Time Changed Everything von Riafya (HP/LV) ================================================================================ Kapitel 19: Dreaming Of You --------------------------- Hallo, alle zusammen! Ich hoffe, ihr habt die letzten TCE-freien Wochen gut überstanden, aber ich hatte euch ja angekündigt, dass es jetzt immer etwas unregelmäßig werden wird, also möchte ich keine Beschwerden darüber hören. ^.~ Und immerhin gibt es heute, zur Weltpremiere von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1 ein neues Kapitel! Ich bin ja ehrlich gesagt schon gespannt, wie der Film wird... die Trailer sehen ja gut aus, aber andererseits haben sie das immer... Wie auch immer, ich schweife ab. Deshalb gibt es jetzt eine große Ankündigung zu machen: TCE hat eine Beta!!!! ^o^ Robino hat sich dazu bereiterklärt, die FF noch einmal gründlich durchzunehmen und untersucht sie sehr erfolgreich auf Rechtschreib- und Logikfehler. Das heißt, die neuen Kapitel (dieses eingeschlossen) werden ab sofort immer gebetat sein und die vorhergegangen werden noch einmal überarbeitet werden, damit alles schön fehlerfrei ist. Noch einmal ein großes Dankeschön an dich, Rob! *knuddel * Außerdem möchte ich wie immer allen Kommischreibern vom letzten Kapitel danken! *jedem Cookies hinstell* In diesem werden wir noch einmal einen deprimierten Harry sehen, aber ab dem nächsten wird er wieder zu seinem alten Selbst zurückkehren, versprochen. ^^ Doch bis dahin wünsche ich euch erst einmal viel Vergnügen mit diesem Kapitel! Bis bald, eure Ayako P.s.: Meine Muse arbeitet mit Musik. Falls ihr also jemals über etwas stoßen solltet, von dem ihr glaubt, dass es zu TCE passt, scheut euch nicht, es mir mitzuteilen. Ich freue mich immer über Musik. ^o^ _______________________________________________ Dreaming Of You Mitten in der Provence am Ende der großen Lavendelfelder, am Fuße eines Weinberges hatte sich vor vielen Jahren die Familie Black niedergelassen, um dort ihren Weinanbau zu betreiben, der innerhalb weniger Jahre zu einer ihrer wichtigsten Einnahmequellen wurde. Französischer Wein zu englischen Preisen lautete ihre Devise und dieses Schlagwort hatte sich bis heute nicht geändert. Um ihr Geld richtig zu nutzen, hatte die Familie eine Villa erbauen lassen, die von vielen Einheimischen neidisch betrachtet wurde. Sie war eine „Meisterleistung architektonischer Baukunst“, wie die Älteren unter ihnen zu behaupten pflegten und der ideale Ort, um dort seine Ferien zu verbringen oder um vor den Pflichten des Lebens zu flüchten. Momentan hatte sie zwei dauerhafte Bewohner: Regulus Black, der angeblich eine überaus gute Beziehung zu Monsieur de ministre Delacour hatte und dessen Hund Schnuffel, dem nichts besseres einfiel, als unschuldige Spaziergänger, die mehr oder weniger zufällig an der Villa vorbeikamen, zu erschrecken. Doch wenn man davon einmal absah, war der junge Monsieur Black ein vernünftiger, guter Mann, den man ohne weiteres in der Nachbarschaft akzeptieren konnte. Nicht zuletzt, weil er jederzeit bereit war, einem Vorbeikommenden ein Glas des guten Weines anzubieten, den seine Familie nach wie vor produzierte. Das Einzige, was allen spanisch vorkam, war die junge Mademoiselle Poulain, die in dem Haus ein und aus ging, als würde es ihr selbst gehören. Auch heute konnte man sie wieder den Weg entlanggehen sehen. Seltsam, müsste sich nicht eigentlich in der Schule sein? Man erzählte sich zwar, dass sie eine Weile krank gewesen sei, doch inzwischen sah sie alles andere als krank aus. Vielmehr gesund und putzmunter. Was also hatte sie hier zu suchen? Felice seufzte, als sie die Gedanken der Leute hörte, die ihren Weg zur Blackvilla beobachteten. Manchmal hasste sie es, Empathin zu sein, besonders, wenn die Leute nichts besseres zu tun hatten, als über sie zu tratschen. Es war nicht so, als hätte sie es sich ausgesucht, die Schule zu verlassen. Im Gegenteil, sie hätte ein paar weitere Jahre in Beauxbaton genossen, doch es sollte nicht sein. //Ich bin eine Empathin//, dachte sie //und Empathen haben Pflichten, die wichtiger sind, als ihre eigenen Wünsche.