Shadowwalkers II von FaithNova (Kampf und Flucht) ================================================================================ Kapitel 28: Nicht allein ------------------------ Nachdem Ashley das Haus am Strand verlassen hatte und ziemlich kopflos und unbeholfen eine Treppe zu einem Parkplatz oberhalb des Strandes hinaufgestolpert war, war sie erstmal in Lilys Auto gestiegen und losgefahren. Erst eine halbe Stunde später hatte sie begonnen, sich zu fragen, wohin sie eigentlich fuhr. Doch immer noch in Panik und aus Angst, jemand könnte ihr gefolgt sein, war sie noch zwei Stunden weiter gefahren, ohne wirklich zu wissen, wo um alles in der Welt sie eigentlich war. So wirklich interessierte sie das auch nicht. Sie wusste nur, dass sie weit weg von diesem Ort musste. Schließlich hatte die Vernunft sie wieder im Griff, sobald ihre Panik etwas abgeflaut war und sie erinnerte sich, dass Lily ihr gesagt hatte, dass sie Trinity anrufen sollte. Also hatte sie an der am nächsten gelegenen Tankstelle angehalten und im Handschuhfach nach Lilys Handy gekramt. Dann fiel ihr wieder ein, dass sie ja keine Ahnung hatte, wo sie überhaupt war und sie stieg aus und studierte eine Straßenkarte neben dem Eingang zur Tankstelle. Inzwischen war es so spät, dass diese schon geschlossen hatte und nur eine blinkende Reklame im Schaufenster noch Licht spendete. Mithilfe des Handys gelang es Ashley schließlich auf der Karte auszumachen, wo sie sich gerade befand. Dann lief sie zurück zum Wagen und schloß sich dort ein, bevor sie im Telefonbuch des Handys Trinitys Nummer suchte und wählte. Es dauerte nicht lange, bis Trinity antwortete, bereits nach dem zweiten Klingeln konnte Ashley die vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung ausmachen. „Trinity… bist du das?“ Ashleys Stimme zerbrach unter den Tränen, die sie nicht zurück halten konnte. Für einen Moment entwich ihr alle Luft aus den Lungen und ihr wurde schwarz vor Augen. Erst als Trinity ihren Namen zum wiederholten Mal durch das Telefon brüllte, kam sie wieder zurück in die Realität. „Du musst… du musst mich abholen, bitte.“ Was auch immer es war, dass Trinity zur Ruhe kommen ließ, wusste sie nicht, aber Ashley bemerkte, dass ihre Stimme ruhig und gefasst war, als sie ihr antwortete: „Ashley, was ist passiert?“ Ashley holte tief nach Luft, sie war so in sich zusammen gesunken, dass sie spürte, wie sie langsam in die Ohnmacht abdriftete. Alles was sie raus brachte war: „Trinity, bitte hol mich ab.“ Trinity schien zu verstehen. „Weißt du wo du bist?“ Ashley schloß die Augen und versuchte sich zu erinnern, was sie auf der Karte gelesen hatte. „Bei einer Tankstelle, an… an irgendeiner Landstraße, ich hab vergessen welche. Ich hab nachgeschaut, … aber ich hab’s vergessen.“ Ashley schossen wieder Tränen in die Augen. „Schon gut, ist okay, ich finde dich schon. Bleib wo du bist und lass das Handy an. Und beruhig dich. Ich beeile mich, okay?“ Ashley nickte und flüsterte ein kaum hörbares „Okay.“ In den Hörer. Trinity legte auf. Und Ashley versuchte nicht noch mehr in Panik zu verfallen. Doch sie schien den Kampf zu verlieren. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis sie sich wieder beruhigt hatte. Inzwischen war sie so müde, dass sie zwischen Wachen und Schlafen hin und her döste. Nur hin und wieder schreckte sie auf, als ein Auto auf der Straße vorbei fuhr. Doch die Hoffnung, die jedes Mal in ihr aufkeimte, dass es Trinity wäre, die sie abholen kam, wurde enttäuscht. Etwa jede Stunde hatte sie ihr eine SMS geschrieben und ihr versichert, dass sie auf dem Weg war. Doch anstatt, dass sie dadurch ruhiger wurde, ging es ihr immer schlechter. Von ihrer Angst mal abgesehen, fingen die Kopfschmerzen wieder an. Irgendwann war die Erschöpfung doch großer als die Schmerzen und die Angst. Und sie schlief ein. Erst als die Sonne langsam durch die Wipfel der Bäume ihre ersten Strahlen schickte, wachte Ashley wieder auf. Da sie immer noch auf dem Fahrersitz saß, war sie in einer ziemlich unbequemen Position eingeschlafen. Ihr Kopf war gegen die Scheibe gelehnt und ihr Nacken war unheimlich angespannt. Langsam richtete sie sich auf und rieb sich die Augen. Es gab keinen Muskel in ihrem Körper, der nicht schmerzte. Sie blinzelte in die ersten Sonnenstrahlen und langte nach dem Handy auf der Mittelkonsole. Doch sie schreckte zurück, als sie sah, dass jemand neben ihr auf dem Beifahrersitz saß. Nach einer Schreckenssekunde dämmerte in ihr ein Wieder erkennen. Sie kannte sein Gesicht, die dunklen Haare und die dunkelrote Robe, die er anhatte. Er schenkte ihr ein Lächeln. Und Ashley war kurz davor es zu erwidern, bis ihr plötzlich eine sehr markante Tatsache klar wurde. „Oh mein Gott, ich bin tot, oder? Ich bin in Panik auf die Straße gelaufen und wurde von einem Auto überfahren, oder? Oh nein…“ Bevor Ashley sich in diese Sache hineinsteigern konnte, hatte er ihr den Arm auf die Schulter gelegt. „Ashley, beruhige dich, du bist nicht tot, du schläfst nur.