Shadowwalkers II von FaithNova (Kampf und Flucht) ================================================================================ Kapitel 45: In die Enge getrieben --------------------------------- Ashley rannte. Sie rannte, wie noch nie in ihrem Leben zuvor. Wie sie es befürchtete hatte, war sie nicht alleine am Bahnhof gewesen. Etliche Schattengänger hatten sich in sicherer Entfernung von ihr aufgehalten uns sie beobachtet. Das hatte den Effekt gehabt, dass Ashley sie erst erspüren konnte, als sie sich ihr genähert hatten. Und da wäre es schon fast zu spät gewesen. Sie hatten die Zeit, in der Ashley darüber sinnierte hatte, ob sie den Rucksack holen sollte oder nicht, genutzt, um sie zu umkreisen und als sie durch die Schließfachtür gegriffen hatte und ihn rausgeholt hatte, machten sie ihren Zug. Um ein Haar wäre Ashley ihnen ins Netz gegangen, aber sie hatte noch genügend Zeit ums schnell zu reagieren. Für einige Sekunden hatte sie sich wieder auf Colins Fähigkeiten konzentriert und hatte sich unsichtbar gemacht. Doch das konnte sie nicht lange aufrecht halten. Noch bevor sie den nächstgelegenen Ausgang erreicht hatte, war sie wieder sichtbar geworden und - zu allem Unglück - von den vier Schattengängern, die sie nicht kannte bemerkt worden. Also hatten diese die Verfolgung aufgenommen und Ashley durch die Innenstadt gehetzt. Egal wie schnell sie glaubte zu sein und wie clever sie sie austricksen wollte, sie blieben immer an ihr dran. Und - was noch schlimmer war - sie schienen langsam aufzuschließen. Ashley rann der Schweiß hinunter und sie spürte, dass sie bis auf die Jacke durchgeschwitzt war. Sie zog die Kappe noch tiefer ins Gesicht und lief weiter. Durch Geschäfte hindurch, wo sie hoffte sich zwischen den Ständern und Kunden davon stehlen zu können. Durch kleine Restaurants, wo sie durch die Hintertüren in die Höfe floh, um ihre Verfolger abzuschütteln. Doch sie waren immer wieder da. Auch in der Fußgängerzone waren sie ihr dicht auf den Fersen. Ashley preschte ohne Rücksicht durch die Leute, rempelte und streifte mehrere Passanten, die das aber nicht zu stören schien. Es hat einen Vorteil, ein Schattengänger zu sein. Man wurde ignoriert. Doch ihre Verfolger waren beständig und Ashley spürte, dass es inzwischen nicht mehr nur die vier vom Bahnhof waren, sondern, dass sich einige mehr der Jagd angeschlossen hatten. Sie musste unbedingt einen Weg finden, sie abzuschütteln, denn ihre Kondition lies langsam nach. Ihr Atem rasselte und am Rande ihres Blickfeldes verschwamm alles und Lichtpunkte tauchten vor ihren Augen auf. Doch stehen bleiben und durchatmen wäre ihr Ende, also zwang sie ihre schmerzenden Muskeln und ihre nach einer Pause schreienden Lungen weiter zu arbeiten. Auch ihr Herz schlug wie verrückt. Doch Ashley war klar, dass sie das nicht mehr allzu lange durchhalten konnte. In einer Kurzschlussreaktion bog sie in eine Nebenstraße ab, die hinter den Geschäften der Fußgängerzone verlief. Ihre Verfolger, inzwischen auf ein Dutzend angewachsen, folgten ihr auf dem Fuße. Am Ende der Straße erkannte Ashley einen hohen Zaun, der die Straße absperrte. Er war verschlossen. Ashley geriet in Panik und warf einige Müllcontainer um, um ein paar Momente Zeit von ihren Verfolgern zu stehlen. Die waren unbeeindruckt und sprangen einfach darüber. Ashley versuchte sich zu konzentrieren, sie musste sich einfach nur wieder an ihre Fähigkeit durch Gegenstände zu gehen erinnern. Doch die Tatsache, dass sie so dermaßen außer Atem war, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte, verhinderte dies im Moment. Doch dann erkannte sie im Zaun etwas, was ihre Rettung sein konnte. An einer der unteren Ecken, war der Zaun leicht aufgebogen - es war ein Loch darin. Es war nicht besonders groß, aber es könnte reichen, damit sie hindurch kam. Sie war nicht besonders groß und die letzten Monate hatten sie einiges an Gewicht gekostet. Ashley hielt vor dem Zaun inne und war in sekundenschneller Geschwindigkeit auf der anderen Seite. Dabei ignorierte sie den ziehenden Schmerz in ihrer linken Hand und lief weiter. Dieser Aktion hatte sie einige Sekunden Vorsprung zu verdanken, denn ihre Verfolger mussten über