Welcome to Hell! ... von Kanra-sama (... or is it Heaven? (SasuNaru)) ================================================================================ Kapitel 6: Part seven: Welcome to Trouble! ------------------------------------------ Ich bin selbst unbeschreiblich erleichtert, dass meine Beta mir endlich dieses Kapitel schicken konnte. Ich gebe ihr nämlich immer das Original, sonst hätte ich die unkorrigierte Fassung veröffentlicht. Naja, das ist das letzte Kapitel für dieses Jahr. Ich wünsche euch frohe Weihnacht! Und danke noch, für all die lieben Kommentare, die ich erhalten habe! Es tut mir Leid, dass ich nicht immer allen eine Antwort schreiben kann. Genug der Vorrede! Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! Kara-chan Part Seven: Welcome To Trouble! Ich traute mich nicht, mich zu bewegen. Beobachtete. Lauschte. Atmete, so flach ich konnte – aus Angst, jedes noch so winzige Geräusch überhören zu können. Ich wagte es nicht einmal, länger als unbedingt nötig zu blinzeln. Seit einer halben Ewigkeit lag ich auf meinem Bett und tat nichts, starrte nur stumm an die Decke. Das tiefe, alles verschlingende Gefühl von Trauer und Schuld fraß sich in meinen Magen. Als ich am Nachmittag das Bewusstsein wiedererlangt hatte, waren die Erinnerungen verschwommen gewesen. Doch sie waren zurückgekehrt, Wimpernschlag auf Wimpernschlag, erbarmungslos und gestochen scharf. Jetzt war er schon finsterste Nacht, und ich wurde die Bilder nicht mehr los. Was hatte ich nur getan? Egal, was ich auch versuchte, ich konnte nicht verdrängen, was geschehen war. Immer wieder schossen Flammen vor meinem inneren Auge nach oben, heißes Feuer brannte seinen Phantomschmerz in meine Haut, die Luft schien dünner zu werden und meine Lungen erstickten in einem imaginären Rauch. Ich hätte tot sein können. Ich hätte bei lebendigem Leibe verbrennen können. Zu einem Häufchen Asche, das nicht einmal genug war, um meine eigene gottverdammte Urne damit zu füllen. Aber ich lebte. Tatsache war sogar, dass ich bis auf ein paar Schrammen und kleinere Brandstellen an den Händen und im Gesicht überdeckt wurden, vollkommen unversehrt geblieben war. Weil Sasuke mich gerettet hatte. Ich wusste nicht, wie. Obwohl ich wieder und wieder versuchte, mir das Szenario auszumalen, lag es außerhalb meiner Vorstellungskraft. Alles hatte gebrannt. Die Türe, die Möbel, die Teppiche auf dem Boden, die Vorhänge. Stichflammen züngelten bis hoch zur Decke. Die Luft bestand aus dickem, ätzenden Brandbeschleuniger. Und ich hatte nur ein paar Kratzer. Geistesabwesend hob ich eine Hand und drehte sie im dämmerigen Licht des Mondes, das durch das Fenster fiel. Meine Fingernägel waren schwarz vom Ruß, um meine Finger und auf meinem Handrücken klebten einige Pflaster. Mehr nicht. Ich hätte genauso gut vom Fahrrad fallen können. Meine Augen füllten sich, als mich das Schuldgefühl traf wie ein Rammbock. Die salzige Flüssigkeit lief über meine Wange und prickelte, als sie eine Schürfwunde strich. Ich wischte die Träne rasch weg. Ich war nahezu unverletzt – aber was war mit Sasuke? Ich hatte Angst aufzustehen und nach ihm zu sehen, danach zu fragen, wie es ihm ging. Manchmal, wenn Angestellte an meiner Zimmertür vorbeiliefen und tuschelten, schnappte ich Wortfetzen auf. Vermutungen. Gerüchte. Nichts Konkretes. Es schien schlimm um meinen Chef zu stehen. Ich hatte gehört, dass seine Kleidung fast vollständig verbrannt wäre. Dass er offene Wunden am ganzen Körper hätte, die trotz seiner Vampirfähigkeiten nicht heilen würden. Dass er stöhnte, als hätte er Schmerzen, aber bisher die Augen nicht einmal geöffnet habe. Wie gesagt, Gerüchte. Doch ich hatte weder die körperliche noch die geistige Kraft, um aufzustehen und die Wahrheit herauszufinden. Als ich plötzlich Schritte auf dem Flur vernahm, machte ich das, was ich bereits die letzten sechs Stunden regelmäßig gemacht hatte – ich schloss schnell die Augen und tat so, als würde ich schlafen. Die Türe öffnete sich langsam und jemand betrat mein Zimmer. „Er ist immer noch nicht wach“, murmelte eine Stimme zu sich selbst. Die Person seufze leise, strich mit einer Hand vorsichtig durch mein blondes Haar und kämmte mir so einige Strähnen aus dem Gesicht. „Und ich hatte gehofft, mit ihm reden zu können.“ Die kühlen Finger entfernten sich aus meinem Haar, ein Knistern auf dem Boden verriet mir, dass sich die Person umdrehte und ging. Als sie gerade einen Schritt zur Türe hin machen wollte, schlug ich die Augen auf, schoss in meinem Bett nach oben und griff nach dem Handgelenk des Besuchers. Ruckartig kam er zum Stehen. „Wie geht es ihm?