Inspector Black und das Mysterium des toten Zwillings von Leia_de_Flourite (Eine KuroFye-FF (Kap.10 lädt)) ================================================================================ Kapitel 8: Fehlstellen ---------------------- Disclaimer: Alle Charaktere sind Bestandteil des CLAMPversums und gehören nicht mir, ebenso wenig wie die Songtexte oder Zitate, die ich verwende. Ich will kein Geld machen, ich will nur unterhalten. -- Hey, have you heard The radio news? They say that soon all hell will break loose. Milow, “Dreamers and Renegades” „Raus hier!“ „Waaas?“ Fye zog eine Schnute wie ein Fünfjähriger, dem man den Lolli weg genommen hatte. „Aber ich bin extra hergekommen, weil man mir gesagt hat, dass mein Fachwissen gebraucht wird.“ 'Fachwissen? Welches Fachwissen denn? Wäre mir neu, dass wir hier Pasta kochen und Küchlein backen, verdammt!' „Wer hat das gesagt?“, knurrte Kurogane den Blonden an, aber die Person, der sein stechend roter Blick galt, war Tomoyo. Seine Schwester gab ein verhaltenes und unschuldiges „Ohoho“ von sich. Schuldig im Sinne der Anklage. „Das ist unwichtig. Wobei brauchst du denn meine Hilfe, Mr. Black?“ „MEIN NAME IST KUROGANE! UND AUF DEINE HILFE KANN ICH VERZICHTEN!“ Syaoran beobachtete den Wortwechsel verdutzt. Er hatte noch nie gesehen, dass sein Mentor sich so aufregte. Das hieß, außerhalb des Verhörraums. Tomoyo verfolgte das Ganze mit einem unheimlichen Glitzern in den Augen, während Sakura lächelnd anmerkte: „Es ist schön zu sehen, dass ihr Beiden euch so gut versteht.“[1] Kurogane warf ihr einen Blick zu, der Sibirien zum Kochen gebracht hätte. Ein schwarzer Schatten flog durch die Luft, lautlos, formlos. Und er landete genau im Gesicht des Inspectors. „Kurogane-san! Du sollst augenblicklich zu Yuuko-san!“ rief der Schatten aus und entpuppte sich als schwarzes Fellknäuel mit Hasenohren. „Herrje, was ist denn das?“, fragte Fye lachend, was das Wesen dazu verleitete auf die Handfläche des Blonden zu hüpfen. „Mokona ist Mokona!“, verkündete es, als sei das selbstverständlich. „Freut mich dich kennen zu lernen, Mokona. Ich bin Fye. Bist du... ein Junge oder ein Mädchen?“ Er stellte seine Frage so behutsam wie möglich, er wollte die Gefühle dieser Kreatur nicht verletzen. Es schien jedoch Leute zu geben, die nicht so umsichtig waren. „Es ist ein Computer“, knurrte ein gewisser, für seine Unhöflichkeit berüchtigter Inspector, „Hey, Fellknäuel. Was will die alte Hexe von mir?“ „Das hat Yuuko-san nicht gesagt. Aber um sie zu zitieren...“ der schwarze Mokona machte eine Pause und als er wieder zu sprechen begann, erklang die dunkle Stimme (anders hätte nicht einmal Fye sie beschreiben können, sie war nicht rauchig, eher ätherisch, tief und durch und durch lebendig) einer Frau: „Kurogane... wenn du nicht sofort in meinem Büro erscheinst, dann werde ich dafür sorgen, dass du nicht einmal mehr einen Job als Straßenfeger bekommst.“ Ein herrisches Lachen ertönte, dann verbeugte sich Mokona. Sakura und Tomoyo applaudierten angesichts solcher Imitationskunst. Kurogane stieß einige nicht-jugendfreie Verwünschungen aus und stapfte aus dem Büro, allerdings nicht ohne dem blonden Idioten einzuschärfen, dass er die Nacht in einer Zelle verbringen würde, sollte er es wagen sich in die Ermittlungen einzumischen. Fye erwiderte ein „Ja ja“ und winkte dem Schwarzhaarigen hinterher. „Also, Mokona ist ein Computer, ja?