Last Despair von Sky- (Beyond Birthdays Fall) ================================================================================ Kapitel 10: Finale ------------------ Wie ein Todesengel erhob sich Angeline vor ihrem neunten Opfer, welches vor Angst zitternd auf dem Holzstuhl saß. Sie trug Handschuhe und einen Motorradhelm um Spuren zu vermeiden. Hände und Füße des Opfers waren an Lehne und Stuhlbeinen gefesselt. „Hast du Angst, Jeffrey?“ fragte sie mit einem Ton in der Stimme, der wie eiskaltes Gift war. „Erinnerst du dich noch an damals? Damals, als du ein kleines Mädchen gekauft und mit ihm Pornos gedreht hast? Erinnerst du dich noch an ihre Schreie und Hilferufe?“ Doch Jeffrey antwortete nicht. Vielleicht lag es ja an dem blutverschmierten Fleischermesser, welches auf einem kleinen Klapptisch stand oder an der kleinen Engelsfigur daneben. Er wusste, was ihm noch bevorstand, denn er hatte davon bereits in der Zeitung gelesen. Die Engelmörderin war hinter den Entführern und Vergewaltigern von Angeline Heaven her und Jeffrey wollte noch heute die Stadt verlassen, um so schnell es ging von hier zu verschwinden. Doch sie war schneller gewesen, denn sie kannte seine Vorlieben ganz genau. Eigentlich wollte er sich nur eine billige und blutjunge Prostituierte suchen gehen und war dabei auf sie gestoßen. Sie hatte einen unglaublichen Körper und schien gerade mal 18 Jahre alt zu sein. Erst als sie im Wagen waren, offenbarte sie ihm, dass sie Angeline Heaven war und hatte ihn brutal niedergeschlagen. Dann war er auf diesem Stuhl gefesselt aufgewacht und nun würde er sterben. Er hatte Angst, Todesangst und wünschte sich, er wäre es damals gewesen, der ihr die Kugel in den Schädel jagte denn dann wäre sie garantiert tot gewesen. „Hör mal Kleines, es tut mir leid was damals geschehen ist.“ „Lüge“, entgegnete sie mit schauderhafter Singsangstimme und hielt ihm das große Fleischermesser an die Halsschlagader. „Wenn es dir Leid getan hätte, dann hättest du dich gestellt. Glaubst du wirklich, ich wäre so naiv? Ich weiß, dass du ein ganz großes Tier in der Kinderporno-Szene bist und sicherlich mehr als nur drei oder vier Kindern das Leben kaputt gemacht hast. Deine Vorgänger haben die gleiche Nummer abgezogen, aber dabei wussten sie, dass es bereits zu spät war. Tja wie sagt man so schön: Lügen haben kurze Beine…“ Mit einem kräftigen Tritt in die Magengegend wurde Jeffrey zusammen mit dem Stuhl nach hinten gerissen und landete auf dem Boden. Er bekam Todesangst und wollte etwas sagen, da sauste das Messer nieder und eine tiefe Wunde wurde in seinen Fuß geschnitten. Blut spritzte hervor und wie eine Wahnsinnige hackte Angeline auf die Stelle ein, bis das Messer im Knochen stecken blieb. Ein rasender und betäubender Schmerz durchzuckte Jeffreys Körper und er hatte das Gefühl, jeden Moment ohnmächtig zu werden. Als ob das nicht genug wäre, packte Angeline sein Bein und begann den Fuß gewaltsam abzusägen. Jeffrey schrie und hatte das Gefühl dass es ihn in Stücke reißen könnte und wünschte sich in diesem Moment nur noch den Tod, doch der kam nicht. Als sein rechter Fuß abgetrennt worden war, machte sie sich an den anderen und als dies vollbracht war, richtete sie den Stuhl wieder auf. Er hoffte, dass ihn eine Ohnmacht erlösen konnte, aber die kam nicht. Stattdessen musste er hilflos mit ansehen, wie sie an seinem Handgelenk ansetzte. Mit der einen Hand stützte sie sich mit aller Kraft auf seinem Arm ab und schlug zu. Dieses Mal schaffte sie es mit je einem Hieb seine Hände abzutrennen und wieder schrie der Gefangene auf. Tränen rannen sein Gesicht hinunter und als er die Augen wieder öffnete, wurde ihm das Messer in die Augen gerammt. Er war nun vollkommen blind und hilflos. „Bitte“, stammelte er unter Qualen und begann zu weinen „Oh bitte…“ Doch der Schmerz und der Blutverlust waren zuviel für ihn und so wurde er ohnmächtig. Sein Kopf kippte nach hinten und er rührte sich nicht mehr. Angeline zog ihre blutigen Handschuhe aus und zog sich neue über. Dabei summte sie ein Lied vor sich hin und holte aus ihrer Tasche Nadel und Faden. Wie auch schon bei ihren anderen Opfern hatte sie auf die Ohnmacht gewartet bzw. sie selbst durch einen