// Wenigstens war Regulus bereit, für ihre Bildung zu sorgen. Er war so ein guter Mensch. Was würde sie nur ohne ihn tun? //Vermutlich Harry nerven//, dachte sie kichernd, bevor sich erneut Sorge in ihr ausbreitete. Harrys Briefe waren in letzter Zeit sehr beunruhigend gewesen. Die ganze Angelegenheit hatte ihn offenbar mehr mitgenommen, als sie es erwartet hatte. Doch er würde damit fertig werden. Es war nicht sein Schicksal, an so etwas zu zerbrechen. Langsam ging sie auf den Haupteingang der Villa Black zu und öffnete die Tür. Sofort strömte ihr der angenehme Duft von Büchern und Pergamenten entgegen, sowie der charakteristische Geruch von Räucherstäbchen. Das ganze Haus war erfüllt von einer einladenden Wärme und überall standen Pflanzen, die alles äußerst angenehm erscheinen ließen. Felice liebte diesen Ort. Er war perfekt. Er hatte die nötige Ruhe, die nötige Atmosphäre, den nötigen Standort, um als Empath zu überleben. Bücher, um Wissen zu erlernen, Pflanzen, um Leben zu geben, große Räume, um den Geist wandern zu lassen. Und darüber hinaus die Weite des Meeres, nur ein paar hundert Meter weiter, nicht zu vergessen die Höhe des Berges, an dessen Fuß dieses Gebäude stand. Kein Wunder, dass Regulus hierher gekommen war. Es war die einzige Heimat, die er haben könnte. Die einzige Heimat, die sie haben könnte. „Regulus?“, rief sie, während sie ihren Mantel auszog. Es war Herbst, bald würde der Winter kommen und selbst in Südfrankreich konnte es kalt werden. Und Regulus hatte Recht, auch wenn sie inzwischen wieder gesund war, die nächste Erkältung würde kommen und momentan war es keine gute Idee, es darauf anzulegen. Zwei Monate Bettruhe ließen dich vorsichtig werden. „Regulus?“, rief sie abermals, während sie langsam damit begann, die Räume nach ihm abzusuchen. „Bist du da?“ Offenbar nicht. Sie konnte ihn nirgends finden. Weder mit ihren Augen, noch mit ihrem Geist. Ob er immer noch im Ministerium war? Doch jemand anderes war da und er stürzte sich mit einem lauten Bellen auf sie, sobald sie Regulus' Arbeitszimmer betrat. „Sirius!“, rief sie lachend und begann damit, den Hund, der allgemein als Schnuffel bekannt war, zu streicheln. „Hör auf damit!“ //Warum sollte ich?//, fragte er in seinen Gedanken. //Es ist nun einmal meine einzige Möglichkeit, dir zu zeigen, wie sehr ich dich mag!// „Lass das lieber Regulus nicht hören“, riet sie ihm grinsend. „Er würde dir das Fell abziehen.“ //Ja, er war schon immer so besitzergreifend//, erwiderte Sirius, doch er glitt zurück auf seine vier Pfoten und sah mit braven Hundeaugen zu ihr auf. //Du hast wirklich besseres als ihn verdient, Fel. Such dir irgendeinen jungen, knackigen Junggesellen in deinem Alter und lass ihn links liegen.// „Du bist immer so nett zu deinem Bruder“, bemerkte sie mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme. „Dabei solltest du ihm dankbar sein. Immerhin lässt er dich hier wohnen und gewährt dir Unterschlupf, obwohl er dich genauso gut nach Askaban hätte schicken können. Du weißt, in was für Schwierigkeiten er gerät, wenn sie herausfinden, dass er dich versteckt hat, oder?“ Der Hund gab ein verlorenes Winseln von sich. //Mach mir ruhig ein schlechtes Gewissen. Das könnt ihr Empathen ja am Besten! Immerhin wisst ihr genau, was ihr zu uns sagen müsst, um uns schlecht fühlen zu lassen.// „Und wir sind die Einzigen, die mit dir kommunizieren können“, erinnerte sie ihn. „Sei froh, dass deine Gedanken menschlich sind, ansonsten hättest du niemanden, den du volljammern könntest.