“, fragte er, den Kopf der schwarzen Kreatur tätschelnd. Tomoyo erhob ihren Zeigefinger, bestrebt Fye aufzuklären: „Es ist vielmehr ein interaktiver Roboter, eine Datenbank und ein ständiger Begleiter und verfügt über eine ausgeprägte KI. Man kann es aber auch als Kommunikationsmittel benutzen. Es gibt sie in schwarz und weiß, aber das hier sind Prototypen. Dieses Kerlchen hier ist Larg und ganz egal, was mein herzloser großer Bruder sagt, haben sie sehr wohl eine geschlechtsspezifische Persönlichkeit. Larg ist ein Junge, Soel, die Weiße, ist ein Mädchen.“ „Wir können Sie nutzen, weil Tomoyos Firma sie herstellt“, fügte Syaoran hinzu. „Wow, Tomoyo-chan, du hast eine eigene Firma?“ „Sie gehört meinen Eltern. Die Mokonas wurden entwickelt, um die Verbrechensbekämpfung einfacher zu machen. Die Piffle Princess Company hat vor, alle Polizeireviere in den USA mit ihnen auszustatten. Und umweltfreundlich sind sie auch noch, sie werden durch Bioethanol betrieben.“ „Fuiii, wie cool! Aber... warum hast du mich denn nun angerufen, Tomoyo-chan?“ Das Lächeln der Tatortfotografin hatte etwas verschlagenes an sich. Syaoran und Sakura schauten unbehaglich drein. Das Büro des Chief Assistants war die reinste Folterkammer. Nur dass ihre Waffen anderer, besonderer Natur waren. Stickige, von Räucherstäbchenduft geschwängerte Luft, Unmengen an Briefbeschwerern, Fächern und anderen Dekorartikeln mit Schmetterlingsemblemen hatten sich im Laufe der Jahre in dem kleinen Raum angesammelt – ein Alptraum für jeden gestandenen Mann – aber das Schlimmste war diese Frau selbst. Yuuko Ichihara. Das Urgestein des CCPD. Sie arbeitete schon seit Jahren für das Departement, dennoch war ihr Alter unmöglich abzuschätzen, denn sie sah keinen Tag älter aus als dreißig. Höchstens. Und wenn das allein nicht Grund genug war sich vor ihr zu fürchten, dann musste man nur einen Blick auf sie werfen. Rote Augen, die eines Dämons durchaus würdig waren. Ein riesiges Dekolleté, das der Schwerkraft trotzte und das von ihrer Kleidung meist nur notdürftig bedeckt wurde. Unnatürlich lange Beine, betont durch viel zu kurze Säume und Strapsstrümpfe. Meine Damen und Herren; Yuuko Ichihara – jeder Zentimeter purer Sex. Kurogane hatte sich von ihr abgestoßen gefühlt seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Er musste gar nicht erst an der Bürotür klopfen, da Watanuki bereits davor stand; die Tür mit einem Fuß offen haltend, während er Tee in der einen und Gebäck in der anderen balancierte. Der gebräunte Mann hielt die Tür offen, damit der Junge sich freier bewegen konnte. Watanuki bedankte sich hastig für die Geste, überbrachte seiner Chefin die Tasse und das Gebäck und rannte dann schon fast aus dem Büro (allerdings nicht ohne sich zum Abschied noch einmal vor Kurogane zu verbeugen). Kurogane beneidete den Jungen nicht. Yuukos privater Sklave – oh, Verzeihung, Sekretär – zu sein war seine private Vorstellung der Hölle. Schlimmer noch als mit vollem Magen und einer Horde Clowns auf der größten Achterbahn der Welt zu sitzen. Aber der Inspector machte seine Arbeit der Arbeit wegen und nicht für die Person, die ihm vorgesetzt war.