Time Changed Everything von Riafya (HP/LV) ================================================================================ Kapitel 46: Manipulation ------------------------ Vielen Dank an meine Beta für die Korrektur sowie an alle Kommischreiber und Leser! *alle knuddel* Ich bin wirklich immer wieder dankbar, so viele wunderbare Rückmeldungen zu bekommen. Hier ist auch gleich das neuste Kapitel und es gehört ganz ehrlich gesagt zu meinen persönlichen Favoriten. Hat wirklich sehr viel Spaß gemacht, es zu schreiben. Ich bin schon sehr gespannt, wie ihr es sehen werdet! Aber jetzt erst einmal viel Vergnügen bei einem der letzten Gespräche zwischen Harry und Tom in dieser FF. *eure geschockten Gesichter seh* Oh, vielleicht sollte ich hinzufügen, dass ich mich jetzt doch dazu entschieden habe, die FF zu splitten. Es ist aus mehreren Gründen sinnvoll, die ich an dieser Stelle noch nicht nennen möchte, da es zum Teil Spoiler wären. Vertraut einfach darauf, dass ich ausnahmsweise weiß, was ich tue... *hüstel* Egal, viel Spaß mit: __________________________________________ Manipulation Liebe Felice, ich vermisse dich. Ich habe jetzt solange nichts mehr von und über dich gehört, dass ich bereits das schlimmste befürchte. Nur Lunas Beteuerungen, dass du lebst, halten mich davon ab, nach Frankreich zu kommen und nach deinem Grab zu suchen. Dass Neville nun offensichtlich in Lebensgefahr schwebt, macht es auch nicht besser. Fel, wo bist du? Warum lässt du mich jetzt im Stich? Was ist mit dir passiert? Bitte melde dich. In Liebe, Harry ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wahrscheinlich hatte er einfach wieder zu wenig Schlaf bekommen. Das oder er wurde krank. Anders konnte Neville es sich nicht erklären, dass alles um ihn herum sich im Kreis zu drehen schien. Stöhnend stützte er sich an der nächsten Wand ab und ignorierte dabei die neugierigen Blicke, die ihm seine Mitschüler zuwarfen. Was war nur los mit ihm? In letzter Zeit war er immer so müde. Er war sogar in Professor Lupins Unterricht eingeschlafen, ausgerechnet bei ihm! Dabei liebte er seinen Unterricht. Es war der beste an der ganzen Schule! Jetzt hatte er seinen Lehrer sicher enttäuscht und Harry hatte es auch noch beobachten müssen. Wie grauenvoll! Warum musste so etwas immer ihm passieren? Manchmal hasste er sein Leben wirklich. Dass sein Schwindelgefühl partout nicht nachlassen wollte, machte es auch nicht besser. Womit hatte er das eigentlich verdient? „Weil du ihn anfassen wolltest“, sagte eine kalte Stimme, die ihm Angstschauer über den Rücken jagte. „Weil du nicht wusstest, wo dein Platz war! Weil du ihm wichtiger bist als ich. Dafür wirst du bezahlen.“ Neville riss entsetzt seine Augen auf und sah sich um. Dabei bemerkte er, dass Cho Chang zu ihm getreten war und ihn besorgt musterte. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie. „Du siehst so aus, als hättest du einen bösen Geist gesehen.“ Anstatt ihr zu antworten, sah er sich weiter um. „Wer hat gesprochen?“, fragte er. Seine Stimme zitterte. „Gesprochen?“, wiederholte sie und runzelte die Stirn. „Niemand, außer mir. Ich habe deinen Namen gerufen, aber du hast nicht reagiert. Geht es dir gut?