Schlag herbeigeführt und die Zeit genutzt um ihrem Opfer die Gelegenheit zu nehmen, noch irgendein Wort zu sagen. Sie ging mit nüchterner Einstellung an die Sache heran und empfand weder Schuld noch Befriedigung. Dazu hatte sie noch keinen Grund, denn die Sache war erst mit ihrem letzten Opfer vorbei. Als dann Jeffrey zu erwachen begann, nahm sie eine 150cm lange Eisenstange und schlug mit aller Kraft auf den Schädel ein. Ein hässliches Knirschen erschallte und Blut spritzte aus der Wunde und erst nach ca. vier weiteren Schlägen stoppte Angeline und hielt keuchend inne. Ihre Sicht begann zu verschwimmen und ihre Kontaktlinsen verrutschten. „So ein Dreck aber auch…“ Seit man ihr mit einem brutalen Schlag gegen die Schläfe ihren Sehnerv verletzt hatte, war sie auf dem linken Auge fast völlig blind und auf dem rechten Auge wurde ihre Sehkraft auch zusehends schlechter. Wenn sie Pech hatte, dann würde sie in ein paar Jahren völlig blind sein. Es konnte aber auch sein, dass es bereits in ein paar Monaten soweit war. Und bevor das geschah, wollte sie noch ihren Vater töten. Er musste sterben! Da sie keinen Spiegel dabei hatte, nahm sie ihre Kontaktlinsen heraus und holte stattdessen ihre Brille aus dem Etui, welche sie immer dabei hatte. Sie präparierte die Augen des Engels und setzte ihren Motorradhelm wieder auf. Jetzt würde das Spurenverwischen folgen, das hatte ihr Ryuzaki ans Herz gelegt. Das, was man am letzten Tatort gefunden hatte, war zum Glück nicht ihr Haar, sondern das ihrer schwarzen Perserkatze Sokrates, welches an ihrer Kleidung geklebt hatte. Dass sie beim letzten Mal schlampig gearbeitet hatte, war nicht beabsichtigt, aber wenigstens hatte sie beim Spurenverwischen höllisch aufgepasst. Während der ganzen Zeit hatte sie ihren Lederanzug getragen und auch wenn sie in dem Ding höllisch schwitzte, so war dieser Anzug ideal um das Zurücklassen von Hautpartikeln zu verhindern. Plötzlich klingelte ihr Handy und der Klingelton, ein Liedausschnitt aus AKADOs Lied „Kuroi Aida“, ertönte. Das Display zeigte dass ihre Mutter auf der anderen Leitung war. „Hier Amy Hollow.“ „Amy, sag mir wie die Dinge bei dir stehen.“ „Ich bin hier fast fertig und werde mit der nächsten Maschine ins Ausland reisen.“ „Die Polizei ist euch auf den Fersen.“ „Um Agent Kazan haben Ryuzaki und ich mich schon gekümmert Mum, keine Sorge.“ „Die wissen Bescheid dass ihr diesen Kazan entführt habt! Die sind auf den Weg, um ihn da rauszuholen. Um Gottes Willen Amy, vergiss deinen Vater und mach dass du da wegkommst!“ „Mum, vertrau mir einfach.“ Damit legte Angeline auf und packte ihre Sachen. Nun wählte sie die Nummer von Ryuzakis Handy und zu ihrer Erleichterung nahm er ab. „Was gibt’s, Amy?“ „Roter Alarm Ryuzaki, die wissen Bescheid. Die haben gemerkt, dass Kazan entführt wurde. Pack deine Sachen, setz den Bullen irgendwo ab und verschwinde mit dem nächsten Flieger. Ich werde nachkommen.“ „Bist du lebensmüde? Die knallen dich ab, wenn du mit der Knarre reingehst. Das ist Mafiaterritorium!“ Doch da legte Amy auf und eilte zu ihrem Motorrad. Sie konnte nicht einfach so gehen, ohne ihre Rache beendet zu haben. Sie musste es um jeden Preis zu Ende bringen, selbst wenn der Preis ihr Leben sein sollte. „Scheißdreck verdammt. Die bringt sich noch um!“ Ryuzaki war vollkommen aus dem Häuschen und versuchte, Angeline anzurufen, jedoch schien sie nicht an ihr Handy zu gehen. Als er gemerkt hatte dass es keinen Zweck hatte, warf er das Mobiltelefon gegen die Wand und ging auf Kazan zu. Die Waffe hielt er auf Kazan gerichtet. „Sie haben Naomi Misora eine verschlüsselte Botschaft zukommen lassen, nicht wahr? Jetzt wird Amy bewaffnet mit ihrem Motorrad da reinrasen und eine Kamikazenummer abziehen. Sie wird draufgehen und das wird Ihre Schuld sein! Bei der Silver corp. wird es ein Blutbad geben!