[2] Und das ließ er diese Hexe auch oft genug wissen. „Du hast mich rufen lassen?“, fragte er. Seine Stimme nahm dabei einen besonders ruppigen Tonfall an, den er sich extra für seine Chefin aufgespart hatte. „Wie steht es mit den Ermittlungen?“, fragte Yuuko gemächlich. Sie platzierte ihre langen Beine auf der Platte ihres Schreibtischs, während sie sich in ihrem Chefsessel zurück lehnte und genüsslich an dem Tee schlürfte. Trotz der entspanntem Haltung blitzten ihre Augen angriffslustig hinter den Scheiben ihrer Lesebrille. Madame trug heute ein Outfit, das stark an „Kill Bill“ erinnerte, nur dass sie unter der rot-schwarzen Jacke kein T-Shirt trug sondern schwarzes Spitzenmieder. Mit wenigen Schritten trat der Schwarzhaarige an den Schreibtisch und nahm ihr gegenüber Platz; die Arme in einer Abwehrhaltung verschränkt. „Wir haben gerade erst angefangen“, verteidigte er sich. „Soll heißen?“ Die Frage wurde begleitet von dem Klackern von Porzellan, als Yuuko erneut zum Trinken ansetzte, wobei sie das Gesicht ihres besten Ermittlers jedoch keine Sekunde aus den Augen ließ. Kurogane schilderte die Tatsachen kurz angebunden: „Einige Indizien, aber nichts konkretes. Der Bruder des Opfers ist ziemlich auskunftsbereit, aber was vor allem fehlt sind Verdächtige. Und ein Motiv.“ Das war noch optimistisch ausgedrückt. Eigentlich fehlte alles, was zur Aufklärung des Mordes nötig wäre. Und diese Frau wusste verdammt genau, dass es Tage, ja sogar Wochen dauern konnte, die Spuren von einem Tatort zu untersuchen. Was sollte also die Eile? „Konnte die Leiche vom Tatort geborgen werden, bevor die Presse erschien?“ Klack! Die Tasse wurde wieder abgestellt. „Ich hab’ noch nicht mal einen Reporter gesehen, als wir von dort abgezogen sind.“ (Eine wahre Seltenheit, denn egal wie entlegen der Ort des Geschehens war, diese Aasgeier fanden immer ihren Weg dorthin und sie hörten den Polizeifunk ab.) „Das heißt“, hakte CA Ichihara noch einmal nach und allein der Nachdruck mit dem sie das tat hätte Kurogane stutzig machen müssen, „Keiner aus deinem Team hat in irgendeiner Weise auch nur ein Wort mit der Presse geredet?“ Die Frau schnappte sich ihre Gabel und spießte damit ihr Eclair auf, sodass die Sahne unter dem Schoko-Teigmantel hervorquoll. „Ganz sicher nicht!“, sagte der Schwarzhaarige und bemerkte dabei gar nicht, wie er immer lauter wurde. Es ging ihm auf die Nerven, ständig mit derselben Frage konfrontiert zu werden. Man konnte es schon als Beleidigung auffassen, nicht umsonst hatte er seinem Team (vor allem Syaoran) eingeschärft, dass die Presse aus einer Meute gnadenloser, ausbeuterischer Bastarde bestand, die ihrer eigenen Mutter das Wort im Munde verdrehen würden, wenn das eine Schlagzeile ergab. „Und wie...“ Yuuko erhob die Stimme, was immer ein ganz schlechtes Zeichen war. „... ist dann das zu erklären???