“ Niemand hatte etwas gesagt? Er hatte es sich eingebildet? Wurde er jetzt verrückt? Oder hatte es etwas mit Voldemort...? Das wäre natürlich eine Erklärung! Irgendwie musste er es geschafft haben, in seinen Kopf einzudringen und ihn zu manipulieren. Deshalb war er in letzter Zeit so müde und unkonzentriert und hörte Stimmen, die nicht da waren! Am besten ging er sofort zu Professor Dumbledore und würde mit ihm darüber sprechen. Doch zunächst musste er Cho beruhigen. „Keine Sorge, mit mir ist alles bestens“, meinte er mit einem verlegenden Lächeln und rieb sich peinlich berührt den Hinterkopf. „Tut mir Leid, wenn ich dir Sorgen bereitet habe. Ich bin in letzter Zeit nur etwas abwesend, da ich die ganze Zeit an diese Prüfungen denken muss... aber für dich ist das sicher noch schlimmer, immerhin machst du deine UTZ.“ Sie erwiderte sein Lächeln. „Na ja, es geht. Eigentlich ist es bei euch viel schlimmer, immerhin müsst ihr noch nebenbei den Unterricht besuchen. Wir dagegen können uns voll und ganz aufs Lernen konzentrieren, das hat seine Vorteile.“ „Ja, das kann ich mir vorstellen“, entgegnete er, während sie für einen Moment vor seinen Augen verschwand und nur noch Schwärze übrig blieb. Er blinzelte verwirrt. Was war das denn schon wieder? Auch Cho hatte bemerkt, dass etwas geschehen war: „Bist du dir wirklich sicher, dass alles in Ordnung mit dir ist?“ „Ja, natürlich!“, sagte er lachend, als plötzlich die Schwärze wiederkehrte – und diesmal nicht einfach wieder verschwand. Das letzte, was er mitbekam, war Chos erschrockener Aufschrei, als er in sich zusammenbrach und ein furchterregendes Lachen, das er aus seinen Albträumen kannte. Danach gab es nur noch Schwärze. Schwärze und Leere. Verdammt. Jetzt würde er Harry wohl Kummer bereiten. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Er ist einfach so zusammengeklappt“, sagte Cho Chang zum etwa hundertsten Mal und sah schniefend in die Runde. „In einem Moment unterhalten wir uns normal und im nächsten liegt er vor mir. Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist, es tut mir Leid, es ist meine Schuld, ich hätte irgendetwas machen sollen!“ „Seien Sie nicht albern, Miss Chang“, sagte Albus sanft. „Sie hätten nichts tun können. Neville wäre sicher so oder so zusammengebrochen, ob Sie nun vor ihm gestanden hätten oder nicht.“ „Er sagte, es würde ihm gut gehen“, schluchzte sie und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Ich hätte nicht auf ihn hören, sondern Hilfe holen sollen. Es ist meine Schuld.“ Albus seufzte, sagte aber nichts. Offenbar hatte er endlich kapiert, dass es keinen Sinn machte, die Ravenclaw zu trösten. Harry war dankbar dafür. Es hatte genervt. Er stand neben dem Krankenbett seines Freundes, der mehr tot als lebendig wirkte. Wäre da nicht das regelmäßige Heben und Senken seiner Brust gewesen, man hätte ihn für eine Leiche halten können. Aber er war nicht tot. Er lebte. Noch. Hermione stand neben ihm und klammerte sich mit beiden Händen an Harrys Arm. Er ließ es zu, da er wusste, wie aufgewühlt sie sein musste, auch wenn sie nicht mehr weinte. Ihre Tränen hatten in dem Augenblick aufgehört, in dem sie Cho gesehen hatte. Sie war wirklich ein tapferes Mädchen. „Weißt du, was mit ihm ist, Poppy?“, fragte Albus. Die Heilerin hatte Neville bisher untersucht und stand nun untätig neben ihm. „Ich... bin mir nicht sicher“, sagte sie leise. „Ich habe so etwas in diesr Form noch nie erlebt. Er ist vollkommen gesund, sein Körper ist in Ordnung, aber seine Seele... es scheint fast so, als sei sie verschwunden.“ Hermione und Cho keuchten auf, während Harry die Stirn runzelte. „Was meinen Sie damit?“, fragte er Madam Pomfrey. „Ist es etwa wie nach dem Kuss eines Dementors?