“, fragte ich Itachi hastig. Plötzlich pochte mir das Herz bis zum Hals. Überrascht und irgendwie verwirrt zugleich drehte der Schwarzhaarige sich zu mir um. Noch immer klammerte ich mich an seinen Arm. Er betrachtete mich einige Sekunden; musterte meine zerzausten Haare, die zahlreichen Pflaster auf meiner Haut, die tief geränderten, verheulten Augen. „Er wird sterben.“ Itachi verzog keine Mine, als er mir das sagte, doch seine Augen fixierten mich mit so einer überwältigenden Trauer, dass ich beinahe wieder zu weinen angefangen hätte. Er versuchte nicht einmal, zu lügen, damit ich mich besser fühlte. Er schleuderte mir die schmerzliche Wahrheit direkt ins Gesicht. Es war nicht so, dass diese Nachricht völlig unerwartet kam. Ich hatte schon die ganze Zeit über gewusst, dass es sehr, sehr schlecht um ihn stehen musste. Dass er solche Verletzungen kaum überleben konnte, lag so gut wie auf der Hand. Aber es so klar und deutlich übermittelt zu bekommen, brach mir das Herz. Warum mache ich mir überhaupt etwas vor? In mir zog sich jeder Muskel, jede einzelne Faser zusammen. Sasuke geht zugrunde, und es ist allein meine Schuld. „Es tut mir leid“, schluchzte ich verzweifelt, „das wollte ich nicht! So hätte es niemals kommen sollen!“ Schwächlich zog ich meine Hand von ihm zurück. „Ich wünschte, ich könnte alles ungeschehen machen.“ „Das musst du mir nicht sagen“, entgegnete Itachi. Er setzte sich mit surrealer Ruhe und Eleganz neben mich auf die Bettkante und strich mir wieder durchs Haar. „Ein paar Stunden bleiben ihm noch. Vielleicht ein Tag.“ „Nur ein Tag“, wiederholte ich. Mir war schlecht. „Ich weiß, es ist hart für dich, Naruto-kun. Aber mach dir keine Vorwürfe.“ Sanft streichelte er meinen Rücken. „Wie kann ich mir keine Vorwürfe machen?! Ich habe ihn umgebracht!“ Anders konnte man es nicht nennen. Sasuke starb wegen meinem Anschlag, egal, ob es mir leidtat oder nicht. Egal, ob ich es so geplant hatte oder nicht. Die Folgen meiner Dummheit töteten ihn. Ich war ein Mörder. „Na, na“, flüsterte Itachi mir direkt ins Ohr. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich meinen Kopf an seine Schulter gelehnt hatte. Der Vampir war – so merkwürdig sich das auch anhört – im Moment das Einzige, was mir gerade das Gefühl von Zuversicht geben konnte. Was natürlich nichts weiter war als ein Versuch, mich selbst zu belügen, denn tatsächlich gab es keine Zuversicht mehr. „Noch ist er nicht tot.“ Ich ballte die Fäuste und bohrte meine Fingernägel in die Handflächen. Wie konnte er das nur so gelassen sagen? Sein kleiner Bruder ging elendig zugrunde! Wie konnte er die Fassung aufbringen, dessen Killer zu tätscheln wie ein heulendes Kind? Sollte ich nicht derjenige sein, der ihn tröstet und um Vergebung fleht? „Hör … auf damit.“ Ich stieß seine Hand von mir. Hart biss ich die Zähne aufeinander, um die Tränen zurückzuhalten. Ich hatte nicht das Recht, zu weinen. „Geh weg von mir. Ich verdiene deine Fürsorge nicht.“ Er seufzte, rückte aber kein Stück von meiner Seite. „Naruto-kun, das ist nicht wahr.“ „Natürlich ist es das! Ich bin ein widerliches, skrupelloses, eiskaltes Monster!“ „Das stimmt nicht, und du weißt es selbst.“ „Aber ich …“ „Wenn du eiskalt wärst, würdest du dann jetzt weinen? Würdest du deine Tat bereuen, wenn du ohne Skrupel gehandelt hättest?“ Er legte eine Hand an mein Kinn und hob meinen Kopf, sodass ich ihn anschauen müsste. Sein mildes, herzensgutes Lächeln strahlte mir entgegen. „Und wenn du ein widerliches Monster wärst, wie könntest du dann ein so süßes Gesicht mit so großen, liebevollen, meeresblauen Augen haben?“ Itachi betrachtete mich einige Sekunden lang andächtig, als würde der Anblick meiner bebenden Lippen, geröteten Wangen und tränenverklebten Wimpern ihn faszinieren. Ich zog die Rotzblase hoch, die aus meiner Nase triefte. Er lachte leise und ließ mein Gesicht wieder los. „Mach dir nicht allzu viele Sorgen um meinen Bruder. Wie ich bereits sagte, noch ist Sasuke nicht tot. Er ist ein Uchiha, und Uchihas kämpfen. Solange es etwas gibt, das ihn am Leben hält, einen Gedanken, ein Gefühl, einen winzigsten Wunsch, wird er weitermachen.“ Ein Gedanke, ein Gefühl, ein winzigster Wunsch … Mein Magen zog sich zusammen. Sasuke … Wieder lachte Itachi leise. „Ich meine, es ist ja nicht so, als hätten wir bereits wirklich alles versucht.“ Innerhalb eines Wimpernschlages hatte ich mich aufgerichtet, den Schwarzhaarigen am Kragen gepackt und zerrte seine Nasenspitze an meine herein. „WAAAAAS?!“, brüllte ich fassungslos. „Was soll das heißen, ‚wirklich alles‘?! Willst du damit etwa andeuten, es gibt ein Heilmittel, das ihr noch nicht ausprobiert habt?!