Itsu made mo, anata no soba ni iru von amiga_girl93 (For ever, I'll be by your side) ================================================================================ Kapitel 1: いつまでも, あなたのそばにいる --------------------------- いつまでも, あなたのそばにいる。 – For ever, I will be by your side. Das höhnende Gelächter hallte in seinen Ohren; die Welt schien sich zu drehen, zu kreisen. Immer und immer wieder. „Dieser Wächter ist tot.“ War es nur seine Einbildung oder spürte er wirklich wie sein Herz nicht mehr in seinem normalen Rhythmus schlagen wollte. War es nur Einbildung, dass seine Knie plötzlich nachzugeben schienen, dass ein unsichtbarer Schweißfilm sich auf seiner Stirn bildete. Nein, dass konnte nicht sein… Er konnte unmöglich- Er würde nie... „Hotsuma-kun, Shusei-kun… ich kann seine Wunden nicht heilen!“ Ungläubig weiteten sich seine feurigen goldgelben Augen. Was… hatte Yuki da gerade gesagt? Shusei… er konnte doch nicht wirklich- Er wäre garantiert auf seine Knie gefallen, wenn dieser Duras, Ashurei, ihn nicht sofort direkt angegriffen hätte. Mit voller Wucht prallte er gegen die Mamorwand der Halle und erschütterte jeden Bestandteil seines Körpers. Es tat weh so furchtbar weh. Sein Körper. Sein Herz. Sein ganzes Wesen litt. „Er wollte sterben.“ Wieso hätte er das gewollt? Das war das Erste, was ihm durch den Kopf schoss. Diese Gefühle, die in ihm hoch kamen: Wut. Verzweiflung. Hoffnungslosigkeit. Ohnmacht. Nicht mal in der Lage vernünftig aufzustehen war er jetzt; aber das erledigte der Duras mit ihren langen würgenden Haaren ja für ihn. Das Gefühl mindestens 2 Meter über dem Erdboden zu schweben, erhängt zu werden, jeden Moment zu ersticken machte seine Gesamtsituation nicht unbedingt besser. Er kämpfte, obwohl im Moment alles aussichtslos schien: Ein Wächter allein gegen einen Duras… Nein, er wusste ganz genau, dass er das allein nicht schaffen konnte… Aus seinen Augenwinkeln sah er, wie Yuki auf ihn zugestürmt kam, wie er ihm aus der Zwickmühle helfen wollte. Er rief ihm zu nicht näher zu kommen; doch es war zu spät: Der Duras hatte ihn ebenfalls mit dürren Dornenranken gefesselt und dazu noch verschmitzt gegrinst. „Na na,… Immer hübsch der Reihe nach.“ Ihm wurde klar das er handeln musste; wenn nicht, dann bedeutete es das Aus für die Beiden – nein – für die ganze Welt. Und da waren diese Gefühle wieder. Wieso war er nicht da? Jetzt wo es um Leben und Tod ging. Jetzt wo er am dringendsten gebraucht wurde. Warum hat er sie – ihn im Stich gelassen. Aus dieser Hoffnungslosigkeit heraus schrie er mit ganzer Kraft nach ihm, innerlich betend, dass seine verfluchte Gabe wirklich nicht nur für Schlechtes nützlich ist. „Du musst Leben …Shusei!“ Sie hallten in der Halle; genauso wie das höhnische Gelächter dieser Frau. Der Druck um seinen Hals wurde fester, die Menge an Sauerstoff, die er bekam, immer geringer. Diese Gabe… Diese verfluchte Gabe… Sie war wirklich zu nichts zu gebrauchen! Der Schmerz in seiner Brust verflog langsam. …Es wurde leichter… Dumpf konnte er Yuki seinen Namen rufen hören. Sie wurden immer leiser; die Rufe, das Gelächter. Immer schwarzer wurde die Welt um ihn herum. Nichts. Gerade, als er glaubte, die Pforten des ewigen Todes würden ihn begrüßen – ihn anstrahlten, spürte er, wie er unsanft zu Boden kam. Und als nächstes eine schmerzliche, helle Wärme, die seinen Körper durchdrang und ihn langsam zurückholte. Um ihn herum konnte er den feinen Mamorstaub von den zerbröselnden Steinblöcken wahrnehmen, den Geruch von Blut, den modrigen Geruch des Todes, den allseits bekannten Atem raubenden eiskalten Hauch. Letzteres ließ ihn auch aufschrecken wie nach einem bösen Traum, nur um von der grausamen Realität gefangen genommen zu werden. Es war der Feind, der hinter seinem Lebensretter stand, der seine gesamten Sinne auf die Aufgabe lenkte seinen Gegenüber mit seinem Leben zu schützen. Das war das Mindeste, was er jetzt noch tun konnte. „Reiga… Yuki, pass auf!