“ Alle anderen – Albus inbegriffen – sahen ihn entsetzt an, doch sie schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Bei einem Dementor bleibt nichts von der Seele übrig. Neville scheint jedoch so, als wären Bruchstücke seiner Seele über einen längeren Zeitraum nach und nach aus ihm gerissen worden, sodass jetzt nur noch ein kleiner Teil übrig bleibt. Ich.... habe so etwas ähnliches bisher nur einmal gesehen.“ „Und wann?“, fragte der Schulleiter von Hogwarts. Madam Pomfrey zögerte, ehe sie das sagte, was Harry schon die ganze Zeit gewusst hatte: „Bei Ginny Weasley.“ Hermione zuckte zusammen, während Cho aufhörte zu weinen und Albus die Augen schloss. Ginny Weasley. Ein Tabuthema. Eine Katastrophe. Ein Skandal. Ein schrecklicher, tragischer Unfall. Würde es zu einer Wiederholung kommen, wäre Hogwarts erledigt. Aber nicht nur die Schule, auch der Rest Englands würde darunter leiden, denn Neville durfte nicht sterben. //Warum eigentlich nicht?// Ehrlich gesagt hatte er keine Ahnung, aber eines war sicher: Er würde jetzt jemanden das Fell über die Ohren ziehen. Ohne weiter auf die verwirrten Blicke der anderen zu achten, wirbelte er herum und eilte aus dem Krankenflügel. Ronald wartete ein paar Gänge weiter auf ihn. In seiner Hand hielt er ein altbekanntes, schwarzes Notizbuch. Harry nahm es schweigend entgegen und nickte ihm zu, ehe er zum Ravenclawturm lief und sich in seinem Zimmer zurückzog. Stephen hatte ihm am Morgen erzählt, dass er sich mit einem Mädchen aus dem Schloss schleichen würde, das bedeutete, er hatte Zeit. Ein paar Alarm- und Schutzzauber sprechend, setzte er sich mit dem Tagebuch an seinen Schreibtisch und holte eine Feder und Tinte heraus. Hallo, Tom. Kurz geschah nichts, doch dann reagierte er endlich: Harry?! Aber... was machst du mit dem Tagebuch? Ich dachte, mein älteres Ich hat dir erklärt, dass es gefährlich ist! Du musst es sofort wieder weglegen! Hast du das auch zu Neville Longbottom gesagt, als er das erste Mal in dich hineingeschrieben hat? Damit hatte er offenbar die richtige Frage gestellt, denn er erhielt einige Zeit keine Antwort. Doch plötzlich erschienen zwei Arme in seinem Gesichtsfeld und im nächsten Moment wurde er umarmte. Allerdings war es keine normale, keine menschliche Umarmung. Es fühlte sich vielmehr so an, als hätte sich Wasser zu einer menschlichen Form materialisiert und würde sich nun vorsichtig an ihn drücken. Nur dass es nicht nass war, es war... schwer zu beschreiben. „Du hast es also herausgefunden“, umschmeichelte Tom Riddles samtene Stimme sein Ohr. Obwohl sein Mund in der Nähe seiner Haut sein musste, konnte Harry keinen Atem spüren. Sehr beunruhigend. „Aber etwas anderes hatte ich auch gar nicht erwartet. Du bist eben ein Genie.“ Die seltsame Substanz berührte für einen Augenblick seine Wange und Harry vermutete, dass es ein Kuss sein sollte. Was war hier los? „Was mich wundert“, fuhr Tom fort, „ist die Tatsache, dass du erst jetzt eingreifst. Du weißt es sicher schon länger, oder?“ Seine Hände begannen vorsichtig, forschend, neugierig über Harrys Körper zu wandern. War das die Seele aus dem Tagebuch? Wie lange war er darin gewesen? Wie war er entkommen? Was war los? Und wie sollte er damit umgehen? „Nanu, heute so schüchtern?“, fragte Tom schmunzelnd. Er hatte auf jeden Fall dieselbe Betonung wie sein erwachsenes Selbst, wenn er ihn ärgern wollte. „Ich bin eben überrascht“, sagte Harry, ohne sich zu rühren. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du plötzlich aus dem Tagebuch gesprungen kommst.“ „Gutes Argument“, meinte er und löste sich von ihm, damit Harry sich zu ihm umdrehen und ihn ansehen konnte. Es war ähnlich wie bei einem Geist, beschloss er, aber nicht dasselbe. Geister waren eine neblige Substanz, die stets in Bewegung war und gerade auf Erstklässler oft unheimlich wirkte. Das hier wirkte wie ein Puzzle, bestehend aus mehreren Flüssigkeiten, die irgendjemand einmal zusammengesetzt hatte. Ihm fielen Madam Pomfreys Worte ein: „... als wären Bruchstücke seiner Seele über einen längeren Zeitraum nach und nach aus ihm gerissen worden...“ Bruchstücke der Seele. Oh nein. Aber er schluckte sein Entsetzen herunter und sah ihn stattdessen mit einem neugierig-bewundernden Blick an. „Bei Merlin, wie hast du das geschafft? Das ist unglaublich.“ Sofort erschien ein selbstgefälliges Grinsen auf dem Gesicht des Anderen. Es war offensichtlich, dass er sich in der Bewunderung sonnte und ganz besonders in Harrys. Er hatte ihn. „Na ja, mein älteres Ich hat eigentlich gemeint, dass ich es dir nicht sagen sollte, für den Fall, dass wir uns begegnen“, meinte Tom und setzte sich auf Harrys Bett. „Aber wie es scheint, hat sich eure Beziehung geändert, was mich sehr freut.“ Er musterte ihn von oben und unten. „So einer Schönheit kann man schwer widerstehen.“ „Eines ist klar, dein älteres Ich hat viel dazu gelernt, was Flirtversuche angeht“, meinte Harry trocken. „Du bist einfach unromantisch, Harry“, meinte Tom schulterzuckend. „Dennoch gehörst du mir.“ Seine Augen, die in jungen Jahren braun gewesen waren, leuchteten bei diesen Worten rot auf. Sein besitzergreifendes Wesen war wohl keine neue Erfindung. „Tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich glaube, dein älteres Ich hat bereits Besitzanspruch über mich erhoben“, meinte er sarkastisch. „Was sein ist, ist meins und was meins ist, ist seins“, sagte Tom nur. „Wir sind eins und du gehörst uns.“ Er stand wieder auf und ging auf Harry zu, um ihm über die Wange zu streichen. „Du bist das beste, was wir je bekommen haben.“ Er erwiderte seinen Blick unbeeindruckt, ehe er vorsichtig seine Hand ausstreckte und Toms Wange berührte. „Seltsam“, hauchte er fasziniert und beobachtete, wie seine Finger durch die „Haut“ glitten, ehe sie auf einen Widerstand stießen. „Wie ist das möglich? Wie kannst du vor mir stehen? Was... bist du eigentlich? Eine Erinnerung?“ „Nein“, sagte Tom sanft. „Ich bin ein Horkrux.“ Harry sah ihm verwirrt in die Augen. „Ein was?“ Er hatte noch nie von so etwas gehört. „Ein Horkrux“, wiederholte er. „Ich bin ein Teil meiner Seele, der in das Tagebuch gepflanzt wurde. Dadurch ist es meinem älteren Ich gelungen, den Todesfluch zu überleben, der bei seinem Angriff auf Longbottom auf ihn zurück reflektiert worden ist. Da sich ein anderer Teil seiner Seele hier befand, konnte er nicht sterben. Ich bin der Grund, warum er noch am Leben ist.“ „Das heißt, du hast deine Seele geteilt, um unsterblich zu werden?“ //Wie idiotisch kann man eigentlich sein?// „Nicht direkt“, sagte Tom. „Es war ein Unfall.“ „Ein Unfall? Wir reden hier von deiner Seele, eine der stabilsten Substanzen des menschlichen Körpers. Die wird man kaum einfach so zufällig spalten können.“ „Doch“, entgegnete er ernst. „Durch eine Tat kann es passieren: der Mord einer unschuldigen, reinen Seele.