“ Aus seinem Zopf waren ein paar Haarsträhnen entwischt, und er blinzelte mich überrascht durch sie hindurch an. „Ähm. Nun ja. Ja.“ Ich schüttelte ihn wie einen Terrier. „WAS IST DIESES HEILMITTEL? SAG’S MIR!“ „Schongutschongutschongut“, plätscherte es panisch aus Itachis Mund, während sein Kopf hin- und hersauste. „Es ist Blut. Sasuke braucht Blut.“ Augenblicklich erstarrte ich. „Blut?“, wiederholte ich verdutzt. „Genau.“ Der Schwarzhaarige seufzte erleichtert. Seine Pupillen rotierten wie die einer schwindeligen Comicfigur. „Hmm. Blut.“ Ich dachte einige Sekunden darüber nach, welche Itachi nutzte, um ruhig durchzuatmen. Seinen Kragen hielt ich immer noch in Händen. „UND WO BITTESCHÖN LIEGT DAS PROBLEM?!“ Ich schüttelte ihn wütend weiter. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Ein ganzes Haus voller Blutsauger, und das einzige, was sie brauchten, um ihrem Herrscher das (Nach-)Leben zu retten, war Blut? „Ihr sitzt mit euren Ärschen auf dem verschissenen Zeug! Es stehen ganze zweihundertsiebenundvierzig Weinfässer voll davon im Keller!“ Ich musste es wissen; ich hatte die Dinger erst vor zwei Tagen abstauben und nach Zapfdatum sortieren dürfen. „Jaaa, aaaber“, schrie Itachi mir in seinem Schleuderflug entgegen, „es muss dein Blut sein, Naruto-kun.“ Erneut verharrte ich. Blinzelte überrascht. „Meins?“ Ich spürte, wie mir besagte Körperflüssigkeit aus dem Gesicht sackte. Wieder rüttelte ich an ihm wie ein Irrer. „Warum meins?!“ Plötzlich schossen seine Hände nach oben und umfassten meine Handgelenke. Nicht so stark, dass er mir wehtat, aber fest genug, dass mir jede weitere Bewegung unmöglich wurde. Wie versteinert sah ich in seine warmen, nachtschwarzen Augen. „Weil er das Trinken verweigert“, erklärte er mit sanfter, doch gleichzeitig ernster Stimme. „Egal, welches Blut wir ihm zu geben versuchen, er lehnt es ab. Unsere letzte Hoffnung bist du, Naruto-kun. Zu dir scheint Sasuke sich besonders hingezogen zu fühlen. Vielleicht nimmt er ja dein Blut an. Ich bitte dich.“ Meine Finger lösten sich von seiner Kleidung. „A…ber … i…ich … das geht … nicht …“ Das konnte ich nicht. Ich konnte ihm mein Blut nicht geben. Ich wäre fast schon einmal draufgegangen, als dieses komische Monsterkänguru über mich hergefallen war. Und Sasuke hatte erst neulich versucht, mich zu beißen. Ich war so schwach gewesen, so hilflos … Seinen animalischen Trieben schutzlos ausgeliefert … Diese Ängste könnte ich kein Drittes Mal durchstehen. Ich schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Itachi-san. Ich will nicht, dass er stirbt. Ich würde alles in meiner Macht stehende tun, um ihm zu helfen, wirklich alles, aber … nicht das.“ „Ich verstehe.“ Das war alles, was er sagte. Dann erhob sich der große Mann von meiner Bettkante und schaute auf mich herunter. Nicht rasend vor Wut oder vorwurfsvoll, weil ich seinen Bruder verrecken ließ, obwohl ich ihn retten könnte. Nicht traurig oder verzweifelt, weil ich seine Wunschvorstellung zerschlagen hatte. Nein, viel schlimmer: Mitleidig. Ich sah das vollkommene Verständnis und die Tröstlichkeit in seinem Blick. Itachi konnte nachvollziehen, dass ich nicht dazu fähig war, und akzeptierte es ohne jeden Groll. Und dafür hasste ich mich. Warum war er immer so lieb zu mir? Warum war er nicht verbittert? Warum musste er so verdammt großzügig sein, alles belächeln und sagen: „Ist schon okay“? Ich verdiente diese Art von Zuneigung nicht. Ich schwang mich aus dem Bett und sprang auf. Fast wäre ich umgefallen, weil meine Beine es noch nicht wieder gewohnt waren, mein Gewicht zu tragen, fing mich aber gerade noch so an der Kommode ab. „Naruto-kun, nicht!“, sagte Itachi besorgt. „Es ist zu früh. Du sollst noch nicht aufstehen.“ „Ist mir scheißegal“, blaffte ich zurück. „Ich werde ihn schon dazu bringen, das rote Zeug zu saufen.“ Der Fußboden fühlte sich an, als würde ich auf Gummibärchen laufen. Trotzdem bemühte ich mich, so aufrecht und würdevoll als nur möglich in den Flur hinaus zu stapfen. Itachi blieb verwirrt in meinem Zimmer zurück. „Der Mistkerl meint, er könne sich querstellen?“, murmelte ich zu mir selbst. „Das wollen wir doch mal sehen.“ Ein paar Minuten später stand ich vor der Tür des Krankenzimmers. Es war, wie fast jede Tür in diesem Schloss, ein regelrechtes Einganstor aus massivem, edelstem Holz und mit einem gusseisernen Türgriff, der so groß war wie mein unterarm. Mir klopfte das Herz bis zu den Ohren, so dass ich kaum etwas anderes wahrnehmen konnte. So motiviert ich gerade eben noch gewesen war, so verunsichert war ich jetzt. Zitternd umfasste ich das Glas mit frisch aus dem Fass gezapftem Blut mit beiden Händen, damit ich nichts verschüttete. Ich schluckte ängstlich. Dann fiel mir auf, dass die Tür sich nicht von allein öffnen würde, nahm eine Hand weg, um mit ihr anzuklopfen – irgendwo im Raum erhallte ein winziges Echo durch das Holz – und anschließend die riesige Klinke herunterzudrücken. Das Tor schwang langsam auf, begleitet von einem unheimlichen Horrorfilm-Quietschen. Außer dem Flurlicht, das hineinfiel und meinen Schatten auf den Boden zeichnete, war das Zimmer dunkel. Es stank nach Sterilität und Wundsalbe. Furchterfüllt klammerte ich mich an das Glas Blut. „Chef?