“ Mit der Waffe im Rücken wurde Kazan nach draußen gebracht, durch eine Hintergasse zu seinem Wagen. Ryuzaki setzte sich ans Steuer und raste los. „Eigentlich sollte ich Ihnen eine Kugel zwischen die Augen jagen, aber das wird Amy auch nicht retten…“ Jetzt wurde Kazan alles klar und endlich hatte er alles durchschaut: Die beiden waren nicht nur Komplizen, sondern standen in einem sehr engen Freundschaftsverhältnis zueinander und nun wollte Ryuzaki sie davon abhalten, direkt in ihren Tod zu rennen. Wie lange ging das eigentlich schon und wann hatten sie sich denn kennen gelernt? Diese Fragen würde Kazan wohl nicht so schnell klären können, denn kaum, dass er sich angeschnallt hatte, trat Ryuzaki das Gaspedal los und raste los. Dann schließlich hielt er irgendwo abseits von Downtown an und befahl Kazan, auszusteigen. „Ihre Rolle in diesem Spiel ist vorbei. Leben Sie wohl…“ Es war dem FBI-Agenten so, als wäre es das letzte Mal, dass er Ryuzaki jemals lebend wieder sehen würde und er wollte ihn aufhalten. Doch andererseits spürte er, dass er nichts würde ausrichten können. Er war unbewaffnet, Ryuzaki hatte ein Auto, ein Messer und die Dienstwaffe. Er konnte froh sein, dass dieser ihn überhaupt am Leben ließ und so sah er dem Wagen, seinem Wagen, hilflos hinterher. „Ryuzaki…“, murmelte er und senkte den Blick. Im Inneren spürte er, dass er verloren war, ebenso wie Angeline Heaven. Beyond Birthday hatte bereits die Höchstgeschwindigkeit erreicht und raste in halsbrecherischen Manövern die Straßen entlang, an Autos vorbei und über rote Ampeln mit direktem Kurs zur Silver corp. Er musste Amy daran hindern, sich von zig Mafiosi und Polizisten abknallen zu lassen und im Moment war es ihm auch egal, wenn man ihn fassen und wieder einsperren würde. Wichtig war, dass er dieses sture Ding endlich zur Vernunft brachte. So verbohrt sie auch in ihre Rachegedanken war (er konnte sie da wirklich gut verstehen), es war der reine Selbstmord und dass sie auch noch von ihm verlangte, seelenruhig ins Flugzeug zu steigen, war nun der Gipfel der Unmöglichkeit. Was dachte sie sich überhaupt dabei? Plötzlich hörte er Sirenen hinter sich und zwei Polizeiwagen mit Blaulicht fuhren ihm hinterher. „Scheißdreck, die Bullen haben mir gerade noch gefehlt….“ Als eine scharfe Kurve kam, trat er die Bremse durch und riss das Lenkrad herum. Laut quietschten die Reifen und der Wagen drohte von der Fahrbahn abzukommen, doch er schaffte es noch rechtzeitig und nachdem er die Kurve passiert hatte, gab er wieder Vollgas. Das Ganze lief überhaupt nicht wie geplant. Amy hatte doch versprochen, dass sie alles gut durchdacht hatte und dass ihr niemand auf die Schliche kommen würde, dazu hatte er ihr damals alles gezeigt was es zu beachten galt, wenn man einen Mord beging. Sie hatten sich vor ungefähr drei Jahren kennen gelernt, genauer gesagt einen Monat, bevor sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Er wurde zu dem Zeitpunkt mit einer Schussverletzung eingeliefert und sie hatten sich in der Cafeteria kennen gelernt. Dass aus ihnen mal ein kriminelles "Pärchen" werden würde, hatten sie zu dem Zeitpunkt noch nicht geahnt. Doch Beyond Birthday, der sich selbst stets Rue Ryuzaki nannte, hatte ihre kriminelle Ader gespürt und erkannt, was in ihr steckte. Er hatte es selbst auch: Ein namenloses Monster, welches vom Blut seiner Opfer lebte und durch Hass, Trauer, Schmerz und Angst genährt wurde. Seit seiner Geburt hatte er dieses Monster in sich, doch er konnte es eine Zeit lang zurückhalten. Seine Mutter und seine Freunde gaben ihm die Kraft dazu, doch mit jedem Verlust wurde das Monster in seinem Inneren stärker und stärker, bis es schließlich schaffte die Kontrolle über seinen Geist zu übernehmen. Beyond Birthday, der durch die vielen Traumata eine Art Persönlichkeitsspaltung entwickelte, schuf zu dem Zweck die Identität „Rue Ryuzaki“. Ein eiskalter, fast emotionsloser Beobachter, welcher die Kraft besaß das Monster zu bändigen, solange er ihm keine Gelegenheit dazu gab, auszubrechen. Als er erkannt hatte, dass der Auslöser sein Augenlicht war, hatte er sich vollkommen abgeschottet und versucht, seine Augen vor der Welt zu verschließen. Und wenn er jemanden ansah, so kostete es ihm unglaublich viel Kraft, den Morddrang zu unterdrücken. So ähnlich ging es wahrscheinlich auch Amy, jedoch unterschied sich ihr Monster erheblich von seinem. Es entwickelte sich bzw. wurde erst nach ihrem Kopfschuss geboren und während ihres Komas nährte es sich von ihren traurigen Erinnerungen und nachdem die Erinnerung