“ Denn Empathen waren nur empfänglich für menschliche Gedanken. Tiere waren für sie ebenso stumm wie die Mauern eines Hauses. Deshalb wussten sie stets sofort, wenn sie einen Animagus vor sich hatten. Was praktisch sein konnte, wenn man etwas tat, was besser nicht an die Öffentlichkeit geraten sollte. //Fel?//, fragte Sirius plötzlich mit einer ungewöhnlichen Ernsthaftigkeit. Sie sah ihn an, den schwarzen Hund, den viele mit einem Grimm verwechseln würden. Sie passte gut zu ihm, diese Animagusform. Auch, wenn sie sich hüten würde, ihm das mitzuteilen. //Fel//, wiederholte er abermals, seine Augen frei von jeglichen Emotionen. //Hast du wieder etwas von Harry gehört?// Sofort wurde auch ihr Gesicht völlig ausdruckslos, was für sich Antwort genug war. Dennoch sagte sie: „Nein. Ich habe nichts gehört.“ Was an und für sich kein Grund zur Besorgnis war. Harry hatte im Moment so viel um die Ohren, natürlich konnte er ihr da nicht jeden Tag einen Brief schreiben. Aber warum hatte sie trotzdem das ungute Gefühl, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte? //Er wird sicher bald wieder schreiben//, versuchte Sirius sie zu beruhigen – sie beide zu beruhigen. //Mach dir keine Sorgen.// Sie hoffte, dass er Recht hatte. Sie hoffte es wirklich. Aber manchmal war Hoffen einfach nicht genug. Das Schicksal war süchtig nach Unterhaltung und es gab nichts langweiligeres als ein Happy End. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das Schicksal ist süchtig nach Unterhaltung und es gibt nichts langweiliges als ein Happy End. Ist dies der Grund, warum es zuließ, dass wir uns trafen? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nacht. Eine dunkle Stadt. Das Licht der Straßenlaternen gedämpft, so als hätte ihnen jemand verboten, Licht zu erzeugen, weshalb sie nur heimlich leuchten durften. Regen, der langsam vom Himmel fiel und laut auf die gepflasterte Straße traf. Niemand war zu sehen. Nichts war zu sehen. Es war, als wäre jedes Leben ausgelöscht worden. Harrys Atem ging rasch und unkontrolliert, während seine Füße auf die Pfützen trafen, die überall auf der Straße verteilt waren. Wie kleine Wasserfontänen spritzte das Wasser nach allen Seiten, während er weiterlief, schnell lief, rannte, flüchtete. Oder war am Ende er der Verfolger? Es war eine schreckliche Stadt, unheimlich, unangenehm. Die Einsamkeit und der Tod, die beide von ihr ausgingen, waren schlimmer, als alle Monster dieser Welt, sogar schlimmer noch als der Kadaver, den er sonst in seinen Träumen sah. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass er mit diesen Dingen bereits mehr als genug vertraut war. Menschen wie er, waren immer damit vertraut. Plötzlich, als wäre er durch ein unsichtbares Portal gelaufen, änderte sich die Umgebung und er kam verblüfft zum Stillstand. Nun war er in einem alten, dunklen Gebäude, ebenfalls ohne Licht. Vor ihm erstreckte sich ein langer Korridor. Links reihte sich eine Tür an die Andere, doch sie waren alle fest verschlossen und ließen sich nicht öffnen, so sehr er auch an ihnen zog und rüttelte. Rechts waren Fenster, die einen dunklen Wald zeigten. Der Regen war stärker geworden und es blitzte. Ein Gewitter hatte begonnen. Irgendwo in der Ferne konnte er die traurige Melodie eines Pianos hören. Irgendwo in diesem Haus. Es war ein schrecklicher Klang, ein scheußlicher Klang. So, als wollte ihm jemand damit das Herz herausreißen. Oder riss die Person es sich selbst heraus? Ohne es kontrollieren zu können, begannen seine Beine sich wie von selbst zu bewegen, direkt in die Richtung, aus der der Klang des Instrumentes zu kommen schien. Langsam schritt er durch lange Korridore, vorbei an tausend Portraits, deren Bewohner verschwunden waren, sodass nur noch leere, tote Hintergründe übrig blieben. Er folgte