“ Sie zückte die Fernbedienung und schaltete den lokalen Nachrichtensender ein. #... Fangemeinde ist erschüttert. Die Leiche des Bestsellerautors wurde gestern morgen von der Clow City Police aufgefunden und abtransportiert. Bis jetzt gibt es noch keine Stellungnahme zum Stand der Ermittlungen# - ’Ha!’, dachte der Inspector triumphierend - #...aber aus einer zuverlässigen Quelle wurde uns berichtet, dass es sich eindeutig um Mord handelt. Schauplatz des grausigen Verbrechens war ein Matratzenlager in der Nähe des Hafens. Der leitende Ermittler dieses Falls ist Kurogane Suwa, der-# Der Chief Assistant schaltete den Fernseher wieder aus. Kurogane war blass geworden, soweit sein Teint es zuließ. Diese... diese Wichser hatten ihn namentlich erwähnt! Wie kamen die dazu? Wie sind sie überhaupt an diese Informationen... ’Oh! Darum also der ganze Frage-Antwort-Zirkus.’ „Ist das schon in den Zeitungen?“, murmelte er, auf das erloschene Bild des Fernsehers starrend. „Noch nicht. Der Artikel hat es wohl nicht mehr in die Morgenausgabe geschafft.“ 'Sehr witzig.’ Die CC Times besaß keine Abendausgabe. „Es war also niemand am Tatort, der da nicht hingehörte“, sagte Yuuko anklagend. Ihre Worte waren eine Schlussfolgerung aus Kuroganes Behauptung und gleichzeitig eine Provokation, weil die Nachrichten bewiesen hatten, dass dem nicht so war. Als dem Ermittler klar wurde, was passiert sein musste, entgleisten seine Gesichtszüge zu einer Mimik, die ganz klar ’Oh Scheiße!’ besagte. Er konnte nichts dagegen machen, er war nun mal ein offenes Buch. „Der Bruder des Opfers,“ räumte Kurogane ein, „aber er war schon am Tatort, er hat die Leiche immerhin gefunden.“ Er konnte es sehen. Die schwarze Wolke unkontrollierter Wut, die sich über dem Gemüt seiner Vorgesetzten zusammenbraute. Sie knallte eine Schublade ihres Schreibtisches auf und im nächsten Moment mündete ihrer Arm in einer Handpuppe, die aussah wie eine Ente mit Matrosenmütze.[3] Mit einem Satz (und schneller als man SCHEISSE denken konnte) saß die alte Hexe auf ihrer Arbeitsplatte und der harte Holzschnabel der Ente schnellte mit einem lauten ’Bonk’ auf Kuroganes Stirn nieder. „Und du hast dir nicht die Mühe gemacht dem Kerl zu sagen, dass er tot ist, wenn er damit an die Presse geht?!“ BONK. BONK-BONK. Kurogane rammte eine seiner großen Hände in den Schnabel, und benutzte sie als Schild. Damit die Beule auf seiner Stirn nicht noch mehr wuchs. Warum musste ausgerechnet er eine so durchgeknallte Chefin haben? „DER WOLLTE DOCH SELBER NICHT, DASS DIE PRESSE WAS ERFÄHRT!“ „Huh?“ Yuuko blinzelte. Sie zog die Handpuppe zurück und musterte ihren Untergebenen mit jenem verschlagenen Blick, der mehr als nur ungute Ahnungen in Kurogane weckte. Er war in voller Alarmbereitschaft. „Und du hast ihm geglaubt...“ Nachdenklich, nicht vorwurfsvoll. „Du hast dich anlügen lassen.“ Jetzt machte sie sich einfach nur über ihn lustig. Nach einem kurzen, verhaltenen Kichern fragte sie, wo dieser Bruder sich aufhielt. Kurogane verschränkte die Arme vor der Brust. „Vorhin stand er noch vor meinem Büro.