“, rief ich, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte. Keine Antwort. Ich tastete die Wand neben mit nach einem Lichtschalter ab, fand aber keinen. Vorsichtig tapste ich weiter an der Wand entlang, suchend, und stieß lautstark mit der Hüfte gegen einen Tisch. Ich verkniff mir das Fluchen und konzentrierte mich darauf, kein Blut zu verschütten. Als der Schmerz nachließ, befühlte ich die Oberfläche des Tisches und stellte das Glas darauf ab. Blind fand ich eine Schachtel Streichhölzer und eine angebrannte Kerze. Elektrisches Licht würde ihm in den Augen wehtun, dachte ich. Nachdem ich mir dreimal die Finger verbrannt hatte, war ich in der Lage, den Docht anzuzünden. Orangefarbener, matter Feuerschein erfüllte die Luft. Im Gegensatz zu den anderen Räumen war dieser hier spärlich eingerichtet, geradezu erbärmlich. Natürlich – wann waren Untote schon mal krank? Ich hatte mit den neuesten medizinischen Apparaten gerechnet (die Uchihas waren reich genug, um sie sich zu leisten), wie in einem voll ausgestatteten Operationssaal, doch genau das Gegenteil war der Fall. Es sah aus wie in einer mittelalterlichen Leichenhalle. Abgesehen von diesem Tisch mit der Kerze und einigen ärztlichen Unterlagen darauf – ich wagte es nicht, einen Blick auf die Papiere zu werfen – gab es nur noch das große Bett in der Mitte. Nicht einmal Vorhänge hingen hier, weil das Zimmer kein Fenster hatte. Nur steinerne Wände, eine steinerne Decke und steinerner Boden. Hier drin konnte doch niemand gesund werden, oder? Ich stellte die brennende Kerze auf einen Halter, damit ich sie nicht aus Versehen umstieß und das halbe Schloss abfackelte (schon wieder!), nahm dann das Glas in beide Hände und drehte mich um zum Krankenbett. Fast wäre ich zu Tode erschrocken. Sasuke saß aufrecht in seinem Bett, gestützt von einem gigantischen Berg Kopfkissen, und starrte mich aufmerksam an. „Was tust du hier, Naruto?“, verlangte er zu wissen. „Ich … ähm … also … ääähhh.“ Ich brachte es nicht fertig, einen logischen Satz zu formen. Ich konnte ihn einfach nur angaffen. Sasuke sah so furchtbar aus. Sein Haar war zerzaust, seine Lippen trocken und aufgerissen. Die linke Hälfte seines Gesichts war mit einem Verband überdeckt, unter dem rechten Auge furchte ein dunkler Schatten. Fast jede einzelne Ader unter der hauchdünnen Haut war zu erkennen. Er trug, soweit ich sehen konnte, keine Kleidung, nicht mal ein Krankenkittelchen, dafür war sein gesamter Oberkörper mit Pflastern und Bandagen übersäht. Ich hätte ihn eine Mumie genannt und ihn ausgelacht, hätte der Anblick mir nicht so das Herz zerfetzt. Dort, wo die Verbände verrutscht waren oder nicht richtig angelegt werden konnten, stachen mir verkohlte Körperteile wie schwarze Löcher aus dem weißen Stoff entgegen. Der Rest wurde unter seiner Bettdecke verborgen. Und wieder begriff ich, wie surreal es war, dass ich nur ein paar Kratzer und Brandbläschen abbekommen hatte. „Vergiss es, Naruto, ich werde das nicht trinken.“ Verdutzt blinzelte ich, bis mir wieder bewusst wurde, dass ich ein Glas voll gekühltem und in Weinfässern gelagertem Menschenblut in Händen hielt. Ich schaute darauf hinunter, dann wieder in Sasukes ausgemergeltes Gesicht. „Wirst du wohl“, meinte ich bloß. „Werde ich nicht.“ „Ich zwinge dich dazu“, beharrte ich, rührte mich aber keinen Millimeter. Entschlossen schaute er mich mit seinem gesunden Auge an. „Das schaffst du nicht.“ „Willst du wetten?“ „Nur zu gern.“ Herausfordernd machte ich einen großen Schritt auf das Krankenbett zu. Ich wusste, dass ich Sasuke nicht einfach überreden konnte, das Glas Blut in meinen Händen auf ex zu kippen. Dafür war er viel zu stur. Also würde ich es mit der wirksamsten Taktik versuchen – ich würde ihn wütend machen. „Das Personal tuschelt schon“, sagte ich wie beiläufig, während ich den Blick keine Sekunde von meinem Chef weichen ließ. „Schließen Wetten ab, wann du verreckst.“ „Diese kleinen, unbedeutenden Kakerlaken und ihr Drecksgelaber sind mir egal.