“, verließ es seine Lippen. Er sprang blitzschnell auf und schob den Brünetten aus der Schussbahn, wobei sein Rücken und ein Teil seiner Beine vereist wurden. „Hotsuma-kun! Was-?!“ Zwar sah der Blondhaarige nicht mehr die Umrisse in seinem Blickfeld deutlich, aber allein am Stimmfall des „Licht der Götter“ erkannte er, dass seine normalerweise warmen goldgelben Augen weit aufgerissen sein müssten. „Kanata...-san?“ Ein ungläubiges und doch so schmerzgefülltes Flüstern schwebte im kalten Nebel. Danach wusste Hotsuma nicht mehr genau was geschah; es ging auf einmal alles so schnell. Luka, der Ashurei sowie Haido und Jiruku – so glaubte er jedenfalls hießen sie – aus dem Weg geschafft hatte, verteidigte Yuki und ihn selbst vor dem sicheren Tod, während Yuki ihn enteiste. Dann glaubte er die Umrisse von Takashiro zu sehen. Kampfgeschrei und –geheul. Ausgetauschte Worte. Schmerzen. Tränen. Ein Ohnmachtsanfall. Diese Dinge schienen vor seinen Augen und in seinen Ohren zu verschwimmen; wie ein Film in Zeitlupe vor ihm ablaufen. Das Nächste, woran er sich wieder glasklar erinnern konnte, war Takashiros Frage an ihn, nachdem Reiga zurück ins Infernos flüchtete. Die Frage, die ihn aus der diesig verschwommenen Welt herausholte. „Hotsuma… Wo ist Shusei? Ist er tot?“ Tot. Dieses Wort; so kalt und gleichgültig gesprochen. …So gleichgültig. Und auf einmal war der ganze verdrängte Schmerz wieder da. Die Frage vom Haupt des Giou-Clan ignorierend rappelte er sich auf nur um erst einzuknicken. Er ignorierte die Blicke von dem verbündete Oberst und seinem Vorgesetzten, die sie ihm zuwarfen. Doch dann fand er die Kraft und taumelte zu seinem Partner rüber. Er lag noch genau dort, wo Yuki ihn liegen gelassen hatte. So überraschend blass im Gesicht – noch blasser als er ihn überhaupt in Erinnerung hatte -, mit leicht geöffneten Mund, der zarte blaue Lippen zeigten, und seine braunen Haaren, von denen er selbst jetzt noch das Gefühl hatte, sie säßen perfekt. Wieso konnte er nur so friedlich aussehen? Wieso sah er nur so aus, als ob er nur schlafen würde? Seine Knie gaben nach. Eine Weile lang starrte er die schlafende Schönheit nur an, bis er unbewusst die zarte Haut des Gesichtes berührte und die eisige Kälte spürte, die von diesem ausging. Krampfhaft biss er sich auf die Unterlippe den Hautkontakt abbrechend, solange bis sie blutete. Er stierte auf den Boden unter ihn. Er war nicht in der Lage irgendetwas zu denken. Er- Er spürte auf einmal eine fremdartige Hand auf seiner Schulter, die er durch eine energische Bewegung weg schlug, und weiter es bevorzugte den Mamorboden vor ihn zu betrachten. „Hotsuma, komm.“ „Nein.“ Ein schmerzerfülltes Wispern. „Du kannst nicht ewig hier bleiben. Komm, wir müssen gehen.“ „Nein.“ „Ich weiß, es ist schwer, aber du musst-“ „NEIN! Sag mir nicht, was ich zu tun hab. Du-“ Als er sich zu dem Dunkelblonden umdrehte, wurde er von einem tötenden Blick begrüßt, der ihn die Luft für einen Moment lang wegließ. „Du kommst jetzt mit. Hast du verstanden?“, zischte er nun unmissverständlich. Was der kann, konnte er schon lange. Seine Augen verfinsterten sich durch den Hass, den er gegen diese Person in diesem Moment hegte, und funkelten ihn ebenfalls bedrohlich an. „Vergiss es.