den Zaun klettern. Aber es waren Schattengänger, trainiert und stärker als normale Menschen. Sie schafften es alle mit Leichtigkeit, als würden sie eine Treppe hochsteigen. Ashley versuchte sich zu konzentrieren. Früher oder später würde sie eine ihrer Fähigkeiten brauchen, um ihnen zu entkommen, darin war sie sich sicher. Doch sie wollte nicht das Dämonenfeuer benutzen, um sie zu verletzen. Sie sah sich kurz um und erkannte die Treppe zu einer U Bahn Station. Wie der Blitz raste sie drauf zu, ihre Jäger zielstrebig hinter ihr. Als Ashley unten auf dem Bahnsteig angekommen war, hatten sich die Türen der Bahn schon geschlossen. Einsteigen konnte sie nicht mehr. Ein Blick zum anderen Ende des Bahnsteiges ließ sie erkennen, dass auch die Treppe dort von den Schattengängern bevölkert war. Sie sah zum ersten Mal hinter sich nach oben und blickte in die Augen ihrer triumphierenden Verfolger. Dieser Blick jedoch stachelte sie erst recht an. So einfach, werde ich es euch nicht machen! dachte sie sich. Die Bahn war dabei loszufahren. Ashley stand an dem Ende, wo die Bahn gleich in den Tunnel hinein fahren würde. Sie schloss eine Sekunde lang die Augen. "Konzentrier dich, Ashley." flüsterte sie sich selbst ermutigend zu. Dann atmete sie einmal tief ein, schlug die Augen auf und lief los. Sie lief schnurstracks in Richtung der Gleise und sprang von dessen Rand in dem Moment, als die Bahn weiter fuhr - und landete wenig später in der Bahn. In letzter Sekunde, bevor sie durch den Boden gefallen wäre, konnte sie sich wieder materialisieren, hatte aber von ihrem Sprung viel zu viel Schwung drauf. Sie prallte mit ihrer linken Seite gegen die gegenüberliegenden Fenster und ein stechender Schmerz fuhr durch ihren linken Arm. Doch Ashley war immer noch in Alarmbereitschaft. Sie blickte sich um, um sich zu versichern, dass sie ihre Verfolger wirklich abgeschüttelt hatte. Keiner von ihnen war zu sehen. Die anderen Passagiere hatten von ihr keine Notiz genommen. Die wollen auch nur das sehen, was sie wirklich sehen wollen, dachte sie. Doch sie hatte keine Zeit darüber nach zu denken. Sie zog ihre Jacke aus und nahm die Kappe ab. Dann durchwühlte sie den Rucksack und kramte ein altes Shirt heraus, welches sie damals mitgenommen hatte, als Duncan sie zur Ruine geschickt hatte. Warum, wusste Ashley selber nicht mehr genau, wahrscheinlich, weil sie befürchtete, dort herum graben zu müssen und zumindest etwas frische Kleidung für danach gehabt hatte. Es war Ashley auch egal, doch jetzt kam ihr das sehr gelegen. Ungeniert zog sie ihr durch geschwitztes Sweatshirt aus und streifte das Shirt aus dem Rucksack über. Ja es hatte wirklich was für sich, wenn einen die Normalen nicht wirklich wahrnahmen. Dabei konnte sie sich ihren linken Arm besehen. Sie blutete aus tiefen Striemen. Erst jetzt bemerkte sie, dass sowohl ihre Jacke, als auch ihr Sweatshirt am Arm zerrissen waren. Dort war sie wohl im Zaun hängen geblieben und die Tatsache, dass sie genau auf diesen Arm geprallt war, sorgte für ein schmerzhaftes Pochen in ihrem Handgelenk. Ashley nahm ihr Sweatshirt und riss einige Streifen heraus, aus denen sie sich einen Verband für ihren Arm machte. Das Handgelenk verband sie extra dick, um es zu stabilisieren. Ihr restliches Sweatshirt, die Jacke und die Kappe lies sie einfach liegen. Sie fuhr noch eine Station weiter. Dann wartet sie auf den richtigen Moment, als die U Bahn einen größeren Tunnel durchquerte, in dem mehrere Gleise nebeneinander und damit auch verschiedene U Bahnlinien verliefen. Hier konzentrierte sie sich ein weiteres Mal und "verlies" die U Bahn auf die selbe Art, auf die sie sie betreten hatte. Ashley wartete fast eine Stunde in dem dunklen Tunnel und sprang dann auf eine U Bahn auf, die in den Süden der Stadt fuhr, weit weg von allen bekannten Schattengängerunterkünften, allerdings mitten in das Territorium der Dämonen. Ashley wusste, dass sie die Stadt so bald als möglich verlassen musste. Aber ihr war auch bewusst, dass sie das nicht alleine schaffen konnte. Also holte sie ihr Handy aus der Tasche und wählte, als sie die U Bahn verlassen hatte, eine Nummer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)