“ Ob er es sich nur nicht ansehen ließ oder ob es ihn wirklich nicht berührte, konnte ich nicht einschätzen. Aber das war einerlei. Wenn ich ihn schon nicht sauer machen konnte, würde ich ihm eben Schuldgefühle einreden. Das war genauso effektvoll. „Itachi-san macht sich große Sorgen um dich“, fuhr ich anklagend fort. Ich näherte mich ihm wieder ein Stück. Sasuke war manchmal ein ziemlich kalter Bastard, aber wenn es um seinen letzten Angehörigen ging, musste er ja wohl weich werden. Sein Gesicht rührte sich keinen Millimeter. „Er bedeutet mir ebenfalls nichts.“ Verdammter Lügner, dachte ich verbittert. „Ihr seid Brüder.“ Ich machte noch einen Schritt auf das Bett zu. „Wir sind Geschäftspartner, nur verwandt auf dem Papier.“ „Eure Familie ist vor Jahrhunderten gestorben. Itachi-san und du, ihr habt nur noch einander.“ „Ich empfinde schon lange nichts mehr für ihn.“ „Das ist nicht wahr.“ Ich blieb jetzt genau vor der Bettkante stehen. „Vielleicht steht ihr euch nach der ganzen Zeit nicht mehr so nahe wie einst, aber er bleibt dein großer Bruder, der mit dir gespielt, dich geärgert und aufgezogen hat. Er war immer für dich da, und das ist er auch heute noch.“ Sein Augenwinkel zuckte. Hatte er Schmerzen oder drangen meine Worte tatsächlich zu ihm durch? „Was willst du damit andeuten, Naruto?“ „Ich? Gar nichts.“ Meine Finger klammerten sich fester um das kühle Glas. „Ich finde es nur ungerecht, dass du so hartherzig ihm gegenüber bist. Itachi-san versucht alles, was in seiner Macht steht, damit dein Zustand sich bessert, und du trittst ihm dermaßen in den Arsch. Er weiß nicht mehr, was er tun soll. Vorher ist er weinend vor mir zusammengebrochen, weil er so verzweifelt ist.“ Okay, das war geschwindelt. Eigentlich war ich derjenige gewesen, der geheult hat, und Itachi hatte mir als starke Schulter zur Seite gestanden. Aber es stimmte, dass er mit seinem Latein und seinen Nerven völlig am Ende war. Ich meine, wer ausgerechnet mich um Hilfe bat, musste wirklich verzweifelt sein. „Wenn du das hier trinken würdest, könntest du gesund werden und alles wäre wieder gut. Nicht?“ „Geh mir mit diesem Zeug aus den Augen“, blaffte er und fixierte die dunkle Flüssigkeit. „Nein, das werde ich nicht. Itachi-san hat mich gebeten, dir zu helfen, also versuche ich mein Bestes.“ „Dein Bestes versuchen? Dass ich nicht lache. Du kannst ja nicht mal ein Tablett von A nach B bringen, ohne dabei zehn Möbelstücke zu zerstören. Und so jemand will mich zwingen, etwas gegen meinen Willen zu tun?“ „Ja!“, antwortete ich ernst. Eine Sekunde später quietschte ich panisch, weil Sasuke mich mit seiner bandagierten Hand am Kragen gepackt hatte und mich zu sich herunterzerrte. Instinktiv kniff ich einfach nur die Augen zu. „Was?“, hauchte der Vampir mir ins Ohr. „Denkst du, ich beiße dich und trinke dein Blut?“ Ich nickte ängstlich, immer noch mit zusammengekniffenen Augen. „Tja, falsch gedacht.“ Er stieß mich von sich; nicht allzu stark, aber immerhin so, dass ich ein paar Schritte rückwärts taumelte. „Ich halte mein Versprechen von neulich. Ich halte mich so lange von dir fern, bis du mich bittest, dich zu nehmen.“ „Das heißt, du kratzt lieber ab?“, fragte ich entsetzt. Er wagte es tatsächlich zu nicken. Ich verzog das Gesicht. Er wollte allen Ernstes draufgehen, nur weil ich mich nicht seinem Willen beugen wollte? Wie arrogant und egoistisch war das denn? „Du … du …“, stammelte ich, „du Scheißkerl!“ Das Blut war im Glas umhergeschwappt, als er mich hin- und hergerissen hatte, doch weil es nur zur Hälfte gefüllt war, war nichts übergelaufen. Wutentbrannt hob ich es in die Höhe, rannte auf das Bett zu, stürzte mich auf ihn und rammte den Rand zwischen Sasukes Lippen, bevor er auch nur ein süffisantes Grinsen von sich geben konnte. Er schnappte gerade noch erschrocken nach Luft. Ich hörte ein lautes „Gluck!“, und das Glas war mit einem Zug komplett geleert. Keuchend – einerseits vor Anstrengung, andererseits vor Erleichterung – kletterte ich von der Matratze und zog das Glas aus seinem Mund wie einen Stöpsel. Mein Chef glotzte mich fassungslos an. Ein überglückliches, leicht benebeltes Lächeln trat auf mein Gesicht. Ich hatte es geschafft. Sasuke hatte das Blut tatsächlich getrunken. Genau in dem Moment, als unsere Blicke sich trafen, spuckte er mir das gesamte Blut entgegen. Die rote, zimmerwarme Flüssigkeit klatschte mir ins Gesicht und ergoss sich über die Hälfte meines T-Shirts. Mit einem lauten Ächzen wich ich einen Schritt zurück und schaute entsetzt an mir herunter. Der Lebenssaft durchnässte meine Kleidung und klebte sie an meinen Oberkörper, lief in meine Augen und sogar in meinen Mund. Ich spuckte angeekelt aus, doch der metallische Geschmack hatte sich bereits unwiderruflich auf meiner Zunge festgesetzt. Hastig wischte ich mir mit den Handrücken die Augen, die zu tränen begannen. „Ich sagte doch, dass ich das nicht trinken werde, Naruto.