zurückgekehrt war, übernahm das Monster die Persönlichkeit von Angeline Heaven und nur Amy Hollow blieb übrig. Diese ließ sich auf den Einfluss des Monsters ein, ohne dabei vollständig von ihm eingenommen zu werden. Doch so wie es schien, hatte das Monster die Kontrolle über sie erlangt und es würde nicht mehr lange dauern, da würde sie vollkommen von ihrem Schmerz und ihren Ängsten zerfressen werden. Nur er wusste, was in ihr vorging und war deshalb der Einzige, der ihr helfen konnte. Er musste es irgendwie schaffen, sie aus diesem Teufelskreis herauszuholen und wenn er sich nicht beeilte, dann war es wahrscheinlich zu spät. Nach einer mehr als lebensgefährlichen Fahrt erreichte er endlich die Silver corp. Es war ein mehrstöckiger Glasbau, fast identisch mit einem der Zwillingstürme, jedoch nicht so gewaltig hoch. Es gab ungefähr 13 bis 15 Stockwerke und soweit er informiert war, arbeitete der Inhaber Joshua Silver im obersten Stockwerk. Dieser Mann hatte im Gegensatz zu seiner Ex-Frau ziemlich viel Dreck am Stecken und viele Beziehungen zur Mafia. Sicher war das Gebäude jetzt voll von diesen Individuen und wahrscheinlich auch Polizisten. Wenn Amy einfältig genug war und einfach so mit der Knarre reinspazierte, dann war sie schneller Schweizer Käse, als sie blinzeln konnte. Als er den Parkplatz erreichte, hielt er mit Vollbremsung an und hätte er seinen Sicherheitsgurt nicht angelegt, dann wäre er durch das Fenster geschleudert worden. Hart wurde sein Brustkorb zugedrückt und presste seine Luft aus den Lungen. Kraftlos prallte Beyond gegen den Sitz und rang nach Luft. „So was liegt mir echt nicht…“ Nachdem er sich einigermaßen gefangen hatte, schnappte er sich die Pistole und sein Messer und stieg aus dem Wagen aus. Alles drehte sich um ihn und kurze Zeit wurde ihm schwarz vor Augen. Sein Kreislauf hatte sich irgendwie noch nicht richtig erholt und etwas benommen stützte er sich am Wagen ab. Er hatte es noch rechtzeitig vor Amy geschafft und er betete, dass es noch nicht zu spät war. Sein Atem wurde schwer und laut, ihm wurde schlecht und alles begann sich wie in einem riesigen Strudel um ihn herum zu drehen. Er torkelte zur Seite, schaffte es nicht, sich irgendwo festzuhalten und fiel nach vorne, wo er regungslos liegen blieb. „Links Raye, du musst nach links“, rief Naomi während sie die Karte in der Hand hielt und auf den kleinen Bildschirm schaute, auf dem das Signal von Kazans Peilsender zu sehen war. „Verdammt Naomi hetz mich nicht so. Ich fahr eine Abkürzung! Wenn ich links fahre, komm ich direkt auf die Hauptstraße und da ist gerade Rush Hour“, ranzte Raye sie gereizt an und seine Hände hielten verkrampft das Lenkrad fest. Es war ein Fehler, Naomi mitzunehmen. Zwar war sie eine der besten FBI-Ermittler gewesen und er schätzte ihre Meinung sehr, aber er sorgte sich auch um sie, denn er kannte diesen Ryuzaki nicht und sicher war dieser nicht alleine. Was war, wenn Naomi dabei etwas passierte? Ach was, er benahm sich ja noch schlimmer als eine überfürsorgliche Mutter. Seine Verlobte war kampfsporterprobt und hatte schon öfter mit gefährlichen Kriminellen zu tun gehabt. Aber er fühlte sich in ihrer Gegenwart so unsicher und verwundbar und genau aus diesem beschissenen Grund wollte er, dass sie zuhause blieb. „Okay Raye, jetzt musst du rechts abbiegen und dann geradeaus.“ Er antwortete nicht, gehorchte dennoch und fuhr die kleinen Seitenstraßen entlang. Es dauerte nicht lange, da erreichten sie ein fast völlig verlassenes Viertel und sahen ihren Freund Steven Kazan, der an einer Bushaltestelle wartete. Als er den Wagen sah, winkte er ihnen hastig zu. Raye und Naomi sahen sich verwirrt an, denn sie hatten angenommen, er wurde irgendwo festgehalten werden. Hastig stieg Kazan ein und gab Raye Bescheid, dass er sofort losfahren sollte. „Dein Ryuzaki hat sich zur Silver corp. aufgemacht, um seine "seelenverwandte" Komplizin aus der Schusslinie der Mafia zu holen. Die beiden haben mich die ganze Zeit an der Nase herumgeführt und mich hinterrücks überrumpelt. Wir müssen sofort zu ihnen, um ein Blutbad zu verhindern.“ „Sollten wir nicht besser auf Unterstützung warten?