“ ~*+*~ Das einzigen Geräusche in dem kleinen Drei-Mann-Büro waren das Quietschen von Edding auf der weißen Polymertafel, begleitet von dem stetigen Gemurmel des Blonden. „Die Erbse und die Matratze sind natürlich eine Anspielung auf Henrietta, die Prinzessin auf der Erbse; die Süßigkeiten könnten auf Hänsel und Gretel hindeuten. Oder aber aufs Schlaraffenland, denn Hänsel und Gretel waren noch nicht Thema der Märchenchronik, außerdem würde man da eher Pfefferkuchen erwarten. Dass es überwiegend Marzipan-Rosen sind, soll bestimmt auf Dornröschen hinweisen.“ Fye trat einen Schritt zurück und begutachtete das Rearrangement der Fotos. Er schien zufrieden mit der Anordnung und setzte sich erst mal auf den Schreibtisch des Inspectors. „Ich kannte diese Märchen gar nicht. Na ja außer Dornröschen“, merkte Sakura-chan an. Fye schmunzelte. „Grimms Märchen sind ja auch eher im europäischen Raum verbreitet, weil sie von einem deutschen Brüderpaar nieder geschrieben wurden, Jakob und Wilhelm Grimm. In Amerika sind die bekanntesten dieser Märchen vor allem die, die von Walt Disney als Zeichentrickfilme adaptiert wurden.“ Märchen... Brüder... Hatten die Täter (Fye war überzeugt davon, dass es mehrere gewesen sein mussten, bei der Menge an Vorbereitung, die diese Tat erfordert hatte) sich deshalb für diese „Dekoration“ entschieden? Weil es sich um Märchen von Brüdern handelte oder lag es daran, dass er – dass Yuui diese als Vorlage für seine Romane gewählt hatte? Fye war sich nicht einmal sicher, ob beides nicht auf das gleiche hinauslief. Die Zwillinge hatten Grimms Märchen geliebt, schon seit sie ganz klein waren. Hatte ihre Begeisterung etwas damit zu tun gehabt, dass Jakob und Wilhelm Brüder gewesen waren? Er wusste es nicht mehr. Das lag in dem Bereich jener dunklen sieben Jahre, die er hatte vergessen wollen. Nicht, weil diese Zeit Schrecken barg... sondern weil es gefährlich war, sich daran zu erinnern. „Was ich nicht verstehe, ist... was soll das Ganze? Warum macht sich jemand die Mühe...“ Fye ließ den Satz unvollständig, aber Syaoran-kun wusste auch so, worauf er hinaus wollte. „Na ja, wenn man davon ausgehen würde, dass es ein unzufriedener Fan war, dann ist das vielleicht auch ein symbolischer Mord an den Romanen... irgendwie.“ Fye nickte abwesend. Von Syaorans Standpunkt aus machte das Sinn, aber Syaoran hielt das Opfer ja auch für Yuui. Aber... wenn der Junge Recht hatte? Wenn es wirklich Yuui war, der hatte sterben sollen? 'Nein,' schalt Fye sich selbst. 'Wer immer das war, hat sich keinen Fehler erlaubt. Sie wussten, dass es Fye war.' Wenn nicht... dann hatte er die Presse umsonst ins Spiel gebracht. Warum Fye? Warum sein Bruder? Wer sollte einen Groll gegen einen Café-Besitzer hegen? Genau da lag das Problem. Die Organisation des Verbrechens war systematisch, nicht emotional. Groll als Motivation passte nicht dazu. Keine Affekttat. Fye zu töten machte keinen Sinn, es sei denn... Die Bücher. Die Marzipanrose auf dem linken Auge. Es war eine Drohung. Nein, es war mehr als eine Drohung; das ließ sich nicht vergleichen mit unheimlichen, verschandelten Fotos und aggressiv formulierten E-Mails. Es war psychische Folter. Es war... „Hey. Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt.“ Der Blonde schreckte aus seinen Gedanken auf und spürte ein Prickeln auf seiner Haut. Das Gefühl wurde durch keine Berührung ausgelöst; es war ein stechend roter Blick, der ihn traf. Der so viel Wut enthielt, dass es schmerzte. Kuro-tan war zurück. Und er brüllte nicht herum, was irgendwie viel schlimmer war, als wenn der Inspector seine Stimme erhoben hätte. Wenn Kuro-sama brüllte, wusste er wenigstens, woran er war. Aber selbst wenn Fye diesen Blick falsch interpretiert hätte; die ruhige, eisige Stimme Kuroganes ließ keinen Zweifel offen, dass der Schwarzhaarige seine ganze Beherrschung aufbringe musste um den Hinterbliebenen nicht an die nächstbeste Wand zu nageln. „Onii-san...“ Tomoyo wollte beschwichtigend dazwischen gehen, aber eine einzige Handgeste von Kurogane brachte sie zum Schweigen. Er schritt auf Fye zu, der keinen Versuch machte zu entkommen, sondern den Größeren mit Neugierde musterte. „Raus“, sagte Kurogane und die Anweisung war schneidend und scharf wie ein Skalpell. „Ich...“ „RAUS!“ Fye senkte den Blick und rutschte in einer flüssigen Bewegung von der Schreibtischplatte. Die Hände in den Hosentaschen vergrabend, atmete er kurz aus und hob dann den Blick wieder, entschlossener als zuvor. „Die Rose passt nicht ins Bild“, merkte er an. Keine Entschuldigung, kein Flehen um Gnade. Der Blonde war sich sicher, dass sein Gegenüber ohnehin unempfänglich für sein Bitten sein würde, also ließ er es ganz bleiben und konfrontierte ihn stattdessen mit einer Tatsache. Als Kurogane nichts erwiderte, nahm Fye das als Erlaubnis hin, weiter zu sprechen: „Eine einzelne Marzipanrose, blutrot. Warum wurden für das Arrangement sonst nur weiße verwendet? Diese Rose ist etwas anderes, sie ist wichtig. Sie liegt nicht zufällig an diesem Platz. Und sie hat nichts mit den Märchenmotiven zu tun, die diesem Mord zugrunde liegen. Yuui war blind auf diesem Auge. Ein kleiner Laborunfall. Ich wollte dir lediglich die Arbeit ersparen, das selbst heraus zu finden.“ Fye schob sich an dem Schwarzhaarigen vorbei, der, die Hände zu Fäusten geballt, noch immer denselben Punkt im Raum fixierte. Erst da bemerkte Fye die Frau, die im Türrahmen stand. Obwohl „stehen“ wohl kaum der Begriff war, der Yuukos Pose gerecht wurde; sie nahm mit ihrer Ausstrahlung den ganzen Türrahmen ein, ja, sie beherrschte den Türrahmen regelrecht. Im Gegensatz zu ihrem Untergebenen schien sie nicht willens den „Gast“ gehen zu lassen. Sie starrte ihn mit einem gierigen Grinsen an. „Oh, hallo!“, grüßte Fye freundlich, mit einem strahlenden Lächeln, an dem nichts echt war. „Sie sind der Bruder von Yuui de Fluorite?“, hakte Yuuko-san mit falscher Höflichkeit nach. „Sein Zwilling, um genau zu sein“, war die heitere Antwort. „Ich seh' schon.“ 'Wenn du es siehst, du alte Hexe, warum fragst du dann?,' fluchte Kurogane innerlich, doch war es nicht CA Ichihara, der seine größte Wut galt. Er hatte sich an der Nase herum führen lassen. Er, Detective Inspector You-ou Kurogane Suwa, hatte den absurden Fehler gemacht, einem Beteiligten auch nur eine Sekunde lang zu glauben (er würde nicht so weit gehen, es vertrauen zu nennen) und war grausam dafür bestraft worden. Jetzt blieb nur noch zu hoffen, dass der blonde Übeltäter genauso dafür bezahlen musste. Doch Yuuko schien ihre eigenen Pläne zu haben was den Blonden betraf. Denn als Kurogane sich unter den besorgten Blicken seiner Teammitglieder in seinen Schreibtischsessel fallen ließ und seine zwei meist gehassten Personen anstarrte, klang Yuuko nicht im mindesten tadelnd. „Und Ihnen haben wir es wohl zu verdanken, dass sich gerade die Presse auf den Fall stürzt, hmm?