“ Ohne jegliche Emotion in der Stimme schnappte mir Sasuke das leere Glas aus der Hand und schleuderte in eine Ecke, wo es laut klirrend am Gestein zerbrach. „Geh!“ Lange glotzte ich ihn an, entgeistert, und er glotzte zurück, befehlend. Das ging eine ganze Weile so. Es gab vieles, was ich hätte tun können – schreien, ihm an die Gurgel springen, fluchend auf und ab hüpfen oder mit Heulen anfangen wie ein zorniges Kind – doch ich drehte mich nur um und verließ den Raum. Erst, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel und Itachi an meiner Seite erschien, wurde mir bewusst, was eben passiert war. Verdattert hob ich den Kopf, als der große Mann eine tröstende Hand auf meine Schulter legte. Dann brachen bei mir alle Dämme. Tausende und abertausende dicke Krokodilstränen quollen aus meinen Augen. Sasukes Stimme hallte wie ein düsteres Mantra in meinen Gedanken. „Ich halte mein Versprechen von neulich. Ich halte mich so lange von dir fern, bis du mich bittest, dich zu nehmen.“ Ich erinnerte mich an seine Worte. Vor ein paar Tagen hatte er das zu mir gesagt. Nach dem dritten meiner dämlichen Mordanschläge stand Sasuke plötzlich in der Türangel und amüsierte sich köstlich über meine schmerzhafte Lage. Zuerst wollte ich ihm einfach den Kopf abreisen, aber dann kamen wir ins Gespräch … Wütend stand ich mitten in Sasukes Büro und warf die unnütze Bibel gegen die Lampe (die logischerweise zu Bruch ging) und trat gegen die Betonwand, wobei mein Körper einen Kollateralschaden erlitt. Zuerst mein Fuß, der so sehr schmerzte, das ich auf einem Bein durch die Gegend hüpfte; dann mein Kopf, den ich mir durch das Gehopse an einem Regal stieß, dadurch umkippte und mir die Hüfte an der massiven Schreibtischkante prellte; und deshalb wiederum hinfiel und qualvoll aufschreiend auf dem Steißbein landete. Danach rollte ich mich, weiterhin fluchend, auf dem Boden herum, damit die Schmerzen aufhörten. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete ich, wie sich plötzlich ein Schatten in den Türrahmen schob, und fuhr zusammen. Ruckartig setzte ich mich auf. Es war mein Chef, und das unnahbare, kühle Schwarz seiner Vampiraugen ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. „Was ist?“, fragte ich giftig. Möglichst unauffällig ballte ich die Fäuste an meinen Seiten und bereitete mich darauf vor, ihn so fest ich nur konnte zu schlagen. „Warum guckst du mich so an? Willst du wieder versuchen, mich zu beißen?“ Sasuke verschränkte die Arme, ohne eine Mine zu verziehen. „Nein“, antwortete er schlicht. Das warf mich dann doch etwas aus der Bahn. „Hä? Wieso nicht?“ Meine Fäuste lösten sich wieder, mein Kampfgeist verpuffte. Irgendwie war ich ein bisschen enttäuscht. Ich hätte ihm gerade gern eine reingehauen. „Weil“, betonte er süffisant, „du mich angeschrien hast, ich solle dich nicht anfassen.“ Ich hob eine Augenbraue. „Ja, na und?“ Sonst ließ der reiche Mistkerl sich doch auch nichts verbieten. Er zuckte mit den Schultern und drehte den Kopf zur Seite. „Ganz einfach: Ich werde deinem Wunsch nachkommen und dir so lange nicht mehr nahe kommen, bis du sagst: ‚Sasuke-sama, bitte fasst mich an‘.“ Lachend brach ich auf dem Fußboden zusammen. „Haha! Waaas?!“, kreischte ich. „Das soll ich sagen? Hahaha! Und dich dabei auch noch siezen?! Ahahahaha! Das glaubst du doch wohl selber nicht!“ Er verzog grimmig das Gesicht, und wäre ich nicht so damit beschäftigt gewesen, mir den Bauch zu halten und mich auf den Fliesen hin und her zu rollen, hätte ich vielleicht das Zucken um seine Augenwinkel bemerkt. „Du wirst schon noch sehen“, prophezeite er mir. „Irgendwann wirst du wollen, dass ich dich berühre, und dann wird es dir die größte Qual sein, wenn ich es nicht tue.“ Ich wischte mir eine gelachte Träne aus dem Augenwinkel. „Ja, ja, träum ruhig weiter.“ Sasuke zischte boshaft, dann drehte er sich auf dem Absatz herum und stiefelte aus dem Zimmer. „Hör auf meine Worte“, schrie er mir hinterrücks zu, „du wirst es wollen, mehr als alles andere. Schon bald wirst du angekrochen kommen und mich anflehen, dich anzufassen. Also merk dir diesen Satz gut!“ Wie ein Käfer lag ich auf dem Rücken und wischte mir das Gesicht trocken; ich rollte mich herum, um Sasukes Silhouette nachzuschauen, die im dunklen Flur immer kleiner wurde, bis sie schließlich ganz verschwand. „Ich werde dir so lange nicht mehr nahe kommen, bis du sagst: ‚Sasuke-sama, bitte fasst mich an.‘“ Säuerlich runzelte ich die Stirn. „Schon bald wirst du angekrochen kommen und mich anflehen.“ Was für ein Arschloch. „Als ob ich so etwas jemals sagen würde!