“ fragte Raye etwas nervös, doch Naomi und Kazan waren da anderer Meinung. „Wenn wir sie rechtzeitig abfangen können, dann brauchen wir keine Verstärkung. Außerdem hat mir Angeline zu verstehen gegeben, dass sie nur ihren Vater töten wird und Ryuzaki hört auf sie. Wir können das auch alleine regeln. Wenn euch die Sache zu brenzlig wird, kann ich das auch alleine regeln.“ Doch Naomi ließ sich nicht einfach so ausgrenzen, sondern sagte sofort, dass sie mitgehen würde. Und da Raye nicht als Feigling da stehen wollte, sondern seine Verlobte beschützen wollte, willigte auch er ein. Schließlich erreichten sie den Parkplatz der Silver corp. und plötzlich hörte Kazan vom Rücksitz aus Naomi entsetzt schreien und Raye trat kräftig in die Bremse. Was war denn jetzt los? „Da liegt jemand…“ Schnell stiegen sie aus dem Wagen aus und eilten zu dem Mann hin. Es war Ryuzaki und er schien bewusstlos zu sein. Raye schien die Sache nicht zu gefallen und so hielt er Naomi zurück, die auf ihn zueilte. „Was ist wenn er nur schauspielert und auf eine Gelegenheit wartet, uns zu überrumpeln?“ „Dann geh ich eben“, sagte Kazan kurz entschlossen. „Und wenn er Dummheiten macht, dann schieß los oder hau mit Naomi ab. Ich komm auch gut alleine klar.“ Ohne auf Naomis und Rayes Worte zu hören, ging er zu Ryuzaki hin und drehte ihn um. Es schien nichts Ernstes zu sein. Seine Lippen waren beinahe farblos und er wirkte ziemlich blass. Anscheinend hatte er Kreislaufschwierigkeiten bekommen, da die Raserei ihm wohl zu schaffen gemacht hatte. Schnell entwaffnete er ihn und gab das Zeichen der Entwarnung. „Alles in Ordnung. Der wird gleich wieder zu sich kommen.“ „A…my…“ Langsam schlug Ryuzaki seine dunklen Augen auf und drehte langsam den Kopf in Rayes und Naomis Richtung. Raye hielt eine Pistole auf Ryuzaki gerichtet und schien bereit zu sein, sie jederzeit zu benutzen, doch dies belächelte der Kriminelle nur müde. Er war vollkommen benommen und so wie er aussah, würde er sicher nichts Dummes anstellen. „Ihr müsst Amy aufhalten…“ „Ist sie etwa auf den Weg hierher?“ Ryuzaki nickte schwach und versuchte sich aufzusetzen, schaffte es aber nicht ohne Kazans Hilfe. „Sie will… sie will es um jeden Preis zu Ende bringen, egal ob sie dabei getötet wird. Wir müssen sie aufhalten…“ Raye schien nicht zu verstehen, was hier vor sich ging, aber Naomi konnte zumindest teilweise alles zusammenzählen. Fragend sah sie ihren alten Freund an und sein Blick sagte mehr als tausend Worte. Schweigend standen sie eine Weile da, da fuhr Ryuzaki hoch und spitzte die Ohren. Naomi, Kazan und Raye taten es ihm gleich und hörten es auch: Das laute Motorengeräusch von Angeline Heavens Motorrad. „Oh nein“, brachte der am Boden Hockende fassungslos hervor. „Wir müssen sie aufhalten!“ Auch wenn er kaum in der körperlichen Verfassung war, sprang Ryuzaki auf, stieß Raye beiseite und eilte an Naomi vorbei, die wie zur Salzsäule erstarrt war und dann nach kurzem Zögern hinterher eilte. Nun folgten ihr auch die beiden Männer, allerdings hatte Raye nur das Ziel, Ryuzaki aufzuhalten. Kazan und Naomi wussten, was kommen würde und wollten dem BB-Mörder helfen, die heranrasende Gestalt auf dem Motorrad aufzuhalten. „Raye, schieß auf die Reifen!“ rief Naomi, ohne nach hinten zu sehen und ihr Verlobter reagierte sofort. Gezielt feuerte er zwei Schüsse ab, doch ohne Erfolg. In halsbrecherischen Schlängelmanövern raste Amy an ihnen vorbei, direkt auf das Glasgebäude zu und es dauerte nicht lange, da krachte die durch das Fenster. Das Glas splitterte, die Scherben schnitten im Flug Wunden in Kazans Haut und schützend mit der Hand vor Augen eilte er Angeline hinterher. Diese war kurz vor dem Zusammenstoß mit einer Wand vom Motorrad abgesprungen und hatte sich gut gefangen. Noch bevor Kazan sie erreichen konnte, war sie bereits im Fahrstuhl und die Türen geschlossen. Blutstropfen markierten ihre Spur, deuteten auf eine tiefe Wunde hin, die sie sich durch ein Bruchstück der Glasscheibe zugezogen hatte. Während Naomi die Aufgabe übernahm, das FBI zu alarmieren und auf Ryuzaki aufzupassen, nahmen Raye und Kazan die Verfolgung auf. Plötzlich fiel der Strom aus. „Sie wird im Aufzug stecken bleiben. Wir müssen herausfinden, in welchem Stockwerk sie geblieben ist.