“, knurrte er, worauf er dann einen dumpfen Schlag in seinem Genick spührte. „Bas…tard…“ … Und wieder wurde die Welt schwarz um hin herum. ~+* ----- *+~ Kalt. Das war das erste Wort, was ihn durch den Kopf schoss. Zwar konnte er trotz Schlaftrunkenheit spüren, dass er nicht draußen war oder im Regen sich befand, aber dennoch konnte er sich nicht erklären, wo er war und was mit ihm gemacht wurde. Was war eigentlich passiert? Er konnte das laute Knattern um ihn nicht wirklich wahrnehmen, bis seine Sinne endlich zu ihm zurückkehrten. Da wurde ihm auf einmal auch der Grund für sein Kältegefühl klar und schreckte auf. Bitte, bitte lass es nur einen Traum gewesen sein! Bitte, lass ihn hier sein! , flehte er innerlich, als er seine Augen aufriss. Aber statt dem gemütlichen Zimmer mit Schummerlicht, dass er mit Shusei teilte, sah er Takashiro mit seinem immerwährend grimmigen Gesicht gegenüber von ihm sitzen. „Wie ich sehe bist du wach. Wir sind bald wieder im Tasogarekan; keine Sorge.“, hörte er ihn sagen. Schlagartig verengten sich seine zuvor geweiteten Augen und funkelten ihn gefährlich an. Kurz würdigte er Luca, der neben Takashiro mit Yuki in den Armen saß und ihn niedergeschlagen hatte, mit einem Blick und bevorzugte es lieber statt diese beiden Kotzbrocken anzusehen aus einem der Fenster des Privathelikopters zu sehen. Er sprach kein Wort mehr mit den Beiden; er fragte auch nicht, was mit Shusei eigentlich passiert ist. Um ehrlich zu sein wollte er es auch gar nicht wissen. Allein daran zu denken, was diese zwei Freaks gegenüber von ihm mit seinem Körper gemacht haben, ließ einen kalten Schauer über seinem Rücken laufen, tausende Dolche in sein eh schon zersplittertes Herz stoßen, seinen Magen umdrehen. Nein. Er wollte es sich nicht vorstellen. Unglücklicher Weise konnte er seiner Fantasie doch keine Einhalt gebieten, denn ihm wurde richtig gehend schlecht – das sah man an seinem allmählich grün werdenden Gesicht. Takashiro sprach ihn flüchtig darauf an; ließ es aber dann sein, als er von dem Blondschopf keine Rückmeldung bekam. Sanft landeten sie kurze Zeit später auf dem Gelände des Tasogarekan. Hotsuma sah aus dem Fenster, wie sich die Bäume aufgrund des plötzlich aufkommenden Windes zur Seite beugten, wie die Blätter sich in kleinen Wirbeln verfingen und um sie herum kreisten, er konnte die Anderen schon sehnsüchtig draußen auf sie warteten sehen: Tokou, Tsukumo, Aya, Tachibana selbst Isuzu und Touma. Kaum stand der Motor still, stieg Luca mit Yuki auf dem Arm und Sodom, den süßen Hausdrachen, auf der Schulter aus, woraufhin er sofort von den besorgt Leuten umschwärmt wurde. Takashiro folgte ihm darauf. Mit ausdruckslosen Augen verfolgte er den Tumult vor der Tür und ließ seine Augen trüben. Sie hatten ihre Abwesenheit noch nicht bemerkt – seine und… Er biss sich erneut auf die Unterlippe. Mit verbliebener Kraft stieß er sich vom Sitz hoch um die andere Helikoptertür als Ausgang zu verwenden und schlich sich in einem großen Bogen um sie herum. Erst als sie außer Blickweite waren, beschleunigte er seine Schritte. Er riss die Tür des Tasogarekan auf, hastete die Treppen hinauf und die langen, dunklen Gänge entlang bis er an dem gewünschten Ort ankam. Mit zitternden Händen drehte er an dem Türknauf, worauf sich die Tür mit einem ‚Klick’ offen sprang. Er zögerte. Er wusste, dass es erbärmlich war zu hoffen, dass der Andere, der Brünette mit seinen milden grünlichen Augen, da war und nur auf ihn gewartet hatte. Lange stand nur so da, vor einer einen Spalt weit geöffneten Tür. Seine Atemzüge waren nur noch Luftstöße, vergleichbar mit denen eines Ertrinkenden. Doch endlich fand er den Mut die Tür mittels eines kraftvollen Stoßes vollständig zu öffnen und in das Zimmer hinein zu