“, brüllte ich in die Richtung, in die er gegangen war – wohlwissend, dass er es noch hören konnte. Es kam keine Antwort, aber damit hatte ich auch gar nicht gerechnet. Ich setzte mich auf, hockte mich in den Schneidersitz und starrte auf den Fußboden. Mein wütendes Gesicht glättete sich und wurde nachdenklich. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich meinen Chef noch kein einziges Mal mit „Sasuke-sama“ angesprochen hatte. Genau genommen hatte ich ihn noch nie angesprochen. Meine Stimme war nur ein Flüstern, als ich laut überlegte. „Hmm … Sasuke…sama …“ Verzweifelt raufte ich mir das Haar. Ja, verdammt! Es hatte sich toll angefühlt, seinen Namen zu sagen, sehr toll sogar! Aber das half mir jetzt auch nichts mehr. Sasuke hatte das Blut, seine lebensrettende Medizin, einfach wieder ausgespuckt. Er hatte nicht einmal versucht mich zu beißen, obwohl er die Chance dazu gehabt hatte. Er wollte nicht mehr leben. Itachi hatte mich bereits in eines der Wohnzimmer gebracht, ein großer Raum mit eleganter cremefarbener Einrichtung. Er saß neben mir auf der samtbezogenen Couch, wiegte mich in seinen Armen wie ein kleines Kind und saugte mit seinem Anzug die Tränen auf, die unaufhörlich über meine Wangen quollen. „Ich habe versagt“, heulte ich. „Er wird sterben! Er hat sich gegen alles geweigert. Ich konnte nichts tun.“ „Schon gut.“ Itachi säuberte mein Gesicht mit einem feuchten Tuch von dem gerinnenden Blut, das auf meiner Haut und in meinen Haaren zu verkrusten begann. „Du hast getan, was du konntest.“ „Aber das war nicht genug! Ich hätte ihn vielleicht noch retten können. Jetzt bin ich wahrhaftig ein Mörder.“ Ich hustete und erstickte fast an meiner eigenen Trauer. „Wieso hat er behauptet, sein Tod wäre ihm egal? Du wärst ihm egal? Wieso hat er sich nicht retten lassen? Wieso liegt ihm dieses dämliche Versprechen so sehr am Herzen, dass er sogar sterben würde, bloß um es nicht zu brechen?“ Und wieso, um alles in der Welt, bereute ich es, dass er mich nicht gebissen hatte? Vor weniger als einer Stunde noch hatte ich Itachi felsenfest gesagt, dass ich diese Schmerzen und Ängste nicht noch einmal durchstehen könnte. Wieso wünschte ich mir plötzlich, Sasuke hätte mein Blut gesaugt? Schweigend drückte Itachi mich in das weiche Polster, wuschelte mir wieder durchs Haar und strich mir beruhigend über den Rücken. Ich stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Perplex und vollkommen neben mir stehend kuschelte ich mich an seine kalte, harte, herzschlaglose Brust. Eine tote Brust. Die Brust eines Vampirs. Doch ich fürchtete mich nicht davor, nicht im geringsten. Warum nicht? Vor wenigen Wochen, als ich angefangen hatte für die Uchihas zu arbeiten, hatte ich regelmäßig Panikattacken erlitten. Der fehlende Puls, die kalte und steinerne Haut, das Bluttrinken, war mir alles zuwider gewesen. Ich hatte mich mit Siegeln, Knoblauchkränzen und Kreuzen zu schützen versucht wie ein Psychopath. Jetzt, gerade in diesem Moment, schmiegte ich mich Zuflucht suchend an einen Untoten. Was hatte sich geändert? Ich wusste nicht wann, ich wusste auch nicht wie, aber ich war zu einem Teil dieser Familie geworden. Eine Familie, wie ich sie niemals gehabt hatte. Und die Vorstellung, eines meiner Familienmitglieder zu verlieren – sei es noch so verachtend und gehässig zu mir gewesen –, brachte mich um. Itachi war so unbeschreiblich gut zu mir. Ich mochte ihn wirklich sehr. Er war der große Bruder, den ich mir immer gewünscht hatte. Auch zu Sasuke spürte ich, so ungern ich es auch zugeben wollte, eine gewisse … Verbindung. Ich wollte zu den Beiden und ihrem Leben gehören; egal ob als Diener oder Haustier. So krank sich das auch anhört, doch Sasuke war mir irgendwie richtig wichtig geworden. Ich habe dir den Tod gewünscht. Das habe ich wirklich. Aber jetzt ertrage ich den Gedanken nicht mehr, dass du stirbst. Wütend wischte ich mir mit dem Handrücken eine Träne aus dem Gesicht. Und ich werde es verdammt noch mal nicht zulassen, dass du einfach vor meinen Augen dahinkrepierst. Mit einem Satz war ich vom Sofa aufgestanden und preschte davon. Ich habe noch eine Rechnung mit dir offen, du Arsch. Glaub bloß nicht, dass du mir so leicht entkommst. „Wa…was hast du vor?“, sagte Itachi überrascht. Er versuchte, mich festzuhalten, doch ich rannte einfach weiter. „Naruto-kun?!“ „Ich werde diesem elenden Mistkerl zeigen, was passiert, wenn er sich mit Uzumaki Naruto anlegt!