“, fragte sie. Im Plauderton! „Nicht direkt. Ich habe Yuuis Verleger angerufen und ihm geraten, es öffentlich zu machen.“ „Warum?“ Plauderton mit versteckter Schärfe. „Um sicher zu gehen, dass sie sich keine Fehler leisten. Das würde dem Image ihres Reviers ziemlich schaden, nicht?“ Blickkontakt. Höfliches Schweigen. Das Lächeln auf beiden Gesichtern hielt dem Psychoduell stand. „Können wir auf die Kooperation dieses Verlegers bauen?“ „Natürlich. Vorausgesetzt, sie halten ihn und mich auf dem Laufenden.“ Yuuko war interessiert. Obwohl es in ihrem Beruf fast ausschließlich um Mord, Totschlag und Diebstahl ging, war die Position eines Chief Assistants verdammt langweilig. Die Menschen, die in die Fälle involviert waren, waren verdammt langweilig. Aber dieser junge Mann – gemessen an ihrem Alter war er wirklich jung – war anders. Er mochte überaus freundlich wirken, und doch hatte es ihn nur einen Wimpernschlag und keinerlei Skrupel gekostet, die Polizei auszuspielen. Das machte ihn interessant. Und nun, da Yuuko auch noch seine Verhandlungsqualitäten kannte, konnte sie Kurogane keinen Vorwurf machen, dass der dem Blonden auf den Leim gegangen war. Fye de Fluorite beherrschte eine ganz andere Klasse der Manipulation als normale Menschen (zu denen Yuuko sich selbst nicht zählte). Und doch musste er ein guter Kerl sein, sonst hätte Kurogane ihn gar nicht erst auf fünf Schritte an sich heran gelassen. Aber gute Kerle manipulierten ihr Umfeld nicht. Das war ein Widerspruch, der die ganze Sache noch interessanter machte. Aber das faszinierendste an diesem Fall war das Verhalten des leitenden Inspectors in Fyes Gegenwart. Obwohl der Schwarzhaarige vor Wut brannte, war er nicht handgreiflich geworden. Er hatte Fye für sein Vergehen nicht büßen lassen und das lag sicher nicht an der Anwesenheit der „Kinder“ - Kurogane schien Syaoran, Sakura und Tomoyo vergessen zu haben. Die drei Mitarbeiter wirkten sichtlich fehl am Platze und wie könnten sie auch nicht? Wenn Fye und Kurogane auf diese intensive Art stritten, dann umgab die Beiden eine Aura, die keinen Anderen duldete. Als wären sie in einer anderen Raumzeit, wurden sie blind für ihre Umgebung. Ein solcher Zustand war selten. Konnte es sein, dass diese beiden Männer eine Verbindung zueinander besaßen, die sich rational nicht erklären ließ? Das bedurfte weiterer Observierung. „Es wäre möglich, dass wir Ihre Wohnung erneut durchsuchen müssen“, teilte Yuuko dem Blonden mit. „Kein Problem. Ich wohne derzeit ohnehin im Hotel. La mia casa è la Sua casa.“ „Unseretwegen? Nein, wie schrecklich.