machen. Aber das, was er vorfand ließ all seine Hoffnungen restlos zerschmettern. Leere. Eisige Leere. Das schummrige Licht in dem dunklen Raum schien ihn nur höhnisch anlachen; wie konntest du das nur im ernst glauben?! Er ist also doch weg… Shusei. Die Tür hinter ihm fiel leise ins Schloss. Er verlor das Gleichgewicht; prallte genau gegen sie und glitt an ihr runter unglaubend auf einen Punkt in der Luft starrend. Jetzt erst begriff er. Erst jetzt konnte er spüren wie etwas in seiner Brust aufhörte zuschlagen und förmlich zerriss. Sein Atem. Schon wieder fühlte er diese Erstickungsnot. Schon wieder fühlte er, wie sich Tränen den Weg in seine Augen bahnten; doch er ließ ihnen ihren Lauf. Unterdrückte sie nicht mehr wie zuvor an seiner Leiche, im Helikopter, vorm Ausstieg. Er legte seinen Kopf in seinen Nacken zurück und ließ es zu, dass sich sein Gesicht von dem Schmerz verzerrte. Irgendwas machte seinen Weg durch seinen Kehlkopf. Ein Fiepen, das über ein Wimmern zu einem lauten schrillen Schrei wurde. Warum, warum, warum… Seine Gedanken drehten sich nur um diese Frage, als er wie ein Häufchen Elend zusammengekauert an der soliden Holztür angelehnt saß. Sie war im Moment das Einzige, was ihn vom vollständigen Kollaps abhielt. Sie war im Moment das Einzige, was ihm einen Ort zum Ausweinen gab. Shusei… ~+* ----- *+~ „Meine lieben Freunde, wir haben uns heute hier versammelt um von einer treuen Seele Abschied zu nehmen. Eines unserer ältesten und wichtigsten Mitglieder des Giou-Clans ist vor einigen Tagen von uns gegangen. Sein Verlust ist durch nichts in der Welt aus zu gleichen. Der Platz, den er in unseren Herzen ausfüllte, kann von Niemandem ausgefüllt werden. Ja, die Wunde, die er in unserem Herz hinterließ, wird nicht mir nicht dir nichts verheilen. Nein, wir werden uns lange mit dieser Narbe herumquälen müssen. Meine Freunde, wir werden nie vergessen…“ Lügen. Nichts als Lügen., knirschte er mit seinen Zähnen. Seine zerzausten, ungekämmten Haare hingen ihm tief ins Gesicht. So tief, dass sie seine matten Augen bedeckten. Takashiros Rede ging ihm so was von am Arsch vorbei! Als Oboro, Kurotos ehemaliger Partner, ein paar Kämpfe zuvor starb, sagte er haargenau das Gleiche. Und was geschah? Oboros Lücke wurde gefüllt von einem Anderen: Senshiro hieß er. Ihm war klar, dass ihrem Haupt nichts an dem Leben seiner Unterstellten lag. Immerhin war er es auch, der es erst nicht zuließ nach ihm zu suchen, bis dann drei Tage zuvor… Wieder übermannte ihn fast das Gefühl sich übergeben zu müssen und beugte sich deshalb ein kleinwenig nach vorn mit einer Hand seinen Mund bedeckend. Sofort spürte er Yukis und Tsukumos besorgte Blicke; auch konnte er spüren, dass der besagte Säbelrassler ihn anblickte. Die saure, brennende Flüssigkeit aus seinem Körperinneren wanderte hoch in seinen Rachen. In seinem Erbrochen befand sich schon lange nichts Festes mehr. Er hatte sich in ihrem Schlafquartier verbarrikadiert und bestand darauf erst zu seiner – Shuseis – Beerdigung rauskommen. Seit dem Zeitpunkt der Erkenntnis nahm er keine Speisen mehr ein. Ließ niemanden an sich heran; weder Tokou noch Tsukumo oder Yuki. Dementsprechend sah er auch aus; blass, schwach, dunkle Augenringen unter den geschwollenen Seelenspiegeln. Da war er also in einer riesigen Halle. Er und die ganzen Anderen: Yuki, Luca, Takashiro, Tokou, Tsukumo, Kuroto, Senshiro, Isuzu, Touma, Tachiban, Aya, Ibuki… Als sie ihm vor Takashiros Rede ihr herzlichstes Beileid überbrachten, sah er sie nicht einmal an. Murmelte nur etwas Unverständliches wie „Danke“, was wiederum nur ihre besorgten Blicke erntete. Selbst als Kuroto ihn versuchte etwas Aufmunterndes zu sagen, brachte er ihn nur mit einem eiskalten Blick zum Schweigen und rammte ihm ein Schwert in die Brust, als er sagte: „Erzähl’ mir keine Märchen, elender Verräter. Wenn dir an Oboro überhaupt etwas gelegen hätte, hättest du dir nich’ dieses Weichei als Partner genommen.