“, rief ich ihm hinterrücks zu, bevor ich die Türe zu Sasukes Krankenzimmer aufstieß. Aufrecht und voller Tatendrang stapfte ich in den Raum. Stiefelte schnurstracks zum Bett, schwang mich mit einem filmreifen Sprung auf die Decke und landete kniend auf Sasukes Hüfte – so, das ich ihn nicht verletzte, aber gleichzeitig so, dass er sich nicht davon winden können würde. Ich starrte meinen Chef entschlossen an. Dann ballte ich die Fäuste, so fest ich konnte. Biss meine Zähne fest aufeinander und nahm alle Kraft zusammen, die ich besaß. „Sasuke-sama, bitte fasst mich an“, entwich es mir verzweifelt. Mir stiegen wieder kleine Tränen in die Augenwinkel, als ich ihm mein Handgelenk entgegenstreckte. Die eine Faust direkt vor sein Gesicht haltend und die andere auf mein pochendes Herz gepresst, kniff ich die Augen zusammen und beugte den Kopf so weit, dass mein Kinn beinahe an meiner Brust lag. Alles nur, damit ich ihn nicht ansehen musste. Mein ganzer Körper zitterte vor Angst. „Ich flehe Euch an, Sasuke-sama, berührt mich!“ Ich spürte die fassungslose Mine regelrecht – seine großen runden, unendlich schwarzen Augen, die er so gut er konnte weitete. Seine perfekt geschwungenen Brauen, die er unter dem Verband leicht nach oben zog. Seine weichen Lippen, die sich verwundert ein Stück weit öffneten und mir seinen süßen Atem zuhauchten. „Du …“, flüsterte er, „willst wirklich, dass ich …?“ „Nimm, was du brauchst!“, schrie ich schon fast. „Nimm, was immer du willst! Nimm alles von mir, wenn es sein muss. Es ist mir egal. Aber bitte …“ Ich schluckte. „Bitte stirb nicht.“ Wie eine Statue kauerte ich da und bereitete mich auf den Moment vor, in dem der blutrünstige Vampir sich auf mich stürzen würde. Ich bereitete mich darauf vor, zusammenzuzucken, zu schreien, mich zu wehren, und dennoch alles mit mir geschehen zu lassen. Aber irgendwie passierte nichts. Zögernd öffnete ich erst das eine Auge, dann das andere. Sasuke sah mich amüsiert an. In seinem Blick lag ein leises Funkeln, seine trockenen Lippen waren zu einem milden Schmunzeln verzogen. Sein Gesicht strahlte unglaubliche Wärme aus, als er es genoss, wie ich mit tränennassen, glühenden Wangen auf seinem Schoß hockte und darauf wartete, dass er mir wehtat. Verlegenheit lag wie ein Felsklumpen in meinem Magen. Wütend – ob über seine Selbstgefälligkeit oder meine plötzliche Aufopferungsbereitschaft, ich wusste es nicht – rammte ich ihm das Handgelenk in den Mund. „Na los, du Drecksack“, blaffte ich, „jetzt fass mich endlich an!“ Das war das Stichwort. Seine Augen leuchteten blutrot auf, so grell, dass es selbst durch den Verband hindurch glühte. Mit einer Schnelligkeit und Kraft, die ich ihm in diesem Zustand niemals zugetraut hätte, richtete Sasuke sich plötzlich auf, packte meinen Arm mit beiden Händen, zerrte mich seitlich von seinem Schoß herunter und rollte sich über mich. Ich hatte vor Schreck nur einmal kurz blinzeln können, da hatte er mich auch schon unter sich begraben. Er drückte mein Handgelenk in das Kissen über meinem Kopf. Riss sein Maul auf. Und schlug seine Reißzähne in mich. Am Anfang schmerzte es höllisch. Ich spürte den stechenden Schmerz, der sich unter meiner Haut, in meinen Adern bildete, als Sasuke an mir saugte. Ich fühlte, wie er die Flüssigkeit aus mir zerrte, die Wärme, das Leben. Mein Arm schien sich zusammenzuziehen, meine Finger krümmten sich. Ich biss die Zähne aufeinander, um nicht zu schreien. Sasuke stieß mit der Zungenspitze gegen mein Handgelenk, um noch mehr Blut aus mir herauszupressen. Der Sog, den er mit seinem Mund erzeugte, riss mich mit sich. Ich bemerkte durch den dicken Nebel in meinem Hirn, wie mir langsam schwindelig wurde. Ich verlor das Gefühl in meinem Arm; erst kribbelten meine Finger, dann breitete sich das Prickeln aus, kroch durch meine Venen bis zur Schulter. Vor meinen Augen tanzten bunte Punkte, die allmählich schwarz wurden. Der hungrige Vampir lag mit seinem vollen Gewicht auf mir und fesselte mich an die Matratze. Aus seiner Kehle drang ein gieriges animalisches Knurren, er trieb die scharfen Fingernägel in mein Fleisch, um mich festzuhalten während er trank, und seine Hüfte presste sich an meine. Ich war absolut machtlos. Das einzige, was ich wahrnehmen konnte, war, wie mein Atem über meine stummen Lippen strich und mir warme Tränen über die Wangen rannen. Mein Körper zuckte, zitterte, vibrierte, während Sasuke sich über mir räkelte und alles Blut aus meinen Adern saugte. Selbst, wenn ich genug bei Verstand gewesen wäre, um mich bewegen zu wollen, hätte ich es nicht geschafft. Ich hatte gar keine andere Möglichkeit, als einfach nur dazuliegen und Sasukes Spielzeug zu sein. Ihn mit mir tun zu lassen, was immer ihm beliebte. Seine Begierden zu stillen. Mich ihm vollkommen willenlos hinzugeben. Und, Gott, fühlte sich das gut an … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)