Treppen, die allesamt nach unten führten, bis er schließlich in einem Kreuzgang ankam. Hier draußen war es kalt und ein eisiger Wind schlug ihm den Regen entgegen, der sich wie tausend Nadelspitzen anfühlte, die unbarmherzig in seine Haut drangen. Doch er achtete nicht weiter auf den Schmerz. Seine ganze Aufmerksamkeit lag in dem Garten, der von dem Kreuzgang umschlossen wurde. Efeu rankte an den Säulen entlang, das Gras war hoch, so als hätte sich schon lange niemand mehr um diesen Ort gekümmert. Auch die Büsche, die früher einmal gepflegt und hübsch anzusehen gewesen sein mochten, waren groß und unzähmbar geworden. Blumen fand er keine. Ein kleiner Pfad schlängelte sich durch das Gras, direkt bis zur Mitte durch, wo ein großer, schwarzer Flügel stand. An ihm saß Tom. Er war jünger als Harry ihn kannte und zu tief in sein Spiel vertieft, um ihn zu bemerken. Harry fragte sich unwillkürlich, ob er wirklich Klavierspielen konnte oder ob es nur ein Hirngespinst seiner Fantasie war. Ein neuer Blitz erhellte die Nacht und für einen Moment konnte er die Augen des Pianisten sehen. Sie waren rot, aber nicht auf Grund seiner normalen Farbe. Dieser... Junge hatte geweint. Oder tat er das immer noch? Vorsichtig trat er einen Schritt nach vorne und wollte bereits in den strömenden Regen treten, als eine Stimme neben ihm sagte: „Es ist sinnlos. Er wird dich ohnehin nicht bemerken.“ Es war eine blonde Frau, die ihm als eine Mischung aus Felice und Luna vorkam. Im Grunde hatte er damit Recht. Die beiden waren tatsächlich eng mit ihr verbunden, doch das sollte er erst zu einem späteren Zeitpunkt herausfinden. Ihr Körper war in ein weißes, luftiges Kleid eingehüllt und ihre Augen waren erfüllt von einer tiefen Trauer und Weisheit, die kein Mensch begreifen konnte. Sie stand nur ein paar Schritte von Harry entfernt und erwiderte seinen Blick schweigend. „Wer bist du?“ Die Andeutung eines Lächelns erschien auf ihrem Gesicht, das so alt und gleichzeitig so jung erschien. „Für die Welt: Alles was war, ist und sein wird“, erklärte sie. „Aber du darfst mich Mira nennen.“ Harry nickte, als würde er verstehen – vielleicht tat er das tatsächlich – ehe er sich wieder zu Tom umwandte der inzwischen seine Augen geschlossen hatte und mit einem Lächeln weiterspielte. Was war das hier? Ein einfacher Traum? Dafür war es zu real. Also was dann? Die Vergangenheit? Und warum saß er mitten im Regen? Warum spielte er dieses schreckliche Lied, bei dem Harry das Herz zersprang? Wo waren sie? Fragen über Fragen. Am Ende war es wahrscheinlich wirklich nur ein Traum. „Das ist Tom Riddle“, sagte Mira plötzlich, „wie er war, bevor er zu Lord Voldemort wurde. Ein guter, vielversprechender Junge. Hübsch, charmant, mit einer großen Zukunft und die hat er bekommen, oh, das hat er in der Tat. Doch leider hat er die Kraft des Tötens erlangt. Zu schade. Ihr beide hättet so großartig werden können... doch dem Schicksal war wohl wieder einmal langweilig.“ Harry sah sie stirnrunzelnd an. „Was meinst du damit?“ „Töten ist böse, Harry“, verkündete sie sanft. „Egal, zu welchem Zweck, es ist immer böse. Niemand hat das Recht, etwas aus dem Leben zu reißen, das durch höheren Willen dorthin gesetzt worden ist. Tom hat es bereits einmal gelernt, als er Neville töten wollte. Er wird es wieder lernen, sobald er selbst zum Opfer seines Übermuts geworden ist.“ „Aber was ist, wenn der Mord einem höheren Zweck dient?“, fragte Harry, der aus irgendeinem Grund das Gefühl hatte, Tom verteidigen zu müssen. „Was, wenn man damit Menschen retten kann?“ Sie lächelte. „Würdest du mit dem Wissen leben wollen, dass wegen dir ein Mensch getötet wurde?