“ „Wenn das stimmt, müssten jede menge Leute Horkurxe haben“, sagte Harry. „Und du müsstest an die... tausend haben.“ „So viele Menschen habe ich auch wieder nicht getötet“, erklärte er gereizt. „Außerdem müssen besondere Umstände gelten.“ Mit einem Mal nahm sein Gesicht einen hilflosen Ausdruck an und er griff nach Harrys Hand. „Ich wollte sie nicht töten“, erklärte er leise. „Ich wollte es wirklich nicht. Ich wusste nicht, dass sie in der Toilette war. Ich wollte doch nur mit dem Basilisken sprechen und dann kam sie plötzlich raus und alles ging so schnell.... Es war schrecklich.“ Er sah ihm fest in die Augen. „So etwas zerstört die Seele, Harry. Ich spürte, wie sie zersplitterte und bevor ich wusste, was geschehen war, hatte ich mich von meinem Körper entfernt und war in meinem Tagebuch.“ „Und dort warst du bis heute drin“, sagte er. „Nein...“, sagte Tom und blinzelte verwirrt. „Erinnerst du dich etwa immer noch nicht?“ „An was?“ „An uns. An Ginny. An die Kammer des Schreckens. Ich hatte dich nicht wiedererkannt, da ich deine Schrift nicht kannte und du dich damals als Harvey Malfoy vorgestellt hattest, aber mir wurde schnell klar, dass du er warst.“ Harry blinzelte verwirrt. „Wovon redest du?“ „Du erinnerst dich wirklich nicht“, sagte er und runzelte die Stirn. „Ich frage mich warum.“ „Wenn du mir nicht sagst, worum es geht, kann ich dir da auch nicht weiterhelfen“, stellte Harry klar. Wovon redete er? Kammer des Schreckens? Er sollte dort Tom getroffen haben? Das war Unsinn. Neville war allein dort hinunter gegangen, er selbst hatte nie ein Fuß dort hinein gesetzt, oder? Oder? „Ich wollte irgendwie aus dem Tagebuch entkommen“, sagte Tom schließlich, während er damit begann, Harrys Gesicht mit seinen Fingern zu liebkosten. Diese wurden immer fester und menschlicher. War das jetzt gut oder schlecht? „Es war langweilig und schrecklich. Ein Gefängnis. Am liebsten würde ich wieder eins mit mir selbst werden, aber das geht nicht so einfach. Deshalb habe ich nach einer neuen Methode gesucht.“ Er lehnte seine Stirn an Harrys und schloss seine Augen. „Allein dafür, dich jetzt so berühren und spüren zu können, hat es sich gelohnt.“ „Und wie hast du es geschafft?“, flüsterte er. „Indem ich die Seelen anderer Menschen gestohlen habe“, sagte er. „Indem sie in mich schreiben und alles mit mir teilen, was sie bewegt, geben sie sich selbst mir hin. Zuerst war es Ginny, aber ihre Seele war zu schwach. Sie hat nicht ausgereicht. Deine Seele wäre da besser gewesen. Sie wäre perfekt gewesen.“ Er atmete zufrieden Harrys Geruch ein. „Aber dir konnte ich nicht weh tun. Dir könnte ich niemals weh tun.“ //Wir unglaublich rührend//, meinte sein Verstand sarkastisch. „Also hast du dir Neville vorgenommen“, sagte Harry leise. „Du hast ihm seine Seele gestohlen.“ „Er hat es verdient“, sagte er und seine Finger vergruben sich besitzergreifend in Harrys Wangen. „Er wollte dich anfassen, dich beschmutzen, dich mir wegnehmen. Jetzt kann er es nicht mehr. Du gehörst mir.“ „Das hatten wir schon, Tom“, meinte Harry und löste sich langsam von ihm, was der andere mehr als widerwillig geschehen ließ. „Weiß dein älteres Ich, was du hier treibst?“ „Natürlich“, sagte er. „Immerhin war es seine Idee, Longbottom zu benutzen.“ „Gut zu wissen“, meinte Harry und griff nach dem Tagebuch und einen Umhang, den er sich überzog. Tom beobachtete das verwirrt. „Wo willst du hin?