“ Senshiro musste den Schwarzhaarigen festhalten, damit er dem Blonden nicht an die Kehle sprang. Er sprach Worte, die „Die Beine der Götter“ letztendlich schweigen ließen. „Was weißt du schon.“, gab er leise zurück. „Hör auf mir die Worte aus dem Maul zu klauen: Was weißt du schon?“, konterte er, bevor er sich von dem Wächterpaar entfernte und die Lügenmärchen begannen. „Bitte mache deinen Frieden mit ihm, Hotsuma.“, erklang es plötzlich neben ihm. Er hatte gar nicht bemerkt wie die Halle sich nach und nach nach Beendigung des Gesülzes leerte, sodass nur noch er, der elendige Heuchler und die Leiche da waren. „Wir fahren in einer Stunde fort. Also verabschiede dich angemessen von Shusei.“ Damit schloss der Erwachsene auch schon die Tür der Halle hinter sich, wodurch er die beiden ehemaligen Partner allein zurückließ. Eine Weile lang stand er einfach nur da; sagte nichts, regte sich nicht, bis er langsam nach vorne schritt. Vor zu dem Holzaltar, der für seine Verbrennung vorbereitet wurde; auf dem er auch lag. Langsam setzte er sich zu ihm auf den Holzstapel und sah ihn einfach nur an. Obwohl er schon einige Zeit tot war, hatte er nicht wirklich das Gefühl, dass der Prozess überhaupt schon eingesetzt hatte. Er biss sich erneut auf seine Unterlippe um seine Tränen aufzuhalten; doch es war vergebens. Sie wollten einfach nicht aufhören über seine Wangen zu rollen. Ohne es wirklich zu wollen beugte er sich über ihn und vergrub sein Gesicht in den weißen Kimono, den man angezogen hatte. Er spürte die Narben, die auf der erkalteten Haut eingraviert waren, und dachte an jenen schicksalhaften Tag zurück. An den Tag, an dem er ihm diese Wunden zugefügt hatte. Diese Erinnerungen ließen seine Finger sich tiefer in den weichen Stoff vergraben. „Verdammt… Wieso… Warum hast du mich bloß daran gehindert?“, wimmerte er leise von Schluchzern unterbrochen in seine Brust hinein. „Wie… Wie kannst du mich nur allein lassen?“, machte er weiter – nur etwas lauter. „Wieso bist du einfach vor mir… vor mir krepiert? Wolltest… Wolltest du nicht für immer an meiner Seite bleiben?“, schrie er nun fast hysterisch. Die Worte verhallten in dem Raum; auch als sie nicht mehr zu hören waren, hingen sie noch in der Luft. Er erhob sein Gesicht und sah das makellose, zarte Gesicht mit seinen rot geweinten Augen an. Zaghaft legte er seine Stirn auf die des Toten und hauchte ein: „Ich brauch dich doch, Shusei… Ohne dich hat das Leben doch keinen Sinn mehr… Ist alles aus…“ Er schluckte den Kloß in seinem Hals runter, damit er überhaupt weiter sprechen konnte. „Und jetzt… Jetzt werden wir uns nicht mehr wieder sehen…“ Die Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf. Hotsuma! Wenn du das tust, werden wir uns nie mehr wieder sehen. Tch… Das gilt auch, wenn du von einem Duras getötet wurdest…Shusei…, dachte er bitter, als eine weitere Sequenz sich entfaltete. Wenn du trotzdem sterben willst, dann nimm mich mit! „Ich kann ohne dich… nicht existieren… Shusei…“, verließ es leise seine Lippen, als er mit seiner Hand nach Shuseis Hand mit dem Ring griff. Warte auf mich…, flehte er, als sich die Flammen um sie ausbreiteten. Sein Bewusstsein begann sich von ihm zu verabschieden. Er konnte nur noch den Luftzug spüren, der durch die plötzlich aufgeschwungene Tür hineinbefördert wurde und die Flammen noch weiter nährte. „Hotsuma!