“ Keuchend hielt sich Angeline ihre blutende Wunde in der rechten Seite und umklammerte die Waffe in ihrer Hand. So war das nicht geplant. Eigentlich sollte alles erst in drei Tagen stattfinden, alles fein säuberlich wie bei den anderen Opfern durchgeführt werden. Doch leider hatte es nicht so funktioniert, wie sie es geplant hatte. Dieser Agent Kazan war schlauer gewesen, als sie gedacht hatte und hatte sie viel schneller durchschaut. Ryuzakis Aufgabe war es gewesen, Kazan zu ihrer Vergangenheit zu führen, denn egal was kam, es gab keinen offiziellen Beweis, dass sie es war. Jetzt war es ihr egal. Sie musste ihren Vater töten, bevor sie nicht mehr in der Lage war, ihn zu sehen. Dass es für ihr Augenlicht keine Hoffnung mehr gab, wusste sie bereits und deshalb hatte sie nichts mehr zu verlieren. Plötzlich hielt der Aufzug mit einem Ruck an und das Licht fiel aus. „Scheiße…“ murmelte sie und holte die kleine Taschenlampe aus ihrer Tasche. Wenn sie schon nicht auf diesem Wege weiterkam, dann musste sie klettern. Zum Glück hatte sie immer einen Universalschraubendreher in ihrer Tasche und mit der kleinen Lampe zwischen den Zähnen begann sie, das Plateau aufzuschrauben und sich das Ganze mal näher anzusehen. Vielleicht konnte sie irgendetwas kurzschließen, oder den Aufzug wieder zum Laufen zu bringen. Leider stellte sich heraus, dass die komplette Stromversorgung ausgefallen war. Also blieb nur noch, die Fahrstuhltür gewaltsam aufzubrechen, oder aufs Dach zu steigen. Unter großer Anstrengung gelang es ihr, die Tür aufzudrücken. Ihr ganzer Körper spannte sich an und die Wunde in ihrer Seite blutete stärker. Der Schmerz durchzuckte sie und instinktiv hätte sie die Hände von der Tür genommen, doch sie klemmte sich den Schraubendreher zwischen die Zähne und biss zu, um das Schmerzempfinden zu lindern. Tatsächlich schaffte sie es, die Tür ganz aufzudrücken und sie hatte Glück: Ein Spalt, gerade mal groß genug um sich mit eingezogenem Bauch durchzuzwängen, lag frei und nach ein paar Versuchen gelang es ihr, durch den oben liegenden Spalt zu kriechen und sich wegzurollen. Es war dunkel und das verschaffte ihr einen klaren Vorteil. Wenn sie das oberste Stockwerk erreichte bevor der Strom wieder anging, dann konnte sie es unbemerkt zu Joshua Silver schaffen. Sie steckte ihre Sachen in ihre Motorradjacke und eilte weiter. Ihre Wunde schmerzte und sie hatte das Gefühl, dass ihre Sehkraft schlechter wurde. Schon seit einiger Zeit ähnelte ihr Blick den Aufzeichnungen einer Kamera: Total verwackelt, wenn sie sich bewegte und dabei ziemlich unscharf. Jedoch konnte sie die Bewegungen anderer mehr als scharf erkennen. „Also gut…“ Sie las sich die Raumnummern durch sodass sie erkennen konnte, dass sie sich in Stockwerk Nummer neun befand. Auch gut, nur noch vier Stockwerke. So leise wie es ihre Lederstiefel zuließen, schlich sie sich zur Treppe vor, bis sie plötzlich Geräusche von hinten hörte. „Wir haben hier Stromausfall! Geht hoch und beschützt den Boss!“ Ihr blieb wirklich nicht mehr viel Zeit und ihr war klar, dass es keinen Ausweg mehr gab, wenn sie es erst einmal geschafft hatte. Schnell eilte sie die Treppe hoch, doch irgendwie kam es ihr so vor, als würde sie im Schneckentempo vorankommen. Wahrscheinlich lag es daran, dass es stockfinster war und sie durch den steigenden Blutverlust schwächer wurde. Ihre Füße waren schwer wie Blei, ihre Arme wie gelähmt und ihr wurde kalt. Ein Zeichen dafür, dass ihr Kreislauf Alarm schlug und es bedeutete, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb, bis sie zu schwach war, um den Abzug zu betätigen. Soweit konnte und durfte es nicht kommen. Sie atmete schwer und eilte die Treppe hoch. Es schien so, als würde diese Treppe gar kein Ende mehr finden, dann aber erreichte sie das oberste Stockwerk. Keuchend stützte sie sich an der Wand ab und hinterließ mit ihrer Hand einen blutigen Abdruck. Sie war fast am Ziel, sie brauchte nur noch das Büro zu finden. Dieses befand sich am Ende des Flures und benommen stolperte sie vorwärts. Sie riss die Tür auf und zielte direkt mit der Waffe auf den Kopf von Joshua Silver, der gerade im Begriff war, aufzustehen und sich über den Stromausfall zu informieren. Ins Zimmer drang helles Tageslicht und Angeline erkannte etwas unscharf seine Silhouette. „Schön dich wieder zu sehen… Dad.