaut. Doch der bleibt aus. Das gibt’s doch nicht. Der zuckt nicht einmal, wenn ich ihm die Luft abdrücke! Im Gegenteil: Er grinst mich an und zerzaust mir das Haar. So ein Dreckssack! „Du kannst mich Kura nennen.“ „Zweite Frage: Was erlaubst du dir, mich derart zu blamieren?“ „Haha, ich hab dich blamiert?“, fragt er scheinbar unschuldig, doch ich kann den Spott in seinen Augen sehen. Unweigerlich drücke ich seine Kehle noch weiter zusammen. Den würde doch ganz sicher niemand vermissen, wenn er einen UNFALL hätte, oder? „Zweifellos, du mieses Schwein!“ „Das muss dir doch nicht peinlich sein, Mariku-chan. Oder war ich dir zu grob? Mhm. Beim nächsten Mal trag’ ich dich auf Samthandschuhen wie eine echte Prinzessin, okay?“ Meine Augenbrauen zucken heftig und die Pulsadern, die bei mir schon hervortreten, seit ich ein kleines Kind bin, pulsieren auf meinen Schläfen, sodass die Wut noch viel schneller durch meine Venen gepumpt werden kann. Wie viel Luft hat der in seinen Lungen, dass der immer noch solche Sprüche abdrücken kann? Meine Wut lässt sich kaum noch in Worte fassen, darum presse ich gerade noch so zwischen den Lippen hervor: „Dich bring ich um!“ Kura, oder wie der sich nennt, nimmt diese Androhung gelassen hin, aber anscheinend, wird ihm dennoch langsam die Luft knapp. Haha, da siehst du es, blöder Arsch, über mich macht sich keiner lustig! Als hätte er diesen Gedanken gehört, richtet sich mein Gegenüber auf und wirbelt mich herum. Diesmal liege ich unter ihm und weiß in dieser Schrecksekunde gar nicht, wie ich am besten reagieren soll. Das nutzt der Dreckssack sofort aus. Den Gürtel aus seiner Hose ziehend bindet er meine Hände zusammen, auf dass ich mich nicht mehr wehren kann, und grinst auf mich herab. DIESES WICHSER! „Ich hab doch gesagt, du sollst dich beruhigen. Zu viel Aufregung schadet der Gesundheit“, sülzt er mir entgegen, doch seine Stimme trieft geradezu vor Hohn. Dass ich nicht lache, selbst sein Gesicht zeugt eindeutig davon, dass er Gewalt alles andere als verabscheut. So starren wir uns einige Sekunden an, bis Kura plötzlich langsam ausatmet. Seine Schultern entspannend sich und die Sitzhaltung wird lässiger. Das dämliche Grinsen weicht dabei aber nicht aus seinem Gesicht. „Lass uns den Streit begraben und stattdessen die Sonne genießen. Ich bin müde und habe keine Lust auf ’ne Schlägerei“, meint der Trottel schließlich. Begraben wird hier nur eins und das bist du! So gut es geht, zeige ich ihm den Stinkefinger. „Fick dich!“ Daraufhin seufzt er auf und lässt von mir ab. Zwei Meter weiter links legt er sich ins Gras und macht die Augen zu. Wa…? Das … das glaub‘ ich jetzt aber nicht. Will der mich hier so liegen lassen? Entsetzt, frustriert, gedemütigt, erzürnt … Ach, egal! Jedenfalls durchbohren meine Blicke diesen Kura nun, doch ihn kümmert es nicht. Um dem Ganzen noch eine Krone aufzusetzen, fängt er nach fünf Minuten an zu schnarchen. … Auch gut. Die Zeit kann ich nutzen, um mich zu befreien. Als ich versuche mich aufzurichten, fällt mir plötzlich auf, dass nicht nur meine Hände, sondern auch meine Beine gefesselt sind. Entgeistert starre ich den unteren Gurt, den ich als meinen eigenen erkenne, an. Wann hat er … OH MANN, GLEICH TICKE ICH AUS!!! „Du verflixter Penner, du paranoides Stück Scheiße, du Schwanzlutscher, du …“, fange ich zu fluchen an. So geht das zwanzig Minuten weiter, doch von Herrn Zork kommt keine Reaktion. Nun liege ich hier und beobachte die Wolken. Meine Kehle brennt, doch den Schmerz schlucke ich runter. So ein mieser Tag. Jetzt kann es gar nicht mehr schlimmer werden. In dem Moment zieht eine dicke Wolke über mein Haupt und verschluckt das Licht der Sonne. Geradezu höhnisch pfeift der Wind durch die Äste. Ihr rascheln klingt ganz wie das Lachen einer Hexe. „Oh nein, das wirst du nicht! Das wirst du nicht, du dumme Wolke! Nein … nein! NEIN!“ Doch wie könnte es anders sein? – Urplötzlich fängt es zu regnen an. Wie in so einer Schmacht-Telenovela schüttet es wahre Kübel. Die gewaltigen Mengen an beschissenem Regenwasser durchnässen mich mitsamt Klamotten und dem Gras, das um mich herum wächst. „Na, klasse“, murmel ich, weil mir die Kraft zum Schreien nun langsam doch ausgeht. Das einzige, was ich noch hinkriege, ist meinen Kopf zur Seite zu drehen und den Schuldigen für dieses Desaster böse anzustarren. Kura, der unbehelligt neben mir gepennt hat, beginnt sich aufgrund des Regens dann endlich zu bewegen. Der Kerl hat sich im Schlaf doch tatsächlich eingekringelt wie ein Baby. Unglaublich. Dösig dreht er sich zu mir um und streicht sich das nasse Haar aus dem Gesicht. Dann robbt er etwas träge zu mir rüber. „Wenn du mich ganz lieb bittest, mache ich dich los.