“ Plötzlich hörte Tom auf zu spielen und eine unheimliche Stille legte sich über den Kreuzgang. Selbst der Regen schien mit einem Mal aufgehört zu haben. Harry blinzelte und stand plötzlich mitten in der Dunkelheit. Offenbar war es Zeit, aufzuwachen. Doch eines gab Mira ihm noch mit auf den Weg, bevor er ging: „Glaubst du allen Ernstes, dass es so etwas wie einen höheren Zweck wirklich gibt?“ Im nächsten Moment sah er Severus' besorgtes Gesicht, das einen erleichterten Ausdruck annahm, sobald er erkannte, dass er wach war. Als er seinen Kopf etwas drehte, konnte er erkennen, dass er offensichtlich im Krankenflügel von Hogwarts lag. Hinter Severus standen Dumbledore, Remus und seine Eltern – seine richtigen Eltern, Lily und James – und auch sie schienen erleichtert zu sein. Okay...? „Harry“, flüsterte Severus. „Kannst du mich hören?“ Ja, das konnte er. Die Stimme des Älteren hallte in seinem Kopf wider, als säße er neben den Turbinen eines Flugzeuges. Überhaupt schien ihm alles weh zu tun. Sein Kopf, seine Arme, seine Beine, sein Bauch... und ihm war seltsam kalt. Woran mochte das nur liegen? Er sah den Zaubertrankmeister fragend an, der sofort verstand: „Du bist an dem Tag nach Halloween nicht aufgewacht. Ich habe alles mögliche versucht, aber du hast nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Hättest du nicht vor Fieber geglüht, hätte ich geglaubt, du wärst tot. Seitdem sind drei Tage vergangen. Du warst zwar zwischendurch immer wieder wach, aber dein Geist schien abwesend zu sein. Wir haben dich nach Hogwarts gebracht, da das St. Mungos derzeit überfüllt ist und wir glaubten, dass es besser wäre, wenn du in einer gewohnten Umgebung aufwachen würdest.“ Okay, das erklärte seinen Aufenthaltsort und die Erwachsenen, die sich inzwischen um sein Bett aufgebaut hatten. Aber warum lag er hier? „Nervenzusammenbruch“, erklärte ihm Severus sofort hilfsbereit. Manchmal war Legilimentik doch nicht so unpraktisch. „Nach allem, was du in den letzten Tagen erfahren hast und durchmachen musstest, war es nur eine Frage der Zeit. Es wundert mich ehrlich gesagt, dass du nicht schon eher zusammengebrochen bist.“ Wie nett. Harry funkelte ihn an. Selbst, wenn es stimmte, er musste es nicht so deutlich ausdrücken. Doch anstatt reuevoll zu wirken, wie es sich gehörte, erschien die Andeutung eines Lächelns auf Severus' Gesicht. „Es ist gut, dich so zu sehen. Das bedeutet, du hast das schlimmste überstanden.“ „Bist du dir sicher, Sev?“, fragte Lily und trat neben ihn. „Er hat immer noch kein Wort gesagt.“ „Ich würde auch kein Wort sagen, wenn die Personen anwesend wären, die ich momentan am Wenigsten bräuchte“, knurrte Remus. „Habt ihr nicht genug angerichtet? Könnt ihr Harry nicht einmal jetzt in Frieden lassen, wo er sich erholen sollte?“ Die Rothaarige wirbelte herum und Harry wusste, dass ihre Augen so tödlich wirken mussten, wie ein Avada Kedavra. „Er ist mein Sohn“, zischte sie. „Ich bin seine Mutter. Wenn er jemanden braucht, dann mich!“ „Du bist der Grund, warum er krank ist!“, konterte Remus. „Wegen dir liegt er dort! Wenn er also überhaupt etwas von dir braucht, dann, dass du verschwindest.“ Harry blinzelte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er momentan niemanden von ihnen brauchte. Ihre Stimmen taten ganz schön weh. War es normal, bei einem Nervenzusammenbruch Fieber und Kopfschmerzen zu haben? Andererseits war er immer noch ein Zauberer. Also spielten wahrscheinlich nicht nur seine Nerven, sondern auch seine Magie verrückt. In diesem Augenblick kam Madam Pomfrey angewuselt und warf dem Werwolf und seiner Mutter einen bösen Blick zu. „Seien sie gefälligst leiser! Der arme Junge muss mittlerweile schon ohne Ihrem Geschrei schreckliche Kopfschmerzen haben.“ Vorsichtig stellte sie sich neben Harrys Bett und legte eine Hand auf seine Stirn. „Ah, schon besser“, sagte sie nickend. „Dein Fieber ist gesunken und deine Kopfschmerzen werden auch bald verschwunden sein. Ein paar Tage Bettruhe, etwas Entspannung und dann wirst du nächste Woche wieder mit allen anderen am Unterricht teilnehmen. Severus, ich werde noch ein paar Tränke brauchen...