“ Fassungslos starrte er in die Mündung ihrer Waffe und war nicht fähig, auch nur ein Wort zu sagen. Kazan und Raye hatten den stehen gebliebenen Fahrstuhl erreicht und sahen die Blutspuren. „Verdammt“, stieß Raye hervor. „Sie ist entkommen. Wir müssen sofort ins oberste Stockwerk, bevor es zum Blutbad kommt.“ Sie eilten die Treppen hoch, wobei Kazan nach und nach zurück fiel. Er war eben nicht mehr der Jüngste und so fit wie vor zehn Jahren war er auch nicht mehr. Dann plötzlich ging der Strom wieder an und vor ihnen lag schließlich das letzte Stockwerk und dicke Blutstropfen lagen als grausige Wegmarkierung den Boden. „Großer Gott…“, stammelte Raye und wurde blass. Kazan legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihm tief in die Augen. „Reiß dich zusammen Junge!“ Hastig nickte er und atmete tief durch. Schussbereit arbeiteten sie sich zum Büro vorwärts und hörten laute Stimmen. Eine davon gehörte eindeutig Angeline. „Du Scheißkerl hast mein gesamtes Leben ruiniert. Meines und das von Mum. Du verdammter Wichser verdienst den Tod!!!“ Sie schien aufgebracht zu sein und das war gefährlich. In solchen Situationen reagierte die Person panisch und konnte kaum noch klar denken. Bedeutete also, dass sie eventuell einfach auf jeden schießen würde, der ihr über den Weg lief. Doch im Moment hatten sie kaum Alternativen und so stießen sie die Tür auf und hielten die Waffen auf Angeline Heaven gerichtet. „Keine Bewegung! Waffen fallen lassen und Hände hinter dem Kopf!“ Doch Angeline reagierte nicht. Mit Tränen in den Augen umklammerte sie die Waffe und zitterte am ganzen Körper. „Amy“, schaltete sich Kazan ein und trat vorsichtig näher an sie heran. Sie schien ihn gar nicht zu bemerken, geschweige denn nicht zu sehen, sondern hielt die Waffe nach wie vor auf ihren Vater gerichtet. „Es wird alles wieder gut werden. Wir werden dir helfen, deinen Vater zur Rechenschaft zu ziehen, das verspreche ich dir. Deine Mutter ist auch auf dem Weg hierher.“ „Schnauze“, rief sie und hielt sich ihre blutende Wunde. Sie war tief und musste dringend versorgt werden. „Dieser Drecksack hier hat es nicht anders verdient. Er muss dafür bezahlen! Wenn Sie nicht verschwinden, knall ich auch Sie ab!“ Raye rührte sich nicht, sondern hielt die Waffe auf ihren Kopf gerichtet, bereit jederzeit loszufeuern, sollte sich auch nur ihr Finger am Abzug bewegen. „Amy, ich weiß, was du alles durchmachen musstest und verstehe deinen Schmerz. Aber wenn du ihn tötest, ruinierst du dir nur selbst das Leben. Ich bitte dich, es dir doch mal genauer zu überlegen. Wenn du ihn tötest, wirst du niemals frei sein und niemals ein neues Leben beginnen können.“ „Was wissen Sie denn schon?“ entgegnete Angeline und hatte sichtlich Mühe, noch auf den Beinen zu stehen. „Sie haben eine Familie, die auf Sie wartet. Eine glückliche und heile Familie, die hinter Ihnen steht. Sie haben gute Freunde, die vor keiner Gefahr zurückschrecken, um Ihnen zu helfen. Ich war ganz allein! Ich hatte niemanden!!!“ „Das stimmt nicht. Du hast eine liebevolle Mutter, die alles für dich tun würde und du hast Ryuzaki, der dir zur Seite gestanden hat. Willst du die beiden wirklich enttäuschen und wirklich ganz alleine da stehen?“ Dies schien Wirkung zu zeigen, denn langsam ließ Angeline die Waffe sinken. Raye wollte zu ihr eilen, sie entwaffnen und zu Boden werfen, doch Kazan hielt ihn mahnend zurück. „Ryuzaki ist extra hierher gekommen, weil er Angst um dich hat. Er ist auf den Parkplatz bewusstlos geworden und ist zurzeit bei meiner Kollegin. Er hat uns um Hilfe gebeten, weil er nicht will, dass dir etwas passiert. Ist dir das egal?“ „Ryuzaki…“ Zitternd ließ Angeline Heaven alias Amy Hollow die Waffe fallen, brach in Tränen aus und suchte Trost bei Kazan. Tröstend nahm dieser sie in die Arme und nickte Raye auffordernd zu. Dieser ging zu Joshua Silver, der dies alles schweigend mitverfolgt hatte. „Joshua Silver, Sie werden aufgrund unterlassener Hilfeleistung vorläufig festgenommen. Sie haben das Recht zu schweigen und alles was Sie sagen kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden.“ Damit wurden ihm die Handschellen angelegt und er wurde herausgeführt. „Du mieses Drecksstück“, rief er Angeline hinterher, während er rausgeführt wurde. „Dafür wirst du noch bezahlen!“ Schließlich erstarb das Geschrei und Kazan löste seine Umarmung wieder. Traurig sah Angeline ihn an und im Sonnenlicht war es so, als würden ihr grünes und ihr blaues Auge leuchten. Doch sie wirkten irgendwie leer und schienen durch ihn hindurch zu sehen. „Ich werde bald erblinden… Der Schlag von damals hat meine Sehnerven dauerhaft geschädigt und deshalb wollte ich es um jeden Preis zu Ende bringen bevor es endgültig zu spät ist. Es tut mir leid dass es so weit… kommen… musste…“ Sie verdrehte die Augen und brach zusammen, wie eine Marionette der man die Fäden durchgeschnitten hatte. Kazan fing sie auf und sah, dass sie totenblass war, ebenso ihre Lippen. Sie hatte viel Blut verloren und musste dringend ins Krankenhaus. „Amy, halt bitte durch…“ Es grenzte fast an ein Wunder, dass Angeline Heaven überlebte. Dank einer Bluttransfusion und einer Reihe sehr talentierter Ärzte war sie bald wieder überm Berg und erhob sofort Anklage gegen ihren Vater. Dieser wurde zu fünf Jahren Haft und einer horrenden Entschädigungssumme verklagt, wegen des Engelmordes konnte Angeline jedoch nicht belangt werden. Es gab keinerlei Beweise und die Indizien reichten leider nicht aus. Dafür kam sie aber in eine Heilanstalt um ihr Kindheitstrauma richtig verarbeiten zu können. Ryuzaki wurde in der Psychiatrie Opfer einer illegalen Elektroschocktherapie und aufgrund dieser Menschenrechtsverletzung kam er auf freien Fuß. Er wartete, bis Angeline entlassen war, dann reisten beide mit dem nächsten Flugzeug nach Japan, um dort zur Ruhe zu kommen. Alle waren zufrieden über dieses Ende, selbst Kazan, auch wenn es eigentlich offiziell eine Niederlage war. Er hatte das Gefühl, dass es rechtens war, dass Angeline die Chance bekam, ihr Leben in den Griff zu kriegen und einen Neuanfang mit dem Mann zu starten, der ihr beigestanden hatte und wirklich ein wahrer Seelenverwandter war, der ihr Kraft gab. Ungefähr zwei Jahre später erhielt Kazan dann schließlich einen Brief von Angeline. „Sehr geehrter Mr. Kazan, ich möchte mich noch im Nachhinein für Ihre Unterstützung und Ihr Verständnis bedanken, auch in Ryuzakis Namen. Sie haben mir gezeigt, dass das Leben nicht so schlecht ist, wie ich immer gedacht hatte und jetzt, da ich mit Ryuzaki, meiner Mutter und meinem neuen Stiefvater glücklich hier in Okinawa lebe, habe ich neue Hoffnung geschöpft und ich habe endlich eine richtige Familie. Außerdem hat Mums neuer Ehemann eine Möglichkeit gefunden, mein Augenleiden zu kurieren, sodass ich wahrscheinlich doch nicht erblinden muss. Endlich kann ich so leben, wie ich es mir immer vorstelle und das habe ich auch Ihnen zu verdanken. Wie kann ich mich jemals für Sie erkenntlich zeigen? Wenn Sie Naomi und Raye demnächst treffen sollten, dann gratulieren Sie ihnen doch bitte in unserem Namen für ihre Heirat. Wir konnten leider nicht ihre Adresse herausfinden. Ich hoffe, dass die beiden sowie auch Sie und Ihre Familie glücklich werden, und dass die Zukunft das Beste für sie bereithält. Hochachtungsvoll Angeline Heaven „Amy Hollow“ und Beyond Birthday „Rue Ryuzaki“ Lachend legte Kazan den Brief beiseite und konnte nicht fassen, was er da gelesen hatte. Dieser Ryuzaki hatte damals im Verhör also doch die Wahrheit gesagt, als er unter anderem behauptet hatte, dass sein Name Beyond Birthday war. „So ein verdammtes Schlitzohr…“ Sein Blick wanderte zu dem eingerahmten Foto auf dem Wohnzimmerschrank, wo seine Frau, Geschwister, Eltern und seine Söhne zu sehen waren. Auch Fotos von Raye und Naomi waren dabei. Etwas weiter daneben hatte er ein neues Foto platziert, welches ihn immer an den Engelmordfall erinnern sollte und daran, wie wichtig doch die Familie war. Auf dem Bild waren Ryuzaki zusammen mit Angeline zu sehen, dahinter stand lächelnd Rachel Heaven und die drei wirkten wie eine glückliche kleine Familie. Eine Familie, die aus einem Scherbenhaufen heraus zusammengefunden hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)