“ „Zu deinem älteren Ich“, sagte Harry und grinste ihn an. „Er ist mir tausendmal lieber als du, weißt du? Er wäre nämlich niemals auf seine eigenen Manipulationsmethoden hereingefallen. Vielen Dank für die ganzen Informationen übrigens. Er hätte es mir nie erzählt.“ Tom öffnete seinen Mund und schloss ihn wieder, wobei er mehr einem Fisch glich, als einem Menschen. „Du... hast mich manipuliert?!“ „Ja“, sagte er munter. „Aber du musst dich nicht dafür schämen, immerhin hatte ich den besten Lehrer.“ Damit verließ er seine Räumlichkeiten und machte sich auf den Weg zum dunklen Lord. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ An den Wochenenden des letzten Schuljahres hatten sie apparieren gelernt, weshalb es für Harry kein Problem darstellte, zu Toms Haus zu kommen. Der dunkle Lord hatte seine magische Signatur in die Schutzwälle eingewebt, weshalb er jederzeit dort hinein konnte. Es gab nur einen Ort, an den man apparieren durfte und das war die Eingangshalle. Von dort aus meldete ein Überwachungszauber, wenn jemand ankam, wodurch Tom immer informiert war, wer sich in seinem Haus befand. Somit war es nicht überraschend, dass sich sofort am Ende der Treppe, die nach oben führte, eine Tür öffnete, die ihm den Weg zum Herrn des Hauses zeigen würde. Er befand sich in seiner Bibliothek, wo er mit Lucius, Bellatrix und Peter Pettigrew einen Plan schmiedete. Als Harry den Raum betrat, blickten alle auf und die Männer wirkten sofort alle besorgt, während Bellatrix zu strahlen begann. „Harry Potter! Wie schön dich zu sehen“, trällerte sie und winkte ihm fröhlich. Lucius fragte währenddessen: „Ist etwas passiert? Brauchst du Hilfe? Ist etwas mit Draco?“ Harry lächelte beruhigend. „Keine Sorge, mit ihm ist alles in Ordnung.“ Er wandte sich Tom zu, der ihn stirnrunzelnd musterte. „Kann ich mit dir reden?“ „Natürlich“, sagte er leise und schickte mit einem Winken die anderen davon. Bellatrix und Peter gingen widerstandslos, doch Lucius sah Harry noch einmal besorgt an. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ „Ja“, sagte er. „Geh jetzt. Bitte.“ Er nickte und verschwand. Hinter ihm fiel die Tür zu und er war wieder einmal mit dem dunklen Lord allein. „Wirst du mich mit derselben Geschichte abspeisen wie ihn?“, fragte dieser und ging auf Harry zu, wahrscheinlich, um ihn in eine Umarmung zu ziehen, aber er schlug seine Hände weg. Tom hob eine Augenbraue. „Was habe ich jetzt schon wieder angestellt?“ Harry holte das Tagebuch heraus und warf es ihm vor die Füße. „Er hat mir alles erzählt“, erklärte er sachlich. „Die Horkruxe, der Tod des Mädchens, Ginny, Neville...“ Er sah ihn an. „Ich verstehe vieles. Ich verstehe, warum du Dumbledore hasst und warum du Neville töten willst. Ich verstehe, warum du eine radikale Vorgehensweise bevorzugst und warum du Gellert Grindelwalds Traum verwirklichen willst. Aber warum du das getan hast, ist mir ein Rätsel.“ „Harry...“, sagte er leise und streckte wieder eine Hand nach ihm aus doch er wich zurück und sah ihn warnend an. „Dein jüngeres Ich kann noch so sehr darauf beharren, ich glaube nicht daran, dass du deine Seele aus Versehen geteilt haben sollst. Warum also tust du so etwas dummes?“ „Harry...“ „Eine Seele ist etwas wertvolles, Tom, etwas unersetzliches. Du kannst sie doch nicht einfach teilen!“ „Wäre es nicht passiert, würde ich jetzt nicht mehr leben“, entgegnete er leise. „Wäre dir das lieber?“ „Nein, natürlich nicht“, sagte er. Allein der Gedanke, dass dieser Mann vor ihm sterben könnte, bereitete ihm Bauchschmerzen. „Aber es ist trotzdem nicht richtig, Tom. Es schadet dir.