“ Bei diesem Angebot schrumpfen meine Pupillen auf Stecknadelkopfgröße. Als ob ich so was machen würde! Vielleicht hat Kura sich im Regen Fieber eingefangen, sonst würde er nicht so wirres Zeug von sich geben … Wobei … Zugegeben, der kalten Regen und die feuchten Klamotten sind mehr als nur eklig. Doch so weit sinke ich nicht herunter, dass ich so einen wie den da um Hilfe bitten würde! Dieser grinst mich nachdenklich an und legt den Kopf etwas schief: „Einen Vorteil hat der Regen ja immerhin …“, doch weiter lasse ich ihn nicht reden. Mit einem kräftigen Tritt landet mein Knie in seinem Magen. Schwer keucht er auf und weicht im ersten Moment zurück. Dabei fällt endlich das widerliche Grinsen von seinen Lippen, ehe er wieder nach mir schnappt. „Dir sollte man mal Manieren beibringen, Bürschchen!“, seine Stimme bekommt einen gefährlichen Unterton, aber das schreckt mich nicht ab. „Komm nur her! Dich mach ich fertig!“ Vielleicht ist es nicht meine beste Idee gewesen, mit gefesselten Händen und Füßen eine Schlägerei anzufangen. Zwar habe ich mich trotz der Gurte bewährt, aber Kura hat auch ein paar gute Treffer gelandet. Verflucht. Für meine sadistisch-masochistische Art bin ich bekannt, aber das hier gefiel mir nicht. Mit zusammengekniffenen Augen reibe ich mir die linke Wange mit meinen endlich befreiten Händen. Das ist der Preis, den ich nach dem Kampf endlich erhalten habe. Ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet, aber nach dem Schlagabtausch war Kura sofort wieder lässig und schien auch keinerlei Groll zu hegen. Im Gegenteil: Er hat sich erneut über mich lustig gemacht, als er mir durchs Haar wuschelte. Der ist bestimmt ein Haarfetischist oder so. Tatsächlich meinte der Kerl sogar, wir müssten das auf jeden Fall wiederholen, bevor er dann in Richtung des linken Uni-Flügels abgedampft ist. Komischer Kauz. Triefend nass durchquere ich die leeren Korridore. Das Wasser tropft melodisch zu Boden und im Takt schwappt die kalte Soße aus meinen Schuhen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es schon 15.10 Uhr ist. Die Vorlesung des fetten Sacks sollte jetzt zu Ende sein und der Raum leer. So ist es dann auch still, als ich die große Holztür aufziehe. Nur so ein kleiner Streber sitzt noch in der letzten Reihe. Den Frisör sollte man verklagen. Dem Clownskopf stehen die Haare zwar ähnlich zu Berge wie mir, aber die Farbgebung ist schauderhaft. Zuerst einmal die pissgelben Strähnen, die ihm in den Augen hängen und dann das schwarzlila Ungetüm, das sich der Sonne entgegen streckt. Der Kleine ist durch seine Igelfrisur und vor allem durch seine winzige Körperstatur bekannt. Yugi Muto oder so ähnlich. Mir ist er zuwider mit seinem Glauben an das Gute im Menschen und seinem ständigen Zwang, sich Kinderspiele zu Gemüte zu führen. Von seinem Anblick sinkt meine Laune noch tiefer in den Keller, als sie eh schon ist. Darum ignoriere ich ihn. Im Schlendergang bemühe ich mich zu meinem Platz und hole die dort verweilende Tasche. Heute habe ich echt keinen Bock mehr auf Vorlesungen, darum beschließe ich auch den Rest des Tages zu schwänzen, da mir durch das Zuspätkommen und die Aktion mit Kura sowieso schon drei Vorlesungen fehlen, da kann ich beruhigt auch die letzten zwei noch unter den Teppich kehren. Als ich mich gerade umdrehen will, höre ich, wie jemand meinen Namen ruft. Überrascht drehe ich mich um, da aber niemand außer dem Fruchtzwerg und ich hier sind, muss ich mich wohl verhört haben. Ich wende mich ab, doch wider Erwarten erklingt mein Name noch einmal. Genervt schaue ich auf. „Was?“, knurre ich dem Standgebläse entgegen. „Ishtar, ich wollte dich fragen, ob du meine Aufzeichnungen zur Vorlesung haben willst. Immerhin hast du sie ja verpasst“, schüchtern lächelt er mich an. Wahrscheinlich bloß eine gut gemeinte Geste. „Darauf kann ich verzichten.“ „A… aber …“ „Kein Aber! Oder willst du, dass ich dich verdresche?“ Mir steht die Galle bis hier. Wenn mir heute noch einmal wer gegens Bein pinkelt, raste ich aus. Schmollend sieht mich Yugi an, mit einem Blick, der sagt: Ich wollte dir doch nur helfen. „Tja, danke für die Blumen, Kleiner, aber für mich bist du die Verkörperung des Wortes schwach und wenn es etwas gibt, worüber ich mich immer aufregen könnte, dann sind es schwache Typen wie du.“ Bei Mädels ist das was anderes, ergänze ich gedanklich noch. Mit errötenden Wangen rennt Yugi aus dem Saal. So ein Weichkäse. ... Ende Mariku und seine kleine Welt ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ <(^.^)> Ja ich weiß klingt kommisch, wenn es heißt, dass hier sei ein FF zu bronzeshipping und Marik kommt nicht einmal drin vor. Doch kann ich euch beruhigen im nächsten Kapitel hat er dann seinen feucht fröhlichen Auftritt. *grins* o(^0^)o Ich hoffe mal wir sehen uns wieder +winkwink+ o(^.-)/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)