“ Kurogane grummelte lautlos vor sich hin. Jetzt war das Gespräch endgültig zu Geplänkel verkommen. Er wusste nicht mal mehr, auf wen er denn nun am meisten wütend war: seine geisteskranke Chefin, weil sie die blonde Grinsebacke nicht verhaften ließ; die blonde Grinsebacke, oder sich selbst. Weil er mit sich hatte spielen lassen. Das würde Blondie noch bereuen. „Du kannst bei mir wohnen,“ hörte Kurogane Tomoyo sagen. „Nicht doch, Tomoyo-chan, das ist nicht nötig.“ „Natürlich nicht“, pflichtete Yuuko dem Cafébesitzer bei, „er wird bei Kurogane wohnen.“ Grabesstille. Eine Sekunde lang konnte man den Wasserspender gluckern hören. „WAS?“ Okay, jetzt war es offiziell. Die Hexe hatte endgültig ihren Verstand verloren. Kurogane war schneller wieder auf den Beinen, als man „Mitbewohner“ sagen konnte. Fye blinzelte irritiert. „Und warum lehnst du nicht ab, verdammt?“, brüllte der Inspektor den Blinzelnden an. „Aber Kuro-pon... warum denn nicht?“ 'Hä? HÄ?' „So kannst du mich besser auf dem Laufenden halten und ich kann dir schneller dabei helfen die Indizien zu interpretieren. Aber... wenn ich dir zur Last falle...“ Der Blonde zog ein Gesicht wie ein ausgesetztes nasses Kätzchen, was aus irgendeinem (Kurogane völlig schleierhaften) Grund die Frauen im Raum dazu veranlasste, ihn trösten zu wollen. Tomoyo ergriff Fyes Hand, Sakura murmelte ein paar aufmunternde Worte und Yuuko warf einen giftigen Blick in die Richtung des Schwarzhaarigen. Sie kam Hüften schwingend auf ihren besten Ermittler zu und flüsterte so leise, dass es wie das Zischen einer Schlange klang. „Sag mal, wie dämlich bist du eigentlich? Das ist die Gelegenheit heraus zu finden, was dieser Typ vor uns geheim hält.“ Dagegen gab es keinen Protest, der gebräunte Mann war viel zu überrascht darüber, dass die Hexe ausgesprochen hatte, was er nur vermutet hatte. Fye verbarg irgendetwas. „Du feuerst mich, wenn ich den Idioten nicht bei mir wohnen lasse, richtig?“ „Sicher.“ „WARUM FRAGST DU MICH DANN NOCH, WENN ICH OHNEHIN KEINE WAHL HABE?“ … „Buhuuuu, Kuro-tan mag mich nicht...“ „Aber nicht doch, Fye-san, er ist nur etwas schüchtern.“ „KLAPPE, TOMOYO!“ Und so wurden unter obskuren Bedingungen zwei Männer mehr oder weniger freiwillig Mitbewohner. Jeder verfolgte damit sein eigenes Ziel, doch eines hatten sie gemeinsam: sie erwarteten nicht, dass diese Zweckgemeinschaft sie sonderlich verändern würden. Wie sollten sie sich doch täuschen. -- To be continued... ~^.^~ -- [1] Jepp, das ist eigentlich Himawari-chans Satz, aber noch habe ich keinen Platz für sie hier drin gefunden... [2] Das ist kein Widerspruch zu Nihon-Kurogane. Die Loyalität meines Kuroganes gilt nur Tomoyo und seinem Team, nicht Yuuko. [3] siehe xxxHolic Band 3, S. 24-26 Wohoo, weiter geht’s. Diesmal habe ich mir hoffentlich nicht zu viel Zeit gelassen. Langsam nähern wir uns meinem Lieblingskapitel. Und langsam nähern wir uns dem Punkt, da ich keine Vorlagen mehr habe, da ich tatsächlich mal neue Kapitel schreiben muss. O.O [...]„Wer sagt, dass es keinen Grund gibt?“, fragt der Blonde und blickt den Jungen an. Er lächelt, friedlich und warmherzig. Kurogane fühlt ein kurzes Ziehen in der Brust, wie einen kleinen Krampf, aber das Gefühlt verschwindet so schnell wie es gekommen ist und macht einem Kribbeln Platz.[...] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)