“ „Und du machst dir Sorgen um mich“, sagte er und lächelte leicht. Harry schnaubte und verschränkte die Arme. „Eigentlich kann es mir egal sein, du hast Recht. Aber etwas ist mir nicht egal.“ „Und das wäre?“ „Mein guter Freund Neville Longbottom liegt in diesem Moment im Krankenflügel, da ein Großteil seiner Seele verschwunden ist und es ist deine Schuld.“ „Inwiefern?“, fragte Tom und lehnte sich locker an einen Sessel, der hinter ihm stand. „Ich habe ihm nicht gesagt, dass er in dieses Tagebuch schreiben soll, oder? Es ist seine eigene Schuld, wenn er sich einem schwarzmagischen Gegenstand anvertraut.“ „Als ich das noch vor einigen Monaten getan hatte, hast du anders reagiert“, erinnerte Harry ihn kühl. „Das war ja auch etwas anderes.“ „Ich verstehe nicht, warum das anders gewesen sein soll.“ Tom streckte seine Hand aus. „Komm her. Bitte.“ Er zögerte. Es war keine gute Idee, ihm zu nahe zu kommen. In der Regel wurde er unzurechnungsfähig, umso näher er ihm kam. Trotzdem ging er dann zögernd auf ihn zu und ließ sich von ihm in die Arme nehmen. Sofort drückte der Ältere ihm einen Kuss auf den Kopf. „Deswegen ist es etwas anderes“, sagte er sanft. „Weil du wichtig bist und er nicht.“ „Du irrst dich“, sagte Harry leise. „Neville ist wichtig. Du darfst ihn nicht töten.“ „Weil er dein Freund ist?“, fragte er und strich ihm beruhigend durchs Haar. „Wäre es deswegen, würden dir jetzt Bücher und Vasen um die Ohren fliegen, mein Lieber“, sagte er schlicht. „Oh? Und warum geschieht das nicht?“, fragte er interessiert. „Weil ich weiß, dass du ihn hasst und eifersüchtig auf ihn bist und so sehr ich deine Taten verurteile, das Motiv ist äußerst amüsant.“ Er blickte auf und begegnete seinem fragenden Blick. „Du hast viel von deinem jungen Selbst abgelegt. So bist du beherrschter und zeigst nicht so viele Gefühle, aber er hat geplaudert.“ Er schmunzelte leicht und fuhr ihm sachte über die Wange. „Wer hätte gedacht, dass der böse, dunkle Lord auf jemanden wie Neville Longbottom eifersüchtig sein könnte?“ Tom lehnte sich in seine Berührung. „Du scheinst eben die merkwürdigsten Regungen in mir zu wecken, mein kleines, geniales Wunderkind.“ „Ich glaube, ich will gar nicht wissen, welche Regungen du da genau meinst“, meinte er schmunzelnd, ehe er ihn wieder ernst ansah. „Neville Longbottom darf nicht sterben. Unter keinen Umständen. Es hätte fürchterliche Folgen.“ „Wie meinst du das?“, fragte er mit ausdrucksloser Miene, während seine Hand sanft über Harrys Rücken strich. War es normal so ein ernstes Gespräch zu führen, während man Arm in Arm dastand? Irgendwie wagte er es zu bezweifeln, aber es fühlte sich nicht falsch an. Außerdem merkte er, dass ihm Toms Nähe tatsächlich sehr gefehlt hatte. //Ob ich ihm auch gefehlt habe?// Er begann damit, ihm das zu erklären, was er Severus erklärt hatte. Dass Neville ein Schlüssel für den Frieden war, dass alles im Chaos versinken würde, sobald er starb, dass es auch Tom schaden würde... Der andere hörte ihm aufmerksam zu und führte ihn dabei zu dem Sofa, wo Harry bereits seine Ferien verbracht hatte. Dort zog er ihn auf seinen Schoss und hielt ihn fest. Es war ein schönes, beruhigendes Gefühl, woran man sich gefährlich leicht gewöhnen konnte. Es gab Geborgenheit und Sicherheit. Es wirkte richtig. War es richtig? Seufzend schloss er seine Augen und lehnte seinen Kopf an Toms Schulter, sobald er zu Ende gesprochen hatte. Wenn sie so dasaßen, war es leicht zu vergessen, dass im selben Augenblick Neville im Krankenflügel lag und um sein Überleben kämpfte. Dass sich draußen ein Krieg ankündigte. Aber am allermeisten konnte er vergessen, dass diese Gefühle, die er für den Mann hegte, das Verderben aller sein könnte. Er hasste es wirklich, er selbst zu sein. „Ich verstehe deine Argumentation“, sagte Tom schließlich langsam. „Und ich kann ihr folgen, aber ich fürchte, sie kommt zu spät.