“ „Natürlich“, erwiderte der Zaubertrankmeister. „Ich werde mich sofort darum kümmern.“ „Tu das“, sagte sie abwesend, während sie Harry half, sich aufzusetzen und ihm einen widerlich schmeckenden Trank einflößte. Danach stellte sie die Kissen so auf, dass er aufrecht sitzen konnte und sah ihn prüfend an. „Ist dir kalt? Gut, ich werde dir gleich ein paar Wärmflaschen bringen. Sie sind immer besser, als jeder Wärmezauber der Welt.“ Mit einem eisigen Blick wandte sie sich Dumbledore zu, der wie James das Geschehen bisher schweigend observiert hatte und sich wahrscheinlich seinen Teil dachte. „Albus, du magst Leiter dieser Schule sein, doch ich würde dich bitten, zu gehen. Wir beide wissen, dass es für dich keinen Grund gibt, dich weiter mit ihm zu beschäftigen und es ist auch für Harry besser, wenn er sich nur auf seine Familie und Paten konzentrieren muss, denkst du nicht auch?“ „Natürlich, Poppy“, entgegnete er sanft, den Blick auf Harry gerichtet. Der Schüler kannte diesen nur zu gut. Er hatte ihn seit seinem ersten Tag in Hogwarts ertragen müssen. „Gute Besserung, Harry.“ Gemeinsam mit Severus verließ er den Krankenflügel und auch Madam Pomfrey verschwand wieder in ihrem Zimmer, weshalb nur seine Eltern und Remus zurückblieben. Harry wünschte sich, einer der anderen wäre geblieben. Er hatte keine Ahnung, wie er mit einem wütenden Werwolf und zwei sturen Streithälsen in diesem Zustand fertig werden sollte. Glücklicherweise hatten sie sich dazu entschieden, nun zu schweigen, weshalb er die Zeit dazu nutze, seine Eltern genauer zu betrachten. James sah ihm ähnlich – oder sah er James ähnlich? – dunkles Haar, wenn auch unordentlicher als sein eigenes, leuchtende Augen, wenn auch die falsche Farbe, charakteristische Pottergesichtszüge – wie Severus sie zu nennen pflegte. Er war groß, größer als Harry jemals sein würde und wirkte wie ein sympathischer, fröhlicher Mensch, der ohne große Mühe Freundschaften schließen konnte. Er wäre ein großartiger Vater gewesen. Lily hatte sich auf Harrys Bettkante gesetzt und betrachtete ihn besorgt. Sie sah anders aus, als Laura Evans. Ihre Augen waren immer noch grün, aber um einiges heller als ihre eigenen. Auch ihr Haar hatte einen helleren Rotton angenommen und in ihren Gesichtszügen konnte er ein paar der seinen wiedererkennen. Sie war relativ klein für ihr Alter, wahrscheinlich genauso klein wie er selbst, doch irgendetwas sagte ihm, dass ihr Temperament das wieder wegmachen würde. Sie war eine großartige Mutter gewesen. Doch die Betonung lag bedauerlicherweise auf dem „war“. Er bezweifelte, dass er die beiden je wieder völlig als seine Eltern sehen würde. Um ehrlich zu sein bezweifelte er, überhaupt je wieder jemanden als seine Eltern sehen zu können. „Harry“, sagte Lily sanft und streckte ihre Hand aus, um ihm durchs Haar zu fahren, doch er wandte den Kopf ab und sie war intelligent genug, um zu begreifen, was er damit ausdrücken wollte. Mit einem schmerzerfüllten Gesichtsausdruck zog sie die Hand zurück und sah schuldbewusst zu Boden. „Es tut mir Leid“, flüsterte sie schließlich. „Wir waren furchtbare Eltern. Ich kann verstehen, dass du nichts mehr mit uns zu tun haben willst, aber... du musst verstehen, dass wir dich nicht einfach aufgeben können. Nicht jetzt, wo wir dich gerade erst wiedergefunden haben.“ Remus schnaubte, sagte aber nichts. Auch James schwieg weiterhin. Harry hätte zu gerne gewusst, was in seinem Kopf vor sich ging. Doch ehe er weiter darüber nachdenken musste, wurde die Tür zum Krankenflügel aufgerissen. Neugierig drehte er sich um und blinzelte mehrmals, um zu begreifen, wer dort stand. Die erste Person, die auch sofort auf ihn zu gerannt kam, war Narcissa. Ohne weiter auf Lily zu achten, ließ sie sich an seiner Seite nieder und legte beunruhigt ihre Hand auf seine Stirn. Bei ihr ließ er es zu. Sie litt unter der ganzen Sache genauso sehr, wie er selbst. „Oh, Harry“, flüsterte sie heiser. „Was machst du nur?