“, hörte er die Schatten dumpf schreien, aber das kümmerte ihn nicht mehr. Nein… es kümmerte ihn nicht mehr. Er wird ja bald wieder bei ihm sein. ~+* ----- *+~ -tsu… Ho-… -ma… -tsuma… Er hörte seine Stimme schon – ein gutes Zeichen. Sie kam näher; gerade so, als ob er sich genau auf sie zu bewegen würde. „Hotsuma!“ Seine Augen schossen offen und blickten auf eine bekannte Tür. …Er war in seinem Zimmer; wahrscheinlich auch in seinem Bett. Seine Schultern ließ er nach unten fallen und ließ einen angespannten Atemstoß raus. Gerade, als er seine linke Hand heben wollte um eine an seiner Stirn klebende Haarsträne zur Seite zu kämmen, bemerkte er den Körper, der sich fest um ihn geschlungen hatte. „Du hast schlecht geträumt.“, sagte diese wohlbekannte sanfte Stimme, als der Besitzer dieser die Bewegung verspürt zu haben schien, sich prompt entspannte, locker ließ und sich von ihm entfernte; behielt seine sanften Finger, aber dennoch auf Hotsumas Schultern. Ungläubig starrte der Blondhaarige auf das Gesicht seines Gegenübers. Mysteriöse hellgrüne, die ihn anzustrahlen schienen, hell leuchtende makellose Haut, wunderschöne rosige Lippen und seidig glänzende braune Haare, die seinem Angesicht überhaupt die Kontur gaben. …Er war es wirklich… „S-Shu…sei…“, stotterte er, was ein himmlisches Lächeln des Anderen erntete. Sanft trocknete er mit seinem Daumen die restlichen Tränen, die sich im Gesicht des Blondschopfes befanden, als er weiter versuchte seinen Partner zu beruhige: „Shh… Ja, ich bin’s, Hotsu-“ „Shusei!“, wurde er plötzlich von dem lauten erleuchteten Ruf des Anderen unterbrochen, als er sich ihm überraschend um den Hals warf. Der Brünette verlor das Gleichgewicht und landete aber dennoch – dank der weichen Matratze – weich, fest von seinem einzigartigen Partner umschlungen, der seinen Kopf immer tiefer in seine Schulter vergrub. Langsam und vorsichtig strich er dem Blonden durch die zottigen Haare und schloss die Augen seinen Kopf sachte gegen den des Anderen legend. „Shusei…“, flüsterte erneut sein Finger tiefer am Rücken seiner Nachtkleidung grabend. „Hey, hey… Alles wir gut. …Ich bin ja hier. …Bin ja hier…Hotsuma…“, säuselte er ihm ins Ohr immer noch durch seine Haaren fahrend. „Es tut mir Leid… Verzeih mir…“ „Shusei…“, hauchte er sich von ihrer Umarmung lösend und seine Stirn auf die des Angesprochenen legend, sodass er seine Augen öffnete und sie sich ansahen. „Bitte…“, schwebte die unvollendete Bitte um sie. Nach Halt suchend, nach irgendetwas, dass ihm sagte, der Andere ist wahrhaftig vor ihm war, berührte er zaghaft eine seiner Wangen. „… Bitte bleib bei mir …Lass mich nie wieder alleine…“ Lange Finger spiegelten die Bewegung der vertrauten Hand auf seinem Gesicht. Ein mildes Lächeln glitt auf seine Lippen, als er die öffnete um auf seine quälende Bitte zu antworten. „…Ich sagte es doch schon… Ich werde für immer an deiner Seite sein… Hotsuma…“ Erneut umarmte der Blondschopf den Anderen; seinen Geruch tief einatmend und in sein Gedächtnis brennend. Die zarten langen Finger des Brünetten verirrten sich wieder in der Mähne seines jüngeren Partners und der Besitzer dieser genoss den Moment ihrer Zweisamkeit. Müde schloss er seine zwei grünen Zwillingslichter, gerade noch das „Ich liebe dich, Shusei“ wahrnehmend, dass sein Herz zum Flattern brachte und jede Faser seines Körpers sich wahrhaftig lebendig fühlte. „Ich dich auch… Hotsuma…“, nuschelte er in dessen blonden Haarbausch, dem er einen sanften Kuss gab, und beide umschlossen in einen süßen Schlaf fiele; beide wohl wissend, dass seine wichtigste Person bei ihm ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)