“ Ashley starrte ihn an, als hätte man ihr mit einer Pfanne eins über gezogen, dann runzelte sie die Stirn und rief: „Was??“ Ihr Gegenüber lächelte nur mild. Dann fing sich Ashley wieder und meinte. „Wenn ich nur schlafe, wir kannst du dann hier sein? Das letzte Mal war ich gerade am Sterben und lag in einem Krankenhausbett.“ Er nickte zustimmend. „Das ist richtig. Und ich kam zu dir, um dir bei deiner Entscheidung zu helfen.“ Ashley hob die Brauen. „Und warum bist dann jetzt hier?“ Er lächelte wieder „Weil du Angst hast und du willst jetzt nicht alleine sein. Also leiste ich dir Gesellschaft.“ Ashley schüttelte den Kopf „Das ist alles? Wirklich?“ Er sah kurz zu Boden und meinte dann: „Natürlich nicht.“ Ashley wartete ab, ob noch etwas nachkam, aber er schwieg und starrte sie nur an. Einen Moment lang hatte Ashley das Gefühl, diese Augen schon von irgendwoher zu kennen. Doch dieser Augenblick verflog. „Warum bist du dann hier, außer mir Gesellschaft zu leisten?“ sagte sie schließlich und verdrängte den Gedanken. „Du hast Schwierigkeiten.“ Ashley atmete tief ein. Langsam gingen ihr diese einsilbigen Halbantworten auf die Nerven. „Was du nicht sagst? Von welchen Schwierigkeiten redest du? Davon, dass die halbe Welt hinter mir her ist, weil ich etwas weiß, von dem ich mir wünschte, ich hätte es niemals im Leben gefunden. Und da wäre da noch, dass mein Schädel ständig explodiert und ich plötzlich andere in Brand stecke, was ich noch nie zuvor gemacht habe.“ Ashley hatte das Gefühl, dass sie noch Stunden so hätte weitermachen können, aber ihr ging die Luft aus, bis ihr einfiel, dass man im Traum nicht zwingend atmen musste. Dann erhielt sie eine Antwort, die sie überraschte. „Genau diese Schwierigkeiten hab ich gemeint.“ Ashley starrte ihn an: „Und was bitte soll ich jetzt machen? Niemand hat Ahnung was mit mir los ist, ich habe keine Ahnung was mit Lily passiert und dieses dämliche Manuskript würde ich am liebsten verbrennen.“ Er schlug seine Kapuze zurück und meinte ruhig „Mach dir keine Sorgen. Was mit dir passiert, wirst du bald verstehen. Lily wird das schon hinkriegen und was du mit dem Manuskript tun musst, wirst du dann wissen, wenn du es wissen musst.“ Ashley starrte ihn an, sein Lächeln – unerschütterlich wie es schien – fing an sie zu irritieren. Dann meinte sie schließlich. „Wieso?“ Seine Miene wurde ernst. „Es war nicht Zufall, dass du sie gefunden hast. Es ist kein Zufall, dass Lily dich gefunden hat und Gefühle für dich hat. Und es ist auch kein Zufall, dass du diese Fähigkeiten entwickelt hast. Es gibt keine Zufälle. Du darfst das nie vergessen. Alles geschieht aus einem Grund.“ Ashley versuchte die Worte zu verarbeiten, aber es gelang ihr nicht vollständig. Irgendwie schien ihr klar zu werden, dass sie das wohl niemals so richtig tun würde. Dann sah sie ihn an. „Bist du auch aus einem Grund hier?“ Er nickte, „Ich werde immer aus einem Grund da sein. Nicht immer derselbe, aber es hat einen Grund.“ Ashley verzog das Gesicht. „Das heißt, ich werde dich wieder sehen?“ Wieder nickte er. „Unter bestimmten Umständen – gewiss.“ Vor ihren Augen verschwamm kurz alles und Ashley spürte ein seltsames Ziehen. Sie war kurz davor aus diesem Traum zu erwachen. Er schien das auch zu spüren und nahm ihre Hand. „Es wird Zeit.“ Sagte er schlicht. Ashley nickte „Sieht wohl so aus.“ Sie sah ihn an. Da war noch eine Frage, die ihr auf der Seele brannte und bevor das Ziehen so stark wurde, dass die Umgebung vollends verschwand, konnte sie diese stellen. Auch wenn sie sich fast sicher war, keine Antwort mehr zu bekommen. „Wie heißt du?“ hörte sie sich fragen, ihre Stimme schien von tausend Wänden wieder zu hallen. Und im letzten Augenblick bevor sie erwachte, hörte sie seinen Antwort: „Mein Name ist Isaac.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)