“ Harry schenkte ihr ein schwaches Lächeln und wusste sofort, dass er Lily damit das Herz brach. Nun, sie war selbst Schuld. Nun traten auch die beiden anderen Personen, die sie begleitet hatten, an sein Bett. Der eine war ein ausdrucksloser Draco, der innerlich wahrscheinlich gerade tausend Tode starb, aus Angst, dass Harry ihn zurückweisen könnte. Auch wenn sein Bruder stets hart und stolz tat, in Wahrheit hatte er einen weichen Kern, den man leicht zerbrechen konnte, wenn man nur wusste, wie. Allerdings waren er und Narcissa Menschen, die er erwartet hatte. Doch der dritte im Bunde war eine Überraschung. Harry hätte nicht geglaubt, dass er wirklich den Mut haben würde, ihn so schnell wieder aufzusuchen oder dass Narcissa es zuließ, dass er kam, aber offensichtlich hatte er Lucius Malfoy unterschätzt. Wie immer war es ihm unmöglich, einzuschätzen, was in dem Mann vor sich ging. Es wäre auch verwunderlich gewesen. Ein Malfoy zeigte in der Öffentlichkeit keine Gefühle. So war es schon immer gewesen und wenn es nach der Familie ging, würde es auch immer so sein. Vielleicht passte er wirklich nicht in diese Familie. „Was machst du denn hier?“, durchbrach plötzlich Remus' Stimme die eingekehrte Stille und er funkelte Lucius an. „Reicht es nicht, dass Lily und James Harry das Leben schwer machen? Musst du es auch noch tun?“ Narcissa drehte sich erschrocken zu dem Werwolf um, während Draco eilig an die nächste Wand flüchtete, um nicht in den anbahnenden Streit hineingezogen zu werden. Harry konnte es ihm nicht verdenken. Er selbst hätte auch keine große Lust, zwischen die beiden zu geraten. Doch Lucius dachte nicht einmal daran, auf ihn einzugehen. Stattdessen richtete er seine kalten Augen auf Harry und betrachtete ihn schweigend. Der Junge erwiderte seinen Blick mit hochgezogenen Brauen. //Was?// Natürlich antwortete er ihm nicht. Es schien ihm mehr Spaß zu machen, ihn mit seiner bloßen Anwesenheit zu reizen. Langsam begann er zu verstehen, warum einige Leute Spaß daran fanden, Menschen zu foltern. Er wollte Lucius nicht sehen. Er wollte, dass er verschwand. Er wollte, dass er verlassen in einer verrotteten Hütte saß und fühlte, wie es war, von allen verraten und verachtete zu werden. Gefühlt hatte er es höchst wahrscheinlich zu genüge in den letzten Tagen. Allerdings hatte ihm sicher Abraxas Unterschlupf gewährt. Immerhin waren sie Vater und Sohn. In einer solchen Beziehung half man einander, stand zueinander, liebte man einander, komme was wolle. Er könnte kotzen. //Doch du bist nie sein Sohn gewesen. Vergiss das nicht.// Was machte dieser Mistkerl eigentlich hier? Warum hatte Narcissa zugelassen, dass er mitkam? Hatten sie sich am Ende bereits wieder versöhnt? Würde Narcissa ihn wirklich so verraten? //Ist das wirklich Verrat? Hat sie nicht eher Lucius verraten, indem sie zu dir hielt, dem Eindringling in ihrer kleinen, heilen Welt?// Wie er sich wünschte, dass dieser Kerl einfach verschwinden möge. Sie sollten alle verschwinden. Die einzigen Personen, die er zur Zeit sehen wollte, waren Severus, Felice, Neville und – auch wenn er es am liebsten nicht wahrhaben wollte – der dunkle Lord. Aber keiner von ihnen war hier. Stattdessen musste er sich mit seiner Familie herumschlagen. Was hatte er sich eigentlich gedacht, als er sich früher gewünscht hatte, Lily und James mögen wiederkommen? Er war ein Idiot gewesen. //Nein, du warst ein Kind. Ein einsames, verlorenes Kind, das sich nichts anderes gewünscht hatte, als von irgendjemanden geliebt zu werden. Daran ist nichts falsches. Jeder hätte das getan. Selbst Tom.