“ „Was meinst du damit?“ „Der Horkrux hat schon zu viel von Longbottoms Seele in sich aufgezogen. Selbst wenn ich wollte, könnte ich es nicht rückgängig machen. Er ist nicht mehr zu retten.“ Seine Selbstgefälligkeit war eindeutig zu hören. Harry spürte die Wut in sich aufsteigen, schluckte sie aber hinunter. Es würde keinen Sinn haben, mit ihm zu streiten. Wenn er seinen Willen durchsetzen wollte, musste er geschickter vorgehen. „Gibt es wirklich keine Möglichkeit, ihm zu helfen?“, fragte Harry leise. „Wenn man den Horkrux zum Beispiel zerstören würde...“ „Du willst meine Seele zerstören?“, hakte er mit gehobener Braue nach. „Nein, natürlich nicht. Aber wenn Neville irgendwie gerettet werden kann...“ „Bleib heute Nacht bei mir“, sagte Tom plötzlich, was Harry dazu brachte, ihn verdutzt anzusehen. „Was?“ Das war ein wirklich abrupter Themenwechsel. Was sollte das? „Bleib die Nacht bei mir“, wiederholte er sanft und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich habe dich vermisst, ich will dich nicht einfach so wieder gehen lassen.“ „Aber ich habe morgen früh Unterricht“, warf er ein. „Darüber bin ich mir bewusst. Ich will dich auch nicht von dort fern halten. Ich frage dich nur, die Nacht hier zu verbringen und nicht den morgigen Tag.“ Er war nicht überzeugt. „Ich weiß nicht...“ „Ich will nicht mit dir schlafen, Harry. Ich möchte nur, dass du hier bleibst.“ Er strich liebevoll über den Arm des Schülers. „Wer weiß, vielleicht bekomme ich durch deine Anwesenheit noch eine Erleuchtung, wie man Longbottom retten könnte.“ Er verengte die Augen. „Das ist unfair, Tom.“ „Ich weiß, aber ich habe auch nie behauptet, fair zu sein.“ Er vergrub sein Gesicht in Harrys Haar. „Bleib bei mir, nur für eine Nacht.“ Harry dachte darüber nach. Jeder mit Menschenverstand würde es nicht tun. Schon allein, weil Tom es nicht verdient hatte, nachdem er Neville – und auch Ginny – solch schlimme Dinge angetan hatte. Aber aus irgendeinen irrationalen Grund konnte er ihm nicht böse sein. War es das, was die Leute als „Liebe macht blind“ bezeichneten? „Ich hasse dich“, flüsterte er und spürte, wie Tom tatsächlich für den Bruchteil einer Sekunde erstarrte. Deshalb löste er sich etwas von ihm und nahm sein Gesicht zwischen seine Hände, um ihn ansehen zu können. „Wenn ich bei dir bin, höre ich auf, rational zu denken und mache Fehler. Du treibst mich noch in dem Wahnsinn.“ Tom gluckste leise und küsste ihn flüchtig. „Dann weißt du ja, wie es mir geht. Kann ich das jetzt als ein 'ja' interpretieren?“ „Ja“, sagte er lächelnd. „Ich bleibe.“ Doch nur für eine letzte Nacht, bevor das Schicksal seinen Lauf nehmen wollte. ____________________________________________ Soho, das war es schon wieder. Das nächste Mal gibt es ein Kapitel, das in etwa so anspruchsvoll wird wie das „The Catalyst“-Kapitel. Damit ihr euch schon einmal darauf vorbereiten könnt. Liebste Grüße, Ayako Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)