// Moment. Seit wann war aus dem dunklen Lord eigentlich Tom geworden? „Was ist?“, fragte Remus Lucius und brachte Harry damit in die Gegenwart zurück. „Hat es dir die Sprache verschlagen? Hast du nichts zu deiner Verteidigung zu sagen? Du solltest dich schämen!“ Seine Stimme wurde lauter, was Harry erneute Kopfschmerzen verursachte. Konnte ihn nicht irgendjemand zur Ruhe bringen? Überraschenderweise war es Lucius, der sein stummes Flehen erhörte. „Sei etwas leiser, Lupin. Deine Stimme muss für ihn momentan so laut sein, wie ein Knallbonbon.“ Dies brachte ihn sofort zum Schweigen und er drehte sich schuldbewusst zu Harry um. Plötzlich packte James den Arm des Werwolfes und warf seiner Frau einen strengen Blick zu. „Ich denke, wir sollten gehen.“ „Aber...“, sagten beide wie aus einem Mund, doch James ließ sich nicht beirren. „Wir kommen später wieder, Harry“, erklärte er seinem Sohn sanft. „Wenn du willst.“ Wollte er? Trotzdem nickte er. Es war Lucius, der seinen Hass verdiente. Nicht seine Eltern. Sie hatten es zumindest gut gemeint. Glaubte er. Und Remus wollte ihn nur beschützen. So, wie ihn viele beschützen wollten. Doch wovor? Und wofür? Es gab so vieles, was er nicht wusste. Narcissa blieb auf seinem Bett sitzen und betrachtete ihn besorgt, während Draco vorsichtig an seine andere Seite trat und Lucius blieb, wo er war. Sein Bruder brach schließlich das Schweigen: „Wie war das Zusammenleben mit Onkel Severus? Ich hätte nie gedacht, dass ihr beide miteinander auskommen könnt, ohne euch gegenseitig in Stücke zu reißen.“ Harry starrte ihn einfach nur an. Er hatte nicht das Bedürfnis zu sprechen. Er bezweifelte, dass er es je wieder tun wollte. Draco seufzte nur und sah traurig zu Boden, während Narcissa ihm sanft durchs Haar fuhr. „Wir lieben dich, Harry“, sagte sie sanft. „Du bist ein Teil unserer Familie. Du bist immer bei uns willkommen. Bitte, vergiss das niemals.“ Er schwieg weiterhin. Hatte den Blick ausdruckslos auf sie gerichtet. Seufzend zog sie ihre Hand zurück und stand auf. „Verzeih mir, Harry“, sagte sie sanft. „Auch ich bin eine schwache Frau.“ Sie meinte Lucius, das wusste er, er konnte es in ihren Augen sehen. „Komm zu uns, wenn du dazu bereit bist. Wir werden warten.“ Ihr „Gute Besserung“ hörte er schon gar nicht mehr. Genauso wenig die Tür, die hinter ihnen zufiel. Endlich hatte er die Bestätigung auf alles bekommen, was er im Grunde schon gewusst hatte, als er Remus auf der Quidditchweltmeisterschaft getroffen hatte: Dieser Teil seines Lebens war ein für alle Mal vorbei. Erschöpft schloss er die Augen und begann leise zu weinen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lieber Harry, Neville, Neville Longbottom, der Auserwählte, der, der mich nicht im Geringsten leiden kann, hat mir geschrieben, dass du nicht mehr sprichst?! Wenn er sich sogar an mich wendet, muss es schlimm sein. Ist es wegen deinen Eltern? Wegen Lucius? Oder steckt mehr dahinter? Soll ich zu dir kommen? Ich weiß, du hasst mich jetzt wahrscheinlich dafür, diese Worte lesen zu müssen, aber: Ich mache mir Sorgen um dich. Wir alle machen uns Sorgen. Außerdem, denkst du nicht, dass es etwas übertrieben ist? Du wurdest verraten, ja. Man hat dir weh getan, okay. Aber du hast es gewusst, oder? Du hast es all die Jahre gewusst. Du hast dich also selbst dazu entschlossen, in dieser Lüge zu leben. Also hör auf, in Selbstmitleid zu versinken und so zu tun, als wäre jemand gestorben! Das passt einfach nicht zu dir. Und wehe, wenn du diesen Brief unbeantwortet lässt. Dann komme ich nämlich wirklich zu dir, hörst du? In Liebe, Felice. ______________________________________________ Monsieur de ministre – Herr Minister Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)